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3 Ergebnisse

3.3 Zu Hypothese III

3.3.2 Die Zeiträume 2007/08 und 2017/18 zusammen betrachtet

2007/08 und 2017/18 zusammen

Impact Journal weiblich

High Impact

Radiology 860 8%

European Radiology 761 7%

MRM 504 5%

Medium Impact

EJR 612 10%

American Journal of

Roentgenology 842 14%

ROFO 91 2%

Low Impact

Japanese Journal 87 3%

Clinical Radiology 360 13%

Acta Radiologica 231 8%

Tabelle. 9: Weibliche Autorenschaften (Erst- und Letztautorinnen zusammen) und ihr prozentualer Anteil an den Gesamtautorenschaften gelistet pro Fachzeitschrift und dem zugehörigen IF für die Zeiträume 2007/08 und 2017/18 gemeinsam.

Bei Betrachtung beider Zeiträume zusammen stellte sich eine signifikante Zunahme der weiblichen Autorenschaften zwischen den Fachzeitschriften aus Medium IF Bereich im Vergleich zu denen aus dem High-IF-Bereich heraus (P≤0,01) (Abb. 12).

Ebenfalls fanden sich signifikant mehr Frauen in den Fachzeitschriften mit Low IF als in denen mit einem High IF (P≤0,01). Kein signifikanter Unterschied zeigte sich im Vergleich der Fachzeitschriften des Medium IF und des Low IF (Abb. 12).

Abb. 12: Anteil der Frauen (Erst- und Letztautorinnen zusammen) pro Fachzeitschrift/ pro IF für die Zeiträume 2007/08 und 2017/18 gemeinsam

0%

High IF Medium IF Low IF

Abb. 12:

High IF vs Medium IF: P≤0,01 OR=0,80 95%-Konfidenzintervall: 0,75, 0,86 Medium IF vs Low IF: P=0,128 OR=1,08 95%-Konfidenzintervall: 0,98, 1,20 High IF vs Low IF: P≤0,01 OR=0,87 95%-Konfidenzintervall: 0,79, 0,96

Radiology

33 3.4 Zu Hypothese IV

„Der Anteil der publizierenden Frauen an asiatischen Instituten ist in den letzten zehn Jahren über alle IF-Bereiche gemeinsam stärker gestiegen als an europäischen und nordamerikanischen Instituten.“

weibliche Erstautorenschaften weibliche Letztautorenschaften 2007/2008 2017/2018 Anstieg 2007/2008 2017/2018 Anstieg

Asien 11,3% 16,2% 43,8% 6,6% 9,4% 43,6%

Europa 11,7% 16,4% 39,6% 6,7% 9,6% 42,9%

Nord

Amerika 13,0% 15,2% 17,0% 7,4% 10,4% 40,6%

Tabelle 10: Anteil der weiblichen Erst- und Letztautorenschaften gelistet nach Kontinent für die Zeiträume 2007/08 und 2017/18.

Bei Betrachtung der weiblichen Autorenschaften für die Kontinente Asien, Europa und Nordamerika, dann zeigt sich in der deskriptiven Statistik (Abb. 13) für Asien ein größerer Anstieg (EA 44% und LA 44%) als für Europa (EA 40%, LA 43%) und für Europa ein größerer Anstieg als für Nordamerika (EA 17% LA 41%). Bei Berechnung der Signifikanz mittels der logistischen Regression zeigt sich jedoch, dass diese Unterschiede mit einem P-Wert jeweils P≥0,05 nicht signifikant sind.

Abb. 13: Prozentualer Anstieg für die weiblichen Erst- und Letztautorenschaften für die Kontinente Asien, Europa und Nordamerika für die Zeiträume 2007/08 und 2017/18.

0.0%

Asien: Erstautorinnen: P=0,48 OR=0,73 zintervalldenzintervall: 0,31, 1,84 Letztautorinnen:P=0,48 OR=2,11; 95%-Konfidenzintervall: 0,22, 17,41 Europa: Erstautorinnen: P=0,48 OR=0,73 95%-Konfidenzintervall: 0,31, 1,84 Letztautorinnen:P=0,53 OR=1,94 95%-Konfidenzintervall: 0,2, 15,9

4 Diskussion

4.1 Ergebnisse

In der hier durchgeführten Studie wurden neun repräsentative radiologische Fachzeitschriften aus verschiedenen IF-Bereichen, die im Zeitraum von 2007 bis 2018 (jeweils in zwei Jahresabschnitten entsprechend 2007/08 und 2017/18) durchgängig erschienen sind, hinsichtlich des Geschlechts des Erst- und Letztautoren*in untersucht. Dabei wurden die Geschlechter von 9412 Erstautoren (davon 2711 weiblich und 6701 männlich) und 9530 Letztautoren (davon 1637 weiblich und 7893 männlich) erfasst.

