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Konzeption der Immissions- und Depositionsmessungen

Die EU-Rahmenrichtlinie über die Beurteilung und Kontrolle der Luftqualität mit ihren Tochterrichtlinien sowie die aktuelle nationale Gesetzgebung auf dem Gebiet des Immissionsschutzes der Bundesrepu-blik Deutschland (BImSchG) verlangen eine kontinuierliche Beurteilung der Luftqualität in Sachsen-Anhalt, für die die Zuständigkeit beim Landesamt für Umweltschutz (LAU) liegt.

Für diese Immissionseinschätzungen spielen Messungen eine entscheidende Rolle.

Der größte Teil der Immissionsmessungen wird im Rahmen des Luftüberwachungs- und Informations-systems Sachsen-Anhalt (LÜSA) durchgeführt. Darüber hinaus besteht ein etabliertes Depositions-messnetz. Ergänzt werden diese Messungen durch spezielle Programme wie z. B. Stichproben- oder orientierende Messungen mit dem Messfahrzeug und Passivsammlermessprogramme.

Luftüberwachungs- und Informationssystem Sachsen-Anhalt

Entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des LÜSA hatte die Umsetzung der neuen Generation von EU-Richtlinien auf dem Gebiet der Luftqualität. Dabei wurde bei Reduzierung des Messnetzum-fanges auf die EU-Mindestanforderungen die Entwicklung zu einem integrierten Mess- und Informa-tionssystem als Hauptziel formuliert. Die wesentlichsten Aufgaben des LÜSA sind:

• Beurteilung und Kontrolle der Luftqualität gemäß der EU-Rahmenrichtlinie Luftqualität (96/62/EG) und ihrer Tochterrichtlinien (1999/30/EG, 2000/69/EG, 2002/3/EG und 2004/107/EG),

• Feinstaub Partikel PM10/PM2.5 – Überwachung,

• Ozon-Überwachung und Erstellung einer täglichen Ozonprognose zur Information der Bevölke-rung gemäß EU-Richtlinie über die Luftverschmutzung durch Ozon (2002/3/EG),

• Ursachenanalyse für Luftbelastungen und Erfolgskontrolle von Luftreinhaltemaßnahmen,

• kontinuierliche Zustandserfassung und Trendbeobachtung luftverunreinigender Stoffe bei gleichzeitiger Erfassung meteorologischer Parameter,

• Information der Öffentlichkeit über den aktuellen Stand und die langfristige Entwicklung der Immissionssituation in Sachsen-Anhalt auf multimedialer Ebene gemäß der EU-Umweltinformations-Richtlinie (2003/4/EG), inzwischen umgesetzt in nationales Recht (UIG),

• Ausbau des Immissionskatasters als Basis für die Beurteilung der Luftqualität,

• Erzeugung der Datengrundlage für das Umweltinformationssystem (UIS) sowie für das europä-ische Luftmessnetz (EURO-AIRNET) gemäß EU-Ratsentscheidung 97/101/EG vom 27.1.1997 und 2001/752/EG vom 17.10.2001,

• Beitrag zum Forstlichen Umweltmonitoring im Rahmen des europäischen Level II-Programms.

Infolge der Anpassung an die Forderungen der neuen EU-Richtliniengeneration ergaben sich im Jahr 2007 weitere Änderungen im Messnetz, die in der Tabelle 2.1.1 zusammengefasst sind.

Tabelle 2.1.1: Änderungen im LÜSA im Jahr 2007

Station Änderung Datum

Aschersleben Umsetzung der Station von der Geschwister-Scholl-Straße in die Straße „Hinter dem Zoll“ als neuem Hotspot in Aschersleben

13.03.07

Bernburg Beendigung der SO2-Messreihe 01.02.07

Halberstadt/Friedenstraße (M401)

Inbetriebnahme der Einzelmessstelle für Feinstaub PM10 (DHA 80) 26.01.07 Hettstedt/Industrie Beendigung der CO-Messreihe 29.01.07 Magdeburg/Reuter-Allee

(M204)

Inbetriebnahme DHA 80-01 für Feinstaub PM2.5-Messung 04.01.07 Magdeburg/Südost Abbau Partisolgerät (LVS-02) 17.09.07

Pouch Beendigung der SO2-Messreihe 08.02.07

Stendal Abbau Partisolgerät (LVS-01) 02.07.07

Wittenberg/Bahnstraße Aufbau und Inbetriebnahme Partisolgerät (LVS-02) 20.09.07

Wernigerode/Nöschen-röder Straße (M301)

Einzelmessstelle für Feinstaub, Abbau des DHA 80-09 01.01.08

Zeitz Beendigung der NO2-Messreihe 05.02.07

Mit diesen Änderungen ergibt sich ein Ausbaustand des LÜSA, der in der Tabelle A2.1.1 im Anhang dargestellt ist.

