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Grundhaltung des Buddhismus für eine offene Beraterhaltung

5 Theoretischer Zugang zur Professionalität anhand

7.2 Grundhaltung des Buddhismus für eine offene Beraterhaltung

Als ein Schüler seinen Zen-Lehrer beim Bogenschießen mithilfe einer Technik beein-drucken wollte, nahm ihm dieser den Bogen wortlos aus der Hand und wandte ihm den Rücken zu. Mit diesem wortlosen Geschehen kündigte der Lehrer seinem Schüler die Beziehung auf, denn er fühlte sich von ihm getäuscht: „Um wirklich Meister des Bogen-schießens zu sein, genügt technische Kenntnis nicht. Die Technik muss überschritten werden, so dass das Können zu einer nichtgekonnten Kunst wird, die aus dem Unbe-wussten erwächst.“164 Ich habe diese Stelle gewählt, weil sie die Achtsamkeit verdeut-licht. Denn Achtsamkeit kann auf der einen Seite Einsicht in die Entstehungsbedingun-gen des Leidens eröffnen, auf der anderen Seite aber auch die Befreiung aus den leid-vollen Verstrickungen ermöglichen.165 Achtsamkeit kann als eine Eigenschaft des Be-wusstseins verstanden werden, die alles, was in unserer Erfahrungswelt geschieht, di-rekt betrachtet und den Geschehnissen Vorurteilsfrei begegnet. Frei von Vorurteilen meint, ohne Habgier, Abneigung, Täuschung. Wenn wir also, auch in Bezug auf die Be-ratertätigkeit, achtsam sind, wenn wir dem, was geschieht, direkt begegnen können, dann sind wir in der Fülle der Lebendigkeit. Wir können dann bei den Dingen sein, so wie sie sind, anstatt durch den Filter unserer Hoffnungen, Ängste zu schauen.166 Und genau das ist die unverstellte Sichtweise auf Dinge, die sich als lebenslanger Übungs-weg vollzieht. Die Sichtweise des Gewahrseins, der Achtsamkeit, sich nicht im Strom

162 Vgl. Knoche 2009, S. 55

163 Ebd. S. 56

164 Ebd. S. 56f.

165 Ebd. S. 57

166 Ebd. S. 57

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der Gedanken und Gefühle zu vergessen.167 Eine Möglichkeit der Achtsamkeit besteht darin, Denkmuster allmählich aufzulösen und zu verändern. Dies Geschieht anhand der Wahrnehmung, die auf das gerichtet wird, was von Moment zu Moment an Gedanken und Gefühlen im Bewusstsein entsteht und wieder vergeht. Nach und nach entwickelt sich somit eine transformative Einsicht, da das bewertende Ich immer mehr in den Hin-tergrund gerät.168 Hieran wird verdeutlicht, dass jeder einzelne Mensch in seine ganz persönliche Verantwortung gerufen wird, wenn es um die Überwindung des Leidens geht.169 Für den Rogers´ Ansatz könnte dies nun bedeuten, dass der Mensch sein star-res Selbstbild und die damit einhergehende Weltsicht als das entscheidende Hindernis begreift, welches ihn von der in ihm grundlegenden Wirklichkeit trennt. Das Ich versucht stetig seine Position zu wahren und zu sichern, mit der Folge, dass die Aktualisierungs-tendenz mehr oder weniger unterbunden wird. Demnach stagniert der Mensch und ent-wickelt infolge der Inkongruenz von Selbstkonzept und Erfahrungen Gefühle der Span-nung, Angst und Bedrohung. Diese Gefühle zeigen sich schließlich als Störungsdimen-sion des Personenzentrierten Ansatzes.170 Ein Mensch, der sich mehr und mehr ver-wirklichen möchte, der quasi voll funktionieren möchte, ein wandlungsbereiter Mensch, lässt seine Fassaden und Masken immer mehr und mehr fallen, erkennt übernommene Wertmaßstäbe und lebt im Vertrauen auf die Weisheit aus sich selbst heraus authen-tisch.171 Dieser Mensch wird mit der Zeit erfahren, dass er der „Bedeutsamkeit, die in einem selbst liegt“172 vertrauen kann. Kontinuität in der Achtsamkeit stärkt darüber hin-aus die Konzentrationsfähigkeit. Die wertfreie, offene Haltung gegenüber allen Erfah-rungen verhilft der gebündelten, konzentrierten Verweilung in der Gegenwart.173 Ein weiterer Brückenschlag zum Personenzentrierten Ansatz zeichnet sich nach Rogers anhand der Fähigkeit aus, sich ganz und gar im gegenwärtigen Moment zu verankern.

