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Interindividuelle Schwankungen der gemessene Parameter

4.2 Pferde mit abweichenden Befunden am Herzen

4.2.8 Interindividuelle Schwankungen der gemessene Parameter

Um reproduzierbare Messungen zu erhalten, wurde alle Dimensionsmessungen des Herzens, die gewebedopplerechokardiographische Messungen sowie die „Strain- und Strain Rate“- Messungen an mehreren Herzzyklen bestimmt. Bei den Pferden mit und ohne Herzbefund an drei und speziell bei den Pferden mit Vorhofflimmern an fünf Herzzyklen. Um die Streuung der gemessene Parameter zu untersuchen erfolgte eine statistische Analyse mittels „Prüfen der zufälligen Effekte“. Die Ergebnisse der Streuung der Dimensionsveränderungen sind in der folgenden Tabelle aufgeführt (Tab. 42):

Tab. 42: Inter- und intra-individuelle Variabilität der Ergebnisse der Messungen der Herzdimensionen

Parameter intra-individuelle Reproduzierbarkeit

Interindividuelle Reproduzierbarkeit

RKDLA-LA(Kl) 73,01% 26,99%

RKDLA-LA 87,18% 12,82%

RKDLA-RA 63,77% 36,23%

RKDLA-LV (PM) 82,37% 17,63%

RKDLA-LV (uKl) 65,20% 34,80%

RKRLA-RA 44,13% 55,87%

RKRLA-RV 57,77% 42,23%

LKDLA-LA 91,48% 8,52%

FS Ruhe (RKDKA) 63,44% 36,56%

FS Bel. (RKDKA) 64,66% 35,34%

Bei den gewebedopplerechokardiographischen Messungen der Myokardgeschwindigkeiten sind die Schwankungen der Messungen in Ruhe in der folgenden Tabelle aufgeführt (Tab. 43):

Ergebnisse

Tab. 43: Inter- und intra-individuelle Variabilität der gewebedoppler-echokardiographischen Messungen der Myokard-geschwindigkeiten in Ruhe

Lokalisation intra-individuelle Reproduzierbarkeit

interindividuelle Reproduzierbarkeit

IVS_PW_Systole cm/s 84,26% 15,74%

IVS_PW_E-Welle cm/s 74,12% 25,88%

IVS_PW_A-Welle cm/s 69,85% 30,15%

IVS_TVI_Systole cm/s 81,28% 18,72%

IVS_TVI_E-Welle cm/s 75,58% 24,41%

IVS_TVI_A-Welle cm/s 48,91% 51,09%

LVW_PW_Systole cm/s 78,64% 21,36%

LVW_PW_E-Welle cm/s 88,58% 11,42%

LVW_PW_A-Welle cm/s 95,71% 4,29%

LVW_TVI_Systole cm/s 64,39% 35,60%

LVW_TVI_E-Welle cm/s 55,93% 44,07%

LVW_TVI_A-Welle cm/s 85,73% 14,27%

Legende:

IVS = interventrikuläres Septum LVW = linksventrikuläre Hinterwand

Ergebnisse

Die Streuungen der Myokardgeschwindigkeitsmessungen nach Belastung sind in der folgenden Tabelle aufgeführt (Tab. 44):

Tab. 44: Inter- und intra-individuelle Variabilität der gewebedoppler-echokardiographischen Messungen der Myokard-geschwindigkeiten nach Belastung

Lokalisation intra-individuelle Reproduzierbarkeit

interindividuelle Reproduzierbarkeit

IVS_PW_Systole cm/s 75,15% 24,85%

IVS_PW_E-Welle cm/s 77,36% 22,64%

IVS_PW_A-Welle cm/s 78,81% 21,19%

IVS_TVI_Systole cm/s 57,59% 42,41%

IVS_TVI_E-Welle cm/s 64,47% 35,53%

IVS_TVI_A-Welle cm/s 83,53% 16,47%

LVW_PW_Systole cm/s 63,11% 36,89%

LVW_PW_E-Welle cm/s 79,67% 20,33%

LVW_PW_A-Welle cm/s 58,49% 41,51%

LVW_TVI_Systole cm/s 36,82% 63,18%

LVW_TVI_E-Welle cm/s 67,45% 32,55%

LVW_TVI_A-Welle cm/s 14,83% 85,17%

Legende:

