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Grüne Wirtschaft in Entwicklungsländern .1 Grüne Wirtschaft als Chance für

6 Wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit Das prägendste Ereignis für die wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit

6.3 Grüne Wirtschaft in Entwicklungsländern .1 Grüne Wirtschaft als Chance für

Entwicklungsländer

Green Economy zielt auf ein ökologisch nachhaltiges Wirtschaftswachstum in Industrie- und Entwicklungsländern. Das Konzept verbindet Umweltanliegen wie Klimaschutz, Biodiversität, Ressourcen und Wassernutzung mit dem Prozess der wirtschaftlichen Entwicklung und Globalisierung, indem eine Effizienzsteigerung der wirtschaftlichen Prozesse angestrebt wird.

Grüne Wirtschaft bietet gerade auch den Entwicklungsländern neue Chancen. Sie erlaubt es, Armutsreduktion mit der Lösung dringender Umweltprobleme zu verbin-den und somit einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit unterstützt diesen Wandel auf vielseitige Weise durch Beteiligung an internationalen Klimafonds, durch Verbesserung der staatlich

gesetz-ten Rahmenbedingungen in den Entwicklungsländern (z. B. Recyclingsektor) oder durch konkreten Klima- und Umwelttechnologietransfer unter Einbezug aller wich-tigen Akteure (Industrie, Infrastrukturbetreiber, Produzenten nachwachsender Roh-stoffe, Bergbauunternehmen, Finanzsektor und Politik).

Viele Entwicklungsländer befürchten, dass grüne Wirtschaft für sie eine Wachs-tumsbremse und neue Handelshemmnisse bedeuten könnte. Dieses Spannungsfeld wurde gerade bei der Rio+20-Konferenz im Berichtsjahr offensichtlich (vgl.

Ziff. 5.5.2). Die Erfahrungen der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz zeigen jedoch, dass Wirtschaftswachstum und nachhaltiges Ressourcenma-nagement nicht im Widerspruch stehen. Effizientere Produktionsprozesse erlauben auch in Entwicklungsländern eine bessere Wirtschaftlichkeit von Unternehmen, was Arbeitsplätze schafft, und fördern den wirtschaftlichen Fortschritt. Gleichzeitig werden Risiken wie etwa die Folgen des Klimawandels, zunehmende Wasserknapp-heit oder der Verlust von Biodiversität verringert. Grüne Wirtschaft fördert Effi-zienzsteigerungen und kann somit die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft nachhaltig stärken. An der Rio+20-Konferenz zeigte sich, dass die wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz zur Förderung der Green Economy ausgezeichnet positioniert ist. Sie organisierte mit Partnern wie UNIDO, Weltbank und Zivilgesellschaft Fachanlässe zu nachhaltiger öffentlicher Beschaffung, res-sourceneffizienter Industrieproduktion, freiwilligen Nachhaltigkeitsstandards und -reporting sowie biodiversitätsbasiertem Handel.

6.3.2 Beitrag der wirtschaftlichen

Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz

Der Übergang zu einer grünen Wirtschaft ist mit einem erheblichen Finanzierungs-aufwand verbunden, welcher die Kapazitäten der meisten Entwicklungsländer über-steigt. Auch mangelt es diesen Ländern an geeigneten Rahmenbedingungen, Zugang zu relevanten Technologien sowie institutionellem und technischem Wissen, um die Reformbemühungen konsequent umzusetzen und internationale Vorgaben der Umweltkonventionen zu erfüllen. Der institutionellen Verankerung in Entwick-lungsländern sowie der finanziellen und technischen Unterstützung kommt beim Übergang zu grüner Wirtschaft eine zentrale Bedeutung zu. Die Entwicklungszu-sammenarbeit spielt somit eine wichtige Rolle als Katalysator bei der Transition zu einer grünen Wirtschaft. Die wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz konzentriert sich auf Gebiete, wo Anreize für private Initiativen geschaffen werden können, etwa zur Steigerung des Handels und der Investitionen. Für ein klimafreundliches Wachstum fördert sie: (i) Energieeffizienz und erneuerbare Ener-gien; (ii) die nachhaltige Bewirtschaftung der Naturressourcen und Biodiversität;

(iii) die Stärkung von Markt- und Finanzierungsmechanismen im Klimaschutz.

