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3  Ausstattung und Zustand des Natura 2000-Gebiets

3.2  FFH-Lebensraumtypen

3.2.8  Magere Flachland-Mähwiesen [6510]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Magere Flachland-Mähwiesen

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und ergänzenden Nebenbögen

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 63 175 145 383 Fläche [ha] 71,51 282,75 205,64 559,90 Anteil Bewertung vom LRT [%] 12,8 50,5 36,7 100 Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] 3,27 12,92 9,40 25,59

Bewertung auf Gebietsebene B

Kartierjahr 2014

Die Mähwiesenkartierung (LUBW 2014) wurde in Abstimmung mit dem RP Tübingen über-nommen. Eigene Kartierungen wurden nicht durchgeführt. Viele Flächen wurden aber für die Fotodokumentation der Lebensraumtypen sowie im Rahmen weitergehender faunistischer Kartierungen (KÜHNAPFEL et al. 2017a-e) im Gebiet begangen.

Beschreibung

Im FFH-Gebiet konnten 383 Erfassungseinheiten mit einer Fläche von insgesamt 559,9 ha ausgewiesen werden. Die typische Ausbildung des Lebensraumtyps mit vielen Magerkeits-zeigern und vorwiegend hohem Kräuteranteil kommt an mittleren bis mäßig trockenen Standorten im Gebiet häufig vor. Stellenweise zeigen sich Übergänge zu Berg-Mähwiesen [6520] oder Magerrasen [6210]. Die Wiesen werden in der Regel ein- bis zweischürig ge-mäht, selten auch dreischürig. Landwirtschaftliche Tierbestände fehlen im Raum weitgehend, so dass auf den Wiesen nur ausnahmsweise eine Beweidung stattfindet. Nur sehr kleinräu-mig kommen auch Brachestadien vor.

Montan geprägte Flachland-Mähwiesen sind im Gebiet weit verbreitet. Aufgrund der Höhen-lage bis zu ca. 1.000 m ü. NN treten montane Arten zu den typischen Arten der Flachland-Mähwiesen hinzu. Darin kommen neben den Tieflagenarten Glatthafer (Arrhenatherum elati-us), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) und Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) auch die typischen Arten der Berg-Mähwiesen wie Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Wald-Rispengras (Poa chaixii), Große Sterndolde (Astrantia major), Wiesen-Knöterich (Persicaria bistorta), Weichhaariger Pippau (Crepis mollis), Kleine Traubenhyazinthe (Muscari botryoides), Berg-Flockenblume (Centaurea montana), Perücken-Flockenblume (Centaurea pseudophrygia), Rote Lichtnelke (Silene dioica) und Gewöhnlicher Goldhafer (Trisetum flavescens) vor und bilden so inter-mediäre Artenkombinationen, die kleinräumig wechseln.

Mäßig trockene Glatthaferwiesen, Salbei-Glatthafer- und Trespen-Glatthaferwiesen sind vor-wiegend an den Hängen, oft in südexponierter Lage, ausgeprägt. Sie sind oft gekennzeich-net durch viele Magerkeitszeiger, hohen Blütenreichtum und lichten Strukturen. Oft grenzen Trespen-Glatthafer-Wiesen an Magerrasen oder Wacholderheiden an oder sind Übergangs-stadien zu diesen Lebensraumtypen. Darin erreicht die Aufrechte Trespe (Bromus erectus) oft hohe Mengenanteile.

Aufgrund unterschiedlicher Nutzung unterscheiden sich die verschiedenen Bestände sehr stark in ihrer Habitatstruktur und ihrem Arteninventar. Das Arteninventar ist in 85 Erfas-sungseinheiten (u.a. NSG Hülenbuchwiesen, NSG Heimberg, NSG Stromelsberg-Hessenbühl, Wiesen bei Hossingen) aufgrund der hohen Anzahl von lebensraumtypischen Arten und dem hohen Anteil konkurrenzschwacher Kräuter (insbesondere Magerkeitszeiger) sehr gut erhalten – Wertstufe A. Bei 174 über das gesamte Gebiet verteilten Beständen ist das Arteninventar bereits durch Störzeiger, insbesondere Nährstoff- und Verbrachungszeiger etwas beeinträchtigt, diese konnten aber noch als gut eingestuft werden – Wertstufe B.

