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I Milieu-, Psycho- und Soziotherapie

Im Dokument I Memory Clinics I Diagnose (Seite 34-37)

Psychotherapie und Demenz bil­

den nicht unbedingt einen Wider­

spruch. Ihre Zusammenführung ge­

lingt wohl um so leichter, je undog­

matischer man sich dieser Aufgabe nähert (7). Das Spektrum möglicher Interventionen (Tob. 1) umfaßt so­

wohl Verfahren, die auf das Indivi­

duum zielen, als auch Strategien, die auf die Beeinflussung von Umge- [ bungsvariablen (auch Betreuer, Fa­

milienangehörige) setzen (3).

Verhaltenstherapie. Verhaltens­

therapeutische Techniken werden seit weit mehr als 20 Jahren in der Behandlung dementer Patienten eingesetzt. Die meisten Erfahrungen liegen mit der Technik des operan- ten Lernens vor, das eine Verhal­

tensänderung ohne die aktive Mitar­

beit des Patienten ermöglicht, und beziehen sich auf »klassische« Pro­

blemsituationen bei der Betreuung Dementer:

552 XFA

DEMENZ

Einige Schlußfolgerungen

Nur in Ausnahmefällen führt eine ärztliche Interventi­

on bei Demenzen zu einer dauerhaften Beseitigung der Ursachen der Störungen. Auch bei prinzipiell reversi­

blen Erkrankungen findet dies in kaum mehr als 20%

der Fälle statt. Es gibt jedoch erfolgversprechende The­

rapieansätze, z.T. sind diese auch verläßlich erprobt.

Der demente Patient und seine Betreuer werden durch nicht kognitive psychopathologische Symptome er­

heblich belastet. Sie schränken die Lebensqualität dra­

stisch ein und limitieren darüber hinaus oft den Ver­

bleib in der gewohnten Umgebung. Viele dieser Störungen sind medikamentös mit Erfolg angehbar, wenn ihnen nur die nötige therapeutische Aufmerk­

samkeit geschenkt wird. Substanzen, die auf eine Ver­

besserung der Kognition zielen, kann man nach dem heutigen Wissensstand gezielt einsetzen,

■ wenn eine sorgfältige Therapiekontrolle gewährlei­

stet ist und

■ wenn die Therapie beim Ausbleiben eines thera­

peutischen Effekts nach mindestens drei Monaten auch tatsächlich beendet und möglicherweise eine Alternative erwogen wird.

Vom verordnenden Arzt wird auch hier eine Nutzen-Ri- siko-Analyse verlangt. Ob eine kombinierte Interventi­

onsstrategie in der Zukunft bessere therapeutische Re­

sultate bringt, sei dahingestellt. Sicher ist aber, daß für die optimale Wirkung dieser Substanzen eine Einbet­

tung der medikamentösen Behandlung in einen struk­

turierten therapeutischen Kontext geboten ist.

■ Abbau von störendem Sozialver­

halten,

■ Erreichen von größerer Selbstän­

digkeit (z.B. Baden oder Anziehen)

■ Rückgewinnung verlorengegange­

ner Kompetenzen (z.B. Kontinenz).

Neben verhaltensorientierten In­

terventionen wurden auch die Tech­

niken der kognitiven Verhaltensthe­

rapie bereits bei Alzheimer-Patien­

ten mit depressiver Begleitsympto­

matik mit Erfolg eingesetzt. An­

gehörige können als Co-Therapeuten eingebunden werden. Oft handelt es sich allerdings um recht aufwendige therapeutische Arrangements, die hohe Anforderungen an die Disziplin von Personal oder Angehörigen stel­

len. Hier liegen auch gelegentlich die Ursachen für ein Scheitern.

Trainingsverfahren. Natürlich ist ein spielerischer Umgang mit Pro­

blemen des Lemerwerbs aus keiner Gruppenaktivität wegzudenken (10).

