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Kalkfelsen mit Felsspaltvegetation [8210]

3  Ausstattung und Zustand des Natura 2000-Gebiets

3.2  FFH-Lebensräume

3.2.11  Kalkfelsen mit Felsspaltvegetation [8210]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Kalkfelsen mit Felsspaltvegetation

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 39 76 16 131

Fläche [ha] 5,82 11,15 0,92 17,89

Anteil Bewertung vom LRT [%] 5,16 76,14 18,70 100 Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] 0,12 0,24 0,02 0,38

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

Die größten Felsen finden sich innerhalb des Waldes (zu den Felsen um Oberkochen siehe auch BANTEL 2002, Internet). Außerhalb bleiben die Felsen meist klein und werden in der Regel nur bis wenige Meter hoch. Dennoch sind sie z.T. stark zerklüftet. Die Felsspaltenve-getation bleibt außerhalb des Waldes immer fragmentarisch. Oft finden sich, neben Moosen und Flechten, nur wenige Farn-Pflanzen. Bei den größten Felsen außerhalb des Waldes handelt es sich teils um Abbauwände aufgelassener Steinbrüche. Diese zeichnen sich

über-durchschnittlich - C. Festzuhalten bleibt, dass nicht alle Abbauwände im Gebiet Felsspalten-vegetation tragen.

Auch die Habitatstrukturen dieses Lebensraumtyps sind meist nur durchschnittlich - C, z.T.

aber nur deshalb, weil die Felslebensräume sehr klein sind. Bei rund 40 % der Felsen wur-den, bezogen auf die Fläche, keine Beeinträchtigungen festgestellt - Erhaltungsstufe A. In Bezug auf die Beeinträchtigungen (C) nur durchschnittlich sind weitere rund 40 % der Fels-fläche. Eine wesentliche Beeinträchtigung sind starke Beschattung bzw. Gehölzaufwuchs.

Auch bei inzwischen wieder freigestellten Felsen kann es eine längere Zeit in Anspruch nehmen, bis sich eine den veränderten Lichtverhältnissen angepasste Vegetation entwickelt hat. Hier halten sich über eine längere Zeit Stör- bzw. Nährstoffzeiger. Beeinträchtigungen bestehen auch in Trittbelastungen.

Dieser Lebensraumtyp ist im Wald sehr zahlreich vertreten. Er umfasst Einzelfelsen, Fels-wände und Felsformationen. Eine Fels- und Felsspaltenvegetation (Moose, Flechten, Farne) ist häufig vorhanden, jedoch in unterschiedlicher Deckung und Artenzahl. Auf größeren mehr oder weniger aus dem Kronendach herausragenden Felsen ist das Arteninventar üppig und artenreich vorhanden. Je nach Exposition und Lichteinfall kommen Farne wie Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis), Schwarzstieliger Strichfarn (Asplenium trichomanes) und Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) vor. Auf den Felsköpfen finden sich meist wärmelie-bende Pflanzen, wie z.B. Blaugras (Sesleria albicans). Auf kleineren Waldfelsen sind aber häufig nur Moose und Flechten anzutreffen. An Felswänden in ehemaligen Steinbrüchen ist selbst diese Vegetation oft nur in Ansätzen vorhanden. Störzeiger sind allerdings auch re-gelmäßig vorhanden, zum einen teils reichlich Eutrophierungszeiger (Kletten-Labkraut, Knoblauchsrauke) durch Nährstoffeinträge. Teilweise führt aber auch Sukzessionsbewuchs direkt vor einer Felswand bzw. in der Felswand (bei ehemaligen Abbauwänden) zur Abwer-tung.

Das Arteninventar wird daher für die Felsen innerhalb des Waldverbandes in den meisten Erfassungseinheiten mit gut bewertet - B.

Die Größe der Felsen im Wald ist unterschiedlich, sie reicht von wenigen Metern bis zu über 30 m bei einzelnen Felsen, z.B. dem Herwartstein. Es handelt sich ausschließlich um Auf-schlüsse des Weißjura. Die meisten Felsen liegen allerdings aufgrund ihrer geringen Größe oft vollständig im Waldschatten und sind nur temporär nach Freistellung oder Verjüngung des umgebenden Waldes besonnt. Daher und aufgrund der häufig nur geringen Dimensio-nen ist die Ausprägung der lebensraumtypischen Vegetationsstruktur naturgemäß nur einge-schränkt vorhanden. Die Habitatstrukturen werden in diesen Fällen mit gut (B) bewertet. Nur große, reich strukturierte Felsen sind in einem hervorragenden Zustand.

Beeinträchtigungen liegen in den Felsen im Wald überwiegend nicht vor - A. Nur die markan-ten, teils touristisch erschlossenen Felsen oder bekletterten Felsen wie Rotstein, Schmie-denstein und die beiden Herwartsteinfelsen weisen Beeinträchtigungen wie Verschmutzun-gen durch Müll oder Feuerstellen sowie TrittbelastunVerschmutzun-gen auf. Festgestellt wurde auch die gezielte Entfernung von Felsvegetation durch einen Kletterer. An mindestens einer Stelle (Herwartstein) wurde ein starkes Überwachsen mit Efeu (Hedera helix) festgestellt.