IVS = interventrikuläres Septum LVW = linksventrikuläre Hinterwand

Ergebnisse

Die Analyse der Streuung der gemessene Strain und Strain Rate Werte sind in der folgende Tabelle aufgeführt (Tab. 45):

Tab. 45: Inter- und intra-individuelle Variabilität der gemessene Strain und Strain Rate Parameter

Parameter intra-individuelle Reproduzierbarkeit

interindividuelle Reproduzierbarkeit

IVS_SR_S 24,49% 75,51%

IVS_SR_S 35,42% 64,57%

IVS_SR_A 59,29% 40,71%

LVW_SR_S 24,96% 75,04%

LVW_SR_E 17,97% 82,03%

LVW_SR_A 35,12% 64,88%

S_IVS_PSS 61,74% 38,26%

S_LVW_PSS 31,36% 68,64%

Legende:

A = A-Welle E = E-Welle

IVS = interventrikuläres Septum LVH = Linksventrikuläre Hinterwand PSS = systolische Spitzenverformung SR = Strain Rate

Ergebnisse

5 Diskussion

In der Kardiologie des Pferdes gehört die Funktionsanalyse des Myokards mit der Gewebedopplerechokardiographie bisher noch nicht zur Routinediagnostik. Dagegen ist diese Untersuchungsmethode in der Humanmedizin bereits etabliert. Erst in den letzten Jahren sind auch in der Veterinärmedizin wissenschaftliche Untersuchungen dazu durchgeführt worden. Es liegen inzwischen Ergebnisse für Pferde ohne abweichende Herzbefunde und für Pferde mit Klappenerkrankungen und/ oder Vorhofflimmern bzw. vor und nach Kardioversion vor (SEPULVEDA et al. 2005, SPIEKER 2006, SCHWARZWALD et al. 2007).

Untersuchungen mittels Gewebedopplerechokardiographie nach Belastung sind in der Pferdemedizin bisher nicht beschrieben. Ziel dieser Arbeit war es, echokardiographische Untersuchungen mittels der neuen Gewebedopplertechnik bei einer größeren Anzahl von Warmblutpferden anzufertigen und diese Methode erstmals unter Belastung beim Pferd zu testen, da vor allem bei Pferden mit gering- bis mittelgradigen Klappeninsuffizienzen sowohl das Ausmaß einer eventuellen Leistungsbeeinträchtigung als auch eine Funktionsbeeinträchtigung des Herzens erst nach einer Belastung ausreichend beurteilt werden kann.

Sowohl nach Belastung als auch für die Untersuchungen in Ruhe stehen in der Kardiologie bei Mensch und Kleintier mehrere Methoden zur Analyse der Myokardfunktion zur Verfügung. Neben der Myokardgeschwindigkeit wird auch die Verformung des Myokards („Strain“ und „Strain Rate“) gemessen (CHETBOUL et al.

2006). Die Methode der "Strain" und "Strain Rate" ist in den letzten zehn Jahren in der Humanmedizin untersucht und zum Teil in der Diagnostik eingesetzt worden. In der Veterinärmedizin sind 2006 die ersten Veröffentlichungen für die Katze und den Hund 2006 erschienen. Für das Pferd sind bisher keine Studien publiziert. Im Rahmen dieser Arbeit sollte unter anderem untersucht werden, in wie weit die

"Strain" und "Strain Rate"-Berechnung beim Pferd praktikabel und diagnostisch auswertbar ist.

