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Für die lichtmikroskopischen Untersuchungen wurden die 21 Vincula tendinum von einem 5 Monate alten Stutfohlen, einer vierjährigen Stute, einem fünfjährigen Wal-lach und einem zweijährigen WalWal-lach frisch entnommen (siehe 3.1.2). Die untersuch-ten Vincula untersuch-tendinum waren in allen Fällen „bandförmig“.

Abb. 36: Schematische Darstellung der Schnittebenen an einem „bandförmigen“

Vinculum tendinis in der Fesselbeugesehnenscheide.

Nach Fixierung und Einbettung (siehe Material und Methoden) der Vincula wurden sowohl Quer- als auch Längsschnitte angefertigt (siehe Abbildung 36). Die Präparate wurden mit Toluidinblau, sowie mit der Orcein-Färbung gefärbt und licht-mikroskopisch untersucht.

a tiefe Beugesehne

b Endschenkel der oberflächlichen Beugesehne

c Lig. sesamoideum rectum Vinculum tendinis

Q Querschnitt durch das Vinculum L Längsschnitt durch das Vinculum --- Schnittlinien für die Resektion der Vincula aus der Sehnenscheide

Abb. 37: Transversalschnitt durch ein Vinculum tendinis nach Färbung mit Toluidinblau.

S Synovialmembran A Arterie N Nerv Sf Synovialmembranfalte V Vene

Bg faserreiches Bindegewebe Ks Kapillarsaum um die Tunica adventitia

Abb. 38: Transversalschnitt durch ein Vinculum tendinis nach Färbung mit Toluidinblau.

Z polymorphe Zellen im subsynovialen Bereich des Vinculums K Kapillaren F Fettzellen

In den Transversalschnitten (Abb. 37 und 38) ist erkennbar, dass die Vincula tendi-num eine Oberfläche besitzen, die teilweise Synovialfalten (Sf) unterschiedlicher Gestalt und Größe zeigt. An manchen Stellen besteht die Synovialmembran (S) aus polymorphen, locker aneinander gefügten Zellen, die ein einschichtiges Epithel bil-den. Andere Abschnitte der Vinculaoberfläche enthalten subsynovial eine deutlich dickere Schicht lockeren Bindegewebes, die enorm viele Kapillaren enthält. In die-sem Bereich sind auch viele Arteriolen und deutlich weniger Venulen zu finden. Ver-einzelt sind in den Präparaten subsynovial auch Lymphgefäße (siehe Abb. 39, L) zu erkennen.

Abb. 39: Transversalschnitt durch ein Vinculum tendinis nach Färbung mit Toluidinblau.

S Synovialmembran

Art Arteriole Kap Kapillaren

V Vene L Lymphgefäße

Zudem ist dieses „gefäßführende“ Bindegewebe (Bg) oft durch Fettgewebs-einlagerungen gekennzeichnet. Diese FettzellFettgewebs-einlagerungen sind meistens in Berei-chen größerer OberfläBerei-chenfalten (Sf) bzw. in den Zotten der Membrana synovialis zu finden. Auch diese Falten und Zotten zeigen eine sehr ausgeprägte Kapillarisierung, sowie eine hohe Zahl an Arteriolen und deutlich weniger Venulen.

Die innere Struktur der Vincula ist durch eine große Masse an kollagenen Fasern und einen hohen Anteil an Blutgefäßen gekennzeichnet. Die schräg verflochtenen, kollagenen Fasern bilden mit den ihnen eng anliegenden Fibrozyten ein faserreiches Bindegewebe. Stellenweise sind in diesem Bindegewebe „straßenförmig“, einge-lagerte Fettzellen (siehe Abb. 40, F) zu erkennen. Zwischen diesen Fettzellen sind vereinzelt auch Kapillaren (Kap) und Arteriolen (Art) zu beobachten.

Abb. 40: Transversalschnitt durch ein Vinculum tendinis nach Färbung mit Toluidinblau.