Einige Bedingungen können diesen erwünschten Prozeß fördern. Je all­

tagsnäher eine solche Gruppe ange­

legt ist, desto wahrscheinlicher wer­

den beim spielerischen Lernen gleichzeitig mehrere Kanäle benutzt und trainiert. Je mehr motorische Elemente angesprochen und geübt werden, desto eher ist ein Trainings­

erfolg zu erwarten. Wenn nur das be­

einträchtigte verbale Gedächtnis trainiert wird, droht rasch Überfor­

derung. Gegen einen dementieilen Prozeß »anzutrainieren« ist wenig er­

folgversprechend und deprimiert Pa­

tienten und Trainer! Ein Aussetzen des Trainings hat oft eine rapide Ver­

schlechterung der Leistung der Pa­

tienten zur Folge. Ein zentrales Pro­

blem aller Trainingsmaßnahmen bei Dementen besteht darin, daß sie krankheitsbedingt nicht in der Lage sein können, einen erworbenen Lei­

stungsstandard über längere Zeit hinweg auffechtzuerhalten. Emp­

fehlenswert sind Interventionen, die die Motivation (z.B. durch Einbezie­

hung von Angehörigen) erhöhen und gleichzeitig Veränderungen im Le­

bensraum mit einbeziehen.

ROT. Die Realitätsorientierungs­

therapie (ROT) ist eine Interven­

tionstechnik, die auf dementieil be­

einträchtigte Patienten auch höhe­

rer Einschränkungsgrade zuge­

schnitten ist. Zwei prinzipielle Mo­

delle werden - alternativ oder kom­

biniert - eingesetzt. Zum einen wer­

den im Rahmen von Gruppenarbeit grundlegende Personen, Zeit und Ort betreffende Informationen »wie in der Schule« stets aufs Neue wieder­

holt. Das zweite Modell ist das »24- Stunden-ROT« in dem bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Patien­

ten »Realitätsanker« geboten wer­

den. Dieses Modell setzt eine inten­

sive Schulung des gesamten Teams voraus. Trotz belegbarer Effekte mehren sich die Fragen bezüglich der Angemessenheit der Form und der Ziele von solchen Programmen.

Erinnerungstherapie. Diese The­

rapie zielt primär auf die Lösung nicht aufgearbeiteter Konflikte. Da­

bei geht es weniger um die kritische Aufarbeitung der eigenen Biogra­

phie, sondern vielmehr um eine Er­

Nicht nur das verbale Gedächtnis trainieren, sondern auch motorische Elemente ansprechen

höhung der Lebenszufriedenheit durch die Fokussierung auf positive Erinnerungen (9). Als therapeutische

»Erinnerungsanker« können alte Fo­

tografien ebenso dienen wie typische Musikstücke aus bestimmten Le­

bensabschnitten, gelegentlich auch sensorische Reize wie speziell ge­

würzte Speisen oder Gerüche.

SET. Die Selbst-Erhaltungs-Thera- pie (SET) strebt an, die personale Identität von Alzheimer-Patienten länger zu erhalten. Gefährdet wird die personale Indentität durch:

■ Verletzung der personalen Konti­

nuität,

■ Erlebnisarmut,

■ Veränderungen der Persönlichkeit und des Gefühlslebens und

■ Selbstwissensverlust.

Die Therapie knüpft an individuell weniger beeinträchtigte Kompeten­

zen an und ermöglicht so Erfolgser­

lebnisse: Ziel ist nicht Selbst-Korrek­

tur, sondern Selbst-Erhalt.

Musik- und Kunsttherapie. Zu den Therapieverfahren, die sich bewußt und gezielt auf Emotionalität und Kreativität der dementen Patienten beziehen, zählen Musik- und Kunst­

therapie. Hier sollen Patienten,

de-XFA 553

DEMENZ

I Worauf man bei der Betreuung achten muß

■ Je schwerer die Demenz, desto eher sind milieu- und verhaltenstherapeutische Ansätze sinnvoll.

■ Betreuende Angehörige müssen intensiv beraten (manchmal auch therapeutisch betreut) und in die Therapieplanung mit einbezogen werden.

■ Es ist wichtig, daß alle Kontaktpersonen des Pati­

enten sich untereinander abstimmen, damit sich ein »therapeutisches Milieu« entwickeln kann.

