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Messung der Kortikalis an der Fac. flexoria des Strahlbeins

4 Ergebnisse

4.4 Vergleich der kernspintomographischen und histologischen Beurteilung

4.5.4 Messung der Kortikalis an der Fac. flexoria des Strahlbeins

An den Messlokalisation 1 und 2 lag eine gute Übereinstimmung zwischen histologischer und kernspintomographischer Messung der Kortikalis vor (p = 0,2040 bzw. p = 0,4111).

Anders jedoch an Messlokalisation 3: obwohl hier subjektiv eine gute Abgrenzbarkeit von Knorpel, Kortikalis und Spongiosa gegeben war, lag ein hochsignifikanter Unterschied zwischen histologischer und MRT-Messung vor (p < 0,0001).

An der Hilfsgelenkfläche zum Hufbein stellte sich die Kortikalis im MRT etwas dicker dar als in der Histologie, die Abweichung war schwach signifikant (p = 0,0230).

4.5.4 M

ESSUNG DER

K

ORTIKALIS AN DER

F

AC

.

FLEXORIA DES

S

TRAHLBEINS

Im kernspintomographischen Schnitt stellte sich die Kortikalis der Facies flexoria dicker dar als in der Histologie. Statistisch gesehen war die Kortikalis an den Messlokalisationen 6 und 7 der Histologie hochsignifikant dünner (p<0,0001), an Messpunkt 5 signifikant dünner als im MRT-Bild (p=0,0232). Ein Vergleich zwischen den Messverfahren ist in Abb. 43 abgebildet.

Abbildung 42: MRT-Messung des Faserknorpels an Messlokalisation 6

Der Faserknorpel erscheint in der fettunterdrückten SPAIR Wichtung signifikant dicker als in PD- und T1-Wichtung.

Abbildung 43: Messung der Kortikalis an Messlokalisation 6. Der Knochen erscheint im MRT (PDW und T1) signifikant dicker als in der Histologie (Hist).

Tabelle 11: Ergebnis der Messungen von Knorpel und Kortikalis am Strahlbein

ML Histologie MRT Statistik

min max mw S min Max mw s p-Wert

ML= Messlokalisation, Tidemark= Messung des Knorpels bis zur Tidemark, min=minimaler Messwert, max=maximaler Messwert, s=Standartabweichung, h.s.= hoch signifikant, s.s.=

schwach signifikant, n.s.= nicht signifikant

Bei den Messergebnissen gab es große individuelle Unterschiede zwischen den Pferden. Diese fielen sowohl bei der Messung des Knorpels als auch bei der Messung der Kortikalis an der Facies articularis und Facies flexoria auf. Dabei hatten die Pferde, welche am Strahlbein eine dicke Kortikalis aufwiesen, tendenziell auch einen dickeren Knorpel.

Zusammenfassend lässt sich sagen:

1. Die Unterschiede zwischen beiden Messverfahren liegen in der Größenordnung von unter einem Millimeter.

2. Die Dicke des Gelenkknorpels an der Facies articularis wird im MRT-Bild unterschätzt.

3. Die Dicke der Kortikalis an der Facies articularis im MRT-Bild weist eine gute Übereinstimmung mit der histologischen Messung auf.

4. Die Dicke der Kortikalis an der Facies flexoria wird im MRT-Bild überschätzt. Die Kortikalis erscheint hier dicker als sie im histologischen Schnitt ist.

5. Der Faserknorpel wird im proximalen Bereich des Strahlbeins im MRT unterschätzt, im zentralen Bereich des Strahlbeins jedoch überschätzt. Nur im distalen Bereich besteht kein signifikanter Unterschied zwischen histologischer und kernspintomographischer Messung.

5 D ISKUSSION

Erkrankungen des Strahlbeins sind eine häufige Ursache für Lahmheiten des Pferdes. Neben der klinischen und röntgenologischen Untersuchung wird vermehrt die Kernspintomographie zur Diagnostik dieser Erkrankungen eingesetzt.

Durch die komplexe Bildentstehung und die zahlreichen unterschiedlichen Untersuchungssequenzen ist die Kernspintomographie anfällig für Artefakte und Fehlinterpretationen. Diese sollten in der vorliegenden Studie durch eine histologische Untersuchung ausgeschlossen werden.

