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“The first essential in military operations is that no information of value shall be given to the enemy. The first essential in newspaper work and broadcasting is wide-open publicity. It is your job and mine to try to reconcile those sometimes diverse considerations.”

Dwight D. Eisenhower330

Die besten Beispiele für das Phänomen der „heißen Kriege“ im Kalten Krieg sind die Kriege in Korea und Vietnam. Beide Kriege wurden von allen beteiligten Seiten mit unbarmherziger Härte geführt und zeigen in ihrem Ende die Schwachstellen des Sicherheitssystems des Kalten Krieges auf.

Die Sichtweise, den Korea-Krieg einzig und allein als ersten Krieg des Kalten Krieges und ana-log dazu als ersten Stellvertreterkrieg der beiden Supermächte zu sehen, greift indes zu kurz. Der Korea-Krieg war auch ein Volkskrieg zur revolutionären nationalen Befreiung. Er war dabei auch ein regionaler Krieg um die Vorherrschaft auf der Koreanischen Halbinsel, der nur deshalb eska-lierte, weil beide Seiten – Nord- und Südkorea – der jeweils anderen Macht- bzw. Einflußsphäre des bipolaren Systems nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges angehörten. Nicht zuletzt ist die-ser Krieg auch ein rein asiatischer Konflikt um die Vorherrschaft in Asien. Insofern ist der Krieg in Korea auch ein Krieg um die postkoloniale Nachfolge.331

Gleichzeitig ist der Krieg in Korea der erste Krieg, über den unter den Vorzeichen des Kalten Krieges berichtet wird. Die Berichterstattung folgte nun den politischen Gegebenheiten und Er-fordernissen der beiden Seiten, was zur Folge hatte, daß sich die Berichte aus Korea zu Kriegs-beginn nicht wesentlich von Berichten des Zweiten Weltkrieges unterschieden: kritisch in der Sa-che, aber meistens unter der Prämisse, daß die jeweilige Seite den Krieg gewinnen werde.

Die Kriege in Vietnam hingegen sind zugleich unterschiedlich, unterscheiden sich dennoch nicht wesentlich voneinander. Kämpften im Indochina-Krieg die französischen Kolonialherren gegen die vietnamesische Unabhängigkeitsbewegung, den Viet Minh, um den Erhalt ihres Kolonialrei-ches, so änderte sich das im Vietnam-Krieg. Kämpfte der Viet Minh im Indochina-Krieg noch für einen souveränen vietnamesischen Staat, kämpften die USA im Vietnam-Krieg für den Erhalt des südvietnamesischen Staates. Gemeinsam war beiden Kriegen die unbarmherzige und harte Kriegsführung, bei der sich alle Beteiligten an Grausamkeiten nicht viel unterschieden.

329 Der Titel dieses Kapitels orientiert sich an dem von Bernd Greiner herausgegebenen Sammelband: Heiße Kriege im Kalten Krieg, Hamburg 2006. An dieser Stelle sei insbesondere auf den Aufsatz von Greiner, Bernd: Die Blutpumpe. Zur Strategie und Praxis des Abnutzungskrieges in Vietnam 1965 - 1973; in: Greiner, Bernd; Mül-ler, Christian Th.; Walter, Dierk [Hrsg.]: Heiße Kriege im Kalten Krieg; Hamburg 2006, S. 167 – 238, im fol-genden zitiert als Greiner: Blutpumpe...,

330 Zitiert nach Paul, Christopher; Kim, James J.: Reporters of the Battlefield. The Embedded Press System in Historical Context; Santa Monica 2004; in: http://www.rand.org/pubs/monographs/2004/RAND_MG200.pdf (Letzter Zugriff 15. 07. 2008), S. 1

331 Vgl. Millett, Allan R.: Introduction to the Korean War; in: The Journal of Military History 65 / 4 / 2001; S. 921 – 935, hier S. 933 – 935 im folgenden zitiert als Millett: Introduction to the Korean War...,

