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Hohe Auszeichnung für Arzt und Hirnforscher Prof. Deuschl erhält Max Nonne-Gedenkmünze

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Im September 2012 hat Prof. Dr. Günther Deuschl, Direktor der Klinik für Neuro-logie, Campus Kiel, die Max Nonne-Gedenkmünze der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) erhalten. Die Ehrenmedaille wird seit 1961 in unregelmä-ßigen Abständen an Kliniker vergeben, die mit ihren besonderen wissenschaft-lichen Leistungen und als klinische Lehrer die gesamte Neurologie auf heraus-ragende Weise vertreten und gefördert haben.

Der Kieler Arzt und Wissenschaftler habe sich um die Einführung neuer Be-handlungsmethoden in der Neurologie und um eine Professionalisierung der Fachgesellschaft verdient gemacht, hieß es in der Laudatio. Prof. Deuschl ist seit 1995 als Direktor der Klinik für Neurologie am UKSH tätig. International gehört er zu den führenden Tremor-Experten. Er hat die heute gültige Internationale Tremorklassifikation entwickelt. Gleichzeitig gilt Günther Deuschl als der führende Neurologe bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit und anderer Bewegungsstö-rungen mithilfe der tiefen Hirnstimulation (THS), einer Therapiemethode, die er mit zahlreichen Studi-en Studi-entscheidStudi-end weiterStudi-entwickelte. Im modernStudi-en NeurozStudi-entrum des UKSH am Campus Kiel leitet Prof.

Deuschl zusammen mit Prof. Dr. H. Maximilian Mehdorn, Direktor der Klinik für Neurochirurge, eines der größten Ausbildungszentren für tiefe Hirnstimulation.

| Baubeginn für eine der großen | Zukunfts- investitionen an der Lübecker Universität

Auf dem Campus der Universität zu Lübeck entsteht ein Forschungsneubau für das Center of Brain, Behavior and Metabolism (CBBM), das Zentrum für Gehirn, Hor-mone und Verhalten. Damit erhält die interdisziplinäre biomedizinische Forschung der Universität ein neues

Forschungszentrum auf dem Universitäts-gelände. Zukünftig werden in dem Ge-bäude das Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie sowie Arbeitsgruppen unter anderem aus der Medizinischen Klinik I, der Klinik für Neurologie und der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie untergebracht sein. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme belaufen sich auf rund 31 Millionen Euro und werden aus Mitteln der gemeinsamen Forschungsförderung durch den Bund und das Land finanziert. Die Fertigstellung ist für Dezember 2014 geplant.

Im März 2012 wurde der erste Spatenstich gesetzt, im Dezember konnte dann das Richtfest gefeiert werden.

Prof. Dr. Dr. h.c. Hendrik Lehnert, Sprecher des CBBM und Direktor der Medizinischen Klinik I am Campus Lübeck, sagte: „Mit diesem Gebäude und der Zusammen-führung zahlreicher bislang auf dem Campus verstreuter Arbeitsgruppen wird die Forschung in Lübeck auf dem Gebiet der Neuroendokrinologie und des Energiestoff-wechsels nachhaltig gestärkt und international weiter sichtbar gemacht. Langfristig wird dies zu nicht nur für die Grundlagenforschung, sondern auch für die Klinik sehr bedeutsamen Erkenntnissen und damit zu einer verbesserten Versorgung von Patienten mit ernährungs-abhängigen und Stoffwechselerkrankungen führen.“

Der Neubau mit seinen rund 5.400 Quadratmetern Hauptnutzfläche wird vier Geschosse umfassen, ergänzt durch ein Teilgeschoss, in dem unter anderem die Tech-nikzentrale untergebracht wird. Das Erdgeschoss wird vollverglast, dort entsteht ein multifunktionaler Semi-nar- und Veranstaltungsbereich für Kolloquien, Seminare sowie Symposien und wissenschaftliche Kongresse.

Den Arbeitsgruppen stehen zur gemeinsamen Nutzung

Forschungsplattformen zur Verfügung mit Diagnos-tikbereichen wie Magnetresonanztomografie (MRT) und Laser-Scanning-Mikroskopie (LSM). Das Gebäude ist ganz auf eine fächerübergreifende Kommunikation und informelle Treffen zwischen den Wissenschaftlern ausgerichtet. Der Präsident der Universität, Prof. Dr. Peter Dominiak, sagte beim Richtfest: „Wir freuen uns, dass zwei wichtige Förderentscheidungen für unser Zentrum für Gehirn, Hormone und Verhalten, CBBM, punktgenau zum Richtfest gefallen sind. Zum einen hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft ein neues Graduiertenkolleg zu Stoffwechselerkrankungen bewilligt, das mit 3,2 Milli-onen Euro unterstützt und am CBBM angesiedelt wird.