Bisherige Vergleichsstudien zwischen MRT und Histopathologie erfolgten in der Pferdemedizin bei Magnetstärken deutlich unter 3 Tesla (0,27 Tesla bzw. 1,5 Tesla), und wiesen nicht immer eine gute Übereinstimmung zwischen beiden Untersuchungsmethoden auf.

Neben der Magnetstärke könnten noch andere Parameter zu einer mangelnden Übereinstimmung zwischen MRT und Histologie beigetragen haben. Die meisten Studien wurden an frischen oder gekühlten Präparaten durchgeführt; die postmortalen thermischen Veränderungen beeinflussen sowohl die Relaxationszeiten (BABA et al. 1994, FAGAN et al. 2008, PETRÉN-MALLMIN et al. 1993) als auch den Kontrast und das Signal-zu-Rausch-Verhältnis (RHODES et al. 2007, BOLEN et al.

2010a) sowie die zelluläre Beschaffenheit von Geweben (MADEA et al. 2001).

Dieser Einfluss scheint an der Pferdezehe jedoch recht gering zu sein, da innerhalb eines 14-tägigen Kühlungsintervalls (4° C) nur geringgradige Signalveränderungen verzeichnet wurden (BOLEN et al. 2010a).

Begrenzt wurde die Aussagekraft bisheriger Kontrolluntersuchungen von MRT-Befunden auch dadurch, dass sie nur an einzelnen, ausgewählten Lokalisationen vorgenommen wurden und möglicherweise pathologische Befunde in anderen Strahlbeinanteilen unentdeckt blieben (BLUNDEN et al. 2006, MURRAY et al. 2006b, DYSON et al. 2012).

Um Einflüsse dieser Art auf das Ergebnis der Untersuchung zu minimieren, wurde die kernspintomographische Untersuchung am lebenden, anästhesierten Tier durchgeführt und eine umfassende histologische Untersuchung des Strahlbeins vorgenommen.

Da sich die Bildqualität in der Kernspintomographie mit zunehmender Magnetstärke verbessert, lässt die Untersuchung bei 3 Tesla eine bessere Darstellung und Beurteilbarkeit der anatomischen Strukturen und folglich auch eine bessere Übereinstimmung mit der Histologie erwarten. Diese Hypothese konnte für die Untersuchung des Strahlbeins und seiner Umgebung bestätigt werden.

Es gelang eine detaillierte Darstellung des Strahlbeins sowie der angrenzenden Strukturen. Die unterschiedlichen Gewebe: Knorpel, kompakter Knochen, spongiöser Knochen und Bänder ließen sich grundsätzlich gut voneinander und von den benachbarten synovialen Einrichtungen abgrenzen. Nur an einzelnen Lokalisationen und in einzelnen Schnittebenen war keine gute Abgrenzbarkeit der Gewebsstrukturen untereinander gegeben. Diese Fälle werden noch genauer erläutert.

Die Übereinstimmung zwischen kernspintomographischer und histologischer Beurteilung war gut: Strahlbeine, welche kernspintomographisch unauffällig erschienen, wiesen größtenteils auch bei der histologischen Untersuchung keine, oder nur geringgradige Veränderungen auf. Lediglich im Bereich des Faserknorpels wurden regelmäßig Veränderungen festgestellt. Die Strahlbeine der Pferde, welche eine Lahmheit und auffällige Signalveränderungen im MRT aufwiesen, besaßen deutliche histopathologische Befunde.

Bisher existiert keine detaillierte Beschreibung des hyalinen Knorpels an der Facies articularis des Strahlbeins im MRT, da dieser Bereich bei 1,5 Tesla nicht zufriedenstellend abgebildet werden konnte (MURRAY et al. 2006b). Grundsätzlich ließ sich der Gelenkknorpel bei 3 Tesla gut gegen die signalintensive Synovia des Hufgelenks und die signalarme Kortikalis des Strahlbeins abgrenzen. Eine Ausnahme bildete hier der weit proximal gelegene Anteil des Gelenkknorpels im

Sagittalschnitt, der teilweise von so niedriger Signalintensität war, dass er sich nur schlecht von der Kortikalis des Knochens abgrenzen ließ. Insgesamt zeigte der Gelenkknorpel kein homogenes intermediäres Signal, wie es gewebetypisch wäre, sondern eine charakteristische Signalverteilung (s. Abb. 11). Diese Signalverteilung ist möglicherweise auf das Chemical-Shift-Artefakt zurückzuführen.