Ziel war es zu beobachten, in wieweit sich der Anteil der weiblichen Erst- und Letztautorenschaften über die zehn Jahre verändert hat und ob es Unterschiede hinsichtlich der verschiedenen IF-Bereiche und der Länder, in denen publiziert wird, gibt.

In Hypothese I wurde angenommen, dass sich die Anzahl der Frauen, die in relevanten Autorenschaften publizieren, über alle IF-Bereiche gemeinsam und pro IF getrennt betrachtet, erhöht haben. Es zeigte sich, dass der Anteil der Frauen gemittelt für alle IF-Bereiche über den beobachteten Zeitraum der zehn Jahre signifikant, um 50-60%

(P≤0,01), gestiegen ist, jedoch nach wie vor weit hinter dem Anteil der Männer liegt.

Auch stratifiziert nach IF zeigt sich ein signifikanter Anstieg (für jeden IF P≤0,01).

Hypothese II konnte ebenfalls verifiziert werden. Es zeigte sich, dass der Anteil der weiblichen Erstautorenschaften nach wie vor signifikant höher (nahezu doppelt so hoch) (P≤0,01) als der Anteil der weiblichen Letztautorenschaften ist.

In Hypothese III wurde angenommen, dass der Anteil der publizierenden Frauen mit sinkendem IF der Fachzeitschrift ansteigt. Diese Hypothese bestätigte sich für den High IF im Vergleich zu dem Medium IF sowohl bei Betrachtung aller Erfassungszeiträume gemeinsam (P≤0,01) als auch für die Zeiträume 2007/08 (P≤0,01) und 2017/18 (P≤0,01) getrennt betrachtet. Im Medium IF Bereich wurde somit signifikant häufiger von Frauen publiziert als im High IF Bereich. Für den Vergleich zwischen Medium und Low IF konnten für den Zeitraum 2007/08 jedoch signifikant

35 mehr weibliche Autorenschaften im Medium IF Bereich als im Low IF Bereich nachgewiesen werden. Beim Vergleich des High und des Low IF zeigte sich für den Zeitraum 2007/08 überdies kein signifikanter Unterschied (P=0,89), wenn auch für den Zeitraum 2017/18 und die beiden Zeiträume gemeinsam konnten jedoch signifikant mehr weibliche Autorenschaften nachgewiesen werden (P≤0,05). Bei einem Trend zu weiblichen Autorenschaften im Medium IF Bereich, an Stelle von steigenden Autorenzahlen mit sinkendem IF, muss Hypothese III entsprechend verworfen werden.

Hypothese IV besagt, dass der Anteil der publizierenden Frauen an asiatischen Instituten in den letzten zehn Jahren über alle IF-Bereiche gemeinsam stärker angestiegen ist als an europäischen und nordamerikanischen Instituten. Diese Hypothese konnte nicht belegt werden (P≥0,05).

4.2 Ursachen geringer weiblicher Repräsentanz

Für die Unterrepräsentanz von Frauen in der Medizin, die sich auch in Hypothese I, dem zwar gestiegenen jedoch nach wie vor geringeren Anteil weiblicher Autoren zeigt, können verschiedene Faktoren diskutiert werden.

Eine Studie von Zeng et al., die 2012 veröffentlicht wurde, zeigte, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf die Veröffentlichungsrate fachspezifisch sind (Duch et al., 2012). In der Studie wurden die Autorenschaften in sieben Fächern aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT- Fächer) untersucht (Duch et al., 2012). In Disziplinen mit hohen Forschungsausgaben veröffentlichen Frauen durchweg mit einer signifikant niedrigeren Rate als Männer, während für Fächer mit niedrigen Forschungsausgaben kein signifikanter Unterschied zwischen den Geschlechtern beobachtet wurde (Duch et al., 2012). Zu den Forschungsausgaben zählen unter anderem Laborräume mit teuren Geräten und Spezialausrüstungen (Duch et al., 2012).