Zweitens und noch gewichtiger ist die Entscheidung für einen neuen Sonderforschungsbereich zum Essverhalten, der von Lübeck aus zusammen mit den Universitäten Köln und Hamburg und dem Max-Planck-Institut für Neurologische Forschung durchgeführt wird. Sein För-dervolumen beträgt 10,4 Millionen Euro. Das sind beste Vorzeichen für die künftige Arbeit in diesem wegwei-senden Forschungsgebäude.“

Erstes Baby nach PID einer monogenetischen Erkrankung in Deutschland geboren

Am 27. Januar 2012 ist in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Campus Lübeck das erste Kind nach einer Präimplantationsdiagnostik (PID) einer monogene-tischen Erkrankung in Deutschland zur Welt gekommen.

Monogenetische Erkrankungen entstehen durch einen Defekt in einem einzelnen Gen. Die PID ist ein Untersu-chungsverfahren zur Erkennung von schweren genetisch bedingten Erkrankungen. Sie wird an im Reagenzglas gezeugten Embryonen durchgeführt, wenn ein hohes Risiko für eine solche Erkrankung besteht. Die Methode darf in Deutschland seit 2011 bei strenger Indikations-stellung angewandt werden. Der PID geht in jedem Fall eine künstliche Befruchtung voraus. Die Eizellen werden punktiert und künstlich befruchtet. Jedem der entstan-denen Embryonen wird dann eine einzige Zelle entnom-men, an der im Institut für Humangenetik getestet wird, ob der Embryo die krankheitsverursachende Mutation trägt oder nicht. Nur nicht betroffene Embryonen wer-den in die Gebärmutter eingesetzt. Am Campus Lübeck

hat das schleswig-holsteinische Gesundheitsministeri-um zGesundheitsministeri-um 1. März 2014 das erste deutsche ZentrGesundheitsministeri-um für Präimplantationsdiagnostik (PID) zugelassen. Beteiligt sind die Sektion für Reproduktionsmedizin, das Institut für Humangenetik, die Abteilung für Pränataldiagnostik der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Eingebunden ist auch die klinische Ethikkommission der Universität zu Lübeck, die jeden individuellen Fall beurteilt.

Chemotherapie statt Stammzelltransplantation Prof. Dr. Martin Schrappe, Direktor der Klinik für Allge-meine Pädiatrie am Campus Kiel, hat die bisher größte internationale Untersuchung bei Kindern und Jugend-lichen mit akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL) ko-ordiniert. Sie zeigt, dass einige der als besonders kritisch beurteilten Patienten auch ohne Blutstammzelltrans-plantation gute Heilungschancen haben. An der Untersu-chung, deren Ergebnisse im April 2012 im „New England Journal of Medicine“ veröffentlich wurden, waren Wis-senschaftler aus 14 Studiengruppen in Europa, Japan und

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den USA beteiligt. Gefördert wurde das Projekt u.a. durch die Deutsche Krebshilfe. Die Studie konzentriert sich auf die besonders kritische Gruppe von Leukämieerkrankten, deren Prognose bislang als grundsätzlich ungünstig ein-geschätzt wurde. Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass eine Blutstammzelltransplantation (meist Knochenmarktransplantation) nicht notwendigerweise die beste Behandlungsoption für ALL-Erkrankte ist, die auf eine intensive vier- bis sechswöchige Anfangsthe-rapie nicht angesprochen haben. Analysiert wurden die Daten von 44.017 ALL-Patienten im Alter bis 17 Jahre, deren Leukämie zwischen 1985 und 2000 diagnostiziert wurde. 1.041 davon sprachen nicht auf die Anfangs-therapie an und bildeten die Zielgruppe der Studie. Die Analyse offenbart, wie unterschiedlich die Heilungsper-spektiven bei ALL bisher sind: Die Überlebenschancen schwanken zwischen 15 und etwa 70 Prozent. Neu war u.a. die Erkenntnis, dass etwa ein Viertel aller Erkrankten mit „anfänglichem Therapieversagen“ eine zehnjährige Überlebensrate von 72 Prozent allein mit Chemotherapie erreichen kann.

