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Internet-Aktivitäten der Jugendlichen

Im Dokument Gibt es eine »Net Generation«? (Seite 98-103)

Nach der Erhebung von SevenOne Media/forsa stehen Emails, Surfen, Online-Auktio-nen, Online-Shopping etc. an der Spitze der Nutzungsarten. Man muss allerdings be-denken, dass die Erhebung Nutzer von 14 bis 49 Jahren einschließt. Speziell für Kinder und Jugendliche aufgeschlüsselt, sieht die Verteilung anders aus, wie das Media Awa-reness Network (2005, S.6) in seiner Untersuchung von kanadischen Jugendlichen be-richtet:

»This blending of virtual and real spaces is accompanied by a similar convergence of networked and traditional media. By Grade 8, more than threequarters of young people download or listen to music online, and one-third of them use the Net to get access to television shows and movies. The resulting mediascape provides kids with multiple opportunities to communicate, express themselves and entertain themselves, with little interruption as they move back and forth between the real world and vir-tual spaces.«

Da ein Großteil der Jugend den Computer ab Klasse 8 für die Kommunikation nutzt (Media Awareness Network, 2005, S.8) bezeichnet die kanadische Studie das Internet zu Recht als einen sozialen Raum (»Online Space is Social Space«): »by Grade 8, the average youth is spending over an hour a day of their online time talking to friends.«

Je vertrauter und selbstverständlicher der Zugang zu diesen Medien ist, umso eher glei-chen sich die Tätigkeiten denen der Welt außerhalb der Medien an: Die kanadische Studie berichtet, dass »In 2001, more than half (54 percent) of kids went online by themselves most of the time (MNet, 2001b). In 2005, only one-third (33 percent) of kids surfed alone.«

Man kommt den Interessen der Jugendlichen nur näher, wenn man die unterschiedli-chen Funktionen aufschlüsselt, die sich im Internet dem Jugendliunterschiedli-chen anbieten. Nur wenige Studien differenzieren die Aktivitäten, die mit dem Computer und dem Internet ausgeübt werden. Gerade daraus wird aber die Motivation der Jugendlichen gut er-kennbar. Die Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest JIM 2007 hat dies versucht:

Abb. 16: Internet-Aktivitäten Jugendlicher (nach JIM 2007)

IM, eMail, Chatten und Internet-Telefonie sind Kommunikationsfunktionen. News-groups und Weblogs fügen eine Gemeinschaftskomponente zur Kommunikation hinzu.

Musik, Radio und Musik Download bilden den zweiten Schwerpunkt. Zum Vergleich ziehe ich eine analoge Statistik aus der Pew Internet & American Life Studie bei Schü-lern heran. Auch hier machen die Kommunikationsfunktionen Email und IM, Chat, Gemeinschaften aufsuchen und Meinung ausdrücken zusammen den größten Teil der Netzaktivität aus, die Unterhaltungsfunktionen und Musik den zweitgrößten Teil.

Send or read email 92%

Surf the Web for Fun 84%

Visit an entertainment site 83%

Send an instant message 74%

Look for info on hobbies 69%

Get news 68%

Play or download a game 66%

Research a product or service before buying it 66%

Listen to music online 59%

Visit a chat room 55%

Download music files 53%

Check sports scores 47%

Visit a site for a club or team 39%

Go to a Web site where they can express opinions 38%

Buy something online 31%

Visit sites for trading or selling things 31%

Look for health-related information 26%

Create a Web page 24%

Look for info on a topic that is hard to talk about 18%

Tab. 14: Aktivitäten im Netz nach Pew Internet & American Life (2000): Schüler von 12-17

Diese Verteilungen sind alterstypisch wie man im Vergleich zur Studie von SevenOne Media (2005) feststellen kann, die Daten für die 14 bis 49jährigen erhoben hat. Hier stehen Aktivitäten wie Online-Auktionen, Online-Shopping und Online-Banking recht weit oben in der Rangliste, die für die Jugendlichen noch nicht typisch sein dürften:

Abb. 17: Internet-Aktivitäten (nach SevenOne Media/forsa, 2005, S. 25)

Das Bild verstärkt sich, wenn man sich die Rangliste der Internet-Nutzung als Erstinfor-mationsquelle anschaut (S. 37): Hier steht Reisen ganz oben, gefolgt von Musik, Erotik, Gesundheitstipps, Wetter, Wirtschaftsinformationen etc. Dadurch ergibt sich ein eher erwachsenentypisches Bild.

