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4   Diskussion

4.1   Grenzen der Studie

Die im Rahmen der vorliegenden Studie untersuchten osteochondralen Veränderungen nach einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes bei offenen Wachstumsfugen müssen unter mehreren Gesichtspunkten betrachtet werden.

Das angewandte Studiendesign weist eine hohe Komplexität auf. Dies ergibt sich daraus, dass drei Phänomene zeitgleich miteinander interagieren. Hierbei handelt es sich um das physiologische Wachstum, eine Phase der Inaktivität postoperativ sowie die potentielle Entstehung arthrotischer Veränderungen. Sämtliche Phänomene haben direkten Einfluss auf die osteochondrale Einheit und müssen daher im Rahmen der Bewertung der

folgt ein Vergleich beider Seiten im Hinblick auf mögliche Veränderungen im Sinne einer posttraumatischen Arthrose.

Im Zuge der vorliegenden Untersuchung ergab sich für die Schafe im postoperativem Verlauf eine sofortige Vollbelastung. Dieses Belastungsstadium ist bei Kindern erst zu einem späteren Zeitpunkt der postoperativen Phase möglich. Die bei Kindern initial kontrolliert durchgeführte, ansteigende Teilbelastung war bei dem vorliegenden Schafmodell nicht möglich. Die Schafe konnten ihre Extremitäten schmerzadaptiert belasten. Dabei ergab sich initial teilweise eine kurze Phase der Lahmheit, die jedoch im Durchschnitt spätestens nach 21 Tagen nicht mehr zu beobachten war. Dieses zu Kindern divergierende Therapieschema ist bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen.

Darüber hinaus ist darauf hinzuweisen, dass im Rahmen dieser Studie eine gezielte Durchtrennung des vorderen Kreuzbandes der Schafe unter Operationsbedingungen vorgenommen wurde. Abweichend von in der Praxis auftretenden Rupturen des vorderen Kreuzbandes fehlt in diesem Modell das eigentliche initiale Trauma, welches mit zusätzlichen Schäden der umliegenden Strukturen einhergeht. Beispielhaft sei hier auf das Fehlen der typischerweise bei Rupturen des vorderen Kreuzbandes zu beobachtenden Knochenquetschung, des sogenannten bone bruise, verwiesen.

4.2 Makroskopie

Bei der makroskopischen Betrachtung der Knorpeloberfläche waren nur vereinzelte Defekte erkennbar, die weder im zeitlichen Verlauf noch im Seitenvergleich signifikante Unterschiede zeigten. So traten leichte Defekte sowohl auf der intakten als auch auf der operierten Seite auf. Insgesamt hatten sämtliche Gruppen stets einen ICRS-Grad zwischen 0 und 1 (von 4) und damit keine wesentlichen degenerativen Veränderungen.

In einer Studie von Richter et al. konnte gezeigt werden, dass es nach einer Durchtrennung des vorderen Kreuzbandes ohne nachfolgenden Ersatz bereits nach 13 Wochen zu schwersten makroskopischen Veränderungen des Knorpels kommen kann. So wurden Läsionen gefunden, die bis zur subchondralen Platte reichen und von den Autoren als Chondromalazie-Grad III definiert wurden (80). Erfolgte hingegen eine Rekonstruktion des VKB, waren die Knorpelveränderungen deutlich geringer ausgeprägt als in der Kontrollgruppe mit einer isolierten Transektion. Ähnliche Ergebnisse wurden auch in anderen Studien an adulten Schafen beobachtet. So fanden Yoshikawa et al. keine makroskopisch sichtbaren

degenerativen Veränderungen 12 Wochen nach einer Rekonstruktion des VKB (90). Auch bei Amis et al. lagen sechs Monate nach einer VKB-Rekonstruktion keine auffälligen Degenerationen vor. Allerdings waren nach 24 Monaten bei 50 % der Schafe auf der intakten Seite leichte degenerative Läsionen (Läsionen < 100 mm²) und auf der operierten Seite moderate Läsionen (100-200 mm²) gefunden worden (91).

Makroskopisch waren in dieser Studie bei den heranwachsenden Tieren keine Veränderungen im Sinne einer posttraumatischen Osteoarthrose vorhanden.

