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3.2. Sozialraumorientierung in der Offenen Jugendarbeit

3.2.1. Jugendalter und die Bedeutung von Raum

Noch vor wenigen Jahren können Zielgruppen der Jugendarbeit fast ausschließlich in öffentlichen Räumen angetroffen werden. Heute stehen (halb-)öffentliche Orte, Treffräume und Cliquenorte im Vordergrund. Der Raum kann als Orientierungsraum in Bezug auf die Identitätsfindung angesehen werden. (vgl. Krisch 2009: 8) Der Sozialraum fungiert demnach als Ressource für die Lebensbewältigung der Jugendlichen. (vgl. Krisch 2009:

57f)

Der Handlungsraum von Aneignungsprozessen besetzt bei Kindern und Jugendlichen, aufgrund der Entwicklungsmöglichkeiten, einen besonderen Stellenwert und macht eine Auseinandersetzung mit der sozialräumlichen Herangehensweise erforderlich. (vgl. Wolf 1998a: 13) Die Erweiterung und die Qualität von Erlerntem können sich positiv auf den Erwerb von Kompetenzen und Ressourcen auswirken. Der Sozialraum kann demnach als

25 Handlungsraum verstanden und als wichtiger Aspekt der Jugendphase angesehen werden.

(vgl. Wolf 1998a: 13)

Die „Pädagogik des Jugendraumes“, welche von Böhnisch und Münchmeier 1990 definiert wird, kann heute als Grundlage für das sozialräumliche Konzept der Jugendarbeit unter der Ausrichtung auf die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen dienen. (vgl.

Böhnisch/Münchmeier 1990, zit.n.: Wolf 1998a: 12) Der soziale Nahraum, also das Wissen um die Lebenswelt der Zielgruppe, steht dabei im Zentrum der sozialpädagogischen Konzeption. „Um die Lebenswelt, den Sozialraum zu erkunden, sich Wissen über ihn anzueignen, wurden in den letzten Jahren Methoden und Konzepte entwickelt.“ (Wolf 1998a: 13) Eine detaillierte Auseinandersetzung mit den Methoden, die im Verein Wiener Jugendzentren unter dem Aspekt der Sozialraumorientierung, beziehungsweise der Lebensweltorientierung, zum Einsatz kommen, übersteigt den Rahmen dieser Masterarbeit und erscheint, hinsichtlich empirischer Forschungsergebnisse, nicht zielführend.

Diesbezüglich soll auf die Homepage des Vereins verwiesen werden, welche eine tiefergehende Erklärung der Sozialraumanalyse offeriert. (siehe dazu VJZ 2001)

Seifert sieht in der Jugendarbeit eine gute Möglichkeit Raumangebote zu stellen, deren ständige Präsenz die Vermittlung eines subjektiven Sicherheitsgefühls befürworten. (vgl.

Seifert 1998: 207) Auch Krisch beschäftigt sich in zahlreichen wissenschaftlichen Abhandlungen mit der Bedeutung des Raums für Kinder und Jugendliche, bezugnehmend auf ihre Entwicklung und ihre Abhängigkeit von der Umwelt in unterschiedlichen Bereichen.

(vgl. Krisch 2009: 8)

Der Sozialraum begreift sich in seiner Essenz als sozialgeografisch festgelegter Lebensraum, wie beispielsweise der Bezirk einer Stadt, in dem differenzierte strukturelle Merkmale vorhanden sind. In Bezug auf Offene Jugendarbeit wird darunter der Sozialraum der Einrichtung, also das Gebiet in dem diese verortet ist und welches von Kindern und Jugendlichen aufgesucht wird, verstanden. Durch dieses fast ausschließlich geografische Verständnis gehen subjektbezogene und qualitative Sichtweisen der Jugendarbeit verloren und es erfolgt ein Fokus auf zumeist objektive und quantitative Aspekte Offener Jugendarbeit. (vgl. Deinet 2009: 31)

Der sozialräumliche Blickwinkel innerhalb der Jugendarbeit stellt eine Verbindung von pädagogischem Konzept und sozialräumlichem Umfeld in den Raum. Es handelt sich dabei um Freiräume, Bildungsräume, Erfahrungsräume, Streifräume und Erlebnisräume, welche in der Jugendarbeit einen wichtigen Stellenwert einnehmen. (vgl. Krisch 2009: 7)

26 Die räumliche Verfügbarkeit für Jugendliche beinhaltet Angebote zur Erweiterung der Handlungsräume und bezeichnet soziale Räume - keine geografischen. Die Angebote werden im Lebensumfeld implementiert und auf die Bedürfnisse und Interessen der Kinder und Jugendlichen zugeschnitten. (vgl. Krisch 2009: 7f)