Diskussion

Probandengut

Als Probanden standen für diese Studie Patienten der Klinik für Pferde, klinikeigene Pferde, Pferde der Polizeireiterstaffel Hannover, Pferde der Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Mariensee und Pferde aus Privatbesitz zur Verfügung. Die Pferde wurden im Dressur-, Spring- oder Vielseitigkeitsport eingesetzt oder freizeitmäßig geritten. Es wurden ausschließlich klinisch lungengesunde Warmblutpferde in diese Studie einbezogen, um einerseits eine möglichst homogene Probandenpopulation zu untersuchen und andererseits einen eventuellen Einfluss einer Lungenerkrankung auf die Kinetik des Myokards auszuschließen.

Als weiterer Einfluss auf die Myokardgeschwindigkeit wird in der Humanmedizin die Körpergröße und das Alter beschrieben (MÄDLER et al. 2003). Niedrigere Myokardgeschwindigkeiten bei Frauen wurden mit der geringeren Körpergröße erklärt. In der vorliegenden Studie zeigte sich trotz der ausschließlichen Verwendung von Warmblutpferden eine breite Streuung sowohl der Werte der Widerristhöhe (150-186cm) als auch der des Gewichtes (435-705 kg). Es war eine Abhängigkeit der Herzdimensionen von Körpergröße und Gewicht der Probanden nachweisbar (p <

0,05). Eine Abnahme der systolischen Geschwindigkeit, wie sie beim älteren Menschen, vor allem nach Belastung, beobachtet werden kann (MÄDLER et al.

2003), wurde dagegen im Rahmen dieser Studie beim Pferd nicht beobachtet. Das kann jedoch auch an der weitgehend homogenen Altersstruktur des hier verwendeten Probandengutes liegen. Lediglich die Pferde mit Aorteninsuffizienz wiesen ein für Reitpferde höheres Alter auf, was darauf zurückzuführen ist, dass die Aortenklappeninsuffizienz beim Pferd eine altersbedingte Erkrankung ist (MARR 1999).

Eine bedeutsame Fragestellung der vorliegenden Arbeit war es, zu prüfen, ob ein Zusammenhang zwischen verschiedenen Befunden der konventionellen Echokardiographie und der Herzkinetik vorliegt. Dazu wurde untersucht, ob ein Zusammenhang von dopplerechokardiographisch erfassbaren Klappeninsuffizienzen (direkte echokardiographische Befunde) einerseits und von Dilatationen des linken Vorhofes und Ventrikels (indirekte echokardiographische Befunde: STADLER et al.

1995) andererseits mit der Herzkinetik nachweisbar ist. Deshalb wurden Pferde mit Dimensionsveränderungen des linken Vorhofes und/ oder des linken Ventrikels und Pferde mit Insuffizienzen der Mitral-/ oder Aortenklappe verglichen.

Diskussion

Außerdem wurden die Auswirkung von Myokarditiden, Ventrikelseptumdefekten und Vorhoffflimmern auf die Herzkinetik untersucht. Zunächst sollte der Schwerpunkt der Untersuchung auf der Myokardfunktion des linken Ventrikels liegen weshalb Pferde mit insuffizienten Klappen im rechten Herzen in der speziellen Auswertung nicht berücksichtigt wurden. Außerdem war es das Ziel, den alleinigen Einfluss der Mitral- oder Aortenklappe auf die Myokardkinetik zu erarbeiten, ohne zusätzliche Auswirkung der Insuffizienz der jeweils anderen Klappe des linken Herzens in das Ergebnis einfließen zu lassen. Schließlich ist es gelungen sowohl eine ausreichend große Anzahl von Pferden mit isolierter Mitral- bzw. Aortenklappeninsuffizienz, als auch von Pferden mit vergrößertem linken Ventrikel einerseits und vergrößertem linken Vorhof andererseits sowie von Pferden mit Vorhofflimmern in die Studie zu integrieren.

