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Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der GroßherzogeGroßherzoge

Bezugnehmend auf die rezente Forschung zur Geschichte der Privatbiblio-thek der Großherzoge soll hier auf die Arbeiten von Marielisa Rossi51, Ma-ria Mannelli Goggioli52, Franca Arduini53, Stefania Gitto54 und vor allem von Renato Pasta55 verwiesen werden. In der italienischen Forschung wird die Bibliothek von Großherzog Pietro Leopoldo und seiner Frau Maria Luisa aufgrund der physischen Aufstellung in der Herrscherresidenz Palazzo Pitti in der Regel als Hofbibliothek, also als „biblioteca aulica“ bzw. „biblioteca palatina“, bezeichnet. Im Folgenden soll jedoch bewusst der Quellenbegriff Privatbibliothek übernommen werden, da diese Bezeichnung den Kontrast der Entwicklung der Mediceisch-Lothringischen Hofbibliothek zur „biblio-teca pubblica“56 hervorstreicht.

Für die mit der Herrscherresidenz Palazzo Pitti57 untrennbar verbundene Bibliotheksgeschichte sind insbesondere die drei folgenden, einschneidenden Umbrüche hervorzuheben, welche grundlegende Veränderungen der Funk-tion und Nutzung der Bestände hervorgebracht haben: einerseits die bereits

49 Stollberg-Rilinger, Aufklärung, 234.

50 Aretin, Aufklärung, 30.

51 Rossi, Bibliofilia; Rossi, Catalogo.

52 Mannelli Goggioli, Biblioteca palatina; Mannelli Goggioli: Biblioteca Magliabechiana.

53 Arduini, Documenti. Anzumerken ist hier, dass die Privatbibliothek der Großherzoge in diesem Artikel keine Erwähnung findet: „basti dire quanto è strettamente attinente alla biblioteca di Palazzo che nel 1771 pare essere stata completamente dissolta a favore della Magliabechiana […].” Arduini, Documenti, 93.

54 Gitto, Musiche.

55 Pasta, Biblioteca aulica; Pasta, Court.

56 Bemerkenswert ist die Geschichte der öffentlichen Bibliotheken auf der italienischen Halb-insel. Vgl. Serrai, Biblioteca pubblica; Chapron, Utilità. Das Modell der öffentlichen Bib-liothek wirkte vorbildhaft auf den deutschen Kulturraum ein, konnte aber nicht dieselbe Verbreitung finden. Dennoch handelt es sich bei der Öffnung der Fürstenbibliotheken im 18. Jahrhundert um ein Phänomen, das sowohl südlich als auch nördlich der Alpen nach-weisbar ist.

57 Gori, Pitti; Bertelli/Pasta, Vivere a Pitti.

erwähnte Öffnung der Mediceisch-Lothringischen Hofbibliothek58 unter Franz Stephan von Lothringen für die breite Öffentlichkeit, andererseits die 1771 von Pietro Leopoldo angeordnete Übersiedelung und Inkorporation der Bestände der Hofbibliothek in jene der öffentlichen Bibliothek Magliabechi-ana,59 welche parallel zum Aufbau der neuen Privatbibliothek der Großher-zoge stattfand.

Im Rahmen der schließlich im Dezember 1772 erfolgten Absiedelung der Hofbibliothek wurden insgesamt 17.710 Druckschriften60 und 699 Kodizes61 vom Palazzo Pitti an die Magliabechiana überstellt. Neben dem symbo-lischen Wert gibt Renato Pasta als Begründung in erster Linie praktische Überlegungen wie die Raumnot an, die in der Herrscherresidenz durch das Anwachsen der Herrscherfamilie entstanden war.62 Für die weiteren Zu-sammenhänge der Bibliotheksgeschichte in Florenz und Wien sollen vor al-lem die drei erstgeborenen Kinder Pietro Leopoldos genannt werden: Maria Theresia,63 Franz64 und Ferdinand.65 Die Räumlichkeiten des Palazzo Pitti,

58 Die Bibliothek der Großherzoge befand sich seit dem Jahr 1666 im zweiten Stock des Pa-lazzo Pitti, nachdem Cosimo III. de’ Medici die auf mehrere Residenzen verstreute Biblio-thek seines Urgroßvaters Kardinal Carlo de’ Medici geerbt hatte. Nach dem Tod des Gian Gastone de’ Medici im Jahr 1737 zählte die Bibliothek rund 20.000 Bände, im gleichen Jahr erfolgte die Inkorporation jener der Herzoge von Lothringen aus Lunéville, vgl. Pasta, Bib-lioteca aulica, 352–356.

