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Kurzer Problemaufriss zu Älteren am Arbeitsmarkt in Österreich

zukünftig, u. a. bedingt durch den demografischen Wandel6, noch stärker an Bedeu-tung gewinnen. Um das Arbeitsmarktpotenzial der Älteren heute und in Zukunft nutzen zu können, müssen umfassende Veränderungen vorgenommen werden:

Zurzeit herrschen Strukturen vor, welche die älteren Altersgruppen systematisch aus dem Arbeitsmarkt herausdrängen. Unternehmen sehen Ältere oftmals nicht als Chance, sondern als Last. Ältere gehören hierzulande zu den Benachteiligten am Arbeitsmarkt und ihre Arbeitsplatzchancen sind gering. Verlieren Ältere einen Job, so bekommen sie aufgrund einer Vielzahl von Faktoren in der Folge kaum mehr eine adäquate Beschäftigung.

Die Beschäftigungsquote der Älteren (55-64 Jahre) lag 2005 bei 31,8%7. Insbeson-dere ältere Frauen sind von der Ausschließung aus dem Arbeitsmarkt gefährdet.8 Die Beschäftigungsquote von Älteren ist eine der geringsten in der Europäischen Union. Österreich ist weit vom Lissabon-Ziel, nämlich bis 2010 eine Beschäfti-gungsquote von Älteren von 50% zu erreichen, entfernt. Zudem bewirkt die steigende Lebenserwartung und ein frühes Austreten aus dem Erwerbsleben – verbunden mit einer fallenden Geburtenrate –, dass immer weniger Menschen die soziale Sicherung von immer mehr Menschen tragen9. Die Finanzierung der Sozialsicherungssysteme und der soziale Zusammenhalt ist gefährdet.

Eine Steigerung der Erwerbsquote Älterer und damit verbunden die Verbesserung der Arbeitschancen Älterer ist dringend nötig. Es gilt, existierende Vorurteile hinsichtlich Älterer abzubauen, Instrumente für einen alternsgerechten Arbeits-markt zu entwickeln und nichts Geringeres als einen gesellschaftlichen Mental-itätswandel einzuleiten. Dem „Arbeitsmarkt der Älteren“, seinen Strukturen und Wirkungsmechanismen muss besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

5 Recherchestand: Mai 2007

6 Laut ÖROK wird bis 2031 ein Zuwachs um 70% gegenüber 2001 zu verzeichnen sein – das entspricht 2,11 Millionen Personen über 65 Jahren (ÖROK 2004: 60).

7 Bundeskanzleramt 2006: 22

8 Die Erwerbstätigenquote (Labour Force-Konzept) von älteren Frauen (im Alter von 55+) im Jahr 2004 betrug nur 19,3%.

Ältere Männer weisen im Vergleich dazu eine Erwerbstätigenquote von 38,9% auf (Statistik Austria 2005a:18)

9 Die Republik Österreich geht davon aus, dass sich die Altenbelastungsquote bis zum Jahr 2050 verdoppelt (Republik Österreich 2005: 16).

Da positive Wechselwirkungen mit anderen Gruppen am Arbeitsmarkt – etwa mit Jüngeren10 – bestehen, muss auch diesen Zielgruppen große Beachtung geschenkt werden.

Österreich steht vor großen Herausforderungen, um das Lissabon-Ziel bis 2010 zu erreichen. In den nächsten Jahrzehnten werden die Herausforderungen durch die erhebliche Alterung der Erwerbsbevölkerung noch weiter anwachsen.

Die Europäische Kommission (EK) reagiert auf diese Situation: Sie forderte be-reits im „Gemeinsamen Beschäftigungsbericht 2004/2005“11die Mitgliedstaaten auf, breit angelegte Strategien des aktiven Alterns zu entwickeln und ermutigt die Mitgliedsstaaten im „Gemeinsamen Beschäftigungsbericht 2005/2006“12diese Strategien weiter zu verfolgen. Laut Beschäftigungsbericht 2005/2006 halten es die meisten Mitgliedsstaaten für erforderlich, die Beschäftigungsquote unter älteren Arbeitskräften anzuheben. Aber: „häufig handelt es sich bei den diesbezüglichen Maßnahmen jedoch um Ad-hoc-Maßnahmen“13. Die EK informiert sodann weiter: „Viele Mitgliedstaaten führen derzeit Rentenreformen durch, mit denen die Verlängerung der Lebensarbeitszeit angestrebt wird. Dies sollte allerdings mit Maßnahmen zur Sicherung von Beschäftigungsmöglichkeiten für ältere Arbeitnehmer einhergehen. Es gibt nicht viele Maßnahmen zur Bekämp-fung der Arbeitslosigkeit unter älteren Arbeitnehmern und zur Verbesserung ihrer Chancen innerhalb von Unternehmen“14.