Wie Mangelernährung zu Entzündungen führt Wie Mangelernährung zu Durchfall und Entzündungen des Darmes führen kann, haben Wissenschaftler der CAU und des Exzellenzclusters Entzündungsforschung des UKSH in Zusammenarbeit mit dem Institut für Moleku-lare Biotechnologie in Wien 2012

herausge-funden. Diese überraschenden Erkenntnisse zeigen erstmals den molekularen Einfluss der Ernährung auf das Gleichgewicht zwischen Immunsystem und Darmflora. Schon lange ist bekannt, dass Mangelernährung zu Durchfall, Entzündungen des Darmes und Störungen des Immunsystems führt und so den Körper schwächt. Die molekularen Mechanismen, die die Zusammenhänge zwischen der

Mangeler-nährung und den Auswirkungen auf den Darm erklären, waren bisher weitgehend unverstanden. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Philip Rosenstiel, Institut für Klinische Mo-lekularbiologie, Campus Kiel, hat gemeinsam mit Prof. Dr.

Stefan Schreiber, Klinik für Innere Medizin I, Campus Kiel, auf molekularer Ebene eine Erklärung für die gesteigerte

Anfälligkeit für Darmentzündungen bei Mangelernährung gefunden. In Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Prof.

Dr. Josef Penninger, Institut für Molekulare Biotechno-logie, Wien, haben die Wissenschaftler das Angiotensin Converting Enzyme 2 (ACE2) Gen untersucht und eine vollkommen neue Funktion entdeckt. ACE2 kontrolliert, wie der Darm aus der Nahrung Aminosäuren, insbesondere Tryptophan, aufnimmt. Nehmen wir zu wenig Tryptophan mit der Nahrung auf, wird das Immunsystem im Darm gestört. Dies bewirkt, dass sich die Zusammensetzung der im Darm angesiedelten Bakterien verändert und der Körper damit anfälliger für Durchfälle und Entzündungen wird.

Per Internet Depressionen behandeln

Für Menschen, die an depressiven Symptomen leiden, kann internetbasierte Selbsthilfe ein erster Schritt zur Besserung sein. Ein Forscherteam aus Deutschland und der Schweiz untersucht unter der Leitung von Prof. Dr.

Fritz Hohagen, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Zentrums für Integrative

Psycholo-gie (ZIP gGmbH) und Professor an der Uni-versität zu Lübeck, die Wirksamkeit derartiger Programme unter den Bedingungen unseres Gesundheitssystems.

Viele Menschen mit de-pressiven Symptomen

wissen nicht: An wen wende ich mich am besten? Soll ich zu einem Spezialisten gehen? Oder zu meinem Hausarzt?

Kann ich mir vielleicht selbst helfen? „Jeder dieser Wege kann richtig sein. Gerade Betroffenen, die unter leichten bis mittelgradigen depressiven Symptomen leiden, könnte daher auch mit angeleiteter Selbsthilfe geholfen werden“, sagt Dr. Philipp Klein, Oberarzt an der Klinik für Psychi-atrie und Psychotherapie. Gemeinsam mit den Lübecker Wissenschaftlern und Kollegen aus fünf weiteren Uni-versitäten untersucht Dr. Klein in einem vom Bundesge-sundheitsministerium geförderten Projekt, wie wirksam

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eine derartige Selbsthilfe ist, wenn sie über das Internet angeboten wird. Die Forscher um Prof. Hohagen setzen dabei auf ein interaktives internetbasiertes Selbsthilfepro-gramm mit dem Namen deprexis, das von der Hamburger Firma GAIA AG entwickelt wurde. Die Wirksamkeit dieses Programms konnte bereits in drei verschiedenen Studien gezeigt werden. Anders als in den bisherigen Stu-dien werden in der aktuellen Studie, die 2012 gestartet wurde, Betroffene nicht nur über Onlineforen, sondern auch in Arztpraxen und Krankenhäusern angesprochen.

Dabei arbeiten die Forscher sowohl mit Fachärzten für Psychiatrie oder Psychosomatik und Psychotherapeuten als auch mit anderen Ärzten wie Hausärzten und Inter-nisten sowie Krankenkassen zusammen. Insgesamt sollen 1.000 Patienten im Rahmen der bislang größten derarti-gen Studie untersucht und behandelt werden.

