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Kurven zweiten Grades

Im Dokument Ebene euklidische Geometrie (Seite 72-93)

Ellipsen

Definition 1.7.1 SeienA, B∈R2, sei̺ >kA−Bk. Dann heißt E={P ∈R2| kP−Ak+kP−Bk=̺}

Ellipse.AundB heißen dabei dieBrennpunkte, 12(A+B)derMittelpunkt vonE.

Abbildung 78

b b

A B

b b

P1

P2

b

1

2(A+B)

Abb. 78

Bemerkung 1.7.2 Diese Definition beschreibt bereits eine Möglichkeit zur Konstruk-tion von Ellipsen mit Hilfe eines Fadens, die sogenannte „Gärtnerellipse“(weil sie in der Landschaftsarchitektur Verwendung findet):

Dazu befestigt man einen Faden der Länge̺an den PunktenAundBund zieht ihn mit dem Zeichengerät straff. Dieses beschreibt nun eine Ellipse. (Gärtner benutzen tat-sächlich einen geschlossenen Fadenkreis der Länge̺+kA−Bk, den sie um die Punkte A und B spannen. So können sie die obere und die untere Hälfte der Konstruktion ausführen, ohne abzusetzen.)

Bemerkung 1.7.3 Wir untersuchen, wozu wir die Voraussetzung ̺ >kA−Bk be-nötigen:

FürP∈E gilt die Dreiecksungleichung

̺=kP−Ak+kP−Bk ≥ kA−Bk.

Damit ist ̺ <kA−Bkschon einmal ausgeschlossen. Für̺=kA−Bkmuss in der Dreiecksungleichung die Gleichheit gelten, und das bedeutet, dassP∈ABist. Diesen Fall wollen wir jedoch nicht als Ellipse bezeichnen.

Bemerkung 1.7.4 Was wir hingegen zulassen, istA=B. In diesem Fall ist E=K̺

2(A).

Definition 1.7.5 SeiE⊂R2eine Ellipse mit den BrennpunktenA6=B. Die Geraden G(A, B)und

Q∈R2

hQ, B−Ai=12 kBk2− kAk2 heißenAchsen vonE.

Bemerkung 1.7.6 Sei E ⊂R2 eine Ellipse mit den BrennpunktenA und B, dem MittelpunktM und den Achsengundh.

Ist f ∈ E(2), so ist f(E) eine Ellipse mit den Brennpunktenf(A) und f(B), dem Mittelpunktf(M)und den Achsenf(g)undf(h).

Satz 1.7.7 Eine Menge E ⊂R2 ist eine Ellipse genau dann, wenn es einf ∈ E(2) und positive reelle Zahlen a, bgibt, so dass

f(E) =

„⇒“ Sei E ⊂ R2 eine Ellipse. Wir überführen zunächst den Mittelpunkt von E durch eine Translation f1 in den Koordinatenursprung. Dann drehen wir G(f1(A), f1(B)) durch die Abbildung f2 so um 0, dass diese Gerade auf die x-Achse abgebildet wird undf2(f1(A))auf der positivenx-Achse liegt. Nun gilt

f(A) =

aufEgenau dann, wenn

̺ =

⇔ ̺2

erhalten wirf(E)in der Form (1.20).

(Die Wurzel inbist reell, da nach (1.21)̺ >2σ.)

„⇐“ Gegeben seif(E)in der Form (1.20). Wir zeigen, dassf(E)eine Ellipse ist:

Sei o.B.d.A.a≥b. Setze

̺:= 2aundσ:=p a2−b2.

Dann gelten die Gleichungen (1.22), und gemäß dem ersten Beweisteil (der ja eine Kette von Äquivalenzen enthielt) istf(E)somit eine Ellipse mit den Brenn-punktenσe1 und−σe1.

Da mit f auch f1 ∈ E(2) ist, wissen wir nach Bemerkung 1.7.6, dass E =

f1(f(E))ebenfalls eine Ellipse ist.

Korollar 1.7.8 Zu jeder Ellipse E ⊂ R2 gibt es eine Abbildung f ∈ Aff(2) derart, dass

f(E) =K1(0)

Beweis.Wir wählen zunächst gemäß Satz 1.7.7 eine Abbildungf1∈E(2)⊂Aff(2)so, dass

gilt. Sei nunf2∈Aff(2)die lineare Transformation, die gegeben ist durch die Matrix 1

Beweis.Wir kennen eine Parametrisierung des Einheitskreises: Wählen wirf gemäß Satz 1.7.7 undf2 gemäß Korollar 1.7.8, so ist

f(E) =f21 K1(0)

Beweis. Diese Aussage ist nicht offensichtlich, denn affine Transformationen beein-flussen die Abstände nicht in regelmäßiger Weise, aber Ellipsen sind über Abstände definiert. Um den Beweis dennoch überschaubar zu halten, suchen wir zuerst nach Annahmen, die wir ohne Beschränkung der Allgemeinheit machen können.