“There was more of it in Vietnam”332 dieses geflügelte Wort unter amerikanischen GI's beschreibt ziemlich deutlich, daß der Krieg in Vietnam in jeder Hinsicht etwas Außergewöhnliches war: au-ßergewöhnlich grausam, auau-ßergewöhnlich lang, auau-ßergewöhnlich hart und auau-ßergewöhnlich im Materialverbrauch. In den Jahren zwischen 1966 und 1968 wurden mehr Bomben über dem viet-namesischen Kriegsgebiet abgeworfen als in den 6 Jahren des Zweiten Weltkrieges auf beiden Kriegsschauplätzen zusammen.333 Nicht zuletzt war der Krieg in Vietnam auch außergewöhnlich grausam gegenüber der Zivilbevölkerung – nicht nur gegenüber der vietnamesischen, sondern auch gegenüber der amerikanischen. Jeder Versuch, die zivilen Opfer des Vietnamkrieges zu schätzen oder zu beziffern, schlägt fehl.334 Die Auswirkungen auf die amerikanische Zivilbevöl-kerung sind zwar eher indirekter Natur – aber von den Auswirkungen her ebenfalls gravierend.

Neben den Ehefrauen und Müttern, deren Männer und Kinder in Vietnam gefallen sind, sind die-jenigen GI's, die vollkommen traumatisiert oder vollkommen invalide aus dem Krieg heimge-kehrt sind, beredtes Zeugnis der Auswirkungen und Grausamkeiten dieses Krieges – aber auch des Umgangs mit ihnen. So kann beispielsweise Georg Stefan Troller in der Reportage im Rah-men seiner Sendereihe „Personenbeschreibungen“ den Vietnam-Veteranen und Anti-Kriegsakti-visten Ron Kovic335 – das Vorbild für Oliver Stones Film “Born on 4th of July” – mit den Worten zitieren:

„[...] Ich bin wie eine lebensgroße Marionette mit durchgeschnittenen Fäden. Zuerst hielt ich meine Verwundung für interessant – fast ein Abenteuer. Jetzt ist sie kein Abenteuer mehr. Jetzt ist sie ein Schlauch an meinem Penis und ein Gummisack. Alles, was an mir zu heilen war, ist geheilt. Ich lebe weiter mit meinem eigenen Leichnam, der Krüppel, der Hinkemann, der Mann mit dem toten Schwanz, der John Wayne nach Filmschluß, der Mann, der im Bett weint. Ich hätte nicht gedacht, daß es so ausgehen würde. Im Kino ist es nie so ausgegangen. [...]“336

Gerade dieses Zitat zeigt aber auch, wie sehr in der amerikanischen Populärkultur das Bild des maskulinen, virilen und „coolen“ John Wayne nachwirkt. John Wayne, als personifizierter Proto-typ des amerikanischen Helden schlechthin, wird in seinen Filmen kaum verwundet – und wenn, dann waren seine Verletzungen meist so leicht, daß er weiterkämpfen konnte. Auch in seinen Fil-men gibt es Tote. Verwundete, die ihr ganzes Leben unter den Folgen des Krieges, seien sie phy-sischer oder psychischer Natur, leiden müssen, gibt es in seinen Filmen nicht. Dadurch werden aber der Krieg und der Kampf als solche mystifiziert und dadurch der Jugend im Kino gezeigt, daß es zum einen ehrenvoll ist, für das Vaterland zu sterben, und zum anderen, daß Kampf ein immer wiederkehrendes Mittel ist, zum Mann und damit zum Helden zu werden. Diese den Fil-men John Waynes innewohnende Logik, die genaugenomFil-men schon als Indoktrination bezeich-net werden kann, spiegelt sich auch in John Waynes Film über Iwo Jima wider.