Art Arteriolen Kap Kapillaren F Fettzellen

Im Zentrum der Vincula tendinum (siehe Abb. 37) sind unterschiedlich viele, große Arterien (A) und Venen (V) zu beobachten. Die Arterien in den Vincula tendinum be-sitzen eine auffällig dicke Tunica adventitia (siehe Abb. 41). Die Tunica adventitia ist etwa doppelt so dick ausgebildet wie die Tunica media dieser Arterien.

Im Bereich um die Tunica adventitia der zentral gelegenen, großen Blutgefäße ist die Struktur des Bindegewebes etwas lockerer und sehr reich an Kapillaren (Ks), in die-sen Arealen sind vereinzelt auch Fettzellen eingelagert. In den Präparaten sind ne-ben den großen Arterien und Venen, auch eine hohe Anzahl diffus verteilter Arterio-len und VenoArterio-len, sowie sehr viele Kapillaren zu finden.

Abb.41: Transversalschnitt durch ein Vinculum tendinis nach Färbung mit Toluidinblau.

S Synovialmembran A Arterie

Sf Synovialmembranfalte Ks Kapillarsaum um die Tunica adventitia N Nerv

0,5 mm

Weiterhin konnten in den Transversalschnitten der Vincula tendinum in der Nähe der großen Gefäße vereinzelt auch Nerven (N) gefunden werden (siehe Abb 37 und 41).

Zum Nachweis elastischer Fasern wurden die Vincula tendinum mit der Orcein-Färbung gefärbt.

Abb. 42: Darstellung der Verteilung elastischer Fasern im Longitudinalschnitt eines Vinculum tendinis, Orcein-Färbung.

1,1’ Schichten elastischer Fasern S Synovialmemran

In der Orcein-Färbung stellen sich elastische Fasern braun-rot dar. Anhand der Ab-bildungen 42 und 43 wird deutlich, dass die Vincula tendinum komplett von elasti-schen Fasern durchwirkt sind. In den untersuchten Longitudinalschnitten ist eine deutliche Schichtung dieses Fasertyps erkennbar. Sowohl am proximalen als auch am distalen Rand der Vincula stellt sich je eine Schicht mit enorm vielen elastischen Fasern dar (siehe Abb. 42). Auffällig ist auch die „Ummantelung“ der Arterien und Venen mit vielen konzentrisch verlaufenden, elastischen Fasern, dies gilt besonders für die in den Vincula durch Faserschichten ausgeprägte Tunica adventitia von Arte-rien (siehe Abb. 43).

Abb. 43: Darstellung der Verteilung elastischer Fasern im Longitudinalschnitt eines Vinculum tendinis, Orcein-Färbung.

A Arterie Vv. Venen

S Synovialmemran

5 Diskussion

In der vorliegenden Arbeit wurden die Vincula tendinum in der Fesselbeugesehnen-scheide des Pferdes sowohl makro- als auch mikroskopisch untersucht. Für die makroskopische Untersuchung wurden 35 Vorder- und 35 Hintergliedmaßen von Pferden präpariert, um die Vincula tendinum darstellen zu können. Die mikro-skopische Untersuchung der Vincula tendinum wurde an 8 Vorder- und 8 Hinter-zehen durchgeführt.

5.1 Makroskopische Untersuchung

Nach der Präparation der Fesselbeugesehnenscheide wurde Topographie mit Ur-sprung und Ansatz der Vincula tendinum bestimmt. Des weiteren wurden Anzahl der Vincula tendinum in der Sehnenscheide, sowie Form und Größe ermittelt.

Topographie der Vincula tendinum in der Fesselbeugesehnenscheide

Die Vincula tendinum verlaufen zwischen der Dorsalwand der Fesselbeuge-sehnenscheide und der Dorsalwand der tiefen Beugesehne. Sie sind unmittelbar distal des distalen Gurtes zu finden, den die Manica flexoria (NOMINA ANATOMICA VETERINARIA 1994) um die tiefe Beugesehne abgibt. Die gleiche Lokalisation, in mittlerer Höhe des Fesselbeins, wird von KADLETZ (1931), sowie von SEIFERLE und FREWEIN (1992) erwähnt. Diese Position der Vincula tendinum in der Sehnen-scheide wird auch von DENOIX (2000) dargestellt. Dagegen sind die Vincula tendi-num nach BODE (1940), im unteren Drittel der distalen Gleichbeinbänder immer dort zu finden, wo am wenigsten Druck und Zug zwischen der Sehne und ihrer Unterlage ist.

