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K AUSALITÄTSVERSTÄNDNIS ,  DAS  V ERFAHREN DER

K

OVARIANZSTRUKTURANALYSE UND 

A

USWAHL DES 

S

CHÄTZVERFAHRENS

 

Diese Struktur der Hypothesen stellt hohe Anforderungen an die Schätzung  und Testung des Modells: Es gibt eine Vielzahl von Einflussfaktoren, diese  sind durch Wechselwirkungen miteinander verbunden und schließlich sind  die Variablen latent, also nicht direkt beobachtbar. Angesichts dieser  umfangreichen Anforderungen bietet sich die Kovarianzstrukturanalyse als  Analyseverfahren an. Die Bezeichnung ‚Kovarianzstrukturanalyse’ wird von  HILDEBRANDT und HOMBURG (1998, S. 17) als präziseste Bezeichnung für  dieses statistische Verfahren favorisiert. In der Literatur werden synonym für  die Bezeichnung ‚Kovarianzstrukturanalyse’ auch die Begriffe 

‚Strukturgleichungsmethodologie’, ‚SEM’ (Structural Equation Modeling)  oder ‚Kausalanalyse’ verwendet. Besonders der Begriff ‚Kausalanalyse’ 

erfreut sich besonderer Beliebtheit, doch bietet dieser ein erhebliches  Potential für Missverständnisse und ist deshalb recht problematisch. So zeigt  auch zum Beispiel die Metaanalyse von HOMBURG/ BAUMGARTNER (1995),  dass weitreichende Defizite bei der Anwendung sowie Fehleinschätzungen  des Verfahrens bestehen.  

Sicherlich sind die Analysemöglichkeiten der Kovarianzstrukturanalyse  deutlich umfangreicher als bei vielen anderen statistischen Verfahren, so z. 

B. durch die Prüfung komplexer Netzwerke von Hypothesen oder durch die  Trennung in der wissenschaftlichen Argumentation zwischen der 

empirischen Sprache (Ebene der Beobachtungsvariablen, d.h. Items) und der  theoretischen Sprache (Ebene der Konstrukte) (vgl. hierzu auch BAGOZZI  1984). HOMBURG (1995) und FORNELL (1982) ordnen daher die 

Kovarianzstrukturanalyse in eine Gruppe von Methoden ein, die sie als 

‚multivariate Verfahren der zweiten Generation’ bezeichnen. In Anlehnung  an REINECKE 2005, S. 12f. lassen sich vier Bedingungen für eine Kausalität bei  der Kovarianzstrukturanalyse anführen:  

Eine theoretische Begründung, welche auf theoretisch abgeleiteten  Hypothesen beruht. 

Ein empirischer Zusammenhang in dem Sinne, dass im Falle eines  kausalen Zusammenhangs auch dann ein empirischer 

Zusammenhang bestehen muss. 

Eine zeitliche Asymmetrie, in dem Sinne, dass die Ursache (Variable  X) zeitlich vor der Wirkung (Variable Y) liegen muss. Diese 

Anforderung kann im Rahmen dieser Arbeit nicht erfüllt werden, da  Querschnittsdaten analysiert werden. Die Befragung wurde nur zu  einem Zeitpunkt durchgeführt.  

Drittvariableneinflüsse ausgeschlossen werden können.  

Trotzdem kann natürlich auch die Kovarianzstrukturanalyse nicht die  Grundprinzipien der wissenschaftlichen Erkenntnisfindung außer Kraft  setzen. Ein Modell kann auch bei einer Kovarianzstrukturanalyse nicht durch  die zugrunde liegenden Daten bestätigt werden. Ein Modell kann lediglich  aufgrund statistischer Zusammenhänge nicht zurückgewiesen werden. Somit  kann auch die Kovarianzstrukturanalyse nicht Kausalität nachweisen. Trotz  einer deutlich höheren Leistungsfähigkeit als viele Verfahren der bi‐ und  multivariaten Statistik, beruhen kausale Schlussfolgerungen auch in der  Kovarianzstrukturanalyse letztendlich auf Kriterien, die außerhalb der  Datenanalyse liegen (HILDEBRANDT und HOMBURG, 1998, S. 42).  

