Muskelrelaxans
Ortoton®
Muskelrelaxans
Ortoton® Plus
analgetisches
Muskelrelaxans
griert werden, in der ihre Ergebnis
se bewundert und ihre Eigenart re
spektiert werden.
Kontraindikationen? Vorsicht ist geboten bei entzündlichen Prozes
sen und bei Patienten mit Erkran
kungen aus dem schizophrenen For
menkreis: Die Naß-inNaß-Technik er
schwert das Setzen von Grenzen und
i
provoziert geradezu ein »Ausfließen«
j
oder »Überquellen« des Psychotikers.
Welche entscheidende Rolle die Aus
wahl der künstlerischen Mittel spie
len kann, soll das folgende Beispiel verdeutlichen: Hier war es beim Krankheitsgrad einer Patientin mit angeborener Minderbegabung von vornherein nicht möglich, inhaltlich - geschweige denn aufdeckend - zu arbeiten.
Beispiel 2: Frau P., 53, chroni
sche Wahnvorstellungen Frau P. ist eine hochgewachsene, füllige Frau im Alter von 65 Jahren, deutlich hyperton und motorisch un
ruhig mit chronischen Wahnvorstel
lungen. Mit nasser Farbe auf nassem Grund malt sie auf sehr großen For
maten, die sie bis an den Rand aus- fullt, Blumenmotive, die bis zur Un
kenntlichkeit angeschwollen er
scheinen. Beim Malen selbst beginnt sie heftig zu atmen, ihr Gesicht rötet sich hektisch. Insgesamt wirkt sie nach Beendigung der Arbeit aufge
regter als vorher (Abb. 4).
Im Verlauf der wöchentlichen Sit
zungen wird das Format nach und nach verkleinert und der feuchte Un
tergrund durch einen trockenen er
setzt. Förmgebe.nde.s Element wird jetzt die Linie, die eine bessere Er
kennbarkeit des Dargestellten er
möglicht. Frau P. wählt Tierdarstel
lungen, die sie versucht, so genau wie möglich aus freier Hand aufs Blatt zu übertragen. Farben treten erst im zweiten Schritt, »gebändigt«
durch die Linie, aber bezeichnen
derweise häufig von ihr »vertauscht«, auf (Abb. 5).
Im Laufe eines Jahres, in dem re
gelmäßig gemalt wird, werden die Formate immer kleiner. Das Malen
übt jetzt eine mehr und mehr sam
melnde und beruhigende Wirkung auf Frau P. aus. Auch ihre motorische Unruhe hat insgesamt nachgelassen.
Indem das Malen ihren Ehrgeiz ent
fachte, den Vorlagen so nahe wie möglich zu kommen, bot sich ihr im Vergleich ihrer Ergebnisse mit den Originalen eine Ebene der Realitäts
kontrolle, was sie sehr befriedigte und beruhigte. Das präzise Abzeich
nen und Kolorieren hat sie stärker in die Wahrnehmung geführt und ihr im genauen Beobachten Momente der Wahndistanz ermöglicht (Abb. 6).
Um ein entgrenzendes Selbsterle
ben als Rückwirkung des Gestal
tungsprozesses zu vermeiden, ist in diesem Fall der Rückgriff auf künst
lerische Mittel indiziert, die durch ih
re Materialität oder ihren spezifi
schen Einsatz Struktur bieten kön
nen bzw. die Auseinandersetzung mit einem konkreten Widerstand er
fordert. Eine gute Alternative stellt das »trockene« Arbeiten mit Pastell
oder Ölkreiden dar, was ein ähnlich intensives Farberieben ermöglicht, jedoch ohne die Gefahr auszu
fließen.
Graphik
Stärker ordnend und differenzie
rend wirkt die Graphik. Da allein mit der Linie und unbunt gearbeitet wird, werden hierbei bevorzugt ra
tionale Qualitäten angesprochen, so daß sich das Zeichnen besonders für Menschen eignet, die Farben nur schwer ertragen oder durch sie zu sehr aufgeregt werden wie die Pa
tientin im zweiten Fallbeispiel. De
pressive, aber, auch Maniker. sowie Angst- und Bluthochdruckpatienten fühlen sich in der Graphik wohl und in Ruhe gelassen.