Genom von Burkitt-Lymphomen entschlüsselt Ein interdisziplinärer Verbund deutscher Wissenschaftler unter Beteiligung des UKSH und der CAU hat das kom-plette Erbgut der Krebszellen von Burkitt-Lymphomen entschlüsselt. Als Teil des Internationalen Krebs-Genom-Konsortiums haben sich die Wissenschaftler zum Ziel gesetzt, eine Art „Katalog der Fehler“ im Erbgut von Krebszellen solcher Lymphome zu erstellen. Sie konnten 2012 zeigen, dass das Erbgut der Tumorzellen des Bur-kitt-Lymphoms an über 2.000 Stellen verändert ist. Dabei entdeckten die Forscher ein Gen, das in über Zweidrittel aller Burkitt-Lymphome mutiert ist, was neue Angriffs-punkte für die Diagnostik und Behandlungsstrategien dieser aggressiven Lympohme liefert. Lymphome sind Krebserkrankungen, die sich von Zellen des Immunsy-stems, den Lymphozyten, ableiten. Das Burkitt-Lym-phom ist die häufigste Form von LymBurkitt-Lym-phomen im Kindes-alter. Das Burkitt-Lymphom war das erste Lymphom, bei dem bereits in den 1970er-Jahren eine wiederkehrende Genveränderung, die sogenannte Burkitt-Translokation, identifiziert wurde. Es handelt sich um den Austausch

von Material zwischen zwei Chromosomen, den Trägern der Erbsubstanz, die zur Aktivierung des Krebsgens MYC führt. „Die neuen Forschungsergebnisse zeigen, dass ganz bestimmte Funktionen der Zelle gestört sein müssen, damit die Aktivierung des Krebsgens MYC zur malignen Entartung führt“, sagt Prof. Dr. Reiner Siebert, Sprecher des Forschungsverbundes, Direktor des Instituts für Hu-mangenetik, Campus Kiel, und Professor an der CAU.

Operationstechnik der neuesten Generation

In der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Campus Kiel (Direktion: Prof. Dr. Klaus-Peter Jünemann) können sich Patienten seit 2013 mittels roboterassistierter Chirur-gie behandeln lassen. Das neue “da Vinci Si”- Chirurgiesystem gilt als die modernste Entwicklung auf dem Gebiet der minimal-invasiven Chirurgie. Die robotergestützte

„Operation der kleinen Schnitte“ ist scho-nend für den Patienten und ermöglicht eine

schnellere Genesung gegenüber offenen Operationen.

Das Gerät wird künftig für die Entfernung der Prostata bei Prostatakrebs und für die Behandlung bei Nierenkrebs eingesetzt. Nach und nach sollen die OP-Indikationen für die roboterassistierte Chirurgie auf nahezu alle uroonkolo-gischen Operationen ausgedehnt werden. Der OP-Roboter wird auch von der Klinik für Gynäkologie und Geburts-hilfe (Direktion: Prof. Dr. Walter Jonat) sowie der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax-, Transplan-tations- und Kinderchirurgie (Direktion: Prof. Dr. Thomas Becker) am Campus Kiel genutzt. Finanziert wurde das moderne Gerät durch Eigenmittel des UKSH sowie durch Fördermittel des Landes Schleswig-Holstein, der Deut-schen Forschungsgemeinschaft und durch eine Spende der Damp-Stiftung.

Schonende Entfernung des Pankreaskopfes Zum ersten Mal in Norddeutschland hat Prof. Dr. Tobias Keck, Direktor der Klinik für Allgemeine Chirurgie am Campus Lübeck, 2013 den Kopf einer Bauchspeicheldrüse

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auf minimal-invasivem Weg entfernt. Prof. Keck ist weltweit anerkannter Spezialist für die Pan-kreaschirurgie und hat diese Operation bereits mehr als 50 Mal erfolg-reich durchgeführt. Die Entfernung des Bauch-speicheldrüsenkopfes ist eine der größten Operationen in der Bauchchirurgie.

Normalerweise sind für diesen Eingriff Zugangswege mit großen Schnitten in der Bauchdecke nötig. Die minimal-invasive Technik ist für den Patienten wesentlich scho-nender. Er erholt sich schneller von der OP, hat weniger Schmerzen und behält nur eine kleine Narbe zurück. In den kommenden Jahren möchte Prof. Keck die am Campus Lübeck bereits bestehende hervorragende Expertise für minimal-invasive Chirurgie weiterentwickeln und aus-bauen. Außerdem soll ein Zentrum für Bauchspeicheldrü-senerkrankungen am Standort etabliert werden.