59 Pasta, Biblioteca aulica, 359. Die öffentliche Bibliothek Magliabechiana geht auf die Pri-vatbibliothek ihres Namensgebers, Hofbibliothekar Antonio Magliabechi, zurück, welcher der Stadt Florenz die 30.000 Bände umfassende Sammlung in seinem Testament 1714 ver-macht hatte.

60 12.285 Bände stammten aus der mediceischen Hofbibliothek und 4.725 aus der lothringi-schen Bibliothek in Lunéville. Diese Angaben beziehen sich auf den Bibliotheksbestand mit Doubletten. Es waren in erster Linie die letzteren, die an andere Institutionen wie die Universität von Pisa abgegeben wurden, vgl. Mannelli Goggioli, Biblioteca palatina, 137–144. Ein systematischer Katalog der Bibliothek von Lunéville, welcher von Valen-tin Jamerai-Duval und Jean-François de Tervenus erstellt wurde, befindet sich im ÖStA, HHStA, LHA 217, Inventaire des Livres de la Bibliotheque de S.A.R. de Luneville. Mit dem-selben Datum (29.01.1737) hat sich auch ein gleichlautender Katalog in der BNCF erhal-ten: BNCF, Magl. x.76 bis, Innocenti 145, vgl. Arduini, Documenti, 92.

61 Pasta, Biblioteca aulica, 354.

62 Pasta, Biblioteca aulica, 369.

63 Maria Theresia (14.01.1767–07.11.1827) ging 1787 durch die Heirat mit dem Prinzen und späteren König Anton von Sachsen nach Dresden. Vgl. Wurzbach, Biographisches Lexikon, Bd. 7, 82. Vgl. dazu auch den Habsburger-Stammbaum im Anhang.

64 Kaiser Franz II./I. (12.02.1768–02.03.1835).

65 Ferdinand (06.05.1769–18.06.1824) folgte 1791 als Großherzog von Toskana auf Pietro Le-opoldo, nachdem dieser 1790 als Leopold II. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gekrönt wurde. Vgl. Nidia Danelon Vasoli, Ferdinando III. In: DBI http://www.treccani.it/

enciclopedia/ferdinando-iii_(Dizionario-Biografico)/ (abger. am 14.01.2014).

in denen zuvor die Hofbibliothek untergebracht war, dienten anschließend als Appartements für die jungen Erzherzoge, wobei in der Erziehung eine strikte Trennung der Geschlechter eingehalten wurde, und zwar nicht nur räumlich, sondern auch in Bezug auf die Unterrichtsinhalte.66

Bereits vor der Absiedelung der Hofbibliothek erfolgte die Ausstattung der neuen Bibliotheksräume der Privatbibliothek. Eine Resolution als of-fizieller Gründungsakt wurde nicht überliefert. Dies würde einem Anta-gonismus zur Funktion der Bibliothek entsprechen, die eindeutig für den persönlichen Gebrauch der Herrscherfamilie bestimmt war. Auskunft über die Einrichtung der Privatbibliothek geben mehrere Handwerkerrechnun-gen,67 darunter jene mit dem 30. Juni 1768 datierte des Tischlers Giovanni Toussaint über die Fertigung bzw. den Aufbau von 15 Bibliothekskästen:

„per aver fatto una Libreria Privata per Sua Altezza Reale nella camera dei mezzanini sopra il gabinetto ovato della ritirata di Sua Altezza Reale.”68 Die Räume befanden sich im Mezzanin über dem „piano nobile“ des Palazzo Pitti69 und tragen heute den Namen „appartamenti ex Dolcini“.70

Eine erste vollständige Bestandsübersicht der Privatbibliothek stammt aus dem Jahr 1771 in Form des gedruckten „Catalogue des livres du Cabinet particulier de LL. AA. RR. [Leurs Altesses royales].“71 Der Katalog verzeich-net 1.595 Titel, welche den Kern der neu zusammengestellten Privatbiblio-thek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa bildeten. Hervorgehoben soll hier die Verwendung des Begriffs „Cabinet particulier“ werden. Das Kabinett kann als multifunktionaler Bereich der adeligen Lebenswelt betrachtet wer-den, die „Encyclopédie“ vermerkt unter dem Eintrag „Cabinet“ Folgendes:

„Sous ce nom on peut entendre les pieces destinées à l’étude, ou dans lesquel-les l’on traite d’affaires particulieres ; ou qui contiennent ce que l’on a de plus précieux en tableaux, en bronzes, livres curiosités &c.“72

