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Mathematische Beschreibung des Gasaustausch

Im Dokument Windgeschwindigkeit (u ) [m/s] 10 (Seite 22-30)

Der Gastransfer zwischen Wasser und Atmosphäre durch die Phasengrenzewird durch ein

KonzentrationsgefällezwischendenbeidenPhasenverursacht.DabeitretenzweiT

ransport-mechanismen auf: Molekulare Diusion und turbulente Konvektion. Der Transport durch

turbulente Konvektion ist über groÿe Strecken sehr eektiv.Turbulenzen können die W

as-seroberächenichtdurchdringen,dadiefreieWeglängederTurbulenzenbeiAnnäherungan

die Wasseroberäche immer kleiner wird. Bei Annäherung an die Phasengrenze wird

des-halbderTransportdurchmolekulare Diusionüberwiegen.Dieser Bereich wirdmolekulare

Grenzschicht genannt und ist fürGasezwischen 20und 200m dick.

Diusion ndet immer dann statt, wenn die Konzentrations- oder Teilchenzahldichte

von Ort zu Ort verschiedenen ist. Erst wenn ein völliger Ausgleich aller T

eilchenzahldich-tenstattgefunden hat, ist der Vorgang beendet. Beschrieben wird diemolekulare Diusion

durch das erste und zweite Ficksche Gesetz. Das erste Fiksche Gesetz (Gleichung 2.2)

be-sagt,daÿ dieFluÿdichte~|dertransportierten TeilchenindieentgegengesetzteRichtungwie

dieKonzentrationsdierenz C zeigt.DerProportionalitätsfaktorwirdDiusionskonstante

genannt undhat die Einheit [D]= m

2

s :

~|= Drc: (2.2)

Wird davon ausgegangen, daÿ keine Teilchenquellen oder Senken vorhanden sind, gilt

dieKontinuitätsgleichung:

dc

dt

= r~|: (2.3)

Die Kontinuitätsgleichung 2.3 und das erste Ficksche Gesetz (2.2) ergeben das zweite

FickscheGesetz für instationäre Diusion:

dc

dt

= r~|=Dr 2

c: (2.4)

Das totale Dierential dc

dt

kann in einen partiellen und einen substantiellen Teil

aufge-spaltenwerden:

1

dc

Die Transportgleichung (2.4) ergibt sichdamit zu:

@c

@t

=Dc ~urc: (2.6)

Der partielle Term derTransportgleichung berücksichtigt dieÄnderung der

Konzentra-tion aufgrund dermolekularen Diusion, der substantielle Term beschreibt die

Konzentra-tionsänderung aufgrund der Bewegung desMediums mit dem Geschwindigkeitsfeld ~u. Die

Dierentialgleichung 2.6beschreibt dasTransportproblem vollständig, wenndas

Geschwin-digkeitsfeld ~u gegeben ist. Durch die Linearität in der Konzentration der Gleichung sind

dieLösungenskalierbar,d.h.esläÿtsicheinekonzentrationsunabhängige

Transfergeschwin-digkeit k denieren, die den Stotransport beschreibt. Die Transfergeschwindigkeit ergibt

sich ausdem Verhältnis zwischen derFluÿdichte ~| und demKonzentrationsunterschied c

zwischen derWasseroberäche und einerReferenztiefe (c=c

Oberäche

wobeij =j~|j gilt.Das zurvollständigenBeschreibung benötigteGeschwindigkeitsfeld ~u

inder Transportgleichung (2.6) ist Lösung derNavier-Stokes-Gleichung für inkompressible

Flüssigkeiten:

dabeiist : kinematische Zähigkeit

p: Druck

%: Dichte

~

f: Summe derangreifendenKräfte

Wegendes Terms (~ur)~u=r(r~u) r(

) ist die Navier-Stokes Gleichung, im

Gegensatz zurTransportgleichung 2.6, nicht mehr linear.Wäre das Geschwindigkeitsfeld ~u

derStrömungbekannt,wäredasTransportproblemvollständiggelöst.DaineinemTermder

Navier-Stokes-GleichungdasGeschwindigkeitsfeld~uquadratischauftritt,istdieseallgemein

nicht mehr analytisch lösbar. Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichung sind nur für

solcheFällegelungen,beidenen sichdieGleichungen aufgrunddervorgeschriebenen

Rand-lassen[Prandtl etal. 1969 ].