Die Untersuchung von 35 Vorder- und 35 Hinterzehen bestätigte, dass die Vincula tendinum in allen Fällen zwischen der Dorsalwand der Fesselbeugesehnenscheide

und der Dorsalwand der tiefen Beugesehne verlaufen. In 90% der Fälle waren die Vincula unmittelbar distal des distalen Gurtes zu beobachten, den die oberflächliche Beugesehne um die tiefe Beugesehne abgibt. Somit befinden sich die Vincula tendi-num etwa in mittlerer Höhe des Fesselbeins, wie in Abbildung 5 zu erkennen ist. An 6 Vordergliedmaßen waren die Vincula proximal mit dem distalen Gurt der Manica flexoria verbunden (siehe Seite 36).

Damit können durch die Untersuchung der 35 Schulter- und 35 Beckengliedmaßen die topographischen Angaben von KADLETZ (1931), sowie von SEIFERLE und FREWEIN (1992) und auch von DENOIX (2000) bestätigt werden.

Dagegen wären die Vincula tendinum, die nach BODE (1940) im Bereich des unte-ren Drittels der distalen Gleichbeinbänder verlaufen, weiter distal zu finden und nicht in mittlerer Höhe des Fesselbeins, wie auch der axiale Sagittalschnitt in der Abbil-dung 9 zeigt. Weiterhin ist fraglich, ob in der Fesselbeuge, zwischen der tiefen Beu-gesehne und der Dorsalwand der Sehnenscheide, geringe Druck bzw. Zugverhält-nisse vorliegen (BODE 1940). Da bei kurzfristiger Fußung von nur einer Vorder-gliedmaße, z. B. bei der Landung nach einem Hindernis, anzunehmen ist, dass durch die Hyperextension im Fesselgelenk enorme Druck- bzw. Zugverhältnisse auf die tiefe Beugesehne sowie auf die distalen Gleichbeinbänder wirken.

Ursprung der Vincula tendinum in der Fesselbeugesehnenscheide

In der Literatur werden folgende Ursprungsvariationen aufgeführt. BODE (1940) be-richtet, dass die Vincula von den beiden Endschenkeln des M. flexor digitalis superfi-cialis entspringen; eine Verbindung mit dem Lig. sesamoideum rectum erwähnt er nicht. Hingegen geben SEIFERLE und FREWEIN (1992) als Ursprung der Vincula das gerade Sesambeinband an, ohne Angaben zu machen, ob die Vincula an den Bandrändern oder von dessen Mitte, wie SCHALLER (1992) berichtet, bzw. breitflä-chig am geraden Sesambeinband entspringen. KADLETZ (1931) fügt hinzu, dass die Vincula auch häufig mit dem distalen Gurt der Manica flexoria verbunden sind. Au-ßerdem beobachtet er diese Ursprungsvariation an Beckengliedmaßen von Pferden.

Bei 69% der Vorder- bzw. 86% der Hintergliedmaßen entspringen die Vincula tendi-num zwischen dem geraden Sesambeinband (Lig. sesamoideum rectum) und den Insertionsschenkeln der oberflächlichen Beugesehne. Entweder nimmt ein Vinculum tendinis seinen Ursprung in der medialen Hälfte der Sehnenscheide oder zwei Vincu-la entspringen medial sowie Vincu-lateral zwischen dem Lig. sesamoideum rectum und den Endschenkeln der oberflächlichen Beugesehne. Die Vincula tendinum sind hier bin-degewebig sowohl mit dem geraden Sesambeinband als auch mit den Insertions-schenkeln der Beugesehne verbunden. In 77% von insgesamt 70 Fällen tritt diese Ursprungsvariation auf und ist somit die häufigste Ursprungsart der Vincula in der Fesselbeugesehnenscheide.

