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Kurzzeit-Infusions- Sy Stern

Im Dokument I »Managed Care« (Seite 26-29)

Muskelrelaxans

Ortoton®

Muskelrelaxans

Ortoton® Plus

analgetisches

Muskelrelaxans

griert werden, in der ihre Ergebnis­

se bewundert und ihre Eigenart re­

spektiert werden.

Kontraindikationen? Vorsicht ist geboten bei entzündlichen Prozes­

sen und bei Patienten mit Erkran­

kungen aus dem schizophrenen For­

menkreis: Die Naß-inNaß-Technik er­

schwert das Setzen von Grenzen und

i

provoziert geradezu ein »Ausfließen«

j

oder »Überquellen« des Psychotikers.

Welche entscheidende Rolle die Aus­

wahl der künstlerischen Mittel spie­

len kann, soll das folgende Beispiel verdeutlichen: Hier war es beim Krankheitsgrad einer Patientin mit angeborener Minderbegabung von vornherein nicht möglich, inhaltlich - geschweige denn aufdeckend - zu arbeiten.

Beispiel 2: Frau P., 53, chroni­

sche Wahnvorstellungen Frau P. ist eine hochgewachsene, füllige Frau im Alter von 65 Jahren, deutlich hyperton und motorisch un­

ruhig mit chronischen Wahnvorstel­

lungen. Mit nasser Farbe auf nassem Grund malt sie auf sehr großen For­

maten, die sie bis an den Rand aus- fullt, Blumenmotive, die bis zur Un­

kenntlichkeit angeschwollen er­

scheinen. Beim Malen selbst beginnt sie heftig zu atmen, ihr Gesicht rötet sich hektisch. Insgesamt wirkt sie nach Beendigung der Arbeit aufge­

regter als vorher (Abb. 4).

Im Verlauf der wöchentlichen Sit­

zungen wird das Format nach und nach verkleinert und der feuchte Un­

tergrund durch einen trockenen er­

setzt. Förmgebe.nde.s Element wird jetzt die Linie, die eine bessere Er­

kennbarkeit des Dargestellten er­

möglicht. Frau P. wählt Tierdarstel­

lungen, die sie versucht, so genau wie möglich aus freier Hand aufs Blatt zu übertragen. Farben treten erst im zweiten Schritt, »gebändigt«

durch die Linie, aber bezeichnen­

derweise häufig von ihr »vertauscht«, auf (Abb. 5).

Im Laufe eines Jahres, in dem re­

gelmäßig gemalt wird, werden die Formate immer kleiner. Das Malen

übt jetzt eine mehr und mehr sam­

melnde und beruhigende Wirkung auf Frau P. aus. Auch ihre motorische Unruhe hat insgesamt nachgelassen.

Indem das Malen ihren Ehrgeiz ent­

fachte, den Vorlagen so nahe wie möglich zu kommen, bot sich ihr im Vergleich ihrer Ergebnisse mit den Originalen eine Ebene der Realitäts­

kontrolle, was sie sehr befriedigte und beruhigte. Das präzise Abzeich­

nen und Kolorieren hat sie stärker in die Wahrnehmung geführt und ihr im genauen Beobachten Momente der Wahndistanz ermöglicht (Abb. 6).

Um ein entgrenzendes Selbsterle­

ben als Rückwirkung des Gestal­

tungsprozesses zu vermeiden, ist in diesem Fall der Rückgriff auf künst­

lerische Mittel indiziert, die durch ih­

re Materialität oder ihren spezifi­

schen Einsatz Struktur bieten kön­

nen bzw. die Auseinandersetzung mit einem konkreten Widerstand er­

fordert. Eine gute Alternative stellt das »trockene« Arbeiten mit Pastell­

oder Ölkreiden dar, was ein ähnlich intensives Farberieben ermöglicht, jedoch ohne die Gefahr auszu­

fließen.

