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Sowohl im ersten als auch im zweiten Durchgang blieben die mittleren Körpermassezunahmen der Tiere aus den beiden Gruppen, die keine mineralische P-Ergänzung im Mischfutter erhielten, deutlich hinter jenen der Tiere aus der Kontrollgruppe zurück. Diese Beobachtung deckt sich mit Ergebnissen anderer Untersuchungen, in denen der Verzicht auf einen mineralischen Phosphor-Zusatz während der Aufzucht bzw. Mast ebenfalls zu reduzierten KMZ führte (HAN et al. 1998; MAVROMICHALIS et al. 1999; JENDZA et al. 2006) und zeigt, dass die Tiere dieser beiden Gruppen ihr Wachstumspotential unter diesen Bedingungen nicht voll ausschöpften.

Da letztlich jedoch nicht der Gesamt-P-Gehalt im MF, sondern die Menge des verdaulichen P die P-Versorgung bestimmt, vermuteten ALMEIDA und STEIN (2010), dass unabhängig davon, ob dem Mischfutter Pi zugesetzt wird, kein Einfluss der P-Versorgung auf die Mastleistung zu erwarten sei, wenn verschiedene MF die gleiche P-Verdaulichkeit (standardized total tract digestibility, STTD) aufweisen. In der vorliegenden Untersuchung war der Gesamt-P-Gehalt in den MF-Varianten V1 und V2 jeweils vergleichbar. Dass die Tiere der Gruppe V1 dennoch im Mittel eine tendenziell (7,7 bzw. 9,0 % zu Versuchsende in Durchgang 1 bzw. 2) höhere KM aufwiesen als die Tiere der Gruppe V2, ist mit der unterschiedlichen Phytaseaktivität in diesen beiden MF-Varianten zu erklären, da höhere Aktivitäten der Phytase im MF durch eine günstigere Verdaulichkeit bei knapper P-Versorgung zu höheren Körpermassezunahmen führen (VIGORS et al. 2014; TAYLOR et al.

2016; TORRALLARDONA u. ADER 2016).

Möglicherweise hätte durch einen Phytasezusatz in noch höherer Dosierung (> 500 FTU/kg) im MF-V1 die KMZ in dieser Gruppe weiter erhöht werden können. So berichten mehrere Autoren von positiven Effekten höherer Phytasedosierungen (> 500 FTU/kg) auf die Leistung

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von Schweinen (KIES et al. 2006; VEUM et al. 2006; ZENG et al. 2014; MILLER et al.

2016). Mögliche Ursachen für diese Beobachtungen werden kontrovers diskutiert: So vermuteten KIES et al. (2006), dass entweder der durch höhere Phytasedosierungen gesteigerte Phytatabbau dazu führt, dass mehr Phytat in Lösung geht und – da nur dieses gelöste Phytat abgebaut werden könne – insgesamt mehr P freigesetzt würde oder dass durch die hohen Phytasedosierungen höhere Phytaseaktivitäten im Dünndarm erreicht würden, die ihrerseits wiederum eine vermehrten P-Freisetzung und -Resorption zur Folge hätten. Neben einer höheren Verdaulichkeit von Phosphor sowie weiteren Mineralstoffen (KIES et al. 2006) wurden teilweise darüber hinausgehende Effekte wie eine höhere Aminosäuren-Verdaulichkeit oder auch Änderungen im Energiestoffwechsel (Energieaufwand für Verdauungsprozesse, Einflüsse auf renale Exkretion, etc.) als Erklärung für höhere Leistungen durch Phytase-Zusatz zum MF vermutet (KIES et al. 2005; ZENG et al. 2014).

Nicht alle Studien, in denen sehr hohe Phytasedosierungen geprüft wurden, bestätigten allerdings derartige positive Effekte auf die Leistung von Schweinen. So erreichten LAIRD et al. (2016) in einer Untersuchung an Absetzferkeln (etwa 17 kg KM zu Versuchsbeginn) bereits mit einer Phytasedosierung von 500 FTU/kg MF Körpermassezunahmen vergleichbar mit denen der Kontrolltiere; eine höhere Phytasedosierung (2000 FTU/kg MF) hatte keinen darüber hinaus gehenden positiven Effekt auf die täglichen KMZ. Auch ADHIKARI et al.

(2016) sahen ebenfalls an Absetzferkeln (19,8 kg KM zu Versuchsbeginn) keinen positiven Einfluss einer Phytasedosierung von über 500 FTU/kg MF auf die P-Verdaulichkeit. Da von einer nachteiligen oder gar toxischen Wirkung sehr hoher Phytasedosierungen (bis 40.000 FTU/kg im MF) indes nicht auszugehen ist (GUGGENBUHL et al. 2012), scheint dem Einsatz hoher Dosierungen zumindest aus Sicht der Tiergesundheit nichts entgegenzustehen.

