• Keine Ergebnisse gefunden

ZVK-assoziierte Infektionen mit häufig schwerwiegenden, teils letalen Verläufen zählen zu den besonders ernstzunehmenden Komplikationen, die einer ent-sprechenden Aufmerksamkeit und raschen Intervention bedürfen.

Eine lokale Infektion an der Kathetereintrittstelle ist durch ein Erythem, eine lo-kale Hautinduration und/oder eine Schmerzempfindlichkeit bzw. Hyperästhesie gekennzeichnet. Im fortgeschrittenen Stadium kann sich Pus aus der Punk-tionsstelle entleeren. Bei getunnelten Kathetern kann es zu einer Entzündung im Bereich des Gewebetunnels kommen. Auch hier sind Hautrötung, Gewebe-verhärtung und zunehmende Druckschmerzhaftigkeit als klinische Zeichen zu erkennen. Sie sind jedoch im Gegensatz zur rein lokalen Entzündung auch in Arealen zu finden, die mehr als 2 cm von der Kathetereintrittsstelle entfernt lie-gen.

In einigen Fällen ist nach Entfernung des Katheters eine bakterielle Besiedlung des subkutanen oder distalen Kathetersegmentes bzw. der Katheterspitze oder

auch des Katheteranschluss-Stückes (Hub), nachzuweisen. Häufig zeigt der Patient hierbei keine Infektzeichen. Lässt sich bei einem Kathetersegment, das sich im Blutkreislauf eines Patienten befand, und in einer Blutkultur dieses Patienten ein Keim derselben Gattung mit identischem Antibiogramm nachwei-sen und sind außerdem Zeichen einer Allgemeininfektion beobachtet worden, ohne dass andere Infektionsquellen eruiert werden konnten, spricht man von einer Katheter-assoziierten Septikämie oder Sepsis. Kann der entsprechende Keim ebenfalls in der infundierten Substanz nachgewiesen werden, handelt es sich um eine Infusion-assoziierte Septikämie [85, 131]. Während nach den ge-nannten Kriterien die Entfernung der ZVK zum Nachweis einer Katheter-assozi-ierten Septikämie oder Sepsis notwendig ist, berichten Blot et al. in einer 1999 veröffentlichten Studie von einer Methode, mit welcher der der Nachweis einer solchen Infektion auch bei in-situ belassenem Katheter möglich zu sein scheint.

Hierzu wurde von Krebs-Patienten bei Verdacht auf eine Katheter-assoziierten Infektion gleichzeitig Blutkulturen sowohl aus dem entsprechenden ZVK, als auch peripher gewonnen. Die Zeit zwischen dem Positiv-Werden der Blutkultur des ZVK und derjenigen, die aus einer peripheren Vene angelegt wurde (die so genannte „differential time of positivity“, abgekürzt DTP), wurde gemessen. Ent-sprechend der in dieser Studie festgestellten Ergebnisse scheint eine DTP von ungefähr 120 Min. auf das Vorliegen einer Katheter-assoziierten Infektion hinzu-weisen [11].

Die bakterielle Besiedlung von ZVK findet meist auf der Außenseite statt. Die besiedelnden Mikroorganismen stammen dabei in der Regel von der Haut des Patienten. Die Besiedlung des Katheterlumens ist jedoch bei längerer Liege-dauer, insbesondere bei der totalen parenteralen Ernährung, ebenso möglich.

Die Art der eine Katheter-assoziierte Infektion verursachenden Keime hängt eng mit der Grunderkrankung des Patienten zusammen. Bei neutropenischen Patienten, z. B. nach einer Chemotherapie, finden sich häufig koagulase-negati-ve Staphylokokken. Sie gehören auch bei immunkompetenten Menschen zu den fünf häufigsten nosokomialen Erregern [71, 126]. Infektionen im Zusam-menhang mit anderen Fremdkörperimplantaten wie Peritonealdialyse-Katheter,

Liquorshunts, künstliche Herzklappen und Gelenke sowie Gefäßprothesen, in-traokuläre Linsen und Herzschrittmacher sind ebenfalls häufig durch diese Kei-me verursacht. Bei parenteral ernährten Patienten sind häufig Candida spp. und Staphylococcus (Staph.) aureus nachzuweisen. Bei Bakteriämien mit selten auftretenden Keimen wie Enterobacter cloacae, Enterobacter agglomerans,

„Nicht aeruginosa“-Pseudomonaden (Pseudomonas pickettii), Burkholderia ce-pacia, Stenotrophomonas maltophilia, Flavobakterien oder Citrobacter können auch kontaminierte Infusionslösungen ursächlich sein [55].

