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5.3 Eisenstatus der Kälber

5.3.2 Körpermassenentwicklung der Kälber

Das Geburtsgewicht der Kälber der Kontroll- und der Versuchsgruppe unterschied sich nicht signifikant (p=0,720). Demnach hat die Gabe des Eisenpräparates bei den Mutterkühen sich nicht auf das Geburtsgewicht der Kälber ausgewirkt. Auch die Tageszunahmen unterschieden sich zwischen den Kälbern beider Gruppen nicht signifikant (p=0,582). Die Ausgangshypothese der Studie war, dass eine verbesserte Eisenversorgung bei der Geburt die Saugaktivität der Kälber verstärken könnte, da Eisen an der Synthese von Dopamin und Noradrenalin beteiligt ist und diese als Neurotransmitter die Futteraufnahme beeinflussen (AST et al. 1989). Diese These hat sich in dieser Untersuchung nicht bestätigt. In der Arbeit von WAIDELICH (2007)

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war das Geburtsgewicht der Kälber der Kontroll- und der Versuchsgruppe ebenfalls nicht signifikant unterschiedlich, obwohl die Versuchskühe während der gesamten Trockenstehzeit über eine Eisensupplementation von 0,62 g Eisen zusätzlich zu der normalen Ration täglich erhielten. In der Studie von WAIDELICH (2007) zeigte sich jedoch, dass die weiblichen Kälber der Versuchsgruppe signifikant höhere Tageszunahmen als die weiblichen Kälber der Kontrollgruppe aufwiesen, was der Autor einer besseren Eisenausstattung der Versuchskälber bei der Geburt zuschrieb.

Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung kam HONAL (2003), die einer Gruppe von 40 Sauen täglich 0,5 bis 0,75 g Eisen in Form von Aminosäure-Chelaten beginnend 14 Tage vor der Geburt bis zum Ferkeln verabreichte. Die Ferkel der supplementierten Sauen wiesen eine um 8,5% höhere Tageszunahme auf als die Ferkel der Kontrollgruppe, deren Mütter kein Eisen erhalten hatten. BÜNGER et al. (1987) stellten fest, dass sich durch eine orale Eisensubstitution der Anteil der Kälber verringerte, die eine erkrankungsbedingte Wachstumsminderung aufwiesen. Da sich die Tageszunahmen bzw. die Körpermassenentwicklung zwischen Kälbern der Kontroll- und der Versuchsgruppe in der eigenen Untersuchung letztlich nicht signifikant unterschieden, konnte diese Feststellung nicht bestätigt werden.

5.3.3 Gesundheitsstatus der Kälber

Wie eingangs erwähnt war ein großes Problem im Hinblick auf den Gesundheitsstatus der Kälber das massive Vorkommen von BVD- Virämikern. Fünf von 56 geborenen Kälbern (8,9%) wurden als persistent infiziert eingestuft.

Zusätzlich war der Infektionsdruck durch die versäumte Mutterschutzimpfung der gesamten Kuhherde sehr groß. Erschwerend kam der Winter 2009/2010 hinzu, so dass sich zum einen die tiefen Temperaturen als auch die durch den Frost zum Teil unmöglich gewordenen Hygienemaßnahmen (z.B. Ausspritzen der Iglus mit einem Hochdruckreiniger) negativ auf die Gesundheit der Kälber auswirkten.

Somit erklärt sich der hohe Anteil an Kälbern, die innerhalb der ersten 15 Lebenstage aufgrund einer Erkrankung antibiotisch behandelt werden mussten. Das betraf 68%

der Versuchskälber und 69,6% der Kontrollkälber.

Da Eisen an vielen physiologischen Funktionen des Immunsystems beteiligt ist, kann ein Eisenmangel zu einer erhöhten Infektionsanfälligkeit führen (BÜNGER et al.