Durch übermäßige Düngung treten in den Glatthaferwiesen vermehrt Nährstoffzeiger wie z.B. Wiesenlöwenzahn (Taraxacum sectio Ruderalia) und Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylves-tris) auf und die Magerkeitszeiger, darunter insbesondere die typischen bunt blühenden Kräuter, werden zurückgedrängt. Ein so verändertes und verarmtes Arteninventar weisen 124 über das gesamte Gebiet verteilte Bestände auf – Wertstufe C.

Darüber hinaus sind die Flächen des Lebensraumtyps Magere Flachland-Mähwiesen im Ge-biet bedeutsam für viele zum Teil hochgradig gefährdete Tagfalter-, Widderchen- und Heu-schreckenarten (vgl. KÜHNAPFEL 2017a-e).

Die Habitatstrukturen sind bei 76 Beständen (besonders viele Flächen um Hossingen, aber auch am Heimberg, Hessenbühl und in den Hülenbuchwiesen) mit ihrer lückigen Struktur, der geringen Wuchshöhe und dem hohen Anteil konkurrenzschwacher Kräuter sehr gut er-halten – Wertstufe A. Mit insgesamt 192 Flächen ist der ganz überwiegende Teil der Erfas-sungseinheiten im Gebiet gut strukturiert – Wertstufe B. Aufgrund von negativen Bewirtschaf-tungseinflüssen (z.B. übermäßige Düngung) wird die Grasschicht dicht und hochwüchsig.

115 Wiesen konnten nur noch als durchschnittlich eingestuft werden – Wertstufe C.

Beeinträchtigungen fehlen auf den meisten Erfassungseinheiten, da die Auswirkungen von Düngung und Nutzung sich bereits im Arteninventar und in den Habitatstrukturen nieder-schlagen – Wertstufe A. Bei einigen Flächen bestehen Beeinträchtigungen durch mäßige Nährstoffeinträge oder durch Brachfallen der Wiese (15 Flächen). Diese Flächen werden noch als gut eingestuft – Wertstufe B. 18 Flächen weisen stärkere Beeinträchtigungen auf – Wertstufe C. Dabei handelt es sich entweder um brachgefallene Wiesen oder um deutlich aufgedüngte Flächen.

Verbreitung im Gebiet

Der Lebensraumtyp „Magere Flachland-Mähwiesen“ [6510] ist im FFH-Gebiet weit verbreitet und konnte in vielen Teilflächen oft großflächig festgestellt werden. Besonders große zu-sammenhängende Wiesengebiete finden sich im NSG Hülenbuchwiesen, NSG Stromels-berg-Hessenbühl, Burgbühl, NSG Heimberg, Wiesengebiete östlich und südöstlich Hossin-gen, NSG Westerberg und Hummelbühl bei Nusplingen.

Kennzeichnende Pflanzenarten

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Gewöhnliche Wiesenschafgarbe (Achillea millefolium), Bergwiesen-Frauenmantel

holosteoides), Kohldistel (Cirsium oleraceum), Wiesen-Pippau (Crepis biennis), Wie-sen-Knäuelgras (Dactylis glomerata), Wilde Möhre (Daucus carota),

Schwingel (Festuca pratensis), Rotschwingel (Festuca rubra agg.), Weißes Wiesen-labkraut (Galium album), Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense), Bach-Nelkenwurz (Geum rivale), Flaumiger Wiesenhafer (Helictotrichon pubescens), Wie-sen-Bärenklau (Heracleum sphondylium), Wolliges Honiggras (Holcus lanatus), Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), Rauher Löwenzahn (Leontodon hispidus), Wiesen-Margerite (Leucanthemum ircutianum), Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corni-culatus), Hasenbrot (Luzula campestris), Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi), Große Pimpernell (Pimpinella major), Kleine Pimpernell (Pimpinella saxifraga), Mittle-rer Wegerich (Plantago media), Schmalblättriges Wiesenrispengras (Poa angustifo-lia), Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), Gewöhnliches Rispengras (Poa trivialis), Arznei-Schlüsselblume (Primula veris), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Knol-liger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus), Zottiger Klappertopf (Rhinanthus alectorolo-phus), Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor), Wiesen-Sauerampfer (Rumex aceto-sa), Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor), Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), Orientalischer Wiesenbocksbart (Tra-gopogon orientalis), Wiesenbocksbart (Tra(Tra-gopogon pratensis agg.), Rot-Klee (Trifoli-um pratense), Gewöhnlicher Goldhafer (Triset(Trifoli-um flavescens), Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys)