Koagulase-negative Staphylokokken bilden den wesentlichen Bestandteil der physiologischen Haut- und Schleimhautflora des Menschen, wobei die Staph.

epidermidis-Spezies den größten Anteil trägt. Aufgrund der zunehmenden, häu-fig multiplen Resistenzbildungen dieser Keime ist die Therapie der Infektionen schwierig. Die besondere Virulenz ist in der Fähigkeit zur Besiedlung von Poly-meroberflächen begründet. Bestimmte Staph. epidermidis-Stämme sind in der Lage, mehrschichtige, auf Polymerimplantaten adhärente Biofilme zu bilden.

Hierzu sind zunächst eine Proliferation der an einer Polymeroberfläche adhä-renten Bakterienzellen sowie eine Akkumulation derselben in mehreren Schich-ten zu beobachSchich-ten. Anschließend erfolgt in einer zweiSchich-ten Phase die Ausbildung einer Glykokalyx aus Exopolysacchariden [71]. Bereits Anfang der 1990er Jahre konnte in verschiedenen Studien gezeigt werden, dass zur Bekämpfung adhä-renter biofilmbildender Keime 100- bis 1.000-fach höhere Konzentrationen ent-sprechender antibiotischer Substanzen notwendig sind [82]. Der Zusammen-hang der Biofilmbildung sowie der Adhärenzfähigkeit auf Kunststoffoberflächen mit der Pathogenität der Erreger ist jedoch strittig. So können Staph. epidermi-dis-Stämme neben die Fähigkeit zur Biofilmbildung möglicherweise noch weite-re Diffeweite-renzen hinsichtlich ihweite-rer Pathogenität aufwiesen [25, 71]. Analysen von gut charakterisierten isogenen Mutantenpaaren konnten allerdings die Relevanz des zur Biofilmbildung notwendigen Faktors PIA (Polysaccharide Intercellular Adhesin) für die Pathogenität von Staph. epidermidis belegen. Die Fähigkeit dieses Adhesins zur Förderung einer Hämagglutination scheint ebenfalls Aus-wirkungen auf die Pathogenität zu haben [72, 88, 109, 110]. Den Zusammen-hang zwischen der Fähigkeit zur Biofilmbildung und der Resistenz gegen

be-stimmte Antibiotika zeigt auch eine durchgeführte Untersuchung von Tao et al.

[123]. Hier wurde durch Eliminierung des sarA-Gens eines Staph. epidermidis-Stammes sowohl die Fähigkeit zur Biofilmbildung unterdrückt als auch die Re-sistenz der Keime gegen Erythromycin und Kanamycin reduziert. Die Ausbil-dung des Biofilms gilt heute als eine bedeutende Ursache von schwer therapier-baren und persistierenden Infektionen [30, 99].

Zur Reduktion Katheter-assoziierter Infektionen ist die Einhaltung und Überwa-chung entsprechender hygienischer Standards von wesentlicher Bedeutung. In den vergangenen Jahren konnten diverse Untersuchungen eindeutig zeigen, dass die Etablierung hygienischer Vorgehensweisen mit gleichzeitiger Schulung und Überwachung des Personals zu einer deutlichen Reduktion des Risikos für die Entstehung von Katheter-assoziierten Infektionen führte [38, 84, 115, 120].

Der Stellenabbau beim Pflegepersonal führte dagegen zu einer Zunahme des Infektionsrisikos [46]. Seitens der Kommission für Krankenhaushygiene und In-fektionsprävention des Robert-Koch-Instituts (RKI) wird die regelmäßige Schu-lung von Ärzten und Pflegekräften bezüglich Indikation, Anlage und Pflege zen-tralvenöser Katheter dringend empfohlen [4].

