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2.5. THEATER, STADION, HIPPODROM

2.6.1. Hellenistische Gymnasien

Zur Eingliederung des Kaiserkultes wurde die Architektur hellenistischer Gymnasien in vielen Fällen einer größe-ren Veränderung unterzogen.

Das Gymnasion in Stratonikeia

Der Kaiserkultsaal des Gymnasions von Stratonikeia, der aus Inschriften auf 1979 in situ gefundenen Statuen-basen zu erschließen ist, lag in der Mitte der Nordseite der erst zum Teil ausgegrabenen hellenistischen Anlage (Abb. 35).605 Seiner zu einem Peristylhof hin geöffneten Form wegen wird der große Saal, der zudem durch einen halbkreisförmigen Grundriss charakterisiert ist, als „Große Exedra“ bezeichnet.606

Die Bürgerschaft dieser Stadt stiftete eine Titusstatue und ein Bildnis der Kaiserin Domitia als „neuer Hera“, wohingegen sich der amtierende Gymnasiarch und Kaiserpriester T. Flavius Diomedes mit der Schenkung einer

603 Price 143. s. auch H.-I. Marrou, Geschichte der Erziehung im klassischen Altertum (1956) passim.

604 Dion Chrys. or. 10,40. Zu otium: H. Manderscheid, Die Skulpturenausstattung der kaiserzeitlichen Thermenanlagen (1981) 39.

605 I.Stratonikeia S. 128: M.Ç. Şahin verweist hier auf die dort gefundenen Statuenbasen Nr. 1007 und 1008, die Standbil-der des Titus und Standbil-der Domitia, Gemahlin des Kaisers Domitian, trugen. „Es ist klar“, so Şahin, „dass diese Exedra als Kult-raum für das Gymnasium diente.“ s. auch E. Varınlıoğlu, ZPE 41, 1981, 189-192. Zum Grundriss des Gymnasions: ders. in:

X. KST 2, Ankara 1988 (1989) 224. Zur Architektur: Rumscheid I 139-141.

606 I.Stratonikeia S. 128; Y. Boysal in: Kongress Berlin 502; Lauter 233, 238; Koenigs 214.

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Statue (Tãáëìá) des personifizierten Demos am Bildprogramm beteiligte.607 Durch das gemeinsame Vorgehen von Bevölkerung und zuständigem Beamten des Gymnasions bzw. Priester des Kaisers wurde der Saal des hellenistischen Gymnasions in einen Bereich der kollektiven Verehrung der flavischen Herrscherfamilie umge-wandelt. Sehr wahrscheinlich wurden im Zuge der Statuenaufstellung auch Bauarbeiten an der Innenausstattung vorgenommen, schließlich stiftete Diomedes laut Inschrift zusammen mit der Statue auch Teile der Ausschmü-ckung und Verschönerung der Anlage.608 Allerdings lassen sich einige Baumaßnahmen, die am Baubestand der Exedra festgestellt wurden, bislang noch nicht genauer zeitlich einordnen, als dass sie in der Kaiserzeit stattge-funden haben müssen.

Die Lage dieses Bauwerks zeichnet sich dadurch aus, dass es sich nur wenige Meter westlich der Hauptago-ra befand, an der sich das Bouleuterion und andere repräsentative Einrichtungen konzentrierten. Die Verehrung der flavischen Dynastie wurde somit im vermutlich größten Gymnasion von Stratonikeia, das an zentraler Stelle der Stadt lag, im repräsentativsten und auffälligsten Teil des Baukomplexes platziert.

Das Große Gymnasion in Pergamon

Für Pergamon wird angenommen, dass der große „Saal G“ des hellenistischen Großen Gymnasions für die Aufnahme des Kaiserkultes gedacht war.609 Er wurde wohl in der Zeit der Doppelherrschaft von Marc Aurel und Lucius Verus durch Abbruch einer Zwischenwand aus zwei älteren Räumen gebildet und breitete sich auf der oberen Terrasse zwischen „Saal H“ („Ephebeion“) und „Raum F“ (Aleipterion oder Konisterion mit Durchgang in die östlich sich anschließenden Thermen) an einer zentralen Stelle aus. Für diese Nutzung spricht der Anfang der Weihinschrift auf dem zugehörigen Außenarchitrav mit dem Text „an die Kaiser“, wobei unter dem Plural die oben genannten Augusti zu verstehen sein dürften, die in einer Art Doppelherrschaft gemeinsam regierten. Aber auch die Art der Architekturformen ist ein Argument dafür (s. Kap. 3).