Uwe Jochum attestiert dem Begriff „Kabinett“ im Barock eine räumliche Funktionslosigkeit.73 Für den aufgeklärten Fürstenhof von Pietro Leopoldo und Maria Luisa kann dies nicht mehr gelten, waren doch viele

Sammlungs-66 Vgl. Contini, Educazione, 404f. ÖStA, HHStA, HausA, Familienakten 56, Konv. 4, Instruc-tions données à la Storck pour les archiduchesses 1774–1782. Es handelt sich um jährliche Instruktionen eigens für die Erziehung der Erzherzoginnen. Die getrennte Erziehung geht auch aus den Points d’Education 1782 hervor. Vgl. Anm. 199.

67 Pasta, Biblioteca aulica, 373f.

68 ASF, IRC 3827, Rechnung 71 vom 30.06.1768.

69 Contini/Gori, Reggia, 162f.

70 Pasta, Biblioteca aulica, 373.

71 Vgl. Anm. 36.

72 Blondel, Cabinet.

73 Jochum, Bibliotheksgeschichte, 101–103.

bestände ohne Zweifel für den persönlichen Gebrauch angeschafft worden.

Es spiegelt sich hier also vielmehr die Verortung des funktionalen Konzepts der Benutzung heterogener Sammlungsbestände innerhalb einer Bibliothek wider.

Auf einem Zwischenblatt des „Catalogue“ werden die Sammlungen in der Überschrift auch als „Bibliothèque privée de LL.AA.RR.“ bezeichnet. Somit können die Quellenbegriffe „Cabinet particulier“, „bibliothèque privée“ und

„libreria privata“ in diesem Zusammenhang als zeitgenössisch gebräuchliche Synonyme angesehen werden, die wechselweise für die persönlichen Samm-lungen des bibliophilen Herrschers in Verwendung waren.74

Eine Auswertung des systematischen „Catalogue“ aus dem Jahr 1771 er-gab einen bemerkenswerten Befund zur Aufstellung der Werke in den bei-den Räumen der Herrscherresibei-denz Palazzo Pitti. Der Katalog spiegelt die systematische Aufstellung mit ihrer Einteilung in fünf große Sachgruppen wider, welche den Bibliothekskästen zugeordnet waren: Drei Kästen waren für die Sachgruppe „Belles lettres“ reserviert, ein Kasten für „Histoire et Me-moire“ und zwei Kästen für „Sciences et Arts“, für die ein weiterer Bücher-kasten im zweiten Raum aufgestellt war. Dieser Raum enthielt ebenso die Sachgruppe „Religion“ mit zwei Kästen und drei weitere für Musikstücke.

Auch Grafiken, Landkarten und Pläne wurden in diesem Raum aufbewahrt.

Bemerkenswert ist die Reihenfolge der Sachgruppen: Theologie steht, dem Zeitgeschmack entsprechend, nicht (mehr) an erster Stelle, die Sachgruppe

„Belles lettres“ macht den größten Bereich aus. Die Kapazität der Biblio-thekskästen im Jahr 1771 war bei weitem noch nicht ausgeschöpft und ließ Raum für die Anschaffungen der folgenden Jahre.75

Bedeutsam in Bezug auf die Bucheinbände ist, dass sie keine einheitliche Prägung und somit ein heterogenes äußeres Erscheinungsbild aufweisen.

Die Zugehörigkeit zur Privatbibliothek wird in erster Linie durch die in Pe-rioden einteilbare Verwendung von Bibliotheksstempeln sichtbar.76 Gänz-lich konträr verhielt es sich mit den Büchersammlungen der französischen Königin und Schwester Pietro Leopoldos, Marie Antoinette, welche sich im

74 Entgegen der Angabe von Johanna Monschein, Franz II. sei „der erste Habsburger, der sich dem Buch als Sammelobjekt zuwendet“, kann somit spätestens Pietro Leopoldo als Biblio-philer bezeichnet werden. Vgl. Monschein, Kinder- und Jugendbücher, 25.

75 Ein handschriftlicher Vermerk auf dem Katalogexemplar von Maria Luisa, welcher ver-mutlich von Pietro Leopoldo selbst stammt, hält folgendes fest: „Ce catalogue, qui devoit être refondu et mis dans un meilleur ordre attendoit pour cela les apostimens et les aug-mentions des ouvrages qui devoient successivement entrer dans le cabinet des livres de LL. AA. RR.“ Das Exemplar befindet sich heute in der Newberry Library in Chicago, Z491.