Als Variation befindet sich der Ursprung der Vincula immerhin bei jeder 6. Schulter- und Beckengliedmaße breitflächig am Lig. sesamoideum rectum.

An nur 6 Vordergliedmaßen erstreckt sich der Ursprung bis auf die Palmarfläche des distalen Gurtes, den die oberflächliche Beugesehne um die tiefe Beugesehne bildet.

Diese Ursprunggsvariation konnte an keiner der untersuchten Beckengliedmaßen festgestellt werden.

Die Vincula tendinum entspringen somit in den meisten Fällen medial oder beidseitig zwischen dem geraden Sesambeinband und den Insertionsschenkeln der ober-flächlichen Beugesehne. Diese mediale Ursprungsart wird bisher in der Literatur nicht beschrieben. Dass die Vincula tendinum, wie BODE (1940) berichtet, von den Insertionsschenkeln der oberflächlichen Beugesehne entspringen, konnte an den untersuchten Gliedmaßen jedoch nicht festgestellt werden. Die Vincula sind lediglich mit den Endschenkeln der Beugesehne bindegewebig verbunden, wie Abbildung 10, 1’ zeigt. SEIFERLE und FREWEIN (1992) nennen als Ursprung der Vincula tendi-num das gerade Sesambeinband. Nach den eigenen Untersuchungen konnte fest-gestellt werden, dass die Vincula lediglich an 5 Vorder- bzw. 5 Hintergliedmaßen breitflächig am Lig. sesamoideum rectum entspringen. Nach den Angaben von SCHALLER (1992), entspringen die Vincula von der Mitte des Lig. sesamoideum rec-tum; diese Ursprungsvariation konnte an den 70 Pferdefüßen nicht beobachtet wer-den. Der erweiterte Ursprung der Vincula bis auf den distalen Gurt der Manica flexo-ria war nur an 6 Vordergliedmaßen zuerkennen. Dagegen beschreibt KADLETZ

(1931) diese Verbindung an Beckengliedmaßen von Pferden. Bei den eigenen Un-tersuchungen trat diese Verbindung an den 35 Hinterfüßen allerdings nicht auf.

Ansatz der Vincula tendinum an der tiefen Beugesehne

EICHBAUM (1883), BODE (1940) und SCHALLER (1992) berichten, dass die Vincu-la tendinum an der Dorsalwand der tiefen Beugesehne ihren Ansatz finden. Nach präziseren Angaben von SEIFERLE und FREWEIN (1992) inserieren die Vincula tendinum axial und/oder abaxial an der Dorsalfläche der tiefen Beugesehne.

In den Fesselbeugesehnenscheiden von 35 Vorder- und 35 Hintergliedmaßen inse-rieren die Vincula tendinum in allen Fällen an der Dorsalfläche der tiefen Beugeseh-ne. Dabei konnten durch die Untersuchungen entweder eine axiale oder eine abaxia-le, sowie auch eine breitflächige Insertionsstelle der Vincula tendinum an der Dorsal-fläche der tiefen Beugesehne festgestellt werden.

An lediglich 11% (n=4)der Vorderzehen befindet die Insertionsstelle der Vincula axial an der Dorsalfläche der tiefen Beugesehne. Der axiale Ansatz der Vincula tendinum war hauptsächlich an Hintergliedmaßen (83%; n=29) zu beobachten.

An den Vorderzehen inserieren die Vincula tendinum in 69% (n=24) der Fälle abaxial an der tiefen Beugesehne. Diese abaxiale Insertionsstelle ist dagegen nur an 5 Be-ckengliedmaßen zu finden. Außerdem inserieren die Vincula bei einem Fünftel der Vorderextremitäten, sowie lediglich an einer Hintergliedmaße breitflächig an der Dor-salfläche der tiefen Beugesehne.