Der Umbau steht im Zusammenhang mit einer gründlichen Neugestaltung des ganzen Palästrabereiches in der Kaiserzeit. Sie setzte in der trajanisch-hadrianischen Periode ein, war aber offenbar nicht vor dem Ende des 2. Jhs. abgeschlossen. Nach einer Vermutung von P. Schazmann und anderen waren die beiden hellenistischen Exedren, die an der Stelle des späteren Saales eingerichtet waren, für die Kulte der beiden Gymnasiongötter Hermes und Herakles bestimmt.610 Dies ist gut möglich, aber durch Quellen nicht zu stützen, wie auch zu be-rücksichtigen ist, dass auf den verschiedenen Terrassen des Gymnasions noch andere exponierte Plätze für die

607 I.Stratonikeia 1007 (Titus-Statue), 1008 (Domitia-Statue), 1026 (Demos-Statue). Der Begriff agalma bezeichnete in der Regel ein Kultbild: Price 176 f. Zur Funktion der Kaiserporträts s. auch A.C. Özren, Thetis 3, 1996, 101. Zum Terminus Exedra: s.o. 15.

608 Rumscheid I 139.

609 Grundlegend: P. Schazmann, AvP VI (1923) 56-58. s. auch K. Tuchelt, Frühe Denkmäler für Rom in Kleinasien, 23.

Beih. JdI (1979) 31 f.; Radt 132-145, 371 (mit Lit.).

610 Schazmann a.O. 58; s. dazu Yegül, Kaisersaal 15, der eine ähnliche Funktion auch für Saal H in Erwägung zieht.

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Beherbergung solcher Kulte in Betracht kommen.611 Vorgeschlagen wurde weiter, dass man die Statuen der Götter nach dem kaiserzeitlichen Umbau in den überwölbten Apsiden an den beiden Schmalseiten des neuen Saales G wiederaufgestellt hat.612 Vielleicht befanden sich hier aber auch Statuen der beiden Augusti, sofern sie nicht auf der langen, von der Eingangsseite gut einsehbaren Basis an der Rückseite aufgereiht gewesen waren.

Trifft die Hypothese zur hellenistischen Zeit zu, hätte man in diesem Gymnasion die Verehrung der Kaiser mit den alten Göttern und Kultritualen verbunden. Die in diesem Gymnasion ebenfalls angenommene Verherrlichung der attalidischen Könige wird überdies dem benachbarten Festsaal H mit seiner großen rechteckigen Nische zugeschrieben.613 Dieser Saal befand sich im Zentrum der Nordseite des Palästrahofes und war der am großzü-gigsten ausgestattete Teil der gesamten Anlage. Wegen seiner herausragenden Gestaltung entspricht er wahr-scheinlich dem bei Vitruv erwähnten Ephebeion, worunter ein Vortrags- und Festsaal für den jugendlichen Nachwuchs zu verstehen ist.614 In der Kaiserzeit wurde der im Kern hellenistische Fest- und Unterrichtsraum in seiner Funktion durch ein Odeion unterstützt, das direkt im westlichen Anschluss entstand.615 Ephebeion und Kultsaal waren allgemein das Herzstück eines Gymnasions. Die Einrichtung eines neuen und ebenso repräsen-tativen Saales für die Würdigung der Kaiser ist in Pergamon vielleicht auch als Reaktion auf die „Kaisersäle“ in den großen kaiserzeitlichen Bad-Gymnasien vieler anderer Metropolen Kleinasiens aufzufassen, wie wir sie etwa aus Ephesos und Sardes kennen, worauf noch zurückzukommen sein wird. Die ungewöhnliche Nebeneinander-stellung in Pergamon von Unterrichtssaal und „Kaisersaal“, die sich von vielen der großzügigen kaiserzeitlichen Anlagen mit einer Gegenüberstellung beider Säle abhebt, ergab sich offenbar aus der Hanglage und der Beto-nung der Fernwirkung.

611 Etwa die große Nische der Mittelhalle, daneben vielleicht Statuen der Könige, vor allem aber der Gymnasiontempel etwas oberhalb der Palästra und einige Bauten der mittleren Terrasse, darunter eine Exedra und ein kleiner Tempel (des Augustus und der Livia?): Radt 140.

612 Schazmann a.O. 58; Tuchelt a.O. 31 f.

613 Der Gebäudetrakt war zweistöckig und wurde bis in die Spätantike weitgehend im alten Zustand beibehalten: Schaz-mann a.O. 9, 58-61 (möglicherweise Reste hellenistischer Panzerstatue eines Attaliden); Radt 145 f.