Dafür betrachten wir zunächst die Ellipse. Wir wissen nach Korollar 1.7.8, dass eine Abbildungf1∈Aff(2)existiert, so dassf1(E) =K1(0)ist. Damit ist aber

f(E) = (f◦f11)

| {z }

Aff(2)

(K1(0)),

d.h. wir müssen lediglich zeigen, dass die Bilder des Einheitskreises unter affinen Trans-formationen Ellipsen sind. Sei also o.B.d.A.E=K1(0).

Nun wollen wir noch f vereinfachen. f ∈ Aff(2)bedeutet, dass f(x) = Ax+b mit M ∈GL(2,R), b∈R2. Wir könnenf also zerlegen inf1:x7→M xundf2:x7→x+b, so dass f = f2 ◦f1. Nun ist aber f2 ∈ E(2), und bereits Bemerkung 1.7.6 liefert uns, dassf2(f1(E))genau dann eine Ellipse ist, wenn auchf1(E)eine Ellipse ist. Wir brauchen somit nur Abbildungen ohne Translationsanteil zu betrachten.

Sei nun alsoflinear und beschrieben durchM ∈GL(2,R). Dann istMt·M ∈GL(2,R) eine symmetrische und positiv definite Matrix (SPD-Matrix): Die Symmetrie erhält man aus

(MtM)t= (M)t(Mt)t=MtM, und die positive Definitheit folgt aus

MtM·v, v

=hM v, M vi=kM vk2>0∀v6= 0.

Aus der linearen Algebra wissen wir, dass symmetrische Matrizen Eigenvektoren besit-zen, die eine Orthonormalbasis des zugrundeliegenden Vektorraumes bilden. Seien also λ1, λ2die Eigenwerte vonMtMmit orthonormalen Eigenvektorenv1, v2. Aufgrund der positiven Definitheit sindλ1, λ2>0. Sei o.B.d.A.λ1≥λ2.

Nun, da alle Voraussetzungen geklärt sind, können wir zum eigentlichen Beweis schrei-ten. Dazu seiP ∈K1(0). Wir könnenP in der obigen Orthonormalbasis ausdrücken alsP =αv1+βv2. Nun berechnen wir

Setze nun

̺:= 2p

λ1, σ:=p λ1−λ2.

Wir wollen nun die Ellipsengleichung fürf(K1(0)) =M·K1(0)überprüfen. Dabei ist natürlichf(P) =M P einzusetzen, und die Brennpunkte erwarten wir bei±σkM vM v1

1k. Wir berechnen nun zunächst die Abstände vonM P zu den Brennpunkten:

Und nun setzen wir das in die Ellipsengleichung ein und sehen

Bemerkung 1.7.11 Fassen wir noch einmal die Parameter, die wir für Ellipsen be-nutzen, zusammen: Wir wählen o.B.d.A. die Ellipse mit Mittelpunkt 0 und Achsen, die den Koordinatenachsen entsprechen, so dass

E= bereits gut. Im Falla < bvertauschen wir die Achsen.)

Zunächst sehen wir, dass die PunkteX1,2 :=

±a erfüllen, also sindaundbdie Längen der Halbachsen vonE.

Bei der Fadenkonstruktion erhält man den PunktX1, wenn der Faden vonAnachX1

und zurück nachB läuft. Da jedoch aufgrund der SymmetriekB−X1k=kA−X2k gilt, entspricht die Länge̺des Fadens genau dem AbstandkX2−X1k= 2a.

Abbildung 79

x y

b b

A B

b b

bb

X2 X1

Y2

Y1

| {z }

| {z } a σ

|{z}

a b a

Abb. 79

Natürlich gilt auch im PunktY1die Ellipsengleichung, weshalbkA−Y1k=kB−Y1k=a sein muss. Damit liefert nun der Satz des Pythagoras für das Dreieck (0, A, Y1) die Beziehungσ=√

a2−b2.