Wie in der Literatur beschrieben, inserieren die Vincula tendinum in allen untersuch-ten Fällen an der Dorsalfläche der tiefen Beugesehne. Es konnte in den meisuntersuch-ten Fäl-len entweder der axiale oder abaxiale Ansatz festgestellt werden, wie auch SEIFERLE und FREWEIN (1992) erwähnen. Wobei die abaxiale Insertionsstelle an der tiefen Beugesehne hauptsächlich an Vorderzehen und der axiale Ansatz der Vin-cula fast nur an Hinterfüßen auftritt. An 7 Schulter- und 1 Beckengliedmaße war die breitflächige Insertion der Vincula tendinum an der tiefen Beugesehne ausgeprägt, die bisher von den Autoren nicht beschrieben wurde.

Anzahl der Vincula tendinum in der Fesselbeugesehnenscheide

Nach BODE (1940) bestehen die Vincula tendinum aus einer oder zwei Membranen, die nicht miteinander in Zusammenhang stehen. Auch in den hier untersuchten Fes-selbeugesehnenscheiden an 35 Vorder- und 35 Hinterextremitäten waren entweder ein oder zwei Vincula tendinum vorhanden. An 69% der Vordergliedmaßen sind zwei Vincula zu finden. In den Sehnenscheiden der untersuchten Hinterextremitäten wur-den in 86% der Fälle hingegen nur ein Vinculum tendinis festgestellt.

Befindet sich lediglich ein Vinculum in der Sehnenscheide, nimmt es seinen Ur-sprung an 4 Vorder- und 24 Hinterextremitäten von jeweils 35 Gliedmaßen in der medialen Hälfte der Fesselbeugesehnenscheide zwischen dem Lig. sesamoideum rectum und den Endschenkeln der oberflächlichen Beugesehne. Die Insertionsstelle eines Vinculum tendinis ist in mehr als dreiviertel der Fälle axial an der Dorsalfläche der tiefen Beugesehne.

Sind in der Fesselbeugesehnenscheide zwei Vincula tendinum vorhanden, entsprin-gen sie immer beiderseits zwischen dem Lig. sesamoideum rectum und den Inserti-onsschenkeln der oberflächlichen Beugesehne. Zwei Vincula inserieren an 29 von 30 Gliedmaßen abaxial an der Dorsalfläche der tiefen Beugesehne.

Somit ist zu bemerken, dass Ursprung, sowie Ansatz und Anzahl der Vincula tendi-num in der Fesselbeugesehnenscheide miteinander korrelieren.

Also sind an den Vordergliedmaßen meistens zwei, und an den Hinterzehen ist fast immer lediglich ein Vinculum tendinis vorhanden. Auch BODE (1940) beschreibt, dass ein oder zwei „Membranen“ in der Sehnenscheide vorkommen. Jede „Memb-ran“ wurde in der alten Nomenklatur als Mesotenon (EICHBAUM 1883) erwähnt und ist heute als Vinculum tendinis (NOMINA ANATOMICA VETERINARIA 1994) zu be-zeichnen.

Form der Vincula tendinum in der Fesselbeugesehnenscheide

In der Literatur wird die Form der Vincula tendinum sehr unterschiedlich beschrieben.

Die Form der Vincula gleicht, wie EICHBAUM (1883) und BODE (1940) berichten, einer platten Membran, die häufig durchlöchert ist. KADLETZ (1931) stellt die Vincula ähnlich dar; sie sind bandartig und häutig, sowie gefenstert. Er fügt hinzu, das die Vincula auch strang- oder fadennetzförmig und in Kammern unterteilt sind. Nach SEIFERLE und FREWEIN (1992) ist die Form der Vincula spangenartig. Auch zylind-rische, fingerbreite Vincula tendinum sind in der Fesselbeugesehnenscheide zu beo-bachten (EICHBAUM 1883).

An 28 untersuchten Vorder- und 29 Hinterextremitäten sind die Vincula „bandförmig“

oder besitzen eine „bandförmige Grundstruktur“, die durch unterschiedlich viele „Fä-den“ und/oder „dünne Stränge“ geformt wird. Die Fäden bzw. die „dünnen Stränge“

verlaufen ebenfalls zwischen der Dorsalwand der Sehnenscheide und der tiefen Beugesehne. Die „bandförmigen“ Vincula sind vereinzelt auch gelocht bzw. ge-fenstert.