Verbreitung im Gebiet

Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation kommen an den Hängen des FFH-Gebiets in unter-schiedlicher Verteilung vor. Bei den Flächenangaben des Waldmoduls handelt es sich, be-dingt durch den Kartiermaßstab 1 : 10.000, nur um sehr ungenaue Schätzwerte.

Der Lebensraumtyp kommt im Wald im FFH- Gebiet in fast 120 Erfassungseinheiten vor.

Schwerpunkt der Verbreitung ist der Albtrauf bei Oberkochen.

Kennzeichnende Pflanzenarten

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Die nur stark fragmentarisch ausgebildete Felsspalten-Vegetation außerhalb des Waldes wird im Gebiet oft nur durch eine Farn-Art charakterisiert. Gefunden wurden Mauerraute (Asplenium ruta-muraria), Schwarzstieliger Strichfarn (Asplenium tricho-manes) und lokal auch Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis). Hinzu kom-men Moos- und Flechtenarten.

Für die Felsen im Wald sind typisch: Kalk-Blaugras (Sesleria albicans), Mauerraute (Asplenium ruta-muraria), Rasen-Steinbrech (Saxifraga rosacea, RL3), Schwarzstieli-ger Strichfarn (Asplenium trichomanes), unbestimmte Flechten (Lichenes), unbe-stimmte Moose (Bryophyta), Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis), lokal Gewöhnlicher Tüpfelfarn (Polypodium vulgare).

LRT abbauende/beeinträchtigende Arten

Zahlreiche Baum- und Straucharten aus Sukzession sowie Ruderalarten oder Neo-phyten sind auf/an den Felsen zu finden. Hierzu zählen: Douglasie (Pseudotsuga menziesii), Vogel-Kirsche (Prunus avium), Sal-Weide (Salix caprea), Espe (Populus tremula), Vogelbeere (Sorbus aucuparia), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Trauben-Holunder (Sambucus racemosa), Behaartes Johanniskraut (Hypericum hir-sutum), Efeu (Hedera helix), Acker-Hornkraut (Cerastium arvense), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Acker-Winde (Convolvulus arvensis), Kanadische Goldrute (Soli-dago canadensis), Wald-Weidenröschen (Epilobium angustifolium), Tollkirsche (Atro-pa bella-donna), Ruprechtskraut (Geranium robertianum), Roter Fingerhut (Digitalis purpurea), Rainfarn (Tanacetum vulgare), Orientalisches Zackenschötchen (Bunias orientalis), Kriechender Günsel (Ajuga reptans), Brombeere (Rubus sectio Rubus), Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus), Wollköpfige Kratzdistel (Cirsium erio-phorum), Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera), Himbeere (Rubus idaeus), Efeu (Hedera helix), Große Brennnessel (Urtica dioica), Gewöhnliches Klebkraut (Ga-lium aparine), Gewöhnliches Bitterkraut (Picris hieracioides), Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba), Gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium vulgare), Knoblauchsrauke (Allia-ria petiolata), Mauer-Zimbelkraut (Cymbala(Allia-ria muralis).

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Entsprechende Arten wurden außerhalb des Waldes nicht festgestellt.

Der Rasen-Steinbrech (Saxifraga rosacea, RL3) kommt nur an Felsen im Wald vor.

An zwei im Wald gelegenen Felsen wächst die Alpen-Gänsekresse (Arabis alpina, RL2). Sie hat hier ihre einzigen Vorkommen auf der Ostalb, die nächsten Vorkommen finden sich auf der Südwestalb. Aufgrund ihres hohen Gefährdungsgrades und weil Baden-Württemberg eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Art trägt, werden die Populationen im Rahmen des Artenschutzprogramms betreut.

An Tierarten zu nennen sind hier unter anderem Wanderfalke (Falco peregrinus).

Dohle (Corvus monedula, RL3), Kolkrabe (Corvus corax), Uhu (Bubo bubo) und Turmfalke (Falco tinnunculus, RLV). Felsspalten dienen z.T. als Winterquartiere von Fledermäusen.

Bewertung auf Gebietsebene

Für die Felsen außerhalb des Waldes ergibt sich nur eine durchschnittliche Bewertung -

Er-Der Erhaltungszustand des Lebensraumtyps im Wald ist überwiegend gut - Erhaltungszu-stand B. Ein Drittel der Erfassungseinheiten im Wald wird mit „hervorragend“ bewertet. Aktu-elle Beeinträchtigungen sind vorhanden, wirken sich aber nur bei einzelnen markanten Fel-sen abwertend auf den Erhaltungszustand aus. Vielmehr ist der gute Erhaltungszustand der meist sehr kleinflächigen Waldfelsen natürlich bedingt. Dies begrenzt auch die Entwicklungs-fähigkeit ihres Erhaltungszustands.

Auf der Basis der vorliegenden Datengrundlage ergibt sich auch für das Gesamtgebiet ein guter Erhaltungszustand - B, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Felsen im Wald, bedingt durch einen anderen Kartiermaßstab (1 : 10.000) nicht selten überzeichnet sind.