614 Radt 145. Möglicherweise entwickelten sich die „Kaisersäle“ aus den Ephebeia, die vielleicht sowohl der Pflege von Gymnasionkulten als auch als Unterrichtssaal dienten (Vitr. 5,11,2: „hoc autem est exhedra amplissima cum sedibus“);

Yegül a.O. 13-15 hebt hervor, dass ein Herrscherkult dort aber nirgends nachweisbar ist; M. Waelkens, EpigrAnat 7, 1986, 87. Zu den älteren Ephebeia: vgl. J. Delorme, Gymnasium (1960) 329 f. Vermutlich wurden zumindest in der Kaiserzeit die beiden Hauptaufgaben mitunter auf zwei Räume verteilt, so dass ein Unterrichtssaal und ein Kultraum entstanden. s. etwa Priene: M. Schede, Die Ruinen von Priene (21964) 82, 84 Abb. 97.

615 Schazmann a.O. 61-63; Price 144.

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Abb. 36 Pergamon, Großes Gymnasion

Weitere Beispiele

Ältere Gymnasien erhielten in der Kaiserzeit häufig eine nachträglich eingebaute Einrichtung für den Kaiserkult.

Stratonikeia und Pergamon sind keine Ausnahmen. Vier weitere Beispiele werden herausgegriffen, um dies zu belegen.

In Thera wurde für Tiberius von einer Person, die sowohl Gymnasiarch als auch Kaiserpriester war, ein Altar im wahrscheinlich vorkaiserzeitlichen Ephebengymnasion gestiftet.616 Das genaue Aussehen dieses Baukomple-xes ist jedoch nicht bekannt. Auf das wohl hellenistische Gymnasion neben der oberen Agora von Ephesos be-zieht sich vermutlich die Nachricht, dass Augustus persönlich einen Oikos für die Neoi finanzierte. Gewöhnlich verbergen sich hinter solchen Räumen, die als Versammlungsort dienten, zugleich Kultanlagen für Götter und Stifter. Deshalb wird man auch in diesem Fall eine Berücksichtigung der Kaiserverehrung, wenn auch mehr in der Eigenschaft des Augustus als Ktistes der Anlage denn als Herrscher, voraussetzen dürfen.617 Eine größere bauliche Veränderung verursachte der Kaiserkult auch in einer älteren Badeanlage in Lapethos auf Zypern. In der Regierungszeit des Tiberius wurde dort ein naos eingefügt, ohne dass man etwas über seinen genauen Platz und seine genaue Gestaltungsweise (Schrein?) in Erfahrung bringen kann.618 In Priene führte die Einglie-derung des Kaiserkultes vielleicht sogar tatsächlich zum Einbau eines kleinen Tempels.619

616 Thera III 123.

617 D. Knibbe, ÖJh 49, 1968/71, Beibl. 57 f.: „...der [gemeint ist der Oikos] zweifellos in erster Linie dem Kult seines vergött-lichten (Adoptiv)vaters, der Dea Roma sowie der eigenen Verehrung dienen sollte.“

618 IGR 3,933 = OGIS 583. T.B. Mitford, ANRW II 18.3 (1990) 1354. Zum Begriff naos s.o. 13-16.

619 Th. Wiegand – H. Schrader, Priene (1904) 275-284.

162 2.6.2. Kaiserzeitliche Gymnasion-Bad-Komplexe

In Kleinasien entwickelte sich während der Kaiserzeit ein spezieller Baukomplex heraus, der Bad und Gymnasi-on organisch vereinte und die einzelnen Bestandteile axial-symmetrisch anordnete. Beispiele hiervGymnasi-on fand man in Milet, Ephesos, Aphrodisias, Hierapolis, Ankyra und Sardes. Für das Thema Kaiserkult sind diese Anlagen durch das Vorhandensein sog. Kaisersäle interessant. Vorgestellt werden die am besten untersuchten Beispiele aus Ephesos und Sardes.620

