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2.3 Hauptversuch

2.3.2 Kontrollierte Kontamination und Implantation der Katheter

Die im Kaninchenversuch zu implantierenden Katheter wurden vor der Opera-tion in einer Bakterienlösung mit Staph. epidermidis des Stammes DSM 3269 inkubiert.

In jedem sterilen 15 ml-PP-Gefäß waren 6 ml der 1 : 10-verdünnten Bakterien-suspension mit einer Füllhöhe von 5 cm enthalten. Jedes Röhrchen enthielt die am Folgetag zu implantierenden Katheter einer Sorte sowie zusätzlich einen Referenzkatheter derselben Art (abgekürzt Ref-K), der nicht implantiert, son-dern nach der Inkubation direkt ausgewertet wurde. Dabei durfte aufgrund der Röhrchengröße und der Menge der darin enthaltenden Bakterienlösung die Ge-samtzahl an Kathetern je 15 ml PP-Gefäß inklusive des Referenzkatheters nicht mehr als 3 betragen. Der weitere Ablauf der Inkubation entsprach dem unter 2.2 erläuterten Verfahren.

Am Tag der Operation wurden die Katheter aus dem Inkubationsschrank ent-nommen und bis zum Zeitpunkt der Implantation bei ca. 8 °C im Kühlschrank aufbewahrt, um jegliche Aktivität der Bakterien und somit auch eine fortschrei-tende Besiedlung der Katheter zu unterbinden, jedoch ohne die Wachstums- und Lebensfähigkeit der Bakterien zu beeinträchtigen.

Die zusätzlich zu den zu implantierenden Kathetern inkubierten Referenzkathe-ter wurden ebenfalls im Kühlschrank aufbewahrt und nach Beendigung der Operationen noch am gleichen Tag weiterverarbeitet. Dabei wurde wie nach Explantation der in vivo untersuchten beschichteten und unbeschichteten Ka-theter verfahren (siehe Abschnitt 2.9).

Vor Operationsbeginn wurde weiterhin von einer am Vortag angesetzten Bakte-rien-über-Nacht-Kultur eine 1 : 15-Verdünnung erstellt. Als Verdünnungsmedi-um diente sterile Kochsalzlösung. Wie im Folgenden beschrieben, diente diese Verdünnung zur Durchspülung der implantierten Katheter. Um hier eine der 1 : 15-Verdünnung entsprechenden Bakteriendichte aufrecht zu erhalten, wurde auch diese Lösung bis zu ihrem intraoperativen Gebrauch im Kühlschrank bei ca. 8 °C aufbewahrt. Um Herzrhythmusstörungen der Kaninchen zu vermeiden, wurde durch rechtzeitige Entnahme der Injektionslösung aus dem Kühlschrank eine der Raumtemperatur entsprechende Temperatur sichergestellt.

Zur Ermittlung der Bakteriendichte sowie zum Ausschluss einer Kontamination wurde von jeder verwendeten 1 : 15-verdünnten Bakterien-Lösung die bakteriel-le Dichte ermittelt (CFU/ml).

Weiter wurde jede Probe der zur Inkubation verwendeten 1 : 10-Verdünnung der Bakterien-über-Nacht-Kultur auf ihre bakterielle Dichte (CFU/ml) sowie auf eine etwaige Kontamination mit einem Fremdkeim untersucht.

Bei der Allgemeinuntersuchung am Operationstag wiesen alle Kaninchen einen guten Gesundheits- und Ernährungszustand auf. Zur exakten Dosierung der Narkosemedikamente wurde präoperativ das Körpergewicht jedes Kaninchens sowie darüber hinaus die Körpertemperatur bestimmt.

Der Eingriff zur Implantation der Katheter wurde in Inhalationsnarkose unter Spontanatmung durchgeführt. Jedes der Kaninchen wurde initial mit einer intra-muskulären Injektion von 25 mg/kg Körpergewicht (KG) Ketamin sowie 5 mg pro Tier Midazolam sediert. Nach Rasur eines Ohres und Desinfektion mit einer alkoholischen Desinfektionslösung (Softasept®N) wurde mit einem Verweilka-theter ein venöser Zugang in die V. auricularis gelegt.

