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Aus der Geschichte Ssolaksade's, Bl. 10g

Am 1. Moharrem des Jahres 936 (5. Sept. 1629) wur¬

de Ofen angegriffen, und nachdem einige Tage lang heftig ge¬

kämpfet worden, den im Schlosse eingeschlossenen Ungläubigen allen Verzeihung gewährt, und nach altem Vertrage die Herr¬

schaft wieder dem Könige Janusch beschert. Da aber von den mit gewährter Sicherheit aus Ofen frey ausziehenden Ungläubigen in der Nähe der Weinberge von Ofen einige Betrunkene mit Mos-limen in Streit und Hader geriethen, und dieses unter dem sieg¬

reichen Heere ruchbar ward, so ging der Säbel über sie los; es fraß dieselben das Schwert, und nur den Minderjährigen ward in der Gefangenschaft das Leben gewährt. Am 12. Moharrem zog man vor Gran vorbey, und als man in die Nähe von Komorn gekommen, hatten die Einwohner das Schloß angezündet und waren entflohen; man kam hierauf nach Gyor, welches ebenfalls verbrannt, seitdem Janik, d. i. das Verbrannte, heißt. Bey dem Schlosse Ovar (Altenburg) wurde die Brücke über den Fluß

Akßu (Weißwasser), d. i. die Leytha *), passirt. Als man in der Absicht nach Wien zu ziehen, sich in der Nahe des festen Schlosses Jstergrad (Preßburg) niedergelassen hatte, retteten die Eütwohner ihre Seelen, indem sie um Verzeihung Kathen. Hier istdie Gränze von Ungarn, und'am andern Tage betrat man das Land der unbarmherzigen Deutschen **), welches seit der Einfuh¬

rung des Islams dieHeere desselben bis auf diesen Tag nicht be¬

treten hatten. Wiewohl diese Lander wohl bebaut und sehr reich, so sind dieselben doch nichtS als Wasser und Teich, die Wege sind uneben und nicht gleich, und es ist schwer, sich Weg zu bahnen durch dieses waldige Reick); mit Einem Worte, die islamitischen Heere fanden auf ihrem Weg und Zug unendlich viele Beschwer¬

lichkeit und Mühseligkeit. Als man am 20. desselben Monaths (24. September) nach Bruck kam, wurde der Beg von Semen-dra, Mohammedbeg, der Sohn Jahjapascha's, mit einigen we¬

nigen Kämpen gegen Wien vorausgeschickt; aber die in der Fe¬

stung befindlichen staubigen Ungläubigen***) fielen aus, und waren mit einigen tausend Reitern und Fußgängern zum Kampfe bereit.

Sie griffen den Mohammedbeg an; die Waghälse der Gränze und die Königsfalken von Semendra trafen mit den Ungläubigen lö-wenmüthig zusammen, und von beyden Theilen schlug man sich mit Säbeln und Beilen, endlich wandte sich der Sieg auf des Islams Seite, so, daß die Verfluchten im Schlosse Zuflucht such¬

ten. Einige wurden lebendig gefangen, und um Kunde zu erlan¬

gen, ins kaiserliche Lager gesendet, nachdem sie aber ausgefragt worden waren, ihr Leben mit dem tödtenden Schwerte geendet.

Am 2Z. Moharrem (27. Sept.) begab sich der Serasker Jbra-himpascha vor die Stadt Wien, ihm folgte derPadischah mit zahl¬

reichen Scharen von Sipahi, welche auf den Feldern vor der Stadt sich festsetzten. Durch mehrere Tage wahrten Sturm auf Sturm, Streit auf Streit und Schlacht auf Schlacht. Da die Festung Wien stark und groß, in jeder Hinsicht ein festes Schloß, und man auch, weil man von ferne her gekommen, kein Bela¬

gerungsgeschütz mitgenommen, so wurde den anatolischen Truppen

') Der Leytha Ursprung ist wirklich der aus Sem Attilzgraben, am Fuße des Semmerings, yerausschaumendc Weisibach. ") ^I-imsn Ki sm-n, um reim-getreu zu überfetzen, mußte man sage»- Die Deutschen, welche unbarmherzig peitschen, oder: die Alemanen von grausamen Fahnen. Kuli-»'! cl,s1iü!»', d. i. die staubgleichen Ungläubigen.

Minen zu graben, den belehnten Reitern den Graben zu füllen, Holz zu hohlen, und den Begen der Renner und Brenner höl¬

zerne Leitern zu verfertigen befohlen. Wahrend sich das islamiti¬

sche Heer in diesem Dienste abmühte, wurden am 6. Ssafer (iv. October) zwey Minen gesprengt, so, daß die Bollwerke und Mauern aufflogen, und die Steine nach allen Richtungen durch die Lust zogen. Durch Gottes Rathschluß geschah es, daß, als die Glaubenskämpen, ehenoch die Erlaubnis; des Sturmes gege¬

ben worden, denselben anliefen und sich eingraben wollten, die Ungläubigen aus der Festung mit feuerregnenden Schwertern in den Hunden auf dem Wall ihnen entgegentraten z sie hörten ge¬

genseitig nicht auf die, so um Gnade und Leben bathen, und schlugen wacker ohne Ruh mit ihren Säbeln zu. Als aber der Hintere Thcil des Heeres die Stürmer nicht unterstützte, zogen dieselben endlichsich vom Kampfe zurück. Es ward zwar Alles auf-gebothcn, aber doch kein Mittel gefunden, zu lösen diesen Kno¬

ten. Da ob des Winters Gewalten es unmöglich war, das Heer zu halten, und die Eroberung nicht bey der Hand, sondern auf andere Zeit vorbehalten war, so geruhten Se. Maj. der Padischah des Islams den Janitscharen zur Belohnung ihrer Dienste tau¬

send Aspern zu schenken, und der Belagerung der Stadt weiter nicht zu gedenken. Wahrend der Belagerung haben die islamiti¬

schenHeere die Lander der Ungläubigen durchrannt, und diesel¬

ben gleich flammendem Feuer verbrannt. Sie sind bis an das Ende von Deutschland vorgedrungen, und einigen Siegcskampen ist es, die Brücke Alexander's (von Regensburg) zu erreichen gelun¬

gen. Dieß ist eine alte Brücke, welche Alexander der Zweyge-hörnte erbaut, und derselben seinen Nahmen angetraut. Bis dort¬

hin versuchten sie rennend ihr Glück, und brachten ungeheure Beute zurück. Nachdem man vor Wien nur zwanzig Tage gele¬

gen, ward es am i3. SSafer (17. October) durchaus nothwen-dig, zurückzukehren, und die Reise wurde nach der Residenz zu¬

rück angetreten. Als man bey Bruck an der Leytha vorbeykam, schneyte es sehr stark, wie der Vers sagt:

In Hügeln thürmte sichder Schnee, Es waren gleichdas Feld, die Höy'i

so daß die Wege für die Reiter gesperrt, und der Durchzug mit unendlicher Mühseligkeit erschwert. Die auf dem Wege

be-findlichcn Pässe wurden mit ungemeiner Schwierigkeit überwun-pen, bis man mit der Ankunft zu Ofen Heil gefunden.

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