Tabelle 2.1.2: Einsätze des Immissionsmessfahrzeugs im Jahr 2007

Standort Bemerkungen Zeitraum

Aschersleben Ermittlung der Luftschadstoffbelastung im Stadtgebiet von A-schersleben (orientierende Messung)

22.10.07 – 03.12.07 Braunsbedra Sondermessprojekt „Luftschadstoffbelastung in der Ortslage

Neumark der Stadt Braunsbedra“

30.04.07 – 07.05.07 Halle (Stadtgebiet) Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung im Stadtgebiet von Halle

(orientierende Messungen)

15.01.07 – 10.04.07 07.05.07 – 30.07.07 Magdeburg

(Stadt-gebiet)

Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung im Stadtgebiet von Magdeburg (orientierende Messungen)

30.07.07 – 22.10.07 03.12.07 – 14.01.08 Weißenfels Sondermessprojekt „Luftschadstoffbelastung an der Straße “Am

Schlachthof“ in Weißenfels“

10.04.07 – 30.04.07

Abbildung 2.1.1: Messstationen des Luftüberwachungs- und Informationssystems Sachsen-Anhalt (LÜSA)

Gebietseinteilung für die Beurteilung der Luftqualität in Sachsen-Anhalt

Aus der Umsetzung der EU-Rahmenrichtlinie ist als Hauptaufgabe die Beurteilung der Luftqualität auf der Grundlage von Grenzwerten und/oder Alarmschwellen sowie bei Ozon auf der Grundlage von Zielwerten und/oder Grenzwerten abzuleiten. Zum Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesund-heit wurden auf Basis einer Ausgangsbeurteilung gemäß Artikel 5 der EU-Rahmenrichtlinie Gebiete und Ballungsräume für die regelmäßige Beurteilung der Luftqualität im Land Sachsen-Anhalt ausge-wiesen.

Beispielhaft für die Beurteilung der Komponenten Feinstaub Partikel PM10, Stickstoffdioxid und Ozon sowie für den Schutz von Ökosystemen und der Vegetation sind in der nachfolgenden Abbildung 2.1.2 die Gebiete und Ballungsräume dargestellt.

100 75

25 50 0

Kilometer Stand: 31.12.2007

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Hintergrundstation (inkl. Waldstation) Industriebezogene Station

Stadtgebietsstation Verkehrsstation

Mobile Kleinmessstation Einzelmessstelle PM10

(verkehrsbezogen)

{ Messstationen

{ Messstationen

Gebiete für Feinstaub Partikel PM10 Gebiete für NO2

{ Messstationen

Naturpark Harz Naturpark Drömling

{ Messstationen

Gebiete für Ozon Gebiete für den Schutz von Ökosystemen und Vege-tation

Abbildung 2.1.2: Gebietseinteilung ausgewählter Komponenten

Aktuelle Informationen zur Luftqualität in Sachsen-Anhalt

Mit dem immissionsschutzrechtlichen Vollzug entsprechend der Rahmenrichtlinie (96/62/EG) und der Tochterrichtlinien sind die Anforderungen, die das LÜSA als komplexes und integriertes Mess- und Informationssystem zu erfüllen hat, wesentlich gestiegen. Das LÜSA hat dabei erhöhte Anforderun-gen insbesondere bzgl. einer zeitnahen (stündlichen), allgemeinverständlichen und aktiven Informati-on der Öffentlichkeit sowie der relevanten OrganisatiInformati-onen wie Umweltschutzverbände, Interessenver-tretungen gefährdeter Personengruppen und andere Stellen, die mit dem Gesundheitsschutz befasst sind, zu erfüllen. So werden verschiedenste Wege für Datenpublikationen genutzt, wobei die elektro-nischen Medien immer mehr an Bedeutung gewonnen haben, da dort eine sehr zeitnahe Information gewährleistet werden kann. Über die Tagespresse wird die Öffentlichkeit zumeist im Zusammenhang mit besonderen Belastungssituationen, z. B. Ozonepisoden oder erhöhte Feinstaubbelastung infor-miert.

