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5. Der Einfluss des Halters auf die Verhaltensontogenese am Beispiel des aggressiven Verhaltens gegen Artgenossen

5.2 Haltereinfluss im späteren Leben

uch beim heranwachsenden und adulten Hund sind Hund und Halter ein eziehungsgespann“ (FEDDERSEN-PETERSEN 2000 d), weshalb im Wesenstest mer das „Hund-Halter-Gespann“ getestet wird.

Kann der Junghund im Anschluss an die Sozialisationsphase nicht auch weiterhin

i ntstehen Angstprobleme, die ihrerseits

von Beißunfällen wird jedoch die Jugendentwicklung neben den besonderen lassen (FEDDERSEN-PETERSEN Hunden fest, dass ca. 44% aller an Beißereien beteiligten Hunde von der 5.

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Verhaltensweisen. Ein Hund, der mit aggressivem Verhalten sein Ziel erreicht, lernt

bei einem drohenden Hund, da diese als angenehm empfunden werden, bestärkend

eines Hundes den Anstoß zur Eskalation geben (JONES-BAADE 2001 b). Der Halter A

„B im

ausre chend Erfahrungen sammeln, so e

agonistisches Verhalten hervorrufen (JONES-BAADE 2001 a). Bei der Bewertung Umstände des Unfalls in der Regel außer acht ge

(2000 b). ROLL (1994) stellt in der Untersuchung von Beißvorfällen zwischen Lebenswoche bis zum 5. Lebensmonat keinen oder nur seltenen (nur während des Spaziergangs) Kontakt zu Artgenossen hatten .

Ebenso beeinflussen Erziehung und zufällige Erfahrungen aggressives Verhalten (JONES-BAADE 2001 a). Nach SCHÖNING (2001 b) erhöht die bewusste oder unbewusste Verstärkung aggressiven Verhaltens die Gefährlichkeit eines Hundes.

Positive Folgen bestärken prinzipiell und damit zu jeder Zeit im Leben eines Hundes anhand des Erfolgs, aggressives Verhalten wieder einzusetzen. So wirken z. B. das Zurückweichen vor einem drohenden Hund oder Beruhigungsversuche des Halters (JONES-BAADE 2001 a). In der spezifischen Situation einer innerartlichen Begegnung kann z. B. die Intervention des Halters durch Strafe oder Ablenkung beeinflusst durch Angst oder Imponieren das Aggressionsverhalten seines Hundes (FEDDERSEN-PETERSEN 2001 f). Auch ist die Stimmungsübertragung Mensch-Hund nicht unerheblich, so dass aggressiv gestimmte Menschen auch angespannte

24 Diese relativ hohe Zahl wird aufgrund seiner Methode leider nicht mit Hunden verglichen, die noch nie in eine Auseinandersetzung verwickelt waren. Immerhin unterscheiden sich die untersuchten Gruppen „Opfer“ und „Täter“ nicht, was nachvollziehbar ist (eigene

Bemerkung), da an dyadischen Interaktionen immer zwei Individuen beteiligt sind (FEDDERSEN-PETERSEN 1994).

Hunde führen (FEDDERSEN-PETERSEN 1999, 2000 a). Typische Verstärker von (angst-) aggressivem Verhalten sind (nach QUANDT (2001)):

x Zuwendung des Besitzers (Streicheln, beruhigende Worte) x Stehenbleiben des Besitzers

x Aufregung/ Aggression des Besitzers x Fluchtartiges Ausweichen des Besitzers

n m Halsband

ette, Stachel oder Erziehungsgeschirr, om

ROLL ng zum Besitzerverhalten von

beißenden und gebissenen Hunden vor, während und nach der Beißerei indirekt das große Vorkommen besitzerverstärkten aggressiven Verhaltens. Vor der Beißerei waren 92,8% der „Opfer“ sowie 74,4% der Täter in Rufweite und wurden beachtet.

es Ansprechen, Schimpfen/ Drohen, Schütteln/ kräftiges Ziehen x Gänzliches Vermeiden von Hunde- oder Menschenkontakte

x Sauerstoffmangel durch Zug a

x Schmerz durch Zug an schmaler K Rucken am Halsband, Schläge, Tritte, Str x Gegenaggression des „Opfers“

x Flucht des Gegners

(1994) dokumentiert in seiner Untersuchu

Während der Beißerei schauten hochsignifikant mehr Halter der Täter „tatenlos“ zu oder waren nicht anwesend (ca. ein Drittel der Täter-Halter, 2,9% der Opfer-Halter).