Grüne Wirtschaft bedingt die Bereitstellung einer Netzwerkinfrastruktur (z.B. Ener-gie, Wasser, Verkehr), welche umweltfreundliche Technologien einsetzt. Für Ent-wicklungsländer deren Infrastrukturnetzwerk noch im Aufbau ist, ergibt sich die Chance, von Anfang an umweltfreundliche Technologien zu verwenden. Die Schweiz arbeitet hierzu vor allem mit Gross- und Mittelstädten in Entwicklungs-ländern zusammen. Dabei kommen von der Schweiz entwickelte Ansätze wie das Energiestadtmodell zum Einsatz. Auch der Industriesektor der Entwicklungsländer benötigt Umwelt- und Klimatechnologien, damit er ressourceneffizienter,

umwelt-freundlicher und kostengünstiger produzieren kann. Zudem verlangen internationale Kunden immer häufiger Produkte mit niedrigem CO2-Ausstoss und Wasserver-brauch. Die wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz unterstützt deshalb Beratungsstellen in Entwicklungsländern, welche den KMU Einspar-potenziale durch Effizienzsteigerungen aufzeigen sowie die Umstellung auf umwelt-freundliche Produktionsprozesse und zweckmässiges Recycling erleichtern (vgl.

Ziff. 2.4).

Für die nachhaltige Bewirtschaftung der Naturressourcen hat die Schweiz insbeson-dere bei jenen Rohstoffen Einflussmöglichkeiten, für die sie im internationalen Handel eine führende Stellung einnimmt. Dies gilt einerseits für nachwachsende Rohstoffe (z.B. Baumwolle, Kaffee, Kakao). In diesem Zusammenhang unterstützt die wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz sogenannte Rund-tische, wo die zentralen Akteure (Produzenten, Händler, Konsumenten, Regierungen und Nichtregierungsorganisationen) gemeinsam Nachhaltigkeitsstandards für solche Rohstoffe entwickeln, welche danach flächendeckend angewandt werden sollen. So hat die Schweiz im Berichtsjahr im Zeichen der Nachhaltigkeit stehende Jahreskon-ferenz des internationalen Baumwollrats in Interlaken durchgeführt. Anderseits beschäftigt sich die wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz auch mit dem Sektor der mineralischen und fossilen Rohstoffe (vgl. Ziff. 5.5.1). Zudem hat der Bundesrat im Berichtsjahr eine interdepartementale Plattform unter der Leitung von EFD/EDA/EVD103 eingesetzt, um das in der Bundesverwaltung vor-handene Wissen zu verschiedenen Aspekten der Rohstoffbranche zusammenzutra-gen und entsprechende Grundlazusammenzutra-gen zu erarbeiten.

Durch Klimaschutzprogramme mit Entwicklungsländern sollen Treibhausgasemissi-onen möglichst wirksam und kostengünstig vermindert werden. Ein Weg hierzu ist die Stärkung des CO2-Zertifikathandels. Die Klimakonvention der UNO und ihr 2005 in Kraft getretenes Kyoto-Protokoll haben beim Aufbau der Carbon-Märkte Pionierarbeit geleistet. Die vorgesehen flexiblen Finanzierungsmechanismen leiden jedoch unter strukturellen Schwächen, wie etwa dem Preiszerfall der Zertifikate (aufgrund von Rezession und fehlenden CO2-Reduktionszielen nach 2012), der angebotsseitigen Marktdominanz Chinas sowie der teuren und zeitaufwändigen Zertifizierung. Diese Schwächen sollen durch «neue Marktmechanismen» überwun-den werüberwun-den. Die Schweiz unterstützt deren Entwicklung und Erprobung, unter anderem durch die Beteiligung im Berichtsjahr an der Renewable Energy and Energy Efficiency Partnership mit mehreren OECD-Ländern. Ziel sind erhebliche CO2-Reduktionen in Schlüsselsektoren wie Schwerindustrie, Strassenverkehr oder Bausektor. Für Entwicklungsländer ergeben sich daraus auch ökonomische Vorteile wie Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, verbesserter öffentlicher Verkehr, energie-effizientere Gebäude und Konsumgüter.

103 Ab dem 1. Januar 2013: «Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF)».