Strenge Hygiene vor allem der Hände sowie antiseptische Techniken werden sowohl bei der Insertion von peripheren als auch von zentralen Venenkathetern gefordert. Bei letztgenannten sind umfangreichere sterile Vorkehrungen zu tref-fen. Dies schließt die Verwendung von sterilen Handschuhe und Kittel sowie Haube und Mundschutz und ein ausreichend großes steriles Abdecktuch ein [4, 100]. Die Insertionsstelle ist grundsätzlich zu desinfizieren. Hinsichtlich der Art des Desinfektionsmittels gibt es keine eindeutigen Empfehlungen. Die Verwen-dung von Octenidin in Kombination mit Propanol scheint über 24 Stunden nach der Katheterinsertion die bakterielle Kolonisierung der Kathetereintrittstelle bes-ser zu reduzieren als ein rein alkoholisches Antiseptikum [34]. Wie von Parienti et al. gezeigt, scheint die Verwendung von Povidone-Iod kombiniert mit Alkohol hinsichtlich der Reduktion von bakteriellen Katheterkolonisierungen und Kathe-ter-assoziierten Infektionen der Desinfektion mit wasserhaltigem Povidone-Iod überlegen zu sein [91]. Weitere Untersuchungen zeigen eine Reduktion von

Ka-theter-assoziierten Infektionen durch die Verwendung von 2 % Chlorhexidin-Gluconat gegenüber Povidone-Iod und Alkohol als Antiseptikum zur Hautdesin-fektion [74, 134]. Chaiyakunapruk et al. konnten bei einer 2003 veröffentlichten Studie durch Vergleich verschiedener Untersuchungen und Metaanalysen zei-gen, dass bei Hautdesinfektion mit Chlorhexidin-Gluconat gegenüber der Ver-wendung von Povidone-Iod die Inzidenz Katheter-assoziierter Infektionen sowie die Anzahl an Todesfällen reduziert und pro Katheter $113 eingespart würden [23]. Der von Humar et al. publizierte Vergleich einer 0,5%-Chlorhexidin-Tinktur mit Povidone-Iod als Desinfektionsmittel vor einer ZVK-Insertion zeigte aller-dings keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich Katheter-assoziierter Bakte-riämien, bakterieller Katheterkolonisierung bzw. hinsichtlich der bakteriellen Hautoberflächenbesiedlung [58]. Bei einer 2004 von Langgartner et al. publi-zierten Studie zeigte sich eine signifikant geringere Katheterkolonisierung durch Desinfektion der Insertionsstelle mit Chlorhexidin 0.5%/Propanol 70% gefolgt von Povidone-Iod 10% gegenüber der alleinigen Verwendung von Chlorhexidin 0.5%/Propanol 70% bzw. Povidone-Iod 10% [63].

Das Infektionsrisiko ist aufgrund der unterschiedlich dichten Hautflora auch von der Insertionsstelle abhängig. In die Femoralvene platzierte Katheter weisen im Vergleich mit solchen, die in der V. jugularis oder der V. subclavia zu liegen kommen, ein deutlich höheres Infektionsrisiko auf. Durch die Jugularvene ein-gebrachte Katheter sind wiederum mit einem höheren Infektionsrisiko behaftet als in der V. subclavia liegende Kathetern [4, 107].

Studien bezüglich der Wirksamkeit einer systemischen Antibiotikaprophylaxe konnten keinen Nutzen hinsichtlich einer Infektionsprävention darlegen. Auf-grund der zunehmenden Resistenzbildung vor allem bei Verwendung von Van-comycin ist diese Maßnahme im Regelfall nicht zu empfehlen [2, 68, 79, 105].

Auch die Verwendung antiseptischer Salben und Lösungen zur Behandlung der Insertionsstelle während der Verweildauer von Kathetern hat sich nicht bewährt.

In einer Studie von Levin et al. [66] wurde die Annahme widerlegt, die Behand-lung der Eintrittsstellen von Hämodialysekathetern mit Povidoniod-haltiger Sal-be könne die Katheterkolonisierung und die Inzidenz von Septikämien

reduzie-ren. Die Verwendung von Mupirocin-haltiger Salbe führte zwar zu einer Reduk-tion des InfekReduk-tionsrisikos [113], es konnte jedoch auch eine Resistenzentwick-lung gegen dieses Antibiotikum beobachtet werden [135].