Bemerkung 1.7.12 Nun wollen wir eine Ellipsendarstellung inPolarkoordinaten fin-den, d.h. die Punkte der Ellipse eindeutig durch zwei Parameterrundϕso beschreiben, dass fürP =

x y

∈Egilt:

x = rcosϕund y = rsinϕ.

Abbildung 80

x y

r P

ϕ rcosϕ

rsinϕ

Abb. 80 Nun ist

r2 = x2+y2

= x2+y b

2

·b2

PE

Definition 1.7.13 SeiEeine Ellipse mit den Halbachsenlängenaundb, wobeia > b.

Die Zahl

ε=

√a2−b2 a heißtnumerische Exzentrizität vonE.

Hyperbeln

Hyperbel.AundB heißen Brennpunkte, 12(A+B) heißtMittelpunkt vonH.Die Ge-raden

G(A, B)sowie{Q∈R2| hQ, B−Ai=12(kBk2− kAk2)} heißenAchsen der Hyperbel.

Abbildung 81

Definition 1.7.15 Die beiden Zusammenhangskomponenten einer Hyperbel nennt manHyperbeläste:

HB={P∈R2| kA−Pk − kB−Pk=̺}, HA={P∈R2| kB−Pk − kA−Pk=̺}.

Bemerkung 1.7.16 Auch diese Definition ist konstruktiv, obgleich die Konstruktion nicht so offensichtlich ist wie bei Ellipsen. In der Abbildung 81 ist bereits die Möglich-keit der Hyperbelkonstruktion mit Faden (rot im Bild) und Lineal (als doppelte Linie) dargestellt. Dabei wird das Lineal der LängeLin einem der Brennpunkte – hierA– mit einem Ende drehbar befestigt. Am anderen Ende wird ein Ende des Fadens der Länge lfestgebunden, und das noch freie Ende des Fadens befestigt man im zweiten Brennpunkt. Nun wird das Schreibgerät so an das Lineal geführt, dass es den Faden straffzieht. Dreht man das Lineal, erhält man ein Teil der Hyperbel.

(Die gesamte Hyperbel kann man schon deshalb nicht erhalten, weil das Lineal nur eine endliche Länge besitzt. Außerdem muss man das Lineal nacheinander an beiden Brennpunkten befestigen, um die verschiedenen Hyperbeläste zu bekommen.) Dass dabei tatsächlich eine Hyperbel konstruiert wird, erkennt man, wenn man den Faden wieder von B losbindet und an das Lineal anlegt (also B durch eine Drehung um den PunktP auf das Lineal legt), denn dann sieht man:

kA−Pk − kB−Pk=kA−f(B)k=L−l=:̺.

(Wem es an Vorstellungskraft mangelt, der mögekB−Pk=l− kP−Ckeinsetzen, um auf dieselbe Gleichung zu kommen.)

Bemerkung 1.7.17 Wir untersuchen die Notwendigkeit der Bedingung 0 < ̺ <

kA−Bk:

Mit jedemP gilt die inverse Dreiecksungleichung kA−Bk ≥

kA−Pk − kB−Pk =̺.

̺ > kA−Bk geht also schon mal nicht, da wäre dann H = ∅, und das soll nicht Hyperbel heißen. Für̺=kA−Bkmüssen wir zwei Fälle unterscheiden:

IstP∈HB, so ist

kA−Bk=kA−Pk − kB−Pk ⇔ kA−Pk=kA−Bk+kB−Pk ⇒B∈AP; IstP∈HA, so ist

kA−Bk=kB−Pk − kA−Pk ⇔A∈AP .

Somit wäre in diesem FallH=G(A, B)−AB∪{A, B}– dieses Gebilde soll auch nicht Hyperbel heißen.

Dass

kA−Pk − kB−Pk

=̺ <0zu einer leeren MengeH führt, ist klar. Für̺= 0 erhalten wir kA−Pk=kB−Pk, und das beschreibt die Mittelsenkrechte von AB.

Auch diese Gerade ist keine Hyperbel.

Die Betrachtung dieser Grenzfälle gibt uns jedoch einen Hinweis darauf, welcherart Hyperbeln sein können: Für kleine̺ergibt sich dieses Bild:

Abbildung 82

b b

A B

H

Abb. 82 Eine Hyperbel mit großem̺sieht dagegen so aus:

Abbildung 83

b b

A B

H

Abb. 83

Dabei kann man̺direkt ablesen, denn̺ist der Abstand der beiden Achsenschnitt-punkte:

Seien X1, X2 die beiden Schnittpunkte,X1 liege näher beiA. Dann ist aufgrund der SymmetriekA−X1k=kB−X2k, und weiter:

̺=kA−X2k − kB−X2k=kA−X2k − kA−X1k=kX1−X2k.