Die Inzidenz der Myokarditis ist beim Pferd im Vergleich zu anderen kardiologischen Erkrankungen relativ gering (JESTY and REEF 2006), dennoch konnten in der vorliegenden Arbeit neun Pferde mit einer derartigen Herzerkrankung in Bezug auf die Myokardkinetik untersucht und die Ergebnisse statistisch ausgewertet werden.

Der diagnostische Wert dieser neuen kardiologischen Untersuchungsmethoden wird insbesondere bei Pferden mit einer primären Myokarderkrankung hoch eingeschätzt, da sich Veränderungen der Kinetik im Rahmen einer akuten Myokarditis in kurzen Zeiträumen einstellen können und somit eine frühzeitige Aufdeckung myokardialer Dysfunktionen möglich ist.

Dagegen war die Gruppe der Pferde mit Ventrikelseptumdefekt zu klein um eine statistisch aussagekräftige Beurteilung machen zu können. Insgesamt weisen die hier untersuchten Pferde abweichende Herzbefunde auf, wie sie in der täglichen kardiologischen Diagnostik bedeutsam sind und regelmäßig angetroffen werden (REEF 1996).

Methode

Die Auswahl der Probanden erfolgte mit Hilfe der klinischen, elektro- und echokardiographischen Routinediagnostik am unsedierten Pferd. Damit wurde eine Beeinflussung der Herzkinetik durch Sedativa (PATTESON et al. 1997; GEHLEN et al. 2004; BUHL et al. 2007) ausgeschlossen. Es fiel auf, dass die konventionellen echokardiographischen Messungen mit den bisher erarbeiteten Normwerten bei gesunden Pferden (VÖRÖS 1991; LONG 1992; HÖCH 1995; SLATER u.

Diskussion

HERRTAGE 1995; GRATOPP 1996; GEHLEN et al. 2005), bis auf größere Werte des rechten Vorhofes in dem hier untersuchten Patientengut, gut übereinstimmten.

Allerdings lagen alle Messwerte für die Herzdimensionen bei den hier untersuchten Pferden im oberen Referenzbereich. Die Ursache könnte darin liegen, dass die hier untersuchten Pferde durchschnittlich eine größere Widerristhöhe, sowie ein höheres Gewicht aufwiesen als die Pferde, bei denen die Normwerte erarbeitet wurden (LESCURE et al. 1985; CARLSTEN 1987; ROBINE 1990; VÖRÖS et al. 1991;

STADLER et al. 1996; GEHLEN et al. 2005).

Eine zusätzlich durchgeführte Kovarianzanalyse zeigte eine signifikante Abhängigkeit der Größe des rechten Vorhofes von Größe bzw. Gewicht des Pferdes. Dieser Zusammenhang konnte für die übrigen Herzdimensionen nicht festgestellt werden.

Nicht zuletzt wurde die vorliegende Studie auch deshalb auf den linken Vorhof und den linken Ventrikel begrenzt, da die Messungen dieser Herzhöhlen besser reproduzierbar sind als die des rechten Herzens und die plastische Verformung im Bereich des linken Herzens im Gegensatz zum rechten Herzen zu vernachlässigen ist (KROKER 1994).

Gewebedopplerechokardiographie

Bei der Analyse der Herzkinetik mit der Gewebedopplerechokardiographie können beim Menschen neben der longitudinalen und zirkumferenziellen Verkürzung die radiale Verdickung des Herzmuskels und die Globalbewegung sowie die Torsionsbewegungen des Ventrikels um seine Längsachse erfasst werden. Im Vergleich zur Humankardiologie muss bei der kardiologischen Untersuchung des Pferdes jedoch berücksichtigt werden, dass nicht alle Untersuchungstechniken für den Menschen auch auf das Pferd übertragbar sind. Insbesondere die Untersuchung des Herzens in der langen Achse („Vierkammerblick“) von apikal kann beim Pferd auf Grund des großen störenden Schallschattens des Sternums nicht durchgeführt werden. Damit kann beim Pferd die longitudinale Myokardgeschwindigkeit, auf Grund der Winkelabhängigkeit der Gewebedoppleruntersuchung, nicht gemessen werden.