Weitere charakteristische Arten im FFH-Gebiet: Gemeiner Odermenning (Agrimonia eupatoria), Rotes Straußgras (Agrostis capillaris), Genfer Günsel (Ajuga genevensis), Kriechender Günsel (Ajuga reptans), Gemeiner Frauenmantel (Alchemilla vulgaris), Busch-Windröschen (Anemone nemorosa), Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris), Wundklee (Anthyllis vulneraria), Rauhe Gänsekresse (Arabis hirsuta), Quendel-Sandkraut (Arenaria serpyllifolia), Große Sterndolde (Astrantia major), Gänseblüm-chen (Bellis perennis), Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum), Aufrechte Trespe (Bromus erectus), Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia), Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus), Frühlings-Segge (Carex caryophyllea), Blau-Segge (Carex flacca), Behaarte Blau-Segge (Carex hirta), Berg-Blau-Segge (Carex montana), Silberdistel (Carlina acaulis), Berg-Flockenblume (Centaurea montana), Perücken-Flockenblume (Centaurea pseudophrygia), Bach-Distel (Cirsium rivulare), Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale), Weicher Pippau (Crepis mollis), Kreuz-Labkraut (Cruciata laevipes), Wiesen-Kammgras (Cynosurus cristatus), Karthäusernelke (Dian-thus car(Dian-thusianorum), Warzen-Wolfsmilch (Euphorbia brittingeri),

Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), Wiesen-Augentrost (Euphrasia rostkoviana), Schafschwingel (Festuca ovina agg.), Knollige Spierstaude (Filipendula vulgaris), Nordisches Labkraut (Galium boreale), Echtes Labkraut (Galium verum), Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Wiesen-Habichtskraut (Hieracium caespito-sum), Trugdoldiges Habichtskraut (Hieracium cymocaespito-sum), Hufeisenklee (Hippocrepis comosa), Wald-Witwenblume (Knautia maxima), Pyramiden-Kammschmiele (Koeleria pyramidata agg.), Breitblättriges Laserkraut (Laserpitium latifolium),

Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis), Purgier-Lein (Linum catharticum), Pfennigkraut (Ly-simachia nummularia), Sichel-Klee (Medicago falcata), Hopfenklee (Medicago lupuli-na), Luzerne (Medicago sativa), Traubenhyazinthe (Muscari botryoides), Acker-Vergißmeinnicht (Myosotis arvensis), Hain-Acker-Vergißmeinnicht (Myosotis nemorosa), Wald-Vergißmeinnicht (Myosotis sylvatica), Esparsette (Onobrychis viciifolia), Krie-chende Hauhechel (Ononis repens), Dost (Origanum vulgare), Wiesen-Knöterich (Persicaria bistorta), Gewöhnliches Wiesenlieschgras (Phleum pratense), Kugel-Teufelskralle (Phyteuma orbiculare), Ährige Kugel-Teufelskralle (Phyteuma spicatum), Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata), Wald-Rispengras (Poa chaixii), Sumpf-Kreuzblume (Polygala amarella), Schopfiges Kreuzblümchen (Polygala comosa), Rötliches Fin-gerkraut (Potentilla heptaphylla), Gewöhnliche Brunelle (Prunella vulgaris), Kriechen-der Hahnenfuß (Ranunculus repens), Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria), Tag-Lichtnelke (Silene dioica), Gewöhnlicher Taubenkropf (Silene vulgaris),

