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Zur Bewertung der Kathetereigenschaften musste zunächst die konstante bak-terielle Dichte der verwendeten Inkubations- und Injektionslösungen gewährlei-stet sein. In einem der Vorversuche wurde hierzu die Anzahl der CFU/ml meh-rerer über Nacht angelegter 1 : 10- und 1 : 15-verdünnter Bakterienkulturen er-mittelt. Des Weiteren wurde die Bakteriendichte aller im Hauptversuch verwen-deten Inkubations- und Injektionslösungen bestimmt. Sowohl im Rahmen des mikrobiologischen Vorversuchs als auch bei Auswertung der im Hauptversuch verwendeten Bakteriensuspensionen zeigt sich eine weitgehend konstante bak-terielle Dichte, wenn auch die Besiedlungsdichte und die Streuungen im Vorver-such geringer waren als im HauptverVorver-such. Dazu ist festzuhalten, dass die Bak-terien-über-Nacht-Kulturen im Vorversuch direkt nach ihrer Verdünnung ausge-wertet wurden. Die im Hauptversuch verwendeten Suspensionen waren im Lauf der Bearbeitung mehrfach der Raumtemperatur ausgesetzt, was eine Keimver-mehrung sicher begünstigt hat.

Weiter musste eine Beeinträchtigung des bakteriellen Wachstums durch die An-wendung von Ultraschall sowie die VerAn-wendung der CASO-Enthemmer-Bouil-lon ausgeschlossen werden. In einem weiteren Vorversuch wurde hierzu die bakterielle Dichte von Bakteriensuspensionen nach Anwendung von Ultraschall, nach Zugabe der CASO-Enthemmerbouillon sowie nach Anwendung von Ultra-schall bei erfolgter Zugabe der CASO-Enthemmerbouillon ermittelt. Des Weite-ren wurde die Bakteriendichte von Vergleichslösungen ohne weitere Zugabe und Behandlung bestimmt. Es zeigte sich bei allen Suspensionen eine nahezu identische Anzahl an CFU pro ml. Die beschriebene Ultraschallanwendung so-wie der Einsatz der CASO-Enthemmerbouillon waren damit hinsichtlich der Fra-gestellung unschädlich.

Bach et al. [6] inserierten ähnlich der vorliegenden Arbeit zentrale Venenkathe-ter in die V. jugularis von Ratten und konnten eine signifikant niedrigere

Besied-lung der Chlorhexidin und Silber-Sulfadiazin beschichteten Katheter im Ver-gleich zu herkömmlichen unbeschichteten Kathetern nachweisen. Maki et al.

[75] untersuchten insgesamt 403 zentrale Venenkathetern an 158 Patienten, wobei 208 eine Beschichtung mit Chlorhexidin und Silber-Sulfadiazin aufwiesen und 195 Katheter ohne spezielle Beschichtung mit einbezogen wurden. Die Pa-tienten mit Chlorhexidin und Silber-Sulfadiazin-beschichteten Kathetern wiesen eine signifikant geringere Besiedlungs- und Infektionsrate auf als die der Ver-gleichsgruppe. Hannan et al. [52] zeigten ebenfalls eine signifikante Reduktion der bakteriellen Besiedlung bei mit Chlorhexidin und Silber-Sulfadiazin be-schichteten Kathetern im Vergleich zu herkömmlichen unbebe-schichteten Kathe-tern; eine signifikante Reduktion von Katheter-assoziierten Bakteriämien konnte nicht nachgewiesen werden. Bei neutropenischen Patienten konnte die Besied-lungs- und Infektionsrate durch Verwendung eines mit Chlorhexidin und Silber-Sulfadiazin-beschichteten Katheters gesenkt werden. Eine entsprechende Un-tersuchung wurde von Jaeger et al. [59] über sieben Monate an neutropeni-schen Patienten, die einen ZVK zur Applikation der Chemotherapie erhielten, durchgeführt. Insgesamt wurden 51 mit Chlorhexidin und Silber-Sulfadiazin-be-schichtete und 55 unbeSilber-Sulfadiazin-be-schichtete Katheter analysiert. Veenstra et al. unter-suchten in einer 1999 veröffentlichten Metaanalyse verschiedene, zwischen 1966 und 1998 publizierte klinische Studien, in denen Chlorhexidin und Silber-Sulfadiazin-beschichtete Katheter mit unbeschichteten ZVK verglichen wurden.