Speziell in der Radiologie zeigen sich nach wie vor große geschlechtsspezifische Unterschiede (Zener et al., 2016). Während andere Fachrichtungen mittlerweile nahezu gleichermaßen von beiden Geschlechtern gewählt werden, sind die Frauen in der Weiterbildung zur Radiologin weiterhin unterrepräsentiert (Zener et al., 2016).

Diese Tatsache spiegelt sich nicht nur in der Anzahl der Publikationen durch Frauen, sondern auch in der Zusammensetzung der Redaktionsgremien radiologischer Fachzeitschriften wider (Abdellatif et al., 2019).

In den Fächern Frauenheilkunde und Geburtsmedizin und der Pädiatrie liegt die Anzahl der Frauen hingegen mittlerweile über der der Männer (De Kleijn et al., 2020).

Auch kann mit verschiedenen Prioritäten argumentiert werden. So sei Frauen häufig die Patientenversorgung wichtiger, welche bei Männern zu Gunsten der wissenschaftlichen Tätigkeiten und der meistens damit verbundenen Karriere eher in den Hintergrund gerate (BLK, 2004). Männer wählten häufiger eine Karriere in der Forschung und erlangten dadurch ein höheres berufliches Ansehen (Abdellatif et al., 2019). Erkennen ließe sich das daran, dass sie mehr Veröffentlichungen in renommierten Fachzeitschriften erzielten (Abdellatif et al., 2019). Die Anzahl der Veröffentlichungen und die Häufigkeit der Zitate aus diesen, sowie die Tatsache in welchen Fachzeitschriften publiziert wird, sind wiederum wichtige Kriterien, um in Redaktionsgremien von Fachzeitschriften aufgenommen zu werden (Abdellatif et al., 2019). Aus der Anzahl der Veröffentlichungen und der Anzahl der Zitate pro Veröffentlichung wird der H-Index als Mittel zur Bewertung der Forschungsproduktivität eines Autoren berechnet (Abdellatif et al., 2019).

Um Mitglied in einem Redaktionsgremium zu werden, spielen mehrere Kriterien eine Rolle, neben dem H-Index sind es auch der akademische Rang und die Forschungskompetenz (Abdellatif et al., 2019). Die Berufung in ein Redaktionsgremium einer renommierten Fachzeitschrift gilt als wertvoller Indikator für die Karriere und somit die nationale oder internationale Anerkennung (Abdellatif et al., 2019). Die Gremien entscheiden wiederum über die Annahme von Publikationen ihrer Kolleginnen und Kollegen (Abdellatif et al., 2019).

Eine naheliegende Erklärung für die Ungleichheit stellt die Familiengründung dar und die damit verbundene Zeit, die der Frau in ihrer Karrierelaufbahn fehlt. Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, um die Kinder aufzuziehen (Sidhu et al., 2009, Piper et al., 2016).

Dementsprechend erfolgen die Fortschritte in der Karriere bei den Frauen häufig langsamer (Abdellatif et al., 2019).

Eine Überlegung ist auch, dass während des Medizinstudiums ein sehr begrenzter Kontakt mit dem Fach Radiologie stattfindet (Hamidizadeh et al., 2018).

Erfahrungsgemäß liegt der Schwerpunkt im Studium eher auf Fächern wie Innere Medizin, Pädiatrie oder Chirurgie, so dass sich häufig keine Gelegenheit dazu bietet, Vorurteilen, wie zum Beispiel, dass wenig Patientenkontakt besteht, entgegenzuwirken (Hamidizadeh et al., 2018).

37 In einer im Jahr 2016 im American College of Radiology veröffentlichten Umfrage aus Kanada zeigte sich, dass besonders weibliche Studierende das Fachgebiet der Radiologie als ein Fach mit höheren Bereitschaftsanforderungen, weniger Vorhersehbarkeit, geringerer Flexibilität und mangelnder Möglichkeit zur Teilzeitarbeit ansehen (Zener et al., 2016).

Auch die vermeintlich erhöhte Strahlenexposition und die körperlich anspruchsvollere Arbeit in der interventionellen Radiologie könnten Frauen abschrecken (Zener et al., 2016).