Bemerkung 1.7.18 SeiH ⊂R2eine Hyperbel mit den BrennpunktenAundB, dem MittelpunktM und den Achsengundh.

Istf∈E(2), so istf(H)eine Hyperbel mit den Brennpunktenf(A)undf(B), dem Mittelpunktf(M)und den Achsenf(g)undf(h).

Satz 1.7.19 H ⊂R2ist eine Hyperbel genau dann, wenn es einf∈E(2)und positive reelle Zahlena, b gibt, so dass

f(H) = x

y

∈R2

x a

2

y b

2

= 1

. (1.24)

Beweis. und diese Bedingung wird den Unterschied zur Ellipse bewirken. Genau wie im Satz 1.7.7 gelangen wir durch mehrfaches Quadrieren – und hierbei fallen die Betragsstriche und das Minus aus der Definition von Hyperbeln weg – zu der Äquivalenz

Nun ist aber̺2−4σ2 negativ, also müssen wir die Differenz umkehren, um die Wurzel ziehen und somitb finden zu können, und an dieser Stelle kommt das Minus wieder in die Gleichung: Mit

a:= ̺

die Kette von Äquivalenzen zurückverfolgt werden kann, und wegen Bemer-kung 1.7.18 ist dann auchH selbst eine Hyperbel.

Korollar 1.7.20 Zu jeder HyperbelH ⊂R2 gibt es eine Abbildungf∈Aff(2)derart, dass

Wir erinnern uns an diehyperbolischen Funktionen. Sie sind definiert durch sinh :R→R, sinh(t) :=1

2(et−et), cosh :R→R, cosh(t) :=1

2(et+e−t).

Abbildung 84

t

sinh(t) cosh(t)

1

0

Abb. 84 Man prüft leicht nach, dass für allet∈Rgilt

sinh= cosh, cosh= sinh, (1.26) sinh(−t) =−sinh(t), cosh(−t) = cosh(t), (1.27) cosh(t)2−sinh(t)2= 1. (1.28)

Aus (1.28) entnehmen wir direkt, dass die Kurvet7→

cosh(t) sinh(t)

eine Teilmenge von { xy

∈R2 |x2−y2= 1}durchläuft. Betrachten wir nun andererseits diese Menge und setzeny=: sinh(t), so erhalten wir aus (1.28)x2= cosh(t)2, also entwederx= cosh(t) oderx=−cosh(t). Die Kurve durchläuft somit genau die Menge{ xy

∈R2|x2−y2= 1, x >0}.

Abbildung 85

y x

cosh(t)

sinh(t)

Abb. 85

Korollar 1.7.21 IstH⊂R2 eine Hyperbel, dann gibt es einf∈E(2), so dass f(H) = ±a·cosh(t)

b·sinh(t) tR

.

Beweis. Wählen wir f gemäß Satz 1.7.19 undf2 gemäß Korollar 1.7.20, so ist nach obiger Vorüberlegung

f2(f(H)) = ±cosh(t) sinh(t)

tR

.

Durch die Anwendung vonf21 entsteht daraus die gewünschte Form.

Satz 1.7.22 Sei H ⊂R2 eine Hyperbel, seif ∈Aff(2). Dann ist f(H) wieder eine Hyperbel.

Beweis.Analog zu Satz 1.7.10 genügt es, sich auf die Hyperbel

H = x

y x

2−y2= 1

und lineare Abbildungenf:x7→M xmitM ∈GL(2,R)zu beschränken.

Seien λ1 und λ2 die Eigenwerte der SPD-Matrix MtM mit den zugehörigen Eigen-vektoren v1 bzw. v2, die eine Orthonormalbasis von R2 bilden. Wir setzen wieder

̺ := 2√

λ1, diesmal jedochσ :=√

λ12. Dann zeigt man wie in Satz 1.7.10, dass f(H)eine Hyperbel mit den Brennpunkten±σkM vM v1

1k ist.

Definition 1.7.23 SeienY, Z⊂Rn. Dann heißt d(Y, Z) := inf{ky−zk

y∈Y, z∈Z}

der Abstand vonY und Z,d.h. man betrachtet alle möglichen Abstände von x∈X undy∈Y und nimmt davon das Infimum.

Analog definieren wir fürx∈Rn, Y ⊂Rn

d(x, Y) := inf{kx−yk y∈Y}. Bemerkung 1.7.24 IstY ∩Z 6=∅, dann istd(Y, Z) = 0.

