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Die Daten aller zwölf Katzen gingen in die Auswertung mit ein. Alle Tiere erholten sich von der Anästhesie und dem jeweiligen Eingriff und wurden nach Tag eins in die Hände der Besitzer entlassen. Die demographischen Daten der Tiere sowie die an ihnen vorgenommenen Eingriffe waren zwischen beiden Gruppen gleichwertig (Tab.

2). Die Katzen beider Gruppen waren zwischen fünf Monate und sechs Jahre alt (Mittelwert: Epidural 4,35 ± 4,09, Nervenblock: 1,52 ± 1,21). Die Gesamtdauer der Anästhesie für die Gruppe Epidural und die Gruppe Nervenblock ergab im Mittel 146

± 24 Minuten (Epidural) und 132 ± 27 Minuten (Nervenblock). Das Körpergewicht der Tiere betrug zwischen 2,3 und 4,6 kg (Mittelwert Gruppe Epidural: 4,13 ± 0,8 kg und Nervenblock: 3,48 ± 0,9 kg). Die Tiere erhielten unterschiedliche orthopädische Eingriffe distal des unteren Drittels der Länge des Femurs. Darunter waren Frakturversorgungen der Tibia (Epidural: 2, Nervenblock: 3) und des Femurs (Epidural: 1, Nervenblock: 1), Tarsalgelenkfixation (Epidural: 3, Nervenblock: 1) wie auch die Versorgung einer Kniegelenksluxation (Epidural: 0, Nervenblock: 1). Bei allen Katzen konnte die Lokalisierung der Nerven sowie die Durchführung der Epiduralanästhesie ohne Zwischenfälle durchgeführt werden. Keines der Tiere zeigte Anzeichen für Nozizeption während der Durchführung der Lokalanästhesie und nach Aspiration befand sich, vor der Ausführung, kein Blut in der Nadel. In keinem Fall konnten Urinretention oder motorische Beeinträchtigungen nach vollständigem Erwachen beobachtet werden.

Tabelle 2: Demographische Daten der in die Studie eingeschlossenen Katzen, die einer Epiduralanästhesie (Epidural) oder einer lokalen Nervenblockade (Nervenblock) unterzogen wurden.

Epidural Nervenblock

Alter (Jahre) 4,35 ± 4,09 1,52 ± 1,21 Körpergewicht (kg) 4,13 ± 0,8 3,48 ± 0,9 Anästhesiedauer (min) 146 ± 24 132 ± 27

Geschlecht:

weiblich, gesamt 2 3

weiblich, kastriert 1 3

männlich, gesamt 4 2

männlich, kastriert 4 1

Operationsmethode:

Frakturversorgung der Tibia 2 3

Frakturversorgung des Femurs 1 1

Frakturversorgung des Tarsus 3 1

Kniegelenksluxations-Operation 0 1

Rasse:

Russisch Blau 1 0

EKH 5 6

5.2.1 Intra operationem

Die mittlere endexspiratorische Isoflurankonzentration

Zwischen den beiden Gruppen gab es keinen signifikanten Unterschied bezüglich der endexspiratorischen Isoflurankonzentration die benötigt wurde, um eine adäquate Anästhesietiefe gewährleisten zu können. Gruppe Epidural benötigte im Mittel 1,18 ± 0,25 Vol.-% und Gruppe Nervenblock 1,05 ± 0,22 Vol.-%.

Abbildung 10: Darstellung der endexspiratorischen Isoflurankonzentration als Wolkendiagramm mit dem zugehörigen Mittelwert. Abgebildet ist die mittlere Isoflurankonzentration der Einzeltiere, welche eine Epiduralanästhesie (Epidural) oder eine lokale Nervenanästhesie (Nervenblock) erhielten.

Die Herzfrequenz

Die mittlere Herzfrequenz der Katzen unterschied sich signifikant (p=0,015) zwischen den Gruppen während des intraoperativen Intervalls. Hier war die mittlere Herzfrequenz der Gruppe Nervenblock bis zur Extubation insgesamt höher (Mittelwert Gruppe Epidural: 130 ± 40 Schläge/min, Nervenblock: 141 ± 38 Schläge/min).

