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3. Niedersächsische Ackerbaustrategie

3.12 Leitbild der Niedersächsischen Ackerbaustrategie

Das Ziel der Niedersächsischen Ackerbaustrategie ist, eine leistungsfähige, effiziente, wettbe-werbsfähige und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft zu schaffen, die gegenüber klimatischen Einflüssen, veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen und unter ökonomischen Gesichts-punkten widerstandsfähig ist. Ein Ackerbau, der durch Humuserhalt oder im Idealfall -mehrung und das Vermeiden von Bodenschadverdichtungen und Erosion die Leistungsfähigkeit unserer Böden verbessert, stellt die Grundlage dar, auf der u. a. weite Fruchtfolgen die Biodiversität in der Agrarlandschaft erhöhen. Dem wird weiterhin im Niedersächsischen Weg durch das Ziel der Vernetzung von Lebensräumen, der Etablierung von Randstreifen und Habitatkontinuität sowie der Reduktion der Neuversiegelung von Flächen Rechnung getragen. Fruchtartenvielfalt muss dabei auf der kleinsten Ebene betrachtet werden. Diese klima- und ökologisch wirksamen Aspekte müssen durch eine veränderte (EU-)Agrarpolitik ausgeglichen werden, die verstärkt die Möglichkeit zur Anpassung an regionale Gegebenheiten gibt.

Das Ungleichgewicht zwischen Nährstoffanfall und Nährstoffverbringung muss durch eine Erhöhung der Transportwürdigkeit und eine höhere Wertschätzung der organischen Düngemittel in intensiven Ackerbauregionen ausgeglichen werden. Hier ist nicht nur der Nährstoff Stickstoff, sondern schwerpunktmäßig auch das Phosphat zu betrachten – gerade in vieharmen Regionen.

Dazu muss der Einsatz von organischen Düngemitteln durch den Einsatz emissionsmindern-der Techniken noch effizienter gestaltet und durch angewandte Forschung weiter verbessert werden.

Die Wirkung von ausgebrachten Düngemitteln kann gerade unter extremen Witterungsbedin-gungen durch den Einsatz der Beregnung erhalten werden. Beregnung sichert dabei Erträge und kann so bei Realisierung geringer Wasserverluste durch den Einsatz verlustmindernder Techniken wie Düsenwagen oder Tröpfchenbewässerung die Effizienz anderer eingesetzter Produktionsmittel erhöhen.

Wenn Extremwetterereignissen nicht mehr produktionstechnisch begegnet werden kann, müssen entsprechende Schäden durch Mehrgefahrenversicherungen abgesichert sein.

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird durch die Etablierung aktualisierter Schadensschwel-len und praxistauglicher Prognosemodelle und weiterer Entscheidungshilfen reduziert. Dies wird durch die Züchtung von toleranten und resistenten Sorten, der weiteren Erforschung der Digitalisierung und einer Nutzung aller verfügbaren Komponenten des integrierten Pflan-zenschutzes zusammen mit einer intensiven Erprobung und Anwendung mechanischer, bio-logischer, thermischer und physikalischer Methoden unterstützt. Gerade in der Züchtung muss eine umfassende, aktuelle Beschreibung von Sorteneigenschaften, die auch sich verändernde Toleranzprofile aufgrund großer Anbauflächen berücksichtigt, für die landwirtschaftliche Praxis zugänglich sein. Auch alternative Kulturen müssen züchterisch bearbeitet werden und neue Zuchtmethoden für einen schnelleren Zuchtfortschritt sorgen.

Hier stellt auch der ökologische Landbau einen wichtigen Parameter dar, der die vorher ge-nannten Aspekte der niedersächsischen Ackerbaustrategie in ihrer Erreichung maßgeblich unter-stützen kann.

Der Klimaschutz fordert von der landwirtschaftlichen Pflanzenproduktion in Niedersachsen zwar elementare Veränderungen, bietet aber mit den möglichen und notwendigen Klimaanpassun-gen auch relevante Chancen, die natürlichen Produktionsfaktoren besser zu nutzen und die Effizienz der Pflanzenproduktion zu erhöhen.

Die Digitalisierung wird als einer der wichtigsten Grundsteine für Effizienzsteigerungen in der niedersächsischen Landwirtschaft verstanden, der einen flächendeckenden Zugang zu 5G voraussetzt. Nur so können „Smart Farming“-Technologien und Landwirtschaft 4.0 zuverlässig entwickelt und anschließend auch in der landwirtschaftlichen Praxis angewendet werden.

Eine mit diesen Maßnahmen effiziente landwirtschaftliche Produktion ist ökonomisch, öko-logisch und sozial nachhaltig. Dies reduziert die Klimawirksamkeit landwirtschaftlicher Pro-duktionsverfahren durch die Reduktion von Treibhausgasemissionen. Durch die Anreicherung von Humus in den landwirtschaftlich genutzten Böden besteht umgekehrt langfristig sogar die Chance, Kohlenstoff zu speichern.

Verschiedene Forschungs- und Leuchtturmprojekte sowie Demonstrationsbetriebe sollen diese Maßnahmen nicht nur für die landwirtschaftliche Praxis prüfen und anschaulich machen, sie sollen auch die Beratung in Niedersachsen weiter ausbauen und ganzheitliche Beratungs-konzepte zur Erreichung der Ziele der Niedersächsischen Ackerbaustrategie entwickeln. Es muss darüber hinaus (Wissens-)Plattformen und weitere Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch geben. Das Netzwerk der niedersächsischen Landwirte und Landwirtinnen sowie anderer an der Umsetzung der Niedersächsischen Ackerbau- und Grünlandstrategie Beteiligter ist die Basis für den Austausch neuer, funktionierender emissionsarmer und umweltschonender Strategien. Nur durch permanenten Austausch kann eine Strategie, die nie eine abschließende Aufzählung ent-hält, weiterentwickelt werden.