Hierin liegt ein wesentlicher Unterschied zum Einsatz des CW-, PW- und Farbdopplers beim Pferd im Vergleich zum Menschen. Somit können Myokardbewegungen beim Pferd mittels Gewebedopplerechokardiographie aus der parasternalen Anschallposition nur in radialer und zirkumferenzieller Richtung, allerdings mit gleichartigen Verläufen der aufgezeichneten Geschwindigkeitskurven

Diskussion

im Vergleich zur Humanmedizin, gemessen werden. Dazu liegen bisher für die Untersuchung der ventrikulären Myokardkinetik des Pferdes nur zwei Studien vor (SEPULVEDA et al. 2005; SPIEKER 2006). Eine Autorengruppe hat im Rahmen von gewebedopplerechokardiographischen Untersuchungen das Herz sowohl in der kurzen Achse von rechts als auch von links (SEPULVEDA et al. 2005), die andere dagegen nur von rechts untersucht (SPIEKER 2006). In der vorliegenden Arbeit erfolgte die Analyse der Myokardkinetik lediglich in der Darstellung des Herzens in seiner kurzen Achse von rechts. Die zu analysierenden Myokardbereiche (Septum, linksventrikuläre Hinterwand) waren vornehmlich in dieser Anschallposition direkt unterhalb der Klappenebene darstellbar und gut reproduzierbar. Da die Myokardgeschwindigkeiten des Herzens nach apikal hin abnehmen, könnten diese jedoch fehlinterpretiert werden, wenn die Messlokalisation nicht exakt festgelegt wird.

Außerdem muss berücksichtigt werden, dass die Geschwindigkeiten der Wandbewegungen im Endokard, zumindest bei Hund und Katze (CHETBOUL et al.

2004), deutlich schneller sind als im Bereich des Epikards. Deshalb wurde die Messzelle mittig zwischen dem Ultraschallsignal des Epi- bzw. des Endokards positioniert.

Neben der exakten Positionierung des Messpunktes ist die Untersuchung, insbesondere die der isovolumetrischen Bewegungen, bei einer ausreichend hohen Bildrate durchzuführen (LIND et al. 2002). In der Humanmedizin werden Bildraten von mindestens 100 Bildern pro Sekunde und bei Hund und Katze zwischen 126 und 435 Bildern pro Sekunde (bps) empfohlen (KILLICH 2006; WAGNER 2006). Bisher sind beim Pferd aufgrund der Größe des Herzens lediglich Bildraten von 60 bps angewendet worden, da für höhere Bildraten sowohl der Bildausschnitt als auch die Eindringtiefe reduziert werden müssen. Eine Verringerung der Eindringtiefe unter 27 cm lässt beim erwachsenen Warmblutpferd jedoch aufgrund der Größe des Herzens eine vollständige diagnostisch auswertbare Darstellung des linken Ventrikels nicht zu. Deshalb wurden auch in der vorliegenden Studie die gewebedoppler-echokardiographischen Untersuchungen bei einer Bildrate von etwa 60 bps durchgeführt. Einige adipöse Pferde, bei denen eine Darstellung der linksventrikulären Hinterwand in der parasternalen kurzen Achse in ausreichender Qualität nicht möglich war, wurden nicht in die Studie einbezogen.

