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5.1 Eingesetzte Systeme und registrierte Parameter

5.2.1.2 Gruppenhaltung

Durch die Gruppenhaltung konnte eine deutliche Veränderung in den Schlafstrukturen der Tiere beobachtet werden. Es war eine deutliche Abnahme bei der Anzahl der Episoden für NREM und REM in Verbindung mit einer Zunahme der mittleren Episodendauer zu beobachten. Dabei sind die Unterschiede für den REM-Schlaf deutlicher ausgeprägt und bewirken auch eine Zunahme des prozentualen Anteils im Vergleich mit einzelnen

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Aufnahmezeiträumen. Die Effekte auf den Wachzustand waren zwar nicht signifikant, jedoch ist auch hier eine tendenzielle Abnahme der Episodenanzahl gefunden werden.

Ehlers und Kollegen beschäftigten sich mit dem Schlafverhalten adulter Ratten nach sozialer Isolation. Dabei konnten sie zeigen, dass es durch eine soziale Isolation der Tiere zu einer Fragmentierung der Schlafarchitektur mit einem schnellen Wechsel zwischen NREM und REM-Episoden kommt. Dieser Effekt war bei männlichen Tieren stärker ausgeprägt. Die geringeren Episodenwechsel bei in Gruppen gehaltenen Tieren werden mit einem erhöhten Wohlbefinden der Tiere gleichgesetzt (EHLERS et al. 1993). Dementsprechend sind die hier beobachteten abnehmenden Episodenzahlen als Konsolidierung des Schlafs in Gruppenhaltung zu beurteilen, der durch eine Erhöhung des Wohlbefindens der Tiere hervorgerufen wurde.

Der Vergleich zwischen Einzel- und Gruppenhaltung in Stundenintervallen ergab signifikante Abweichungen von NREM und REM in einzelnen Zeiträumen der Dunkelphase.

Insgesamt ist während der Dunkelphase eine tendenzielle Abnahme der REM-Dauer und eine leichte Zunahme von NREM und Wach zu beobachten. Dies widerspricht den Beobachtungen von Hurst und Kollegen, die bei in Gruppen gehaltenen Tieren einen höhere Gesamtschlafdauer in der Dunkelphase und eine geringere in der Hellphase zeigen konnten (HURST et al. 1997). Auch Baenninger beobachtete eine Reduktion des Schlafs in der Dunkelphase bei Ratten in Isolationshaltung (BAENNINGER 1967).

Eine mögliche Erklärung für die Unterschiede ist in der experimentellen Durchführung zu suchen. Das Wechseln der NeuroLogger® wurde auch während der Registrierungen in Gruppenhaltung täglich durchgeführt. Da mehrere Tiere in einem Käfig gehalten wurden, kann dadurch eine mehrmalige kurze Störung des Schlafverhaltens der Tiere nicht ausgeschlossen werden. Da das Wechseln hauptsächlich in der Zeit von 9:00 bis 12:00 Uhr durchgeführt wurde, ist dies eine wahrscheinliche Ursache für das Ansteigen der Wachdauer und das Absinken des REM-Schlafs in diesem Zeitintervall.

Da zwischen den Aufnahmewochen in Einzelhaltung und den Aufnahmen in Gruppenhaltung etwa 4-6 Monate liegen ist auch der Einfluss von altersabhängigen Veränderungen möglich. Des Weiteren können auch genetische Einflüsse durch den verwendeten Rattenstamm nicht ausgeschlossen werden.

147 5.2.2 Körperkerntemperatur

Die Körperkerntemperatur konnte mit den verwendeten Remo 200 Transmittern in allen Wochen der Einzelhaltung registriert werden. Die dabei ermittelten circadianen Temperaturrhythmen entsprachen in Verlauf, Durchschnittstemperatur sowie Amplitude den in der Literatur für Ratten beschriebenen Temperaturrhythmen (SCALES u. KLUGER 1987;

GORDON 1990; REFINETTI 2003).

Unter Stressbedingungen wird bei Ratten eine Hyperthermie erzeugt, die unabhängig von der Umgebungstemperatur und der Aktivität der Tiere ist (POOLE u. STEPHENSON 1977;

EIKELBOOM 1986). Verschiedene Stressoren, wie zum Beispiel der Transport vom Haltungs- in einen Versuchsraum, führen dabei zu einem signifikanten Temperaturanstieg, der über 60 Minuten anhält. Eine Gewöhnung der Tiere an die Versuchsdurchführung kann diesen Effekt jedoch deutlich verringern (DALLMANN et al. 2006).