Abgesehen vom Term der angreifendenKräfte und dem Term des Druckgradienten, ist

dieNavier-Stokes-Gleichung analog zurTransportgleichung 2.6, beziehungsweise dem

zwei-tenFickschen Gesetz (Gleichung 2.4). Die Nichtlinearität in derGeschwindigkeit der

Glei-chung rührtdaher,daÿ dieGeschwindigkeit selbstdietransportierende GröÿedesMediums

ist.UmeineNäherungslösungfürGasaustauschprozesseander freien,wellenbewegten W

as-seroberäche zu nden, wird ein Ansatz gewählt, in dem das Geschwindigkeitsfeld ~u und

die Konzentration in eine mittlere und eine uktuierende Komponente aufgeteilt werden

(Reynold's Approach):

Dem liegtzuGrunde,daÿbeieinem turbulentenVorgang 2

dieGeschwindigkeit bzw.die

Konzentration,ineinemPunkthäugnichtkonstantist,undzusätzlichFluktuationenhoher

Frequenzauftreten.Deruktuierende Teilwird alszeitlichmittelwertfrei(~u=0)

angenom-men. Das heiÿt, daÿ die Mittelungszeit groÿ im Vergleich zu den typischen Zeitkonstanten

des Systemssein muÿ. Eingesetzt in das2.Ficksche Gesetz (Gleichung 2.4) ergibt sich die

gemittelte Gleichung:

wobei~|dieSummedergemitteltenmolekulardiusivenundturbulentenFlüssedarstellt.

DieKlammerh::istehtfürdiezeitlicheMittelungderVariablen.DirektanderPhasengrenze

(z = 0) zwischen Wasser und Luft kann keine Turbulenz vorhanden sein, d.h. es gilt das

erste FickscheGesetz:

Anschaulich bedeutetdies,daÿdieFluÿdichte jausderSteigungdes

Konzentrationspro-lsanderWasseroberäche(z=0)berechnetwerdenkann,wennderDiusionskoezientD

bekannt ist.AusGleichung (2.7) und(2.10) kanndie Grenzschichtdicke z

Horace Lamb sagte im Jahre 1932: Wennicheinmal in denHimmel kommensollte, erhoe ich mir

AufklärungüberzweiDinge:QuantenelektrodynamikundTurbulenz.WasdenerstenWunschbetrit,bin

300

Abbildung 2.5:Denition der Grenzschichtdickez

als Dierenz zwischen Wasseroberäche

unddemSchnittpunktderTangenteandasKonzentrationsprolanderWasseroberäche

mit derKonzentrationimWasserkörper.Quelle:[Münsterer1996].

DieGrenzschichtdickegibtdieTiefederWasserschichtan,inwelchernurdiusiver

Trans-portstattndet. Abbildung 2.5zeigtanschaulich,wie dieGrenzschichtdicke z

alsDierenz

zwischen Wasseroberäche und demSchnittpunkt der Tangente andas

Konzentrationspro-lan der Wasseroberäche mit der Konzentration im Wasserkörper deniert werden kann.

AnalogdazuwirdeinecharakteristischeZeitt

alsVerhältniszwischenderGrenzschichtdicke

und derTransfergeschwindigkeit deniert:

t

welchedieZeitspanneangibt,diedasGasbenötigt umdieGrenzschicht zudurchqueren.

FürdenFalleinerstationären eindimensionalenStrömungläÿtsichGleichung 2.9weiter

vereinfachen. Wird die Wasseroberäche in die x/y-Ebene gelegt und sei die Strömung in

x-Richtung,gilt:

dh., Konzentrationsunterschiede existieren nur in z-Richtung (Tiefe) und nur die

x-ergibtsichfürdiegemittelte Gleichung2.9folgendeDierentialgleichung fürdie

wobeizdievertikaleKomponenteundw 0

dieGeschwindigkeitskomponenteindiese

Rich-tung ist.Das Äquivalent dieser Gleichung fürdasGeschwindigkeitsfeld lautet

@u

und heiÿtReynolds-Gleichung, wobei wdieGeschwindigkeitskomponente inz-Richtung

ist,also senkrecht zurWasserströmung undu dieKomponente inx-Richtung, alsoin

Rich-tung der Wasserströmung darstellt. Der turbulente Term hu 0

w 0

i wird Reynold's stress

ge-nannt.FürdenFalleinerstationärenStrömung gilt

@c

@t

=0bzw.