C277. Ich danke Renato Pasta recht herzlich für die Einsicht in eine Kopie des Kataloges.

76 Mannelli Goggioli, Biblioteca palatina, 152–159.

Mittelgebäude von Schloss Versailles, im Petit Trianon und in den Pariser Tuilerien befanden.77 Marie Antoinette kann kein vergleichbares Interesse für das Buchstudium attestiert werden, genauso wenig entschied sie über die Auswahl der angekauften Bücher. Nicht sie selbst, sondern der Buchdru-cker und Buchhändler Nicolas-Léger Moutard war für den Bestandsaufbau der Bibliothek im Petit Trianon verantwortlich und wählte diese aufgrund der Anzeigen aus den Zeitschriften Mercure und Année littéraire aus. Den Büchern wurde durch einen einheitlichen Einband mit dem dazugehörigen Supralibros ihres Wappens ein homogenes äußeres Erscheinungsbild, eine Art „Corporate Identity“, gegeben.78

Der nächste erhaltene Katalog konnte von Marielisa Rossi auf das Jahr 1799 datiert werden und fällt bereits in die Regierungszeit von Ferdi-nand III. Die Erstellung dieses zweiten Kataloges kann also in die Zeit kurz vor Ferdinands Flucht ins Exil nach Wien eingeordnet werden, wohin auch Teile der Bibliothek übersiedelt wurden.79 Allerdings bleibt unklar, wo die Privatbibliothek Ferdinands in den Wiener Jahren untergebracht war. Zwar gibt es spärliche Hinweise auf ein Appartement Ferdinands im Belvedere, Spuren über den Verbleib der Büchersammlung fehlen derzeit allerdings zur Gänze.80

Nach den weiteren Stationen seines Exils – ab 1803 als Kurfürst von Salz-burg und ab 1807 als Großherzog von WürzSalz-burg – kehrte Ferdinand 1814 wieder in die Toskana zurück. Zu diesem Zeitpunkt enthielt die Privatbiblio-thek der Großherzoge 24.000 Bände, die von Würzburg nach Florenz über-stellt wurden, allerdings ohne jene Werke, die im Palazzo Pitti verblieben waren. Im Jahr 1824, dem Todesjahr Ferdinands, wurden die 40.000 Bände auf einen Wert von 240.000 Lire geschätzt,81 wobei lateinische und griechi-sche Klassiker sowie Werke des Verlagshauses Elsevier die Sammelleiden-schaft von Ferdinand III. kennzeichnen.82

Ab 1815 wurde die Stelle des Bibliothekars für die nunmehr nach Florenz zurückgekehrten Bestände mit Francesco Tassi besetzt,zuvor ist kein eigens

77 Paul Lacroix (Hg.), Bibliothèque de la reine Marie-Antoinette au petit Trianon d’après l’in-ventaire original dressé par ordre de la convention. Catalogue avec des notes inédites du Marquis de Paulmy (Paris 1863); Louis Lacour (Hg.), Livres du boudoir de la reine Ma-rie-Antoinette. Catalogue authentique et original (Paris 1862); Ernest Quentin-Bauchart (Hg.), Bibliothèque de la reine Marie-Antoinette au chateau des Tuileries (Paris 1884).

78 Gaultier, Marie Antoinette, 124.

79 Der gedruckte Autorenkatalog mit handschriftlichen Ergänzungen trägt den Titel “Libre-ria di S.A.R. il Granduca di Toscana“ und enthält 7.866 Titel. Vgl. Rossi, Provenienze, 89.

80 Ich danke Lieselotte Hanzl-Wachter für diesen wertvollen Hinweis.

81 Rossi, Biblioteconomia, 21–22 bzw. 107.

82 Rossi, Biblioteconomia, 108.

angestellter Bibliothekar nachweisbar.83 Die Einstellung eines Bibliothekars ist als bedeutender Schritt in der Institutionalisierung der Bibliothek zu se-hen. Um das Jahr 1820 häuften sich die Benutzung von und die Auseinander-setzung mit den Bibliotheksbeständen durch das gelehrte Publikum. Dies ist an jenen Werken zu erkennen, in denen sich Autoren bei Großherzog Ferdi-nand für die Benutzung der Bibliothek und die Betreuung des Bibliothekars bedankten,84 worin in ersten Ansätzen der Zugang der Bibliothek für einen weiteren Personenkreis und somit die öffentliche Funktion der Bibliothek sichtbar wird. Das Bibliotheksarchiv („Archivio palatino“)85 enthält für die Zeit von Ferdinands Nachfolger, Großherzog Leopold II., immer wieder Ein-gaben von Forschern mit der Bitte um Benutzung der Sammlungsbestände, welchen eine Verordnung zur schriftlichen Anmeldung für die Benutzung der Bibliothek vorausgegangen war. Zahlreich sind auch die erhaltenen Ansuchen um Besichtigung der Bibliothek, denen in vielen Fällen stattgegeben wurde.86