Insgesamt sprechen die im Rahmen dieser Studie erhobenen deutlich unterschiedlichen KM-Entwicklungen der Tiere aus den drei Gruppen dafür, dass die Tiere beider Versuchsgruppen nicht ausreichend mit P versorgt waren, da zum Erreichen maximaler KMZ eine geringere P-Versorgung ausreichend ist als für eine maximale Knochenmineralisation (KOCH et al. 1984) und folglich die KMZ auch bei einer geringen P-Versorgung, die bereits zu einer Beeinträchtigung der Knochenmineralisation führt, weitgehend aufrechterhalten werden können (KETAREN et al. 1993). Die in der vorliegenden Arbeit festgestellten

Diskussion

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Leistungsunterschiede ließen demnach erwarten, dass die Knochenentwicklung bzw. -mineralisation bei Tieren beider Versuchsgruppen noch stärker beeinträchtigt sein dürften.

Durchgang 1

Auffällig war im ersten Durchgang, dass der mittlere tägliche Futterverbrauch sich zwar zwischen den drei Gruppen nicht statistisch signifikant unterschied, die Tiere aus Gruppe V1 jedoch mit 1350 g/Tier/Tag numerisch den höchsten Futterverbrauch sowie den ungünstigsten Futteraufwand (2,34 kg MF/kg KM) aufwiesen. Ursächlich hierfür könnten höhere Futterverluste in dieser Gruppe gewesen sein, aber auch eine kompensatorisch forcierte Futteraufnahme infolge einer knappen P-Versorgung wäre denkbar. Die Ergebnisse mehrerer Untersuchungen zeigen jedoch, dass eine geringere P-Versorgung eher zu einer reduzierten Futteraufnahme von Absetzferkeln führt (KOCH et al. 1984; RADCLIFFE u. KORNEGAY 1998; TORRALLARDONA u. ADER 2016) oder dieser Parameter unbeeinflusst bleibt (VARLEY et al. 2010b; RYAN et al. 2011a; ALMEIDA et al. 2013; TAYLOR et al. 2016).

Dementsprechend erscheint es wahrscheinlicher, dass die besonderen Fütterungsbedingungen methodisch den höheren Futterverbrauch in der Versuchsgruppe 1 erklären.

Bereits eine Woche nach Versuchsbeginn begann die unterschiedliche KM-Entwicklung.

Auch in anderen Untersuchungen resultierten aus einer unterschiedlichen P-Versorgung schon nach kurzer Zeit Unterschiede in der KM-Entwicklung von Absetzferkeln. So führte das Angebot eines MF mit 0,35 % P sowohl bei Zulage von Phytase als auch von anorganischem Phosphor in der Studie von RADCLIFFE und KORNEGAY (1998) bereits nach zwei Wochen zu signifikant höheren Körpermassezunahmen als beim Einsatz des gleichen MF ohne diese Zusätze. MILLER et al. (1964) stellten ebenfalls nach diesem Zeitraum erste signifikante Unterschiede in den Körpermassen fest. Dass die Regulationsmechanismen zur Aufrechterhaltung der P-Homöostase bereits innerhalb kürzester Zeit anlaufen, zeigt eine Studie von BIKKER et al. (2016): Sie beobachteten an Mastschweinen (90,5 kg KM zu Versuchsbeginn) innerhalb eines Zeitraums von acht Tagen nach Umstellung auf ein nahezu P-freies MF (0,38 g P/kg) einen Abfall der Phosphatkonzentration im Harn bis unter die Nachweisgrenze von 0,01 mmol/l.

Trotz der ausgeprägten KM-Unterschiede zwischen den Tieren der drei Gruppen waren im ersten Durchgang bei keinem der Tiere klinisch auffällige Symptome eines P-Mangels

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feststellbar. Auch LÜDKE et al. (1988) beobachteten an Absetzferkeln Leistungseinbußen in Folge einer P-armen Fütterung, ohne dass klinische Auffälligkeiten erkennbar wurden.