Es kann jedoch Mengen Y, Z ⊂X geben, für died(Y, Z) = 0gilt, obwohlY ∩Z =∅ ist.

Beispiel 1.7.25 SeienY = (0,1),Z= (−1,0). Dann ist inf{ky−zk

y∈Y, z∈Z}= 0, aber dieses Infimum wird nicht angenommen.

Definition 1.7.26 SeiH⊂R2 eine Hyperbel. Eine GeradeG⊂R2heißtAsymptote

Satz 1.7.28 Jede Hyperbel besitzt genau zwei Asymptoten. Diese schneiden sich im Mittelpunkt der Hyperbel.

Beweis.O.B.d.A. sei die Hyperbel gegeben durch H =

Dann hatH den Mittelpunkt 0.

1. Wir zeigen, dassG1=R·

Asymptoten vonH sind.

Die GeradenG1 undG2 sind offensichtlich verschieden und schneiden sich in 0.

Danach bleibt nur noch zu zeigen, dass es keine weiteren Asymptoten von H gibt.

Dann ist vonH. Ebenso zeigt man, dass auchG2 eine Asymptote vonH ist.

2. Den Eindeutigkeitsbeweis formal zu führen ist eher ermüdend. Damit darob die Freude an der Geometrie nicht verlorengeht, wollen wir ihn hir nur skizzieren.

Sei dazuG=Gp,v eine vonG1 undG2 verschiedene Gerade mitv= vv1

Für die Punkte der Hyperbel ist diese Differenz gleich 1, also größer als 0. Aus Stetigkeitsbetrachtungen ergibt sich eine Einteilung vonR2: In Abbildung 87 ist das Vorzeichen von va12

vb2

2

für v aus den verschiedenen Bereichen dargestellt.

Dies machen wir uns nun zunutze bei der Argumentation, dassGkeine Asym-ptote vonH ist.

1. Fall: v

Dann schneidetGbeide Hyperbeläste. MitG∩H 6=∅ ist damit eine der Voraussetzungen für eine Asymptote verletzt.

2. Fall: v1

= 0. Die Gerade G verläuft also parallel zu einer der Asymptoten.

Dann schneidetGgenau einen der Hyperbeläste, aber daG∩H6=∅, kann Gauch in diesem Fall keine Asymptote vonH sein.

3. Fall: v

<0.Hierbei können drei verschiedene Situationen auftre-ten, in Abbildung 90 durch verschiedene Farben symbolisiert:

Abbildung 90

Im orangefarbenen Fall schneidetGeinen Hyperbelast in zwei Punkten, dann ist wieder G∩H 6= ∅. Dasselbe gilt für den roten Fall, wo Gden Hyperbelast in nur einem Punkt S berührt. Im rosa Fall ist nun zwar G∩H =∅, wir könnten also prinzipiell eine weitere Asymptote gefunden haben; aber wenn wir die Abstandsbedingung überprüfen, so stellen wir mit Hilfe der Abbildung und Bemerkung 1.7.27 fest, dass

d(G, H) =d(G, S) =d >0.

Es kann also außerG1undG2 keine weiteren Asymptoten vonH geben.

Bemerkung 1.7.29 Auch für die Hyperbeln wollen wir noch einmal alle Parameter, die wir definiert haben, zusammenfassen: Wir wählen wieder o.B.d.A. eine Hyperbel mit dem Mittelpunkt 0 und Achsen, die den Koordinatenachsen entsprechen, so dass

H= x

Zunächst sehen wir, dass die PunkteX1,2 :=

±a 0

die Gleichung erfüllen, und dies bestätigt auch die weiter oben gemachte Feststellung, dass der Abstand der Achsen-schnittpunkte̺= 2aist.

Über die Asymptoten wissen wir, dass sie die Punkte ±a

b

enthalten. Wenn man also vom Achsenschnittpunkt des einen Hyperbelastes um bnach oben geht, so kann man eine Asymptote konstruieren. Die andere entsteht entweder, indem man dasselbe für den anderen Hyperbelast macht, oder durch Spiegelung an dery-Achse.

Nun ist diex-Koordinate der Brennpunkte gegeben durch

±σ=±p

d.h. der bereits zur Konstruktion der Asymptoten benutzte Punkt a

b

und die beiden Brennpunkte liegen auf einem Kreis um den Koordinatenursprung.