Neues Register soll Prothesenversorgung verbessern Der künstliche Gelenkersatz ist eine der wichtigsten Entwicklungen der modernen Medizin. Jährlich werden in Deutschland 390.000 künstliche Gelenke eingesetzt.

Um die Patientensicherheit und die Versorgungsqualität dauerhaft zu überwachen und zu verbessern, wird auf Initiative von Prof. Dr. Joachim Hassenpflug, Direktor der Klinik für Orthopädie, Campus Kiel, erstmals in Deutsch-land ein nationales Register zur Qualitätssicherung aufgebaut. „Mit dem Start in die Pilotphase in deutsch-landweit über 30 Kliniken haben wir uns dem Ziel einer deutlich verbesserten Patientensicherheit entscheidend genähert“, sagt Prof. Hassenpflug. Auch das UKSH nimmt an der Erprobung des Registers teil. Mehr als 200 weitere Kliniken haben schon ihre Bereitschaft zur Teilnahme am Endoprothesen-Register Deutschland (EPRD) bekundet.

„Ein deutschlandweiter Betrieb des Registers hat 2013 begonnen, erste Ergebnisse erwarten wir bis 2015“, sagt der Professor. Als nationales Register wird das EPRD erst-mals in Deutschland eine flächendeckende Datengrundla-ge für eine weitere Verbesserung der Versorgungsqualität

schaffen. Insbesondere erhoffen sich die Beteiligten mehr Informationen über die Standzeit künstlicher Gelenke, also die Zeit, in der die Implantate bis zu einer Wechselo-peration funktionstüchtig sind. Bisher ist zwar die Anzahl der eingesetzten Prothesen bekannt, Erkenntnisse über die Standzeit der einzelnen Medizinprodukte und die Ur-sachen eventueller Misserfolge bei Prothesen-Eingriffen sind jedoch noch unzureichend.

Neu in Lübeck: Psychologiestudium

Im Oktober 2013 haben die ersten 40 Bachelor- und Ma-sterstudenten in Lübeck ihr Psychologiestudium aufge-nommen. Sie werden sich, getreu dem Universitätsmotto

„Im Focus das Leben“, mit den Grundlagen, der Entwick-lung und der Untersuchung der menschlichen Psyche befassen. Das Psychologiestudium an der Universität zu Lübeck soll angehende Psychologen in besonderer Weise zur interdisziplinären Arbeit in klinischen Teams ebenso wie zur Ausbildung zum psychologischen Psychothera-peuten oder klinischen Neuropsychologen qualifizieren.

Es besteht eine enge interdisziplinäre Verknüpfung mit dem Studiengang Medizin und den Naturwissenschaften.

Einerseits ergeben sich aus dem Curriculum zahlreiche Synergieeffekte, andererseits ist der Studiengang stark auf Anwendung und Forschung ausgerichtet.

1,5 Millionen Euro für die Erforschung von bio-inspirierten Materialien

Prof. Dr. Sebastian Zeißig, Juniorprofessor an der Klinik für Innere Medizin I, Campus Kiel, hat 2013 vom Europä-ischen Forschungsrat (ERC) einen der be-gehrten ERC-Starting Grants erhalten. Sein Forschungsprojekt wird

mit 1,5 Millionen Euro über fünf Jahre gefördert. Ziel der Starting Grants ist es, vielversprechende Forschungsteams

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mit wegweisenden Projekten aufzubauen und eine neue Generation exzellenter europäischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu schaffen. Prof. Sebastian Zeißig will in seinem Projekt „IBDlipids“ Lipid-Antigene als Auslöser von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Co-litis ulcerosa identifizieren. Bei diesen Erkrankungen führt eine chronische Aktivierung des Immunsystems zu einer zunehmenden Zerstörung des Darmgewebes. Prof. Zeißig sucht nach den Auslösern der Entzündungsreaktion, um den Krankheitsprozess an seinem Beginn zu stoppen.