Es müssen zunächst Eindringtiefe und Bildausschnitt festgelegt und danach die optimale und reproduzierbare Lokalisation der Messzelle gefunden werden. Bei der

Diskussion

PW-Gewebedopplerechokardiographie wurde die Messzelle immer an der oben beschriebenen Lokalisation des Septums und der linksventrikulären Hinterwand positioniert. Auf Grund der stärkeren Globalbewegungen von Herz und Brustkorb musste die Position der Messzelle bei Untersuchungen nach Belastung mehrfach korrigiert werden. Bei stärkeren Eigenbewegungen des Herzens kann die Geschwindigkeitsmessung nicht immer an derselben Lokalisation des Myokards gemessen werden (BARTEL et al. 1997). Diese Abweichungen sind allerdings durch wiederholte Messungen in mehreren Herzzyklen zu vernachlässigen, da deutliche Veränderungen der Wandbewegungsgeschwindigkeit sich auch auf die benachbarten Wandabschnitte fortpflanzen und so zumindest in abgeschwächter Form mit erfasst werden.

Während die Messlokalisationen für den PW-Doppler nur in Echtzeit festgelegt werden können, kann die Auswertung im Rahmen der Farbgewebedoppler-untersuchungen später erfolgen. Dabei wird der Analysebereich (Region of Interest = ROI) nachträglich festgelegt. Die Richtung der Geschwindigkeitsmessung in Relation zum Schallkopf wird rot bzw. blau dargestellt. Da der Richtungswechsel (von der Systole zur Diastole und umgekehrt) mit einer sehr hohen Geschwindigkeit stattfindet, muss eine Objektivierung und Zuordnung der gemessenen Geschwindigkeiten zu den Herzzyklusphasen mit Hilfe einer nachträglich erstellten Geschwindigkeitskurve erfolgen (VOIGT 2002, siehe Abb. 7). Mit diesen Kurven ist z.B. eine eventuelle asynchrone Bewegung der Herzwände nachweisbar. Dennoch ist die exakte Erfassung der Herzphase während der isovolumetrischen Kontraktion im Bereich des interventrikulären Septums sowohl mit dem PW-Doppler als auch mit der Farbdopplermethode nicht immer eindeutig möglich (SPIEKER 2006). Deshalb ist in der vorliegenden Arbeit die Herzphase der isovolumetrischen Kontraktion nicht berücksichtigt und es sind ausschließlich systolische Spitzengeschwindigkeiten gemessen worden. Dieses entspricht weitgehend der Vorgehensweise in der Humanmedizin (NIKITIN 2002; MCCULLOCH 2006). Dagegen wurden in der Diastole Geschwindigkeitsmessungen zu mehreren Zeitpunkten (E- und A-Welle) durchgeführt. Die Amplituden der Geschwindigkeitskurve stellen an diesen Punkten einerseits die frühdiastolische Füllung des linken Ventrikels (E-Welle) und andererseits die mechanischen Reaktionen des Ventrikels auf die spätdiastolische aktive Vorhofkontraktion (Vorhofsystole: A-Welle) dar (SUN et al. 2004).

Diskussion

Dieses wird durch den Kurvenverlauf beim Pferd mit Vorhofflimmern bestätigt: Da bei Pferden mit Vorhofflimmern keine aktive Vorhofkontraktion stattfindet, konnte, ähnlich wie im M-Mode und in den Flussdiagrammen der Pulsdopplerkurven, keine typische A-Welle erkannt werden (s. Abb. 19 und 20).

Abb.19: „off-line“ Analyse aus Farbgewebedopplerdaten eines Pferdes ohne abweichende Herzbefunde (HF=36)

1. B-Mode-Bild des linken Ventrikels von recht in der kurzen Achse mit Darstellung des Analysebereiches

2. Farbgewebedopplerbild aus dem selben Bereich

3. Myokardgeschwindigkeitskurve aus dem Bereich der linksventrikulären Hinterwand

Diskussion

Abb. 20: „off-line“ Analyse aus Farbgewebedopplerdaten eines Pferdes mit Vorhofflimmern (HF=38)

1. B-Mode-Bild des linken Ventrikels von recht in der kurzen Achse mit Darstellung des Analysebereiches

2. Farbgewebedopplerbild aus dem selben Bereich

3. Myokardgeschwindigkeitskurve aus dem Bereich der linksventrikulären Hinterwand

Mit dem PW-Gewebedoppler wurden, wie in Studien anderer Autoren beim Menschen (KUKULSKI et al. 2000) und beim Pferd (SPIEKER 2006) deutlich höhere Myokardgeschwindigkeiten ermittelt als mit dem Farbgewebedoppler, weil mit der PW-Gewebedopplertechnik Maximalwerte und mit der Farbgewebedopplertechnik Mittelwerte berechnet werden (VOIGT 2002).