Das Arbeiten mit Schraffuren hat darüber hinaus gezeigt, daß diese Pa
tienten und alle, die dazu neigen, stark einseitige Vorstellungen von ei
ner Sache zu bilden, das Loslassen von der Kontur als besonders entla
stend empfinden.
Noch stärker das konzentrative Element betonend ist das Formen
zeichnen, bei dem z.B. keltische
Abb. 4: »Geranie« (ca 50x50 cm)
r ■!
Abb. 5: »Elefant« (ca 40x35 cm)
V
Abb. 6: »Löwin« (ca 25x20 cm)
ZFA 1105
Flechtbänder, griechische Mäander und bestimmte dynamische Formen geübt werden (5). Die Regelmäßig
keit der Muster und ihre Eigenge
setzlichkeiten, das Schwingen in har
monischen Formen wirken ausglei
chend bei Kreislauf- und Gleichge
wichtsstörungen sowie entlastend bei Migräne (6). Hyperaktiven Kin
dern hilft das Nachfahren der Lem- niskate (= liegende 8) mit Stift, Fin
ger oder den Augen (1), da es hierbei u.a. zu einer besseren Zusammenar
beit beider Großhirn-Hemisphären kommt.
Im gegenständlichen Zeichnen werden kognitive Fähigkeiten geför
dert, die zu einer stärkeren Rea
litätskontrolle beitragen. Diese Tech
nik wird bei Phobien, Gedächtnis
schwäche, Hysterie und Psoriasis ein
gesetzt (6).
Im Kohlezeichnen tritt in der Aus
einandersetzung mit Schwarz und Weiß ein wesentlich dramatischeres Element hinzu. Die Zuspitzung von Hell-Dunkel-Kontrasten kann als Konflikt inszeniert werden und hel
fen, Grenzen zu ziehen und das Er
leben von innen und außen besser zu unterscheiden.
Plastik und Bildhauerei
Die konkrete Begegnung mit einer festen Materie im realen Raum, die unterschiedlichen Sinnesqualitäten von Wachs, Ton, Holz bis zum Stein führen wieder stark »auf den Boden«
und zu erneuter Sicherheit im Selbst
erleben.
Das Plastizieren und Verwandeln sogenannter platonischer Körper (Kugel, Tetraeder, Quader) hat einen I Was wirkt unterstützend auf die
Bewältigung von Krisensituationen?
■ wahrnehmungsgeleitetes Handeln
■ eigene Führung und Entscheidung
■ Orientierung an der Eigengesetzlichkeit einer Sache
■ Fehlerbewältigungsstrategien/Improvisation
■ etwas weiterdenken können/Phantasie
■ Dialogfähigkeit durch den Wechsel von Tun und Betrachten
■ sich von Vorstellungen lösen können
{nach 2)
sehr meditativen und konzentrie
renden Charakter. Ich konnte fest
stellen, daß diese Arbeit für Psycho
se-Patienten sehr hilfreich ist; Sie er
fahren dabei eine Entlastung vom Außersichsein und eine beruhigen
de, objektive Gesetzmäßigkeit ge
genüber ihrem Wahn bis in den Kör
per hinein.
I Das Bildhauen am Stein wieder-
! um stellt eine große kräftemäßige
! Herausforderung dar. Es wird insbe- j sondere in der Arbeit mit Häftlingen I und Suchtkranken praktiziert, die I sich hier an einem der härtesten Me
dien bis zur körperlichen Erschöp-
i
fung abarbeiten können, um ihrej
Vorstellungen Wirklichkeit werden! zu lassen. Es aktiviert in hohem Maße die Willenskräfte und lenkt sie in realistische Bahnen.
