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Kleinsäuger

Im Dokument Untersuchungsgebiet Mörfelden (Seite 53-56)

IV.2 Fauna 25

IV.2.3 Kleinsäuger

Bearbeiterin: MARIANNE DEMUTH-BIRKERT

IV.2.3.1 Gebietsspezifische Methodik

Die Schlagfallen wurden im Oktober 2000 auf Probeflächen in der Kernzone der Untersuchung in folgenden Waldabteilungen ausgebracht: 137, 140, 141, 147 und nördlich 147 sowie 151, 153, 157, 166A2. Im gesamten Untersuchungsgebiet wurden an 22 Standorten Bodenfallenfänge im Rahmen der Laufkäfer- und Spinnenerfassung durchgeführt, weitere sieben Fallenstandorte befanden sich am Ran-de Ran-der Startbahn 18-West (siehe IV.2.8). Die Beifänge aus Ran-den BoRan-denfallen wurRan-den ausgewertet. Auf fünf Probeflächen wurden in den Abteilungen 147, 151, 157 und 166A2 Folien im Zeitraum August bis November 2001 ausgelegt und kontrolliert. Für das Gebiet lag ein Gewölle vor (O. SIMON). Die Ränder der Kreisstraße 152, welche das Gebiet quert, wurden vor jedem Geländegang nach Verkehr-sopfern abgesucht.

IV.2.3.2 Kenntnisstand vor der Untersuchung

Für das Untersuchungsgebiet Mörfelden liegen keine schriftlichen Angaben über Vorkommen von Kleinsäugern vor. In der Sammlung des Forschungsinstitutes Senckenberg ist die Schermaus mit je einem Tier aus Walldorf und von einem Wassergraben am Flughafen Frankfurt vertreten. Weit ver-breitete Arten wie Maulwurf, Eichhörnchen, Bisam, Rötel-, Wald-, Gelbhals-, Erd- und Feldmaus sowie Wasser-, Wald- und Zwergspitzmaus wurden für das Gebiet erwartet.

IV.2.3.3 Ergebnisse

Im Untersuchungsgebiet Mörfelden wurden 15 Arten festgestellt, zehn Nager- sowie fünf Insekten-fresserarten: Eichhörnchen, Bisam, Wanderratte, Rötel-, Feld-, Erd-, Zwerg-, Wald- und Gelbhals-maus sowie Igel, Maulwurf, Wald-, Zwerg- und HausspitzGelbhals-maus. Neun der insgesamt 14 Arten sind nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. In Gefährdungskategorien der Roten Listen (BOYE et al. 1998, KOCK & KUGELSCHAFTER 1996) wird nur die Zwergmaus geführt (in Hes-sen gefährdet). Ergänzende Daten liegen für das NSG „Mönchbruch“ (MB) und das Flughafengelände (MF) vor. Im NSG „Mönchbruch“ wurden Zwergspitz- und Waldspitzmaus in Bodenfallen festgestellt sowie Eichhörnchen, Igel und Nutria beobachtet. In den Bodenfallen auf dem Flughafengelände wur-den Feldmaus, Zwergmaus, eine weitere Langschwanzmaus (Jungtier von Apodemus flavicollis oder A. sylvaticus) und die Zwergspitzmaus nachgewiesen sowie das Eichhörnchen beobachtet.

Vorkommen und Verteilung der Kleinsäugerarten im Untersuchungsgebiet Mörfelden entsprechen weitgehend den Erwartungen aufgrund der gegebenen Habitatstrukturen. So wurden im Wald inner-halb der Kernzone die charakteristischen Arten Gelbhals-, Wald- und Rötelmaus sowie Waldspitz-, Zwergspitzmaus und Igel nachgewiesen. In Schonungen und vergrasten Forstkulturen finden neben Wald- und Gelbhalsmaus die drei Wühler Rötel-, Feld- und Erdmaus sowie die Hausspitzmaus geeig-neten Lebensraum. Auf den trockenwarmen Heideflächen und der Hochspannungstrasse leben Zwerg-, Wald- und Feldmaus sowie die Zwergspitzmaus. Am Gundbach und den angrenzenden Wiesen sind Bisam, Zwergmaus, Wanderratte sowie Hausspitzmaus und Maulwurf verbreitet. Die Wanderratte wurde mehrfach im Bereich des Campingplatzes beobachtet. Tümpel, Gräben und Seggenrieder wer-den von Rötel- und Erdmaus sowie Wald- und Zwergspitzmaus bewohnt. Am Gundbachteich wurde der Nutria beobachtet.