In der ersten Arbeit zur Gewebedopplerechokardiographie (SEPULVEDA et al.

2005), die beim Pferd durchgeführt wurde, zeigten die mit dem Farbgewebedoppler ermittelten Myokardgeschwindigkeiten eine deutlich höhere inter- und intra-individuelle Schwankung als die mittels PW-Gewebedoppler erfassten Werte. Dies konnte weder in der Arbeit von SPIEKER (2006) noch in der vorliegenden Arbeit (diastolisch und systolisch in Ruhe und nach Belastung) bestätigt werden. Die

Diskussion

Ursachen für diese unterschiedlichen Ergebnisse bleiben weitgehend unklar.

Eventuell führt die deutlich größere Anzahl der Pferde, die in der vorliegenden Studie untersucht wurden, statistisch zu einer Minimierung der Streuung.

Pferde mit Vorhofflimmern zeigten allerdings eine hohe intra-individuelle Streuung der ermittelten Myokardgeschwindigkeiten, die auf unterschiedliche Ventrikelfüllungen und daraus resultierenden Schwankungen der Kontraktionskraft (Frank Starling-Mechanismus) zurückgeführt werden (SPIEKER 2006). Neben den Eigenbewegungen des Herzens kann auch die verstärkte Bewegung des Brustkorbes bei einer forcierten Atmung wie z.B. nach Belastung, zu Schwankungen der Messwerte führen.

Strain und Strain Rate

Die Verformung einzelner Myokardsegmente („Strain- und Strain Rate“) wurde in der vorliegenden Arbeit mit der sogenannten „speckle tracking“-Methode (s. Abb. 9) untersucht. Diese wird im Gegensatz zu herkömmlichen „Strain- und Strain Rate“

Messungen nicht vom Farbgewebedoppler hergeleitet sondern vom herkömmlichen 2D-Bild durch Graupixelanalyse und ist deshalb winkelunabhängig (CHETBOUL et al. 2007). Außerdem werden diese Messungen nicht durch Bewegungsartefakte der Nachbarsegmente beeinflusst, weil dabei jedes einzelne Segment isoliert von den Bewegungen des Nachbarsegmentes analysiert wird. Jedoch ist auch bei der Anwendung dieser Verformungsanalysen eine gute Schallqualität, insbesondere zur Darstellung der Verformung der linksventrikulären Hinterwand sowie eine ausreichend hohe Bildrate (über 60 Bilder pro Sekunde) notwendig. Bei niedrigeren Bildraten gelang eine Analyse mittels des hier verwendeten Programms EchoPAC® nicht.

Obwohl in der vorliegenden Arbeit die Untersuchung der Verformung (Strain und Strain Rate) lediglich in Ruhe durchgeführt wurde, wiesen die Ergebnisse trotz signifikanter Unterschiede zwischen den Pferden mit und ohne Herzbefund deutlich höhere Schwankungen als bei Anwendung des Gewebedopplers auf. Diese sind nicht auf eine Beeinflussung durch die Herzbefunde (z.B. AVI, MVI) zurückzuführen, sondern methodisch bedingt. Diese Streuung kann eventuell in Zukunft mit einer Evaluierung von deutlich mehr als drei Herzzyklen reduziert werden. Somit erscheint der Einsatz der Gewebedopplermethode für den praktischen Gebrauch im Moment besser geeignet als die Erfassung der Verformung und Verformungsrate.