Die ichstärkende Wirkung von Kunsttherapie
ln jedem Fall wirkt Kunsttherapie ichstärkend und ausgleichend, wozu das freie Auseinandersetzen mit dem indizierten Medium beiträgt. Der Zu
gang zu verschütteten oder verges
senen Ressourcen wird wiedereröff- net, was sich positiv auf die Selbst
heilungskräfte auswirkt. Der Patient wird motiviert, an seiner Heilung ak
tiv mitzuwirken. Krankheit wird als Entwicklung betrachtet; so kann das Beschreiten eines kunsttherapeuti
schen Weges helfen, zu einer neuen Harmonie der Kräfte zu gelangen, die wir Gesundheit nennen.
Indikation
Kunsttherapie kann im Akutbe
reich, im chronischen Bereich und im rehabilitativen Bereich bis zur Ge
sundheitsvorsorge angewandt wer
den. Neben den bereits erwähnten psychiatrischen Indikationen kann die Kunsttherapie auch in der Psy
chosomatik eingesetzt werden, u.a.
bei Neurodermitis, Asthma bron
chiale, funktionellen Störungen des Herzens und bei Erkrankungen des Verdauungstraktes.
I Und wer zahlt das?
In derfreien Praxis kann die Kunsttherapie auf Ver
ordnung des behandelnden Arztes durchgeführt werden, sie ist aber bislang noch nicht fest im Lei
stungskatalog der Krankenkassen verankert. Häu
fig wird daher ein Gutachten des überweisenden Arztes gefordert, bevor die Kosten für eine kunst
therapeutische Behandlung übernommen wer
den.
Eine Grundlage bietet das Urteil des Bundessozi
algerichts Kassel vom 8.9.1993. Danach treten an die Stelle »einer hoheitlichen Entscheidung darü
ber, ob die Auffassung der Schulmedizin oder die der Besonderen Therapierichtungen objektiv rich
tig ist«, »das Selbstbestimmungsrecht des Patien
ten und die Therapiefreiheit des Arztes«, »so daß Patient und Arzt gemeinsam in eigener Verant
wortung entscheiden können.« {AZ;14aRka-7/92)
Literatur
1. Ayres A-j: Bausteine der kindlichen Ent
wicklung. Springer Berlin (1992)
2. Domma W: Kunsttherapie und Beschäfti
gungstherapie. Grundlagen und Fallbei
spiele klinischer Therapie bei schizophre
nen Psychosen. Maternus Köln (1990) 3. Frieling H: Farbe im Raum. Angewandte Farbenpsychologie. Gällwey München (1974j
4. Hauschka M; Zur künstlerischen Thera
pie. Schriftenreihe der Schule für künstle
rische Therapie, Bad Boll (1987)
5. Kutzli R: Entfaltung schöpferischer Kräf
te durch lebendiges Formenzeichnen. No
valis Schaffhausen (1993)
6. Mees-Christeller E: Kunsttherapie in der Praxis. Urachhaus Stuttgart (1995) 7. Pütz H: Künstlerische Therapie auf An- troposophischer Grundlage. Forum für künstlerische Therapie 1991; 1; 11-16.
8. Pütz R-M: Die Kunsttherapie.: Bertels
mann Bielefeld (1981)
9. Steiner R; Das Wesen der Farben. GA 291 R. Steiner Verlag Domach (1993)
Volker Rosen Dipl.-Kunsttherapeut (FH)
Holsteinische Straße 3 10717 Berlin 1992 Einstieg in die Chronikerpsychiatrie
im ASB-Krankenhaus Berlin-Spandau, 1995 Wechsel ins DRK-Sonderkrankenhaus Er
lengrund für chronisch psychisch Kranke in Berlin-Charlottenburg.
Seit 1995 tätig als freier Dozent in der Fort- und Weiterbildung an der Wannseeschule, Berlin. Zur Zeit beschäftigt als Kunstthera
peut im DRK-betreuten Wohnen in Berlin- Kreuzberg. Nebenher freikünstlerische Tätigkeit.
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