Abbildung 11: Mittlere Herzfrequenz (Hf) mit Standardabweichung von zwölf Katzen, die einem orthopädischen Eingriff an der Beckengliedmaße unterzogen wurden und eine Epiduralanästhesie (Epidural) oder eine Blockade des Nervus ischiadicus und des Nervus femoralis (Nervenblock) erhielten vor, während und bis 24 Stunden nach der Operation (Op).

Der mittlere arterielle Blutdruck

Intraoperativ unterschied sich der mittlere arterielle Blutdruck nicht signifikant zwischen den beiden Gruppen.

Abbildung 12: Mittlerer arterieller Blutdruck (MAP) mit Standardabweichung von zwölf Katzen, die einem orthopädischen Eingriff an der Beckengliedmaße unterzogen wurden und eine Epiduralanästhesie (Epidural, n=6) oder eine Blockade des Nervus ischiadicus und des Nervus femoralis (Nervenblock, n=6) erhielten vor, während und bis 24 Stunden nach der Operation.

Bedarfsanalgesie-Vergabe

Zwischen den beiden Gruppen gab es intraoperativ keinen signifikanten Unterschied bezüglich der benötigten Fentanylboli (Abb. 13). Die meisten Tiere erhielten intra operationem einen oder zwei Boli Fentanyl. Jede der beiden Gruppen hatte einen Ausreißer. In der Gruppe Epidural erhielt ein Tier fünf Fentanylboli und ein Tier der Gruppe Nervenblock erhielt drei. Bei beiden Tieren konnte demnach keine erfolgreiche Lokalanästhesie durchgeführt werden.

Abbildung 13: Darstellung der Häufigkeit der Bedarfsanalgesie-Vergabe der Einzeltiere sowohl intra- als auch postoperativ im Gruppenvergleich. Die dargestellte Linie zeigt den Mittelwert.

5.2.2 Post operationem

Die Herzfrequenz

Postoperativ war die Herzfrequenz der Gruppe Epidural signifikant höher als die der Gruppe Nervenblock (p=0,015, Mittelwert Epidural: 169 ± 37 Schläge/min, Nervenblock: 132 ± 26Schläge/min) (Abb. 11).

Der mittlere arterielle Blutdruck

Zwischen den beiden Gruppen gab es postoperativ keinen Unterschied bezüglich des mittleren arteriellen Blutdruckes (Abb. 12).

Ergebnisse der Composite Pain Scale

Die Ergebnisse beider Gruppen bezüglich der gemessenen Composite Pain Scale (BRONDANI 2011) unterschieden sich nicht signifikant.

Abbildung 14: Darstellung der erreichten Pain Score Ergebnisse der Composite Pain Scale im Gruppenvergleich zu den einzelnen Messzeitpunkten. Die Boxes zeigen die Werte, innerhalb derer 50% der Tiere liegen. Die Whiskers zeigen die Maximalpunktzahl, die innerhalb der Gruppe erreicht wurde. Der Median wird als durchgezogene Linie innerhalb der Boxes dargestellt. Die maximal zu erreichende Punktzahl war 100 Punkte.

Bedarfsanalgesie-Vergabe

Innerhalb beider Gruppen wurde, mit einer Ausnahme, keine Bedarfsanalgesie benötigt. Ein Tier der Gruppe Nervenblock benötigte einen Methadonbolus. Die Unterschiede waren demnach in beiden Gruppen nicht signifikant (Abb. 13)

6 Diskussion

In der vorliegenden Studie wurden zwei Techniken lokaler/regionaler Anästhesien im Hinblick auf ihre analgetische Effektivität, ihre Nebenwirkungen und ihre Anwendbarkeit im klinischen Alltag bei Hunden und Katzen verglichen.

6.1 Hunde

Die weitgehende Übereinstimmung in der intra- und postoperativen analgetischen Effektivität und die geringen Nebenwirkungen sprechen dafür, dass beide Verfahren gleichwertig für die intraoperative Schmerzausschaltung der Hintergliedmaße distal der Länge des mittleren Femurs eingesetzt werden können.

Zur lokalen Nervenanästhesie wurde hier der Zugang zum Nervus femoralis innerhalb des Musculus iliopsoas gewählt, da dieser als sicher, gut ausführbar und weit dorsal gelegen beschrieben ist, um so eine ausreichende Analgesie in Kombination mit der Blockade des Nervus ischiadicus zu erreichen.