Historische geschlechtsspezifische Stigmata gelten weiterhin als Hindernis. Frauen werden in der Regel eher als sich unterordnend und abhängig beschrieben, während Männer eher als handlungsorientiert und stark angesehen werden. Eigenschaften, die für Führungspositionen von Bedeutung seien (Carnes et al., 2008).

Ein wesentliches Hindernis ist, dass Frauen bei der Bewerbung um eine Aufstiegsstelle häufig das nötige Netzwerk fehlt (Doucet et al., 2012). Doucet et al.

gehen davon aus, dass weibliche Fakultätsmitglieder bisher weniger in berufliche Netzwerke der Wissenschaft integriert sind als männliche, da sie noch nicht so lange in der Forschung mitarbeiten. Dadurch haben sie automatisch schlechtere Chancen auf eine wissenschaftliche Karriere (Doucet et al., 2012). Auch in einer aktuellen Studie des Elsevierverlags wird ersichtlich, dass Frauen im Gegensatz zu Männern seltener an Kooperationsnetzwerken teilnehmen, was ein möglicher Grund dafür ist, dass sie nach wie vor in der Forschung unterrepräsentiert sind (De Kleijn et al., 2020). Im Durchschnitt haben Männer mehr Mitautoren als Frauen und es besteht die Tendenz dazu, eher mit gleichgeschlechtlichen Forschern zusammenzuarbeiten (De Kleijn et al., 2020). Die Studie zeigte ebenfalls, dass Männer eher dazu bereit sind, zu Forschungszwecken zu reisen, so auch international Karriere machen können und außerhalb ihres Herkunftslandes publizieren (De Kleijn et al., 2020).

Im Zusammenhang mit beruflichen Netzwerken und den sich daraus ergebenden Vorteilen sollte auch der „Matthäus- Effekt“ oder „Matthew- Effekt“ genannt werden.

Dieser beschreibt zum einen die Tatsache, dass bereits bekannte Wissenschaftler häufiger zitiert werden als weniger bekannte und dadurch noch bekannter werden, zum anderen aber auch, dass Förderungen und Auszeichnungen, die für die wissenschaftliche Karriere wichtig sind, eher an bereits renommierte Wissenschaftler vergeben werden (Lincoln et al., 2012). So werden von Fachgesellschaften vergebene Preise in der Wissenschaft häufiger an Männer vergeben und diese erhalten im

Rahmen des Preises höhere Gelder und mehr Anerkennung als Frauen (De Kleijn et al., 2020).

In vielen Studien wurde eine Diskrepanz bezüglich der Zitierweise von Artikeln mit weiblichen Autorenschaften und denen mit männlichen Autorenschaften festgestellt (De Kleijn et al., 2020). Genauso wie Fachzeitschriften nach IF gelistet werden, werden auch die einzelnen Artikel innerhalb der Fachzeitschriften nach IF bewertet. Wie häufig aus einer Veröffentlichung zitiert wurde, ist somit eine Methode, die Forschungsleistung von Wissenschaftler*innen zu bewerten. Je häufiger aus einem Artikel zitiert wurde, umso höher ist der IF und umso besser wird die wissenschaftliche Leistung beurteilt (King et al., 2017). Veröffentlichungen durch Frauen werden zum einen seltener zitiert, zum anderen zeigen sich deutliche Unterschiede in der Nennung der Position der Autorin (De Kleijn et al., 2020) und Männer zitieren sich häufiger selber (King et al., 2017). Dem entgegen steht der „Matilda- Effekt“, die Tatsache, dass wissenschaftliche Erkenntnisse, die durch Frauen gemacht wurden, entweder vollständig ignoriert werden oder die Erfolge Männern zugeschrieben werden (Lincoln et al., 2012).

4.3 Ergebnisse im Kontext bisheriger Studien

Die Tatsache, dass in den letzten Jahrzehnten der Anteil der Frauen in der Medizin zugenommen hat und somit auch der Anteil der weiblichen Autoren in wissenschaftlichen Artikeln gestiegen ist, wird seit mehreren Jahren in diversen Publikationen thematisiert (Yun et al., 2015). In den letzten Jahren wurden viele Studien dazu veröffentlicht, wie sich die Anzahl der weiblichen Autoren in verschiedenen Fachbereichen der Medizin verändert hat (Jagsi et al., 2006, Sidhu et al., 2009, Yun et al., 2015, Piper et al., 2016).