Dementsprechend würde ein Stresseffekt durch die experimentelle Beeinflussung der Tiere zu einer Hyperthermie und damit zu einer Vergrößerung der Fläche unter der Temperaturkurve führen. Da die ermittelten AUC-Werte sowohl für die Hell- als auch für die Dunkelphase, ebenso wie die Ratenkonstante des Temperaturabfalls, keine Unterschiede zwischen Wochen mit und Wochen ohne NeuroLogger®-Registrierungen aufzeigen, ist nicht davon auszugehen, dass das Wechseln der NeuroLogger® als Stressor wirkt.

Die Körperkerntemperatur konnte auch während der Gruppenhaltung der Tiere registriert werden. Hierbei zeigten sich in der ersten Woche der Gruppenhaltung Abweichungen in der circadianen Rhythmik, die zu einer Annäherung der Kurve an eine Sinuskurve führen. Dabei war kein Absinken der Temperatur zu Beginn der Lichtphase unter die Durchschnittswerte dieser Phase zu beobachten. Dies fehlte auch in der zweiten Woche der Gruppenhaltung, die circadiane Verlaufskurve näherte sich insgesamt jedoch wieder dem Verlaufsmuster während der Einzelhaltung an.

Vor Beginn der Gruppenhaltung wurden die Tiere über einen Zeitraum von 10 Wochen einzeln gehalten. Durch die Veränderung der Haltungsbedingungen ist das Auftreten von sozialen Konflikten zu erwarten, die zur Ausbildung einer stabilen Sozialordnung führen.

Diese Mechanismen können möglicherweise die Veränderungen der circadianen Rhythmik während der Gruppenhaltung bewirken. Eine vergleichbare Änderung der Körperkerntemperatur wurde auch bei weiblichen Ratten in einem chronischen Modell der

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sozialen Instabilität beobachtet (HERZOG et al. 2009). Demgegenüber konnten Meerlo und Daan bei Ratten keine Veränderung der Temperaturrhythmen durch soziale Konflikte beobachten (MEERLO u. DAAN 1998). Allerdings war hier die Zeit der Sozialkontakte auf eine Stunde begrenzt. Ein diesbezüglicher Einfluss kann also nicht ausgeschlossen werden.

Die Registrierungen der Körperkerntemperatur wurden nur innerhalb der ersten 2 Wochen der Gruppenhaltung durchgeführt. Daher kann nicht beurteilt werden, ob die beobachteten Abweichungen als dauerhaft zu beurteilen sind, und somit eventuell typisch für in Gruppen gehaltene männliche Ratten sind, oder ob es sich nur um vorübergehende Änderungen handelt.

Aufgrund der in Abschnitt 5.2.1.2 erläuterten Änderungen in der Schlafstruktur ist unabhängig von den hier beobachteten Veränderungen in der Körperkerntemperatur langfristig von einer Erhöhung des Wohlbefindens durch die Gruppenhaltung auszugehen.

5.2.3 Aktivität

Bei den Ratten wurden die circadianen Aktivitätskurven mit 2 verschiedenen Methoden ermittelt. Parallel zu den Aufnahmephasen von EEG und EMG wurden Registrierungen mit dem Accelerometer durchgeführt. Die mit dieser Methode ermittelten Aktivitätskurven zeigen das nachtaktive Verhaltensmuster der Ratten mit deutlichen Unterschieden zwischen der Hell- und der Dunkelphase auf. Es ist bekannt, dass die Aktivität von Ratten durch eine unterschiedliche Anzahl an Aktivitätsmaxima gekennzeichnet ist, deren Zahl und Ausprägung genetisch determinierte Merkmale sind (BÜTTNER u. WOLLNIK 1984; WOLLNIK et al.

1987). Die hier ermittelten Aktivitätskurven mit ultradianen Aktivitätsschwankungen, einem starken Anstieg der Aktivität zu Beginn der Dunkelphase und einem graduellen Anstieg der Aktivität im Verlauf der Hellphase entsprechen den in der Literatur beschriebenen Rhythmen (BORBÉLY u. NEUHAUS 1978).

Während der Hellphase war im Adaptationszeitraum eine höhere Aktivität zu beobachten als in den nachfolgenden Wochen in Einzelhaltung. Dies deckt sich mit den Ergebnissen der Schlafanalyse, wo zu Beginn der Registrierungen ein höherer Wachanteil ermittelt wurde.