Dieses “There was more of it in Vietnam” läßt sich ebenfalls auf die Berichterstattung über den Vietnamkrieg anwenden. Über keinen Krieg – mit Ausnahme des Golfkrieges von 2003 – wurde so viel und so intensiv berichtet. Auch auf die Art und Weise der Berichterstattung ist jener Aphorismus anwendbar: Das Spektrum reichte in diesem Krieg von normalen Berichten über den Krieg bis hin zu extrem kritischen Berichten über die amerikanische Kriegsführung in

Viet-332 Greiner: Blutpumpe..., S. 167

333 Vgl. Greiner: Blutpumpe..., S. 167

334 Siehe hierzu ausführlich Greiner: Blutpumpe..., S. 169 – 170, siehe auch Greiner, Bernd: Krieg ohne Fronten.

Die USA in Vietnam; Hamburg 2007; im folgenden zitiert als Greiner: Krieg ohne Fronten...,

335 Erstsendung ZDF 20. 02. 1977

336 Troller, Georg Stefan: Ihr Unvergeßlichen. 22 starke Begegnungen; Düsseldorf 20062. S. 142, im folgenden zi-tiert als Troller: Ihr Unvergeßlichen...,

nam und über amerikanische Gewaltexzesse. Ebenfall waren in jenem Krieg so viele Journalisten wie nie zuvor im Kriegseinsatz – auch in dieser Hinsicht bricht das „Phänomen Vietnam“ alle Rekorde.

4.1 Korea – Der „vergessene“ Krieg

Der erste Krieg, der unter den Vorzeichen dessen geführt wurde, was Bernhard Baruch 1947 als

„Kalten Krieg“ bezeichnet hatte, war der Krieg des sozialistischen Nordkoreas gegen das natio-nalistische Südkorea. Die Auseinandersetzung dieser beiden Staaten war die erste gewaltsame dieser neuen Epoche. Bis dahin hatte sich die Auseinandersetzung der beiden Supermächte UdSSR und USA eher auf ideologischer, diplomatischer und rüstungstechnischer Ebene abge-spielt. Die Konflikte, die sich bis dato – auch unter der Demonstration militärischer Stärke – er-eignet hatten, dienten lediglich zur Definition und Sicherung der jeweiligen Machtbereiche.

Analog zur Geschichte Vietnams ist auch die koreanische Geschichte von Gewalt und kriegeri-scher Auseinandersetzung geprägt:

“[...] One bit of their lore is that the country has been invaded at least six hundred times in the last three millenia, although the counting includes incidents of piracy, minor punitive expeditions, and naval encounters along Korea's long and island-dotted coastline. [...] The Korean peninsula served as the military marches both for Japan and China – and for waves of Mongols and Manchurians bent on visiting Japan [...]”337

War es im Falle Vietnams lediglich China, das immer wieder zum Hauptfeind wurde, so waren es in Korea sowohl China als auch Japan, die wechselseitig ihre Ansprüche auf dieses Land gelten machen wollten. Es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, daß beinahe jeder Krieg dieser bei-den Mächte teilweise auch auf koreanischem Bobei-den oder in koreanischen Gewässern ausgefoch-ten wurde.338 So verwundert es nicht, wenn sich das koreanische Selbstverständnis damit abge-funden hat, immer zwischen den beiden regionalen Hegemonialmächten China und Japan zu ste-hen: “Koreans compare themselves to a school of shrimp caught between two whales. Wether the whales are fighting or making love – not to mention feeding – the shrimp have a short live ex-pectancy.”339

4.1.1 Historischer Kontext

Nach dem Ende der japanischen Annektion Koreas, die von 1910 bis 1945 andauerte, herrschte innerhalb des Landes die Meinung vor, daß nach der Befreiung von 40 Jahren japanischer Fremdherrschaft der Weg des Landes nun direkt in die völlige Unabhängigkeit und Souveränität führen würde. Der Weg dahin schien vorgezeichnet, sprachen doch alle Vereinbarungen, die die Alliierten während des Krieges, die koreanische Frage betreffend, beschlossen hatten, von „Be-freiung“ und „Unabhängigkeit“. In der Kairoer Erklärung vom 1. Dezember 1943, die der Kairo-er KonfKairo-erenz folgte, war dann auch die Rede davon, daß Korea „zu gegebenKairo-er Zeit“ in Freiheit

