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Derzeitige Herausforderungen, Trends und Szenarien

Im Zuge des Erstellungsprozesses zum „Pakte-Grünbuch Ältere“ beschrieben beteiligte Forscherinnen und Forscher derzeitige Herausforderungen, Trends und Szenarien im Zeitrahmen von heute bis 2035 zu Älteren im Erwerbsleben:

A. Generationengerechter Arbeitsmarkt

A1 Generationengerechte Beschäftigungsmöglichkeiten in einem flexiblen Arbeitsmarkt

A2 Anerkennung Älterer am Arbeitsmarkt und Einsatz entsprechend deren Stärken

A3 Laufende lebensbegleitende generationengerechte Personalentwicklung in Unternehmen

A4 Chancengleichheit wird gelebt

B. Sozial abgesichertes Altern

B1 Nachhaltige soziale Sicherung

B2 Gesicherte Betreuung und Pflege

C. Lebensphasenorientierte Aus- und Weiterbildung

C1 Schaffung von Rahmenbedingungen für lebensbegleitendes Lernen

C2 Generationenübergreifende und alternsgerechte Angebote

Herausforderungen im Heute:

In Hinblick auf derzeitige Herausforderungen für die Politik nennen die Forscherinnen und Forscher vorwiegend folgende Bereiche:

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Schaffung von Rahmenbedingungen zur Arbeitsplatzschaffung,

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Umbau des Sozial- und Gesundheitssystems (siehe Trends),

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Herbeiführung eines Mentalitätswandels,

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Einführung von Erneuerungen in der Arbeitsorganisation in Unternehmen (lebenszeitgerechte und lernfördernde Arbeitsorganisation) und

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Durchführung umfassender Weiterbildung.

Neben der Politik stehen zudem Unternehmen vor den drei letztgenannten Herausforderungen. Die Bewältigung des Wandels, d.h. unter anderem die Annahme von Weiterbildung, die Akzeptanz lebensgerechter Einkommensströme, vermehrte Jobwechsel und größere Flexibilität sind demgegenüber die zentralen Herausforderungen für Ältere.

Trends:

Die Forscherinnen und Forscher gehen von einer Zunahme der Bevölkerung bis 202777, einer Alterung der Erwerbsbevölkerung, erhöhter Migration78und einer anhal-tenden Steigerung der Arbeitsproduktivität aus.

Es wird durchwegs keine Arbeitskräfteverknappung prognostiziert, jedoch wird ein Mangel an Personen mit bestimmten Qualifikationen und Fähigkeiten erwogen.

Beispielsweise könnte ein „Ausfransen“ des Arbeitsmarktes im unteren Qualifika-tionssegment eintreten, welches zur Zunahme prekärer Beschäftigungsverhält-nisse und -formen führt. Dies würde u. a. eine Ausweitung der Einkommensun-terschiede nach Qualifikation und Generation mit sich ziehen.

77ÖROK 2004: 56

78Laut Hauptvariante (ÖROK) wird bis 2011 erhöhte Migration erfolgen, sodann wird ein Rückgang einsetzen.

Handlungsbedarf wird bis 2035 vorwiegend in der Umstellung der Sozial- und Gesundheitssysteme und in der Finanzierung derselben geortet. Des Weiteren sind Änderungen bei den Pensionen und arbeitsmarktrechtliche Erneuerungen bei der Betreuung Älterer zu erwarten. Die Expertinnen und Experten prognos-tizieren, dass vermehrt Maßnahmen zur Arbeitsplatzerhaltung und laufende Anpassungen an Arbeitsplätze, Arbeitsabläufe und Arbeitszeiten gesetzt werden.

Die beteiligten Forscherinnen und Forscher erwarten auch zukünftig eine Betrof-fenheit von Älteren am Arbeitsmarkt. So werden Ältere etwa mit Einkommensein-bußen rechnen müssen. Auch eine Verschlechterung der sozialen Lage der Arbeitnehmerinnen und -nehmer im unteren Drittel der Lohnpyramide, insbesondere jener Personen mit geringer Qualifikation, wird erwartet („Verarmung der Armen“).

Ebenso wird eine Erhöhung der Flexibilität und Produktivität (älterer) Arbeitskräfte geortet. Die Phase höherer Aktivität wird - bedingt durch höhere Lebenserwartung und bessere Gesundheit älterer Menschen - weiter nach oben verschoben.

Die Mehrheit der Forscherinnen und Forscher nimmt zudem an, dass lebensbe-gleitendes Lernen zukünftig an Bedeutung gewinnt. Verstärkte Aktivitäten im Bereich der Aus- und Weiterbildung sind dementsprechend zu erwarten.

Szenarien:

Die entwickelten Szenarien informieren über mögliche Gesellschafts- und Wirtschaftsmodelle für das Jahr 2035 und sind als individuelle, „idealtypische“

Beschreibungen der Zukunft zu verstehen. Eine stichwortartige Beschreibung der acht Szenarien können Sie der Tabelle auf Seite 154 im Anhang entnehmen.