Ziel dieser Untersuchung war es, den Effekt von Chlorhexidin und Silber-Sulfa-diazin-beschichteten Kathetern hinsichtlich der Vermeidung von nosokomialer Katheterkolonisierung sowie hinsichtlich der Prävention Katheter-assoziierter In-fektionen zu beurteilen. Entsprechend des in den Untersuchungen vorliegenden Patientenklientels ergab sich eine Reduktion sowohl der Katheterkolonisierung als auch der Katheter-assoziierten Infektionen für Patienten mit hohem Infek-tionsrisiko bei Verwendung von mit Chlorhexidin und Silber-Sulfadiazin-be-schichteten Kathetern [127].

In der vorliegenden Arbeit wurden die CSS-Katheter (A) mit herkömmlichen ZVK ohne zusätzliche Beschichtung (Kontroll-Katheter (A)) verglichen, in dem jeweils beide Katheter nach artifizieller Kontaminierung in die rechte bzw. linke

V. jugularis interna eines Kaninchens implantiert und dort für 7 Tage belassen wurden. Die bakterielle Besiedlung der CSS-Katheter (A) blieb signifikant ge-ringer als die Besiedlung der Kontroll-Katheter (A).

Es sind nur wenige Unverträglichkeiten in Zusammenhang mit Chlorhexidin- und Silber-Sulfadiazin-beschichteten Kathetern bekannt geworden. In England und Japan wurden vereinzelt lebensbedrohliche allergische Reaktionen be-schrieben [86, 121]. Resistenzen gegen die antiseptischen Komponenten traten bisher nicht auf [75, 122]. Damit erscheint eine antimikrobielle Beschichtung der Katheter grundsätzlich sinnvoll und ist weiter Gegenstand der Forschung.

Bei Verwendung eines Katheters mit spezieller bakterienabweisender Oberflä-chenbeschaffenheit würde bei gleichzeitigem Verzicht auf antimikrobielle Zusät-ze das Restrisiko einer allergischen Reaktion bzw. einer ResistenZusät-zentwicklung vermieden, sofern die bakterienabweisende Wirkung vergleichbar bleibt. Ferner wäre von einem Langzeiteffekt ohne Reduktion der antimikrobiellen Wirkung auszugehen, da die spezielle Oberfläche erhalten bleibt und eine Ablösung und Reduktion der antimikrobiellen Substanzen hier keine Rolle spielt.

Bei dem in dieser Arbeit untersuchten PHMB-Katheter (B) ist das Biguanid Po-lyhexamethylbiguanid (PHMB) chemisch an die Katheteroberfläche, sowohl an die Außen- als auch an die Innenseite gebunden. Dadurch wird die Katheter-oberfläche polarisiert. Ähnlich dem Wirkmechanismus von Chlorhexidin wird die positive Ladung bakterieller Zellmembranen geschädigt. Aufgrund der chemi-schen Bindung an die Katheteroberfläche soll eine Ablösung der Substanz und somit ein Wirkungsverlust im Verlauf sowie auch eine systemische Reaktion verhindert werden. Bei PHMB handelt es sich um ein langjährig in der klini-schen Praxis verwendetes und erprobtes Antiseptikum. Eine antibakterielle Wir-kung von PHMB ist sowohl für gram-positive Erreger, einschließlich MRSA, als auch für gram-negative Erreger nachgewiesen. Bei dem PHMB-Katheter (B) soll die bakterielle Biofilmbildung und Besiedlung aufgrund der speziellen Ober-flächenbeschaffenheit verhindert werden. Mikrobiologische Experimente der herstellenden Firma bestätigten eine Reduktion der initialen bakteriellen Besied-lung nach bis zu 14-tägiger Elution des Katheters in physiologischer

Kochsalz-lösung. Um eine tatsächliche Wirksamkeitsabschätzung treffen zu können, war eine Untersuchung des Katheters im Blutkreislauf notwendig, da sich Blutbe-standteile auf der Katheteroberfläche nach wenigen Stunden ablagern und einen idealen Nährboden für das Bakterienwachstum bilden. Laborexperimente allein können die vielfältigen Einflüsse im systemischen Blutkreislauf nicht nach-bilden. Ziel der Untersuchung des PHMB-Katheters (B) war dementsprechend, seine Wirksamkeit im Vergleich mit dem CSS-Katheter (A) zu bewerten. Hierzu wurden beide Katheterarten in die V. jugularis interna von Kaninchen implan-tiert. Ein unbeschichteter Kontroll-Katheter des jeweils gleichen Herstellers wur-de in die V. jugularis interna wur-der anwur-deren Halsseite implantiert. Die Katheter wurden über 7 Tage im Blutsystem der Kaninchen belassen, anschliessend ex-plantiert und ihre bakterielle Besiedlung bestimmt. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass die PHMB-Katheter (B) im Vergleich zu den CSS-Katheter (A) sig-nifikant höher bediedelt waren; sie erscheinen daher hinsichtlich der Prävention Katheter-assoziierter Infektionen gegenüber dem CSS-Katheter (A) unterlegen.

