• Keine Ergebnisse gefunden

Von Emil Meier, Gemeindeammann bis Ende Mai 2003

Am 1 . Januar 1993 haben wir als erste Politische Gem

de im Kanton Thurgau eine grosse Herausforderung wahrge­

nommen. Aus der Ortsgemeinde Mam­

mern wurde die Politische Geme.inde ge­

bildet. Eine grosse Aufgabe musste im Alltag umgesetzt werden. Es galt den Beweis zu erbringen, ob dieses Kücken lebensfähig sei. Es galt aber auch, sich im Kanton Thurgau, bei der Regierung und bei den umliegenden Gemeinden die nötige Akzeptanz zu verschaffen. Der

«Sündenfall» Mammern hatte im Gros­

sen Rat ein Imageproblem und durfte sich keine groben Fehler leisten.

Im Rückblick darf gesagt werden, dass wir unser gestecktes Ziel erreicht, ja bei weitem übertroffen haben. Statt der Be­

fürchtung, dass wir unsere vielen Aufga­

ben nur über einen Finanzausgleich lö­

sen könnten, mussten wir im Jahr 2002 zum ersten Mal als finanzstarke Gemein­

de 110 000 Franken abliefern. Was sich doch in zehn Jahren alles ändern kann!

Unser klares Ressortsystem, welches in vielen Gemeinden Nachahmung fand, hat sich in der Behörde bewährt und wird von allen geschätzt. Die Verantwor­

tung für jedes Gemeinderatsmitglied wurde grösser und die Arbeit interessan­

ter und vielfältiger. Nur so war es mög­

lich, das Amt als Gemeindeammann in Teilzeit und teilweise während meiner

Regierungsratspräsident Hanspeter Fischer gratuliert zur Selbständigkeit nach der Unterzeichnung des Ablö­

sungsvertrages zwischen der Munizipalgemeinde Steckborn und der Ortsgemeinde Mamrnern.

Freizeit zu bewältigen. Mit einem aufge­

stellten und gut ausgebildeten Gemein­

depersonal betreiben wir eine schlanke, gut funktionierende Verwaltung. Jeder­

mann kann seine «Sörgeli» anbringen, wird freundlich empfangen und

ange-zen Abständen, alle diese wichtigen Be­

reiche in die Gemeinde zu integrieren und die nötigen Investitionen für 'eine sehr gute Infrastruktur einzuleiten. Im Trinkwasserbereich wurden mit dem Neubau des Reservoirs und der

auto-1. Januar 1993: Der erste Gemeinderat der Politischen Gemeinde Mammern beginnt seine Amtszeit - Emil Meier, Erwin Siegwart, Marianne Germann-Leu, Franz Weber, Charles Diacon (von links nach rechts).

hört. Man kennt einander und kann ent­

sprechend reagieren. Dies zeugt von Lebensqualität und kann nur in kompak­

ten, überschaubaren Einheiten gelebt werden.

Im Finanz- und Rechnungswesen sowie bei Steuern und Gebühren werden so­

wohl die Bewohner und Bewohnerinnen, aber auch die kantonale Verwaltung pünktlich und qualitätsbewusst bedient.

Die Rückstände liegen im normalen Rah­

men. Dies ist nicht selbstverständlich und zeugt von Selbstverantwortung und Engagement.

ln den frühen Neunzigerjahren wurden die Werke und der Friedhof noch mit Korporationen geführt. Es gelang in

kur-31

matischen Überwachung Meilensteine für unser wichtigstes Gut, dem Wasser, gelegt. Zwar liegt dieses Werk in den Finanzen noch schwer auf, doch mit einer weitsichtigen Gebührenordnung wird es nach dem Verursacherprinzip längerfristig kostendeckend sein.

Auch im EW-Bereich haben wir eine Infrastruktur, die sich sehen lassen kann.

Die Niederspannungsverteilung ist meist verkabelt, die Trafostationen sind neu, und die Nennspannungen sind stabil.

Für die soviel zitierte Globalisierung im Strombereich sind wichtige Grundlagen wie Netzanalysen und Bewertungen vor­

handen. Strassen und Kanalisationen wurden stetig ausgebaut, erneuert und

Der Bau des Seeradweges von Mammern nach Steckborn erfolgte in den Jahren 199 7/98. Die Eröffnung fand am 16. Mai 1998 statt (von links nach rechts): Konrad Füllemann (Stadtpräsident von Steckborn), Regierungsrat Hans­

peter Ruprecht, Emil Meier (Gemeindeammann von Mammern) und Jürg Baerlocher (Chef des Kantonalen Tief­

bauamtes).

belasten die Gemeinderechnung nicht.

Die sich noch im Bau befindliche See­

strasse wird ein Bijou und wird hoffent­

lieh für viele zu einer neuen Begeg­

nungsstätte.

Sehr früh wurde der Radweg West-Ost projektiert. Viele Hürden mussten ge­

nommen werden. Östlich vom Camping . Guldifuss war vom Departement DBU der Radweg direkt dem See entlang

geplant. Ein Unterfangen, welches von der Behörde und den Grundeigentü­

mern nicht akzeptiert werden konnte.