Die Untersuchung von mit Chlorhexidin-Gluconat imprägnierten Schwämmen (BioPatch®) zur Abdeckung der Kathetereintrittsstelle konnte in einer randomi-sierten Studie eine Reduktion der Hautbesiedlung und Bakterienmigration ent-lang der Katheteraußenseite bei Neugeborenen mit zentralen Venenkathetern zeigen. Hinsichtlich des Auftretens von Bakteriämien und manifesten Infektion-en konnte kein Unterschied im Vergleich zu einer Pflege der Kathetereintritts-stellen mit Polyvidon-Jod gefunden werden. Zu beachten ist, dass bei niedrig-gewichtigen Neugeborenen unter Anwendung des genannten Schwammes eine lokale Dermatitis zu beobachten war [47]. Auch bei Erwachsenen konnte in einer Studie eine Reduktion der bakteriellen Besiedlung epiduraler Katheter un-ter Verwendung des mit Chlorhexidin-Gluconat imprägnierten Schwammes nachgewiesen werden [77]. Bei einer von Ruschulte et al. 2009 publizierten Studie wurde ein Chlorhexidin-imprägnierter Schwamm bei Chemotherapie-Pa-tienten, die einen dreilumigen Chlorhexidin- und Silber-Sulfadiazin-beschichte-ten ZVK erhielSilber-Sulfadiazin-beschichte-ten, als Abdeckung der Eintrittsstelle angewendet. Eine signifi-kant geringere Anzahl Katheter-assoziierter Infektionen konnte bei diesen Pa-tienten im Vergleich zu solchen mit herkömmlichem sterilem Verbandmaterial nachgewiesen werden [111]. Die Verwendung von transparenten semipermeab-len Polyurethran-Pflasterverbänden vermindert zwar den Aufwand der ZVK-Pflege und spart so Zeit des ZVK-Pflegepersonals, ein Unterschied hinsichtlich einer Katheterkolonisierung oder der Entstehung einer Thrombophlebitis konnte je-doch nicht nachgewiesen werden [73].

Das Spülen und Auffüllen des in situ befindlichen Katheterlumens mit hochkon-zentrierten antibiotischen Lösungen - die sogenannte „Antibiotic lock“-Technik - wird als Therapiemaßnahme bei Katheter-assoziierten Infektionen propagiert.

Zur Infektionsprophylaxe ist sie jedoch umstritten und nicht allgemein zu emp-fehlen [4]. Entsprechende Untersuchungen unter Verwendung von Vancomycin zeigten zwar eine Reduktion der Infektionsinzidenz [21, 56], allerdings ist auch

bei diesem Vorgehen das entsprechend erhöhte Risiko der Resistenzbildung zu beachten [2].

Der Einsatz von Antikoagulantien zur Verhinderung einer Katheter-assoziierten Thrombenbildung ist weit verbreitet. Verschiedene Untersuchungen haben ge-zeigt, dass Thromben und Fibrinablagerungen eine Ansiedlung von bakteriellen Kolonien begünstigen [101, 124]. Während der Einsatz dieser Substanzen das Auftreten von Thromben vermindert, konnte kein signifikanter Einfluss auf die Rate Katheter-assoziierter Infektionen aufgezeigt werden [104, 131].

In-line Filter reduzieren das Infektionsrisiko durch Filterung von infektionsauslö-senden Partikeln und bakteriellen Exotoxinen aus einer ggf. kontaminierten In-fusionslösungen. Ferner können sie die Bakterienmigration von Ansiedlungen proximal des Filters reduzieren. Da vor allem die erstgenannte Ursache nur sel-ten vorliegt und in der Infusionslösung enthalsel-tene Partikel wirksam und kossel-ten- kosten-günstiger durch Filtration eliminiert werden können, ist der Einsatz von Venen-kathetern mit In-line Filter nicht generell zu empfehlen. Darüber hinaus spricht das Risiko der Katheterblockierung durch die Filter bei Infusion hochvisköser Flüssigkeiten und dadurch bedingter erhöhter Kathetermanipulation gegen die Verwendung eines solchen Katheters [131].

