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Kreissparkasse der Landkreise Köln, Rheinisch Bergischer Kreis und Bergheim in Köln (KSK Köln)

3. Die Rolle der Sparkassen bei der Finanzierung der Staatsausgaben

3.3. Geschäftsentwicklung des Sparkassensektors und ausgewählter Sparkasseninstitute im Berichtszeitraum

3.3.2. Kreissparkasse der Landkreise Köln, Rheinisch Bergischer Kreis und Bergheim in Köln (KSK Köln)

3.3.2. Kreissparkasse der Landkreise Köln, Rheinisch Bergischer

Diese Zahl entwickelte sich – einerseits durch Ausbau der

Geschäftstätigkeit und anderseits durch fortschreitende Fusionen – bis 1943 auf 593 Beschäftige und sank dann –bedingt durch die

Einberufung vieler Mitarbeiter zur Wehrmacht - bis Ende 1945 auf eine Belegschaftsgröße von 404 Mitarbeitern.

Unter Berücksichtigung des Bilanzsummenmaßstabes nahm die KSK Köln einen Spitzenplatz unter den größten deutschen Sparkassen ein.

Tabelle 41: Größenverhältnisse deutscher Sparkassen 1940

Rangstelle

nach Bilanzgröße Institutsname Bilanzsumme In Mio. RM

1 Berlin 1.086,5

2 Hamburg 515,9

3 Wien 444,8

4 Wiesbaden 358,5

5 Köln (Stadt) 345,5

10 Köln (Kreis) 265,4

80 Breslau 64,2

90 Bonn (Stadt) 56,2

99 Bonn (Kreis) 50,6

Quelle: SHA-BN, Bestand I.K4/2, Statistische Abteilung des DSGV (Hrsg.): Statistische Nachrichten Nr. 3 vom 10.März 1941 (Anlage), S. 7 f.

Das leitende Direktorium der Kreissparkasse, das in Funktion und Entscheidungsumfang dem heutigen Sparkassenvorstand entsprach – bestand während des Berichtszeitraumes aus dem geschäftsführenden Direktor Eduard Fahlbusch und ein bis zwei weiteren Direktoren sowie 1935 und zwischen 1939 und 1945 zusätzlich aus einem

stellvertretenden Direktor.

Im weitesten Sinne als Vorläufer des heutigen Verwaltungsrates beschloss ein mit Repräsentanten aus Politik und Wirtschaft der Gewähr tragenden Gemeinde, Stadt bzw. des Kreises besetzter ehrenamtlicher Sparkassenvorstand über Kreditanträge und alle grundlegenden Belange, die die Sparkasse betrafen.

An den Sitzungen des Aufsicht führenden Sparkassenvorstandes konnten die Direktoren zunächst mit beratender Stimme und später mit beschließender Stimme teilnehmen.423

Ab April 1933 machte sich der wachsende Einfluss der NSDAP auf der Führungsebene der Sparkasse bemerkbar.

Ein Vertrauensmann der Partei, der zugleich Mitarbeiter der Sparkasse war, nahm an den Vorstandssitzungen regelmäßig teil.

Aus den Beschluss- und Protokollbüchern der

Sparkassen-vorstandssitzungen wird deutlich, dass der Vorstand grundsätzliche Entscheidungen der Sparkassenleitung zu Kenntnis nahm und in der Regel lediglich Kreditvorlagen entschied. Entscheidungsprozesse oder gar offene oder kontroverse Diskussionen fanden nach Aktenlage nicht statt.424

In Kapitel 3.4. wird die Geschäftspolitik der Sparkassen insgesamt noch einer eingehenden Analyse unterzogen.

