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Kultur des Diskurses?

Im Dokument Geschäftsbericht 2010 – 2013 (Seite 40-44)

Während das Internet seinen Absolutheitsanspruch nicht nur formuliert (wir brauchen angeblich keine Journalisten mehr als Gatekeeper, das Urheberrecht zum Schutz geistigen Eigentums sei überholt und Eingriffe ins Netz seien des Teufels), sondern auch radikal durchsetzt, bricht die klassische Zeitungs-landschaft allmählich weg. Das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem sieht sich fortdauernder Kritik und einem regelrechten Kesseltreiben ausgesetzt wegen der neuen Gebührenordnung und vermeintlicher Verschwendungssucht. Die Nachrichtenagentur dapd verschwand von der Bildfläche und überließ dpa das Feld. Doch Quasi-Monopole sind nie gut für die Gesellschaft und die Meinungsvielfalt oder gar die Öffentlichkeitsarbeit. Die Berliner Zeitung entlässt Dutzende Redakteure, Brandenburger Zei-tungen verlieren während der vergangenen 10 Jah-re ein Drittel ihJah-rer Auflage, die öffentlich-Jah-rechtli- öffentlich-rechtli-chen Radios werden von nur einem Drittel der Zu-hörer in der Region genutzt; der große Rest fühlt sich durch die Kommerzsender informiert, was im-mer das heißen kann. Gleichwohl konnte die

DGB-Vorsitzende beim RBB-Fernsehen ein paar mediale Akzente setzen, wird des Öfteren zu Inter-views oder Studioauftritten bei der Abendschau oder Brandenburg aktuell eingeladen. Allmählich verfangen unsere Themen wie prekäre Beschäfti-gung, Ausbildungsprobleme, sittenwidrige Löhne oder miserable Arbeitsbedingungen. Das mag auch mit der stärkeren Politisierung der RBB-Regional-schauen zu tun haben…

Da das Internet immer mehr zum Dreh- und An-gelpunkt der Kommunikation wird, haben wir dem mit einer Reihe von Angeboten Rechnung getra-gen: Die DGB-Vorsitzende veröffentlicht in unregel-mäßigen Abständen unter der Rubrik „Zwischen-ruf“ Kommentare zu aktuellen Themen wie einem geklauten Doktortitel oder den Auswirkungen von Hungerlöhnen; der Pressesprecher schreibt Medien-kolumnen im DGB-Newsletter, bspw. zum überfälli-gen Start eines öffentlich-rechtliche Juüberfälli-gendkanals oder der ARD-Themenwoche „Leben mit dem Tod“.

Ab und an ergibt sich die Möglichkeit, für die DGB-Onlinepostille „Gegenblende“ Texte zu

veröf-Europäische Solidarität groß ge-schrieben: DGB-Vorsitzende Doro Zinke und Markus Schlimbach, DGB-Vize in Sachsen, protestieren gegen die Austeritätspolitik in Europa.

fentlichen, die mitunter auch den Gewerkschafts-rahmen sprengen; so zu Themen wie unsere unter-entwickelte politische Kultur, Neuer Journalismus im Netz oder die gewerkschaftspolitische Seite des Sports.

In der Abt. Öffentlichkeitsarbeit/Grundsatzfragen liegt nunmehr die Endredaktion für alle textlichen Produkte aus dem Hause, die ins Internet sollen. So soll gewährleistet sein, dass journalistische Stan-dards auf unserer Homepage gewahrt bleiben.

Rund 30 externe Kontaktanfragen erreichen die Pressestelle im Monat via DGB-Homepage, von dem Wunsch nach Gewerkschaftsbeitritt bis zur Frage, wie man einen Betriebsrat gründet oder wel-chen Urlaubsanspruch man besitzt. Die Anfragen werden in der Pressestelle bearbeitet bzw. in Ab-stimmung mit DGB-Rechtsschutz oder den Einzel-gewerkschaften.

Zum Internet muss hervorgehoben werden, dass nach der Spielphase das Layout der Homepages vieler Gewerkschaften und Organisationen über-sichtlicher wird und damit die Seiten auch wieder lesbarer. Reduktion heißt das Stichwort, Übersicht-lichkeit ist Trumpf. Insgesamt hat das Internet

je-doch kaum einen nachhaltigen Beitrag zur Politisie-rung der Nutzer geleistet, was verwundert. Kom-munikation bleibt das wichtigste im Netz: ein Drit-tel entfällt auf soziale Netzwerke, zwei DritDrit-tel auf Mails; 20 Prozent der Zeit wird für die Suche nach Informationen verwandt. Internet ist nur für 20 % maßgebliche Informationsquelle, 68 Prozent erhal-ten Infos über das Leitmedium Fernsehen. 42 % lesen noch Tageszeitung (Quelle: ARD/ZDF-On-line-Studie 2011). 73,3 % der Deutschen sind on-line.