Um die Zielgruppe zu fördern, muss ein Fokus auf die Lebenswelten- und räume und die Entfaltungsmöglichkeiten im Sozialraum erfolgen. Sozialräumliche Methodik ist unablässlich, um den Austausch zwischen JugendarbeiterInnen und der Zielgruppe zu fördern. (vgl. Krisch 2009: 8)

„Aneignung bezeichnet also einmal das wechselseitige Spannungsverhältnis von Kind und sozialräumlicher Umwelt, […] zum anderen verweist der Begriff auf die Perspektive des über die sozialräumliche Umwelt vermittelten sozialen und gesellschaftlichen Lernens mit seinen Chancen, Konflikten und Blockierungen, die wir sozialpädagogisch als zu bewältigende Integrationskonflikte interpretieren.“(Böhnisch 1993: 138, zit.n.: Krisch 2009:

9)

Barbara Wolf (1998b) sieht die Bedeutung des Sozialraums für Jugendliche als einen Treffpunkt der Gleichaltrigen. Es handelt sich um einen Rückzugsort vor den Anforderungen des Alltags, an welchem ein sozialer Austausch erfolgen kann. (vgl. Wolf 1998b: 179)

„Die entwicklungsimmanente Gleichaltrigenorientierung sucht sich ihren Raum und formt sich über ihn zur ‚Clique‘ oder ‚Szene‘ mit den nun sozialräumlichen Orientierungen der Zugehörigkeit und Abgrenzung, die sich vor allem auch symbolisch ausdrücken.“

(Böhnisch/Münchmeier 1993, zit.n.: Böhnisch 2003: 172f)

Basierend auf der Clique, werden unterschiedliche Orte im öffentlichen Raum von Jugendlichen genutzt und übernehmen so eine zentrale Rolle in der Jugendszene. (vgl.

Krisch 2009: 45ff)

Das Interesse an Jugendzentren als Treff- und Verweilort erfreut sich aufgrund deren vorherrschender Angebotsstabilität großer Beliebtheit, wobei die räumliche Verfügbarkeit und die Möglichkeit einer emotionalen Bindung zu Bezugspersonen - insbesondere in Hinsicht auf die Konstitution der Gruppenidentität - eine tragende Rolle übernimmt. (vgl.

Simmel 1992: 780)

Krisch und Böhnisch sehen die Bedeutung des Sozialraums im Jugendalter in den Entwicklungsmöglichkeiten, die damit einhergehen. Krisch thematisiert die Entwicklungsperspektive, die durch das Vorhandensein eines Raumes ermöglicht wird und

27 mit deren Hilfe ältere Jugendliche Orte zu Netzwerken verbinden, um diese zu nutzen und zu gestalten. (vgl. Krisch 2009: 50)

Böhnisch geht näher auf die wachsende Bedeutung der Raumnutzung während der Pubertät ein, welche Jugendlichen dabei hilft soziale Kompetenzen zu erproben und diese zu reflektieren. (vgl. Böhnisch 1998b: 156) Die Jugendphase ist von emotionalen Hoch- und Tiefpunkten geprägt und kann als Reifungsprozess betrachtet werden, in dessen Rahmen Jugendliche eigene Erfahrungen machen und sich eigene Handlungsmuster aneignen können. (vgl. Böhnisch 1998b: 157) Der Sozialraum kann daher als Entwicklungsraum definiert werden, in dem sich Heranwachsende sozial abbilden können.

(vgl. Böhnisch 1998b: 156)

Geschlechtsspezifisch sind bei Heranwachsenden etliche Unterschiede zu beobachten.

Männliche Jugendliche nutzen öffentliche Räume häufiger als Mädchen. (vgl. Böhnisch 2001: 157, zit. n. Löw 2001: 253) Mädchen bleiben im Sinne der Sozialisation mehr auf sich gestellt. Die Umwelt wird sozial-interaktiv genutzt. Zugleich eignen sie sich Räume mobil und flüchtig an und hinterlassen weniger Spuren. (vgl. Löw 2001: 253)

Die Bedeutung der Beziehungsräume ist für weibliche Jugendliche erheblich ausschlaggebender als bei gleichaltrigen Burschen. Jugendeinrichtungen machen die Aneignung von Raum für Mädchen möglich, um so patriarchalischen Strukturen in Aneignungserfahrungen entgegenzuwirken. (vgl. Fend 2005: 48, zit. n. Löw 2001: 253) Raumaneignungen von männlichen Jugendlichen stehen in direkter Korrelation mit der Rücksetzung weiblicher Aneignungsprozesse. (vgl. Böhnisch 2001: 157, zit. n. Löw 2001:

253)

Durch Jugendarbeit sollen Kinder und Jugendliche wertvolle Aneignungsmöglichkeiten erlangen. Die Bedeutsamkeit der Lebensweltorientierung, und die damit einhergehenden Interpretationen der Lebensräume der Zielgruppen, sollen im nachfolgenden Kapitel thematisiert werden.