Abb. 2-1: Legen einer Venenverweilkanüle in die V. auriclaris

Abb. 2-2: Venenverweilkanüle in der V. auricularis

Für die Anästhesieeinleitung wurde das Hypnotikum Propofol mit einer Initialdo-sis von 2 mg/kg KG in intravenös appliziert. Als Analgetikum erhielt jedes Tier

0,15 mg Temgesic® sowie 10 mg des nichsteroidalen Antiphlogistikums Rima-dyl® subkutan.

Anschließend wurde auch das verweilkanülenfreie Ohr rasiert und ausreichend desinfiziert und eine für das Kaninchen unkritische Menge von 10 ml Blut zum Anlegen einer Blutkultur aus der zentralen Ohrarterie entnommen [1]. Durch vorsichtiges Bestreichen des Ohrrandes wird der Blutfluss gefördert, so dass Blut aus der Kanüle in eine sterile und mit einem sterilen Stopfen verschlossene Spritze (10 ml) abtropfen kann. Nach Entnahme von 10 ml arteriellem Blut wur-den jeweils 5 ml in eine aerobe und eine anaerobe Blutkulturflasche injiziert. Die seitliche Ohrvene ist aufgrund des niedrigen Blutflusses und der starken Kol-lapsneigung der Gefäße für die Blutentnahme weniger geeignet.

Abb. 2-3: Zentrale Ohrarterie eines Kaninchens (roter Pfeil)

Nach großzügiger Rasur des Operationsgebietes erfolgte eine vorsichtige Nachinjektion von Propofol bis zu einer guten Relaxation der Zungen- und Kau-muskulatur. Die Tiere wurden in Brust-Bauchlage gebracht und bei nach oben gestrecktem Hals blind unter akustischer Kontrolle intubiert. Der hierbei verwen-dete spirale Endotrachealtubus wies einen Innendurchmesser von 2,5 mm auf, die apikalen 1,5 cm wurden unmittelbar vor der Intubation mit einem Silikon-spray benetzt. Durch wiederholte akustische Kontrolle wurde eine

Fehlintuba-tion ausgeschlossen und der Tubus mit einem Stoffband am Kopf des Tieres fixiert.

Dem Kaninchen wurde in beide Bindehautsäcke ein 1 cm langer Pastenstrang einer pflegenden Augensalbe eingebracht, bevor es aus dem Einleitungsraum in den Operationsbereich gebracht wurde. Dort fand eine Umlagerung in Rük-kenlage statt, der Kopf wurde überstreckt und die Extremitäten des Tieres mit Stoffbändern am Operationstisch fixiert (Abb. 2-4). Um eine Abkühlung der Ka-ninchen während der Operation zu verhindern, wurden sie auf eine Wärmemat-te mit einer Temperatur von 39 ± 0,5 °C gelagert.

Die Narkose wurde mittels Zufuhr von Isofluran über einen Isofluran-Vapor der Firma Dräger im halboffenen System aufrechterhalten. Den spontan atmenden Tieren wurde ein Atemgasgemisch mit etwa 1,5 Vol.-% Isofluran in 100% Sau-erstoff zugeführt. Zum Flüssigkeitsersatz erhielten die Tiere 10 ml/kg KG/h Ringerlactat-Lösung intravenös.

Zur Überwachung der Kreislauffunktion wurde das EKG der Tiere kontinuierlich über Stechelektroden abgeleitet. Die Atemfrequenz und die CO2-Konzentration im Atemgas wurden mit dem Narkosemonitor CapnomacTM der Fima Datex überwacht. Atemfrequenz und Puls wurden alle 20 - 30 min in einem Protokoll vermerkt, ebenso etwaige Vorkommnisse wie Extrasystolen oder ein kurzzeiti-ger Atemstillstand.

