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Institutionelle Verankerung und schlecht erreichte Gruppen

4 Zuständigkeiten und Strukturen in den Kantonen

4.5 Institutionelle Verankerung und schlecht erreichte Gruppen

In der Behördenbefragung wurden diese auch nach der institutionellen Verankerung des Themas in ihrer Behörde bzw. in ihrem Kanton gefragt. Als zweites konnten sie ihre Einschätzung abgeben, welche Grup-pen von den existierenden Massnahmen nur teilweise oder gar nicht erreicht werden. Sie wurden drittens in einer offenen Frage generell nach Hindernissen der Bildungsintegration Späteingereister gefragt, die in ihrem Kanton bestehen. Ebenso konnten sie viertens frei angeben, wo sie selber Lücken und Handlungs-bedarf orten. Fünftens wurde gefragt, ob in diesem Bereich Reformvorhaben bestehen und schliesslich konnten sie selber Verbesserungsvorschläge anbringen.

Institutionelle Verankerung

Eine weitere wichtige Fragestellung der Bestandsaufnahme ist, wieweit die zuständigen Behörden für die Wichtigkeit der Bildungsintegration von spät eingereisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen sensibili-siert sind, über das nötige Fachwissen für diese Aufgabe verfügen, den Ausbildungsbedarf systematisch erfassen und über eine klare Strategie verfügen. Wieweit also die institutionellen Voraussetzungen vor-handen sind, um Späteingereiste in eine nachobligatorische Ausbildung auf Sekundarstufe II zu bringen.

Hier wurden die Behörden zu konkreten Punkten um ihre Selbsteinschätzung gefragt (Abbildung 19). Die Abbildung macht deutlich, dass der Anteil der uneingeschränkten Ja-Antworten generell nicht sehr hoch ist. Zusammen mit den «eher ja»-Antworten interpretiert, lässt sich jedoch schliessen, dass Probleme der institutionellen Verankerung nicht primär auf der Ebene des relevanten Fachwissens oder Koordination und Zusammenarbeit der involvierten Stellen gesehen werden. Diese beiden Themen werden von rund 80% der Teilnehmenden (eher) positiv bewertet. Beratung und Begleitung erscheinen noch 60% zumin-dest eher gut. Ähnlich viele geben an, Zuständigkeiten und Kompetenzen seien (eher) klar verteilt.

Noch gut die Hälfte geben an, Koordination und Zusammenarbeit mit der Wirtschaft funktionierten (eher), und genau die Hälfte, die nötigen personellen und finanziellen Ressourcen seien vorhanden. Dage-gen geht bereits mehr als die Hälfte der Antwortenden davon aus, dass das AnlieDage-gen der Bildungsintegra-tion von Späteingereisten nicht breit verankert ist. Als klare Schwachpunkte resultieren das Fehlen einer klaren Strategie sowie das Fehlen einer systematischen Erfassung und Abklärung des Ausbildungsbedarfs.

Abbildung 19: Institutionelle Verankerung der Berufsbildungsintegration spät eingereister Jugendlicher und junger Erwachsener

N = 141. Ohne Missings und «weiss nicht»-Antworten. Quelle: Behördenbefragung BASS Tabelle 16: Institutionelle Verankerung (Anzahl inhaltliche Antworten)

Ohne Missings und «weiss nicht»-Antworten. Arbeitsmarktbehörden: N = 19; Asylkoordination: N = 19; Berufsberatung: N = 19;

Berufsbildungsbehörden: N = 20; IIZ-Koordination: N = 22; Integrationsdelegierte: N = 23; Sozialämter: N = 19 Quelle: Behördenbefragung BASS

ja eher ja eher nein nein

Tabelle 16zeigt dieUnterschiede zwischen den verschiedenen Behördenkategorien, wobei hier aufgrund der teilweise von mehreren Behörden koordinierten Antworten gewisse Unschärfen bestehen.

Die Unterschiede dürfen deshalb nicht überinterpretiert werden. Differenzen zeigen sich einerseits beim Fachwissen. So gehen alle ausser den IIZ-Koordinator/innen davon aus, dass bei ihnen das relevante Fach-wissen für die Bildungsintegration von spät eingereisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorhan-den ist. Ein zweiter Punkt mit grösseren Unterschievorhan-den ist die breite Verankerung des Anliegens. Hier äussern sich Berufsberatungsgremien, Integrationsdelegierte und Sozialämter positiv, wogegen unter den Berufsbildungsbehörden negative Einschätzungen schon eher überwiegen. Deutlich negativ äussern sich Arbeitsmarktbehörden und den Asylkoordinator/innen. Berufsberatungen und Berufsbildungsbehörden gehen zudem eher davon aus, dass die Strategie klar ist, als die übrigen Involvierten.