Nicht nachgewiesen wurden Scher- (Arvicola terrestris) und Hausmaus (Mus musculus) sowie Feld-(Crocidura leucodon) und Wasserspitzmaus (Neomys fodiens). Die Hausmaus kann im Gebiet außer-halb des Waldes im Siedlungsbereich, die Schermaus in Gärten und in der Nähe von Gewässern, z. B.

dem Gundbach, vorkommen. Beide Arten sind weder gefährdet noch geschützt und damit hinsichtlich eines Eingriffs nicht weiter von Bedeutung. Vorkommen der Feldspitzmaus sind aus der Region (von Kelsterbach) in der Sammlung des Forschungsinstitutes belegt. Bei der großen Zahl an eingesetzten Fallen im Gebiet ist anzunehmen, dass die Feldspitzmaus nicht oder allenfalls in geringer Dichte im Gebiet vorkommt. Für die Wasserspitzmaus (Neomys fodiens) kann nicht ausgeschlossen werden, dass

sie am Gundbach, wenn auch in sehr geringer Dichte, vorkommt. Dieses Fließgewässer deckt zumin-dest abschnittweise die Habitatansprüche der Wasserspitzmaus ab. Keine der drei in Hessen vorkom-menden Schläferarten wurde nachgewiesen.

Tabelle IV.2.3.1: Liste der Kleinsäuger im Untersuchungsgebiet Mörfelden mit Angaben zur Gefähr-dung und zum Schutzstatus.

Erläuterungen: RLH = Rote Liste Hessen, RLD = Rote Liste Deutschland, FFH = FFH-Richtlinie der EU, BAS = BArtSchV, Kz = Kernzone, Rz = Randzone, MB = NSG „Mönchbruch“, MF Flughafen-gelände.

Deutscher Name (Wissenschaftlicher Name)

RLH RLD FFH BAS Kz Rz MB MF

Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) - - - § X X X X

Bisam (Ondatra zibethicus) - - - - X X -

-Nutria (Myocastor coypus) X

Rötelmaus (Clethrionomys glareolus) - - - - X X -

-Erdmaus (Microtus agrestis) - - - - X X -

-Feldmaus (Microtus arvalis) - - - - X X - X

Wanderratte (Rattus norvegicus) - - - - X X -

-Waldmaus (Apodemus sylvaticus) - - - § X X -

-Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis) - - - § X X - -Wald-/Gelbhalsmaus (Apodemus flav./sylv. ) - - - § X X - X

Zwergmaus (Micromys minutus) 3 V - § X X - X

Braunbrust-Igel (Erinaceus europaeus) D - - § X X X

-Maulwurf (Talpa europaea) - - - § X X -

-Waldspitzmaus (Sorex araneus) - - - § X X X

-Zwergspitzmaus (Sorex minutus) - - - § X X X X

Hausspitzmaus (Crocidura russula) D - - § X - -

-IV.2.3.4 Bewertung der Untersuchungsergebnisse

Da im Untersuchungsgebiet mit der Zwergmaus aktuell eine in Hessen gefährdete und neun nach der Bundesartenschutzverordnung geschützte Arten festgestellt wurden, ist die Bedeutung hinsichtlich der Kleinsäuger zunächst als mittel bis hoch einzustufen. Die Zwergmaus wurde sowohl in der Rand- als auch in der Kernzone festgestellt und bildet mit den weiteren Vorkommen rund um den Frankfurter Flughafen offenbar eine stabile Population. Aufgrund des lockeren aber zusammenhängenden Vor-kommens kann von einer dauerhaften Besiedlung ausgegangen werden. Die Fundorte im Untersu-chungsgebiet Mörfelden haben große Bedeutung im Lebensraumverbundsystem der Art.