Medialer Höhepunkt der vergangenen Jahre war ohne Zweifel die Produktion und bundesweite Streuung unserer sieben Argumentationskarten

„Griechenland ist überall“, um mit wenigen Zah-len/Daten/Fakten zu versuchen, gängige Klischees über das krisengebeutelte Land zu zerstreuen. Die Resonanz aus Gewerkschaften und Verbänden bun-desweit kann sich sehen lassen, viele verlinkten unsere Motive, forderten Kartensets für eigene Ak-tionen an. In Jahr 2013 verlieh das Bündnis für Zi-vilcourage (1991 vom DGB aus der Taufe gehoben) seinen Preis zum 20. Mal. Diesmal sogar unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Die

42 | DGB Berlin und Brandenburg | Geschäftsbericht 2010 – 2013 Öffentlichkeitsarbeit / Grundsatzfragen In Leipzig wurde 2010 in

würdi-gem Rahmen „20 Jahre DGB in Ostdeutschland“ gefeiert, wobei viele Zeitzeugen zu Worte kamen.

RBB-Radiowellen sowie das RBB-TV berichten über die Preisträger vorab, das erhöhte die Aufmerksam-keit. Ohnehin ist die Resonanz auf die Veranstal-tung abhängig vom Promibonus sowie der aktuel-len politischen Lage. Mehrere Pressegespräche wurden zusammen mit der Diakonie und dem Ber-liner Arbeitslosenzentrum (BALZ) organisiert („Irren ist amtlich“), um über Probleme mit den Jobcen-tern (Wohnungsumzüge, Willkür bei Hartz-Berech-nungen) zu berichten. Die Medienresonanz war herausragend.

Der DGB-Sprecher vertritt den Gewerkschafts-bund im RBB-Rundfunkrat sowie dem ARD-Pro-grammbeirat (das Gremium berät die Intendantin-nen und Intendanten, bis Anfang 2013 dort Mit-glied). In diesem Zusammenhang wurde ein kriti-sches Papier zum Überangebot an Talkshows in der ARD erarbeitet, das bundesweit publizistischen

Wi-derhall fand; wir setzten uns ferner dafür ein, end-lich einen ARD-Jugendkanal aus der Taufe zu heben (und nicht Youtube das Feld zu überlassen) und den ökonomischen Sachverstand in den Redaktionen der ARD mehr zu fördern. Wenn nötig, kümmerte sich der Sprecher auch um Programmbeschwerden einzelner Gewerkschaften, die an einigen Sendun-gen Kritik äußerten. Im Mai 2013 wählte der Pro-grammausschuss des RBB Dieter Pienkny zu seinem Vorsitzenden.

Hospitanzen bei Radioeins, Antenne Branden-burg und Radio Berlin sowie den Nachrichtensen-dungen hat der Sprecher genutzt, um sowohl re-daktionelle Produktionsabläufe und Arbeitsbedin-gungen kennen zu lernen als auch für unsere The-men zu werben. Manches gelang. Auf Seminaren von Arbeit & Leben sowie der Friedrich-Ebert-Stif-tung referierte der Sprecher über die soziale Lage

Im Juni 2012 wurde der Cottbuser Aufbruch im Rahmen der Preisver-leihung des Bündnisses für Zivil-courage (dem DGB und Landesre-gierung angehören) mit dem

„Band für Mut und Verständigung“

für sein Engagement geehrt

der Region, die Medienlandschaft in und um Berlin oder die industrielle Entwicklung.

Die Öffentlichkeitsarbeit des DGB-Bezirks rank-te sich in den vergangenen Monarank-ten vornehmlich um den Themenkanon Arbeitsmarkt, Einkommens-politik, Ausbildung, Arbeitsbedingungen/Gute Ar-beit, EU, Sozialpolitik, Öffentlicher Dienst und Wirtschaftspolitik. Zusammen mit der Diakonie thematisierten wir die Auswirkungen der Hartz-Gesetze und starteten eine Initiative, um Nichtwähler zu den Bundestagswahlen an die Ur-nen zu locken. Die DGB-Vorsitzende hatte etliche TV-Auftritte, u.a anlässlich der Brandenburgkonfe-renz des DGB in Schönefeld. Antenne Branden-burg (240.000 ZuhörerInnen tgl.) vom RBB stimmte dabei morgens auf die Konferenz mit ei-nem Telefoninterview ein. Den EU-Aktionstag am 14. November 2012 hat die DGB-Vorsitzende mit

Meldungen, einem Taz-Interview sowie diversen TV-Auftritten (ZDF, RTL) begleitet.

Um die Öffentlichkeitsarbeit auch in den Regio-nen und Kreisen voranzutreiben, bot der DGB-Spre-cher Schreibwerkstätten (Einführung in die Medien-politik und praktische Übungen für die PR-Arbeit) an, die u.a. in Eberswalde mit guter Resonanz wahrgenommen wurden. Regelmäßige Treffen mit den regionalen Pressesprechern und Pressespre-cherinnen der Gewerkschaften dienten der Abstim-mung und gegenseitigen Unterstützung in Tarifrun-den oder bei politischen Veranstaltungen.

44 | DGB Berlin und Brandenburg | Geschäftsbericht 2010 – 2013 Bericht zur Geschäftsführung des Bezirkes Bericht zur Geschäftsführung des Bezirkes

Die Ressourcen werden knapper –

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