Das „Hafengymnasion“ in Ephesos

In Ephesos sind mindestens drei Anlagen des Bad-Gymnasion-Typs bekannt, so viele wie in keiner anderen Stadt. Es handelt sich um das „Hafen-“, „Ost-“ und „Vediusgymnasion“. Im ältesten Beispiel, dem flavischen Hafengymnasion, bildeten zwei an der Palästra gegenüberliegende Säle den repräsentativsten Teil des gesam-ten Baukomplexes. Die Palästra war auf drei Seigesam-ten von unterschiedlich großen und symmetrisch gestaffelgesam-ten Räumen umgeben. Sie grenzte auf der vierten Seite an eine große Badeanlage. Die beiden Säle, die 1898 aus-gegraben wurden, zeichnen sich durch eine besonders prächtige Ädikulagestaltung, umfassende Marmo-rinkrustierung und eine beherrschende Statuennische in der Mitte der Rückwand aus (Abb. 37).621 Sie werden wegen ihrer reichhaltigen Ausgestaltung mit Marmor auch als „Marmorsäle“ bezeichnet.622 Der Platz des Kaiser-kultes ist im nördlichen oder südlichen Saal des Hafengymnasions zu vermuten. Wegen der großen, im Grund-riss halbrunden Apsis, die als architektonischer Blickfang fungierte und für die Aufstellung einer Kaiserstatue besonders geeignet erscheint, ist der nördliche Saal vorzuziehen.

Ein dreimal in Ephesos inschriftlich bezeugtes Bad (âáëáíåsá) der Sebastoi bzw. des Sebastos wird aus typologischen und historischen Überlegungen auf den Thermenbereich des Hafengymnasions bezogen.623 Der Plural „Bäder“ bezieht sich wohl nicht auf verschiedene, voneinander getrennte Gebäude, sondern spielte auf die

620 Allgemein: F.K. Yegül, The Bath-Gymnasium Complex in Asia Minor during the Imperial Age (Diss. Harvard 1975);

ders., Baths and Bathing in Roman Antiquity (1992). Zu Milet: Friesen 123 (mit Lit.). Zu Aphrodisias: K.T. Erim in: Aphrodisi-as Papers 1 (1990) 32 f. Zu Hierapolis: D. De Bernardi Ferrero in: Arslantepe, Hierapolis, IAphrodisi-asos, Kyme (1993).

621 W. Alzinger, RE Suppl. 12 (1970) 1608-1611 s.v. Ephesos; Friesen 121-137.

622 Die Bezeichnung geht zurück auf R. Heberdey, ÖJh 1, 1898, Beibl. 71-77.

623 I.Ephesos 1104 Z. 3-6, 1125 Z. 3-5, 1155 Z. 3-8. Friesen 123, 134: Er vertritt die Ansicht, dass die unter Domitian (viel-leicht 89/90 n.Chr. zum Zeitpunkt der Einweihung des Tempels) eingeführten ephesischen Olympischen Spiele mit dem Bad-Gymnasion-Komplex zusammenhängen, weil das Hafengymnasion in seiner äußeren Struktur mit dem hellenistischen Gymnasion in Olympia verwandt sei. Olympia hätte das Modell für die ephesischen Spiele abgegeben. So wäre die Bezie-hung der Inschriften zum Vedius-Gymnasion hinfällig. Möglicherweise lässt sich auch das óåâáóôüí ãõìíÜóéïí (I.Ephesos 3633) damit in Verbindung bringen. Wahrscheinlich waren die xystoi als Trainingsstätte gedacht.

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Größe und Untergliederung der Anlage am Hafen in mehrere Teile an. Im Namen kommt die Kaiserverehrung deutlich zum Ausdruck.

Abb. 37 Ephesos, Hafengymnasion und Verulanushallen

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In denInschriftenist zudem einPñ÷éåñå˜ò ô§í óõìðÜíôùí îõóô§í êár dðì âáëáíåsïí ôï˜ Óåâáóôï™ überliefert.624 Obgleich der Textim Vediusgymnasion entdeckt wurde, wird eine Verbindung der Inschrift mit dem Hafengymnasion vorgezogen. Einen Hinweis auf einen Zusammenhang des genannten Ober -priesters des Kaiserkultes mit den Hafenthermenliefert vor allem die Erwähnung der Xysten, d.h. großer Hallen, die über eine Länge von etwa einem Stadionreichten undfür Training oder sportliche Wettkämpfe gedacht wa -ren. Solche Hallen sindin Ephesosinsbesondere vom Baukomplexin der Hafenebene bekannt(sog. Verulanus -hallen).

