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Gebietsspezifische Methodik

Im Dokument Untersuchungsgebiet Mörfelden (Seite 40-53)

IV.2 Fauna 25

IV.2.2 Fledermäuse

IV.2.2.1 Gebietsspezifische Methodik

Verteilt über das Untersuchungsgebiet lagen vier Probeflächen (PF) und ein 10,5 km langer Linien-transekt.

PF 1 „Gundhof“: Am östlichen Rand des Untersuchungsgebietes gelegen grenzte die 20 ha große Flä-che direkt an den Gundhof. Sie umfasste Teile der Abteilungen 139 und 148. Der buFlä-chendomi- buchendomi-nierte Altholzbestand ist sehr baumhöhlenreich und weist einen erkennbaren Anteil stehenden To-tholzes auf. Mosaikartig verteilt sind Lichtschächte und kleinere Lichtungen, die durch den Lichteinfall eine dichte Bodenvegetation aus verschiedenen Gräsern und im fortgeschrittenen Sta-dium aus Himbeeren aufweisen. Der durch Wege abgegrenzte Altersklassenbestand setzt sich nach Norden in Richtung Flughafen fort, wenngleich das Bestandsalter und die Baumhöhlendichte in den angrenzenden Flächen geringer wird. Nach Süden öffnet sich der Bestand, getrennt durch einen Campingplatz, in die Gundwiesen. Feuchte Senken und Gräben fehlen völlig.

PF 2 „Abteilung 166“: Die PF (20 ha) lag zentral im Walldorfer Wald, eingerahmt von der Grohhaus-und Aschaffenburger Schneise. Sie ist sehr strukturreich Grohhaus-und weist einen hohen Anteil alter Buchen auf. Darüber hinaus umfasst sie zwei neu begründete Kulturflächen mit einzelnen Eichenüberhäl-tern sowie etwa 20-jährige Roteichen- und Kiefernkulturen. Ein kleiner Bestand mit etwa 40-jährigen Kiefern vervollständigt die Fläche. Parallel zur Aschaffenburger Schneise wird die Fläche geteilt durch einen Grasweg. Angrenzend an eine der Kulturflächen wurde ein Tümpel neu ange-legt, der gleichzeitig mit einer Kirrung versehen zur Jagd genutzt wird. Im vergangenen Winter wurden in der Abteilung 166 und in der angrenzenden Abteilung 165 ältere Buchen gefällt, wovon auch einige Höhlenbäume betroffen waren.

PF 3 „Mönchbruch“: Angrenzend an das Naturschutzgebiet „Mönchbruch“ lag die PF 3. Sie trifft im Süden auf die Höfgenschneise und im Norden auf den Loogweg. Betroffen sind die Forstabteilgen 173-176 sowie 183/184. Mit annähernd 100 ha handelt es sich um die größte PF mit sehr un-terschiedlichen Waldstrukturen. Alte und mittlere Eichenbestände mit vielen Baumhöhlen dominie-ren das Bild. Dabei wechseln sich sehr nasse Bereiche mit trockenen, lichten Eichenvorkommen ab. Kleinere ältere Buchenparzellen, mittlere Kiefernbestände sowie junge Kulturflächen ergänzen das Bild. In der Abteilung 184 befindet sich ein größerer Tümpel und die Abteilung 174 wird von Norden nach Süden von einem breiten Graben durchzogen. Neben dem Naturschutzgebiet im Sü-den grenzt die Fläche im Osten an die Heidelandschaft unter der Hochspannungstrasse. Die Größe der PF wurde bestimmt durch die kleinräumige Verzahnung unterschiedlichster Strukturen, die für Fledermäuse interessant sind. Ein wesentlicher Unterschied zu allen anderen Probeflächen ist die feuchte bis nasse Ausprägung der Standorte.

PF 4 „Nasses Tal“: Aufgrund des Betretungsverbots der Rüsselsheimer und Bischofsheimer Waldflä-chen wurde eine weitere Probefläche im Süden ausgewählt. Sie war etwa 25 ha groß und grenzte direkt an die Gundwiesen. Parkschneise und Kuckucksschneise waren die Grenzen im Bestand.