Um eine effektive Anästhesie der Beckengliedmaße durch lokale Nervenanästhesien zu überprüfen, wurden verschiedene Techniken und Applikationsorte untersucht. In der vorliegenden Studie konnte mit den lokalen Blöcken des Nervus ischiadicus und des Nervus femoralis eine effektive Analgesie erreicht werden. Es benötigten lediglich fünf der elf Tiere aus Gruppe LA einen zusätzlichen Fentanylbolus innerhalb des intraoperativen Zeitraumes. Andere Studien, die einen Applikationsort wählten, der näher an dem Austrittsort der Spinalwurzeln L4 bis L6 aus dem Wirbelkanal liegt und somit den gesamten Plexus lumbalis blockierten, erreichten sehr gute Ergebnisse. Hier ist beim Hund der „Psoaskompartment-Block“ paravertebral auf Höhe des fünften lumbalen Wirbelkörpers beschrieben (CAMPOY et al. 2008). Diese Technik wurde modifiziert, um weitere Spinalwurzeln des N. femoralis von L4 bis L6 einzubeziehen (PORTELA et al. 2010). Der Zugang erfolgt dabei paravertebral an drei Einstichpunkten im Bereich L4 bis L7. Zur Überprüfung der Nervenlokalisation wurde ein Nervenstimulator benutzt. Mittels dieser Technik konnte nur bei einem von acht Hunden keine ausreichende sensible Blockade des, durch den Nervus femoralis

innervierten, Gebietes erreicht werden. Eine alternative Technik nutzt einen praeiliakalen Zugang (PORTELA et al. 2013). Bei diesem wird die Nadel lateral der Lumbalmuskulatur und kranial des Iliums eingebracht. Bei orthopädischen Eingriffen am Kniegelenk erhielten 13 der 15 untersuchten Hunde eine adäquate perioperative Analgesie in Kombination mit einem Block des Nervus ischiadicus. Diese hielt bis zwei Stunden post operationem an. Ursache des sehr geringen Bedarfs zusätzlicher Analgesie könnte der Applikationsort sein, welcher nah am Austritt der Nerven aus dem Wirbelkanal gelegen ist. Dabei wird ein Großteil des lumbalen Plexus erfolgreich geblockt, was zu einer umfassenderen Lokalanästhesie der Hintergliedmaße führen könnte. Allerdings wurde die limitierende Grenze für eine Bedarfsanalgesie-Vergabe in den Untersuchungen von PORTELA et al. erst nach 25 %igem Anstieg der Herzfrequenz erreicht, nicht wie in der vorliegenden Untersuchung ab 20 %igem Anstieg ausgehend vom Basalwert. Hier könnte ebenfalls ein geringerer Anspruch begründet liegen. Eine direkte Vergleichsuntersuchung der beiden Applikationsorte hinsichtlich ihrer Effektivität und praktischen Umsetzbarkeit mit gleichen Untersuchungsmethoden ist bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht erfolgt. Andere Studien lokalisierten den Nervus femoralis innerhalb des Femoralisdreiecks mittels Elektrostimulation. Der hier oberflächliche Verlauf des Nerven ermöglicht dessen schnelles Auffinden und dadurch kurze Applikationszeiten (CAMPOY et al. 2010).

Beim Aufsuchen des Nervus femoralis innerhalb der inguinalen Region besteht jedoch die Gefahr, die Femoralarterie oder -vene zu punktieren (MAHLER u.

ADOGWA 2008). Weiterhin lassen Erfolgsquoten von lediglich 50 % (ECHEVERRY et al. 2010) an der Zuverlässigkeit dieses Zugangs zweifeln. In der Humanmedizin konnte keine vollständige Schmerzausschaltung erreicht werden, wenn der Nervus obturatorius und der Nervus femoralis cutaneus lateralis durch diese Methode nicht ausreichend geblockt werden konnten (KLEIN et al. 2005). Daher erscheint ein möglichst weit dorsal gelegener Zugang, im Vergleich zu anderen, als effektiver und sicherer. Denn dabei wird das Risiko einer Gefäßpunktion minimiert, da keine direkte Nachbarschaft des Nervens zu den Gefäßen innerhalb des Musculus iliopsoas besteht. Die Durchführung dieser Technik geht allerdings mit einer längeren Lernkurve einher, weil sich die Darstellung des Nerven innerhalb des Muskelbauches

nicht immer unproblematisch gestaltet (CAMPOY et al. 2008; MAHLER u. ADOGWA 2008; PORTELA et al. 2010). Eine künftige Vereinfachung des Nervenzugangs durch Beschreibung optimaler Orientierungsmöglichkeiten sollte in weiteren Untersuchungen verfolgt werden.