Graphik

Stärker ordnend und differenzie­

rend wirkt die Graphik. Da allein mit der Linie und unbunt gearbeitet wird, werden hierbei bevorzugt ra­

tionale Qualitäten angesprochen, so daß sich das Zeichnen besonders für Menschen eignet, die Farben nur schwer ertragen oder durch sie zu sehr aufgeregt werden wie die Pa­

tientin im zweiten Fallbeispiel. De­

pressive, aber, auch Maniker. sowie Angst- und Bluthochdruckpatienten fühlen sich in der Graphik wohl und in Ruhe gelassen.

Das Arbeiten mit Schraffuren hat darüber hinaus gezeigt, daß diese Pa­

tienten und alle, die dazu neigen, stark einseitige Vorstellungen von ei­

ner Sache zu bilden, das Loslassen von der Kontur als besonders entla­

stend empfinden.

Noch stärker das konzentrative Element betonend ist das Formen­

zeichnen, bei dem z.B. keltische

Abb. 4: »Geranie« (ca 50x50 cm)

r ■!

Abb. 5: »Elefant« (ca 40x35 cm)

V

Abb. 6: »Löwin« (ca 25x20 cm)

ZFA 1105

Flechtbänder, griechische Mäander und bestimmte dynamische Formen geübt werden (5). Die Regelmäßig­

keit der Muster und ihre Eigenge­

setzlichkeiten, das Schwingen in har­

monischen Formen wirken ausglei­

chend bei Kreislauf- und Gleichge­

wichtsstörungen sowie entlastend bei Migräne (6). Hyperaktiven Kin­

dern hilft das Nachfahren der Lem- niskate (= liegende 8) mit Stift, Fin­

ger oder den Augen (1), da es hierbei u.a. zu einer besseren Zusammenar­

beit beider Großhirn-Hemisphären kommt.

Im gegenständlichen Zeichnen werden kognitive Fähigkeiten geför­

dert, die zu einer stärkeren Rea­

litätskontrolle beitragen. Diese Tech­

nik wird bei Phobien, Gedächtnis­

schwäche, Hysterie und Psoriasis ein­

gesetzt (6).

Im Kohlezeichnen tritt in der Aus­

einandersetzung mit Schwarz und Weiß ein wesentlich dramatischeres Element hinzu. Die Zuspitzung von Hell-Dunkel-Kontrasten kann als Konflikt inszeniert werden und hel­

fen, Grenzen zu ziehen und das Er­

leben von innen und außen besser zu unterscheiden.

Plastik und Bildhauerei

Die konkrete Begegnung mit einer festen Materie im realen Raum, die unterschiedlichen Sinnesqualitäten von Wachs, Ton, Holz bis zum Stein führen wieder stark »auf den Boden«

und zu erneuter Sicherheit im Selbst­

erleben.

Das Plastizieren und Verwandeln sogenannter platonischer Körper (Kugel, Tetraeder, Quader) hat einen I Was wirkt unterstützend auf die

Bewältigung von Krisensituationen?

■ wahrnehmungsgeleitetes Handeln

■ eigene Führung und Entscheidung

■ Orientierung an der Eigengesetzlichkeit einer Sache

■ Fehlerbewältigungsstrategien/Improvisation

■ etwas weiterdenken können/Phantasie

■ Dialogfähigkeit durch den Wechsel von Tun und Betrachten

■ sich von Vorstellungen lösen können

{nach 2)

sehr meditativen und konzentrie­

renden Charakter. Ich konnte fest­

stellen, daß diese Arbeit für Psycho­

se-Patienten sehr hilfreich ist; Sie er­

fahren dabei eine Entlastung vom Außersichsein und eine beruhigen­

de, objektive Gesetzmäßigkeit ge­

genüber ihrem Wahn bis in den Kör­

per hinein.

I Das Bildhauen am Stein wieder-

! um stellt eine große kräftemäßige

! Herausforderung dar. Es wird insbe- j sondere in der Arbeit mit Häftlingen I und Suchtkranken praktiziert, die I sich hier an einem der härtesten Me­

dien bis zur körperlichen Erschöp-

i

fung abarbeiten können, um ihre

j

Vorstellungen Wirklichkeit werden

! zu lassen. Es aktiviert in hohem Maße die Willenskräfte und lenkt sie in realistische Bahnen.