Ein weiteres Artefakt (Partialvolumeneffekt) führte bei allen Strahlbeinen in einigen Sagittalschnitten zu einer unscharfen Abbildung des Knorpels an der Facies articularis. Der Knorpel war über eine Länge von 3-9 mm schlecht gegen die Synovia des Hufgelenks und den kortikalen Knochen abzugrenzen. Die Anfälligkeit der Facies articularis für Artefakte wird durch die Krümmung des Knochens, die direkte Nähe zu Kronbein und Hufgelenk sowie die sehr geringe Gewebsdicke (ca. 1mm) in diesen Bereichen erklärt (MC ROBBIE et al. 2003, WERPY et al. 2006, SCHRAMME et al.

2009, DYSON und MURRAY 2011). Der entscheidende Einfluss scheint dabei die Krümmung des Knochens zu sein, da die Gelenkflächen eher kubisch geformter Knochen (Karpus, Tarsus) deutlich weniger anfällig für Partialvolumeneffekte sind (WERPY et al. 2007).

Auch in der vorliegenden Studie hatte die subjektiv wahrgenommene Krümmung des Strahlbeins einen Einfluss auf die Abgrenzbarkeit der Facies articularis zur Gelenkflüssigkeit. Je größer die Krümmung der Gelenkfläche und je mehr der Anschnittswinkel des Knorpels von 90° abwich, desto eher kam es zu einer eingeschränkten Abgrenzbarkeit. Dies kann von klinischer Bedeutung sein, wenn Knorpeldefekte, die nicht mit subchondralen Defekten einhergehen, vom Artefakt verschleiert werden (MURRAY et al. 2006a).

Es bleibt festzuhalten, dass auch bei der Hochfeld-Untersuchung mit 3 Tesla Artefakte am Strahlbein auftreten und diese bei der Interpretation der MRT-Aufnahmen berücksichtigt werden müssen.

Der Gelenkknorpel des Strahlbeins wies histologisch nur bei vier Strahlbeinen ohne Lahmheit (20 % der lahmfreien Gruppe 1) und bei 3 Strahlbeinen mit Lahmheit (75 % der Gruppe 2) jeweils geringgradige Knorpelerosionen an der Facies articularis auf.

Dagegen konnten BLUNDEN et al. (2006) bei ca. 65-75 % der untersuchten Pferde mit und ohne Lahmheit Knorpelläsionen feststellen. Möglicherweise sind diese unterschiedlichen Ergebnisse darin begründet, dass in der vorliegenden Studie überdurchschnittlich viele junge Pferde (≤7 Jahre) untersucht wurden.

Die Übereinstimmung zwischen der Kernspintomographie bei 1,5 Tesla und der histologischen Untersuchung im Bereich der Facies articularis wird in der Literatur als mangelhaft angegeben. Mittelgradige bis hochgradige Defekte des hyalinen Knorpels wurden dabei lediglich mit einer Sensitivität von 30 % und einer Spezifität von 63 % nachgewiesen (MURRAY et al. 2006b). Die Untersuchung mit 3 Tesla ergab durch das höhere Auflösungsvermögen des Tomographen und die geringere Schnittdicke eine deutlich bessere Übereinstimmung: geringgradige Defekte des hyalinen Knorpels wurden mit einer Sensitivität von 60 % und einer Spezifität von ca. 93 % festgestellt. Mittel- oder hochgradige Defekte lagen nicht vor.

An der Kortikalis der Facies articularis wurden bei zwei Strahlbeinen geringgradige kernspintomographische Signalveränderungen festgestellt, ohne dass histologische Veränderungen vorlagen. Eine Erklärung für diese falsch positiven Befunde ist die Tatsache, dass bei der MRT-Beurteilung ein unregelmäßiger Übergang zwischen Kortikalis und Spongiosa als geringgradige Signalabweichung galt, dieser aber nicht zwangsläufig mit Gewebsveränderungen im pathohistologischen Sinne einherging.

