Sensibilisierung für die Wichtigkeit des Abschlusses auf dem Schweizer Arbeitsmarkt
5.1.2 Einschätzung der Situation durch die beteiligten Fachpersonen .1 Stärken und Herausforderungen
Stärken
Als Stärken werden dieVielzahl der Angebotesowie das spezifische Angebot derIntegrations- und Berufswahlklassen IBKerachtet. Auch steht nach zwei dort absolvierten Jahren die Möglichkeit offen, im Sinne einermehrstufigen Nachholbildungein weiteres Brückenangebot zu besuchen, falls sich dies für den Anschluss an eine Berufsausbildung als nötig erweist und die Altersgrenze für die Zulassung nicht überschritten ist.
Herausforderungen
Die involvierten Fachleute konstatieren, dass an mehreren Stationen in den Bildungsangeboten für die Zielgruppezu wenig Plätzeangeboten werden undWartelistenbestehen. Dies führt zu Zeitverlusten und Demotivation. Esfehleein klarerFokus auf die Bildungsintegrationund die Möglichkeit, spätein-gereiste Junge in Ausbildung über Stipendien besser zu stellen als in der Sozialhilfe. Es wird die Frage
gestellt, wie weit die in der Basler Integrationsarbeit wichtige Ausländerberatung der GGG den Ausbil-dungsfokus ebenfalls setzt. Auch auf der Ebene derKoordination und Kooperationwerden Mängel festgestellt. Die Prozesse erscheinen über das eigene Angebot hinweg nicht abgestimmt. Man verliere die Jugendlichen zwischen den Stationen aus den Augen. Wer keine Sozialhilfe mehr bezieht etwa, verliert auch die beratende Unterstützung. Der «Angebots-Dschungel» sei zudem auch für Fachpersonen schwer zu überblicken. Die Zielgruppe werde nicht immer erreicht. Es wird auch eineNegativselektion vermutet in dem Sinne, als Personen, die Sozialhilfe beziehen, mehr Möglichkeiten und Unterstützung offenstehen, als solchen, die sich knapp selber über Wasser halten.
Die Schwierigkeiten beimErlernen der Sprachewerden alsgrösstes Hindernisauf dem Weg in eine Berufsausbildung bezeichnet, noch vor derFinanzierung, die jedoch auch ein Dauerthema bleibt, vor allem vor dem Hintergrund angespannter Kantonsfinanzen. Es wird vorgeschlagen, das Gewicht der Sprachkenntnisse in den Ausbildungsgängen zu hinterfragen und insbesondere von Fremdsprachigen nicht auch noch Kenntnisse einer zweiten Landessprache zu verlangen. Eine weitere Herausforderung sind diebeschränkten Angebote für Personen ab 22 Jahren, die nicht mehr ins Altersprofil der IBK passen.
Dies gilt besonders auch für junge Frauen, die zum Partner in die Schweiz zuziehen und nur in Bildungs-gänge integriert werden können, wenn der Mann und die Familie mitzieht. Generell wird diewichtige Rolle der Familieim positiven wie im negativen Sinn betont. Teilweise wird jedoch dastranskulturelle Wissen der beteiligten Fachleuteals klein erachtet, mit der Gefahr, dass sie in Stereotypen verfallen.
Das Risiko, dass sie durch die Maschen fallen, ist beijungen Analphabeten und Bildungsungewohn-tenbesonders gross. Der Zugang zu Alphabetisierungskursen ist für die Gruppe der 16- bis 18-Jährigen nicht immer gegeben, da sie altersbedingt teilweise nicht in die Erwachsenenkurse passen. Sind sie in Flüchtlingslagern aufgewachsen, ohne stützendes familiäres Netz und weisen sie gesundheitliche Beein-trächtigungen auf, dann bräuchten sie mehr und kontinuierlichere Unterstützung im Sinne von Coaching.
Das an der Normalbiografie ausgerichtete,starre Berufsbildungssystemist für viele Späteingereiste eine Schwierigkeit. Viele bräuchten flexiblere, besser auf ihre Lebenssituation zugeschnittene Angebote. Auch leben die IBK-Besuchenden teilweise in einerParallelwelt, reden im Alltag die Sprache nicht und integrie-ren sich dadurch nur langsam. Zudem ermöglicht das heutige System vielennureineAttestausbildung, was vom RAV als immer besser als gar nichts bezeichnet wird, aber ohne anschliessend weitere Ausbil-dung oft nicht zu einer wirklich stabilen Arbeitsmarktposition führt.
5.1.2.2 Verbesserungsvorschläge
■
Bewusstsein schaffen: Noch erscheint die Basler Integrationspolitik nicht durchwegs auf eine Berufs-bildungsintegration der unter 25-Jährigen ausgerichtet, was auch für die Sozialhilfe und dieRAV-Strukturen gilt. Hier gelte es, diesen Fokus bei allen beteiligten Akteuren (inkl. Politik) besser zu verankern.
Erst dann wäre es auch möglich, eine interdepartemental koordinierte Steuerung aufzubauen und die entsprechenden Mittel einzusetzen.