Diese Resultate heben sich von den genannten in vitro-Ergebnissen ab, was vermutlich durch die realistischeren Untersuchungsbedingungen im Blutstrom zu erklären ist.

Weiterhin scheint beim schlechteren Ergebnis des PHMB-Katheters (B) im Ver-gleich zum CSS-Katheter (A) im Hinblick auf die antibakterielle Wirksamkeit das im CSS-Katheter (A) zusätzlich enthaltene Silbersulfadiazin von Bedeutung zu sein. Wie oben erwähnt ist der Wirkmechanismus der Antiseptika Chlorhexidin und PHMB verleichbar, bei beiden Substanzen handelt es sich chemisch um Bi-guanide. Das in den CSS-Kathetern enthaltene Silber übt einen zusätzlichen antibakteriellen Effekt aus. Es dringt nach Perforation der Zellmembran durch das Chlorhexanid in die Bakterienzelle ein, hemmt die bakterielle DNA und ver-hindert so eine weitere Replikation der Bakterien. Dieser Effekt scheint nach den Ergebnissen dieser Untersuchung wesentlich für die bessere infektionspro-phylaktische Wirkung der CSS-Katheter (A) in vivo zu sein. Eine alleinige Anti-septikabeschichtung erzielt also nicht den Effekt, den eine zusätzliche Imprä-gnierung mit Silbersulfadiazin bietet. Dies dürfte auch in der klinischen Praxis zum Tragen kommen.

Es ist daher fraglich, ob eine weitere Modifikation der Oberfläche des PHMB-Katheters (B) ohne Verwendung von Silbersulfadiazin eine dem CSS-Katheter (A) entsprechende Reduktion der Bakterienbesiedlung in vivo erreichen kann.

Die untersuchten CSS-Katheter (A) waren nur an der Außenseite antimikrobiell beschichtet und boten damit keinen Schutz gegen Mikroorganismen, die über Migration an die Innenseite der Katheter gelangen. Weiter wurde bereits in ver-schiedenen Studien dargelegt, dass die antimikrobielle Aktivität bei längerer Liegedauer des Katheters sinkt [26, 97]; bei einer Liegedauer > 2 Wochen hat sich keine Verminderung der Infektionsraten nachweisen lassen [26, 69, 75, 90]. In Anlehnung an die genannten Arbeiten wurde daher in dieser Studie un-tersucht, ob sich die bakterielle Besiedlung der artifiziell kontaminierten, über 7 Tage im Blutsystem der Kaninchen belassenen CSS-Katheter (A) von der Be-siedlung der artifiziell kontaminierten, aber nicht implantierten CSS-Referenzka-thetern (A) unterscheidet. Im Ergebnis waren die CSS-Katheter (A) nach Ex-plantation im Vergleich zu den CSS-Referenzkathetern (A) signifikant höher be-siedelt. Daraus ist zu schließen, dass die Anzahl der auf den implantierten CSS-Kathetern (A) befindlichen Bakterienkolonien innerhalb der Verweildauer der Katheter zunahm. Die antimikrobielle Wirkung der CSS-Katheter (A) scheint somit schon innerhalb von 7 Tagen deutlich nachzulassen.

Mittlerweile sind Katheter verfügbar, die im Vergleich mit den hier untersuchten Modellen eine dreifach höhere Konzentration von Chlorhexidin sowie zusätzlich eine Beschichtung des Katheterlumens mit Chlorhexidin aufweisen; darüber hinaus werden die antimikrobiellen Substanzen länger freigesetzt [26, 85]. Aktu-elle Studien beschreiben für diese Katheter eine verlängerte antimikrobiAktu-elle Ak-tivität und eine verbesserte antiinfektiöse Wirksamkeit [8, 108]. Doch auch bei diesen Kathetern ist davon auszugehen, dass die antimikrobielle Aktivität bei entsprechend längerer Liegedauer des Katheters abnimmt.

