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2 Literaturübersicht

2.11 Effekte zusätzlicher Eisengaben

2.11.1 Effekte zusätzlicher Eisengaben auf den Körpermassezuwachs und auf die Gesundheit von Kälbern

Durch die Eisenmangelsituation kann es zu einer verminderten Bildung des Wachstumshormons GH kommen, was mit geringeren Zunahmen bei anämischen Kälbern einhergehen kann (CEPPI u. BLUM 1994).

In einer Untersuchung von BÜNGER et al. (1986) führte eine orale Eisensubstitution zu einem geringeren Anteil an Kälbern, die eine erkrankungsbedingte Wachstumsminderung aufwiesen.

STEINHARDT und THIELSCHER (2004) beobachteten eine geringere Wachstumsrate bei Kälbern, die einen Hämoglobinwert von unter 8,4 g/dl aufwiesen.

VÖLKER und ROTERMUND (2000) konnten in ihren Experimenten nachweisen, dass es nach einem gezielten Einsatz von oral zu verabreichenden Eisenpräparaten zu signifikant höheren Tageszunahmen kommt. Die Kälber der Versuchsgruppe erhielten die Eisensubstitution vom ersten Lebenstag an. Durch diese Vorgehensweise wurde der Zeitraum der „neonatalen larvierten Anämie“

berücksichtigt und dem Eisenmangel konnte gut vorgebeugt werden.

Eine Studie von BOSTEDT et al. (2000) zeigte, dass Kälber, die eine Eisenergänzung erhielten, leicht höhere Zunahmen gegenüber der Kontrollgruppe aufwiesen. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch HEIDARPOUR BAMI et al. (2008) sowie MOHRI et al. (2009).

Durch die mangelhafte Oxygenierung der Gewebe im Eisenmangelzustand kann das genetisch angelegte Wachstumspotential nicht vollständig ausgeschöpft werden (BOSTEDT 2010).

Eisen wird für die Synthese der Enzyme Dopamin und Noradrenalin benötigt, die als Transmitter die Nervenzellen für die Aufnahme von Futter innervieren und deshalb

die Saugaktivität verstärken. Dieses Phänomen untersuchten AST et al. (1989) in einer Studie mit Sauen und ihren Ferkeln.

Wie bereits erwähnt ist Eisen an der physiologischen Funktion des Immunsystems beteiligt (Kapitel 2.1), so dass humorale und lokale Abwehrmechanismen in der Fe-Mangelsituation das Kalb nur unzureichend vor neonatalen Krankheiten schützen können. Die Folge ist eine erhöhte Infektionsanfälligkeit (BÜNGER et al. 1987;

BOSTEDT et al. 1990; GYGAX et al. 1993; STAUFENBIEL 2006).

In einer Untersuchung von BOSTEDT et al. (2000) zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Krankheitsinzidenz und einer durchgeführten parenteralen Eisenapplikation. In der Kontrollgruppe erkrankten 40% der Kälber innerhalb der ersten sechs Lebenswochen, in der Kälbergruppe, die eine Eisenergänzung erhalten hatte, nur 25,6% der Tiere.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen auch BÜNGER et al. (1987). In deren Studie führte eine orale Eisensubstitution mit Eisendextran bzw. Eisentartrat in zwei Versuchsserien mit je 30 bis 41 Kälbern zu einer signifikanten Erhöhung des Anteils von gesunden Tieren. In einer weiteren Versuchsserie wurde ein tendenziell milderer Erkrankungsverlauf bei Pneumonien beobachtet.

Zu gegensätzlichen Ergebnissen kamen HEIDARPOUR BAMI et al. (2008). In deren Untersuchungen hatte eine einmalige parenterale Eisenergänzung von 1000 mg Eisendextran pro Tier keinen Effekt auf neonatale Erkrankungen und die Frequenz von notwendigen Behandlungen.

2.11.2 Effekte zusätzlicher Eisengaben auf bestimmte Blutparameter

Nachfolgend werden einige Studien dargestellt, in denen versucht wurde, durch orale oder parenterale Eisengaben einer klinischen oder subklinischen Anämie beim Kalb vorzubeugen.

