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heit der Regierung Suleiman's, Bl. 2Z7

Am 11. des Monaths Moharrem (i5. September) wurde vor Gran gelagert, und der Sandschakbeg von Semendra, Mo-hammedbeg, der Sohn Jahjapascha's, welcher ein großer Kampf-Held und berühmter Streiter, mit den Tapferen Semendra's um Kundschaft einzuhohlen abgeordnet. Er brachte mit tüchtigen Ge¬

fangenen die Nachricht zurück, wahrscheinlich werde der deutsche halsstarrige Konig auf dem Kampfplatze erscheinen; dieser Ver¬

fluchte habe sich bey der Annäherung der kaiserlichen Heere aus seiner Festung Wien, welche seine Residenz, mit Angst wie eine Schlange fortgewunden, und sey endlich flüchtig ganz verschwun¬

den. Deßhalb entbrannte die Zorngluth des Chosroes, und be¬

schloß, sich nach Wien zu wenden. Am 12. dieses Monaths (16. Sept.) setzte man beym Schlosse Gurs (?) über die Brü¬

cke deS Akßu (Leytha); die islamitischen Heere streiften rings umher, und beluden sich mit Beute schwer. Am 20. Moharrem (24. Sept.) wurde in der Nähe von Bruck?) gelagert. Von hier aus rannte der obgedachte Mohammedbeg gegen Wien, schlug sich mit den ihm entgegenkommenden Ungläubigen, so daß dieSchlacht¬

falken Semendra's keinen Raben der Verfluchten übrig ließen.

Diese, ihren Kopf ausspielenden Granzer waren beschäftigt, vor d>r Festung tapfer zu schlagen, Seelen zu wagen, männlich zu stehen, und Kriegcsthaten zu begehen. Durch Gottes Gnade wurden viele Feinde vom Schwerte als Fraß verzehrt; die Un¬

gläubigen sperrten die Thore der Festung, und gaben keine Ge¬

legenheit, in dieselbe einzudringen. Von den lebendig Gefange¬

nen wurden einige Kürassiere allzumahl bedeckt mit Stahl, mit Panzerwamms um die Mitte, und von grober Sitte, inS Lager des Kaisers gesendet. Kurz, am 23. desselben Mondes (27. Sept.) lagerte der gnädige Herr, der Serasker, der Großwesir, der Hoch¬

bewährte, nähmlich Jbrahimpascha der Hochverehrte vor Wien, ') Durch einen Schreibfehlersteht hier in Aali Lud»», d. i. Ofen.

und S. M. der glücklicheKaiservoll Siegesreiser zogen ebenfalls ein wenig vorwärts hin. Es gab großen Streit und Kampf; es wur¬

den zwey nahmhafte Hauptleute der Jaja, einige Kriegsbrüder Ja-nitscharen, und von den Tschauschen der hohen Pforte Farfara Jskendertschausch in dieser Schlacht zu Märtyrern gemacht. Von den staubigen Ungläubigen aber sanken unendlich viel Verfluchte hinunter in die ewige Nacht. Am 25. (2n. September) fielen die Todgeweihten der Festung und die Verfluchten, welche Streit und Kampf suchten, aus dem Thurms aus, und begannen mit den Löwen des islamitischen HeereS Zank und Strauß; dochwur¬

den sie mit Gottes Gnade bald in die Flucht getrieben, ihre gan¬

ze Macht aufgerieben, so daß die übrigen nur mit tausend Mühe wieder in dieFestung kamen. Die Festung Wien ist in jeder Hin¬

sicht ein starkes Schloß, die Thürme und Bollwerke stark und groß, reichend bis ans Firmament, von festem Bau und Funda¬

ment. Allein es war kein Geschütz, dieselben zu beschießen, vor¬

handen. Schon erlag die Narur des Winters Heeren, welche nun begannen, die Gegend mit Streifzügcn von Regen und Schnee zu verheeren, und es lag daher dem hohen kaiserlichen Muthe die Pflicht ob, schnell den Kampf zu enden, und sich im Triumphzuge zurückzuwenden; dennoch wurde gefüllet der Gra¬

ben, und unter den Mauern Minen gegraben. Es wurde zuerst den Besitzern der Timare befohlen, die Mauern zu untergraben, den Begen der Streifer, hölzerne Leitern in Bereitschaft zu ha¬

ben, den Pfortendienern (Janitscharen) und dem Beg von Ana-toli Bündel zu bringen in Fülle, auf daß sich damit der tiefe Graben fülle. Während das glückliche Heer Tag und Nacht in löb¬

lichem Dienste beschäftigt war, kam der Bischof (HrsLg) von Gran am 2. Ssafer im kaiserlichen Lager an. Die Festung Gran ist der Sammelplatz der Mönche und Geistlichen, und nach ihrem Aberglauben der Ort, wo Gebeth vorzüglich erhöret wird, und der Erzbischof ist das Haupt der Mönche jener Länder, der Vor¬