In der Hypothese II wird bewiesen, dass der Anteil der weiblichen Erstautorenschaften stärker angestiegen ist als der der weiblichen Letztautorenschaften. Dies unterstützt die Ergebnisse bisheriger Studien zu diesem Thema.

Im Jahr 2015 erschien im American Journal of Roentgenology eine von Yun et al.

veröffentlichte Studie, die sich damit beschäftigte, ob der Anteil der Autorinnen sich innerhalb der Zeiträume 1991-1993 und 2011-2013 in den Fachzeitschriften American Journal of Roentgenology und Radiology erhöht hat (Yun et al., 2015). In dieser Studie wurden im Gegensatz zu der, die dieser Dissertation zu Grunde liegt, nur die Originalartikel berücksichtigt. Reviews und Andere wurden nicht miteingeschlossen

39 (Yun et al., 2015). In der Studie von Yun et al. wurde das Geschlecht des Erstautoren*in sowie die korrespondierende Autorenschaft erfasst. Die korrespondierende Autorenschaft entspricht der hier als Letztautorenschaft (Projektleiter, Personen mit der größten wissenschaftlichen Erfahrung (Hess et al., 2013)) erfassten Autorenschaft (Yun et al., 2015).

Die Ergebnisse dieser Dissertation decken sich mit denen der Studie von Yun et al.

Der Anteil an weiblichen Autoren stieg zwischen den Zeiträumen 1991-1993 und 2011-2013 signifikant an, auch hier war der Anstieg bei den Erstautorinnen höher als der bei den Letztautorinnen (Yun et al., 2015).

In einer Studie von Piper et al., die 2015 im American Journal of Roentgenology erschien, wurden alle Artikel der Zeitschriften American Journal of Roentgenology, Radiology und Academic Radiology für die Jahre 1978, 1988, 1998, 2008 und 2013 in Hinblick auf das Geschlecht des Erst- und Letztautoren*in untersucht. In dieser Studie zeigte sich ein signifikanter Anstieg der Erstautorinnen über den untersuchten 35-Jahres Zeitraum. Er deckte sich dabei mit dem allgemeinen Anstieg der Frauen in der Radiologie. Der Anteil der Letztautorinnen stieg ebenfalls an, jedoch wesentlich geringer (Piper et al., 2016).

Eine Studie von Jagsi et al., die im Jahr 2006 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, wurden Daten von 1970 bis 2004 im 10-Jahres Abstand hinsichtlich der Erst- und Letztautorinnen in sechs repräsentativen medizinischen Fachzeitschriften untersucht. Auch hier zeigte sich sowohl in den Erst- als auch in den Letztautorenschaften eine signifikante Zunahme der Zahlen der Autorinnen (Jagsi et al., 2006).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ergebnisse der Studie, auf der diese Dissertation basiert, die Ergebnisse anderer Studien zu diesem Thema unterstützt (Piper et al., 2016). Die in dieser Studie untersuchten Differenzen weiblicher Autorenschaften in den verschiedenen IF-Bereichen lassen sich auf Grund von bislang mangelnder Studienlage nicht vergleichen.

4.4 Rolle von Drittmitteln

Männer weisen eine höhere Wahrscheinlichkeit auf staatliche Förderungen auf staatliche Förderungen für ihre wissenschaftlichen Arbeiten auf (Piper et al., 2016).

Da die Grundmittel für die Forschung knapp sind, ist ein wichtiges Kriterium, damit weiter geforscht werden kann, die Einwerbung von Drittmitteln (Dzwonnek, 2014). Im Jahr 2010 führte das Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (IFQ) eine Umfrage unter Professoren und Professorinnen zum Thema Drittmittelforschung durch (Böhmer et al., 2011). Laut der Befragten seien diese reputations- und karrierefördernd und werden benötigt, da Forschungsanfragen sonst nicht bearbeitet werden könnten und um die (Weiter-) Finanzierung der Mitarbeiter*innen sicherzustellen (Böhmer et al., 2011). 89% der Befragten hatten in den vergangenen fünf Jahren mindestens einen Förderantrag auf Drittmittel gestellt, 73% davon bei der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) (Böhmer et al., 2011). Die DFG wird dadurch immer mehr zum Hauptfinanzier in der Forschung (Dzwonnek, 2014). Die Begutachtung und Bewertung von Projektanträgen ist Hauptaufgabe der DFG (DFG, 2017). Gremien und Begutachter*innen entscheiden über die finanzielle Unterstützung und Förderung von Einzelpersonen und Forschungsprojekten (DFG, 2017). Die Bewertung durch Expertengruppen (Peers) in sogenannten „Peer- Reviews“