Der Ursprung der „bandförmigen“ Vincula befindet sich an 24 Schulter- und 29 Be-ckengliedmaßen zwischen dem geraden Sesambeinband (Lig. sesamoideum rec-tum) und den Insertionsschenkeln der oberflächlichen Beugesehne. Nur an 4 Vor-derzehen entspringen die „bandförmigen“ Vincula teilweise auch vom distalen Gurt der Manica flexoria.

Die „bandförmigen“ Vincula inserieren nur an 4 Vorderzehen, jedoch an 24 Hinterze-hen axial an der tiefen Beugesehne. Abaxial finden sie ihren Ansatz an 24 Vorder- und 5 Hintergliedmaßen.

An den untersuchten Extremitäten sind auch Sonderformen der Vincula tendinum zu beobachten. Die Sonderformen „röhren“- und „hufeisenförmig“, sowie „rechtwinkelig“

und „zweischenkelig“ sind insgesamt an 13 von 70 untersuchten Pferdefüßen zu fin-den. Die „röhrenförmigen“ Vincula entspringen an 6 Vorder- und 1 Hintergliedmaße immer übergreifend vom Lig. sesamoideum rectum. Ihre Insertionslinie an der tiefen Beugesehne stellt sich „ringförmig“ dar. Die 4 „rechtwinkeligen“ Vincula entspringen ebenfalls übergreifend vom Lig. sesamoideum rectum, allerdings inserieren sie axial

an der tiefen Beugesehne. Diese Sonderform der Vincula ist an nur 4 Beckenglied-maßen zu beobachten. Die „hufeisenförmigen“ Vincula sind an nur 2 Vorderzehen festgestellt worden. Sowohl Ursprung am Lig. sesamoideum rectum und Ansatz an der tiefen Beugesehne sind breitflächig ausgeprägt. An 1 Hintergliedmaße ist ein

„zweischenkeliges“ Vinculum zu finden. Das Vinculum tendinis entspringt mit seinen Schenkeln beidseits zwischen dem geraden Sesambeinband und den Insertions-schenkeln der oberflächlichen Beugesehne. Seine Ansatzstelle befindet sich axial an der Dorsalfläche der tiefen Beugesehne.

In mehr als dreiviertel der Fälle sind die Vincula „bandförmig“ oder besitzen eine

„bandförmige Grundstruktur“. BODE (1940) und EICHBAUM (1883), sowie KADLETZ (1931) vergleichen die Form der Vincula tendinum mit einer platten Membran. Es ist anzunehmen, dass die Formbeschreibungen „platte Membran“ und „bandförmig“

synonym verstanden werden können. Nach SEIFERLE und FREWEIN (1992) besit-zen die Vincula eine spangenartige Form, die wahrscheinlich auch als dünn „band-förmig“ beschrieben werden kann. Die „bandförmigen“ Vincula sind teilweise auch gelocht oder gefenstert, wie auch BODE (1940) und EICHBAUM (1883), sowie KADLETZ (1931) berichten. Vereinzelt wird die „bandförmige Grundstruktur“ auch von dünnen „Fäden“ und/oder einzeln „Strängen“ gebildet, wie schon KADLETZ (1931) in seinen Untersuchungen feststellte. Nach EICHBAUM (1883) korreliert der Verlauf, insbesondere aber der Ursprung der Vincula mit ihrer Form. Er erwähnt, dass die „bandförmigen“ Vincula von den Rändern des geraden Sesambeinbandes entspringen. Die untersuchten „bandförmigen“ Vincula beginnen aber hauptsächlich zwischen dem geraden Sesambeinband (Lig. sesamoideum rectum) und den Inserti-onsschenkeln der oberflächlichen Beugesehne. Die Vincula sind zwar bindegewebig auch mit dem Lig. sesamoideum rectum verbunden. Ein Zusammenhang zwischen Insertion und Form der Vincula tendinum wird in der Literatur nicht erwähnt.