4.3 Biomechanik

Die biomechanischen Testungen zeigten, dass im Untersuchungszeitraum die Werte des Elastizitätsmoduls auf der intakten Seite kontinuierlich anstiegen. Die Unterschiede waren zwischen der 0- und der 24-Wochen-Guppe, zwischen der 6- und der 24-Wochen-Gruppe, sowie zwischen der 12- und der 24-Wochen-Gruppe signifikant. Eine Zunahme des Elastizitätsmoduls beschreibt eine Zunahme der Steifigkeit des Gelenkknorpels. Der kontinuierliche Anstieg der Werte auf der gesunden Seite kann im Sinne von Wachstumsvorgängen interpretiert werden. So wurde auch in anderen Studien herausgestellt, dass die Steifigkeit des Gelenkknorpels während des Wachstums zunimmt. Roemhildt et al.

beschrieben 2005 eine signifikante Erhöhung der Steifigkeit des Knorpels des medialen Tibiaplateaus zwischen adoleszenten und ausgewachsenen Kaninchen (60). Ähnliche Ergebnisse fanden auch Brommer et al. 2005 in ihrer Studie an Fohlen. Dabei zeigte sich eine signifikante Zunahme des Elastizitätsmoduls zwischen einem fetalen und einem ausgewachsenen Pferd, sowie zwischen einem fünf Monate alten und einem ausgewachsenen Pferd (92). Im Gegensatz dazu stellte Wei 1998 heraus, dass die Steifigkeit der Gelenkknorpel von Kaninchen im Alter von zehn Wochen hin zum Adoleszentenalter von 18 Wochen abnahm und sodann bis zum Erwachsenenalter von über 30 Wochen gleich blieb (93).

Auch die Knorpeldicke hat während der Knorpelreifung einen wichtigen Stellenwert. So fand Wei in einer Studie heraus, dass die Knorpeldicke während des Wachstums bei Kaninchen in der frühen Reifungsphase (im Alter zwischen zehn und 18 Wochen) abnahm (93). Ähnliche Ergebnisse fanden auch Brommer et al. 2005 an ihrem Pferdemodell. Hier nahm die Knorpeldicke bis zu einem Alter von fünf Monaten ab und blieb danach konstant (92). Im

signifikanter Anstieg des Elastizitätsmoduls zwischen der 0- und der 24-Wochen-Gruppe dar.

Dieser Anstieg war jedoch nicht ganz so stark wie der auf der intakten Seite. Der verminderte Anstieg könnte einerseits durch eine initiale Entlastung der operierten Seite erklärbar sein (94). Andererseits könnte die Abnahme auch ein erstes Anzeichen für eine posttraumatische Arthrose darstellen, da in verschiedenen Studien eine Abnahme des Elastizitätsmoduls bei OA festgestellt wurde. So fanden Ding et al. 2001 ebenfalls einen verringerten Elastizitätsmodul bei Patienten mit Osteoarthrose, deren Gelenkknorpel post mortem getestet worden waren (48). Auch Brown berichtete von verminderten Werten bei Patienten mit einer fortgeschrittenen OA (49).

Der Einfluss eines VKB-Ersatzes auf die biomechanischen Eigenschaften des Knorpels konnte an adulten Kaninchen bewiesen werden. Hierbei stellten sich auf der operieren Seite signifikant niedrigere Werte für die Steifigkeit des Gelenkknorpels dar (95). In unserer Studie traten zu keinem Zeitpunkt signifikante Unterschiede zwischen intakter und der operierter Seite auf. Zu diesem Ergebnis kamen auch Herzog et al., die 1998 die biomechanischen Eigenschaften im Rahmen der Osteoarthrose anhand eines Katzenmodells untersucht hatten (96). Eine Erklärung für diesen Umstand könnte in einer erhöhten Anpassungsfähigkeit des Knorpels während des Wachstums liegen.

Die biomechanischen Eigenschaften des Gelenkknorpels im vorliegenden Modell spiegeln demnach Veränderungen während des Wachstums wieder, zeigen jedoch nach 24 Wochen keine typischen Veränderungen im Sinne einer frühen Degeneration.