entscheidet darüber, welche neuen Erkenntnisse Einzug in Fachzeitschriften erlangen und welche Forschungsprojekte gefördert werden (Humboldt-Stiftung, 2009). Die Peers setzten sich aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen, die von der DFG- Geschäftsstelle mit der Frage angeschrieben werden, ob sie Begutachtungen durchführen wollen (DFG, 2018a). 2017 waren 17,3% der Begutachtenden für die schriftlichen Gutachten Frauen (DFG, 2018a).

Forschungsanträge können alle promovierten Wissenschaftler*innen stellen (DFG, 2017). Eine tabellarische Übersicht der DFG zeigt, dass im Jahr 2016 50,9% der Wissenschaftler*innen in der Humanmedizin weiblich waren, 28,8% der Wissenschaftlerinnen haben einen Antrag auf Förderung gestellt (DFG, 2017). Es zeigte sich, dass die Wissenschaftler*innen, die häufig als Gutachtende für die DFG fungieren, eine höhere Chance auf die Genehmigung von Drittmittelanträgen bekommen (Böhmer et al., 2011). Diese Tatsache mag darauf basieren, dass sie bessere Kenntnisse darüber haben, wie die Anträge ausgefüllt werden müssen (Böhmer et al., 2011). Im Rahmen des Chancengleichheits- Monitoring 2018 setzte sich die DFG zum Ziel, dass sowohl die Anzahl der Frauen in den Gremien erhöht

41 werden müsse als auch die Anzahl der Wissenschaftlerinnen unter den Begutachtenden auf mindestens 30% ansteigen müsse (DFG, 2018a). Ein wesentliches Kriterium zur Beurteilung der Kandidaten sind ihre bisherigen Publikationsleistungen, unter anderem wo in welchem Umfang publiziert wurde und wie die Publikationen innerhalb der publizierten Fachdisziplin einzuordnen sind (Humboldt-Stiftung, 2009).

Diese Tatsache lässt erkennen, dass Autorenschaften in hochgerankten Fachzeitschriften im Rahmen einer wissenschaftlichen Karriere unabdingbar sind, um Gelder einzuwerben. Basierend auf den Ergebnissen von Hypothese III, dass Frauen eher in Fachzeitschriften mit mittlerem als mit hohem IF publizieren, könnte das ein weiterer Erklärungsansatz dafür sein, dass deutlich weniger Frauen als Männer publizieren, da sie weniger finanzielle Förderungen für ihre Projekte bekommen. Im Jahr 2016 förderte die DFG 7426 Forschungsprojekte in der Medizin. Der Frauenanteil an den Projektbeteiligten lag bei 24,7% (DFG, 2018b). Der Anteil der weiblichen Antragstellenden erhöhte sich von 20,5% 2009 auf 24,9% 2018 (DFG, 2019).

Im Jahr 2019 beschäftigte die DFG sich im Rahmen ihres alljährlichen Chancengleichheits- Monitoring mit dem Thema inwiefern die Faktoren Geschlecht, Alter des Antragsstellers, Wissenschaftsbereich und Entscheidungsjahr sich auf die Förderwahrscheinlichkeit eines Antrags auswirken (DFG, 2019). Es zeigte sich, dass das Geschlecht alleine nahezu keine Rolle spielte, wohingegen sich jedoch in der Differenzierung nach Altersgruppen zeigte, dass die Förderung der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in jungen Altersgruppen sehr eng beieinander liegt, wohingegen Wissenschaftlerinnen in fortgeschrittener Karrierephase gegenüber den gleichaltrigen Kollegen seltener Förderungen bekommen (DFG, 2019).

Abb 14.: Zugehörigkeit der Antragstellenden von Einzelanträgen zu Altersgruppen nach Geschlecht in den Jahren 2009-2018 (DFG, 2019).