Der Nervus ischiadicus wird von den Nervenwurzeln L6, L7 sowie S1 und S2 gebildet. Im Verlauf teilt er sich in seine beiden Äste, den Nervus tibialis und den Nervus fibularis communis, auf. Der Nervus tibialis innerviert alle intraartikulären Strukturen des Kniegelenks beim Menschen, was, wenn ausschließlich der Nervus femoralis geblockt wird, zu intraoperativen Schmerzen führen kann (GRANT u.

CHECKETTS 2008). Drei der Patienten dieser Studie benötigten ebenfalls Fentanyl bei Manipulation intraartikulärer Strukturen sowie zum Zeitpunkt des Hautschnittes und der Hautnaht. Dies könnte auf eine unvollständige Blockade des Nervus ischiadicus hinweisen. Die meisten Untersuchungen beim Hund nutzten ebenfalls den parasakralen Zugang (CAMPOY et al. 2008; CAMPOY et al. 2012). So wurde er auch in der vorliegenden Untersuchung aufgrund seiner guten Durchführbarkeit genutzt. Ob sich im direkten Vergleich Vorteile der Ultraschalltechnik gegenüber der Elektrostimulation ergeben, müsste in weiteren Studien evaluiert werden. Es gibt Untersuchungen, die darauf schließen lassen, dass eine inkomplette Schmerzausschaltung bei chirurgischen Eingriffen am Kniegelenk erfolgt, solange der Nervus obturatorius nicht ebenfalls anästhesiert wird. Eine Beteiligung des Nervus obturatorius an der Kniegelenksinnervation ist nachgewiesen (STASZYK u.

GASSE 2002). Dies könnte eine weitere Erklärung für intraoperative Nozizeption und die hier benötigte Bedarfsanalgesie sein. Eine Blockade des Plexus lumbosacralis auf Höhe des siebten Lendenwirbels würde eine Schmerzausschaltung der Gebiete hervorrufen, die durch den Nervus femoralis und den Nervus obturatorius innerviert werden. Klinische Studien müssen eventuelle Vorteile verifizieren.

Als bewährte Methode wurde beim Hund innerhalb der meisten Studien zur Lokalisation der angesprochenen Nerven die Elektrostimulation gewählt.

Humanmedizinische Untersuchungen zeigten, dass die Trefferquote durch ultraschallgeführte Nervenanästhesien signifikant erhöht wird (LAUR u. WEINBERG

2012; LUYET et al. 2013; SEIDEL et al. 2013). Die ultraschallassistierte Nervenblockade ermöglicht die direkte Visualisierung des Nervens sowie des gesamten Prozesses der Applikation und ihre Überprüfung auf den korrekten Sitz.

Sie macht die Überprüfung mittels Doppler-Modus und damit eine Unterscheidung von Gefäßen möglich. Das Risiko einer Gefäßpunktion wird minimiert. Wie auch bei jeder anderen Lokalanästhesietechnik besteht dennoch das Risiko einer Nervenpunktion und Folgeschädigung. Hier bietet die Sonographie jedoch optimale Bedingungen direkt an den Nerv zu applizieren ohne ihn zu traumatisieren. Eine Untersuchung von CAMPOY et al., in der sowohl Elektrostimulation als auch Ultraschalltechnik bei Hunden zur Identifikation des Nerven genutzt wurden, machte deutlich, dass nach ultraschallgesteuerter Lokalisierung der Elektrostimulator überflüssig war, um den Nerv optimal aufzufinden und zu anästhesieren (CAMPOY et al. 2010). Außerdem erfordert die Lokalisierung mittels elektrischer Stimulation immer das Vorhandensein eines motorischen Anteils in einem Nerven. Der Stromfluss selbst stellt einen schmerzhaften Reiz dar. Eine alleinige ultraschallgesteuerte Lokalisierung ist somit von Vorteil. Als limitierender Faktor bleibt jedoch, dass eine sonographisch-assistierte Nervenanästhesie immer an geübtes und erfahrenes Personal gebunden bleibt. Weitere Studien, die Möglichkeiten zur Vereinfachung des Prinzips hervorbringen sind wünschenswert.