Tabelle 42: Geschäftsentwicklung der KSK Köln von 1933 bis 1945 (in Mio. RM)

Passiva:

Stand am Jahresende

Bilanzsumme Einlagen gesamt Davon Spareinlagen

Veränderung zum Vorjahr in Prozent

1933 155,7 145,9 118,0 14,6

1934 155,6 143,4 122,2 3,6

1935 162,4 148,4 125,5 2,7

1936 164,2 149,8 127,9 1,9

1937 179,3 163,2 136,9 7,0

1938 195,8 179,1 151,5 10,7

1939 207,7 190,2 158,1 4,4

1940 265,4 246,8 203,5 28,7

1941 345,0 324,2 271,2 33,3

1942 456,3 433,6 361,3 33,2

1943 606,3 580,2 478,4 32,4

1944 722,0 694,5 556,7 16,4

1945 852,5 820,6 646,8 16,2

Quelle: UA-KSK, Signaturen 111/11-22, Kreissparkasse Köln: Geschäftsberichte der Jahre 1932 bis 1945

423 Kreissparkasse Köln, 2003, S. 18

424 UA-KSK, Kreissparkasse Köln: Sitzungsprotokolle des Gesamtvorstandes der

Der Geschäftsumfang verlief bis Ende der 1930-iger Jahre moderat steigend, um dann nach Beginn des Krieges rasant zu wachsen mit Entwicklungsraten von deutlich über 20 Prozent per anno.

Dies ist umso bemerkenswerter als die Anzahl der Geschäftsstellen in diesem Zeitraum nahezu konstant blieb.

Das Bilanzwachstum rührte somit ausschließlich aus der Zunahme der Geschäftstätigkeit.

Aktiva A:

Stand am Jahres-

ende

Wert-papiere Anleihen des Reichs und Länder

Schatzwechsel u.

U-Schätze des Reichs und

der Länder

Summe aus Anleihen und Schatzwechseln

1933 26,1 k.A. k.A. k.A.

1934 35,0 7,5 1,0 8,5

1935 36,2 9,1 0 9,1

1936 40,5 17,6 0 17,6

1937 44,8 24,4 0 24,4

1938 54,2 35,3 0 35,3

1939 61,0 41,7 0 41,7

1940 116,2 58,8 38,8 97,6

1941 185,3 96,5 70,2 166,7

1942 245,1 163,8 64,8 228,6

1943 289,1 202,6 70,9 273,5

1944 k.A. k.A. k.A. k.A.

1945 k.A. k.A. k.A. k.A.

Aktiva B:

Stand am Jahres-

ende

Guthaben bei

anderen KI Hypotheken Kommunalkredite

1933 15,1 53,4 28,9

1934 10,3 54,5 30,2

1935 21,3 56,8 25,8

1936 20,1 57,1 23,1

1937 27,7 60,9 21,5

1938 33,1 67,7 18,5

1939 38,5 68,0 16,1

1940 47,8 67,1 13,9

1941 61,6 66,8 10,0

1942 101,6 77,9 7,6

1943 214,0 68,3 6,9

1944 k.A. 57,7 k.A.

1945 k.A. 51,9 k.A.

Quelle: siehe Angaben zu Tabelle 42

Bei näherer Betrachtung der geschäftlichen Entwicklung wird schnell deutlich, dass das Wachstum der Bilanzsumme – genau wie im gesamten Sparkassensektor - eindeutig passivgetrieben war.

Es bestand ein klarer und unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Anwachsen der Spareinlagen und der Entwicklung der Bilanzsumme.

Hingegen stagnierte die Entwicklung der bankklassischen Aktivposten der Ausleihungen (hier Hypotheken und Kommunalkredite). Ein aktiv getriebenes Wachstum, wie es sich beispielsweise bei der Landesbank der Rheinprovinz aufgrund steigender Kommunalkredite bis 1931 vollzog, hätte zu einem Refinanzierungsproblem geführt, dass letztlich auch zu einem Wechsel der Geschäftstätigkeit geführt hätte.

Abbildung 15: Prozentuale Entwicklung der Aktivpositionen in der Bilanz der KSK Köln (1933 – 1945)

0,00%

10,00%

20,00%

30,00%

40,00%

1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945

Anteil an der Bilanzsumme (R/L-Anleihen)

Anteil an der Bilanz-summe (Guthaben / KI) Anteil an der

Bilanzsumme (Hypotheken) Anteil an der Bilanzsumme (Kommunaldarlehen)

Quelle: siehe Angaben zu Tabelle 42; Grafische Darstellung durch den Verfasser.