Also keinen Bezug auf die Vergangenheitserfahrungen oder die in die Zukunft projizier-ten Vorstellungen und Erwartungen. Dementsprechend bliebe jede Erfahrung wirklich neu, da der Mensch in der Lage wäre, ihr ohne Abwehrhaltung o.ä. zu begegnen. Mit Rogers Worten zusammenzufassend würde dies bedeuten, dass diese einzigartige Konfiguration, die nicht wiederholbar ist „[…] komplexe Konfiguration von innen und

167 Vgl. Knoche 2009, S. 57

168 Ebd. S. 58

169 Ebd. S. 58

170 Ebd. S. 58

171 Ebd. S. 58f.

172 Ebd. S. 59

173 Ebd. S. 59

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ßeren Stimuli, die in diesem Moment existiert […]“174, als Wirklichkeit angesehen wird und eine vorurteilsfreie Begegnung neuer Erfahrungen sucht. Also eine Frische Sicht-weise und eine spontane Offenheit für Erfahrungen zu haben.175 Die Frage ist in diesem Zusammenhang aufgetreten, ob der Übungsweg des Buddhismus nicht auch einen Bei-trag zur Weiterentwicklung der personenzentrierten Grundhaltungen leisten kann. Es sind viele weitere Gemeinsamkeiten deutlich, die letztendlich auf die Freilegung des Potentials abzielen.176 Die Offenheit gegenüber den eigenen Gedanken und Gefühlen kann auch als eine Art Akzeptanz der persönlichen Innenwelt, welche bedingungslos vonstattengeht, verstanden werden. Dabei erschließt sie sich dem Berater durch Selbstempathie immer wieder neu.177 Auf diesem Weg ist Selbsterkenntnis möglich, also sich selbst so zu kennen, dass man ins Herz der anderen sehen kann. Was nichts anderes bedeutet, als gegen Projektionen gefeit zu sein und zwischen eigenen und fremden Regungen und Beobachtungen unterscheiden zu können.178 Insofern kann der Übungsweg des Buddhismus ein strukturiertes, formelles Bemühen um die Herstellung von Kongruenz, eine Grundhaltung, die Rogers immer wieder „[…] als eine äußerst wichtige, ja möglicherweise als die entscheidende […]“179 Bedingung der personen-zentrierten Beratung ansieht. Die ständige weiterentwickelnde Selbstempathie und Selbstakzeptanz des Beraters wirkt in seine Beziehungen hinein, indem sie seine Mög-lichkeit erweitern, den Ratsuchenden empathisch zu verstehen und ihn anzunehmen.

Rogers schreibt zu dieser Freiheit folgendes: „Während ich versuche, mir und den Er-fahrungsvorgängen, die sich in mir ereignen, zuzuhören, und je mehr ich versuche, die gleiche zuhörende Einstellung auf einen anderen Menschen auszudehnen, desto mehr Respekt empfinde ich vor den komplexen Vorgängen des Lebens. So werde ich immer weniger dazu neigen, hinzueilen, um Dinge in Ordnung zu bringen, Ziele zu setzen, Menschen zu formen, sie in die Richtung zu manipulieren und zu schieben, in die ich sie haben möchte.“180 Es wird verständlich, warum Rogers geneigt war, der Kongruenz einen hohen Stellenwert zuzuschreiben. Und diese Kongruenz, die aus westlicher

174 Knoche 2009, S. 59

175 Vgl. Knoche 2009, S. 60

176 Ebd. S. 60

177 Ebd. S. 61

178 Ebd. S. 61

179 Knoche 2009, S. 61

180 Vgl. Knoche 2009, S. 61f.

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Sichtweise aus der Fähigkeit erwächst, sich selbst nicht wertend zuzuhören, steht im Zentrum buddhistischer Achtsamkeitslehre.181