Anzustreben sind dabei verbesserte anatomische „landmarks“ sowie einfache Zugänge die ein schnelles und sicheres Auffinden der Nerven ermöglichen.

Ein Vergleich der Effektivität von lokaler Nervenanästhesie mit der Epiduralanästhesie in Bezug auf die perioperative Schmerzausschaltung war im Ergebnis nicht signifikant unterschiedlich. Jeweils 50 % der Tiere aus Gruppe LA und 60 % der Tiere aus Gruppe EPI brauchten einen oder mehrere Fentanylboli. Ein Tier der Gruppe EPI erhielt intraoperativ vier Fentanylboli. Hier muss angenommen werden, dass keine erfolgreiche epidurale Applikation erfolgte und somit der gewünschte analgetische Effekt ausblieb. Die zur Überprüfung der korrekten Lokalisation der Epiduralanästhesie angewandte „hanging drop“ Methode erreicht, bei mittelgroßen Hunden und in Brust-Bauchlage durchgeführt, eine Erfolgsquote von 88 % (NAGANOBU u. HAGIO 2007). Eine mögliche Fehlerquelle ist eine

versehentliche Manipulation der Epiduralkanüle nach Einziehen des hanging drop und vor Applikation. Im Durchschnitt erhielten die Hunde beider Gruppen intra- sowie post operationem einen Fentanylbolus. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass beide Methoden eine adäquate intraoperative Analgesie gewährleisten. Es gibt wenige Untersuchungen, die eventuelle Vorzüge einer lokalen Nervenanästhesie gegenüber Epiduralanästhesien darlegen. Bei einer vorhergehenden Studie von RASMUSSEN et al. konnte kein Vorteil der peripheren Nervenblöcke mittels Bupivacain 0,5 %, bezüglich des perioperativen Schmerzmanagement von Kniegelenksoperationen an Hunden erreicht werden. Gegenüber der negativen Kontrollgruppe ergaben sich ebenfalls keine Vorteile innerhalb der gemessenen Pain Score Ergebnisse oder in der Zeit bis zur ersten Gabe einer Bedarfsanalgesie (RASMUSSEN et al. 2006a). Die Ursache könnte ein Fehler in der Durchführung sein. In dieser Studie wurden die Nerven anhand anatomischer Merkmale aufgesucht und das Lokalanästhetikum blind appliziert. Damit erhöht sich das Risiko, dass die Verteilung des Lokalanästhetikums am Nerven nicht adäquat verläuft.

Die Ausbreitung des Lokalanästhetikums innerhalb des epiduralen Raumes steht in Abhängigkeit zum gegebenen Volumen sowie von Perfusions- und Resorptionsverhältnissen (LEMKE u. DAWSON 2000). In der vorliegenden Studie wurde ein Gesamtvolumen von 0,2 ml/kg KGW für die Epiduralanästhesien eingesetzt. Ab 30 kg KGW wurde eine Volumengrenze von maximal 6 ml nicht überschritten. Unter Verwendung von 0,1 ml/kg, appliziert in den lumbosakralen Intervertebralspalt, wurde bei Kadavern von Hunden eine Ausbreitung von 10,4-20,3 cm vorgefunden (GORGI et al. 2006). Bei toten Tieren spielen jedoch weder das Kreislaufsystem noch die systemische Gefäßabsorption und die Bewegung des Liquor cerebrospinalis eine Rolle. Die Ausbreitung des Lokalanästhetikums könnte demnach im Vergleich zum lebenden Tier divergieren. Bei anästhesierten Katzen wurde das Aufsteigen des gegebenen Volumens in Bezug zur Wirbelsäule und am anästhesierten Tier untersucht. Hier erfolgte bei einem Volumen von 0,2 ml/kg ein Aufsteigen des Methylenblaus bis L1/L2 und bei 0,3 ml/kg bis hin zu TH11 und TH7 (LEE et al. 2005). Bei dem in dieser Studie angewendeten Volumen ist deshalb davon auszugehen, dass eine Blockierung der Nervenwurzeln bis hin zur kranialen