Sharp und Kollegen konnten zeigen, dass experimentelle Manipulation zu einer Erhöhung der Aktivität führen (SHARP et al. 2005). Es ist also denkbar, dass die Manipulation durch das Wechseln der NeuroLogger® eine Erhöhung der Aktivität während der Adaptationsphase

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bewirkt hat und es in der Folge durch einen stärkeren Gewöhnungseffekt zu einer Abnahme der Aktivität kam.

Allerdings kann, wie bereits in Abschnitt 5.2.1.1 ausgeführt, auch ein möglicher Einfluss durch die parallel in der Tiereinheit durchgeführten Versuche und die täglichen Routinearbeiten nicht ausgeschlossen werden.

Bei in Gruppen gehaltenen Ratten ist ein Anstieg der Aktivität beschrieben, der in der Dunkelphase deutlich stärker ausgeprägt ist als in der Hellphase (HURST et al. 1997). Dieser Effekt ist hier jedoch nicht zu beobachten. Der Vergleich der Fläche unter der Aktivitätskurve ergab nur für die Hellphase eine Zunahme der Aktivität. In der Dunkelphase war keine signifikante Abweichung zu beobachten, es kam jedoch zu einer tendenziellen Abnahme in Verbindung mit einer stark zunehmenden Varianz. Eine mögliche Erklärung hierfür ist die Altersdifferenz der Tiere zwischen den Aufnahmen. Martin und Kollegen konnten zeigen, dass es mit einem zunehmenden Alter zu einer Veränderung der Aktivitätsrhythmen in beiden Phasen des Lichtzyklus kommt. Dabei entwickelte sich zunächst eine Abnahme der Aktivität in der Dunkelphase, die später von eine Zunahme der Aktivität in der Hellphase begleitet wurde (MARTIN et al. 1986). Da zwischen der letzten Aufnahme in Einzelhaltung und der Registrierung in Gruppenhaltung etwa 4 Monate liegen, ist ein diesbezüglicher Einfluss wahrscheinlich.

Während die Accelerometer-Registrierungen nur in den Zeiträumen mit NeuroLogger®-Aufnahmen durchgeführt werden konnten, wurde die Aktivität mit dem Remo 200 Transmitter parallel zu den Temperaturmessungen durchgeführt. Die mit dieser Methode erhaltenen Aktivitätskurven weisen eine deutlich geringere Differenz zwischen den Werten der Hell- und der Dunkelphase auf. Auch die ultradiane Rhythmik innerhalb der Dunkelphase ist nicht deutlich zu erkennen. Im Vergleich zu den Accelerometerdaten weist diese Methode also eine deutlich geringere Sensitivität auf.

In der ersten Woche der Gruppenhaltung kam es zu einer deutlichen Zunahme der Fläche unter der Kurve sowohl in der Hell- als auch in der Dunkelphase. Dies kann auf eine Änderung in der Aktivität der Tiere hindeuten. Allerdings fällt bei der Betrachtung der Verlaufskurven auf, dass sich die Amplitude zwischen Hell- und Dunkelphase im Vergleich zur Einzelhaltung nicht verändert hat. Eine wahrscheinlichere Ursache für die Unterschiede ist in der Messmethode begründet. Das Prinzip der Aktivitätsmessung mit dem Remo 200

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Transmitter beruht darauf, dass die registrierte Signalstärke der Transmittersignale von der Lage des Transmitters im Verhältnis zum Empfänger ist. Dementsprechend bewirkt eine Lageveränderung der Transmitter eine Änderung der Signalstärke und deutet somit auf eine Aktivität der Tiere hin. Aus diesem Grund stellt eine Veränderung der Antennenposition oder der Käfigposition eine bedeutende Fehlerquelle bei der Registrierung dar. Durch die Veränderung der Haltungsbedingungen kam es jedoch zwangsläufig zu einer Positionsänderung von 2 Tieren im Verhältnis zur Antenne.

Insgesamt weist die Aktivitätsmessung mit dem Remo 200 Transmitter eine geringe Sensitivität auf. Dadurch können kleine Veränderungen in der Aktivität leicht übersehen werden; dazu kommt noch eine hohe Fehleranfälligkeit, insbesondere wenn Vergleiche zwischen verschiedenen Haltungsbedingungen durchgeführt werden sollen. Dementsprechend ist die Aktivitätsmessung mit dem NeuroLogger® den Aktivitätsmessungen mit dem Remo 200 Transmitter vorzuziehen.