Die ichstärkende Wirkung von Kunsttherapie

ln jedem Fall wirkt Kunsttherapie ichstärkend und ausgleichend, wozu das freie Auseinandersetzen mit dem indizierten Medium beiträgt. Der Zu­

gang zu verschütteten oder verges­

senen Ressourcen wird wiedereröff- net, was sich positiv auf die Selbst­

heilungskräfte auswirkt. Der Patient wird motiviert, an seiner Heilung ak­

tiv mitzuwirken. Krankheit wird als Entwicklung betrachtet; so kann das Beschreiten eines kunsttherapeuti­

schen Weges helfen, zu einer neuen Harmonie der Kräfte zu gelangen, die wir Gesundheit nennen.

Indikation

Kunsttherapie kann im Akutbe­

reich, im chronischen Bereich und im rehabilitativen Bereich bis zur Ge­

sundheitsvorsorge angewandt wer­

den. Neben den bereits erwähnten psychiatrischen Indikationen kann die Kunsttherapie auch in der Psy­

chosomatik eingesetzt werden, u.a.

bei Neurodermitis, Asthma bron­

chiale, funktionellen Störungen des Herzens und bei Erkrankungen des Verdauungstraktes.

I Und wer zahlt das?

In derfreien Praxis kann die Kunsttherapie auf Ver­

ordnung des behandelnden Arztes durchgeführt werden, sie ist aber bislang noch nicht fest im Lei­

stungskatalog der Krankenkassen verankert. Häu­

fig wird daher ein Gutachten des überweisenden Arztes gefordert, bevor die Kosten für eine kunst­

therapeutische Behandlung übernommen wer­

den.

Eine Grundlage bietet das Urteil des Bundessozi­

algerichts Kassel vom 8.9.1993. Danach treten an die Stelle »einer hoheitlichen Entscheidung darü­

ber, ob die Auffassung der Schulmedizin oder die der Besonderen Therapierichtungen objektiv rich­

tig ist«, »das Selbstbestimmungsrecht des Patien­

ten und die Therapiefreiheit des Arztes«, »so daß Patient und Arzt gemeinsam in eigener Verant­

wortung entscheiden können.« {AZ;14aRka-7/92)

Literatur

1. Ayres A-j: Bausteine der kindlichen Ent­

wicklung. Springer Berlin (1992)

2. Domma W: Kunsttherapie und Beschäfti­

gungstherapie. Grundlagen und Fallbei­

spiele klinischer Therapie bei schizophre­

nen Psychosen. Maternus Köln (1990) 3. Frieling H: Farbe im Raum. Angewandte Farbenpsychologie. Gällwey München (1974j

4. Hauschka M; Zur künstlerischen Thera­

pie. Schriftenreihe der Schule für künstle­

rische Therapie, Bad Boll (1987)

5. Kutzli R: Entfaltung schöpferischer Kräf­

te durch lebendiges Formenzeichnen. No­

valis Schaffhausen (1993)

6. Mees-Christeller E: Kunsttherapie in der Praxis. Urachhaus Stuttgart (1995) 7. Pütz H: Künstlerische Therapie auf An- troposophischer Grundlage. Forum für künstlerische Therapie 1991; 1; 11-16.

8. Pütz R-M: Die Kunsttherapie.: Bertels­

mann Bielefeld (1981)

9. Steiner R; Das Wesen der Farben. GA 291 R. Steiner Verlag Domach (1993)

Volker Rosen Dipl.-Kunsttherapeut (FH)

Holsteinische Straße 3 10717 Berlin 1992 Einstieg in die Chronikerpsychiatrie

im ASB-Krankenhaus Berlin-Spandau, 1995 Wechsel ins DRK-Sonderkrankenhaus Er­

lengrund für chronisch psychisch Kranke in Berlin-Charlottenburg.

Seit 1995 tätig als freier Dozent in der Fort- und Weiterbildung an der Wannseeschule, Berlin. Zur Zeit beschäftigt als Kunstthera­

peut im DRK-betreuten Wohnen in Berlin- Kreuzberg. Nebenher freikünstlerische Tätigkeit.

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Therapiepilotstudie für

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