Tatsächlich gelten ein unregelmäßiger Übergang vom kortikalen zum spongiösen Knochen und ein signifikant verdickter Knochenmantel als häufig auftretende pathologische Veränderungen am Strahlbein (MURRAY et al. 2006a). Zwei der untersuchten lahmfreien Pferde wiesen am gesamten Strahlbein eine deutlich dickere Kortikalis auf als die anderen Tiere; eines davon hatte außerdem beidseits ein Knochenfragment am Margo distalis. Bei dem anderen Pferd lag beidseits ein unregelmäßiger Übergang vom kortikalen zum spongiösen Knochen vor.

Am subchondralen Knochen der Facies flexoria konnten bei den lahmfreien Pferden nur selten histopathologische Veränderungen nachgewiesen werden. Bei den Pferden mit Lahmheit dagegen lagen deutliche histopathologische Befunde vor. Die

Übereinstimmung zwischen kernspintomographischer und histologischer Beurteilung der lahmfreien Pferde lag bei 95 % (Sensitivität 100 %, Spezifität ca. 94 %). Dies ist eine noch bessere Übereinstimmung für den Bereich des palmaren Strahlbeins, als sie bei 1,5 Tesla festgestellt wurde, hier betrug die Sensitivität der MRT für mittel- bis hochgradige Veränderungen 84 % und die Spezifität 65 % (MURRAY et al. 2006b).

Die verbesserte Sensitivität und Spezifität der 3-Tesla-Tomographie gegenüber der Untersuchung bei 1,5 Tesla kann durch das höhere Auflösungsvermögen, den höheren Bildkontrast und die geringere Dicke der Schnittbilder erklärt werden. Diese verringern das Partialvolumenartefakt an der Facies flexoria und ermöglichen eine bessere Abgrenzung von Strahlbeinknochen, Bursa podotrochlearis und tiefer Beugesehne.

Bei zwei Pferden mit Lahmheit und einem Pferd ohne Lahmheit wurde die Kortikalis der Facies flexoria im MRT etwas schlechter beurteilt als in der Histologie. Dies mag ähnlich wie an der Facies articularis darauf zurückführen sein, dass gewisse strukturelle Veränderungen am Knochen zwar im MRT sichtbar sind (z.B.

unregelmäßiger Übergang vom kortikalen zum spongiösen Knochen), aber nicht zwingend mit histologischen Veränderungen einhergehen.

Die Pferde, die eine Lahmheit aufwiesen, hatten gering- bis hochgradige histologische Befund im Bereich der beugeseitigen Kortikalis, immer in Verbindung mit mittel- bis hochgradigen Defekten des angrenzenden Faserknorpels und der angrenzenden Spongiosa. Immer bewirkten diese Veränderungen auch eine Signalveränderung im MRT.

Die Kortikalis im Bereich des Sagittalkammes stellte sich in verschiedenen Ausprägungen dar (s. Abb. 9). Befunde dieser Art sind auch aus anderen bildgebenden Untersuchungen bekannt (BERRY et al. 1992, RUOHONIEMI 1999, BUSONI et al. 2004). Möglicherweise spiegeln diese unterschiedlichen Formvarianten eine Anpassung an die vorherrschenden Spannungs- und Dehnungsverhältnisse im Knochen wider und der Sagittalkamm entwickelt sich in Abhängigkeit von den Zugkräften, die von den während des Abfußens unter

Spannung stehenden Bändern auf ihn übertragen werden (BERRY et al. 1992, GABRIEL et al. 1998).

Bei 14 von 20 Strahlbeinen war im MRT seitlich des Sagittalkamms eine Signalerhöhung aufgrund einer Flüssigkeitsansammlung zu sehen, diese ließen sich in der histopathologischen Untersuchung auf eine physiologische Knorpeleinsenkungen (Fossa synovialis) zurückführen.

Die in der vorliegenden Studie am häufigsten festgestellten histopathologischen Befunde waren Erosionen und Fibrillationen des Faserknorpels der Facies flexoria.