5.3 Spitzhörnchen

Unter chronischer Einwirkung von psychosozialem Stress treten bei Tupaia belangeri depressionsähnliche Symptome auf, die sich unter anderem in einer Störung des Schlafverhaltens, sowie der circadianen Rhythmen von Körperkerntemperatur und Aktivität äußern. Die Auswahl von Tupaia belangeri als Tiermodell im Rahmen dieser Studie erfolgte aufgrund ihrer diesbezüglichen Bedeutung in der Erforschung von neurobiologischen, endokrinologischen und ethologischen Konsequenzen psychosozialer Belastungen und daraus entstehender pathologischer Zustände sowie ihrer Pharmakotherapie.

5.3.1 Schlaf

Durch die Arbeit von Kohlhause ist bekannt, dass die Schlafstrukturen von Tupaia belangeri, sowie die stressbedingten Veränderungen dieser Strukturen, altersabhängig sind (KOHLHAUSE 2009). Die im Rahmen dieser Arbeit verwendeten Spitzhörnchen sind mit einem Alter von 68 bis 72 Monaten deutlich älter als die von Kohlhause untersuchten Tiere.

Es wurde somit erstmals eine Charakterisierung dieser Altersstufe durchgeführt. Auch wenn es anhand der registrierten Daten keinen Hinweis auf eine stressbedingte Veränderung der

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Schlafstrukturen gibt, kann dies aufgrund fehlender Vergleichswerte nicht ausgeschlossen werden. Diesbezüglich sind also weiterführende Untersuchungen notwendig.

Während der Hellphase ist die Wachdauer im mittleren Drittel reduziert. In dieser Zeit sind Ruheperioden zu beobachten, in denen sich NREM-Schlaf und Wachepisoden abwechseln. Es trat praktisch kein REM-Schlaf auf. Dieses Verhalten wurde auch von Berger und Walker für Tupaia glis beschrieben, die beobachten konnten, dass REM Schlaf nur dann auftrat, wenn die Tiere zusammengerollt in ihren Schlafboxen ruhten. Dieses Verhalten tritt üblicherweise nicht während der Ruheepisoden am Tag auf (BERGER u. WALKER 1972).

Spitzhörnchen weisen in der Dunkelphase eine asymmetrische Verteilung der Schlafphasen auf. Dabei konnten für NREM die höchsten Werte zu Beginn der Dunkelphase ermittelt werden, die von einer kontinuierlichen Abnahme gefolgt werden. REM hingegen weist zu Beginn niedrigere Werte auf und steigt bis etwa 2 Stunden vor Ende der Dunkelphase kontinuierlich an. Diese Muster treten auch beim Menschen auf, sodass Spitzhörnchen diesbezüglich ähnliche Schlafmuster aufweisen.

Die Analyse des prozentualen Anteils, der mittleren Episodendauer sowie der mittleren Episodenlänge von Wach-, NREM- und REM-Phasen ergab keine signifikanten Abweichungen innerhalb der Aufnahmewochen. Demzufolge kann davon ausgegangen werden, dass durch die wiederholten NeuroLogger®-Registrierungen keine Beeinflussung des Schlaf-Wach-Rhythmus der Tiere stattfand.

5.3.2 Körperkerntemperatur

Für Tupaia belangeri ist ein robuster circadianer Rhythmus der Körperkerntemperatur beschrieben. Dieser weist tagsüber einen bimodalen Verlauf auf und weicht damit von dem für die meisten Tierarten beschriebenen cosinusförmigen Verlauf ab. Dabei sind die beiden Temperaturmaxima im ersten und letzten Drittel der Hellphase lokalisiert und korrelieren mit den Aktivitätsrhythmen der Tiere. Auch die Amplitude der Temperaturschwankung ist mit etwa 5 °C ungewöhnlich hoch. Während nachts die minimale Körperkerntemperatur um 35-36 °C liegen, steigt sie tagsüber auf Maximalwerte von 40-41 °C an (REFINETTI u.

MENAKER 1992a).

Dieses Muster konnte auch hier in den meisten Aufnahmewochen gefunden werden. In der vierten Woche nach der Implantation der Transmitter war jedoch ein zusätzlicher

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Temperaturanstieg im mittleren Drittel der Hellphase zu beobachten. Da in dieser Woche keine Registrierungen mit dem NeuroLogger® durchgeführt wurden, ist diesbezüglich von keinem Einfluss auszugehen. Ob es zeitgleich auch zu einem Anstieg in der Aktivität gekommen ist, kann nicht beantwortet werden, da keine Aktivitätsregistrierungen für diesen Zeitraum vorliegen. Da die circadianen Rhythmen der Körperkerntemperatur und Aktivität parallel zueinander verlaufen, ist dies jedoch wahrscheinlich. Dementsprechend ist die Ursache für diese Abweichung wahrscheinlich in einer Störung der Tiere in ihren Ruhephasen durch externe Einflüsse zu suchen.