Gras-Sternmiere (Stellaria graminea), Stengelumfassendes Hellerkraut (Thlaspi perfolia-tum), Wiesenlöwenzahn (Taraxacum sectio Ruderalia), Arznei-Thymian (Thymus pu-legioides), Feldklee (Trifolium campestre), Kleiner Klee (Trifolium dubium), Weißklee (Trifolium repens), Echter Feldsalat (Valerianella locusta), Schmalblättrige Wicke (Vi-cia angustifolia), Vogel-Wicke (Vi(Vi-cia cracca), Zaun-Wicke (Vi(Vi-cia sepium), Rauhes Veilchen (Viola hirta)

den Lebensraumtyp abbauende/beeinträchtigende Arten

Giersch (Aegopodium podagraria), Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris), Weiche Trespe (Bromus hordeaceus), Gewöhnliches Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris), Wald-Segge (Carex sylvatica), Acker-Hornkraut (Cerastium arvense),

Gold-Kälberkropf (Chaerophyllum aureum), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Gewöhnli-che Quecke (Elymus repens), Rohr-Schwingel (Festuca arundinacea), Mädesüß (Fi-lipendula ulmaria),Gundermann (Glechoma hederacea), Tüpfel-Johanniskraut (Hy-pericum perforatum), Weiße Taubnessel (Lamium album), Vielblütiges Weidelgras (Lolium multiflorum), Ausdauerndes Weidelgras (Lolium perenne), Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus), Rohrglanzgras (Phararis arundinacea), Breit-Wegerich (Plantago major), Sternmiere (Stellaria holostea), Acker-Ehrenpreis (Veronica arven-sis), Quendel-Ehrenpreis (Veronica serpyllifolia),

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Wundklee (Anthyllis vulneraria, RL V), Büschel-Glockenblume (Campanula glomerata, RL V), Silberdistel (Carlina acaulis, RL V, §), Perücken-Flockenblume (Centaurea pseudo-phrygia, RL 3), Kleinblütiges Hornkraut (Cerastium brachypetalum, RL V), Geflecktes Kna-benkraut (Dactylorhiza maculata; §), Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum, RL V), Knollige Spierstaude (Filipendula vulgaris, RL 3), Nordisches Labkraut (Galium boreale, RL 3), Kleines Labkraut (Galium pumilum, RL V), Gelber Enzian (Gentiana lutea, RL V, §), Ge-meines Sonnenröschen (Helianthemum nummularia agg., RL V), Echter Wiesenhafer (Helic-totrichon pratense, RL V), Trugdoldiges Habichtskraut (Hieracium cymosum, RL 3), Purgier-Lein (Linum catharticum, §), Großes Zweiblatt (Listera ovata, §), Kleine Traubenhyazinthe (Muscari botryoides, RL 3, §), Stattliches Knabenkraut (Orchis mascula, RL V, §), Helm-Knabenkraut (Orchis militaris, RL V, §), Kleines Helm-Knabenkraut (Orchis morio, RL 3, §), Blas-ses Knabenkraut (Orchis pallens, RL 3, §), Labkraut-Sommerwurz (Orobanche caryophyllea, RL 3), Kugel-Teufelskralle (Phyteuma orbiculare, RL 3), Weiße Waldhyazinthe (Platanthera bifolia, RL V, §), Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha, RL V, §), Sumpf-Kreuzblume (Polygala amarella, RL V), Rötliches Fingerkraut (Potentilla heptaphylla, RL V), Hohe Schlüsselblume (Primula elatior, §), Arznei-Schlüsselblume (Primula veris, §), Große Brunelle (Prunella grandiflora, RL V), Wald-Hahnenfuß (Ranunculus polyanthemos ssp.

nemorosus, RL V), Berg-Leinblatt (Thesium bavarum, RL V), Mittleres Leinblatt (Thesium linophyllon, RL 2), Berg-Klee (Trifolium montanum, RL 3)

Bewertung auf Gebietsebene

Da der Mehrheit der Erfassungseinheiten ein guter oder sogar hervorragender Erhaltungszu-stand zugewiesen wird, ist der Lebensraumtyp „Magere Flachland-Mähwiesen“ [6510] auch auf Gebietsebene mit gut zu bewerten – Erhaltungszustand B.