8 Zusammenfassung und Ausblick

Um erfolgreich mit dem Ansatz von Rogers tätig sein zu können, sollte der Berater sich entschließen, das Individuum, also den Ratsuchenden als jenen zu sehen, der durch-weg die Fähigkeit hat, konstruktiv mit allen Lebensaspekten fertig zu werden. Ebenfalls befähigt die Sinnfrage, also das Verständnis von Menschen beziehungsweise derer Lebenslage diesen dazu, den Ratsuchenden so zu sehen, dass dieser in seiner Funkti-onalität handelt und handeln kann und nicht einfach nur als jemanden, der nur sein Le-ben als etwas sieht, um darin irgendwie zu überleLe-ben beziehungsweise zu funktionie-ren. Der Berater, der wertschätzend entgegentritt, ist sich über seine Positionen und Überzeugungen, die lediglich eine Konstruktion der Wirklichkeit sind, bewusst und aus diesem Grund sieht dieser keine Berechtigung, seine Gefühle, seine Meinung, seine Verhaltensweisen denjenigen des Ratsuchenden vorzuziehen.182 Wir sehen, dass ein adäquates Verhalten des Beraters eine Relevanz auf den Prozessverlauf ausübt, vor allem die Einschätzung der eigenen Positionen, die lediglich ein Konstrukt der Wirklich-keit bilden.183 Immer wieder muss jeder für sich klären, was für einen selber Helfen be-deutet. Dabei sind die allgemeinen und die individuellen Aspekte voneinander getrennt zu beachten. Was in mir stiftet mich zum Helfen an? Dabei ist der Austausch mit ande-ren Menschen für die Praxis entscheidend, um immer wieder auf Neue festzustellen, wie die anderen mich sehen. Manche Aspekte oder Eigenschaften sind in manchen Si-tuationen sicherlich vortrefflich aber in anderen wiederrum können sie eine fatale Aus-wirkung auf das Gegenüber haben. Somit verhilft die Kommunikation unter anderen in Teamgesprächen zu neuen Denkanstößen und Einsichten. Zu der Erkenntnis, dass nicht eine Eigenschaft auf jede Situation zutrifft, sondern dass es darauf ankommt, im Einzelfall zu ergründen, wann diese Eigenschaft gut ist und für wen sie sich kontrapro-duktiv auswirkt.184 Der Berater sollte stets neue Wege gehen können und Vertrauen im Gegenüber wachsen zu lassen, da dieser für sich Hilfe möchte aber ihre Situation, in

181 Vgl. Knoche 2009, S. 62

182 Vgl. Ellinger 2010, S. 125

183 Ebd. S. 125

184 Vgl. Bock 2017, S. 46

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der sie sich befinden auch abstreiten können oder ein ganz anderes Verständnis hierzu haben. Somit ist Behutsamkeit sehr entscheidend für den nächsten Verlauf. Die Art der Hilfe hängt von dem Menschenbild des Handelnden und der Gesellschaft ab. Die Be-ziehung zwischen Helfenden und Ratsuchenden ist höchst verletzbar und an Vertrauen gebunden. Bock185 erwähnt, dass sie außerdem anfällig für Missbrauch ist. Demzufolge ist es für die Entwicklung einer Haltung bedeutsam, dass ich mich immer wieder aufs Neue binden kann, neu berühren lassen kann, ein Stück mitgehen und mich wieder lö-sen kann. Der Professionelle handelt so, dass jemand vielmehr zu sich selbst findet und seine eigenen Möglichkeiten und Fertigkeiten entdeckt und anfängt diese zu nutzen, anstatt einer Führung oder Erteilen von Ratschlägen.186 Institutionen wie die Psychiatrie haben den Auftrag, auch gegen den Willen des Patienten zu entscheiden und verdeutli-chen extrem die Ausübung von Macht, die ein Mitarbeiter besitzt.187 Diese Macht zeigt sich unter anderen in Zwangsmaßnahmen, deren Anwendung eher viel von Strukturen, Haltungen und Beziehungskulturen abhängt.188 Ein Ausblick wäre, sich stets zu fragen, ob das, was ich meinem Gegenüber geschehen lasse, auch an mir selber anwenden (lassen) möchte. An dieser Stelle kann ich, als Sozialarbeiterin entdecken, ob ich mit Zwang vorgehe, ob ich mich selber wehren würde, ich mich widerspreche, mich ärgern würde. „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andren zu.“ Somit be-treten wir an dieser Stelle den Bereich der Selbstreflexion. Die Aufgabe für die Tätigen in der Sozialarbeit beziehungsweise in der Tätigkeit mit Menschen besteht darin, in je-der Situation, wirklich in jeje-der, darauf zu achten, den Anje-deren als autonomen Men-schen zu behandeln, seine Rechte, seine Würde und seine Einzigartigkeit zu wahren.