Die beiden grundlegenden Vorteile einer Kovarianzstrukturanalyse – die  Prüfung von direkt sowie indirekt miteinander verbundenen Variablen als  auch die Trennung von empirischer Sprache und theoretischen Sprache –  werden durch die übliche Unterteilung von Modellen der 

Kovarianzstrukturanalyse in ein Strukturmodell, in ein Messmodell der  latenten exogenen Variablen und in ein Messmodell der latenten endogenen  Variablen deutlich.16 Diese Unterscheidung wird bei der späteren 

Erläuterung der Schätzergebnisse wieder aufgegriffen.  

Neben der Aufstellung des Gesamtmodells durch das Strukturmodell, also  die Ableitung der Hypothesen in Kapitel VII.B sowie der Messmodelle, also  die Operationalisierung der latenten Variablen in Kapitel VII.C, soll nun noch  die Wahl eines geeigneten Schätzverfahrens diskutiert werden.  

         

16 Endogene Variablen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass diese Variablen innerhalb des 

Modells erklärt werden, wohingegen exogene Variablen nicht innerhalb des Modells erklärt  werden, sondern von außen stammende Variablen sind, die die endogenen Variablen  erklären. 

Die Wahl eines geeigneten Schätzverfahrens ist wichtig, da durch das  Schätzverfahren die Schätzer wie auch die Güte der Anpassung des Modells  mit abhängen.  

Das ADF‐Schätzverfahren bietet zwar besondere Vorteile, da es keiner Multi‐

Normalverteilung bedarf und trotzdem eine Reihe von Inferenzstatistiken  (x2) berechnet werden können. Allerdings weicht die Anzahl der 

erforderlichen gültigen Fälle der eigenen Erhebung mit 93 Fällen so deutlich  von der erforderlichen Stichprobengröße ab, dass dieses Verfahren von den  weiteren Betrachtungen ausgeschlossen werden kann. Auch bei den anderen  Schätzverfahren wird die eigentlich geforderte Anzahl von 100 Fällen nicht  erreicht, allerdings nur vergleichsweise knapp unterschritten. Das Maximum  Likelihood‐Schätzverfahren bietet die präzisesten Schätzer (BACKHAUS et. al. 

2006). Allerdings ist die Annahme einer Multinormalverteilung bei der  Stichprobengröße von 93 Fällen fraglich. Es kann also kein Schätzverfahren  eindeutig favorisiert werden. In Anlehnung an ARBUCKLEs (2007, S. 313ff.)  Vorschlag wurde versucht mit Hilfe der Bootstrap‐Technik ein geeignetes  Schätzverfahren auszuwählen. Bei der Bootstrap‐Technik handelt es sich um  eine Methode des Resamplings, es wird also eine Vielzahl von Stichproben  aus einer Ausgangsstichprobe gezogen. Ziel der Bootstrap‐Technik ist es,  Vorstellungen über die Variabilität von Ergebnissen zu bestimmen, auch  wenn die Art der Verteilung unbekannt ist, z.B. wenn die Stichprobe nicht  normalverteilt ist. Bei der Bootstrap‐Technik werden zufällige Stichproben  mit Zurücklegen gezogen. Die beabsichtigten Berechnungen werden für jede  Stichprobe durchgeführt und anschließend i.d.R. der zu prüfende Kennwert  und die Varianz dieses Kennwerts über alle Stichproben bestimmt 

(BORTZ 2005, S. 132ff.). 

Es wurden jeweils 500 neue Stichproben aus der eigenen Stichprobe  gezogen, wobei die unterschiedlichen Distanzen zum FuE‐

Kooperationspartner als drei unterschiedliche Stichproben gewertet wurden. 

Für jede Stichprobe wurde das Modell mit Hilfe aller aufgeführten 

Schätzverfahren geschätzt. Als Ergebnis dieses Vorgehen kann festgehalten  werden, dass die Schätzverfahren ULS und GLS die Diskrepanz 

außerordentlich schlecht minimierten und bei der Betrachtung möglicher  Schätzverfahren nicht weiter berücksichtigt werden. Zwischen ML und SLS  konnte keine klare Entscheidung getroffen werden. Daher wurde das  weniger anspruchsvolle SLS‐Verfahren für die weiteren Berechnungen  genutzt und auf die Inferenzstatistiken (x2) verzichtet. Allerdings wird das  ML‐Verfahren zusätzlich zum SLS‐Schätzverfahren noch in Kapitel VIII.D  genutzt, um evtl. abweichende Schätzergebnisse berücksichtigen zu können.  

C. D

ER 

E

INFLUSS DER 

E

NTFERNUNG IM 

V

ERGLEICH VON DREI