Es ist bekannt, dass Tupaia belangeri unter Bedingungen von psychosozialem Stress eine Hyperthermie entwickeln, die zu einer Vergrößerung der Fläche unter der Temperaturkurve führt (KOHLHAUSE 2009). Wenn das Wechseln der NeuroLogger® während der Aufnahmephasen als Stressor wirken würde, wäre auch in diesem Fall eine Veränderung der Körperkerntemperatur wahrscheinlich. Da der Vergleich zwischen den Wochen mit und ohne NeuroLogger®-Aufnahmen keinen Unterschied in den Temperaturkurven ergab, kann davon ausgegangen werden, dass diesbezüglich kein Stresseffekt vorlag und eine ausreichende Adaptation durch das „Handling“ erreicht wurde.

5.3.3 Aktivität

Tupaia belangeri weisen eine hohe motorische Aktivität auf. Dabei konnten 2 Aktivitätsmaxima ermittelt werden, die üblicherweise zu Beginn und am Ende der Lichtphase auftreten. Das mittlere Drittel der Lichtphase ist durch eine Ruhephase gekennzeichnet (KURRE u. FUCHS 1988).

Diese Tendenz war auch bei der Registrierung der Aktivität mit dem am NeuroLogger®

angebrachten Accelerometer zu beobachten. Allerdings war hier der Abfall der Aktivität im Vergleich zu den Messungen von Kurre und Fuchs nicht so stark ausgeprägt. Eine mögliche Erklärung hierfür ist in der Art der Messmethode zu suchen. Durch das hohe Aktivitätsniveau der Tiere ist es möglich, dass das Accelerometer in den Phasen der erhöhten Aktivität gesättigt ist. Dementsprechend könnte es nicht mehr alle Lokomotionen der Tiere vollständig erfassen, sodass die ermittelten Werte im ersten und letzten Drittel der Hellphase niedriger sind als die tatsächliche Aktivität der Tiere. Dieses Phänomen wurde auch für Aktivitätsmessungen mit dem Accelerometer bei Mäusen beschrieben (PLANO et al. 2008).

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Weiterhin ist wahrscheinlich, dass mit dem Accelerometer nicht nur die lokomotorische Aktivität der Tiere sondern auch kleine Körperbewegungen mit erfasst werden. Hierdurch würde auch in den Ruhephasen ein gewisses „Grundrauschen“ registriert, sodass die im mittleren Drittel registrierten Impulse höher sind als die eigentliche Aktivität der Tiere.

In wieweit diese beiden Mechanismen einen Einfluss auf die ermittelten Daten haben, kann noch nicht abschließend geklärt werden, da kein direkter Vergleich mit einer anderen Methode zur Aktivitätsregistrierung vorliegt.

Unabhängig davon weisen die registrierten Werte eine gute Korrelation zu den Temperaturwerten der Tiere auf und auch ein Vergleich mit den Kurven des Schlaf-Wach-Rhythmus zeigt eine Übereinstimmung zwischen den Wachanteilen und der Aktivität.

5.4 Weißbüschelaffen

Erste Untersuchungen belegen, dass der Schlaf von Weißbüschelaffen durch eine monophasische Schlafstruktur gekennzeichnet ist und einen zyklischen Wechsel zwischen NREM- und REM-Phasen aufweist, auch wenn die Schlafzyklen kürzer und zahlreicher sind als beim Menschen. Dadurch weist der Schlaf von Weißbüschelaffen eine größere Ähnlichkeit mit dem des Menschen auf als der der häufig eingesetzten Rodentia (CROFTS et al. 2001). Die Auswahl von Weißbüschelaffen im Rahmen dieser Studie erfolgte aufgrund ihrer daraus resultierenden Bedeutung als Tiermodell für humanen Schlaf.

5.4.1 Schlaf

Der Schlaf von Weißbüschelaffen zeichnet sich durch eine monophasische Struktur aus.