■ Auch die räumliche Umgebung des Patienten soll dabei helfen, sensorische, physische und kogniti­

ve Einbußen möglichst zu kompensieren (mehr Autonomie durch bessere »Ablesbarkeit« der Um­

gebung).

■ »Lichtregie« (tags hell, nachts dunkel; kein Däm­

merlicht) kann gegen Unruhezustände helfen.

nen kognitiv-verbale Wege der Kom­

munikation krankheitsbedingt im­

mer weniger zur Verfügung stehen, Gelegenheit erhalten, in der y Konfrontation mit präsen-

# tiertem Material oder auf dem Weg eigenen Ge- staltens Gefühle zu leben und wieder zu erleben. Bis in sehr späte Phasen der Er­

krankung kann so der therapeuti­

sche Zugang zum Patienten erhalten bleiben.

Literatur

1. Bienstein C, Fröhlich A: Basale Stimulation in der Pflege. Verlag Selbstbestimmtes Leben Düsseldorf 1995.

2. Feil N: Validation. Ein neuer Weg zum Ver­

ständnis alter Menschen. DelleKarth Wien 1990.

3. Gutzmann H: Therapeutische Ansätze bei Demenzen ln: Wächtler C (Hrsg) Demenzen.

Georg Thieme Verlag Stuttgart 1997: 40-59.

4. Gutzmann H, Kühl KP, Kanowski S, Khan- Boluki J: Measuring the efficacy of the psy- chopharmacological treatment of psycho­

motor restlesness in dementia: Clinical eva­

luation ofTiapride. Pharmacopsychiat. 1997;

30: 6-11.

5. Hoyer S: Möglichkeiten und Grenzen der Therapie von Himleistungsstörungen im Al­

ter. Z Gerontol Geriat 1995; 28: 457^62.

6. 1hl R, Kretschmar Ch: Zur Nootropikabe­

wertung für die Praxis. Nervenarzt 1997; 68:

853-861.

7. Junkers G: Psychotherapie bei Demenz? ln:

Hirsch RD (Hrsg) Psychotherapie bei Demen­

zen. Steinkopf Verlag Darmstadt 1994:

93-106.

8. Lemke M, Stuhlmann W: Therapeutische Anwendung von Carbamazepin bei An­

triebssteigerungen und Affektstörungen

ge-rontopsychiatrischer Patienten. Psychiat Prax 1994;21: 147-150.

9. Lohmann R, Heuft G; Life Review. Förde­

rung der Entwicklungspotentiale im Alter. Z.

Gerontol Geriat 1995; 28: 236-241.

10. Meier D, Ermini-Fünfschilling D, Monsch AU, Stähelin HB: Kognitives Kompetenztrai­

ning mit Patienten im Anfangsstadium einer Demenz. Z Gerontopsychol-psychiatr 1996; 9:

207-217.

11. Romero B, Eder G: Selbst-Erhaltungs-The- rapie (SET); Konzept einer neuropsychologi- schen Therapie bei Alzheimer-Kranken. Z Ge­

rontopsychol-psychiatr 1992; 5: 267-282.

12. Schneider LS, Pollock VE, Lyness SA: A me- taanalysis of controlled trials of neuroleptic treatment in dementia, j Am Geriat Soc 1990;

38: 553-563.

13. Sturmer T, Glynn Rj, Field TS et al: Aspi­

rin use and cognitive function in the elderly.

AmJ Epidemiol 1996; 143: 683-691.

PD Dr. med. Hans Gutzmann Chefarzt der Gerontopsychiatrischen Abteilung

Krankenhaus Hellersdorf Mysiowitzer Straße 45

12621 Berlin

Wirkstoff: Fermentierter wäßriger Auszug aus Iscador® Distel.

Zusammensetzung: Arzneilich wirksamer Be­

standteil; Fermentierter wäßriger Auszug aus Viscum album ver­

schiedener Wirtsbäume. Sonstige Bestandteile: Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke.

Anwendungsgebiete gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis.

Dazu gehören: Anregung von Form- und Integrationskräften zur Auflösung und Wiedereingliederung verselbständigter Wachs­

tumsprozesse, z.B. bösartige und gutartige Geschwulstkrank­

heiten; bösartige Erkrankungen und begleitende Störungen der blutbildenden Organe; Anregung der Knochenmarkstätigkeit; Vor­

beugung gegen Ceschwulstrezidive; definierte Präkanzerösen.