Im Vergleich der artifiziell kontaminierten und über 7 Tage im Blutsystem belas-senen Kontroll-Katheter (A) mit den artifiziell kontaminierten, aber nicht implan-tierten Kontroll-Referenzkathetern (A) wiesen die implanimplan-tierten Katheter eine signifikant niedrigere Besiedlung als die nicht implantierten Katheter auf. In

An-betracht der Tatsache, dass die CSS-Katheter (A) und die Kontroll-Katheter (A) jeweils im selben Tier implantiert waren und die CSS-Katheter (A) trotz ihrer an-timikrobiellen Beschichtung eine höhere Besiedlung aufwiesen als die zuzuord-nenden CSS-Referenzkatheter (A), kann die Abwehrlage der jeweiligen Tiere nicht zur Erklärung dienen. Hier ist zu diskutieren, ob sich die antimikrobiellen Substanzen des CSS-Katheters (A) im Laufe der Zeit abgelöst und über den Blutkreislauf im gesamten Organismus - und damit auch in der kontralateralen V. jugularis - wirksam geworden sind. Diese Hypothese wird durch die Ergeb-nisse eines Vorversuches unterstützt, in dem die Bakterienbouillons nach In-kubation der CSS-Katheter (A) eine reduzierte Bakteriendichte aufwiesen, wäh-rend bei den Inkubationsbouillons der PHMB- sowie der Kontroll-Katheter (A und B) keine Bakterienreduktion zu verzeichnen war. Auch diese Beobachtung spricht für eine Ablösung der auf dem CSS-Katheter (A) befindlichen antimi-krobiellen Substanzen mit Wirkung im umgebenden Milieu. Hieran schließt sich die Frage, ob die Verwendung mit Chlorhexidin und Silber-Sulfadiazin beschich-teter Katheter bei bereits vorliegender Infektion sinnvoll ist - dies sowohl bei der Neuanlage wie auch beim Wechsel eines ZVK.

Eine von Shiro et al. [119] durchgeführte Studie zeigte die Kontamination eines steril in den linken Ventrikel von Kaninchen eingebrachten Katheters durch ei-nen in die V. jugularis desselben Tieres implantierten Katheter, der mit einem Biofilm-bildenden Staph.-epidermidis-Stamm kontaminiert war. Bei Verwendung einer nicht Biofilm-bildenden Mutante des Keimes blieb die Besiedlung des steril eingebrachten Katheters dagegen aus. Daher ist auch in der vorliegenden Untersuchung eine Streuung der am unbeschichteten Kontroll-Katheter (A) haftenden Bakterien mit vermehrter bakterieller Besiedlung der CSS-Katheter (A) nicht auszuschließen und würde die bakterielle Besiedlung der initial un-besiedelten CSS-Kathetern (A) zumindest mit erklären - auch wenn die be-wusste Kontamination über das Katheterlumen unmittelbar nach der Implanta-tion zweifelsfrei im Vordergrund steht.

Bei keinem Kaninchen wurde in der unmittelbar vor der Entfernung der Katheter entnommenen Blutkultur der zur Kontamination verwendete Staph. epidermidis

nachgewiesen. Damit lag bei keinem der Tiere eine Katheter-assoziierte Bakte-riämie vor. Auch klinische Zeichen einer manifesten Infektion waren bei keinem der Kaninchen ersichtlich. Eine Aussage bezüglich der Reduktion Katheter-be-dingter Infektionen durch Verwendung des CSS-Katheters (A) bzw. des PHMB-Katheters (B) kann dementsprechend nicht getroffen werden.

Bereits vor der Katheterimplantation wurden - trotz der keimarmen Tierhaltung - bei 20 der 48 Kaninchen in der Blutkultur unterschiedliche Keime nachgewie-sen. Auch direkt vor der Explantation der ZVK wiesen 20 Tiere positive Blutkul-turen auf. Es handelte sich teilweise um andere Kaninchen als vor der Katheter-implantation, und die nachgewiesenen Keime unterschieden sich teilweise von den vor der Implantation nachgewiesenen Erregern. Eine Beeinflussung der auf den eingebrachten Kathetern befindlichen Bakterien durch die Keime, die sich schon vor der Katheterimplantation im Blut befanden, war nicht auszuschließen.