Abbildung 91

Diese Zusammenfassung beschreibt eine Konstruktion der Asymptoten, der Achsen-schnittpunkte oder der Brennpunkte einer Hyperbel, wenn die zwei anderen dieser drei Objekte gegeben sind (natürlich genügt eine gegebene Asymptote).

Außerdem lässt sich der Winkelϕ zwischen den Asymptoten leicht aus̺ undσ be-stimmen:

Parabelmit derLeitgeradenGund demBrennpunktA.

Abbildung 92

G

b A

Abb. 92

Bemerkung 1.7.31 Die Parabel lässt sich mit Faden und Geodreieck konstruieren.

(Das Geodreieck ist durch seinen rechten Winkel in der Lage, das Lot aufGzu fällen und so den Abstand eines Punktes zuGzu bestimmen.)

Abbildung 93

b b G

b

b b

A B

Q

D C

Abb. 93

Dazu befästigt man einen Faden (rot im Bild) der LängeL=kB−Ckeiner Kathete des Geodreiecks an der EckeB des Dreiecks, die der anderen Kathete gegenüberliegt.

Letztere legt man an die Leitgerade an. Das zweite Ende des Fadens wird am Brenn-punkt fixiert.

Nun wird das Schreibgerät so an die Kathete geführt, dass es den Faden festzieht.

Bewegt man das Geodreieck die Leitgerade entlang (erreicht es den Brennpunkt, muss es gedreht werden), so entsteht ein Teil der Parabel, denn

kQ−Ak=L− kB−Qk=kB−Ck − kB−Qk=kQ−Ck=d(Q, G).

Definition 1.7.32 Der Mittelpunkt des Lots von A auf G heißt Scheitelpunkt der Parabel.

Bemerkung 1.7.33 Der Scheitelpunkt liegt auf der Parabel.

Bemerkung 1.7.34 SeiP eine Parabel mit der LeitgeradenG, dem BrennpunktA und dem ScheitelpunktS. Seif∈E(2).

Dann istf(P)eine Parabel mit der Leitgeradenf(G), dem Brennpunktf(A)und dem Scheitelpunktf(S).

Satz 1.7.35 P ⊂R2 ist eine Parabel genau dann, wenn es eine euklidische Bewegung f∈E(2)und eine reelle Zahla >0gibt, so dass

„⇒“ SeiP eine Parabel. Verschiebe den Scheitel mittelsf1 ∈E(2)in den Koordina-tenursprung. Drehe nun mittelsf2∈E(2)um 0 so, dassf1(G)auf eine Parallele zurx-Achse mit negativery-Komponente abgebildet wird. Setzef:=f2◦f1. Bemerkung 1.7.34 liefert nun, dass Brennpunkt, Scheitelpunkt und Leitgerade vonP auf die entsprechenden Objekte vonf(P)abgebildet wird, und nach dem ersten Beweisteil besitztf(P)die gewünschte Form.

Satz 1.7.36 SeiP ⊂R2 eine Parabel mit dem BrennpunktAund der LeitgeradenG.

Sei H ⊥Geine weitere Gerade, S sei der Schnittpunkt von H mit P. Sei schließlich T die Tangente an P im PunktS.

∈P ist, können wir schreiben:

S= können wir den Anstieg vonTinSeinfach als erste Ableitung dxdS = 2ax1

bestimmen

und fürψ=(T, G(A, S))ergibt sich

cos(ψ) =

− 1

2ax

, A−S

1

2ax

kASk

=

− 1

2ax

,

−x

1 ax−ax2

√1 + 4a2x2 q

x2+ 4a1 −ax22

= x+ 2ax ax24a1

√1 + 4a2x2 q

x2+ 4a12

x22 +a2x4

= 2ax ax2+4a1

√1 + 4a2x2 q 1

4a+ax22

= 2ax

√1 + 4a2x2

= cos(ϕ).

Bemerkung 1.7.37 Die eben gezeigte Eigenschaft von Parabeln verleiht diesen Kur-ven zweiten Graden eine immense Bedeutung: Signale, die aus großer Entfernung kom-men, erreichen eine parabelförmige Antenne (Parabolantenne) als nahezu parallele Strahlen. Diese werden nach Satz 1.7.36 alle in den Brennpunkt reflektiert, wo so ein verstärktes Signal registriert werden kann.

Das ist auch der Grund, weshalb der Brennpunkt Brennpunkt heißt.

Satz 1.7.38 IstP⊂R2 eine Parabel,f∈Aff(2), dann ist auchf(P)eine Parabel.

Diesen Satz belassen wir hier ohne Beweis.

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