4.4 Histologie (Mankin-Score)

Die histochemische Untersuchung mit dem Mankin-Score ergab auf der intakten Seite keine signifikanten degenerativen Veränderungen. So lag der Wert 6 Wochen post operationem bei 0,63 ± 0,65 von 14 möglichen Punkten. Da der Mankin-Score ein Score zur Erkennung degenerativer Veränderungen ist, der vorgefundene Wert nur eine milde Degeneration beschreibt und darüber hinaus sogar an der unteren Grenze des gesamten Scores liegt, kann man sagen, dass die guten Ergebnisse für die Unversehrtheit des Gelenkknorpels eines heranwachsenden Schafes sprechen. Betrachtet man nun die Ergebnisse auf der intakten Seite nach 24 Wochen post operationem, so fällt zwar ein höherer, jedoch mit 0,833 ± 0,74 von 14 möglichen Punkten lediglich minimal und nicht signifikant erhöhter Wert auf. Dieses entspricht ebenfalls einer nur minimalen und im Rahmen des Mankin-Scores milden

Degeneration. Zum Zeitpunkt der letzten Untersuchungsgruppe, an dem die Schafe ein Alter von 10 Monaten erreicht hatten, war die Knorpelentwicklung des Schafes abgeschlossen.

Vergleicht man diesen Wert mit anderen Werten im Rahmen von Osteoarthrosestudien an adulten Schafen, so sieht man, dass sogar die zur Kontrolle verwendeten intakten Knorpel vergleichbar hohe Werte aufwiesen (77). Dementsprechend lässt sich aus den im Rahmen dieser Untersuchungen gewonnenen Werten der nicht operierten Gliedmasse eine physiologische und ungestörte Entwicklung ableiten. Die Ergebnisse liefern auch keine Hinweise darauf, dass die intakte Seite infolge einer möglichen Mehrbelastung durch eine posttraumatische Schonung der operierten Seite degenerative Veränderungen entwickelt haben könnte. Dieser Befund hätte mit einer Erhöhung des Mankin-Scores einhergehen müssen.

Die Ergebnisse der operierten Seite zeigten signifikante Veränderungen, die von der 6- und der 12-Wochen-Gruppe jeweils zur 24-Wochen-Gruppe hin abnahmen. Jedoch lagen diese Ergebnisse, dessen höchster Wert bei 1,03 ± 0,76 von 14 lag, ebenfalls in einem Bereich, der allenfalls einer milden Degeneration entsprach. Der initial leicht erhöhte Wert könnte mit einer anfänglichen posttraumatischen Wundheilungsphase erklärt werden, da die Tiere in den ersten vier Wochen nach der Operation eine leichte Veränderung des Gangbildes in Form eines Schonganges aufwiesen. Dementsprechend könnte es zu einer anfänglichen Schonung der operierten Gliedmaße gekommen sein, die dann zu einer Erholung der Knorpelmatrix in den folgenden Wochen führte, weshalb der Mankin-Score in den entsprechenden Untersuchungszeitpunkten wieder abnahm.

Im Rahmen anderer Osteoarthrosestudien waren nach einem Ersatz des VKB teilweise signifikant höhere Score-Werte auf der operierten Seite festzustellen. So fanden Hayami et al.

nach einer isolierten Meniskektomie an Ratten signifikant höhere Werte, wobei sich dieser Unterschied nach einer zusätzlichen Durchtrennung des VKB noch verstärkte (56). Auch Matsui et al. erhielten ähnlich hohe Werte in einer Osteoarthrosestudie an humanen Gelenkknorpeln (97). Die Ergebnisse der operierten Seite im Vergleich zu den Ergebnissen der intakten Seite in der vorliegenden Studie wiesen keine signifikanten Unterschiede auf. So ergaben sich in sämtlichen Beobachtungszeitpunkten und in allen Gruppen ähnliche, lediglich leicht degenerative Veränderungen. Auch Hwa et al. fanden in einem Osteoarthrosemodell, in

physiologischen Entwicklung und im Rahmen einer physiologischen, nicht arthrotischen Abnutzung. Die Ergebnisse stehen im Gegensatz zu den Ergebnisse der Nelson-Studie, die zwar keine signifikanten Unterschiede, jedoch bereits einen tendenziellen Anstieg des Mankin-Scores in der frühen postoperativen Phase nach VKB-Ersatz bei Erwachsenen herausfanden (3).

4.5 Histomorphometrie (Bone Volume)

Die Ergebnisse der histomorphometrischen Testung des Bone Volume änderten sich auf der intakten Seite über den gesamten Beobachtungszeitraum nicht signifikant. In einer Studie von Wei et al. in der das BV/TV bei Kaninchen im Rahmen der physiologischen Entwicklung bis zum Adoleszentenalter untersucht wurde, zeigte sich eine konstante Zunahme des BV/TV. In der folgenden Phase traten bis zur vollständigen Ausreifung keine Änderungen mehr auf (93).