Der Bestand an Wertpapieren und die Guthaben bei der Girozentrale und anderen öffentliche Banken nahmen einen ähnlichen Verlauf wie die Entwicklung der Einlagen. Beide Mittelverwendungen bildeten

gegen Ende des Berichtszeitraumes die alles bestimmenden Positionen auf der Aktivseite der Bilanz.

Für die Jahre 1944 und 1945 lassen sich - in Ermangelung einer

differenzierten Aufgliederung der Bilanzpositionen - keine qualifizierten Aussagen treffen. Kriegsbedingt wurden die Geschäftsberichte dieser

Die Entwicklung der Bilanzstruktur bei der KSK Köln nahm während des Berichtszeitraums ganz offensichtlich den gleichen Verlauf wie bei den aggregierten Bilanzen der deutschen Sparkassen.

Traditionelle Geschäftsfelder wie der Hypothekar- oder Kommunalkredit schrumpften und der Zustrom an Spareinlagen wurde –begünstigt durch die oben genannten gesetzlichen Rahmenbedingungen – in die Anlageform der Reichsanleihen und Schatzanweisungen kanalisiert und somit dem Staat für die Rüstung und den Krieg wieder zur Verfügung gestellt. Ein individueller Handlungsspielraum war unter diesen Voraussetzungen nur schwer darstellbar.

So brachte es auch der damalige Direktor der Rheinischen Girozentrale und Provinzialbank, Fritz Butschkau, auf den Punkt425:

„Das Kreditgewerbe erfüllt als Ganzes im Kriege die Aufgabe, alle nicht konsumierten Einkommensteile sowie die ständig zunehmenden

Anteile, die von der Gesamtmenge aller Produktionsmittel der deutschen Volkswirtschaft (im weitesten Sinne) zwangsläufig die

Geldform annehmen (gestauter Erneuerungsbedarf), dem Reich für die Finanzierung des Krieges zur Verfügung zu halten. Sehen wir vom Geldschleier ab, so dient also das Kreditgewerbe heute nicht mehr in erster Linie seiner traditionellen Aufgabe der Verteilung der Sparquote der Bevölkerung auf die sich erneuernde und ausbauende

Privatwirtschaft aller Gattungen und Betriebsgrößen, sondern es steht im Dienste der Finanzversorgung des Reiches, dessen eigenes Militär-, Rüstungs-, Versorgungs- und Sozialprogramm ja auch die Gestaltung des nominellen Volkseinkommens und damit die Sparquote

entscheidend beeinflusst.“

Die überschüssige Kaufkraft breiter Bevölkerungskreise wurde durch die Sparkassen absorbiert und fand ihren Niederschlag auf der Bilanzpassivseite der Sparkassen.

425 Butschkau, Fritz: 1941, S. 73

Bei der KSK Köln stiegen folgerichtig sowohl die Anzahl der Sparkunden und der durchschnittliche Einlagenbestand je Konto.

Das rüstungsbedingte Wachstum der Beschäftigung und das daraus resultierende Einkommen waren die Voraussetzung dafür, neue Sparer und höhere Spareinlagen zu gewinnen.

Die noch zu beschreibende intensive Sparwerbung sowie ein

vollumfängliches Sparproduktangebot für alle Bevölkerungsgruppen und Altersklassen flankierten dieses „Perpetuum mobile“ der

Staatsfinanzierung.

Tabelle 43: Spartätigkeit und Sparaufkommen bei der KSK Köln (1933- 1945)

Stand

per Ende Anzahl der

Sparkonten426 Veränderung Sparkonten in Prozent

Durchschnitts- Bestand je Konto (in RM)

Veränderung Bestand in Prozent

1933 212.902 k.A. 554 k.A.