Die Art des Kathetermaterials sowie antimikrobielle und antiseptische Beschich-tungen von Kathetern sind wesentliche Faktoren der Prävention einer Katheter-assoziierten Infektion. Bei Patienten mit Kathetermaterial aus Teflon, Silikon und Polyurethan treten infektionsbedingte Komplikationen seltener auf als bei Patienten mit Polyvinylchlorid- oder Polyethylen-Kathetern [4, 118]. Ferner sind verschiedene Katheter mit antiseptischer und antimikrobieller Beschichtung auf dem Markt. Zu den am besten untersuchten Venenkathetern dieser Gruppe ge-hören solche mit einer kombinierten Beschichtung aus Chlorhexidin und Silber-Sulfadiazin bzw. aus Rifampicin und Minocyclin [51, 96]. Für die erstgenannten wurde in mehreren Studien eine deutlichen Reduktion des Kolonisierungs- und Infektionsrisikos nachgewiesen [52, 75, 114]. Durch Kombination der beiden Wirkstoffe wird ein synergistischen Effekt bezüglich der antiseptischen Wirkung erzielt. Entsprechend bisheriger Untersuchungen wird angenommen, dass

durch Chlorhexidin eine Veränderung der Zellwandpermeabilität der Bakterien erwirkt wird. Hierdurch wird das Eindringen von Silberionen in die Bakterienzelle möglich. Durch Bindung an die DNA-Helix wird die Replikation der Bakterien verhindert. Eine weitere Wirkung ist die Hemmung der Fibrinbildung auf der Ka-theteroberfläche, welche als Nährboden für eine bakterielle Kolonisierung dient.

Die Anhaftung und Biofilmbildung von Bakterien am Katheter wird inhibiert und die Kolonisationsrate gesenkt [28]. Es wird eine hohe antimikrobielle Aktivität gegen Staph. epidermidis sowie auch gegen Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa, Staph. aureus, Klebsiella pneumoniae und Candida albicans be-schrieben. Neben Staph. epidermidis sind auch die anderen Keime häufig an einer Katheter-assoziierten Infektion beteiligt. Katheter mit einer kombinierten Beschichtung aus Minocyclin und Rifampicin weisen eine bessere und längere antibiotische Aktivität auf als die mit Chlorhexidin und Silber-Sulfadiazin be-schichteten Katheter. Sie vermögen die Rate an Katheter-assoziierten Infektio-nen vor allem bei längerer Liegedauer besser zu senken als bei Chlorhexidin- und Silber-Sulfadiazin-beschichteten Kathetern der ersten Generation [33, 65, 96, 97]. Allerdings scheinen diese Katheter keine Wirksamkeit gegen Candida spp. aufzuweisen [65]. Candida-Infektionen sind jedoch mit einer besonders ho-hen Morbiditäts- und Mortalitätsrate verbunden [37]. Bei Verwendung der mit Minocyclin und Rifampicin beschichteten Katheter wurde bislang keine Resis-tenzentwicklung gegen die antibiotischen Komponenten beobachtet. Allerdings konnte ein erheblicher Anstieg der minimal-inhibitorischen Konzentration für Staph. epidermidis nachgewiesen werden, was als Hinweis auf eine mögliche Resistenzentstehung zu werten ist [122, 133]. Zu neu entwickelten ZVK mit Be-schichtungen aus ionischen Metallen wie Silber, Platinum und Carbon liegen noch keine aussagekräftigen klinischen Studienergebnisse hinsichtlich ihrer Verträglichkeit und infektionsprophylaktischen Wirkung vor [44, 131].

Ein Zusammenhang zwischen der Liegedauer zentraler Venenkatheter allge-mein (einschließlich Hämodialyse-Kathetern) und dem Auftreten Katheter-asso-ziierter Infektionen konnte nicht nachgewiesen werden [29, 39, 125, 131]. Dem-nach ist auch gemäß der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektions-prävention des RKI kein routinemäßiger Katheterwechsel empfohlen [4].

Bei der Therapie einer vermuteten oder manifesten Katheter-assoziierten Infek-tion sind verschiedene Aspekte zu beachten. Grundsätzlich ist zunächst die Entfernung des Katheters erforderlich. Weiter ist eine sofortige kalkulierte Anti-biotikatherapie gegen die gezielte Therapie nach Eingang der mikrobiologi-schen Befunde abzuwägen. Die bereits erwähnte „Antibiotic-Lock technique“

(ALT) mit hoch dosierten Antibiotika wird insbesondere benutzt, wenn die Ent-fernung des Katheters dringend zu vermeiden ist. Bei schwerer Sepsis oder septischem Schock mit Verdacht auf Assoziation zum Kathetermaterial ist je-doch die sofortige Materialentfernung dringend zu empfehlen [129].