Dominiert wird die baumhöhlenreiche Fläche von einem Eichen- und Buchenaltholz. Der Alters-klassenbestand weist einen überwiegenden Kronenschluss und eine nur spärlich ausgeprägte Bo-denvegetation auf. Als potenziell wichtiges Jagdgebiet zählt der Walldorfer Angelteich zu der Flä-che.

Beschreibung des Linientransekts: Die Linienführung des 10,5 km langen Walldorfer Beobach-tungstransekts führte vom Gundhof (Probefläche) über die Aschaffenburger Schneise zur Okrifteler Straße. Über die Rabenauschneise traf man auf die Probefläche „Abteilung 166“. Von dort führte ein Abstecher zum Walldorfer Angelteich im Süden des Untersuchungsgebietes. Zurück zur Ab-teilung 166 verlief der Weg zu dem Tümpel in der Wildwiese an der Grohhausschneise (Flugha-fenwald). Über die Flörsheimer Schneise, entlang der Startbahn 18-West zog sich die Linie zur Heidelandschaft, wo noch einmal drei Beobachtungspunkte und die Probefläche „Mönchbruch“ la-gen. Die Streckenführung umfasste insgesamt zehn Beobachtungspunkte und eine Vielzahl

unter-schiedlicher Lebensraumstrukturen: Baumhöhlenreiche Altholzbestände unterunter-schiedlicher Ausprä-gung, mittelalte Buchen und Kiefernabteilungen, Gundwiesen und Angelteich, Wildwiese und Tümpel, beleuchtete Startbahnbereiche, Heidelandschaft, Siedlungsbereich.

Der 10,5 km lange Transekt wurde von Mai bis August 2000 neunmal komplett befahren. Es fanden darüber hinaus 29 Probeflächenbegehungen statt. Die in 2001 nachkartierten Kommunalwaldflächen von Rüsselsheim und Bischofsheim wurden flächendeckend wie eine Probefläche behandelt, weswe-gen sie in der folweswe-genden Tabelle 1 mit aufgeführt werden. Die Dauer der Begehunweswe-gen in den Kommu-nalwaldbereichen konnte aufgrund der Flächengröße eine ganze Nacht betragen.

Netzfänge wurden in elf Untersuchungsnächten durchgeführt, wobei 15-80 laufende Netzmeter Ver-wendung fanden. Im Mai und Juni 2001 konnten parallel Kronenfänge durchgeführt werden. Zum Einsatz kamen zwischen zwei und zehn Netzbetreuer, abhängig von der Zahl der Netze und der Fangstandorte (bis zu vier in einer Nacht). Befangen wurde der Walldorfer Angelteich, der Gundbach, einige der Waldtümpel sowie Wegschneisen und Blößen in den Waldbeständen der Probeflächen.

Tabelle IV.2.2.1: Übersicht der Netzfänge im Rahmen der fledermauskundlichen Erfassungen im Un-tersuchungsgebiet Mörfelden. Am 24.5., 25.5. und 12.6. fanden zusätzlich Kronenfänge statt.

Datum Fangorte Laufende

Netzmeter 29.04.00 Angelteich , Probefläche „Nasses Tal“ 20 29.06.00 Probefl. „Gundhof“, Probefl. „Mönchbruch“, Gundbach 60 05.07.00 Probefläche „Nasses Tal“, Tümpel, Angelteich 20

06.07.00 Gundbach 20

16.08.00 Probefläche „Nasses Tal“, Tümpel, Angelteich 36

24.05.01 Dürrbruchschneise, Gundbach 56

25.05.01 Gundbach, Probefläche „Gundhof“ 42

07.06.01 Leucorrhinia-Tümpel 15

12.06.01 Probefläche „Mönchbruch“, Wasserschwadentümpel 80

25.07.01 Lausee Tümpel 16

31.07.01 Unterhalb 18-West 12

Tabelle IV.2.2.2: Übersicht der im Untersuchungsgebiet Mörfelden telemetrierten Fledermäuse.