Kommunikation ist offenbar selbst innerhalb der Internetaktivitäten das vorrangige Be-dürfnis der Kinder.56 Analysiert man, mit welchen Methoden dieses immense Kommu-nikationsbedürfnis befriedigt wird, so stellt man fest, dass die realen Treffen der Kinder immer noch die Hauptsache sind (KIM Studie 2006, S. 14):

56 für Jugendliche sieht es nach Treumann, Meister, Sander u.a. (2007) leicht anders aus. Hier »steht die Suche von Informationen an erster Stelle«. Aber auch in dieser Studie zeigt sich, dass das Internet für Jugendliche »in besonde-rem Maße ein Kommunikationsmedium« ist (S. 114).

Abb. 18: Nutzung von Kommunikationsmitteln (nach KIM 2006)

Die Entwicklung in Deutschland mag 2006 noch nicht so weit gewesen sein wie in den USA. Inzwischen ist das mobile Telefonieren stärker geworden, und auch die schriftli-che Kommunikation über den Computer ist im Vormarsch. Aber eines vermag diese Sta-tistik zu illustrieren: Treffen in der realen Welt sind immer noch unschlagbar. In der JIM Studie 2007 gibt es leider keine vergleichbare Statistik für die 12-19jährigen. Die Studie trennt streng zwischen den Funktionen der Handy-Nutzung und der Internet-Nutzung.

Es ist im Grunde nicht möglich, die nach völlig verschiedenen kategorialen Einteilun-gen gewonnen Daten der vielen UntersuchunEinteilun-gen miteinander zu vergleichen. Dennoch drängt sich ein Bild einer gewissen Übereinstimmung auf, wenn man mehrere Statisti-ken miteinander vergleicht. Als weitere Studie führe ich die von Cap Gemini (2006) an.

Die Nutzungszeiten bei Cap Gemini sind völlig andere (S. 4), aber die Rangfolge, die sich aus der prozentualen Verteilung ergibt, ist ähnlich: Interaktiver Web-Content nur 4%, Spiele 10%, Text-basierte News 6%, Audio/Music 39%, TV/Video-Unterhaltung 41%. Cap Gemini weist nachdrücklich darauf hin, dass die reinen Nutzungszeiten der Gerätetypen wenig besagen. Die Beobachtung, dass bei jüngeren Personen die Nut-zungszeit bei TV-Geräten abnimmt, klärt Cap Gemini durch eben die Hypothese der Konvergenz der Medien auf:

6-7 Jahre 8-9 Jahre 10-11 Jahre 12-13 Jahre

Treffen (persönlich)

»However, this does not mean that the younger generation is abandoning traditional media; in fact, they are increasingly relying on services that let them access content whenever they want (see Figure 3), such as Personal Video Recorders (PVRs) and Web TV. Consider, for example, that nearly 38% of the youth in the UK now con-sumes TV content on a PC compared to 24% of all individuals. The same is true for radio, with 40% of 18–26 year olds listening to radio online compared with a 25%

average for Internet users in the US in 2006.« (S. 6)

Die Trendforscher sind stets regelrecht fasziniert von den Leistungen der Jugendlichen und ihrer Selbstorganisationsfähigkeit, von den 18-20jährigen, die das Internet revolu-tionieren und mit Google, Facebook u.a. Erfindungen Erfolge feiern. Jenkins u.a. schil-dern fünf Beispiele für frühe erfolgreiche wirtschaftliche Aktivitäten Jugendlicher. Aber es lassen sich ebensolche Beispiele aus früheren Jahrzehnten bringen: In den drei Jahr-zehnten vor dem Internet waren es die Beatles, die Stones und viele andere jugendliche Musikgruppen, die früh in ihrem Leben einer unglaublich erfolgreichen öffentlichen Karriere entgegensteuerten und die Musik auch technisch beeinflussten. Neue Formen der Technik ermöglichen stets auch neue Weisen der Kommunikation, des Austausches und des kreativen Schaffens. In bescheidenem Maße hat es die Minderheit der selbstor-ganisationsfähigen Jugend, die sich kreativen Aktivitäten hingab, früher immer gegeben:

Da wurden Schulzeitungen erstellt, Bilder gemalt, Tagebücher, Gedichte und Kurzgeschichten geschrieben, Bilder und andere Objekte ausgetauscht, Tonbänder mit Musik und Videokassetten mit Filmen zusammengestellt und verschenkt. Nur war es erheblich umständlicher und meistens kostete die Produktion mehr als man sich leisten konnte (Leinwand, Druckkosten, Kopierkosten, Tonband, Kamera, Videokassette, Porto).

Die Produktion, die Vervielfältigung, das Kopieren und der Austausch sind unter digi-talen Bedingungen heute leichter, schneller und kosten nichts.

Im Dokument Gibt es eine »Net Generation«? (Seite 98-103)