Die Zunahme des BV/TV im Zuge des Wachstums wurde von Nafei et al. ebenfalls in einer Schafstudie bestätigt (98). Dass in der vorliegenden Studie im Laufe des Untersuchungsintervalls kein signifikanter Anstieg des BV/TV vorhanden war, könnte sich daraus erklären, dass die frühe Phase der Zunahme des BV/TV, wie bei Wei et al.

beschrieben, bereits abgeschlossen war.

Betrachtet man den Verlauf der operierten Seite, zeigte sich ein signifikanter Anstieg zwischen der 6- und der 12-Wochen-Gruppe, wie auch zwischen der 6- und der 24-Wochen-Gruppe. Die Unterschiede des Trabecular Bone Volume zwischen der intakten und der operierten Seite stellten sich in dieser Studie lediglich sechs Wochen post operationem als signifikant dar. Hier zeigte die operierte Seite einen sehr niedrigen BV/TV-Wert. Dieser vorübergehend signifikante Unterschied war jedoch bereits 12 Wochen und schließlich auch 24 Wochen post operationem nicht mehr nachweisbar. In der 12- und 24-Wochen-Gruppe waren die Werte der operierten Seite minimal höher.

Ähnlich ansteigende Verläufe des BV/TV stellten auch Pastoureau et al. 2003 in einem Schweinemodell dar, in dem der Gelenkknorpel und die subchondrale Platte quantitativ für einen Zeitraum von 3 Monaten nach einer Meniskektomie untersucht wurden (73). Hayami et al. wiesen ebenfalls einen Anstieg des Trabecular Bone Volume nach einer Meniskektomie und nach einer Durchtrennung des VKB an ausgewachsenen Ratten nach (56).

In einer Studie an jungen Hunden war auf der operierten Seite ebenfalls eine niedrigeres BV/TV nach einer Valgus-Umstellungsosteotomie sieben Monate post operationem

vorhanden (71). Das in der vorliegenden Studie vorhandene signifikant verminderte BV/TV auf der operierten Seite sechs Wochen post operationem kann am ehesten mit einer verminderten Belastung der operierten Gliedmaße in der frühen postperativen Phase erklärt werden. Es handelt sich demnach um eine passagere Osteopenie, die sich mit Wiederaufnahme der Belastung komplett zurückbildet. Die nach 12 und 24 Wochen erhöhten Werte auf der operierten Seite könnten bereits als erste Anzeichen einer sich entwickelnden OA interpretiert werden. Ähnliche Aussagen über einen Anstieg der BV/TV bei OA auf der operierten Seite machten Matsui et al. bereits 1997 im Rahmen einer Untersuchung an humanen Knien (97). Auch Bobinac et al. fanden 2003 bei einer Untersuchung von humanen Präparaten signifikant höhere BV/TV-Ergebnisse bei humanen Patienten mit einer klinisch relevanten OA heraus (53). Die Unterschiede zwischen operierter und intakter Seite in dieser Studie waren jedoch nicht signifikant, wie sie es in den zuvor genannten Studien bei klinisch manifester Arthrose waren. Darüber hinaus waren die Unterschiede auch nicht so stark, als dass sie auch nur annähernd in den Grenzbereich einer 30 %igen Vermehrung gekommen wären. Ein Unterschied von 30 % war aber in anderen Osteoarthrosestudien gefunden worden (52). Da dieses Merkmal, das zur Diagnosestellung von OA herangezogen wird, in dieser Studie nicht hinreichend ausgeprägt war, kann man sagen, dass sich unter Berücksichtigung der BV/TV während des 24-wöchigen Beobachtungszeitraumes kein Hinweis auf frühe osteoarthrotische Veränderungen ergibt.

4.6 Subchondrale Knochendichte

Im Beobachtungszeitraum fiel ein signifikanter Anstieg der BMD auf der intakten Seite auf.

Da es sich bei den in dieser Studie untersuchten Schafen zum Zeitpunkt der Operation um vier Monate alte Lämmer handelte, ist der Anstieg der BMD als eine physiologische Veränderung während des Wachstums einzustufen. So findet man auch bei Menschen in der Wachstumsphase einen steilen Anstieg der BMD bis ca. zum 20. Lebensjahr. Danach bilden die Werte ein Plateau aus, um im Alter wieder zu sinken (99;100).