Das „Vedius-Gymnasion“ in Ephesos

Um 150 n.Chr. wurde am nördlichen Stadtrand von Ephesos das „Vediusgymnasion“ errichtet, dasin der Antike offenbar „Gymnasion am Koressos“ genannt wurde(Abb. 18).625 Es erhob sichin unmittelbarer Nähe des Stadi -ons und nördlichen Stadttores. Das wie das benachbarte Stadion westöstlich orientierte Gymnasion des Vedius war Antoninus Pius, Artemis und der Stadt Ephesos geweiht. Der Baukomplex, der zwischen 1927 und 1930 zu einem Großteilfreigelegt wurde, bestand aus einem Bad und einem Gymnasion und entwickelte sich unter den Spätantoninen zu einem Zentrum des Kaiserkultes. Die Verehrung derrömischen Herrscher erfolgteinsbeson -derein einem von der Palästra aus zugänglichen Saal, der sich zwischen Badebereich und Palästra, den beiden Hauptteilen der Anlage, befand(Abb. 38).In der größten,im Grundriss halbrund geformten Nische des Saales an seiner westlichen Rückseite, der heute zum Teil wiederaufgebautist, war sehr wahrscheinlich das Standbild eines Kaisers mit Blick auf den Hof aufgestellt. Die entsprechende Basisist heute noch zu sehen. Der vor der Figurennischein situ entdeckte Altar wird überzeugend mit der Verehrung des Kaisersin Verbindung gebracht undist das Hauptargument eines dort praktizierten Kaiserkultes.626

624 Friesen 135 mit Anm.67, der hinter denxystoi die Verulanushallen des Hafengymnasions vermutet. Zum Begriffxystos:

Vitr. 5,11,4(= überdachtes Stadion). InModena sind xysti des Augustus oder der Augusti bekannt. Dazu J.B. Ward-Perkins – M.H. Ballance, BSR 26, 1958, 137-194. Zu einemxystus in Antiochia a.O. mit olympischen Festspielen unter Commodus: A.S. v.Stauffenberg, Dierömische Kaisergeschichte bei Malalas(1931) 416. Der Xystarch war ein vom Kaiser berufener Vorsitzender eines Sportfestorganisations- bzw. Aufsichtskommitees. Dazu F.B. Poljakov, DieInschriften von Tralleis und NysaI,IK 36,1(1989)113; J. Nol, Sideim Altertum. Geschichte und Zeugnisse1 (1993) Nr. 62 Z. 7(mit Lit.).

625 Koressos war wahrscheinlich ein Stadtviertel von Ephesos außerhalb der hellenistischen Stadtmauer, das östlich des Stadions und genannten Gymnasionslag. Dazu H. Engelmann, ZPE 115, 1997, 131-135.

626 J. Keil, ÖJh 24, 1929, Beibl. 29-45(Kaisersaal); ders., ÖJh 25, 1929, Beibl. 21-38(zu Grundriss der Gesamtanlage und Name); ders.; ÖJh 26, 1930, Beibl. 17 f.; s. auch F.K. Yegül, Baths and Bathingin Classical Antiquity(1992) 473 Anm. 9. Die Kaiserstatue wird angenommen, obwohl es keinen Beweisdar gibt. Zum vermutlichen Stifter Vedius s.u. 449f.

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Abb. 38 Ephesos, Vediusgymnasion, Grundriss (1:2000)

Abb. 39 Ephesos, Ostgymnasion, Grundriss (1:2000)

Das „Ostgymnasion“ in Ephesos

Einige Jahrzehnte nach der Einrichtung des Kultes des Antoninus Pius im Vediusgymnasion wurde im „Ostgym-nasion“ von Ephesos der Kult des Septimius Severus eingeführt. Der „Kaisersaal“ dieses Gymnasions lag in einem Bautrakt, der an ein Bad aus dem mittleren 2. Jh. nachträglich angefügt wurde (Abb. 39). Dieses Bau-werk, das ebenfalls nur zum Teil erforscht ist, befand sich am Ostrand der Stadt unmittelbar neben einem Tor, worin wahrscheinlich eine Parallele zum Vediusgymnasion besteht (Abb. 18). In diesem Fall handelt es sich um das Magnesische Tor. Bei diesem Beispiel lag der „Kaisersaal“ jedoch nicht im Zentrum der Anlage zwischen der Therme und dem sportlichen Bereich, sondern auf der Westseite der Palästra gegenüber einem Vortragssaal.