Fledermausart Ge-schlecht

Alter Reproduktions -zustand

Gewicht (g)

Beobachtungs-zeitraum Braunes Langohr

Plecotus auritus w adult säugend 8,8 05./06.07.00,

Braunes Langohr

Plecotus auritus w juv säugend 7,7 16. – 22.08.00

Fransenfledermaus

Myotis nattereri w adult säugend 8,2 05. – 12.07.00

Wasserfledermaus

Myotis daubentonii m juv sex. inaktiv 7,7 16. – 18.08.00 Fransenfledermaus

Myotis nattereri w adult säugend - 12. – 18.06.01

Fransenfledermaus

Myotis nattereri w adult schwanger - 12. – 18.06.01

Kl. Bartfledermaus

Myotis mystacinus w adult säugend - 12. – 18.06.01

Kl. Bartfledermaus

Myotis mystacinus w adult nicht säugend - 12. – 18.06.01

Im Rahmen der Telemetrie wurden im Untersuchungsgebiet 2000 und 2001 jeweils vier Fledermäuse telemetriert, die sich auf vier Arten verteilten (Tabelle IV.2.2.2). Nach Möglichkeit wurden adulte Weibchen bzw. flügge Jungtiere telemetriert, um neben Jagdgebieten und Flugwegen die Reprodukti-onszentren der jeweiligen Art festzustellen.

Es wurden verteilt über das Untersuchungsgebiet zwischen 40 und 70 verschiedene Vogel- und Fle-dermauskästen bis zu viermal von Ende April bis Ende September in beiden Jahren (Tabelle IV.2.2.3) kontrolliert.

Tabelle IV.2.2.3: Übersicht der Kastenkontrollen im Untersuchungsgebiet Mörfelden.

Datum

Anzahl Vogelkästen

Anzahl Fleder-mauskästen

12.04.00 54 14

05.07.00 30 14

12.09.00 35 18

13.12.00 18 14

30.07.01 24 14

IV.2.2.2 Kenntnisstand vor der Untersuchung

Systematische Fledermauserfassungen für das Rhein-Main-Gebiet fehlten bis zum Beginn der vorlie-genden Studie. Die umfangreichste Datensammlung erfolgte durch D. KOCK und J. ALTMANN vom Forschungsinstitut Senckenberg, wobei überwiegend Totfunde und andere Meldungen aus der Bevöl-kerung bestimmt und registriert wurden.

Für das im Rahmen der vorliegenden Untersuchung abgegrenzte Untersuchungsgebiet Mörfelden wa-ren vor Beginn der Studie kaum Nachweise bekannt. FEHLOW (1993) erwähnt für das Naturschutzge-biet „Mönchbruch“ den Nachweis einer einzelnen Bechsteinfledermaus in einem Vogelkasten. Weite-re Arten wurden wähWeite-rend öffentlicher Exkursionen von HERZIG (mündlich) am Mönchbruchweiher festgestellt (Wasserfledermaus, Fransenfledermaus, Bartfledermaus, Großer Abendsegler, Zwergfle-dermaus). RAUSCH (1998) detektierte die gleichen Arten am Langener Waldsee, unmittelbar östlich an das Untersuchungsgebiet angrenzend.

Damit beschränkte sich der Kenntnisstand für die abgegrenzten Untersuchungsgebiete auf einige De-tektornachweise sowie Zufallsbeobachtungen. Quartiere waren keine, Flugwege und Jagdgebiete ver-schiedener Arten weitgehend nicht bekannt.

Für den Naturraum der Untermainebene wurden ansonsten einige Fledermausarbeiten veröffentlicht, die als zusätzliche Bewertungsgrundlage für die Vorkommen der Arten mit herangezogen wurden (z. B. KOCK 1981 und 1994; KOCK & ALTMANN 1994a, b; KOCK & SCHWARTING 1987 und 1990;

MOHR 1993, HERZIG 1999, SCHWARTING 1990, 1994 und 1995). Aus dem erweiterten Umfeld der Untermainebene liegen z. B. Daten aus dem Messeler Hügelland (DIEHL 1990), dem Hochtaunuskreis (MOHR 1994) und aus dem Raum Wiesbaden vor (GODMAN 1994, GODMAN & FUHRMANN 1992).