Daher wurden der Vergleich des CSS-Katheters (A) mit dem Kontroll-Katheter (A) sowie der Vergleich des PHMB-Katheters (B) mit dem CSS-Katheter (A) nochmals unter der Bedingung von präoperativ keimfreien Blutkulturbefunden betrachtet. Die Anzahl der CSS- und Kontroll-Katheter (A) reduzierte sich da-durch auf jeweils 16 Katheter, die Anzahl der PHMB-Katheter (A) reduzierte sich auf 11 Katheter. Im Ergebnis waren die CSS-Katheter (A) signifikant gerin-ger besiedelt als die Kontroll-Katheter (A), und die PHMB-Katheter (B) waren signifikant höher besiedelt als die CSS-Katheter (A). Dies entspricht den bereits geschilderten, unabhängig von den Blutkulturbefunden erhaltenen Ergebnissen.

Wegen der geringen Anzahl der in Tiere mit negativer präoperativer Blutkultur eingebrachten Katheter wurden in einem weiteren Rechengang die Tiere ge-trennt ausgewertet, die eine negative Blutkultur oder aber eine Blutkultur ohne Staph. epidermidis aufwiesen. Damit sollte eine evtl. Interaktion zwischen dem in der Blutkultur befindlichen Staph. epidermidis und dem bewusst aufgebrach-ten gleichartigen Erreger eliminert werden. Unter dieser Voraussetzung konnaufgebrach-ten jeweils 21 CSS- und Kontroll-Katheter (A) und 19 PHMB-Katheter (B) unter-sucht werden, wobei sich eine signifikant geringere Besiedlung der CSS-Kathe-ter (A) im Vergleich zu den Kontroll-KatheCSS-Kathe-tern (A) und auch im Vergleich zu den

PHMB-Kathetern (B) ergab. Damit belegte auch diese Subgruppenanalyse ins-gesamt die Überlegenheit des CSS-Katheters (A).

Die im Blutstrom der Kaninchen nachgewiesenen Keime fanden sich bei kei-nem Tier auf der Oberfläche der Katheter. Da es sich bei den identifizierten Kei-men hauptsächlich um Keime der physiologischen Hautflora des Menschen handelte, ist auch eine Kontamination bei Abnahme der Blutkultur zu erwägen.

Da die Blutentnahme für die Blutkultur durch freies Abtropfen aus einer Kanüle erfolgte und demnach kein geschlossenes System vorlag, kommt diese Mög-lichkeit - trotz Verwendung von Handschuhen - in Betracht.

In der vorliegenden Studie wurde unter den dargestellten Untersuchungsbedin-gungen eine geringere Besiedlung der CSS-Katheter (A) im Vergleich mit dem unbeschichteten Kontroll-Katheter (A) und dem PHMB-Katheter (B) nachgewie-sen. Daraus ist zunächst einmal eine Verminderung Katheter-assoziierter Infek-tionen und damit eine geringere Patientengefährdung zu erwarten. Der entspre-chende Katheter ist allerdings teurer als die herkömmlichen Modelle (Preise für den nicht kommerziell vertriebenen PHMB-Katheter sind nicht bekannt). Trotz der höheren Kosten des CSS-Katheters (A) ist damit - über das verminderte Pa-tientenrisiko hinaus - eine Reduktion der gesamten Behandlungskosten durch eine geringere Rate Katheter-assoziierter Infektion zu erwarten [75, 128].

Die Verwendung von antimikrobiell beschichteten ZVK ist jedoch nur als ein Be-standteil eines Konzeptes zur Vermeidung der katheterassoziierten Infektion anzusehen, in dem als wichtigste Grundlage die entsprechenden Hygienemaß-nahmen umgesetzt und überwacht werden. Bei einer 2006 von Pronovost et. al publizierten, in Michigan durchgeführten Studie, in die 85% aller Intensivbetten des US-Staates eingeschlossen waren, zeigte sich eine deutliche Reduktion ka-theterinduzierter Infektionen allein durch Einführung von verschiedenen Verfah-ren und Verhaltensweisen zur Infektionsvermeidung. Die entsprechend ange-wendeten Prozeduren richteten sich nach den Empfehlungen der Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Im Einzelnen waren dies das Hände Waschen, ein streng antiseptisches Vorgehen bei der Katheterinsertion, die Hautdesinfektion der Insertionsstelle mit Chlorhexidin, Vermeiden der V.