Also immer wieder neu bestimmen, in wessen Namen ich handle. Folglich führt kein Weg daran vorbei, sich mit eigenen Normen und Erwartungen, das, was für mich nor-mal oder sinnvoll ist, auseinanderzusetzen.189 Mich also erst handlungsfähig zu ma-chen, indem ich in der gesamten Berufszeit immer wieder die Macht, die ich in diesem Berufsfeld besitze, als Pflicht und Gefahr reflektiere. Dabei kommt es darauf an, zu hö-ren, weniger, sich Gehör zu verschaffen. In mir selbst nach den Auslösern, Zusammen-hängen meines Fühlens und Empfindens kann ich leichter suchen, wenn ich mich selbst besser sehen kann. Also, wenn ich Menschen, mit denen ich arbeite, nicht lediglich als

185 Vgl. Bock 2017, S. 48

186 Ebd. S. 48

187 Ebd. S. 48f.

188 Ebd. S. 49

189 Ebd. S. 50

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ein Objekt meines Handelns sehe, vielmehr als einen Partner, mit dem ich mich in eine Begegnung einlasse. Diese Vorgehensweise bedarf einer großen Überprüfung der An-teile, mit denen ich aufgewachsen bin, die mich geprägt haben im Laufe meines Le-bens. Für die Klientenzentrierte Beratung nach Rogers liegt das Problemverständnis in einer subjektiv erlebten emotionalen, kognitiven oder motivationalen Blockade. Einher-gehend verbunden mit einer Hinderung für den Ratsuchenden, seine ihm eigenen Res-sourcen zur Problemlösung zu nutzen.190 Wir halten fest, dass es sich bei Rogers` Kon-zept um eine vorübergehende Blockierung der Verarbeitungsfähigkeit des Ratsuchen-den handelt. Die durch die Achtsamkeit erworbene Kongruenzfähigkeit des Beraters kann wesentlich zur Förderung von Präsenz beitragen.191 Letztendlich scheint die Prä-senz des Beraters einen wesentlich fördernden Beitrag zu leisten, da diese Eigenschaft das Erlebnis des Ratsuchenden in seiner gesamten Vollständigkeit empfängt. Der Weg zur Präsenz in der Beziehung könnte sein, immer wieder neu zu versuchen, stets da zu sein, präsent. Hier in diesem Moment, aber auch und gerade in der Versöhnung mit inneren Widersprüchen, Unzulänglichkeiten und persönlichem Fehlverhalten.192 Die objektive Wirklichkeit ist abhängig von allem subjektiven Empfinden und Erleben. Wis-senschaftler des Konstruktivismus, die sich mit dem Zusammenhang zwischen mensch-lich beschreibbarem Wissen und der objektiven Wirkmensch-lichkeit befasst haben, sind zur gemeinsamen Überzeugung gekommen, dass es eine objektive Wirklichkeit nicht gibt.193 Situationen, Ereignisse, Krisen und sogar Naturgesetze beinhalten demnach Informationen und Optionen, die widersprüchlich sind. An dieser Stelle möchte ich ger-ne auf den Philosoph Nikolaus von Kues194 eingehen, der den „Zusammenfall von Ge-gensätzen“ nannte und damit den Sachverhalt anhand einer Metapher erläutert: Man stelle sich einen sehr großen Kreis vor und erweitere den Durchmesser des Kreises unendlich. Der ebenfalls unendliche Umfang des Kreises würde zur Geraden. Wir se-hen also Gerade und Kreis zugleich. Oder es mit zugespitzten Worten von Heinz von Foerster zu formulieren „Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners“.195 Es lässt sich schon erahnen, dass Situationen, Informationen, Optionen usw. eine Bandbreite zwi-schen Wahrheit und Lüge bieten. Muss gleich eine andere Sichtweise zwingend als