Lendenwirbelsäule erreicht werden konnte. Die Nervenwurzeln des L4 bis L6 bilden den Plexus lumbalis und sollten, wie auch in der Folge die Nerven des Plexus sacralis erfolgreich anästhesiert sein. Im Falle einer Ausdehnung der Lokalanästhetika in thorakale Regionen kann es verstärkt zu Nebenwirkungen kommen. Bei einer vermehrten Blockade von sympathischen Fasern kranial der ersten vier Brustwirbel tritt häufig eine Bradykardie ein. Die Atemfunktion wird bei Ausdehnung der motorischen Blockade auf den Nervus phrenicus (C3-C5) beeinträchtigt. Eine Hauptnebenwirkung von epidural verabreichten Lokalanästhetika ist ein Blutdruckabfall. Dieser wird durch Sympathikolyse und segmentale Vasodilatation vermittelt (WARD et al. 1965). Der mittlere arterielle Blutdruck der Gruppe EPI war über die Zeit auch in der vorliegenden Untersuchung im Mittel signifikant niedriger als der der Gruppe LA. Dieses Ergebnis stimmt mit einigen bisher durchgeführten Untersuchungen überein, welche einen hypotensiven Effekt beim Hund nach Epiduralanästhesie beschreiben (IFF u. MOENS 2008; BOSMANS et al. 2011; SAROTTI et al. 2011). In einer ähnlich aufgebauten Studie von CAMPOY et al. wurde ebenso eine größere Anzahl von hypotensiven Patienten der epiduralen Gruppe festgestellt (CAMPOY et al. 2012). In einer retrospektiven Studie von VETTORATO et al. wurde hingegen bei nur 7,8 % aller Hunde mit peripheren Nervenblock eine Hypotension gesehen (VETTORATO et al. 2012). Dieses Ergebnis liegt nicht höher als das Risiko für Hypotension während alleiniger Allgemeinanästhesie (GAYNOR et al. 1999). Hier ist anzumerken, dass in der vorliegenden Untersuchung lediglich Tiere der ASA-Stufen I und II eingeschlossen wurden. Bei diesen Hunden blieben die Blutdruckwerte trotz eines deutlichen Gruppenunterschiedes innerhalb klinisch tolerierbarer Bereiche. Außerdem konnte das Auftreten von Hypotension immer schnell und erfolgreich therapiert werden. Es könnte sich ein Vorteil für die lokale Nervenblocktechnik bei kritischen, hypotensiven oder hypovolämischen Patienten ergeben.

Die Messung des mittleren arteriellen Blutdruckes wurde oszillometrisch mittels PetMap, eines für den Hund validierten und als zuverlässig beschriebenen Gerätes, vorgenommen (SAWYER et al. 2004; HABERMAN et al. 2006). Im direkten Vergleich zur invasiven Blutdruckmessung unterschätzte diese Methode in einer Studie von

HABERMAN et al., bei der der Blutdruck an der Schwanzwurzel von wachen Patienten gemessen wurde, sowohl den systolischen als auch den mittleren und diastolischen Blutdruck, vor allem in höheren Blutdruckbereichen (HABERMAN et al.

2006). Eine andere Untersuchung an anästhesierten Hunden beschrieb eine Überschätzung um 4 mmHg des systolischen Blutdruckes bei Messungen unterhalb von 80 mmHg sowie eine Unterschätzung von 18 und 23 mmHg innerhalb normotensiver oder höherer Bereiche (SAWYER et al. 2004). Hier wurden die Manschetten sowohl am Metatarsus als auch am Metacarpus angebracht. Eine Beeinflussung durch unterschiedliche Manschettenlokalisationen während der Messung ist möglich. Auch in der vorliegenden Studie ist eine geringgradige Über- oder Unterschätzung bei der indirekten Blutdruckmessung nicht auszuschließen, jedoch entspricht die oszillometrischen Messung mittels PetMap für die Einschätzung hypotensiver Bereiche nahezu einer invasiven Messung. Auffallend ist, dass nach Einleitung der Allgemeinanästhesie innerhalb beider Gruppen ein Abfall des mittleren arteriellen Blutdruckes bis auf Werte zwischen 80 und 90 mmHg auftrat. Die Ursache ist eine Folge der innerhalb des Anästhesieprotokolls angewendeten Medikamente (STEFFEY u. HOWLAND 1977). Acepromazin und Isofluran führen zu einer Vasodilatation, während Propofol dosisabhängig ein vermindertes Herzauswurfvolumen, erniedrigte Herzfrequenz und Vasodilatation verursachen kann (GOODCHILD u. SERRAO 1989). Im weiteren Verlauf ist 45 Minuten nach Anästhesieinduktion im Mittel ein geringgradiger Anstieg des Blutdruckes bei beiden Gruppen zu verzeichnen, was als sympathische Reaktion auf den einsetzenden chirurgischen Stimulus interpretiert werden kann.