1987; BOSTEDT et al. 1990; GYGAX et al. 1993; STAUFENBIEL 2006). Ein wichtiger Grundgedanke der vorliegenden Arbeit war, durch die zusätzliche Eisengabe der Kuh in der Trockenstehphase positive Effekte auf die Vitalität des Kalbes und auf die Prävalenz von Enteritiden und Bronchitiden zu erzielen. Dass zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich der notwendigen Behandlung mit Antibiotika kein Unterschied bestand, ist schon ein erster Hinweis darauf, dass die zusätzliche Eisengabe in der Trockenstehzeit keinen Einfluss auf die Kälbergesundheit hatte. Bei Betrachtung der hämatologischen Ergebnisse der Kälber wird deutlich, dass der Eisenstatus der Kälber durch die Eisensupplementation der Kuh in der Trockenstehphase nicht verbessert werden konnte (Kapitel 5.3.4). Eine Schlussfolgerung daraus ist, dass auch der Gesundheitsstatus der Kälber durch diese zusätzliche Eisengabe nicht nennenswert positiv beeinflusst werden kann. Dies bestätigen die Ergebnisse der vorliegenden Studie. 14 der 25 Versuchskälber und 15 der 24 Kontrollkälber erkrankten innerhalb der ersten 15 Lebenstage an einer Enteritis. Dieses Ergebnis ist im Vergleich nahezu identisch, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Kotkonsistenz rein visuell beurteilt wurde. Auch in der statistischen Auswertung war die Anzahl der Durchfalltage im Vergleich der beiden Gruppen nicht unterschiedlich (p=0,739). Ähnlich verhielt es sich mit der Körpertemperatur, die stichprobenartig erfasst wurde. Dabei waren in der Gruppe der Versuchskälber sechs Messergebnisse und in der Gruppe der Kontrollkälber fünf Messergebnisse als febril einzustufen. 19 der durchgeführten Temperaturmessungen der Versuchskälber waren als subfebril einzuschätzen. Bei den Kontrollkälbern betraf das 18 Messungen. Auch diese Ergebnisse gilt es kritisch zu betrachten, da viele von den Kälbern antibiotisch und/oder mit nichtsteroidalen Antiphlogistika vorbehandelt oder in Behandlung waren, so dass ein Vergleich der Werte an Aussagekraft verliert.

Zu gegensätzlichen Ergebnissen kamen einige Autoren, die Kälbern Eisen parenteral oder oral verabreicht haben. BOSTEDT (2000) konnte in einer Studie einen Zusammenhang zwischen der Krankheitsinzidenz und einer durchgeführten parenteralen Eisenapplikation nachweisen. BÜNGER et al. (1987) erhöhten mit einer oralen Eisensubstitution den Anteil von gesunden Kälbern signifikant. Der Unterschied dieser beiden Untersuchungen zur vorliegenden Arbeit besteht primär

darin, dass die Kälber direkt eine zusätzliche Eisengabe erhielten. Diese wurde je nach Versuchsaufbau oral oder parenteral verabreicht und es sollte nicht über die Supplementierung von Eisen bei der Mutterkuh ein Effekt für das Kalb erzielt werden.

In der vorliegenden Studie ist an den hämatologischen Untersuchungsergebnissen der Kälber deutlich geworden, dass das Eisen, welches den Kühen zusätzlich oral verabreicht wurde, anscheinend nicht transplazentär auf das Kalb übertragen worden ist. Daher konnten die Blutparameter und der Fe-Gehalt im Serum der Kälber der Versuchsgruppe im Vergleich zu den Kälbern der Kontrollgruppe nicht angehoben werden. Somit wurde der den Kälbern zur Verfügung stehende Eisenpool nicht vergrößert und positive Effekte auf die Kälbergesundheit waren nicht nachzuweisen.

Selbst einige Autoren, die den Kälbern parenteral Eisen injizierten, konnten keinen Effekt auf neonatale Erkrankungen und die Frequenz von notwendigen Behandlungen feststellen (HEIDARPOUR BAMI et al. 2008). Daraus lässt sich schließen, dass eine Eisenergänzung nicht zwangsläufig positive Auswirkungen auf den Gesundheitszustand eines Kalbes hat. Dies scheint von mehreren Faktoren abhängig zu sein, wie z.B. von der Ausgangslage des Organismus. Ausgehend davon, dass circa 20% der neugeborenen Kälber einen Serumeisenwert <18 μmol/l aufweisen, d.h. an einer larvierten Eisenmangelanämie leiden (BOSTEDT et al.

1990; BOSTEDT et al. 2000) und von diesen 20% alle Kälber an Entwicklungsstörungen oder vorrübergehenden neonatalen Infektionen erkranken (BOSTEDT et al. 1990), scheint bei diesen Kälbern eine Supplementation von Eisen notwendig. Eine intramuskuläre Eiseninjektion von 1000 bis 1500 mg Eisendextran führte in einer Studie von BOSTEDT et al. (2000) zu nachhaltig verbesserten Fe-Gehalten im Serum und Hämoglobinwerten sowie zu einer Verbesserung des Gesundheitsstatus. Sechs von 10 Kontrollkälbern (60%) konnten ohne Probleme aufgezogen werden, während dies bei 29 von 39 (74,4%) Versuchskälbern der Fall war. Durch die ungleiche Gruppengröße ist diese Auswirkung auf den Gesundheitsstatus möglicherweise nur als Tendenz zu werten.

KUNZ et al. (2007)2 untersuchten die Effekte einer oralen Eisengabe von 10 g Eisen täglich an Kälber auf die Tageszunahme und die Kälbergesundheit, wobei der Milchaustauscher, der sowohl in der Versuchs- als auch der Kontrollgruppe verfüttert wurde, 100 mg Eisen/kg uS enthielt. Es bestand kein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit des Auftretens einer neonatalen Diarrhoe zwischen beiden Gruppen. Das Ausbleiben eines Effektes erklärten die Autoren mit einem sehr hohen Infektionsdruck, der alle positiven Auswirkungen der Eisengabe unterdrückt haben soll.