Diskussion

Zusammenhang zwischen Myokardgeschwindigkeit und der Globalfunktion des Herzens

Die gemessenen Myokardgeschwindigkeiten zeigten typische Kurvenverläufe im Herzzyklus. So ist die Systole durch zwei Amplituden charakterisiert: die erste entsteht während der isovolumetrischen Kontraktion des Ventrikels während alle Herzklappen noch geschlossen sind. Dieser Kurvenabschnitt konnte nicht bei allen untersuchten Pferden eindeutig identifiziert werden. Wenn der Druck im linken Ventrikel den Druck in der Aorta übersteigt, öffnen sich die Aortenklappen und das Schlagvolumen wird herausgedrückt (SILBERNAGl 2001). Diese Phase der Austreibung spiegelt sich in der zweiten systolischen Amplitude, der systolischen Spitzengeschwindigkeit des Myokards, wieder. Während der Austreibungsphase des Ventrikels füllen sich, bedingt durch das Absenken der Klappenebene, die Vorhöfe durch die Sogwirkung. Nachdem der Druck im linken Ventrikel unterhalb des Drucks in der Aorta gefallen ist und die Aortenklappen sich geschlossen haben, beginnt die isovolumetrische Relaxation. Wenn der Druck im Vorhof den Druck im linken Ventrikel übersteigt, öffnen sich die Mitralklappen und die Füllungsphase beginnt.

Durch den Druckunterschied zwischen Vorhof und Ventrikel wird die passive Füllung des Ventrikels bedingt (frühdiastolische Phase). Die mechanischen Abläufe in dieser Phase resultieren in der Myokardgeschwindigkeitskurve als weiterer großer Ausschlag in entgegen gesetzter Richtung zu der systolischen Geschwindigkeit (E-Welle). Nach Verlangsamung der Ventrikelfüllung erfolgt die abschließende Füllung durch die Vorhofkontraktion. Diese ist durch die sogenannte A-Welle charakterisiert.

Beim Menschen trägt diese Vorhofkontraktion nur zu circa 15% zur vollständigen Ventrikelfüllung bei.

Durch wechselnde Füllung des linken Ventrikels kann es zu einer Beeinflussung des Schlagvolumens kommen, da durch eine erhöhte Vordehnung des Myokards (Frank-Starling-Mechanismus) das Schlagvolumen und phasenweise die Kontraktions-Geschwindigkeit gesteigert wird. Eine Zunahme des Schlagvolumens führt beim gesunden Menschen zu einer Zunahme der Auswurffraktion (Schlagvolumen/

Enddiastolisches Volumen) und geht, mit Hilfe der Myokardgeschwindigkeitskurve nachweisbar, mit einer Zunahme der systolischen Myokardgeschwindigkeit einher.

Sowohl die systolische Myokardgeschwindigkeit als auch die diastolische E- und A-Welle zeigen eine signifikante, positive Korrelation zum Schlagvolumen (BRUCH et

Diskussion

al. 2004). Das Schlagvolumen wurde allerdings in dieser Arbeit nicht untersucht.

Deshalb bleibt unklar, ob beim Pferd dieselbe Korrelation zwischen Schlagvolumen und Myokardgeschwindigkeiten besteht, wie es in der Humanmedizin beschrieben ist.

Klappenerkrankungen

Die Interaktion zwischen dem Füllungsdruck des Ventrikels und dem Schlagvolumen führt bei Patienten mit primär bedeutsamer Mitralklappeninsuffizienz und mit einer Zunahme des Füllungsdruckes durch den Frank-Starling Mechanismus synchron zu

Die Interaktion zwischen dem Füllungsdruck des Ventrikels und dem Schlagvolumen führt bei Patienten mit primär bedeutsamer Mitralklappeninsuffizienz und mit einer Zunahme des Füllungsdruckes durch den Frank-Starling Mechanismus synchron zu