Schlecht erreichte Gruppen

Welche Gruppen werden von den bestehenden Massnahmen nicht oder nur teilweise erreicht (Tabelle 17)? Gar nicht erreicht werden am häufigsten Jugendliche, die zunächst als Kurzaufenthalter/innen L in die Schweiz kommen. Die Nein-Antworten sind jedoch auch bei den Spätzugereisten erhöht, die für eine Erwerbstätigkeit in die Schweiz kommen oder zu einem Partner/einer Partnerin zuziehen. Wie vorne dar-gestellt, sind dies beides grosse Gruppen und insbesondere die zu einem Partner/einer Partnerin Zuzie-henden bleiben fast immer längere Zeit in der Schweiz. Die höchste Anzahl an Erreichten wiesen umge-kehrt anerkannte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene mit Flüchtlingsstatus auf. Bei den deutlich zahlreicheren vorläufig Aufgenommenen ohne Flüchtlingsstatus ist die Zahl der Ja-Antworten nur wenig tiefer. Nur eine Behörde vertritt die Einschätzung, sie würden nicht erreicht. Bei den Jungen, die ohne Familie in die Schweiz kommen, wurde offensichtlich oft an die UMAs aus dem Asylbereich gedacht, die ebenfalls häufig von Massnahmen erreicht werden. Interessant ist auch, dass die Einschätzung, Späteinge-reiste ohne finanzielle Mittel würden durchaus erreicht, relativ weit verbreitet ist. Die übrigen abgefragten Gruppen stehen irgendwo dazwischen.

Tabelle 17: Werden spezifische Gruppen von Späteingereisten erreicht?

N = 141. Ohne Missings und «weiss nicht»-Antworten. Quelle: Behördenbefragung BASS

Sehr häufig ist insgesamt die Antwortkategorie «teilweise», was darauf hindeuten könnte, dass bildungs-fernere und nicht selber aktiv werdende Gruppen eher nicht von den an sich bestehenden Massnahmen

Gruppe ja teilweise nein

mit längerem Aufenthalt als Asylsuchende (Ausweis N) vorläufig Aufgenommene ohne Flüchtlingsstatus vorläufig aufgenommene Flüchtlinge

und Instrumenten profitieren. Erhöhte Schwierigkeiten sind jedoch auch bei Späteingereisten mit eigener Familie und Kindern ersichtlich. Oft sind zudem Strukturen der Bildungsintegration im Umfeld der Sozial-hilfe und des Asylbereichs entstanden, andere Späteingereiste aber werden nicht in gleicher Weise erfasst oder müssen das Problem der Ausbildungsfinanzierung selber lösen.

Die Einschätzungen der verschiedenen Behördenkategorien unterscheiden sich bei der Einschätzung der Erreichbarkeit verschiedener Gruppen nicht systematisch.

Fazit zu institutioneller Verankerung und nicht erreichten Gruppen

Bei ihrer Beurteilung derinstitutionellen Verankerungder Bildungsintegration Späteingereister geben ausser den IIZ-Koordinator/innen alle Behörden mehrheitlich an, das nötige Fachwissen sei bei ihnen (eher) vorhanden und die Koordination und Zusammenarbeit zwischen den involvierten Stellen klappe. Noch eine knappe Mehrheit bewertet die Beratung und Begleitung der Betroffenen sowie die Klarheit der Zuständigkeiten und Kompetenzen (eher) positiv. Rund die Hälfte schätzt die Zusammen-arbeit mit der Wirtschaft sowie die personellen Ressourcen als (eher) gut ein. Dagegen geht die Mehr-heit davon aus, das Anliegen der Bildungsintegration von Späteingereisten sei kaum breit verankert.

Als klare Schwachpunkte resultiert das Fehlen einer klaren Strategie sowie einer systematischen Erfas-sung und Abklärung des Ausbildungsbedarfs.

Schlecht erreichte Gruppensind neben Kurzaufenthalter/innen L und Sans Papiers Spätzugerei-ste, die für eine Erwerbstätigkeit in die Schweiz kommen oder zu einem Partner/einer Partnerin zuzie-hen. Erhöhte Schwierigkeiten sind auch bei Späteingereisten mit Kindern ersichtlich. Die höchste An-zahl gut Erreichter weisen umgekehrt anerkannte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene mit Flüchtlingsstatus auf. Bei vorläufig Aufgenommenen ohne Flüchtlingsstatus ist die Zahl der Ja-Antworten nur wenig tiefer. Auch die Einschätzung, Späteingereiste ohne finanzielle Mittel würden durchaus erreicht, ist weit verbreitet.