IV.2.2.3 Ergebnisse

Im Rahmen der fledermauskundlichen Erfassung konnten elf Fledermausarten und 30 Quartiere ge-funden werden. Für die Bestimmung des Reproduktionsstatus der Arten wurden 42 Tiere mit Netzen gefangen. Wochenstubenkolonien wurden für das Braune Langohr, die Fransenfledermaus und den Kleinen Abendsegler nachgewiesen. Reproduzierende Wasserfledermaus-, Bartfledermaus- und Zwergfledermausweibchen nutzen das Gebiet ebenfalls.

Tabelle IV.2.2.4: Status der im Untersuchungszeitraum nachgewiesenen Fledermausarten (n=12) im Untersuchungsgebiet Mörfelden (W=Winter, S=Sommer, RL=Rote Liste).

Kategorien der Roten Listen: 1 vom Aussterben bedroht, 2 stark gefährdet, 3 gefährdet, V Arten der Vorwarnliste, G Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt, n derzeit nicht gefährdet (Angaben für Hessen nach KOCK & KUGELSCHAFTER 1996; für Deutschland nach BOYE et al. 1998).

Fledermausart Quartier

Nyctalus noctula ja ja ja ja nein 3 3 IV

Kleiner Abendsegler

Nyctalus leisleri ja nein ja ja ja G 2 IV

Zwergfledermaus

Pipistrellus pipistrellus ja nein ja ja ja n 3 IV

Rauhhautfledermaus

Pipistrellus nathusii ja nein ja ja nein G 2 IV

Breitflügelfledermaus

Eptesicus serotinus nein nein ja nein nein V 2 IV

Braunes Langohr

Plecotus auritus ja nein ja nein ja V 2 IV

Wasserfledermaus

Myotis daubentonii ja nein ja nein ja n 3 IV

Bechsteinfledermaus

Myotis bechsteinii ja nein ja nein nein 3 2 II

Großes Mausohr

Myotis myotis ja nein ja nein nein 3 2 II

Fransenfledermaus

Myotis nattereri ja nein ja nein ja 3 2 IV

Kleine Bartfledermaus

Myotis mystacinus nein nein ja nein ja 3 2 IV

Zweifarbfledermaus

Vespertilio murinus ja ja nein nein nein G 2 IV

Die höchste Arten- und Aktivitätsdichte war in den ältesten Laub- und Laubmischwaldflächen fest-stellbar, wie z. B. in den Probeflächen am Gundhof, im Nassen Tal und im Mönchbruch. Alle Flächen zeichneten sich durch einen im Vergleich zu den anderen Flächen des Untersuchungsgebietes über-durchschnittlich hohen Anteil an alten Bäumen mit potenziellen Quartiermöglichkeiten aus. Gleich-zeitig sind durch unterschiedlichste Biotoptypen in bzw. angrenzend an die genannten Flächen vielfäl-tige Jagdgebiete gegeben, die von den Arten artspezifisch genutzt werden können (Gundbach, Angelteich, Tümpel, Waldränder, verschiedene Waldbiotoptypen).

Verteilt auf die nach ARGE BAADER-BOSCH (2001) abgegrenzten Biotopkomplexe des Untersu-chungsgebietes ergibt sich eine vergleichbare Artendiversität auf den Teilflächen mit Ausnahme der Heide (Biotopkomplex 7, Tabelle 6). Auf letzterer konnten nur sechs der elf vorkommenden Arten beim Jagen beobachtet werden. Quartiermöglichkeiten sind auf der weitgehend baumlosen Fläche kaum vorhanden. Der Walldorfer Wald wird von allen elf Arten genutzt, wobei für einige eine Mehr-fachnutzung als Quartierraum und Jagdgebiet beobachtet wurde. Mit zehn nachgewiesenen Arten ist die Fledermausfauna vom Mönchbruch und Rüsselsheimer Wald kaum geringer. Die Zweifarbfleder-maus als zwölfte Art des Untersuchungsgebietes dürfte die genannten Biotopkomplexe ebenfalls als Jagdgebiet nutzen, konnte bislang aber nur in Form von toten bzw. geschwächten Tieren im Walldor-fer Siedlungsraum und auf dem Flughafengelände (vgl. MOHR 1993) gefunden werden.