Graduiertenkolleg zu Stoffwechselerkrankungen Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat 2013 ein neues Graduiertenkolleg (GRK) zur Erforschung der Adipositas an der Universität zu Lübeck eingerichtet. Mit 3,2 Millionen Euro fördert die DFG Stellen für Dokto-randinnen und Doktoranden und deren Forschungspro-jekte. Sprecher dieses GRK „Adipocyte-Brain Crosstalk (ABC)” ist Prof. Dr. Hendrik Lehnert, Direktor der Medizinischen Klinik I. Die Aufklärung der

Mechanis-men, die zu einem erhöhten Körpergewicht (Adipositas) und weiteren Stoffwechselerkrankungen führen, und die Entwicklung geeigneter Behandlungsstrategien stellen eine große medizinische Herausforderung dar. Hormone aus Fettgewebszellen, den sogenannten Adipozyten, regulieren über das Gehirn die Nahrungsaufnahme und den Energieverbrauch und somit auch das Körperge-wicht. Störungen dieser Adipozyten-Gehirn-Interaktion sind ganz wesentlich an der Entstehung von Adipositas und ihrer Folgen wie Diabetes und Herz-Kreislaufer-krankungen beteiligt.

Wie genau solche Fettgewebshormone (Adipokine) im Gehirn wirken und Fettzellen mit den unterschiedlichen Strukturen des Gehirns kommunizieren, wird in dem neuen Kolleg untersucht. Grundlagenforschung und klinische Forschung ergänzen sich dabei vorbildlich. Das neue GRK wird am Zentrum für Gehirn, Hormone und Verhalten (Center of Brain, Behavior and Metabolism, CBBM) angesiedelt.

Wortwörtlich: Experten bringen Licht ins Dunkel Einem fast vollständig erblindeten Patienten hat Prof. Dr. Salvatore Grisanti, Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Campus Lübeck, 2013 erstmals in Schleswig-Holstein ein Netzhaut-Implantat eingesetzt. Das neue Therapieverfahren soll dem Patienten mit Retinitis pigmentosa (RP) wieder eine funk-tionale Sehfähigkeit ermöglichen.

Wie ein Herzschrittmacher das Herz zum Schlagen bringt, stimuliert das Implantat (Argus II) die Nervenzellen der Netzhaut, um wieder visuelle Eindrücke bei blinden Menschen herzvorzurufen.

Das System erfasst Videobilder durch eine Miniatur-Vide-okamera in der Brille des Patienten und wandelt diese in eine Serie kleiner elektrischer Impulse um. Diese werden drahtlos an die Elektrodenmatrix auf der Oberfläche der Retina (epiretinal) übermittelt. Die verbleibenden Ner-venzellen der Netzhaut werden durch diese Impulse sti-muliert, wodurch das Gehirn entsprechende Lichtmuster wahrnimmt. Die Patienten lernen, diese visuellen Muster

zu interpretieren und erlangen dadurch einen gewissen Grad an funktionellem Sehvermögen. In ihren Alltagsak-tivitäten erleben Patienten mit diesem Implantat dra-stische Verbesserungen und können Gegenstände wieder lokalisieren und identifizieren, Zebrastreifen erkennen und Hindernissen ausweichen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass drei Viertel der Patienten wieder Buchstaben erken-nen konnten, teilweise bis zu einer Größe von nur 0,9 cm.

Ein Teil der Patienten konnte sogar Wörter mit zwei, drei oder vier Buchstaben lesen.

Sonderforschungsbereich zum Essverhalten Das menschliche Essverhalten ist Thema eines neu-en Sonderforschungsbereichs (SFB) der Deutschneu-en Forschungsgemeinschaft. Sprecherhochschule ist die Universität zu Lübeck. Am SFB/Transregio 134 („Ess-verhalten: Homöostase und Belohnungssysteme“) sind außerdem die Universitäten Köln und Hamburg sowie das Max-Planck-Institut für Neurologische Forschung Köln beteiligt. Die Bewilligungssumme beträgt knapp

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10,4 Millionen Euro. Sprecher des neuen SFB ist Prof. Dr.

Hendrik Lehnert, Direktor der Medizinischen Klinik I in Lübeck. Für die Universität zu Lübeck stellt die Bewilli-gung eine große Auszeichnung und einen Ansporn für alle weiteren Forschungsanstrengungen dar. Sie stärkt

Hendrik Lehnert, Direktor der Medizinischen Klinik I in Lübeck. Für die Universität zu Lübeck stellt die Bewilli-gung eine große Auszeichnung und einen Ansporn für alle weiteren Forschungsanstrengungen dar. Sie stärkt

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