1934 218.143 2,5 560 1,1

1935 215.259 -1,3 583 4,1

1936 225.232 4,6 568 -2,6

1937 236.953 5,2 577 1,6

1938 259.266 9,4 584 1,2

1939 266.468 2,8 593 1,5

1940 293.894 10,3 692 16,7

1941 330.686 12,5 820 18,5

1942 369.567 11,8 977 19,1

1943 391.317 5,9 1.222 25,1

1944 406.791 4,0 1.369 12,0

1945 426.558 4,9 1.514 10,6

Quelle: UA-KSK, Signaturen 111/11-22, Kreissparkasse Köln: Geschäftsberichte der Jahre 1932 bis 1945

Stieg die absolute Zahl der Sparkonten bis 1939 lediglich moderat an, so nahm sie ab diesem Zeitpunkt in den folgenden drei Jahren eine sprunghafte Entwicklung an. Aus den Geschäftsberichten ist allerdings zu entnehmen, dass der Zugang neuer Sparbücher auch Mitte der dreißiger Jahre bemerkenswert hoch war, in der Summe jedoch von der Auflösung von Aufwertungssparkonten teilkompensiert wurde.427

Durch den Abbau der Arbeitslosigkeit stiegen die Anzahl der

Einkommensempfänger und damit die Zahl der potenziellen Sparer.

426 Inklusive Sondersparformen

Ab 1943 gingen die Zuwachsraten bei der Kontenanzahl wieder auf Vorkriegsniveau zurück; das Sparaufkommen entwickelte sich hingegen jedoch weiter mit zweistelligen Zuwachsraten.

Dies war umso bemerkenswerter, da sich die absolute Anzahl der Sparkonten im Berichtszeitraum verdoppeln sollte.

Bis zum Ausbruch des Krieges konnte lediglich von einem stabilen Sparbestand pro Konto gesprochen werden. Unter Berücksichtigung der Zinsgutschriften sank sogar der Durchschnittsbestand.

Unterstellt man, dass neu eingerichtete Sparkonten eher

unterdurchschnittliche Sparbeträge aufwiesen, so mussten bestehende Kontenklassen deutliche Einlagenzuwächse verzeichnen, um bei steigender Gesamtkontenzahl den durchschnittlichen Einlagenbestand zu sichern.

Tabelle 44: Nettobestandsveränderung im Spareinlagenbestand der KSK Köln (1933 bis 1945)

Stand per Ende

Durchschnitts- Bestand je Konto (in RM)

Veränderung

Bestand in Prozent Nettoveränderung428 Bestand in Prozent

1933 554 k.A. k.A.

1934 560 1,1 - 2,40

1935 583 4,1 0,92

1936 568 -2,6 - 0,40

1937 577 1,6 - 1,40

1938 584 1,2 - 1,80

1939 593 1,5 - 1,50

1940 692 16,7 14,03

1941 820 18,5 16,00

1942 977 19,1 16,60

1943 1.222 25,1 22,60

1944 1.369 12,0 9,50

1945 1.514 10,6 8,10

Quelle: UA-KSK, Signaturen 111/11-22, KSK Köln: Geschäftsberichte der Jahre 1932 bis 1945

Unter Berücksichtigung der Kundenstruktur, die stark von Arbeitern und Arbeitnehmern dominiert wurde, ist diese Entwicklung der

Bestandsveränderung ein Indiz dafür, dass große Teile der

Sparkassenkundschaft bis zum Ausbruch des Krieges nicht wesentlich mehr sparen konnten als zu Beginn der 30iger Jahre.

428 Durchschnittliche Bestandsveränderung unter Berücksichtigung der Zinsgutschriften

Der Einlagenzuwachs (siehe Tabelle 42) war auf die steigende Kontenanzahl und die Sparbeiträge anderer Sektoren (z.B.

Unternehmen und Kommunen) zurückzuführen. Nach Beginn des Krieges wurde der Einlagenzuwachs auch durch das Wachstum je Sparkonto getrieben.

3.3.3. Sparkasse der Stadt Köln und Städtische Sparkasse