@u

@t

=0,undGleichung2.15

kann überdie Tiefez integriert werden DasErgebnis ist einekonstanteImpulsstromdichte

j

den viskosenTransportund h u 0

w 0

i den turbulenten Transport

be-schreibt.Die Impulsstromdichte j

m

ist perDenition gleichderReibungskraft

(Schubspan-nung) ,welcheanderWasseroberächeangreift.DerImpulstransportwirdinderLiteratur

üblicherweise durch ein Gröÿe mit den Einheiten einer Geschwindigkeit, der sogenannten

Schubspannungsgeschwindigkeit u

welche ein Maÿ für den in den Wasserkörper eingetragen Impuls darstellt. Die

Schub-spannungsgeschwindigkeit kann als luftseitige oderwasserseitige Gröÿe angegeben werden,

dieüberdieDichten verknüpft sind:

u

da überdie Grenzschicht dieImpulserhaltung gilt. Das Prol derWindgeschwindigkeit

u(z) übereiner wellenbewegtenWasseroberäche hat einenlogarithmischen Verlaufund ist

Abbildung 2.6:Geschwindigkeitsprol(Impulstransport) und Konzentrationsprol

(Gasaus-tausch) in derGrenzschichtnach einerSkizze von[Jähne 1980]. DieRichtung der

Fluÿ-raten istdurchPfeile gekennzeichnet.

u(z)=u

Luft

1

ln

z

z

0

(2.19)

verknüpft. Dabei ist '0:42 dieKarmansche Turbulenzkonstante und z

0

dieeektive

Rauhigkeitder Wasseroberäche.

Um den Transport von Impuls,Wärme und verschiedener Gasemiteinander zu

verglei-chen, wird die dimensionslose Schmidtzahl Sc aus dem Verhältnis zwischen kinematischer

Viskosität desMediums und dermolekularen DiusionskonstantenD deniert:

Sc=

D

: (2.20)

BeidemTransportvonWärmeistanstellederSchmidtzahlScdiezuEhrenvon Ludwig

Prandtl benanntePrandtlzahl:

Pr=c

v

(2.21)

zu verwenden. FürWärme imWasserbeträgt Pr=7:0beieinerTemperatur von 20 Æ

C

(vgl.Abbildung 2.7).

Abbildung 2.7: Schmidtzahl-Löslichkeitsdiagramm für verschiedene üchtige Tracer, Impuls

undWärme,entnommen aus[JähneundHaussecker1998].DieRegionenfürden

was-serseitig, beidseitig und luftseitig kontrollierten Austauschprozeÿ sind markiert. An der

durchgezogenenLinieistderTransferwiderstandinbeidenPhasengleich.

Abbildung2.8: DasOberächenerneuerungsmodell,dasDiusionsmodellunddasFilmmodell

versuchen dieTransportvorgängein derviskosenGrenzschicht zubeschrieben. Diedabei

zuGrundeliegendenIdeensindschematischdargestellt.

In Abbildung 2.6 sind typischesGeschwindigkeitsprol (Impulstransport) und

Konzen-trationsprol(Gasaustausch)inderluft-undwasserseitigenGrenzschichtgezeigt.Jekleiner

diemolekulareDiusionskonstanteimVergleichzurViskositätist,d.h.jegröÿerdie

Schmidt-zahl,destodünneristdieGrenzschicht.DieviskoseGrenzschicht(Impulstransport), die

mo-lekulare Grenzschicht (Teilchentransport) unddiethermischeGrenzschicht (Wärmeleitung)

sindluftseitigähnlicherDicke,dadieSchmidtzahlendortalleindergleichenGröÿenordnung

(um1) liegen.

InderWasserseiteistdermolekulareTransporteinesgelöstenGasesumdenFaktor1000

langsamer als der Impulstransport, da sich hier die Schmidtzahlen um Gröÿenordnungen

unterscheiden(Abbildung2.7).DerHaupttransportwiderstandliegtalsofürschwachlösliche

Gaseinder Wasserseite. Aufgrundderhohen Löslichkeit von Impuls (1000) und Wärme

(4000) im Gegensatz zu Gasen (z.B. CO

2

: 0.6-1.7, siehe Abbildung 2.7) sind Impuls- und

Wärmetransportluftseitigkontrolliert, währendder molekulareTransportfür fastalleGase

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