337 Millett: Introduction to the Korean War..., S. 921 – 922

338 Vgl. Millett: Introduction to the Korean War..., S. 921

339 Millett: Introduction to the Korean War..., S. 922

und Unabhängigkeit entlassen werden sollte340: “The United States, Great Britain, and National-ist China, “mindful of the enslavement of the Korean people”, would ensure “that in due course Korea shall be free and independant”.”341

Allerdings existierten auf alliierter Seite noch keinerlei Planungen für die Gestaltung einer ko-reanischen Unabhängigkeit nach dem Kriege, schien doch der Sieg über Japan noch zu weit ent-fernt. Auf amerikanischer Seite hatte man lediglich ziemlich unkonkrete Pläne, ähnlich zu ver-fahren wie auf den Philippinen. Dort brauchte man 40 Jahre Vorbereitungszeit bis zur Selbstre-gierung. Daher verwundert es auch nicht, wenn auf der Konferenz von Jalta über eine Vier-Mächte-Treuhänderschaft durch National-China, England, die UdSSR und die USA für Korea gesprochen wurde, die einen Bestand von 20 bis 30 Jahren haben sollte.342 Dem Thema „Korea“

wurde in Jalta allerdings auch keine große Aufmerksamkeit zuteil, auch wurde die Kairoer Erklä-rung nicht weiter präzisiert.343

Nach dem Sieg über Deutschland spielte das Thema „Korea“ auf der Konferenz von Potsdam eine eher untergeordnete Rolle. Der neue Präsident, Harry S. Truman, wich von dem Vorschlag einer Treuhänderschaft wieder ab und machte sich damit die Auffassung des State Department, nach der die Koreaner vermutlich unfähig seien, sich selbst zu regieren, zu eigen. Die „großen Drei“ einigten sich darauf, die Kairoer Erklärung umzusetzen. Die Selbstverwaltung des koreani-schen Volkes sollte kommen, wenn die japanikoreani-schen Besetzer durch eine Militärregierung ersetzt worden seien. Danach käme dann eine internationale Überwachungsmission, die die Einsetzung einer unabhängigen, von Koreanern gewählten Regierung, vorbereiten sollte. In Potsdam dräng-ten die USA, vermutlich in Überschätzung der japanischen Fähigkeidräng-ten, die Sowjetunion zur Er-öffnung einer zweiten Front gegen Japan. Die UdSSR sollte gegen die, in der Mandschurei sta-tionierte, japanische Kwangtung-Armee vorgehen. Als Preis hierfür forderte Stalin die Zuerken-nung der der Sowjetunion „angestammten“, Rechte in Asien, vor allem aber die ZuerkenZuerken-nung von im russisch-japanischen Krieg verlorener Gebiete. Für den Fall einer sowjetischen Interven-tion zugunsten der USA im Pazifik einigte man sich auf die Aufteilung Koreas zwischen den USA und der UdSSR. Korea sollte so etwas werden wie der „unsinkbare Flugzeugträger“ in Asi-en, eine Funktion, die Jahre später der japanischen Insel Okinawa zufallen sollte. Man einigte sich schließlich auf den 38. Breitengrad als Trennungslinie zwischen den USA und der UdSSR.344

Auf der Moskauer Außenministerkonferenz wurde das Korea-Problem ausführlicher als bisher behandelt. Es war notwendig geworden, sich konkreter mit dieser diffizilen Sachlage

auseinan-340 Vgl. Choi, Hyung-Sik: Zur Frage der Rolle des Korea-Krieges bei der westdeutschen Wiederaufrüstungsdebatte und des Einflusses auf die prinzipielle Entscheidung für die Wiederaufrüstung im Kontext der Aktualisierung des Ost-West-Konfliktes; Diss. Düsseldorf 1994, hier S. 14, im folgenden zitiert als Choi: Rolle des Korea-Krieges...,

341 Millett, Allan R.: The War for Korea, 1945 - 1950. A house burning; Lawrence 2005, S. 52, im folgenden zitiert als Millett: War for Korea...,