Tabelle IV.2.2.5: Verteilung der im Untersuchungsgebiet Mörfelden nachgewiesenen Fledermausarten (n=12) auf die Biotopkomplexe nach ARGE BAADER-BOSCH (2001).

(SQ=Sommerquartier, WQ=Winterquartier, J=Jagdgebiet, B=Balzquartier)

Pipistrellus pipistrellus J J J, B J

Rauhhautfledermaus

Pipistrellus nathusii SQ, J, B J SQ, J, B J

Breitflügelfledermaus

Eptesicus serotinus - J J J

Braunes Langohr

Plecotus auritus WQ - J SQ, J

Wasserfledermaus

Myotis mystacinus J J J J

Quartiere

Im Untersuchungsgebiet wurden 30 Quartiere in Baumhöhlen und Fledermauskästen gefunden, die alle als Sommerquartier genutzt werden. Von allen elf in beiden Untersuchungsjahren beobachteten Arten ist eine Nutzung von Baumhöhlen als Schlafplatz bekannt. Für acht von Ihnen ist die Jun-genaufzucht in Baumhöhlen fakultativ bzw. obligat (vergl. BOYE et al. 2000). Eindeutige Quartierzen-tren im Untersuchungsgebiet sind die alten Laub- und Laubmischwaldbereiche der Probeflächen. Be-dingt durch das Bestandsalter ist hier die Dichte an Baumhöhlen, vor allem der qualitativ hochwertigen Spechthöhlen am größten (vgl. FRANK 1997). Da baumhöhlenbewohnende Fledermaus-arten ein hohes Quartierwechselverhalten zeigen, ist eine Quartierdichte von wenigstens zehn Baum-höhlen pro ha notwendig, erst recht, wenn es sich um mehrere Arten handelt. Verschiedene Fleder-mausarten nutzen nur selten gemeinsam eine Baumhöhle. Es wurden 25 sichere und fünf vermutete Fledermausquartiere gefunden. Von den 26 eindeutigen Quartieren befinden sich 14 in Baumhöhlen und zehn in Fledermauskästen. Weitere vier Baumquartiere waren nicht eindeutig zu lokalisieren, aber das Verhalten der Fledermäuse deutete eindeutig auf solche hin. Weiterhin konnten in den Siedlungs-räumen angrenzend an das Untersuchungsgebiet zwei Zwergfledermauswochenstuben entdeckt wer-den (ORTWEIN & SCHWEIZER mündlich). In Walldorf bezog eine Kolonie den Hohlraum hinter der Eternitverblendung eines Hochhausflachdaches und in Walldorf siedelten die Tiere hinter der Holz-verkleidung eines Einfamilienhauses.

Von den Quartieren erfüllen einige mehrere Funktionen und waren während der gesamten Beobach-tungszeit mehrfach besetzt gewesen. Solche Schlafbäume werden allerdings nur einmal mit der zuerst nachgewiesenen Funktion für die Art aufgeführt. So ist die Rotbuche (Quartier Nr. 12) in der Probe-fläche Nasses Tal als Balzquartier des Großen Abendseglers aufgeführt, auch wenn der Baum bis in den November hinein unregelmäßig und mit teilweise mehr als 20 Tieren besetzt war und vermutlich eine Funktion als Zwischenquartier hatte. Der gleiche Baum war in den Wintermonaten bis April

be-setzt und es überwinterte eine Kolonie Großer Abendsegler. Insgesamt fanden sich in den Quartieren unterschiedlicher Funktion neun Arten.

Tabelle IV.2.2.6: Nachgewiesene und vermutete (+n) Fledermausquartiere im Untersuchungsgebiet Mörfelden im Untersuchungszeitraum 2000/2001.