Kurz zusammengefasst wurden folgende Szenarien für 2035 geortet:

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Europäisches Gesellschaftsmodell

(alternatives Konzept der Wirtschafts- und Sozialpolitik),

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Modell des wertschätzenden Alterns (neues Solidaritätskonzept mit selbst-gewähltem, bewusstem und zufriedenerem Altern),

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Modell des reformierten Alterns (Generationenmodell mit kontinuierlichen Nach-justierungen im sozialen Sicherungssystem),

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Phasenmodell Betreuungsarbeit

(Phase des Wissenstransfers und Phase der Betreuung der Ältesten),

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Flexibler Altenarbeitsmarkt (Integrationsmodell mit zeitweiliger Erwerbsarbeit von Pensionistinnen und Pensionisten),

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Umverteilungsmodell (Modell der Anpassungen an Arbeitsplätze, Arbeitsabläufe und Arbeitszeiten),

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Entsolidarisierungsmodell (Stärkung des neoliberalen Gesellschaftsmo-dells mit Entfremdung zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Politik) und

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Kampfmodell (Festhalten am traditionellen System trotz Versagen der Beschäftigungs-, Sicherungs- und Besteuerungssysteme).

Die acht Szenarien wurden zu drei Hauptszenarien (siehe Tabelle 3.2, Seite 59) verdichtet. Diese unterscheiden sich hinsichtlich der wesentlichen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen, weisen jedoch alle auf einen Veränderungsprozess vor 2035 hin. Die drei fokussierten Szenarien sind:

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Europäisches Gesellschaftsmodell

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Reformmodell

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Entsolidarisierungsmodell

Tabelle 3.2: Rahmenbedingungen der drei Szenarien 2035

Rolle d. Staates aktive Rolle moderierende Rolle passive Rolle Finanzierung

Wie in Tabelle 3.2 ersichtlich, versteht sich das Europäische Gesellschaftsmodell als neues wirtschafts- und gesellschaftspolitisches Modell mit öko-sozialer Marktwirtschaft und einer Gesellschaftsform, die auf Solidarität beruht. Das Reformmodellzeichnet sich hingegen durch laufende Anpassungen an das beste-hende Modell aus; es beruht auf einem reformierten Sozialmodell mit sozial-liberaler Marktwirtschaft. Das Entsolidarisierungsmodell greift die Option einer Individualgesellschaft mit ausgeprägter Jugend- und Leistungsorientierung auf und entspricht einem neo-liberalen Wirtschaftsmodell.

Die drei Szenarien unterscheiden sich außerdem auch hinsichtlich der Rolle des Staates. So wird dem Staat im Europäischen Gesellschaftsmodell eine aktive, im Reformmodell eine moderierende und im Entsolidarisierungsmo-dell eine passive Rolle zugesprochen. In Bezug auf den Arbeitsmarkt beinhaltet

Situation am Älterer hat sich vollzogen

Schlechte Chancen für Ältere, Arbeit bis ins hohe Alter ohne viel Geld

das Europäische Gesellschaftsmodell einen integrierten Arbeitsmarkt, das Reform-modell einen korrigierenden Altenarbeitsmarkt und das Entsolidarisierungsmo-dell einen unregulierten Arbeitsmarkt.

Betrachtet man die Entwicklung hin zu den Szenarien auf der Zeitachse bis 2035, so mündet die heute bestehende geringe Erwerbsquote von Älteren beim Europäi-schen Gesellschaftsmodell in eine Anpassung, gefolgt von einer Umgestaltung.

Das Reformmodell beinhaltet eine schrittweise Anpassung und das Entsoli-darisierungsmodell setzt auf reagierende Rationierung, wie folgende Abbildung verdeutlicht.

Die Szenarien und Trends unterstützten die Ausarbeitung eines politikfelderüber-greifenden Ansatzes auf regionaler Ebene und dienen als Anregung für regionale Akteurinnen und Akteure zur Entwicklung vorausschauender, umfassender regionaler Maßnahmenbündel.

Handlungsbedarf Finanzierung Sozialsystem

Umstellung Sozial- und Gesundheitssystem Bewältigung der Auswirkungen der Umstellung

Europäisches Gesellschaftsmodell

Integrierter Arbeitsmarkt

Anpassung Umgestaltung

Entsolidarisierungs-modell

Unregulierter Arbeitsmarkt Reagierende Rationierung

Herausforderungen Arbeitsorganisation Mentalitätswandel LLL/Weiterbildung

Reformmodell Korrigierender Arbeitsmarkt Schrittweise Anpassung

heute 2035

Geringe Erwerbsquote von Älteren

Starke Betroffenheit Älterer am Arbeitsmarkt

Abbildung 3.1: Überblick Ist-Analyse – Trends – Szenarien

4 DER POLITIKFELDERÜBER-GREIFENDE ANSATZ

Im diesem Kapitel wird der politikfelderübergreifende Ansatz und die Maßnah-men zur Verwirklichung der Vision beschrieben. Die darin enthaltenen Empfehlun-gen basieren zum Großteil auf Kenntnissen und EinschätzunEmpfehlun-gen der beteiligten Forscherinnen und Forscher.

Sie sind nach den jeweiligen Elementen der Vision gegliedert und in Tabellen-form zusammengefasst. Das letzte Kapitel erfasst sodann die Hauptaussagen im Überblick.