Etwa 9-10 Stunden der Dunkelphase werden schlafend verbracht. Dabei kommt der Slow-Wave-Schlaf vor allem in der ersten Hälfte der Schlafperiode vor, während der Anteil der REM-Phasen im Verlauf der Nacht zunimmt (CROFTS et al. 2001). Auch im Rahmen dieser Studie konnte eine monophasische Schlafstruktur der Tiere belegt werden, die durch eine asymmetrische Verteilung der Schlafphasen gekennzeichnet ist. Durch die Analyse in 30-Minuten-Intervallen können die Ergebnisse aus früheren Arbeiten präzisiert werden. Dabei treten die höchsten NREM-Anteile zu Beginn der Dunkelphase auf, die im weiteren Verlauf

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kontinuierlich abnehmen. Zeitgleich wird ein kontinuierlicher Anstieg der REM-Anteile registriert.

Nach den Ergebnissen von Crofts und Kollegen suchen Weißbüschelaffen zu Beginn der Dunkelphase ihre Schlafbox auf und beginnen etwa 15-20 Minuten später zu schlafen. Bei einzelnen Tieren ist der Schlafeintritt bereits vor dem Ende der Lichtphase zu beobachten. Als Ende der Schlafperiode konnten sie den Übergang zum Dämmerlicht benennen (CROFTS et al. 2001). Bei den im Rahmen dieser Studie durchgeführten Registrierungen ist jedoch ein anderes Bild zu beobachten. Bereits 2 Stunden vor dem Ende der Hellphase beginnen die Tiere zu schlafen. Dabei treten bis zum Beginn der Dunkelphase vor allem NREM-Phasen, im Wechsel mit Wach-Episoden, auf. Die Schlafphase wird etwa 30 Minuten vor dem Beginn der Dämmerlichtphase mit dem Erwachen der Tiere beendet. Ein derartiger circadianer Rhythmus wird auch von Erkert und Kollegen für die Aktivität der Tiere beschrieben. Sie konnten zeigen, dass die endogen gesteuerte circadiane Periodenlänge von Weißbüschelaffen kürzer als 24 Stunden ist. Dies resultiert in einem Erwachen der Tiere vor dem Ende der Dunkelphase sowie einem Ende der Aktivitätsphase 1,5 bis 3 Stunden vor dem Ende der Lichtphase. Eine Synchronisation mit dem 24-Stunden Tag-Nacht-Rhythmus findet über die Veränderung der Lichtintensität sowie zu einem geringen Grad auch über soziale Einflüsse statt (ERKERT et al. 1986; ERKERT 1989, 1997). Dabei konnten sie keinen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Tieren beobachten, jedoch einen altersbedingen Einfluss feststellen. So weisen jüngere Tiere eine kürzere Periodenlänge auf als ältere. Dies ist auch eine mögliche Erklärung für die Unterschiede zwischen den Registrierungen der beiden Tiere, da das männliche Tier, welches eine längere Aktivitätsphase aufweist, etwa 2 Jahre älter ist als das weibliche. Auch individuelle, altersunabhängige Unterschiede sind nicht auszuschließen.

Die prozentualen Anteile von Wach-, NREM- und REM-Zuständen in der Dunkelphase weisen eine Übereinstimmung mit den in der Literatur für diese Parameter berichteten Werte auf (CROFTS et al. 2001; MUGGLETON et al. 2005; WILLIAMS et al. 2006). Allerdings konnte hier für beide Tiere eine höhere Anzahl der Wachepisoden registriert werden. Für das weibliche Tier war dies auch für die Anzahl der REM-Episoden zu beobachten. Da in der Literatur bisher keine Angaben zur Anzahl der NREM-Episoden existieren, ist diesbezüglich kein Vergleich möglich. Eine mögliche Ursache für diese Abweichung liegt in den

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unterschiedlichen Methoden der Schlafbeurteilung begründet. Während in den bisher durchgeführten Studien an Weißbüschelaffen die Beurteilung der Schlafphasen auf Grund von 30 Sekunden-Intervallen erfolgte, wurde in der vorliegenden Arbeit eine Intervalllänge von 10 Sekunden gewählt. Es wurden also auch kürzere Veränderungen mit erfasst, wodurch eine etwas höhere Anzahl an Episoden wahrscheinlich ist. Auch ein altersbedingter Unterschied ist nicht auszuschließen, da die in dieser Studie verwendeten Tiere deutlich älter waren als die in den Untersuchungen der anderen Gruppen.

Der Vergleich der Aufnahmezeiträume zeigte, vor allem für das weibliche Tier, eine hohe

Der Vergleich der Aufnahmezeiträume zeigte, vor allem für das weibliche Tier, eine hohe