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3.2.2. Lebensweltorientierung

Das Alltags- und/oder Lebensweltorientierungskonzept nach Hans Thiersch stellt eine Weiterentwicklung des politisch dominierten Konzepts der 1960er/1970er Jahre dar, welches von einer sozialpädagogischen Theorieentwicklung abgelöst wird. (vgl.

Füssenhäuser 2005: 141-147, zit. n.: Füssenhäuser 2006: 297)

Cornelia Füssenhäuser bezieht sich hinsichtlich der Lebensweltorientierung auf

„[…]Thiersch Grundintention, mit der er, als Gegenentwurf zu primär funktionsanalytischen Konzepten der Sozialen Arbeit, auf einen engen Zusammenhang von menschlichen Erfahrungen und der Praxis der Sozialen Arbeit“ (Füssenhäuser 2006:

290) und zeigt somit einen klaren Bezug zu Offener Jugendarbeit.

Lebensweltorientierte Soziale Arbeit soll nach notwendigen und/oder sinnvollen Aufgaben in einem veränderten gesellschaftlichen Raum fragen. (vgl. Füssenhäuser 2006: 291) „In der Sozialraumorientierung geht es nicht darum, mit großem Methodenarsenal und pädagogischer Absicht Menschen zu verändern, sondern darum, Lebenswelten zu gestalten und in prekären Lebenssituationen zurechtzukommen.“ (Hinte 2012: 9)

Der Verein Wiener Jugendzentren bietet ein lebensweltorientiertes Angebot, das zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und der gesellschaftlichen Teilhabe ihrer NutzerInnen beitragen soll und welches in unterschiedlichen Handlungsfeldern reflektiert wird. (vgl. VJZ 2001)

Ziel dabei ist es, Lebenswelten zu gestalten und Bedingungen zu schaffen, die Menschen dabei unterstützen sollen, sich in Konfliktsituationen zu Recht zu finden. Das Interesse an den Zielgruppen steht dabei im Vordergrund und ist, angesichts seiner Wichtigkeit, als Ausgangspunkt für alle weiteren Ansätze zu betrachten. Aktivierenden Ansätzen wird prinzipiell eine größere Bedeutung beigemessen als betreuenden Arbeiten. Personale und sozialräumliche Ressourcen stehen im Mittelpunkt und Aktivitäten sind stets zielgruppen- und bereichsübergreifend ausgerichtet. Selbstverständlich sind Vernetzungen und Kooperationen mit unterschiedlichsten sozialen Diensten maßgeblich, um erfolgreiche Einzelfallhilfen anbieten zu können. (vgl. Hinte 2012: 9)

Die Vielfalt der Angebote bildet die Basis für den Aufbau vertrauensvoller, professioneller Beziehungen zur Zielgruppe. Aus diesen Beziehungen ergeben sich vielfältige Anknüpfungspunkte für die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten in individuellen Problemlagen. (vgl. VJZ 2001)

29 Die kontinuierliche Beziehungsarbeit ermöglicht es niederschwellige und bedarfsgerechte Unterstützungsangebote bereitzustellen, welche die Handlungsspielräume junger Menschen erweitern und die Selbstaktivierung bzw. Selbstorganisation der Betroffenen fördern sollen. (vgl. VJZ 2001)

Zusammengefasst versteht sich Offene Jugendarbeit als sozialräumlich- und lebensweltorientiertes Angebot an Jugendliche, mit dem Ziel, sich an den Interessen der Zielgruppen zu orientieren, deren Erfahrungen, Einstellungen und Lebensformen ernst zu nehmen und damit einen partizipatorischen Zugang zu Ressourcen für Jugendliche zu schaffen. (vgl. VJZ 2001)

Auf die dadurch hervorgetretene Ressourcenorientierung soll im nachfolgenden Kapitel in größerer Detailtreue eingegangen werden.