Hinzu kommen zwei Wochenstubenquartiere der Zwergfledermaus im angrenzenden Siedlungsraum.

Art Anzahl

Quartiere Quartierfunktion Quartiertyp Großer Abendsegler

Nyctalus noctula 8 (+1)

Sommerquartier Balzquartier Winterquartier

Baumhöhle Fledermauskasten Kleiner Abendsegler

Nyctalus leisleri 3 Wochenstube

Sommerquartier Balzquartier

Baumhöhle Großes Mausohr

Myotis myotis 2 Männchenquartier Fledermauskasten Fransenfledermaus

Myotis nattereri 6 Wochenstube

Sommerquartier Baumhöhle Wasserfledermaus

Myotis daubentonii 1 (+1) Männchenquartier

Sommerquartier Baumhöhle Bechsteinfledermaus

Myotis bechsteinii 1 Sommerquartier Baumhöhle Braunes Langohr

Plecotus auritus 2 Wochenstube Baumhöhle

Rauhhautfledermaus

Pipistrellus nathusii 3 Balzquartier Baumhöhle Fledermauskasten Zwergfledermaus

Pipistrellus pipistrellus 1 (+1) Wochenstube Hausverkleidung

Verteilt auf die von ARGE BAADER-BOSCH (2001) abgegrenzten Biotopkomplexe, die das Untersu-chungsgebiet Mörfelden umfasst, verteilen sich die nachgewiesenen Quartiere zu 48,2 % auf den Walldorfer Wald sowie den Rüsselsheimer Wald (31 %) und den Mönchbruch (20,6 %, nicht zu ver-wechseln mit der Probefläche Mönchbruch).

Von den elf beobachteten Fledermausarten nutzen der Große und Kleine Abendsegler sowie die Rauhhautfledermaus regelmäßig Baumhöhlen zur Überwinterung. Um sich gegenüber Frostperioden zu behaupten, schließen sie sich zu Kolonien mit vielen hundert bis über tausend Tieren zusammen (FRANK & DIETZ 1999). Sporadisch werden auch Zwergfledermäuse im Winter in Baumhöhlen ge-funden, wie die Fällung einer Weißtanne mit mehr als 2.000 überwinternden Tieren in Österreich be-legt (KEPKA 1976). Im Untersuchungsgebiet wurde ein Winterschlafbaum von Großen Abendseglern in einer Buche im Nassen Tal entdeckt. Die Baumhöhle wurde in den Monaten vorher bereits als Balzquartier wie auch als Zwischenquartier von kleineren Kolonien genutzt.

Tabelle IV.2.2.7: Verteilung der Fledermausquartiere (n=28, ohne Siedlungsraum) auf die verschiede-nen Biotopkomplexe (nach ARGE BAADER-BOSCH 2001) des Untersuchungsgebietes.