Durchgang 2

Im zweiten Durchgang war der mittlere Futterverbrauch der Tiere aus Versuchsgruppe 2 signifikant geringer als bei den Tieren der Kontrollgruppe. Von AUBEL et al. (1936) wurde beschrieben, dass es bei Schweinen in Verbindung mit einer P-armen Fütterung zu einem reduzierten Appetit kommen kann. Vor dem Hintergrund der deutlich differierenden mittleren Körpermassen in den drei Gruppen, muss darüber hinaus berücksichtigt werden, dass im Verlauf des Versuchs auch die höhere mittlere KM der Tiere aus der Kontrollgruppe zunehmend stärker zum höheren Futterverbrauch in dieser Gruppe beigetragen haben dürfte, da aufgenommene/aufnehmbare Futtermenge u. a. auch von der KM der Tiere beeinflusst wird (QUINIOU et al. 2000; BRUININX et al. 2001).

In der Untersuchung von KOCH und MAHAN (1986) zur P-Versorgung von Mastschweinen blieb eine Variation der P-Gehalte im MF (0,09 bis 0,31 % P im MF) ohne Auswirkungen auf die täglichen KMZ der Tiere, was von den Autoren darauf zurückgeführt wurde, dass der P-Bedarf wachsender Schweine mit zunehmendem Alter geringer und das Wachstum daher durch eine geringe P-Versorgung weniger beeinträchtigt werde. Demnach spricht die unterschiedliche KM-Entwicklung zwischen den Gruppen in der vorliegenden Arbeit dafür, dass auch in der Versuchsgruppe 1 die P-Versorgung den Bedarf der Tiere nicht deckte. Nach den Angaben des NRC (1998) sollte ein Alleinfutter für wachsende Schweine mit einer Körpermasse von 20 - 50 kg mindestens 0,50 % Gesamt-P bzw. 0,23 % verfügbaren P enthalten. Der P-Gehalt im Mastfutter I für die Versuchsgruppen 1 und 2 betrug 3,08 g/kg und lag somit deutlich unterhalb dieser Bedarfsangaben. Legt man die von HARPER et al. (1997) an Mastschweinen ermittelte P-Äquivalenz für eine Aspergillus niger-Phytase (Natuphos® 600, BASF Corp.) zugrunde (vgl. Tabelle 1), so kann für das MF-V1 von zusätzlich 0,96 g P/kg durch den Phytase-Zusatz ausgegangen werden. Insgesamt wurde also auch mit dieser MF-Variante keine bedarfsdeckende P-Versorgung erreicht, was auch die im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant geringeren Körpermassezunahmen widerspiegeln.

MCGLONE (2000) leitete aus den Ergebnissen seiner Untersuchungen ab, dass innerhalb der letzten 30 Tage der Endmast ein Verzicht auf jegliche Mineralstoff- und Vitamin-Supplementierung ohne Einbußen in der Leistung der Tiere oder eine Beeinträchtigung der

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Tiergesundheit möglich sei. Dies erlaube zum einen eine Reduktion der Futterkosten und verringere zum anderen die ökologischen Auswirkungen hoher P-Einträge in Böden und Gewässer mit der Gülle. Der Autor ergänzte einschränkend, dass es durch eine derartige Fütterung über den geprüften Zeitraum hinaus zu negativen Effekten auf die Leistung und auch zu einer Beeinträchtigung der Tiergesundheit kommen könne. Die Leistungsdaten der Versuchsgruppe 1 aus der vorliegenden Untersuchung zeigten, dass ein Verzicht auf eine Supplementierung des MF mit anorganischem Phosphor über die gesamte Mastdauer trotz einer Phytaseaktivität von über 1000 FTU/kg im MF hinsichtlich der KMZ zu erheblichen Einbußen führen kann. Vor diesem Hintergrund erscheint es fraglich, ob die ökologischen und ökonomischen Vorteile, die sich aus dem Verzicht auf anorganischen Phosphor im MF während der kompletten Mastphase ergeben würden, den Nachteil der deutlich ungünstigeren Mastergebnisse und eines höheren Risikos für das Auftreten von Lahmheiten oder ähnlichem überwiegen. MCGLONE (2000) gab ferner zu bedenken, dass die geprüfte Fütterungsstrategie nur für die Schweinemast in Frage komme, jedoch nicht für die Aufzucht von Jungtieren geeignet sei, die später für die Zucht vorgesehen sind. Unter Berücksichtigung der klinischen Befunde (vgl. 4.2 und Tabelle 70) und auch in Anbetracht der Ergebnisse der Blut- und Knochenuntersuchungen (vgl. 4.4 und 4.5) aus der vorliegenden Arbeit ist davon auszugehen, dass ein MF-Konzept ohne anorganischen Phosphor über einen längeren Zeitraum mit Risiken für die Skelettgesundheit verbunden ist, deren Ausmaß auch für die Schweinemast Bedeutung haben könnte.