Während der Studie nahm die BMD der operierten Seite vom Operationszeitpunkt bis zur 6-Wochen-Gruppe hin leicht ab und stieg danach kontinuierlich stark an. Der Anstieg der BMD war über den gesamten Beobachtungszeitraum signifikant. Gründe für die initiale Abnahme

Minderbelastung der operierten Gliedmaße in dieser Zeit erklären. Mit Abschluss der Wundheilungsphase kommt es wieder zu einer physiologischen Belastung der operierten Gliedmaße und mit dem Übergang zur Vollbelastung lässt sich der starke Anstieg der BMD auch erklären (101).

Der direkte Vergleich zwischen intakter und operierter Seite erbrachte keine signifikanten Unterschiede. Allerdings scheint die große Differenz der 6-Wochen-Gruppe lediglich auf Grund der hohen Standardabweichung nicht signifikant zu sein.

Aus dieser Studie ergaben sich keine Hinweise für frühe, postoperative arthrotische Veränderungen der BMD. Diese würden im Rahmen einer Osteoarthrose um etwa fünf Prozent erhöhte Werte gegenüber gesunden Individuen aufweisen müssen (45). Auch bei Schafen wurden diese signifikant höheren Werte in Osteoarthrsestudien gefunden (68;79), sodass die im Seitenvergleich nicht signifikant unterschiedlichen Ergebnisse für das Fehlen einer OA am Ende des Untersuchungszeitraums von 6 Monaten sprechen.

4.7 Korrelationen

Die komplexen Analysen möglicher Korrelationen zwischen den erhobenen Parametern ergaben in dieser Studie lediglich eine positive Korrelation zwischen der BV/TV und der BMD auf der operierten Seite. Dies könnte auf den ersten Blick die Aussage über frühe subchondrale Veränderungen unterstützen, da sie von zwei als gleichwertig anerkannten Methoden abgebildet werden konnten. Ähnliche Veränderungen wurden auch von Pastoureau et al. 1999 festgestellt (102). Da die Differenzen intakt versus operiert für die BV/TV und die BMD im Rahmen dieser Studie lediglich minimal sind und die Grenzwerte zur Definition einer Osteoarthrose nicht überschritten wurden (30 % für BV/TV, 5 % für BMD), lassen diese Ergebnisse keinen Hinweis auf osteoarthrotische Veränderungen erkennen. Die im Rahmen dieser Studie festgestellte negative Korrelation zwischen der BMD und dem Mankin-Score auf der operierten Seite besteht zwar formal, ein sinnvoller kausaler Zusammenhang lässt sich jedoch nicht ableiten.

4.8 Schlussfolgerung

In dieser Studie wurden die frühen osteochondralen Veränderungen nach einem Ersatz des vorderen Kreuzbandes bei offenen Wachstumsfugen mit etablierten Methoden untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass es zu komplexen Veränderungen des Knorpels und des subchondralen Knochens kommt. Diese Veränderungen sind zum einen Teil wachstumsbedingt (Steifigkeit des Knorpels), zum anderen Teil bedingt durch die postoperative Inaktivität (BV/TV, BMD). Anzeichen für eine frühe posttraumatische Osteoarthrose fanden sich im abgebildeten Untersuchungszeitraum von 6 Monaten jedoch nicht. So konnten z.B. die Veränderungen der biomechanischen Eigenschaften eher dem physiologischen Wachstumsprozess zugeordnet und die Veränderungen an der subchondralen Platte mit der Mehr- bzw. Minderbelastung nach einem Trauma erklärt werden. Ob sich bei einem längeren Untersuchungszeitraum osteoarthrotische Veränderungen gezeigt hätten, kann mit einem Untersuchungszeitraum von 24 Wochen somit nicht geklärt werden.

In einer Schafstudie, in der eine Durchtrennung des VKB ohne nachfolgenden Ersatz durchgeführt wurde, wurden signifikante osteoarthrotische Veränderungen des Knorpels beobachtet (80). Zwar wäre eine derartige Kontrollgruppe (Durchtrennung des VKB ohne eine Ersatz-Operation) für diese Studie wünschenswert gewesen, aus Mangel an finanziellen Ressourcen war dies jedoch nicht möglich. Es darf dennoch vermutet werden, dass auch in dem vorliegenden Modell bei juvenilen Schafen eine Durchtrennung des vorderen Kreuzbandes ohne nachfolgenden Ersatz zu deutlichen osteoarthrotischen Veränderungen geführt hätte. Entsprechende degenerative Veränderungen wurden in den VKB-rekonstruierten Knien dieser Studie nicht gefunden.