Solche degenerativen Veränderungen werden regelmäßig auch bei klinisch gesunden Pferden nachgewiesen (WRIGHT et al. 1998, BLUNDEN et al. 2006). Sie gelten als erste Hinweise auf eine beginnende Strahlbeinerkrankung (HICKMANN et al. 1989, POOL et al. 1989, BERRY et al. 1992, DROMMER et al. 1992, WRIGHT et al. 1998). In der vorliegenden Studie zeigten 16 der 20 (80 %) Strahlbeine nicht lahmer Pferde einen geringgradig degenerierten Faserknorpel, doch nur bei 11 Strahlbeinen führten weitere histologische Kriterien zur Beurteilung mit dem Grad 1.

Das verhältnismäßig häufige Auftreten histologischer Auffälligkeiten am Faserknorpel selbst junger und lahmfreier Pferde zeigt einmal mehr, wie schwierig die Abgrenzung physiologischer Abnutzungserscheinungen von tatsächlich pathologischen Befunden am Strahlbein ist. Die relativ kleine Anzahl an untersuchten Strahlbeinen (n=24) erlaubt dabei jedoch keine endgültige Aussage über die pathologische Relevanz der festgestellten Veränderungen.

Bei zwei Pferden mit Lahmheit wurden mittelgradige pathologische Veränderungen am Faserknorpel (Erosion, Fibrillation, Chondronenbildung), bei zwei weiteren hochgradige Veränderungen mit komplettem Einbruch der Facies flexoria, vollständigem Knorpelverlust, Beschädigung des subchondralen Knochens, Knorpelulzeration, Chondronenbildung, Neovaskularisation und Endzündungszellinfiltration nachgewiesen. Veränderungen dieser Art sind auch aus

anderen histologischen Untersuchungen tiefer Strahlbeinläsionen bekannt (SHERLOCK et al. 2008). In der MR-Darstellung äußerte sich der Einbruch durch

hochgradige Signalveränderungen in den drei verwendeten Wichtungen und Schnittebenen: durch eine deutlich Signalerhöhung innerhalb der Facies flexoria (Flüssigkeitsansammlung) und daran angrenzend einen Signalverlust innerhalb der Spongiosa (Sklerose).

Pathologische Befunde wie diese entwickeln sich vermutlich primär aus Knorpeldefekten an der Beugeseite des Strahlbeins, deren Erosion fortschreitet, bis es zur Schädigung des darunter liegenden kompakten Knochens und der Spongiosa kommt (SHERLOCK et al. 2008). Seltener sind Signalveränderungen innerhalb der Spongiosa, die nicht mit Defekten der palmar angrenzenden Facies flexoria vergesellschaftet sind (DYSON et al. 2007, DYSON et al. 2011, DYSON et al. 2012).

Es wird deshalb vermutet, dass mindestens zwei Pathogenesewege für kernspintomographische Veränderungen innerhalb der Spongiosa bestehen (DYSON et al. 2012).

Ein in der vorliegenden Studie vorkommendes Beispiel für eine Signalveränderung innerhalb des spongiösen Knochens, die nicht im Zusammenhang mit einem Defekt der Facies flexoria stand, kam bei Pferd 11 in Form eines zystoiden Defektes vor.

Der zystoide Defekt äußerte sich durch eine klar umgrenzte Signalerhöhung innerhalb der Spongiosa und war in allen Untersuchungssequenzen deutlich erkennbar. Von besonderem Interesse war der für zystoide Defekte untypische histologische Aufbau. Die Zyste war von einer dünnen Schicht Osteoid und daran anliegenden Osteoblasten ausgekleidet und von verhältnismäßig wenig sklerotischem Gewebe umgeben. Typischerweise besteht die Wand einer solchen Zyste jedoch aus fibrösem Gewebe oder ist sogar von diesem ausgefüllt, und sie ist von deutlichen sklerotischen Veränderungen umgeben (RECHENBERG et al. 1998).

Diesen typischen Aufbau mit fibrösen Wänden wiesen auch die zystoiden Defekte der Pferde 12 und 13 auf. Möglicherweise liegt hier eine unterschiedliche Genese der zystoiden Defekte des Strahlbeins vor.

