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III. Tiere, Material und Methoden

2. Testaufbau und -ablauf

2.3 Durchführung des Hund-Hund-Kontakts

Im innerartlichen Kontakt wurden die Hund-Halter-Gespanne - wie nachstehend für die einzelnen Situationen näher beschrieben - aneinander vorbeigeführt bzw. einem Testhund-Halterin-Gespann ausgesetzt. Die Dauer des Hund-Hund-Kontaktes für vier Hunde betrug ca. 30 Minuten.

Eine bestimmte Gesamtreihenfolge aller Situationen in direkter Folge konnte nicht eingehalten werden. Die Prüflinge wurden auch gegeneinander getestet und somit

dienten Prüflinge auch zwischendurch als Testhunde. Im Verlauf des Testes eines Hundes wurden aber bestimmte Teilreihenfolgen eingehalten.

x So wurde „Passieren, gegengeschlechtlich“ und „Zunehmend, gegen-geschlechtlich“ stets als Block getestet.

x bei den gleichgeschlechtlichen Begegnungen fand „Passieren, gleich-geschlechtlich“ unmittelbar vor der Situation „Stolpern“ statt;

x die Situationen „Zaun, angebunden“ und „Zaun, geführt“ folgten in variabler Reihenfolge dem „Stolpern“, wenngleich Unterbrechungen oder Wieder-holungen durch das Abtesten anderer Hunde zwischendurch vorkommen konnten;

x Zum Schluss des gleichgeschlechtlichen Blocks stand immer „Zunehmend, gleichgeschlechtlich“.

Die Situation „Bellender Hund“ wurde, abhängig von dem Vorhandensein von Testhunden, zu unterschiedlichen Zeiten im Hund-Hund-Kontakt durchgeführt.

Beschreibung der Situationen Situation „Bellender Hund“

x Ein bellender Hund stand vor dem Hundehalter und dem Hund.

x In dieser Situation hielten sich alle Prüflinge gleichzeitig auf dem Testgelände auf. Sie wurden mit maximaler Entfernung zueinander auf die Ecken des Platzes verteilt und befanden sich mindestens 3 Meter von der Umzäunung entfernt, so dass ein Ausweichen möglich war. Die Halterinnen und Halter warteten mit ihren angeleinten Hunden, während der bellende Testhund nacheinander an jedem Prüfling vorbeigeführt wurde. In einer Entfernung von 3 Metern zum Hund-Halter-Gespann ließ die Testhund-Halterin den Testhund für die Dauer von ca. 10-15 Sekunden auf Kommando bellen.

x Hier wurde getestet, wie der Prüfling auf Provokation durch einen anderen Hund reagiert. Am geeignetsten dafür wäre ein aggressiv bellender Testhund gewesen, in der Durchführung war dies nicht praktikabel (SCHALKE 2002).

x Beißen galt laut Wesenstest in dieser Situation als „nicht mehr akzeptabel“.

Situationen „Passieren, gleichgeschlechtlich“ und „Passieren, gegengeschlechtlich“

x Zwei Hunde passierten den Prüfling (gewünschte Vorgabe: gut sozialisierte Hunde gleichen und verschiedenen Geschlechts).

x In diesen Situationen war das Vorhandensein von „gut sozialisierten“

Testhunden nicht immer gewährleistet, da die Hund-Halter-Gespanne in der Regel gegeneinander getestet wurden und auch vom Testhund aggressives Verhalten ausgehen konnte.

x Auf zwei im Abstand von ca. 5 Metern parallel zu den Querseiten gelegenen gedachten Linien (ungefähr in der Mitte des Platzes) gingen zwei Hund-Halter-Gespanne gleichzeitig in die entgegengesetzte Richtung und damit aneinander vorbei. Zu Beginn der Testreihe wurden Testhund-Halterin-Gespanne des Instituts verwandt.

x Diese Situation imitierte eine Alltagssituation (SCHALKE 2002).

x Beißen galt laut Wesenstest in dieser Situation als „nicht mehr akzeptabel“.

Situation „Stolpern“

x Der Halter/ die Halterin stolperte unmittelbar nach dem gleichgeschlechtlichen

„Passieren“ und berührte dabei den Hund.

x Diese Situation wurde nicht unmittelbar nach dem Passieren innerhalb der Situation „Passieren, gleichgeschlechtlich“ herbeigeführt, sondern in einer neuen Begegnung der selben Tiere, was primär der besseren videographischen Erfassung der Situation diente.

x 2 Faktoren spielten hier eine Rolle: Einerseits berührte der Halter/ die Halterin den Hund auf dem Rücken, was eine plötzliche körperliche Einwirkung von Seiten des Halters darstellte. Andererseits gab die Leine kurz nach dem Stolpern nach, so dass der Hund das Gefühl bekam, sich an den Testhund annähern zu können. Auch nahm der Besitzereinfluss durch den abnehmenden Zug auf der Leine ab. Bei gleichzeitiger Verstärkung des vorher gezeigten Verhaltens durch plötzliche körperliche Einwirkung entstand das subjektive Gefühl von mehr Freiheit. Es wurde getestet, ob sich der Hund annäherte, wenn die Leine plötzlich nachgab (SCHALKE 2002).

x Beißen galt laut Wesenstest in dieser Situation als „nicht mehr akzeptabel“.