Das Intranet- und Internet-Angebot des LÜSA wurde in den letzten Jahren ständig erweitert. Inzwi-schen können über einen neu eingerichteten Informationsserver nicht mehr nur aktuelle Daten abge-rufen werden, sondern es ist in bestimmtem Umfang auch eine nutzerdefinierte Datenrecherche über zurückliegende Zeiträume möglich. Dieses Angebot befindet sich noch im Aufbau und wird schrittwei-se erweitert.

Die Adressen des LÜSA-Angebotes lauten:

oder im Internet und

Das Umweltbundesamt bietet unter der Adre bundesweite Infor-mationen zur aktuellen Luftqualität und Links zu den einzelnen Landesmessnetzen an.

Des Weiteren gibt es eine stündliche Datenveröffentlichung im Videotext des MDR (Tafeln 524 bis 526), welche die Mindestinformationen gemäß der 1. und 2. EU-Tochterrichtlinie ermöglicht). Weitere Datenveröffentlichungen erfolgen auf einer öffentlichen Anzeigetafel in Magdeburg (Messstation am Damaschkeplatz).

NO2-Passivsammler

Im Rahmen der Umsetzung der Luftqualitätsrichtlinien der EU sind umfangreiche Beurteilungen der Luftqualität hinsichtlich der Stickstoffdioxidimmissionskonzentrationen (NO2) an einer festgelegten Anzahl von Probenahmestandorten erforderlich. Als Referenzmethode zur Messung von Stickstoffdi-oxid und StickstoffStickstoffdi-oxiden wurde die in der EN 14211:2005 „Luftqualität - Messverfahren zur Bestim-mung der Konzentration von Stickstoffdioxid und Stickstoffmonoxid mit Chemilumineszenz“ beschrie-bene Methode unter Einsatz automatischer Messeinrichtungen eingesetzt. Insbesondere aufgrund geringerer Anschaffungs- und Betriebskosten stellt der Einsatz von Passivsammlern im Vergleich zur Überwachung mit automatisch arbeitenden Messeinrichtungen eine interessante Alternativmethode dar, sofern die Gleichwertigkeit des Verfahrens mit der Referenzmethode nachgewiesen werden kann.

Depositionsmessnetz

In zunehmendem Maße wird den Beeinträchtigungen der Ökosysteme durch Depositionen (Stoffein-träge) aus der Atmosphäre Beachtung geschenkt, da diese die in der Vegetation, im Boden und in den Gewässern ablaufenden komplexen physikalisch-chemischen und biologischen Prozesse beeinflus-sen. Langzeitige Depositionen, die besonders mit der Industrialisierung einsetzten, führten bereits vielen Orts zur Überschreitung der begrenzten Pufferkapazität empfindlicher Systeme. Eine dieser Auswirkungen ist in den verbreiteten Waldschäden zu erkennen.

Derzeit werden elf Schwermetalle und Arsen aus den Quartalsproben der insgesamt 55 Messstellen des Staubniederschlags in Sachsen-Anhalt bestimmt.

Des Weiteren werden

• fünf Messstellen für An- und Kationen als Deposition mit Bergerhoff-Sammlern sowie für Staubniederschlag und Staubinhaltsstoffe an den Bodendauerbeobachtungsflächen (BDF),

• elf Messstellen für An- und Kationen als Deposition mit Bergerhoff-Sammlern auf LÜSA- Messstationen,

• acht Messstellen für An- und Kationen als Deposition mit Eigenbrodt-Sammlern,

• drei Messstellen für An- und Kationen als Nassdeposition mit Eigenbrodt-Sammlern und

• 12 Messstellen für Dioxine/Furane und Polychlorierte Biphenyle als Deposition mit Bergerhoff-Sammlern.

betrieben.

Schließlich werden neun Messstellen für Quecksilber als Gesamtdeposition mit Bergerhoff-Sammlern unterhalten.

Das Depositionsmessnetz wird mit folgenden Zielstellungen betrieben:

• Gewinnung einer Übersicht über atmosphärische Stoffeinträge in Sachsen-Anhalt,

• Fortsetzung langfristiger Messreihen zur Trend-Beobachtung,

• Überwachung besonders von Ökosystemen hinsichtlich der Stoffeinträge aus der Luft in den Boden, z. B. durch die Messung von An- und Kationen,

• Ermittlung der Immissionswirksamkeit von Emittenten auf die Umwelt, z. B. bei Messungen von Dioxinen/Furanen und von Quecksilber,

• Schutz von Anwohnern bei zeitweiligen potentiellen Schadstoffbelastungen, z. B. bei Messun-gen von Quecksilber.