342 Diese Aussage findet sich, leider ohne weitere Quellenangabe, bei Choi: Rolle des Korea-Krieges..., S. 15; bei Tag, Myung-Sig: Die US-Politik gegenüber Korea 1942 - 1953. Unter besonderer Berücksichtigung der Teilung Koreas, des Koreakrieges und der Rolle der UNO; Diss. Köln 1995 im folgenden zitiert als Tag: US-Politik gegenüber Korea..., findet sich zwar ein Hinweis auf die Treuhänderschaft, aber kein Hinweis auf die Dauer dieser Pläne, siehe auch Millett: War for Korea..., S. 52 – 53

343 Vgl. Millett: War for Korea..., S. 52

344 Vgl. Millett: War for Korea..., S. 48 – 49, 53; Choi: Rolle des Korea-Krieges..., S. 16; siehe auch Higgins, Rosalyn: United Nations Peacekeeping 1946 - 1967. Documents and Commentary; Bd. II, Asia; London 1970, S. 153, im folgenden zitiert als Higgins: United Nations Peacekeeping..., zu den Details der sowjetischen Besatzung Nordkoreas siehe Millett: War for Korea..., S. 48 – 51

derzusetzen, da der japanische Zusammenbruch schneller als erwartet erfolgte und man nun nach wirklich tragfähigen Lösungen suchen mußte, da abzusehen war, daß die Formelkompromisse der „Treuhänderschaft“ und der „gegebenen Zeit“ kaum wirklich eine Lösung darstellten. Man einigte sich auf ein, wenn auch vage formuliertes, Konzept, wie man mit Korea und den sich dar-aus ergebenden Problemem verfahren wollte. Dieses Konzept sah vor:

1. “[...] With a view to the re-establishment of Korea as an independent state. The creation of conditions for developing the country on democratic principles and the earliest possible liquidation of the disastrous results, of the protracted Japanese domination in Korea, there shall set up a provisional Korean democratic government which shall take all the necessary steps for developing the industry, transport and agriculture of Korea and the national culture of the Korean people.

2. In order to assist the formation of a provisional Korean government and with a view to the preliminary elaboration of the appropriate measures, there shall be established a Joint Commission consisting of representatives of the United States command in southern Korea and the Soviet command in northern Korea. In preparing their proposals the Commission shall consult with the Korean democratic parties and social organizations. The recommendations worked out by the Commission shall be presented for the consideration of the Governments of the Union of Soviet Socialist Republics, China, the United Kingdom and the United States prior to final decision by the two Governments represented on the Joint Commission.

3. It shall be the task of the Joint Commission, with the participation of the provisional Korean democratic government and of the Korean democratic organisations to work out measures also for helping and assisting (trusteeship) the political, economic and social progress of the Korean people, the development of democratic self-government and the establishment of the national independence of Korea. The proposals of the Joint Commission shall be submitted, following consultation with the provisional Korean government for the joint consideration of the Governments of the United States, Union of Soviet Socialist Republics, United Kingdom and China for the working out of an agreement concerning a four-power trusteeship of Korea for a period of up to five years.

4. For the consideration of urgent problems affecting both southern and northern Korea and for the elaboration of measures establishing permanent coordination in administrative-economic matters between the United States command in southern Korea and the Soviet command in northern Korea, a conference of the representatives of the United States and Soviet commands in Korea shall be convened within a period of two weeks. [...]”345

Von koreanischer Seite wurde diese Übereinkunft hingegen kategorisch abgelehnt. Der Konsens ging dabei durch fast alle Parteien hindurch. Einzig die Kommunisten unter Kim Il Sung erklär-ten sich, vermutlich nach diskreter sowjetischer Einflußnahme, damit einverstanden. Prominen-tester Vertreter der Vertragsgegner war der spätere Premierminister Südkoreas, Syngman Rhee.