3.2.3. Ressourcenorientierung

„Im sozialräumlichen Konzept gibt – scheinbar im Widerspruch zu seiner Bezeichnung – das Individuum mit seinen Interessen und Ressourcen „den Ton an“.“ (Hinte 2012: 11) Offene Jugendarbeit bietet einen offenen und niederschwelligen Zugang für ihre Zielgruppen. Des Weiteren ist der sozialräumliche Blick auf die Unterstützung der Zielgruppe, in Bezug auf stadtteilorientierte Aneignungsprozesse von Lebens- und Freiräumen, zu erwähnen. Lebensweltorientierung soll das Verständnis von Jugendlichen in Hinblick auf deren vorhandene Ressourcen fördern. Einen weiteren wichtigen Aspekt stellt die Partizipation dar. (vgl. VJZ 2001) Damit ist beispielsweise die Motivation zur und die Hilfe bei der Durchführung von eigenen Projekten und Veranstaltungen gemeint. (vgl.

VJZ 2006: 4)

Jugendarbeit kann dort ansetzen, wo die Zielgruppe Unterstützung beim Entwicklungsprozess benötigt und kann somit eine „stärkende Funktion für das Moratorium der Jugendphase erhalten, wenn Jugendliche die Jugendarbeit zu ihrem Ort machen.“ (Schröder 2005: 96)

Hinte sieht einen beudeutenden Ansatz der Sozialraumorientierung in der Fokussierung auf die Interessen und den Willen des Menschen. Von erheblicher Aussagekraft gestalten sich auch geografische Bezüge, Ressourcenorientierung, die Suche nach Selbsthilfekräften und der geschulte Blick auf Vernetzungsmöglichkeiten. (vgl. Hinte 2012: 11) Hinte und Treeß (2006) sehen diesbezüglich das Interesse an der Arbeit mit Zielgruppen als essenziell an.

30 Dabei soll der Fokus auf aktivierende Tätigkeiten, im Gegensatz zu betreuenden Beiträgen, gelegt werden. Sozialräumliche und personale Ressourcen sollen als wesentliche Bestandteile der Sozialraumorientierung berücksichtigt werden. Zielführende Einzelfallarbeiten werden durch das Wissen um andere Anlaufstellen und eine kompetente Erfüllung von Vermittlungsaufgaben ermöglicht. (vgl. Hinte/Treeß 2006, zit.n.: Hinte 2012:

9)

Ressourcenorientierung befasst sich mit einem sozialräumlich-kontextuellen Verständnis jugendlicher Lebenslagen. Die soziale Umwelt der Zielgruppe spiegelt deren Fähigkeiten, Kompetenzen, Eigenschaften, Identitäten und Interessen wider. Jugendliche werden als AkteurInnen ihrer Lebensentwürfe begriffen und durch die Bereitstellung von Raum bei ihren Aneignungsprozessen und Lebensbewältigungsmaßnahmen unterstützt. Diesem Grundgedanken folgend, lässt sich im Verein Wiener Jugendzentren der Diversitätsbezug als Prinzip der Offenen Jugendarbeit feststellen. (vgl. VJZ 2001)

Entsprechend des Forschungsschwerpunkts dieser Masterarbeit sollen Mädchenprojekte als Beispiel der Ressourcenorientierung näher beleuchtet werden. Laut Möller (1998) werden Mädchenprojekte, unter dem Aspekt der Ressourcenorientierung, an den Bedürfnissen der Individuen ausgerichtet und geplant. Der Wert des Individuums und dessen individuelle Ressourcen stehen dabei im Zentrum. (vgl. Möller 1998: 199)

Die Leitlinien der Mädchenarbeit im Verein Wiener Jugendzentren liefern einen Einblick in deren praxisbezogene Umsetzung. Die Erarbeitung eines Konzepts für feministische Mädchenarbeit erfolgt 2011, aufgrund des Altersrückgangs von PartizpatorInnen und dem steigenden Migrationshintergrund vieler weiblicher Jugendlicher, und hat einen Wechsel der Herangehensweise von Problemorienterung hin zu Ressourcenorienterung zur Folge. (vgl. VJZ 2011: 4)

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4. Mädchenarbeit

Mädchenarbeit nach Graff (2005) bezeichnet ein pädagogisches Handlungsfeld mit dem Ziel, neben dem familiären Umfeld, eine zweite Anlaufstelle für heranwachsende weibliche Jugendliche zu bieten. (vgl. Graff 2005: 60)

1999 setzt die Stadt Wien mit dem Forschungsbericht „Mädchen stärken – Burschen fördern“ ein Zeichen. (vgl. MA 57 1999) Es lassen sich thematische Überschneidungen mit Deinets Methodenbuch, in welchem sowohl der sozialräumliche Aspekt, als auch der mädchenspezifische Zugang behandelt werden, feststellen. (vgl. Deinet 2009)

Seit mehr als 30 Jahren fördert der Verein Wiener Jugendzentren Mädchenarbeit, wobei substanzielle Veränderungen eng mit der Frauenbewegung, dem aufkommenden Feminismus und politischen Entwicklungen innerhalb der Jugendarbeit verwachsen sind.