Die Wahl der antibiotischen Substanzen bei sofortigem Therapiebeginn hängt vom Schweregrad des Krankheitsbildes, den bestehenden Risikofaktoren sowie dem in Abhängigkeit vom Implantationsmaterial wahrscheinlichen Keimspek-trum ab. Es existieren keine sicheren Daten hinsichtlich zu bevorzugender anti-biotischer Substanzen. Entsprechende Untersuchungen gestalten sich aufgrund des ständig wechselnden Resistenzspektrums der verschiedenen Keimspezies schwierig. Die Vancomycin-Therapie ist insbesondere in Kliniken und Ländern mit wachsender Inzidenz von methicillin-resistenten Staphylokokken aureus (MRSA) zu empfehlen. Ist das Vorliegen von MRSA unwahrscheinlich, hat sich der Einsatz von penicillinase-resistenten Penicillinen bewährt. Sind seltenere Keime wie Enterokokken oder Pseudomonas aeruginosa zu vermuten, wie es bei schwer kranken, verletzten und verbrannten Patienten der Fall ist, kann der Einsatz von Cephalosporinen der dritten oder vierten Generation notwendig werden [82]. Die Initialtherapie erfolgt intravenös; später ist ggf. eine enterale Zufuhr möglich.

Abb. 1-1: Empfehlungen zur Behandlung von Patienten mit Katheter-assoziierten Infektionen bei nicht getunnelten zentralvenösen Kathetern (nach Mermel et al. 2001)

Abb. 1-2: Empfehlungen zur Behandlung von Patienten mit Katheter-assoziierten Infektionen bei getunnelten zentralvenösen Kathetern (nach Mermel et al. 2001)

Die Entwicklung einer Katheter-assoziierten Sepsis ist die am meisten gefürch-tete Komplikation in Zusammenhang mit einem zentralvenösen Zugang. Crnich und Maki [32] sprechen von mehr als 250.000 Katheter-assoziierten Infektionen pro Jahr in den vereinigten Staaten. Das Gesundheitssystem werde dadurch durchschnittlich mit zusätzlichen Kosten von $35.000 pro Infektion belastet.

Weitere in der Literatur zu findende Angaben bzgl. der jährlichen Anzahl Kathe-ter-assoziierter Infektionen schwanken von 16.000 auf Intensivstationen entste-henden bis 200.000 in allen Krankenhäusern der vereinigten Staaten gezählten Infektionen. Anders ausgedrückt handelt es sich um 2,8 bis 10 auf die Katheter zurückzuführende Infektionen pro 1.000 Kathetertage. Die entsprechende Mor-talität beträgt zwischen 12 % und 35 % [14, 80, 94, 131]. Die pro Katheter-asso-ziierter Infektion entstehenden Kosten werden mit $3.700 - $56.000 beziffert, pro Jahr ergeben sich dadurch zusätzliche Kosten von 60 Millionen bis $2,3 Mil-liarden. Es versterben 500 bis 20.000 der von einer Katheter-assoziierten Infek-tion betroffenen Patienten [80, 81].

Auch für den deutschen Raum gibt es Untersuchungen hinsichtlich der zusätz-lich entstehenden Kosten und der längeren Krankenhaus-Verweildauer infolge Katheter-assoziierter Infektionen. Frank und Chojnaki [45] haben ein Patienten-kollektiv der Universitätsklinik Freiburg über einen Zeitraum von 457 Tagen un-tersucht und eine durch Kathetersepsis verursachte Verlängerung der Liege-dauer von durchschnittlich 2,8 Tagen errechnet. Bei ebenfalls errechneten zu-sätzlichen Kosten von 82,50 € pro Tag ergab sich somit ein zusätzlicher finan-zieller Aufwand von 231 € für jeden Patienten mit nosokomial erworbener Ka-theter-assoziierter Sepsis.

Nach Untersuchungen des KISS (Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System) ist auf deutschen Intensivstationen mit 10.000 primären Sepsisfällen pro Jahr zu rechnen [48]. Eine deutschlandweit durchgeführte Studie zu Häufigkeit von Sepsis, schwerer Sepsis und septischem Schock auf deutschen Intensivstatio-nen wies für das Jahr 2003 eine Zahl von 79.000 an Sepsis erkrankten Patien-ten auf. Weitere 74.500 PatienPatien-ten wurden im genannPatien-ten Jahr wegen schwerer Sepsis bzw. septischem Schock therapiert [106]. Primär durch zentrale

Venen-katheter verursachte Sepsis-Erkrankungen tragen zu etwa 10 Prozent zu dieser Zahl bei.