Nicht zuletzt muss der gesellschaftlichen Diskrepanz zwischen Landwirtschaft und Verbraucher-innen und Verbrauchern aus allen Teilen der Landwirtschaft heraus offener und mehr begegnet werden; hier müssen Konzepte im Rahmen eines neuen Gesellschaftsvertrages entwickelt werden. Die verbesserte gesellschaftliche Akzeptanz einer leistungsfähigen und nachhaltigen Landwirtschaft muss das Ergebnis sein. Das Ziel der tier- und umweltgerechten Erzeugung von Lebensmitteln zu fairen Preisen stellt hier eine gemeinsame Grundlage dar, auf der es aufzubau-en gilt. Die Verfügbarkeit regional erzeugter Lebaufzubau-ensmittel muss dabei nicht zuletzt als ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz wahrgenommen werden – auf politischer und gesellschaftlicher Ebene.

Die vorliegende Ackerbau- und Grünlandstrategie des Landes Niedersachsen steht für die Aspek-te des Niedersächsischen Weges konsequent ein und wird über die hier formulierAspek-ten Leitlinien hinaus fortwährend weiterentwickelt. Dies erfolgt zum einen durch einen eigens ernannten Fachbeirat, zum anderen aber auch unter Einbeziehung aller in der Landwirtschaft tätigen Ak-teure, die sich einbringen wollen. Es wird ausdrücklich dazu aufgefordert, die Strategie als Basis für einen fortwährenden Dialog zu sehen.

Einleitung und Zielsetzung

Die Grünlandstrategie soll die bestehende Situation des Grünlands in Niedersachsen beschrei-ben, unterschiedliche Anforderungen, Interessen und Zielkonflikte darstellen sowie ein Leitbild für die Grünlandentwicklung der Zukunft skizzieren und Wege bzw. Handlungsoptionen aufzei-gen. Dabei soll den regionalen Unterschieden Rechnung getragen werden. Es sind Maßnahmen zur Weiterentwicklung einer multifunktionalen Grünlandnutzung aufzuzeigen, wobei je nach Grünlandgebiet und Einzelfläche verschiedene Ziele oder Schwerpunkte in den Vordergrund zu rücken sind. Die künftige Grünlandentwicklung soll einer Evaluation unter Berücksichtigung von ökonomischen und ökologischen Indikatoren unterzogen werden.

Grünlanderhalt ist eng an die Haltung von Nutztieren gebunden, welche die Grünlandaufwüchse verwerten können. Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde und landwirtschaftliche Wildtierhaltung nut-zen die Wiesen und Weiden in großer Vielfalt. Ohne Nutzung würde das Grünland verbuschen und als Lebensraum grünlandtypischer Tier- und Pflanzenarten verloren gehen. Die Produkte der auf Grünland gehaltenen bzw. mit Mähgut von Wiesen gefütterten Nutztiere tragen zur Ernäh-rungssicherung auf heimischer Basis bei. Bei der Futterversorgung der Nutztiere leistet das Grün-land auch einen wichtigen Beitrag zum heimischen Eiweißangebot für Raufutterfresser.

Der Erhalt und die futterwertorientierte Entwicklung der Grünlandbestände sind für einen zu-kunftsorientierten und heimischen Futterbau wichtig. Auf wirtschaftlichen Grenzstandorten des Grünlands würden ohne den Futterbau, d. h. durch Bewirtschaftungsaufgaben und natürliche Sukzession, naturschutzfachlich besonders wertvolle Grünlandflächen mit ihrer typischen Grün-landflora und -fauna verloren gehen.

Grünland ist für Wiederkäuer und Pferde aber nicht nur Futtergrundlage, sondern auch Hal-tungsumgebung. In der Verbraucherwahrnehmung wird dies mit Tierwohl und einem positiven Landschaftsbild verbunden. Auf diese Wahrnehmung setzen zahlreiche Marketingstrategien mit dem Ziel, zusätzliche Wertschöpfung in der Region zu generieren. Ebenso bauen darauf auch Vermarktungskonzepte für den Urlaub auf dem Bauernhof auf.

Grünlandregionen zählen zu den wertvollen Kulturlandschaften Niedersachsens, tragen zu einer aufgelockerten, vielfältigen Landschaft bei und stiften aufgrund ihrer lokalen Ausprägung Identi-tät mit der jeweiligen Region. Grünland hat insbesondere in Verbindung mit der Weidehaltung und/oder artenreichen Mähwiesen einen hohen kulturellen und ästhetischen Wert und bietet von den Deichen der Nordseeküste über die Mittelgebirge und Einzugsbereiche großer Binnen-flüsse bis hin zum Harz vielfältigen Erholungsraum für die Bevölkerung. Der Erholungswert ist eng mit einer vielfältigen und schönen Landschaft verknüpft. Eine abwechslungsreiche Land-schaft steigert die Erholungs- und Erlebnisqualität und bietet viele Möglichkeiten zur Freizeitge-staltung in der Natur (Radfahren, Wandern, Reiten, Wassersport).

4. Niedersächsische