Einer der schönsten Uferabschnitte vom Untersee sollte mit einem Radweg er­

schlossen werden. Im Weitern waren Einsprachen bis vor Bundesgericht vor­

programmiert. Mit einer penetranten Sturheit beharrten wir auf der Variante Bahnlinie Süd, sowohl nach Westen wie nach Osten. Brachliegendes SBB-Land konnte neu genutzt werden und alle

Geschichte ist längst vergessen. Einer der schönsten Radwegabschnitte am Untersee wurde realisiert und ist bei allen Radsportfreunden und Wanderern be­

liebt und sehr stark frequentiert. Man stelle sich vor, Mammern ohne diesen Radweg in beide Richtungen!

Das Rad steht nicht still; und vor kurzem wurde auch die Primarschule in die Poli­

tische Gemeinde eingegliedert. Anzei­

chen haben sich erhärtet, dass die Schulen zukünftig als

Volksschulge-1993 wurde der Bahnhof Mammern in eine unbediente Station umgewandelt. Das alte Bahnhofgebäude wurde durch die Bildhauerin Heidi Beerli im Baurecht übernommen und mustergültig renoviert. Architekt Donatus Lauener setzte mit seinem im Auftrag der Gemeinde Mammern erstellten Warteraum einen prägnanten Kontrapunkt.

landwirtschaftlichen Grundstücke konn­

ten der Bahn entlang erschlossen wer­

den. Dies führte zu konstruktiven Ge­

sprächen für Landabtretungen bei den Bauern. Nicht überall, musste doch im westlichen Teil des Radwegs mit Zenti­

metermass- Sie lesen richtig, nicht mit Metermass - für einen gewissen Ab­

schnitt Pflock um Pflock abgesteckt werden. Es ist dort etwas · eng, aber die

33

meinden geführt werden sollen. Dies könnte bedeuten, dass so kleine Primar­

schulen wie Mammern aufgelöst und durch eine zentrale Schule Steckborn geleitet werden könnten. Ein Sprichwort sagt, dass die Schule in die Gemeinde gehört. Wir dürfen keine Schlafgemeinde werden und müssen unsere Verantwor­

tung wahrnehmen und auch danach handeln.

I

I

I I

I I

Mit der Verschmelzung von Schule und Politischer Gemeinde haben wir viel mehr Gewicht, können die Finanzen wesentlich effizienter regeln und haben eine einzige Drehscheibe für die Bevöl­

kerung und andere Ansprechpartner.

Der Betrieb unserer Immobilien ist einfa­

cher und das Personal für Unterhalt und Umgebung hat klare Führungsstruktu­

ren.

Und doch gibt es negative Entwicklun­

gen im Dorf, welche die Lebensqualität für nichtmobile Bewohner und Bewoh­

nerinnen massiv beeinträchtigen. Der ganze Dienstleistungsbereich wird stark reduziert. Unser Dorfladen der Familie Nonini schliesst Ende September 2003 die Tore und die Post ist der Poststelle Eschenz angegliedert worden. ln der Landwirtschaft gibt es nur noch einen

Das bisher grösste Bauwerk der Politischen Gemeinde Mammern ist das Reservoir Störenberg, welches am 13. Mai 2000 eingeweiht wurde und die Wasserversorgung auch in einem niederschlagsarmen Sommer wie 2003 gewähr­

leistet. Die Umgebung des Reservoirs wurde in der Zwischenzeit wieder aufgeforstet.

Als Nachfolgerin von Marianne Germann-Leu wurde Flandrina C. von Salis im Frühling 1997 in den Gemeinderat gewählt. Emil Meier, Flandrina C. von Salis, Hansueli Weibel, Anna Frey-Baur und Paul Pfister (von links nach rechts) stossen auf eine gute Zusammenarbeit an.

einzigen milchproduzierenden Betrieb.

Es gehen laufend Arbeitsplätze verloren, eigene Exi9tenzen gehen ein. Der Bahn­

hofvorstand, der Grenzwächter, die Metzgerei, die Milchhütte sind nur ein paar Beispiele von

Nostal-gie. Diese Entwicklungen sind nicht aufzuhalten, aber sie müssen mit ver­

nünftigen Mitteln bekämpft werden. Unsere Dreh­

scheibe, die Gemeinde­

kanzlei, darf nicht «scheib­

chenweise» wieder abge­

baut werden. Wir sind eine von 80 Gemeinden im Kanton und haben eine politische Verantwortung wahrzunehmen.

zen. Ich danke allen, welche zum heuti­

gen Mammern beigetragen haben. Wir dürfen stolz darauf sein und das Ju­

biläum «1 0 Jahre Politische Gemeinde»

wie gewohnt ausgiebig feiern.

Das Erreichte zu behalten wird nicht einfach sein.

Aber unser politischer Wille sitzt tief in der Bevölke­

rung. Mit innerer Einigkeit

können wir Berge verset- Stabwechsel bei der Politischen Gemeinde Mammern Ende Mai 2003:

Emil Meier übergibt die Leitung an Anita Dähler-Engel.

35