Art Anzahl Quartiere in den Biotopkomplexen 6

Rüsselsh. Wald

7 Heide

9 Walld. Wald

10

Mönchbruch Gesamt Großer Abendsegler

Nyctalus noctula 1 - 7 1 9

Kleiner Abendsegler

Nyctalus leisleri 1 - 2 - 3

Großes Mausohr

Myotis myotis 2 - - - 2

Fransenfledermaus

Myotis nattereri 3 - - 3 6

Wasserfledermaus

Myotis daubentonii - - 2 - 2

Bechsteinfledermaus

Myotis bechsteinii - - 1 - 1

Braunes Langohr

Plecotus auritus - - - 2 2

Rauhhautfledermaus

Pipistrellus nathusii 1 - 2 - 3

Gesamt 8 - 14 6 28

% 31 - 48.2 20.6 100

Jagdgebiete

Von elf der zwölf im Untersuchungsraum nachgewiesenen Fledermausarten konnten eindeutige Jagd-gebiete gefunden werden. Je nach Flugvermögen und Jagdstrategie zeigten sich dabei für die einzelnen Arten deutliche Unterschiede. Einzelangaben hierzu finden sich in den kommentierten Artenlisten (Kapitel V.3.1.2) unter dem Punkt „Vorkommen im Untersuchungsgebiet Mörfelden“. Innerhalb der Bestände wurden von den Arten unterschiedliche Jagdareale bevorzugt. So jagten die beiden Abend-seglerarten bevorzugt im freien Luftraum über den Wegen und Lichtungen, Zwergfledermäuse dage-gen dicht unter dem Kronendach. Für die drei in ihrer Jagdstrategie sehr variablen „gleaner“-Arten Bechstein-, Fransen- und Langohrfledermaus kommen vertikal vom Boden bis zum Kronenraum un-terschiedlichste Strukturen in Betracht (vgl. FUHRMANN 1991, WOLZ 1992, GAISLER & DIETZ 1999).

Die Nachweispunkte deuten eine artspezifische Verteilung an, wonach die Fransenfledermaus vor allem die nassen Bereiche im Mönchbruch nutzt, während die Langohren im Nassen Tal und darüber hinaus in der offenen Kulturlandschaft jagen und die Bechsteinfledermaus eher in den wechselfeuch-ten Buchenbeständen um den Gundhof fliegt. In der folgenden Tabelle werden für verschiedene ge-zielt aufgesuchte Biotoptypen (z. B. 56 Waldtümpel, nach WAGNER et al. 1999) bzw. die in großer Fläche auftretenden forstlich geprägten Waldbiotoptypen Nachweise von dort beobachteten Fleder-mausarten zusammengefasst.

Tabelle IV.2.2.8: Nachweise der im Untersuchungsgebiet Mörfelden beobachteten Fledermausarten in verschiedenen Biotoptypen.

Kategorien der Biotoptypen nach WAGNER et al. (1999):

56 Waldtümpel; 531 Gundbach (mit Wiesen); 5812 Walldorfer Angelteich; 75/76 Heidelandschaft;

8724 Bruch- und Sumpfwald; 8732 stark forstlich geprägter Laubwald; 8742 stark forstlich geprägter Mischwald; 8751 stark forstlich geprägter Nadelwald; 876 Schlagfluren/Pionierwald, 877 Aufforstun-gen

Biotoptyp nach WAGNER et al. (1999) Art

56 531 5812 76 8724 8732 8742 8751 876 877 Großer Abendsegler

Nyctalus noctula X X X X - - X X X X

Kleiner Abendsegler

Nyctalus leisleri X X X X X X X - - X

Zwergfledermaus

Pipistrellus pipistrellus X X X X X - X X - X

Rauhhautfledermaus

Pipistrellus nathusii - X X X - - X X -

-Breitflügelfledermaus

Eptesicus serotinus - X - X - - X X -

-Braunes Langohr

Plecotus auritus X - - - - X X - -

-Wasserfledermaus

Myotis daubentonii X X X - X - X - -

-Bechsteinfledermaus

Myotis bechsteinii - X - - - - X - -

-Großes Mausohr

Myotis myotis - - - X X - -

-Fransenfledermaus

Myotis nattereri X X X - X X X - - X

Kleine Bartfledermaus

Myotis mystacinus X X - X X - X - X

-Flugwege und Wanderungen

Mit Hilfe der Telemetrie konnten Hinweise auf regelmäßig beflogene Flugwege gefunden werden und einige Wechselbeziehungen zwischen dem Untersuchungsgebiet und der umgebenden Landschaft gezeigt werden, die sich anschließend mit Hilfe von Detektorkontrollen bestätigen ließen. Für die ho-rizontale Ausbreitung in Ost-West-Richtung innerhalb des Untersuchungsgebietes und darüber hinaus wird von einigen Arten der Verlauf des Gundbachs genutzt. Wasser- und Fransenfledermäuse fliegen regelmäßig entlang des Gundbachs, um sich zwischen Quartier und Jagdgebiet oder zwischen Jagdge-bieten zu bewegen. In der Verlängerung des Gundbachs konnte eine Flugstrasse von Wasserfleder-mäusen entlang eines Waldweges bis zur Bahnunterführung unter der A 5 entdeckt werden. Für die Überwindung von breiten und stark befahrenen Verkehrswegen sind offensichtlich besondere Struktu-ren notwendig, wie etwa besagte Bahnunterführung östlich des Untersuchungsgebietes. Es konnten regelmäßig Wasserfledermäuse beobachtet werden, die durch die Unterführung flogen, um zwischen den Waldgebieten beiderseits der A 5 zu wechseln. Einen ersten Hinweis auf diesen Zwangswechsel brachte ein telemetriertes Tier im Sommer 2000. Es wurde am Gundbach in der Nähe des Walldorfer Angelteiches gefangen und jagte noch in derselben Nacht am Walldorfer Badesee östlich der A 5. Die Nutzung von Autobahnunterführungen durch Wasserfledermäuse beobachtete auch ENCARNAÇÃO