Es ergaben sich weiterhin ähnliche Ansprüche zwischen den Gruppen hinsichtlich des Bedarfs an hämodynamischer Unterstützung in Form von Flüssigkeitsboli, Zugabe von HES, anticholinergischer oder inotroper Medikamente. In jedem Fall konnte ein Blutdruckabfall mittels Flüssigkeitstherapie und Regulierung der Isoflurankonzentration behoben werden. In keinem Fall musste ein Vasopressor eingesetzt werden.

Schließlich stieg der Blutdruck aller Tiere nach Extubation wieder an, bis er nach ca.

sechs bis zwölf Stunden die Ausgangswerte erreicht. Die Ursachen dieser langandauernden Auswirkung auf den Blutdruck sind sowohl in der Restwirkung des Acepromazins als auch in der lokalen Anästhesie begründet. Des Weiteren erwachten die Hunde unter Klinikbedingungen auf einer abgedunkelten Station in strikter Ruhe. Unter diesen Umständen ist häufig eine längere Ruhe- oder Schlafphase mit reduziertem Sympathikotonus zu beobachten.

Durch den Anästhetikum-sparenden Effekt der Lokalanästhesietechniken beider Gruppen könnte insgesamt eine stabilisierende Wirkung auf den intraoperativen Blutdruck erreicht worden sein. Innerhalb der Gruppe EPI ist eine größere Reduktion des Verbrauches an Inhalationsanästhetikum festzustellen. So wurde inGruppe EPI bei 0,93 Vol.-% endexspiratorische Isoflurankonzentration eine ausreichende Anästhesietiefe für den orthopädischen Eingriff erreicht, in Gruppe LA lag dieser im Mittel bei 0,95 Vol.-%. Klinisch ist diese Differenz jedoch bedeutungslos. Beide Werte liegen deutlich unter der für den Hund beschriebenen MAC von 1,28 Vol.-%

(STEFFEY u. HOWLAND 1977). Andere Untersuchungen, die ebenfalls lokale Nervenblöcke einsetzten, konnten ähnliche Resultate erzielen. Eine Studie von PORTELA et al. ergab vergleichbare Ergebnisse mit im Mittel 1,0 Vol.-%

endexspiratorischem Isofluran bei Erprobung des Femoralisblocks während orthopädischer Eingriffe (PORTELA et al. 2013). Die Hunde wurden dabei mit 0,01 mg/kg Acepromazin prämediziert. Der MAC-sparende Effekt von Acepromazin ist in vorhergehenden Studien untersucht und bestätigt worden (BOYD et al. 1991).

Dennoch ist innerhalb der Studie nicht davon auszugehen, dass die sympathische Stressantwort auf die chirurgischen Interventionen durch Acepromazin verhindert wurde, besonders da es keine direkte analgetische Wirkung vermittelt. In der Kleintiermedizin werden lokale regionale Anästhesien meistens mit der Verabreichung von Opioiden als Prämedikation kombiniert, um ein multimodales

Dennoch ist innerhalb der Studie nicht davon auszugehen, dass die sympathische Stressantwort auf die chirurgischen Interventionen durch Acepromazin verhindert wurde, besonders da es keine direkte analgetische Wirkung vermittelt. In der Kleintiermedizin werden lokale regionale Anästhesien meistens mit der Verabreichung von Opioiden als Prämedikation kombiniert, um ein multimodales