Auf tägliche orale Eisengaben von 200 mg Eisen-III-Dextran oder 300 mg Eisen-II-Tartrat reagierten anämische Kälber in einem Versuch von BÜNGER et al. (1986) mit einer Erhöhung von Hämoglobin, Hämatokrit, MCHC, Serumeisen und der Transferrinsättigung. Es ließ sich beobachten, dass die zusätzlichen Eisenapplikationen die Gesundung der Kälber von der Anämie beschleunigten.

KUME und TANABE (1996) fanden heraus, dass der Hämatokrit- sowie der Hämoglobinwert durch eine tägliche orale Gabe von 40 mg FeSO4 pro Kalb im Zeitraum vom ersten bis zum zehnten Lebenstag im Vergleich zu unbehandelten Kälber ansteigen.

Die bei Kälbern beschriebene angeborene Mangelausstattung mit Eisen kann nach VÖLKER und ROTERMUND (2000) kompensiert werden, wenn den Kälbern vom ersten Lebenstag an bis zur Beendigung der präruminalen Phase täglich 100 mg eines Fe-II-Präparates zugefüttert werden. Durch diese Supplementierung konnten die Autoren die Fe-Gehalte im Serum bei Kälbern der Versuchsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant anheben.

MOHRI et al. stellten 2004 in einer Untersuchung an 40 Kälbern fest, dass die Kälber, die vom ersten bis zum 28. Lebenstag täglich 150 mg FeSO4 erhalten hatten, signifikant höhere Hämatokrit- und Hämoglobinwerte am 14., 21. und 28. Tag aufwiesen. Am 28. Tag war die Erythrozytenzahl im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant erhöht, ebenso wie der Fe-Gehalt im Serum und die Transferrinsättigung am 14., 21. und 28. Tag. Am 28. Tag war der Transferrinwert signifikant zurückgegangen.

Eine Studie von FISCHER et al. (2006) zeigte, dass schon eine einmalige orale Gabe von 1050 mg Eisen-III-Dextran am ersten Lebenstag den Hämoglobinwert signifikant erhöhte. Auch war eine signifikante Zunahme der Erythrozytenzahl zu verzeichnen (FISCHER et al. 2006).

Demgegenüber steht eine Untersuchung von KUNZ et al. (2007)1. Eine Supplementierung von 100 mg Eisen täglich vom zweiten bis zum zwölften Lebenstag konnte keine signifikante Erhöhung der Parameter Hämoglobin und Hämatokrit bewirken. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Kälber der Kontroll- sowie der Versuchsgruppe mit einem Milchaustauscher gefüttert wurden, der bereits 100 mg Fe/kg uS enthielt.

1 KUNZ, H. J., G. VAN TRIERUM, M. KASKE (2007): Effect of oral iron supplementation on weight gain and health status of rearing calves during the first twelve weeks of life, zur Veröffentlichung eingereicht

Auch Versuche hinsichtlich einer parenteralen Injektion von Eisenpräparaten erzielten unterschiedliche Ergebnisse, wie im nachfolgenden dargestellt werden soll.

Schon 1974 erreichte MÖLLERBERG mit drei Eiseninjektionen im Abstand von drei Wochen ab der dritten Lebenswoche nach der ersten Injektion einen signifikanten Anstieg der Eisenkonzentration im Serum von Kälbern. Die Hämoglobinkonzentration und der Hämatokrit stiegen im Verlauf des Versuches ebenfalls an.

BOSTEDT et al. (2000) erreichten mit einer einmaligen intramuskulären Injektion von 1000 mg bzw. 1500 mg Eisendextran innerhalb des ersten Lebenstages eine nachhaltig positive Wirkung auf die Serumeisenkonzentration sowie auf die Hämoglobinkonzentration.

Mit einer Injektion von 1000 mg Eisendextran zwei Tage post natum konnten MOHRI et al. (2009) zwar Verbesserungen der Parameter Hämatokrit, Erythrozytenzahl, Hämoglobin, MCH, MCHC und Serumeisen erzielen, diese waren aber nicht signifikant.