Damit haben nur 17,2% aller Halter überhaupt nicht reagiert. Nach der Beißerei taten nur ca. 40% der Täter- und 13% der Opfer-Halter nichts, was im Umkehrschluss bedeutet, dass 60% der Täter- und 83% der Opfer-Halter (gesamt zwei Drittel aller Halter) das gezeigte Verhalten verstärkt haben. Dazu passt die Angabe von 87,5%

Wiederholungstätern und 60% Wiederholungsopfern durch Lernen am Erfolg [eigene Bemerkung], wobei von letzteren wiederum 21,9% mindestens einmal selbst Hunde gebissen haben.

Auch wird indirekt die aggressives Verhalten verstärkende Wirkung von Strafmaßnahmen belegt. Interessanterweise werden von den Haltern in dieser Studie als Maßnahmen zur Hundeerziehung zu 95% aversive Maßnahmen genannt, nämlich energisch

oder Schlagen. ROLL interpretiert einen (nicht signifikanten) Unterschied zwischen beißenden und gebissenen Hunden folgendermaßen: „Ein größerer Teil der

beißenden Hunde gegenüber den Gebissenen braucht offensichtlich auch eine

„härtere“ Erziehung. So hören ca. 10% mehr Täter nur bei Anwendung von Druck“

(ROLL 1994). Die Ergebnisse zeigen jedoch nicht, dass diese Hunde bei Anwendung von Druck „hören“, also z. B. aus einer Situation abrufbar sind, schließlich waren alle untersuchten Hunde in Beißvorfälle verwickelt. Sie zeigen vielmehr, dass 95% der in Beißvorfälle verwickelten Hunde durch aversive Erziehungsmethoden eine massive Verstärkung aggressiven Verhaltens von Seiten der Halter erfahren haben. Bedingt durch seine Methode wird dieser Wert nicht mit Hunden verglichen, die nie in Beißvorfälle verwickelt waren.

Strafende Lernmethoden oder eine bedrohliche Umgebung versetzen Hunde in ständige Erregung (FEDDERSEN-PETERSEN 2000 c). Emotionale Erregung ist nach HOLST und SCHERER (1988) dann mit Stress verbunden, wenn 1. die Belastung ohne Erholungsphasen andauert und ihr Ende und ihre Folgen für das

psychische Spätfolgen, so „[...] unterschiedliche erhaltensprobleme, verschiedenste Formen inadäquater Aggression, ausgelöst Individuum nicht absehbar sind und 2. das Individuum sich der Situation weder anpassen noch sie durch Auseinandersetzung oder Vermeidung bewältigen kann.

Durch (insbesondere sozialen) Stress kann so aggressives Verhalten des Hundes verstärkt werden und letztlich auch Ausdruck von Verhaltensstörungen sein (FEDDERSEN-PETERSEN 1993 a). Zum Beispiel kommt es durch unklare Kommunikation zwischen Mensch und Hund infolge von nicht regelgerechtem Strafen zu unerwünschten Verknüpfungen, sozialem Stress und einer Verstärkung der zugrunde liegenden Angst und damit der (aggressiven) Reaktionsbereitschaft (JONES-BAADE 2001 a).

Der Gebrauch bestimmter Erziehungshilfsmittel, z. B. von Würgehalsbändern25, führt zu Vermeidungsverhalten durch (zu erwartenden) Schmerz und Strafe. Er verursacht physische Schäden und

V

durch Angst“ (FEDDERSEN-PETERSEN 2000 c). Durch das Unterbinden von Drohsignalen mittels Strafen können Hunde lernen, nicht mehr zu drohen und sich

25 Stachel- oder Würgehalsbänder in Verbindung mit scharfem Leinenruck oder Zusammenziehen des Halsbandes verursachen Schmerzen, Leiden und Schäden (FEDDERSEN-PETERSEN 1997 b).

bei Bedrohung ohne Vorankündigung zu verteidigen, da die emotionale Situation unverändert bleibt oder eher schlechter wird (JONES-BAADE 2001 a, 2001 b).

Nicht zuletzt können auch bestimmte Situationen oder Reize26 mit aggressivem Verhalten assoziiert werden und bei ihrem Auftreten immer wieder aggressives

erhalten beim Hund hervorrufen (JONES-BAADE 2001 a, 2001 b). Ein Beispiel für V

eine Fehlprägung (nach BUCHHOLTZ 1993) ist das gezielte Scharfmachen von Hunden gegen Menschen oder Artgenossen durch Menschen (FEDDERSEN-PETERSEN 1991 b).

26 Als Beispiel können bestimmte Kommandos in innerartlichen Begegnungen (wie „Lieb sein!“) genannt werden.