Besonders wertvolle Flächen für Kleinsäuger sind die Heidelandschaft unter der Hochspannungstra-sse, der Gundbach und das zusammenhängende Waldgebiet zwischen Flughafen, Startbahn 18-West und Walldorf.

IV.2.3.5 Konflikte und Potenziale, Maßnahmenvorschläge

Allgemeine Angaben zur Konfliktanalyse wurden für das Gebiet Schwanheim (II.2.3.5) dargelegt und gelten für die Untersuchungsgebiete Kelsterbach und Mörfelden gleichermaßen. Im Untersuchungsge-biet Mörfelden betreffen die Konflikte bei den Kleinsäugern insbesondere die Arten Zwergmaus und Eichhörnchen. Problematisch sind Zerschneidung von Gesamtlebensräumen und die Trennung zu-sammenhängender Vorkommen generell. Nach Möglichkeit sollten deshalb zusammenhängende Waldgebiete, Altholzbestände mit Naturhöhlen und mastragenden Laub- und Nadelbäumen, unter-wuchsreiche Waldflächen und Saumgesellschaften, die Heidelandschaften, Feuchtgebiete mit Röhricht und naturnahe Flächen am Gundbach miteinander vernetzt werden. Die Auswirkungen der

Flächen-versiegelung auf die Grundwasserstände sind zu prüfen. Ein Absinken des Grundwasserspiegels kann die Wasserstände von Tümpeln und feuchten Waldbereichen senken. Feuchtgebiete mit Schilf-, Bin-sen- und Seggenbeständen gehören zu den bevorzugten Lebensräumen z.B. der Zwergmaus.

Bei der Planung von Ausgleichsmaßnahmen sollten Vorkommen gefährdeter und seltener Arten mit-einander vernetzt und Lebensräume optimiert werden. Zielart kann dabei die Zwergmaus sein. Eine mögliche Ausgleichsmaßnahme könnte dabei die Schaffung eines Biotopverbundsystems zwischen den nun bekannten Vorkommen rund um den Frankfurter Flughafen sein (vgl. Karte im Anhang). Als Vernetzungselemente können dabei die im Gebiet genutzten Habitate: Gewässer (Gundbach) und Feuchtgebiete mit Schilfgürtel, Riedgras- und Seggenbeständen sowie vergraste (z. B. mit Calamagro-stis epigejos) Forstkulturen und die Heidelandschaften dienen. Eine Aufwertung des Gundbachs durch Uferabflachungen, Einbringung von Störsteinen und Förderung von Mäanderbildungen sowie freie Sukzession der Ufervegetation zu locker angeordneten Gehölzsäumen und Hochstaudenfluren würde die dauerhafte Besiedlung des Gebietes durch die Zwergmaus sichern und den Lebensraum für die potenziell vorkommende Wasserspitzmaus verbessern.

IV.2.3.6 Zusammenfassung

Im Untersuchungsgebiet Mörfelden wurden 15 Kleinsäugerarten nachgewiesen. Da hier aktuell die in Hessen gefährdete Zwergmaus und neun nach der Bundesartenschutzverordnung geschützte Arten festgestellt wurden, ist die Bedeutung des Gebietes für die Kleinsäuger zunächst als mittel bis hoch einzustufen. Die Zwergmaus kommt rund um den Frankfurter Flughafen offenbar in stabilen Popula-tionen vor. Die Fundorte im Untersuchungsgebiet haben große Bedeutung für den Lebensraumverbund der Art. Es werden Vorschläge zur Biotopvernetzung und -aufwertung gemacht. Auf die Bedeutung zusammenhängender, unzerschnittener Wälder wird hingewiesen.

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