Nur EICHBAUM (1883) stellt fest, dass die Vincula zylindrisch und fingerbreit geformt sein können. Diese Formvariation gleicht ihrer Beschreibung nach der Sonderform

„röhrenförmiges“ Vinculum. Aber EICHBAUM (1883) nennt als Ursprung dieser Vin-cula die Mitte des Lig. sesamoideum rectum. Hingegen entspringen die „röhrenförmi-gen“ Vincula in allen untersuchten Fällen übergreifend vom geraden

Sesambein-band. Außerdem trat diese Ursprungsvariation nur bei den Vincula der Sonderformen auf, mit Ausnahme des „zweischenkeligen“ Vinculums. Die Sonderformen „hufeisen-förmig“, sowie „rechtwinkelig“ und „zweischenkelig“ werden in der Literatur nicht er-wähnt.

Größe der Vincula tendinum in der Fesselbeugesehnenscheide

In der Literatur werden keine Angaben über die Größenverhältnisse der Vincula ten-dinum in der Fesselbeugesehnenscheide des Pferdes gemacht.

In der vorliegenden Arbeit wurden die Breiten des Ursprungs und Ansatzes der

„bandförmigen“ Vincula, sowie die Breite der „engsten“ Stelle ermittelt. Bei gestreck-ter Gliedmaße wurde die tiefe Beugesehne soweit wie möglich nach palmar/plantar aus der präparierten Sehnenscheide gezogen. Somit konnten die Vincula in gedehn-ter Position auch der Länge nach vermessen werden. An den 13 Vincula der 4 Son-derformen wurde nur die Längenmessung durchgeführt, weil die anderen 3 Mess-größen, wie Breiten des Ursprungs und Ansatzes, sowie die Breite der „engsten“

Stelle nicht klar abzugrenzen und somit nicht zu bestimmen waren.

Der Vergleich der 4 Messparameter zeigt teilweise deutliche Größenunterschiede zwischen den Vincula der Vorder- und Hintergliedmaßen. Die durchschnittliche Breite des Ursprungs ist an den Vorderzehen um mehr als 6 mm größer als an den Hinter-zehen. Die Breiten der Insertionsstelle zeigen im Durchschnitt keine nennenswerten Unterschiede an den Schulter- und Beckengliedmaßen. Allerdings sind die Vincula tendinum an den Hinterextremitäten durchschnittlich etwa 4 mm „schmaler“ als an den Vorderzehen (siehe durchschnittliche Breite der „engsten“ Stelle). Die Vincula der Vordergliedmaßen sind im Durchschnitt mehr als 7 mm kürzer als an den Extre-mitäten der Hinterhand.

Der Größenvergleich der Vincula zwischen rechten und linken Vorderzehen zeigt minimale Differenzen, die bei allen Messgrößen kleiner als 1 mm sind. Die Vincula der linken und rechten Hinterextremitäten unterscheiden sich hauptsächlich in der durchschnittliche Breite des Ursprungs um etwa 4 mm, wobei der Messparameter an

den linken Hinterzehen eine mittlere Standardabweichung aufweist. Der Längenver-gleich zwischen den „bandförmigen“ und „sonderförmigen“ Vincula ergibt, dass die Vincula der 4 Sonderformen durchschnittlich nur 0,2 mm länger sind.

Durch den Vergleich der Messgrößen an Vorder- und Hintergliedmaßen, insbesonde-re der Binsbesonde-reiten des Ursprungs und der „engsten“ Stelle, sowie der Vinculalänge, stellt sich die Frage, ob die Vincula evtl. eine stabilisierende Funktion für die tiefe

Durch den Vergleich der Messgrößen an Vorder- und Hintergliedmaßen, insbesonde-re der Binsbesonde-reiten des Ursprungs und der „engsten“ Stelle, sowie der Vinculalänge, stellt sich die Frage, ob die Vincula evtl. eine stabilisierende Funktion für die tiefe