190 Vgl. Ellinger 2010, S. 35

191 Vgl. Knoche 2009, S. 65

192 Ebd. S. 65

193 Vgl. Ellinger 2010, S. 46

194 Ellinger 2010, S. 46

195 Ellinger 2010, S. 46

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unwahr entlarvt werden? Watzlawick196 weist darauf hin, dass mitunter der gesellschaft-liche oder wissenschaftgesellschaft-liche Umgang mit einer „erkannten Wahrheit“ sogar wiederum das Gegenteil bewirkt. Wir sind anscheinend Wesen, die nach Vollkommenheit drängen aber dann doch Unvollkommenheit produzieren: Zunehmend umfassende Sozialleis-tungen tragen zur Entmutigung und Entmündigung der Staatsbürger bei.197 Es lässt sich nun die Annahme ableiten, dass in Alltagssituationen und insbesondere in Problemsitu-ationen widersprüchliches zu finden ist, das allerdings gleichermaßen vertretbar ist.198 Der Mensch, sei es nun ein Ratsuchender oder der Berater, kann keine andere Wirk-lichkeit wahrnehmen, als es ihm seine subjektive Wahrnehmung erlaubt.199 Schlussfol-gernd zur Kritik möchte ich festhalten, dass eine Menschengruppierung ein Ereignis o.ä.

auf eine bestimmte Weise bewertet, vertritt und umsetzt, weil sie es eben für wahr an-sehen. Diese Einschätzung wird von einer anderen Menschengruppierung allerdings ganz und gar nicht geteilt und das gleiche Ereignis o.ä. vollkommen anders bewertet oder sogar ganz abgelehnt. An dieser Stelle möchte ich noch hinweisen, wie hilfreich die Reflexion über die eigene Wahrnehmung ist und das wir menschliche Wesen durchaus in der Lage sind, Diskurse mit Andersdenkenden zu führen. Der Ausblick für die Praxis besteht u.a. in der Arbeitshaltung. Darin, ein Team zu haben, eine Arbeits-gruppe mit einem moralischen Menschenbild, weil die Eigenheiten und persönlichen Züge einzelner Teammitglieder eine Rolle spielen. Denn diese sind ebenfalls ein Wirk-faktor im Alltag. Ein Team muss – auch von Patienten übertragene – Spannung aushal-ten und ist deshalb als Spiegel der Patienaushal-tengruppe anzusehen. Ein Team also, in dem jeder einzelne die Bereitschaft mitbringt, über längere Zeit geduldig an sich und mit An-deren zu arbeiten - im Sinne des gemeinsamen Ziels. Es lässt sich vernehmen, dass nicht nur die Beziehung zum Patienten und zu seinen Angehörigen entscheidend ist, sondern auch zu den Kolleginnen und Kollegen. Desgleichen ist dieser Trialog als Vo-raussetzung für den Qualitätsmaßstab und folglich als weiterer Reformschritt zu se-hen.200 Die eigene Wahrnehmung der Gefühle, die ein Anderer in mir auslöst, dient als Versuch, diese demjenigen oder derjenigen als durch ihn oder sie ausgelöste Gefühle mitzuteilen, sodass der Versuch von dieser Person unternommen werden kann, etwas damit anzufangen. Die Mitteilung des Gefühls ist zwar bedeutungsvoll, muss allerdings

196 Vgl. Ellinger 2010, S. 46f.

197 Ebd. S. 47

198 Ebd. S. 50

199 Ebd. S. 50

200 Vgl. Bock 2017, S. 52

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auch dem Anderen den Raum geben, mir mittzuteilen, welche Gefühle ich als Sozialar-beiterin bei diesem auslöse. Bock201 spricht an dieser Stelle von der „Möglichkeit zur Normalisierung“, die eine normale Begegnung anstrebt, indem nicht nur der Andere mit meiner Wahrnehmung etwas macht, sondern wenn ich auch für mich etwas machen kann. Letzendes arbeitet die Soziale Arbeit mit Menschen, die gesund sein möchten, die besseren Kontakt zu sich selbst, seinem Körper und seinen Sinnen, zu seinen Mit-menschen und zu seiner Umwelt gewinnen wollen. Und der Mensch nimmt nur auf eine Weise wahr, wie er es verstehen und mit seinem bisherigen Wissen in Einklang bringen kann.202 Hierbei zählen die eigene Zielsetzung, sowie die Sensibilisierung für mich selbst und die Sensibilisierung für den Patienten.203 Natürlich ist eine solche Anstren-gung nur möglich, wenn ich auch Pausen machen kann, also u.a. ein Team habe, wel-ches mir Entspannungspausen gönnt, um Burnout zu vermeiden und mich dabei unter-stützt, insofern ich diese Pausen nicht als wichtig ansehe und nehmen möchte. „Zur Pflege gehört Selbstpflege!“204

201 Vgl. Bock 2017, S. 53

202 Vgl. Ellinger 2010, S. 53

203 Vgl. Bock 2017, S. 54

204 Ebd. S. 57

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