Der in Frage kommende Gebäudeteil für die Verehrung des römischen Herrschers hebt sich auch in diesem Beispiel wieder durch seine Nischen- und Tabernakelarchitektur von den anderen Räumlichkeiten ab. Die

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schen und Tabernakel werden überzeugend als Aufstellungsort für Statuen der Kaiserfamilie und vielleicht auch des Stifters Damianus sowie seiner Frau Phaedrina gedeutet. Das besondere räumliche Verhältnis von Vor-tragssaal und „Kaisersaal“ gibt vielleicht die speziellen Ambitionen des Stifters wieder, der in Ephesos als be-kannter Sophist tätig war und auf diese Weise versucht haben könnte, Erziehung und Verehrung des römischen Herrschers durch eine Bauachse sichtbar in Beziehung zu setzen.627

Die Bad-Gymnasion-Anlage in Sardes

Ein weiterer großer Bad-Gymnasion-Komplex wurde in Sardes entdeckt (Abb. 31 Nr. 1). Diese Anlage, die im Wesentlichen im 2. Jh. n.Chr. entstand, wurde zum Teil zwischen 1964 und 1973 wiederaufgebaut. Zwischen Badeanlage und Palästra befand sich der wohl ungedeckte „Marble-Court“, in dem ein Zentrum des Kaiserkultes erkannt wurde (Abb. 40 Pfeil). Die Einweihung des „Marmorhofs“ und damit die Beendigung des wichtigsten Bauabschnitts kann mit Hilfe der von L. Robert rekonstruierten Architravinschrift von der unteren Gebälkzone in das Jahr 211/2 n.Chr. genau datiert werden. Die Grundzüge dieser Architektur gehen nach Auswertung des Baubefundes schon auf einen früheren Entwurf, wohl aus der Zeit des Commodus, zurück, während die Ausstat-tung weitgehend erst unter den severischen Herrschern, mit weiteren vereinzelten Umbaumaßnahmen bis in die Spätantike hinein, verwirklicht wurde. Aufgrund der Dedikation an die Theoi Patrioi, Septimius Severus, Iulia Domna, ihre Söhne Caracalla und Geta, an den heiligen Senat und die Bevölkerung von Rom sowie der vielen Statuennischen und der Fragmente eines möglicherweise von dort stammenden Altares vermutet man im sog.

Marmorhof mit guten Gründen einen Ort der severischen Kaiserverehrung.628

Der zum Hof der Palästra im Osten hin geöffnete Gebäudetrakt besteht aus einer U-förmigen Marmorfas-sade, die sich über zwei Etagen erstreckt. Von den Ädikulen hebt sich die mittlere des oberen Stockwerkes, eine überwölbte Apsis, die zudem genau über dem Hauptdurchgang in den Badebereich an der langen Rückwand thronte, ab. Vor ihr befinden sich acht schräg kannelierte Säulen, zwischen denen wohl einst mehrere überle-bensgroße Statuen mit den Bildnissen der Mitglieder der Kaiserfamilie standen.629 Der Besucher der axial-symmetrischen „Freizeitanlage“ für sportliche und kulturelle Betätigungen, betrat den Baukomplex normalerweise von Osten. Beabsichtigte er in die Baderäume zu gehen, musste er erst den Peristylhof überqueren. Sein Weg endete im Marmorhof, von wo aus er den Haupteingang der Thermen unter der großen Apsis benutzen konnte.

Der gesamte Bezirk besaß im Marble Court den unbestrittenen baulichen Mittelpunkt. Im südlichen Anschluss

627 Ein typologisches Vorbild bietet vielleicht das Hafengymnasium von Ephesos: I. Nielson, Thermae et Balnea (1990) 105-108.

628 Grundlegend Yegül, Sardis; s. auch ders. in: G. Hanfmann (Hrsg.), Sardis (1983) 148-161; ders., Kaisersaal passim.

Eine Statue des L. Verus war zudem in einer Apsis der Südhalle des Gymnasions aufgestellt. Die Verehrung römischer Herrscher begann dort somit schon im 2. Jh.: ders. in: Hanfmann a.O. 145.

629 P. Herrmann, Chiron 23, 1993, 233-248; Yegül, Kaisersaal 31 Anm. 119: der Ort wurde wohl in frühbyzantinischer Zeit für „civic and administrative purposes“ genutzt; G.M.A. Hanfmann (Hrsg.), Sardis (1983) 140.

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der Badeanlage, die sich in der Unterstadt von Sardes ausbreitete (Abb. 31), führte die größte Straße der Metro-pole mit zahlreichen Geschäften und entsprechender Betriebsamkeit, welche durch Bewohner und Fremde aus-gelöst wurde, vorbei.

Abb. 40 Sardes, Bad-Gymnasion, Grundriss (1:2000)

Hellenistischer Herrscherkult in Gymnasien

Hellenistischer Herrscherkult in Gymnasien