Die Wahrnehmung von Mädchen als eigene Zielgruppe steht im Fokus dieses Tätigkeitsfeldes. Ziel ist es, die Bedürfnisse von weiblichen Jugendlichen zu erkennen und sie in ihren Stärken zu unterstützen, um den Schritt in die Selbstbestimmung zu ermöglichen. Mädchenarbeit stellt im Verein Wiener Jugendzentren einen wichtigen Bestandteil des pädagogischen Konzepts dar. (vgl. VJZ 2001)

Der Verein Wiener Jugendzentren setzt auf Prinzipien der geschlechtssensiblen5 Arbeit mit Mädchen und Burschen im Sinne der Gleichwertigkeit der Geschlechter. (vgl. VJZ 2011: 3) Die Weiterentwicklung der parteilichen Mädchenarbeit zur Stärkung weiblicher Identität ist ein zentraler Arbeitsansatz in der Praxis der Jugendzentren. (vgl.

Qualitätsmerkmale 2001: 9, zit. n.: VJZ 2011: 4)

Das Konzept der feministischen Mädchenarbeit wird 1990 formuliert; gefolgt von der Verfassung einer Leitlinie im Jahr 2002. Diese erfährt 2011 eine Aktualisierung und ist für die Erarbeitung dieses Kapitels als Quelle herangezogen worden. (vgl. VJZ 2011: 3) „Es liegt an den MitarbeiterInnen der Einrichtungen für die jeweiligen Zielgruppen Konzepte und dementsprechende Angebote zu entwickeln.“ (VJZ 2011: 11)

Aktuelle Arbeitsschwerpunkte in der Mädchenarbeit sind interkulturelle Mädchenarbeit, Kulturarbeit, sexualpädagogische Arbeit, politische Bildung, Beratung, Hilfe im Übergang von Schule zu Beruf, Berufswahl, Sport und Erlebnispädagogik. (vgl. VJZ 2011)

5Die Begriffe „geschlechtssensibel“, „geschlechtsbezogen“ und „geschlechtsspezifisch“ werden in dieser Arbeit synonym verwendet.

32 Sowohl Lebensweltorientierung als auch Interkulturalität finden in der Mädchenarbeit Platz, welche das Prinzip der Gleichberechtigung verfolgt. Menschliche Vielfalt wird als positiv empfunden, das Erlernen von Akzeptanz soll gefördert werden. Somit richtet sich Mädchenarbeit an alle Mädchen und jungen Frauen, unabhängig von Nationalität, Ethnizität oder kultureller Herkunft. Die Rolle der Frau soll, unter dem Aspekt kultureller Zusammenhänge, thematisiert und kritisch reflektiert werden. Für JugendarbeiterInnen steht die Förderung der Stärken und Kompetenzen der Mädchen im Mittelpunkt, was den Bezug zur Lebenswelt- und Ressourcenorientierung des Vereins Wiener Jugendzentren betont. (vgl. VJZ 2011: 12f) Die Persönlichkeit der Mädchen soll durch die Thematisierung des Rollenbildes, der Vorbilder und der Reflexion der eigenen Lebensgeschichte gestärkt werden. Ziel ist es, die Zielgruppe in ihren Lebensvorstellungen und Zukunftsplänen zu unterstützen. Die Erarbeitung und Entwicklung von Werten und Normen gilt als zentraler Bestandteil einer effektiven Persönlichkeitsentwicklung und -förderung. Der partizipatorische Ansatz wird vorausgesetzt, um Mädchen ihre eigenen Stärken und Kompetenzen vor Augen zu führen und so ihr Selbstwertgefühl zu steigern. (vgl. VJZ 2011: 12f)

In der Mädchenarbeit können alternative Handlungsmuster erprobt werden. Die Unterstützung beim Erwerb autonomer Handlungskompetenzen gilt dabei als zielführend.

Kommunkiationsgelegenheiten im zur Verfügung gestellten Raum ermöglichen den Austausch von Erfahrungen. Das obligatorische Reagieren auf sich ständig verändernde Lebenswelten garantiert die erfolgreiche Orientierung und Anpassung an die Bedürfnisse der Zielgruppe der Mädchenarbeit. (vgl. VJZ 2011: 5)