Das Operationsfeld wurde sorgfältig mit Braunol® desinfiziert. Entsprechend der schon 1974 von Hall et. al. [50] und mit Modifikation auch von weiteren Autoren [62, 98, 132] beschriebenen Technik zur intravenösen Katheterisierung von Ka-ninchen erfolgte zunächst eine Eröffnung des anterolateralen Halsbereiches durch eine 3 - 4 cm lange Hautinzision mit sagittaler Schnittführung. Nach Durchtrennung der Halsfaszie wurde das darunter liegende Muskel- und Fettge-webe stumpf durchtrennt und die V. jugularis freigelegt.

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Abb. 2-4: Lagerung und Überwachung des Kaninchens

Abb. 2-5: Präparation der V. jugularis

Abb. 2-6: Freipräperierte V. jugularis

Ein kleiner Abschnitt der Vene wurde vom subkutanen Fettgewebe befreit. Die Vene wurde proximal mit einer Ethicon VIRCYL® 4-0 Ligatur legiert. Eine eben-solche Ligatur wurde distal vorgelegt, aber noch nicht verknotet.

Abb. 2-7: Proximale Ligatur und vorgelegte distale Ligatur der V. jugularis

Der aus dem Kühlschrank entnommene Katheter wurde nach Entnahme aus dem 15 ml PP-Gefäß an steriler Gaze abgetupft, um die nicht am Katheter an-haftende Bakterienlösung zu entfernen, das Verteilen von Bakterien im Opera-tionsgebiet bei Einführung des Katheters zu verhindern und die Gefahr einer

Wundinfektion zu minimieren. Der Katheter wurde anschließend durch eine klei-ne Inzision 5 cm weit in die V. jugularis externa vorgebracht.

Abb. 2-8: Implantation des Katheters in die V. jugularis

Die intravasale Lage des Katheters wurde durch einen Aspirationsversuch veri-fiziert, anschließend wurde 1 ml der 1 : 15-verdünnten Bakterien-über-Nacht-Kultur durch den Katheter in das Blutsystem des Kaninchens injiziert.

Abb. 2-9: Injektion der Bakteriensuspension durch den implantierten Katheter

Der Katheter wurde distal mit 2 Clips verschlossen, um einen Rückfluss der Bakteriensuspension oder von Blut zu verhindern. Anschließend wurde er mit der distal vorgelegten Ligatur in der Vene fixiert. Die distale und proximale Liga-tur wurden ebenfalls mit einander verknotet.

Abb. 2-10: Verschluss des distalen Katheterendes mit einem Clip

Es wurde eine subkutane Hauttasche in dorsolateraler Richtung präpariert, in die der aus der Vene herausreichende ca. 5 cm lange freie Abschnitt des Ka-theters versenkt wurde.

Abb. 2-11: Versenkung des Katheters in einer subkutanen Hauttasche

Abschließend wurde die Muskulatur und die Halsfaszie mit resorbierbarem Nahtmaterial (Ethicon VIRCYL® 4-0, 1,5 Ph. Eur., JRB-1) vernäht und die Haut-inzision unter Verwendung des gleichen Nahtmaterials durch intrakutane Ein-zelknopfnähte verschlossen. Da ein Wundverband in diesem Bereich schlecht anzulegen ist, wurde die Wunde durch Aufsprayen eines dünnschichtigen Alu-miniumfilmes (Aluminiumspray, Fa. Albrecht) versorgt.

Nach dem operativen Eingriff wurde bei den Tieren täglich eine Wundinspektion sowie an den ersten drei Tagen nach der Operation eine rektal gemessene Temperaturkontrolle durchgeführt. Die Kaninchen wurden für die Dauer von drei Tagen analgetisch mit dem nichtsteroidalen Antiphlogistikum Rimadyl® behan-delt. Die Dosierung betrug 10 mg pro Tier am ersten und 5 mg pro Tier am zweiten und dritten Tag nach der Implantation. Diejenigen Kaninchen, bei de-nen Veränderungen im Bereich der Augen auffällig wurden, wurden weiter mit Augensalbe behandelt.