Der Umsetzungsbericht des Nationalen Reformprogramms Österreich (NRP) vom September 200615informiert: „Der arbeitsmarkt- und beschäftigungspoliti-sche Schwerpunkt für Ältere wurde im Zusammenhang mit den Reformen des Pensionssystems zur Anhebung des effektiven Pensionsantrittsalters in den letzten Jahren laufend weiterentwickelt und deutlich ausgebaut.“Als gesetzte Maßnahmenbündel werden etwa die forcierte Early-Intervention-Strategie, die Altersteilzeitgeld, finanzielle Anreize für die Beschäftigung Älterer auf der Nachfrageseite, einzelarbeitsplatzbezogenen Eingliederungsbeihilfe, gemein-nützige Arbeits-kräfteüberlassung, ein Sonderprogramm des AMS, innovative

10 Eine Steigerung der Erwerbsquote von älteren Gruppen geht mit einer Zunahme an Beschäftigung der jüngeren Gruppen einher. (siehe Kapitel 5.1.1, Seite 116).

11Rat der Europäischen Union und Europäische Kommission 2005: 16

12 Rat der Europäischen Union und Europäische Kommission 2006a: 4

13 Rat der Europäischen Union und Europäische Kommission 2006a: 12

14 Rat der Europäischen Union und Europäische Kommission 2006a: 13

15Bundeskanzleramt 2006: 26

Projekte zur altersgerechten Gestaltung der Arbeitswelt sowie zur Qualifizierung und Wiedereingliederung älterer Personen mit Beschäftigungsproblemen, Sensibilisierungsmaßnahmen und von der Arbeits-inspektion durchgeführte mehrjähriges Projekt zu alternsgerechtem Arbeiten genannt.

In den Empfehlungen der EK16(Dezember 2006) an Österreich ist festgehalten:

„The policy areas in the Austrian National Reform Programme where weakness-es need to be tackled with the highweakness-est priority are increasing labour supply from older workers and improving the skills of disadvantaged young people. Against this background Austria is recommended to improve incentives for older work-ers to continue working, notable by implementing a comprehensive life long learning strategy with a particular focus on job-related training and reforming tax benefit systems; and enhance the skills and qualifications of vulnerable groups“17. Im österreichischen Operationellen Programm Beschäftigung 2007 - 2013 (ESF – Europäischer Sozialfonds, kurz OP Beschäftigung) wird ein eigener Schwerpunkt für Ältere gesetzt. „Die Arbeitsfähigkeit erhalten und fördern muss (...) ein zentrales Anliegen der Arbeitsmarktpolitik der nächsten Jahre sein“18, informiert das OP Beschäftigung (Februar 2007) im Grundsatz der ESF-Strategie zu „Active Ageing“. Den Rahmen dafür legte die ESF-Verordnung 2007-201319fest: denn dort wird auf die Förderung des aktiven Alterns insbeson-dere mittels Durchführung aktiver und präventiver Maßnahmen hingewiesen.

Flexible Mechanismen, die eine längere Erwerbstätigkeit älterer Arbeitnehmerin-nen und -nehmer bewirken, sind im ESF förderfähig.

Auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene werden in diesem Rahmen und darüber hinaus zahlreiche Aktivitäten gesetzt. Speziell hervorzuheben sind die Aktivitäten der Sozialpartner mit ihrer Initiative „Arbeit und Alter“

(siehe www.arbeitundalter.at), die österreichischen Beschäftigungspakte mit ihren regionalen Aktivitäten, sowie die zahlreichen Initiativen auf lokaler Ebene, insbeson-dere der NGOs, die in ihrer täglichen Arbeit Maßgebliches zur Verbesserung der Situation von Älteren beitragen.

16 Europäische Kommission 2006c: 26

17Europäische Kommission 2006c: 26

18Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit 2007: 27

19Europäisches Parlament und Rat 2006: 3

20Rat der Europäischen Union und Europäische Kommission 2006a: 3

21siehe Europäische Kommission 2001

22Die Statistiken werden laufend angepasst und es kommt zu geänderten Hochrechnungen. Noch aktuellere Statistiken weisen inzwischen andere Daten der Bevölkerungsentwicklung aus. Sie sind allerdings nicht in dem Maße differenziert, wie die hier herangezogene Studie. Generell ist anzumerken, dass der Blick in die Zukunft immer mit Unsicherheiten behaftet ist. Trends lassen sich dennoch extrahieren.

Österreich ist angehalten, alle Kräfte zu bündeln, um den Herausforderungen des demografischen Wandels adäquat zu begegnen. „Alle Akteure sollten jetzt ihre Energien bündeln, um eine wirksame Umsetzung (Anm.: der Europäischen Beschäftigungsstrategie) sicherzustellen“, berichtet auch die EK im gemein-samen Beschäftigungsbericht 2005/2006 und informiert weiter: „Governance21und Sozialpartnerschaft sind von entscheidender Bedeutung für eine wirksame Umset-zung der Beschäftigungs- und Sozialpolitik“.