Die Strahlbeine der Pferde ohne Lahmheit wiesen innerhalb der Spongiosa weder histologische noch kernspintomographische Veränderungen auf. Bei den Pferden mit Lahmheit dagegen konnten in beiden Untersuchungsverfahren mittel- bis

hochgradige Veränderungen festgestellt werden. Die gute Übereinstimmung zwischen Kernspintomographie und Histologie überrascht nicht, da die MRT nachweislich sensibel für medulläre und spongiöse Veränderungen des Strahlbeins ist und bereits bei 1,5 Tesla eine gute Übereinstimmung zwischen Magnetresonanztomographie und Histopathologie festgestellt wurde (MURRAY et al.

2006b).

Pathologische Veränderungen am proximalen Anteil des Strahlbeins können sich im MRT gravierender darstellen als in der Histologie und zu einer relativen Überinterpretation der Befunde führen. Dies führte zu einem schlechten Übereinstimmungsgrad von kernspintomographischen und histologischen Befunden bei 1,5 Tesla (MURRAY et al. 2006b). Die Vorteile der höheren Magnetstärke von 3 Tesla (bessere Bildauflösung, höherer Kontrast) führten zu einer verbesserten Übereinstimmung (100%) der histologischen und kernspintomographischen Befunde am Margo proximalis. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass im Rahmen dieser Studie viele Strahlbeine ohne Befund waren und insgesamt nur verhältnismäßig wenige Veränderungen im Bereich des Margo proximalis vorlagen.

Das Fesselbein-Strahlbein-Hufbeinband am Margo proximalis wird in der Literatur als homogen signalarm beschrieben (MURRAY et al. 2006). Bei 3 Tesla konnte in der sagittalen PDW-Sequenz jedoch auf Höhe des Sagittalkamms immer ein erhöhtes Signal am Bandansatz beobachtet werden. In einem Fall war diese Signalerhöhung so ausgedehnt, dass sie zu einer falsch positiven Beurteilung im MRT führt. Die Signalverteilung innerhalb der Bandstruktur unterscheidet sich offensichtlich zwischen Tomographen unterschiedlicher Magnetstärke und die bisherigen Beurteilungskriterien sollten hier für die 3-Tesla-Tomographie modifiziert werden.

Eine Signalerhöhung am Ansatz des Fesselbein-Strahlbein-Hufbeinbandes ist nicht grundsätzlich als pathologisch anzusehen.

Für die Kernspintomographie wurde bisher (1,5 T) eine Sensitivität von 88 % und eine Spezifität von 71 % für den Nachweis pathologischer Veränderungen am Margo distalis angegeben. Die Untersuchung bei 3 Tesla ergab eine etwas geringere Sensitivität von 75 % bei einer Spezifität von 100 % für diesen Bereich. Dies könnte

an dem unterschiedlich definierten Untersuchungsbereich liegen, der in der vorliegenden Studie auch die Kortikalis der Hilfsgelenkfläche mit beinhaltete.

Das distale Strahlbeinband galt bisher aufgrund seiner heterogenen Struktur im kernspintomographischen Bild als schwierig zu beurteilen (SCHRAMME et al. 2005, DYSON et al. 2010). In der vorliegenden Studie war das distale Strahlbeinband in allen Schnittebenen von gleichmäßig faseriger, gestreifter, in coronaren Schnitten fächerförmiger Gestalt und von mittlerer Signalintensität. Teilweise waren punktuelle Signalerhöhungen innerhalb des Bandes sichtbar, welche sich histologisch durch Blutgefäße oder synoviale Einstülpungen zwischen den Faserbündeln erklären ließen.

Bei drei der untersuchten Strahlbeine lagen knöcherne Fragmente innerhalb des distalen Strahlbeinbandes vor, welche kernspintomographisch in den sagittalen und coronaren Schnittebenen als rundliche, signalarme Bereiche distal des Margo distalis nachgewiesen wurden. Nur eines der Strahlbeine stammte von einem Pferd mit Lahmheit. Die pathologische Relevanz dieser distalen Fragmente ist bisher unklar, obwohl ihrer Bedeutung seit längerem in MRT-Studien nachgegangen wird (WRIGHT et al. 1998, SCHRAMME et al. 2005, BLUNDEN et al. 2006, BIGGI und DYSON 2011, YORKE et al. 2013).