Auch wenn der absolute Anteil der Männer in der Gruppe der Antragsstellenden 35 Jahre und jünger, sowie in der Gruppe der 36- 45- Jährigen größer ist, ist der relative Anteil der Frauen signifikant höher (67,6%) wohingegen ab dem 47. Lebensjahr der relative Anteil der Männer deutlich zunimmt (DFG, 2019). Ein möglicher Erklärungsversuch liegt darin, dass bei Frauen mit zunehmendem Alter und fortschreitender Karriere eine Vielzahl von Kriterien zusammenkommen, die dazu führen, dass sie unter dem Gesichtspunkt der Aspekte, die für die Bewilligung eines Förderantrages eine Rolle spielen, schlechter abschneiden als die männlichen Kollegen (DFG, 2019). Unter anderem werden „Lücken“ im Lebenslauf durch Familiengründung und andere Prioritätensetzung zulasten der Forschung, wie beispielsweise größeres Engagement in der Lehre, in Gremien oder Wissenschaftsverwaltung oder anderes Publikations- und Antragsverhalten genannt (DFG, 2019).

4.5 Länderspezifische Unterschiede

Hypothese IV, dass in Asien in den letzten zehn Jahren ein höherer Anstieg der weiblichen Autorenschaften zu verzeichnen war als in Europa und Nordamerika, konnte nicht bewiesen werden. Dies deckt sich mit den Daten aus einer Studie des Wissenschaftsverlag Elsevier aus dem Jahr 2020 (De Kleijn et al., 2020). In dieser Studie wurden Publikationsdaten aus der ganzen Welt hinsichtlich der globalen

Abb. 14

43 geschlechtsspezifischen Unterschiede ausgewertet (De Kleijn et al., 2020). Die Studie zeigte, dass immer noch Unterschiede bezüglich der Veröffentlichungen durch Frauen bestehen, diese jedoch in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich sind (De Kleijn et al., 2020). Gemittelt für den Zeitraum von 2001 bis 2015 schwankte der prozentuale Anteil an wissenschaftlich arbeitenden Frauen in verschiedenen Ländern zwischen 18% in Japan und 48% in Dänemark (Elsevier, 2017). In der Studie wurden die Autorenschaften für 15 Länder (Argentinien, Brasilien, Mexiko, Canada, USA, Australien, Japan, einige der EU-Staaten separat: Vereinigtes Königreich, Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Niederlande, Deutschland und Dänemark) und zusätzlich alle 28 EU-Staaten zusammengefasst, und die Zeiträume 1999-2003 und 2014-2018 verglichen (De Kleijn et al., 2020). In allen erfassten Ländern ist die Differenz zwischen weiblichen und männlichen Autorenschaften für den Zeitraum 2014-2018 mit 38%

weiblichen und 62% männlichen Autorenschaften geringer als für den Zeitraum 1999-2003 mit 29% weiblichen und 71% männlichen Autorenschaften (De Kleijn et al., 2020). Es wurde untersucht, wie viele weibliche Autoren in dem jeweiligen Zeitraum pro Land auf 100 männliche Autoren kamen. Für Portugal wurde der größte Anstieg in der Dekade verzeichnet. Japan zeigte die geringste Veränderung (De Kleijn et al., 2020). Eventuell besteht ein Zusammenhang zwischen dem „Gender Gap Index“ der verschiedenen Länder und dem Anteil der publizierenden Frauen. Der „Gender Gap Index“ wird seit 14 Jahren bestimmt, um den Fortschritt der Länder zwischen Frauen und Männern in Hinblick auf Unterschiede in Gesundheit, Bildung, Ökonomie und

weiblichen und 62% männlichen Autorenschaften geringer als für den Zeitraum 1999-2003 mit 29% weiblichen und 71% männlichen Autorenschaften (De Kleijn et al., 2020). Es wurde untersucht, wie viele weibliche Autoren in dem jeweiligen Zeitraum pro Land auf 100 männliche Autoren kamen. Für Portugal wurde der größte Anstieg in der Dekade verzeichnet. Japan zeigte die geringste Veränderung (De Kleijn et al., 2020). Eventuell besteht ein Zusammenhang zwischen dem „Gender Gap Index“ der verschiedenen Länder und dem Anteil der publizierenden Frauen. Der „Gender Gap Index“ wird seit 14 Jahren bestimmt, um den Fortschritt der Länder zwischen Frauen und Männern in Hinblick auf Unterschiede in Gesundheit, Bildung, Ökonomie und