Es war mit der vorliegenden Studie möglich, frühe osteochondrale Veränderungen nach einem Ersatz des vorderen Kreuzbandes bei offenen Wachstumsfugen zu definieren: Neben den physiologischen wachstumsbedingten Veränderungen am Knorpel kommt es auch zu typischen subchondralen Veränderungen durch eine passagere Inaktivität auf der operierten Seite bzw. einer passageren Mehrbelastung auf der intakten Seite. Sämtliche Veränderungen waren nach 24 Wochen post operationem reversibel, insbesondere wurden keine osteoarthrotischen Veränderungen beobachtet.

Die Hypothese, wonach frühe degenerative Veränderungen zu erwarten wären, konnte

Die Ruptur des vorderen Kreuzbandes stellt ein häufiges Verletzungsmuster dar. Sie wird mit zunehmender Häufigkeit auch bei Kindern diagnostiziert. Beim Erwachsenen werden bereits innerhalb des ersten Jahres nach einer VKB-Ruptur osteochondrale Veränderungen beobachtet. Zuletzt konnten Lohmander et al. aufzeigen, dass auch eine Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes diesen Prozess nicht aufhalten kann (2). Da Kinder mit einer Knieverletzung einem noch höherem Risiko unterliegen, eine posttraumatische Osteoarthrose zu entwickeln, war das Ziel dieser Studie, frühe osteochondrale Veränderungen nach einem Ersatz des vorderen Kreuzbandes im Wachstum an einem Tiermodell darzustellen. Darüber hinaus galt es die Hypothese zu überprüfen, dass nach einer derartigen Ersatzoperation komplexe osteochondrale Veränderungen, bedingt durch Wachstum, Inaktivität oder eine beginnende Arthrose zu erwarten seien.

An 24 juvenilen Schafen im Alter von vier Monaten wurde eine Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes durchgeführt. Jeweils acht Tiere (bzw. 6 Tiere in der 6-Wochen-Gruppe) wurden nach 6, 12 oder 24 Wochen euthanisiert. Die nicht operierte, kontralaterale Seite diente als Kontrollgruppe. Darüber hinaus gab es eine Vergleichsgruppe für den Zeitpunkt Null, bestehend aus sechs einzelnen Schafsknien.

Die makroskopische Beurteilung des Knorpels erfolgte mit Hilfe des Scores der International Cartilage Repair Society (ICRS). Aus der Hauptbelastungszone der medialen Femurkondylen wurde zur Durchführung biomechanischer und histologischer Untersuchungen sowie zur Messung der subchondralen Knochendichte ein Knorpelknochenplug mit 10 mm Durchmesser entnommen. Die biomechanische Bestimmung des Elastizitätsmoduls fand mit Hilfe einer Indentationstestung statt. Die Struktur des Knorpels wurde histologisch in Hinblick auf mögliche degenerative Veränderungen mit dem Mankin-Score ausgewertet.

Weiter wurde das Bone Volume (BV/TV) der subchondralen Platte nach den Richtlinien der American Society of Bone and Mineral Research errechnet. Schließlich wurde die subchondrale Knochendichte mittels Dual Energy X-Ray Absorptiometry (DEXA) ermittelt.

Makroskopisch waren keine höhergradigen Knorpelläsionen zu beobachten. Bei den biomechanischen Indentationstestungen ließ sich ein kontinuierlicher Anstieg des Elastizitätsmoduls auf beiden Seiten feststellen. Dieser Anstieg war auf der intakten Seite signifikant. Histologisch zeigten sich lediglich minimalste Veränderungen, die einem normalen Knorpel entsprechen. Das Bone Volume war sechs Wochen nach der Operation auf

der operierten Seite signifikant erniedrigt, im Verlauf kam es zu einem Ausgleich. Bei der Auswertung der Bone Mineral Density zeigte sich ein passagerer Anstieg auf der intakten Seite und eine korrespondierende Abnahme auf der operierten Seite, wobei sich die Werte 24

der operierten Seite signifikant erniedrigt, im Verlauf kam es zu einem Ausgleich. Bei der Auswertung der Bone Mineral Density zeigte sich ein passagerer Anstieg auf der intakten Seite und eine korrespondierende Abnahme auf der operierten Seite, wobei sich die Werte 24