Das distale Strahlbeinband ließ sich in PD- und PD SPAIR-Wichtung gut gegen die angrenzenden synovialen Strukturen abgrenzen. Subjektiv erschien den Beurteilern die Darstellung des Bandes mit dem 3-Tesla-Tomographen gut. Dieser Eindruck konnte durch die Ergebnisse der histologischen Kontrolluntersuchung bestätigt werden. Die Übereinstimmung zwischen beiden Untersuchungsverfahren lag bei 90%, bei einer Sensitivität von ca. 66 % und einer Spezifität von ca. 94 % der MRT für Veränderungen des distalen Strahlbeinbandes. Dem gegenüber steht die auf den ersten Blick höhere Sensitivität der 1,5-Tesla-Tomographie (80%), diese bezieht sich jedoch nur auf den Nachweis mittel- bis hochgradiger Läsionen bei einer deutlich geringeren Spezifität von 56% (MURRAY et al. 2006b).

Die verbesserte Darstellbarkeit des distalen Strahlbeinbandes im Vergleich zur 1,5-Tesla-Tomographie lässt erwarten, dass in Zukunft auch eine genauere Diagnostik dieser sensiblen Struktur möglich ist.

Am Margo distalis wurden des Weiteren anheftende Teile der Synovialmembran des Hufgelenks histologisch untersucht. Eine chronische Reizung der Synovialmembran wird als eine Ursache für Strahlbeinerkrankungen mit Hufgelenksbeteiligung angesehen (HERTSCH et al. 1982) und Fälle fortgeschrittener Podotrochlose werden häufig von einer chronischen Synovitis begleitet (ASQUITH 1994). In der Humanmedizin wird die Synovitis im Rahmen einer Arthrose als Folge der Knorpeldegeneration betrachtet, im Zusammenhang mit einer entzündlichen Gelenkerkrankung jedoch als Ursache der Knorpelzerstörung angesehen (KRENN et al. 2002). Vor diesem Hintergrund war es von Interesse, inwiefern chronisch entzündliche Prozesse an der Synovialmembran des Hufgelenkes auftreten.

Bei 75 % der lahmfreien Pferde konnten geringgradige oder mittelgradige Entzündungsanzeichen innerhalb der Synovialis festgestellt werden, diese Veränderungen waren jedoch immer lokal begrenzt und nicht im gesamten Bereich des Strahlbeins vorhanden. Auch wurde nicht die gesamte Synovialmembran des Hufgelenks untersucht, sondern nur der Anteil, der sich distal am Strahlbein befand.

Die Befunde der Synovialis unterschieden sich dabei bei den Pferden mit Lahmheit kaum von denen der lahmfreien Pferde: an drei Strahlbeinen lagen geringgradige, bei einem mittelgradige entzündliche Veränderungen vor. Auch bei Pferden mit unverändertem Faserknorpel wurde eine geringgradige Synovitis nachgewiesen. In dieser Studie konnte kein Zusammenhang zwischen dem Grad der Synovitis und Veränderungen des Faserknorpels festgestellt werden.

Neben dem Vergleich histologischer und kernspintomographischer Befunde des Strahlbeins und seiner Umgebung bestand eine weitere zentrale Frage darin, ob verlässliche kernspintomographische Messungen am Strahlbein möglich sind, d.h. ob kernspintomographische Messungen des Knorpels und der Kortikalis des

Strahlbeins eine gute Korrelation mit der histologischen Messung aufweisen. Dieses ist von klinischem Interesse, weil eine Degeneration und Verdünnung des Faserknorpels an der Facies flexoria des Strahlbeins zu den ersten Anzeichen einer Strahlbeinerkrankung zählen, und mit bisherigen Untersuchungsmethoden,

Strahlbeins eine gute Korrelation mit der histologischen Messung aufweisen. Dieses ist von klinischem Interesse, weil eine Degeneration und Verdünnung des Faserknorpels an der Facies flexoria des Strahlbeins zu den ersten Anzeichen einer Strahlbeinerkrankung zählen, und mit bisherigen Untersuchungsmethoden,