steher der christlichen Ulema. Am folgenden Tage fielen die Ver¬

fluchten, Unvernünftigen, Harnischzünftigen aus der Festung aus, und stürmten mit Löwenmut!) an. Es wogte die Menge, wie des jüngsten Tages Gedränge, die Glaubenskämpen, die Kampfver¬

suchten setzten den Ungläubigen, den Verfluchten, so hart zu, daß, als jene in die Festung zurückgingen, diese in die Festung mit einzuziehen drohten. Die meisten hatten sich mit Aufopferung

der außer den Mauern Befindlichen, innerhalb die Thore zurück¬

gezogen, die Außengebliebencn wurden vor ihren Augen am Le¬

ben gestreift, und ihre Leichen inHügeln aufgehäuft. Am 6. Ssa-fer Nachmittags wurden auf Befehl des siegreichen Herrschers die untergrabenen Orter mit Feuer gesprengt. Lob Gott demHöchsten, flogen die Thürme und Mauern bis zu des Himmels Dach, und versanken dann in des Staubes Schmach. Die Glaubenskämpen der Meinung, daß der Wallbruch hinlänglich geöffnet sey, stürm¬

ten unter Allah- Geschrey; aus der inneren Festung drangen die Ungläubigen mit bloßen Säbeln heraus, und es folgte so harter Strauß, daß es nicht zu beschreiben, solcher Streit und Kampf, daß unmöglich hievon genugsam zu sagen, daß Mühe und Stre¬

ben von keiner Art gespart ward. Da die Eroberung nicht vorher bestimmt war, konnte der Schwierigkeitsknoten nicht gelöset wer¬

den, und da die Heftigkeit des Winters und die Tiefsinnigkeit, womit das Heer über Regen und Schnee nachzudenken anfing, die kaiserliche Rückkehr forderten, so wurden unverweilt tausend Aspern den Janitscharen, und den Besitzern von Timaren Zula¬

gen ausgetheilt. Die Streifzüge zu dieser Zeit wurden bis an Alexanders Brücke (Rcgensburg) ausgedehnt, und ganz Deutsch¬

land vom Fuß bis zum Kopf durch Rachefeuer verbrennt. Dies; ist die Brücke, welche Alexander der Zweygehörnte, oder der Herr zweyer Jahrhunderte gebaut, wohin bis damahls kein Heer zu rennen, und noch viel weniger die Gegend zu verbrennen sich ge¬

traut. Dieses hat sichzum ersten Mahle in den siegreichen Tagen des Padischahs zugetragen. Unterdessen waren die Einwohner der Festung,gedrängt und bezwängt, am iZ. des Mondes Ssafer auf die Nachricht, daß ihnen Gnade gewähret werde, aus der Festung gekommen, und hatten allen darin befindlichenMoslimen die Ban¬

deabgenommen. Der glückliche weltraubende Padischah befreyte da¬

für sechzig Ungläubige, welchevor Wien gefangen genommen wur¬

den. Da es unaufhörlich regnete und schneytc,so wurde umgekehrt, und am 22. Ssafer mit tausend Beschwerden Ofen erreicht.

Da König Janusch um die mit Juwelen besetzte Krone bath, wel¬

chevormahls bey der Belagerung Ofen's weggenommen, in den

') Dieser Iskender istzwar der gemeinen Meinung nach der macedonische Alexander,nachAndern aber ein früherer Weltcrobercr, nach allem Anschei¬

ne Sefostris.

kaiserlichen Schatz gekommen, ohne welche die Ehre des König¬

thums nicht vollständig, so wurde diese goldene Krone, die hoch¬

geschätzte und mit Juwelen besetzte, durch den Sohn des Dogen von Venedig (Aloisio Gritti), durchPeter Pereny und durch den Erzbischof von Gran, welcher gehuldigt hatte, abgeschickt, und mit kaiserlicher Erlaubnis; König Janusch vor anderen Königen da¬

mit rühmlichst beglückt. Am Rebiul-ewwel ^) wurde Konstan¬

tinopel durch die kaiserliche Ankunft entzückt. Auf diesen siegrei¬

chen Feldzug verfertigte der damahlige Staatssecretär Mo-hammedtschelebi ein beliebtes Chronograph in folgenden Versen:

Es widersteht dir Niemand in der Welt, Zu deinen Füßen fallen Löwen hin, Wohin du ziehst, begleitetdich der Sieg,

Vor deiner Allmacht, Schah! die Feinde flieh'n.

Als Rächer zogst dudurchder Ungarn Land, Undmanches festeSchloß sank in Ruin.

' Als Wien aufflammte, sangen Engel Reim:

„Es hat der Herr der Welt verheeret Wien.«

XVII.