femo-ralis als Insertionsgefäß sowie die strikte Entfernung nicht mehr notwendiger zentraler Venenkatheter [95]. Eine Reduktion Katheter-assoziierter Infektionen ist bei einer ähnlich konzipierten Studie von Berenholtz et al. bereits 2004 publi-ziert worden. Die Anzahl entsprechend aufgetretener Infektionen einer Intensiv-station des John Hopkins Krankenhauses in Baltimore, USA wurde hier mit der einer Kontroll-Intensivstation über einen Zeitraum von 5 Jahren verglichen, nachdem in der erstgenannten Abteilung fünf Maßnahmen zur Infektionsvermei-dung etabliert wurden. Die Maßnahmen umfassten die Schulung des Personals, das Erstellen einer Leitlinie zur Katheterinsertion, die tägliche Prüfung der je-weiligen Katheter-Notwendigkeit, Einführung einer Check-Liste, um das Befol-gen der etablierten Leitlinien zur Vermeidung Katheter-assoziierter Infektionen sicher zu stellen sowie die Ermächtigung der Intensiv-Krankenschwestern, einen Insertionsvorgang abzubrechen, sofern vorab genannte Leitlinien nicht eingehalten wurden [10].

Die Studie hatte zum Ziel, die antimikrobiellen Eigenschaften eines mit Chlorhe-xidin und Silber-Sulfadiazin (CSS) beschichteten zentralen Venenkatheters (ZVK) nach vierzehnstündiger artifizieller Kontamination und siebentägiger Im-plantation in das Gefäßsystem von Kaninchen im Vergleich mit einem unbe-schichteten Kontroll-Katheter zu untersuchen. Darüber hinaus wurden die anti-mikrobiellen Eigenschaften eines neuartigen ZVK mit Polyhexamethylbiguanid (PHMB)-Beschichtung im Vergleich mit dem genannten CSS-Katheter nach Im-plantation in den Blutstrom von Kaninchen untersucht. Von allen Kathetertypen wurden darüber hinaus artifiziell kontaminierte, aber nicht implantierte Refe-renz-Katheter unmittelbar nach der vierzehnstündigen Kontamination unter-sucht.

Die Referenzexemplare der CSS-Katheter waren unmittelbar nach der Kontami-nation signifikant geringer besiedelt als die Referenzexemplare der Kontroll-Ka-theter. Der CSS-Katheter wies nach siebentägiger Implantation eine signifikant niedrigere bakterielle Besiedlung als der unbeschichtete Kontroll-Katheter auf und konnte seine Überlegenheit über den Kontroll-Katheter damit auch unter in-vivo-Bedingungen nachweisen. Nach der Entnahme waren die implantierten CSS-Katheter signifikant stärker besiedelt als die zugehörigen Referenzexem-plare nach der Kontamination. Eine bakterielle Besiedlung konnte durch die CSS-Beschichtung nicht vollständig verhindert werden. Dies lässt auf einen ini-tial starken, im Verlauf der siebentägigen Implantation in den Blutstrom aber nachlassenden antimikrobiellen Effekt der CSS-Katheter schließen. Es muss of-fen bleiben, ob verbesserte Katheter mit verzögerter Freisetzung der antimikro-biellen Substanzen und zusätzlicher intraluminaler Beschichtung über eine bes-sere bakterienabweisende Wirkung verfügen.

Die Kontroll-Katheter waren nach der Entnahme signifikant geringer besiedelt als die zugehörigen Referenzexemplare nach der Kontamination. Dies ist am ehesten durch die Ablösung und systemische Wirkung der antimikrobiellen

Sub-stanzen von dem im selben Tier auf der Gegenseite implantierten CSS-Katheter zu erklären.

Der untersuchte PHMB-Katheter wies gegenüber dem CSS-Katheter eine signi-fikant höhere bakterielle Besiedlung auf, was die Überlegenheit der antimikrobi-ellen CSS-Beschichtung über die lediglich bakterienabweisende Oberfläche be-legt. Katheter mit bakterienabweisender Oberfläche und ohne antimikrobielle Beschichtung haben durch das fehlende Risiko von Anaphylaxie und Resistenz-bildung zwar theoretische Vorteile; hierzu muss die bakterienabweisende Be-schaffenheit der Polymer-Oberfläche jedoch noch deutlich verbessert werden.

Insgesamt muss die Verwendung antimikrobiell beschichteter bzw. bakterienab-weisender ZVK als ein Bestandteil eines Konzeptes zur Vermeidung der kathe-terassoziierten Infektion gesehen werden. Die wichtigste Grundlage zur Vermei-dung katheter-assoziierter Infektionen ist die strikte Beachtung der hygieni-schen Standards.