Für diese Studie war nur das auf den Testhund bezogen gezeigte Verhalten des Prüflings relevant.

Situation „Pitbull-Typus“ (nur Kat. 1-Hunde)

x Eine Testperson mit einem Hund vom Pitbull-Typus ging an Halterin/ Halter und Hund vorüber.

x Bei dieser Situation handelte es sich um ein „Passieren“ wie oben beschrieben, jedoch explizit mit einem Testhund vom Pitbull Typus. War der Testhund in einer „Passier“-Situation ein Hund vom Pitbull Typus gewesen, so wurde die Bewertung übernommen und die Situation nicht erneut durchgeführt. Entsprechend gehörten die Testhunde in dieser Situation zufällig dem einen oder anderen Geschlecht an.

x Beißen galt laut Wesenstest in dieser Situation als „nicht mehr akzeptabel“.

Situation „Zaun, geführt“

x Konfrontation mit einem Rüden/ einer Hündin (einem Hund gleichen Geschlechts) hinter einem Zaun.

x Vor den Zaunsituationen wurde immer das gleichgeschlechtliche „Passieren“

wie auch das Stolpern durchgeführt. Dadurch waren sich Prüfling und Testhund bis zu diesem Zeitpunkt in der Regel bereits mehrfach begegnet. Als Zaun diente die Zaunbegrenzung auf der dem Asphaltweg abgewandten Längsseite des Platzes. Der Prüfling wurde dicht an der einen Seite des Zauns vorbeigeführt, während auf der anderen Seite in ca. 2 Meter Entfernung der Testhund angebunden war.

x Mit dieser Situation sollte territorial bedingtes aggressives Verhalten provoziert werden; insbesondere unsichere Hunde konnten das Gefühl erhalten, ihnen könne durch den trennenden Zaun nichts passieren. Sie zeigten dann vermehrt aggressives Verhalten (SCHALKE 2002).

x Beißen galt laut Wesenstest in dieser Situation als „nachvollziehbar, aber unerwünscht“.

Situation „Zaun, angebunden“

x Der zu prüfende Hund wurde ca. 2 Meter vor dem Zaun angebunden. Auf der anderen Seite des Zaunes wurde der Testhund dicht am Zaun vorbeigeführt.

x Die Situation diente ursprünglich zum Test des Verhaltens des Hundes in Abwesenheit des Hundehalters, welcher aggressives Verhalten verstärken kann (SCHALKE 2002).

x Hier stand der Halter/ die Halterin zwar nicht direkt neben dem Hund, aber in nicht mehr als 5 Meter Entfernung zu ihm; Blick- und Hörkontakt waren gegeben. Der direkte Haltereinfluss durch die Leine entfiel somit, eine verbale Beeinflussung war noch möglich. Auch vor dieser Situation waren sich Prüfling und Testhund in der Regel bereits mehrfach begegnet.

x Beißen galt laut Wesenstest in dieser Situation als „nachvollziehbar, aber unerwünscht“.

Situationen „Zunehmend, gleichgeschlechtlich“ und „Zunehmend, gegengeschlechtlich“

x Es wurden zunehmende Hundekontakte mit Hunden des gleichen und des anderen Geschlechts geschaffen.

x In diesen Situationen sollten sich die angeleinten Hunde erreichen können.

Ein Teil der Hunde wurde mit zwischen ihnen befindlichem Zaun getestet, dann zumeist ohne Maulkorb; bei Begegnungen, in denen die Hunde nur an der Leine waren, wurde bei Bedarf ein Maulkorb verwendet. Gelegentlich wurden diese Managementmaßnahmen nicht benutzt. Die Auswertung des Verhaltens in dieser Situation erfolgte getrennt nach Verwendung bzw.

Nichtverwendung eines Zaunes. Die Situation stellt eine Alltagssituation dar.

x Beißen galt in der Situation mit dem verschieden geschlechtlichen Testhund laut Wesenstest als „nachvollziehbar, aber unerwünscht“, mit dem gleichgeschlechtlichen Testhund als „nachvollziehbar“.

Beißen ohne vorheriges Drohen galt in jeder Situation als „nicht mehr akzeptables“

Verhalten.

Aus Sicherheits- und Praktikabilitätsgründen ergaben sich bei der Durchführung des Wesenstestes leichte Veränderungen. So wurde nur ein bellender Hund statt der vorgegebenen drei (vgl. Kap. II.2) eingesetzt. Außerdem wurde die Positionierung der Gespanne zueinander aus dem im Wesenstest vorgegebenen Abstand von 2 Metern (entspricht einer Leinenlänge) zuzüglich eines möglichen Ausfallschritts des Halters/ der Halterin (ca. 1 Meter) berechnet und festgelegt.

Die Halterinnen und Halter wurden vor Testbeginn und auch während des Testes immer wieder instruiert, keinen Leinenruck einzusetzen. Grundsätzlich wurde der Wesenstest ohne Maulkorb durchgeführt.