Gegenanzeigen: Bekannte Allergie auf Mistelzubereitungen: Eine Fortsetzung der Therapie ist erst nach erfolgter Desensibilisie­

rungsbehandlung mit einschleichender Dosierung möglich. Akut entzündliche bzw. hoch fieberhafte Erkrankungen (Körper­

temperatur über 38° C): Die Behandlung sollte bis zum Abklingen der Entzündungszeichen unterbrochen werden. Tuberkulose. Hy­

perthyreose mit nicht ausgeglichener Stoffwechsel läge. Primäre Hirn- und Rückenmarkstumoren oder intracranielle Metastasen mit Gefahr einer Hirndruckerhöhung: In diesem Fall sollte Isca­

dor* nur nach strenger Indikationsstellung und in geringerer Dosis bzw. mit langsamerer Dosissteigerung unter engmaschiger klini­

scher Kontrolle verabreicht werden. Schwangerschaft: Bisher sind keine Wirkungen bekannt geworden, die gegen eine Anwendung von Iscador* in der Schwangerschaft sprechen. Aus Gründen beson­

derer Vorsicht sollte Iscador* jedoch während der Schwanger­

schaft nur nach strenger Indikationsstellung verabreicht werden.

Nebenwirkungen: Eine leichte Steigerung der Körpertemperatur, örtlich begrenzte entzündliche Reaktionen um die Einstichstelle sowie vorübergehende leichte Schwellungen regionaler Lymph­

knoten sind unbedenklich. Das durch Iscador* hervorgerufene Fieber soll nicht durch fiebersenkende Mittel unterdrückt werden;

üblicherweise ist es nach 1 bis 2 Tagen abgeklungen. Bei länger anhaltendem Fieber ist differentialdiagnostisch an infektiöse

Pro-ANZEIGE zesse oder Tumorfieber zu denken. Wenn die Reaktionen ein er­

trägliches bzw. vom Arzt erwünschtes Maß überschreiten (Fieber über 38°C, evtl. Abgeschlagenheit, Frösteln, allgemeines Krank­

heitsgefühl, Kopfschmerzen, kurzzeitige Schwindelanfälle, größe­

re örtliche Reaktionen über 5 cm Durchmesser), sollte die näch­

ste Injektion erst nach Abklingen dieser Symptome und in redu­

zierter Konzentration bzw. Dosis gegeben werden. In seltenen Fäl­

len kann es zu subcutaner Knotenbildung am Injektionsort, zu größeren Schwellungen regionaler Lymphknoten und Aktivierung von Entzündungen kommen. Bei seltenen allergischen oder aller- goiden Reaktionen wie generalisiertem Pruritus, lokaler oder ge­

neralisierter Urticaria, Blasenbildung, Exanthem, Erythema exsudativum multiforme (1 dokumentierter Fall), Quincke-Ödem, Schüttelfrost, Atemnot, Bronchospasmus und Schock ist ein sofor­

tiges Absetzen des Präparates und ärztliche Behandlung erforder­

lich. Gelegentlich können Venen mit entzündlichen Reizer­

scheinungen reagieren. Eine vorübergehende Therapiepause ist auch hier erforderlich. Bei primären Hirn- und Rückenmarkstu­

moren oder intracraniellen Metastasen kann es zu Symptomen einer Hirndruckerhöhung kommen (siehe auch unter „Gegen­

anzeigen").

Darreichungsform und Packungsgrößen Injektionslösung als Serienpackung:

7 Ampullen zu 1 ml (DM 63,15)

21 Ampullen zu 1 ml (3 x 7, DM 169,80) Injektionslösung als Sortenpackung:

8 Ampullen zu 1 ml (DM 69,40) Alle Preise Juli 1997

Iscador* ist eines der Präparate, die wir im Einklang mit Mensch und Natur der Heilkunst zur Verfügung stellen.

WELEDA AG, Postfach 1320,

73503 Schwäbisch Gmünd

WELEDA

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