Diese beiden Führungspersönlichkeiten mitsamt ihren jeweiligen Anhängern sollten auch das spätere Schicksal Koreas unter sich ausmachen. Dies ist wiederum das Charakteristikum des na-tionalen Befreiungskampfes Koreas: Es handelte sich – ganz im Sinne Maos – um einen „Volks-krieg zur Nationalen Befreiung“. Allerdings gab es nicht, wie am Beispiel Vietnams zu zeigen sein wird, eine nationale Befreiungsbewegung, sondern gleich zwei, die wiederum jeweils einen Teil des Landes kontrollierten.346

Getreu den Buchstaben der Moskauer Vereinbarung trafen sich die USA und die UdSSR in Form jener gemeinsamen Komission am 20. März 1946. Man wollte zuerst über die Bildung einer

pro-345 Der Botschafter in der Sowjetunion (Harriman) an Außenminister Acheson, 27. Dezember 1945, zitiert nach:

FRUS 1945, Vol. VI / B, S. 1150 - 1151

346 Vgl. Millett: Introduction to the Korean War..., S. 929, zur politischen, religiösen und sozialen Herkunft dieser beiden Gruppen siehe S. 927 – 929

visorischen demokratischen Regierung in Korea beraten. Von sowjetischer Seite wurde verlangt, daß sich diese Komission nur von den koreanischen Gruppen und Parteien beraten lassen sollte, die die Moskauer Übereinkunft akzeptiert hatten. Auf amerikanischer Seite war man hingegen der Auffassung, daß alle politischen Gruppierungen und alle sozialen Organisationen Koreas an-gehört werden sollten. Man brach daraufhin die Konferenz ab und vertagte sich. In der nächsten Sitzung, am 21. März 1947, wiederholten sich die Ereignisse der vorangegangenen Sitzung. Das Scheitern der Konferenz war nun beinahe zwangsläufig.347 Hier, wie auch in Deutschland, zeigte sich, was die Sowjetunion unter dem Begriff der „demokratischen Staaten und der demokratischen Parteien“ verstand. Demokratisch nach der sowjetidemokratischen Interpretation dieses Begriffes -waren nur Parteien, die faktisch unter der Regie, dem „Oberkommando“, Moskaus standen.

Das Problem Korea drängte immer noch, doch eine Lösung war wegen der nicht zu vereinbaren-den gegensätzlichen Auffassungen in der gemeinsamen Kommission noch immer nicht in Sicht.

So entschied man auf amerikanischer Seite, dieses Problem durch die Vereinten Nationen lösen zu lassen.

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen348 beschloß nach eingehender Beratung am 14.

November 1947 mit 43 Stimmen bei 6 Enthaltungen349, die Einigung Koreas so schnell wie mög-lich herbeizuführen. Hierzu sollten alle im Land befindmög-lichen Besatzungstruppen schnellstmög-lich abgezogen werden. Ferner sollte eine Art Beobachtermission, die UNTCOK350, eingerichtet werden, deren Aufgabe es sein sollte, die Wahlen zur koreanischen Nationalversammlung zu überwachen. Die Sowjetunion, die sich bei der Abstimmung enthalten hatte, legte unterdessen einen Plan vor, der vorsah, die Besatzungstruppen bis zum 1. Januar 1948 abzuziehen, um dem koreanischen Volk die Ausübung seines Selbstbestimmungsrechtes zu ermöglichen.

Als allerdings die UN-Komission im Januar 1948 in Korea eintraf, verweigerten die sowjeti-schen Militärbehörden den Zutritt nach Nordkorea. Die Argumentation, die hier angewandt wur-de, klingt freilich etwas abenteuerlich: Da die Korea-Frage, nach Auffassung der Sowjetunion, mit dem Abschluß von Friedensverträgen verbunden sei, sei die Organisation der VN nicht dafür

Als allerdings die UN-Komission im Januar 1948 in Korea eintraf, verweigerten die sowjeti-schen Militärbehörden den Zutritt nach Nordkorea. Die Argumentation, die hier angewandt wur-de, klingt freilich etwas abenteuerlich: Da die Korea-Frage, nach Auffassung der Sowjetunion, mit dem Abschluß von Friedensverträgen verbunden sei, sei die Organisation der VN nicht dafür