(2001). Sie ist ebenso für andere strukturgebunden fliegende Arten belegt (KRULL 1991, RICHARZ

2001). Ein regelmäßig von bis zu 30 Kleinen Bartfledermäusen nach dem abendlichen Ausflug ge-nutzter Flugweg ist der sogenannte Knüppeldamm, der die Gundwiesen auf Höhe der Heideflächen unter der Hochspannungstrasse quert. Die Fledermäuse nutzen diese Gehölzstruktur, um die Jagdge-biete (diverse Waldtümpel, Waldrandbereiche der Heideflächen) nördlich des Mönchbruchs aufzusu-chen. Für ein Tier der Wochenstubenkolonie des Braunen Langohrs sind Flüge aus dem Waldbereich der Probefläche „Nasses Tal“ in die Obstwiesen südöstlich von Walldorf belegt. Der relativ

geradlini-ge Verlauf wird vermutlich noch von weiteren Tieren der Kolonie benutzt. Hierfür spricht die Attrak-tivität der Jagdgebiete in den alten Obstwiesen ebenso wie der Fund eines toten Braunen Langohrs aus dem Bereich der Flugroute innerhalb des Siedlungsraumes (ORTWEIN mündlich). Damit wurde deut-lich, dass die reproduzierenden Braunen Langohren in den Obstwiesen um Walldorf jagen, wobei sie offensichtlich während der Verbindungsflüge den Siedlungsraum durchqueren.

Fledermäuse zeigen sehr unterschiedliche Tendenzen zur Migration. Sehr kleinräumig sind beispiels-weise die Ganzjahreslebensräume der Bechsteinfledermaus, bei der zwischen Sommer- und Winter-quartier kaum dreißig Kilometer liegen. Der Große Abendsegler und die Rauhhautfledermaus dagegen überbrücken Distanzen bis über tausend Kilometer. Für beide Arten ist das Rhein-Main-Gebiet als Durchzugsgebiet seit längerem belegt (KOCK 1994, KOCK & SCHWARTING 1987).

Ein deutlicher Beleg für Migrationsvorgänge im Bereich des Untersuchungsgebietes sind die kleinen Gruppen von Rauhhautfledermäusen, die im August und September in den Fledermauskästen am Waldrand zu den Gundwiesen gefunden werden können. Während der Sommermonate sind nur sehr vereinzelt Tiere mit dem Detektor nachweisbar. Ebenso bemerkenswert sind die Ansammlungen von Großen Abendseglern, die an warmen Septemberabenden unmittelbar über den Gundwiesen beobach-tet werden können. Zu dieser Zeit steigt in allen drei Untersuchungsgebieten die Zahl jagender Abend-segler über Wiesen- und Wasserflächen. Es ist anzunehmen, dass die im Nassen Tal überwinternden Großen Abendsegler ebenfalls teilweise oder ganz aus anderen Regionen Deutschlands zuwandern (vgl. KOCK 1994, FRANK & DIETZ 1999). Der Schutz wandernder Fledermausarten wurde bereits 1979 mit der Ratifizierung der „Bonner Konvention zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten“

verankert und danach mit dem „Abkommen zur Erhaltung der Fledermäuse in Europa“ im Jahr 1994

verankert und danach mit dem „Abkommen zur Erhaltung der Fledermäuse in Europa“ im Jahr 1994

Im Dokument Untersuchungsgebiet Mörfelden (Seite 40-53)