Im Jahr 1860 wurde die Bibliothek mit der Annexion der Toskana durch das Königreich Italien neu bewertet. Während man die Akquisitionen bis 1815 als Privatbesitz der Herrscherfamilie ansah, da die Ausgaben durch das Patrimonialvermögen des Großherzogs finanziert wurden,87 ordnete man

83 Rossi, Biblioteconomia, 25.

84 „La Sua Altezza Imperiale mi ha permesso di visitare la sua biblioteca.“ Antonio Bertoloni, Memoria sopra l’erbario ed una lettera del Cesalpino. In: Opuscoli scientifici 3 (1819) 271;

“Sua Altezza Imperiale mi à benignamente conceduto, coll’assistenza ed interposizione del Signor Dottor Francesco Tassi degnissimo Presidente di quella Biblioteca, di poter rivedere le carte […].” Giambatista Venturi (Hg.), Memorie e lettere inedite finora o disperse di Gali-leo Galilei, Bd. 2 (Modena 1821) Vorwort.

85 Vermutlich ist die Anlage des Archivs auf Bibliothekar Giuseppe Molini (1772–1856) zu-rückzuführen, der Sohn des Buchhändlers gleichen Namens. Zu seiner Biografie vgl. Pi-ero Scapecchi, Giuseppe Molini. In: DBI http://www.treccani.it/enciclopedia/giuseppe-mo-lini_(Dizionario-Biografico)/ (09.02.2014) Das „Archivio palatino“ wurde ab dem Jahr 1828 geführt. Das Bibliotheksarchiv enthält Übersendungen von Werken an den Großherzog, Rechnungen von Buchhändlern usw. und ist also mit dem Bibliotheksarchiv der franziszei-schen Privatbibliothek vergleichbar.

86 Giovanni Libri bedankt sich bei [Leopold II.] für die Benutzung der Privatbibliothek “di leggere i libri stampati e i manoscritti contenuti nella magnifica biblioteca […]” und bittet schriftlich um die Erlaubnis, die Bibliothek weiterhin benützen zu dürfen, da die “nuovi regolamenti” dies vorschreiben. s.l., s.d. [1828]. BNCF, Archivio palatino I (1828).

87 Anhand der Rechnungen für die Privatbibliothek, welche im Archivbestand des ASF, De-positeria generale enthalten sind, eröffnet sich ein Einblick in die Finanzgebarung, welche bereits auf dem System der Doppik beruhte. Anhand dieser ist der Prozess der schritt-weisen Trennung von Rechnungen des Staats von jenen der Herrscherfamilie abzulesen, der im Zusammenhang mit dem Verfassungsprojekt der 1780er Jahre zu sehen ist. Vgl.

Graf, Verfassungsprojekt, 28. In der Schriftgutverwaltung der „Depositeria generale“ ist Anfang der 1780er, wie im Verfassungsentwurf gefordert, eine Unterscheidung zwischen dem „conto dello stato“ und dem „conto patrimoniale“ nachweisbar. Das „Patrimonio

perso-die Akquisitionen ab 1815 dem Staatseigentum zu, da perso-diese von der großher-zoglichen Apanage und somit aus rein staatlichen Geldern bezahlt wurden.88 Mit königlichem Dekret vom 22. Dezember 1861 wurden die Bibliotheks-bestände gemeinsam mit jenen der „Magliabechiana“ in die neugegründete

„Biblioteca Nazionale“ inkorporiert. Erst 1871 legte man fest, dass die ge-samten Bestände der Bibliothek in das Eigentum des italienischen Staates übergehen sollten, wofür sämtliche Ansprüche der ehemaligen Herrscher-familie in Form einer Ablöse, einer jährlichen Rendite von 200.000 Lire, ab-gegolten wurden.89 Für die Bibliotheksbestände innerhalb der „Biblioteca Nazionale“ wurde eine Signatur der „Biblioteca Palatina“ zugewiesen. Diese gibt heute leider keine Auskunft mehr über die Zugehörigkeit von Büchern zur Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa, obwohl die Werke – innerhalb der Bestände der „Magliabechiana“ – in der Nationalbibliothek aufgestellt sind.90