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Geschäfts- und Rahmenbedingungen

Die RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft mbH, Mülheim an der Ruhr (im Folgenden „RWW“

genannt), gehört als regionaler Trinkwasserdirektversorger zu den größten deutschen Wasserversorgungsunternehmen.

RWW wurde 1912 gegründet und versorgt in Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Bottrop, Gladbeck, Dorsten, Reken, Velen, Gescher, Schermbeck und Raesfeld ca. 750.000 Einwohner als Direktversorger mit hochwertigem Trinkwasser.

Darüber hinaus versorgt RWW als Trinkwasservorlieferant der Stadtwerke Velbert, Wülfrath, Ratingen und Borken indirekt weitere ca. 250.000 Einwohner.

Im Bereich der unteren Ruhr in Essen-Kettwig, in Mülheim an der Ruhr sowie am Rhein in Duisburg-Mündelheim betreibt RWW fünf Flusswasserwerke, die ausgehend von der traditionell im Ruhrtal weit verbreiteten künstlichen Grundwasseranreicherung in einem modernen und leistungsfähigen mehrstufigen Aufbereitungsprozess qualitativ hochwertiges Trinkwasser liefern. Im nördlichen Versorgungsgebiet verfügt RWW im Verbreitungsgebiet der „Halterner Sande“ über drei Wasserwerke, die natürliches Grundwasser fördern. Betriebswasser fördert RWW aus dem Seewasserwerk in Dorsten.

Die Wasserverteilung erfolgt über ein weit verzweigtes Rohrnetz mit einer Gesamtlänge von ca. 3.000 km. Zur Wartung und Reparatur des Rohrnetzes sind sechs regionale Service-Points im Versorgungsgebiet eingerichtet, die über die zentrale Betriebsdirektion in Bottrop gesteuert werden.

Ab 2011 wird die RWW von der RWE Deutschland AG geführt (vormals: Rheinland Westfalen Netz AG). Die neue Gesellschaft mit Sitz in Essen bündelt die deutschen Aktivitäten des RWE Konzerns in den Bereichen Netz, Vertrieb und Energieeffizienz und führt die deutschen Regionalgesellschaften. Die RWE Deutschland AG ist die größte Beteiligungsgesellschaft im RWE Konzern.

RWW gehört mehrheitlich zum RWE Konzern. Die operative Führung obliegt der RWE Deutschland AG, Essen.

RWE zählt zu den fünf größten Versorgungsunternehmen in Europa. Die Aktivitäten umfassen die Erzeugung, den Transport sowie den Handel und Vertrieb von Strom und Gas. Auch im Wassergeschäft ist RWE in Kontinentaleuropa aktiv.

RWW stellt als regionales Kompetenzcenter Wasser die Expertise der RWE Deutschland AG im Wassergeschäft dar.

Vertriebliche Themenstellungen, die Weiterentwicklung betrieblicher Prozesse sowie die Umsetzung von Investitions- und Instandhaltungsmaßnahmen zur Sicherung von Qualität und Versorgungsleistung bildeten Schwerpunkte der Aktivitäten auch im Jahr 2010:

Die Absatzsituation hat sich im Jahr 2010 in allen Segmenten positiv entwickelt. Im mengenmäßig stärksten Segment der Trinkwasserlieferungen an Tarifkunden hat der äußerst warme Sommer 2010 dafür gesorgt, die auch in diesem Jahr beobachteten strukturellen Mengenrückgänge größtenteils zu kompensieren. Die rasche konjunkturelle Belebung in 2010 führte im Vergleich zum Krisenjahr 2009 zu einer deutlichen Steigerung der Absatzmengen an unsere industriellen Kunden. Das Vorkrisenniveau konnte dennoch nicht vollständig erreicht werden.

Die Konzession für den Ortsteil Gescher-Hochmoor konnte zu Jahresbeginn 2010 um mindestens weitere zehn Jahre verlängert werden.

Die Konzession für den Ortsteil Raesfeld-Erle wurde von der Gemeinde zum 30.04.2011 ordnungsgemäß gekündigt. In dem darauf eingeleiteten Vergabeverfahren sieht sich RWW als aussichtsreicher Bewerber.

Die Strategie, das ausgeprägte Know How der RWW in den verschiedenen Bereichen der Trinkwasserversorgung für die Vermarktung technischer Dienstleistungen einzusetzen, konnte auch im Jahr 2010 erfolgreich weitergeführt werden. So sind zum Beispiel die verschiedenen technischen Dienstleistungen im Netzbetrieb (Armaturenkontrolle, Wasserverlustanalyse und Leckortung) gut im Markt etabliert und werden entsprechend nachgefragt. Das Produkt Trinkwasserspender wurde im Jahr 2010 erfolgreich in den Markt eingeführt. Die Zusammenarbeit der Bereiche Vertrieb, Marketing und Technik wurde durch die Schaffung neuer Prozessabläufe für die systematische Entwicklung neuer Produkte und die kontinuierliche Steuerung des Produktportfolios der Gesellschaft effektiver gestaltet. Darüber hinaus erfolgte die Implementierung von sogenannten technischen Leistungsverantwortlichen, die die gesamte Auftragsumsetzung und Kundenbetreuung aus einer Hand verantwortlich koordinieren.

Die Schwerpunkte der Investitions- und Instandhaltungsmaßnahmen im Geschäftsjahr 2010 lagen naturgemäß im ca. 3.000 km umfassenden Verteilnetz sowie der Anlagentechnik in den Bereichen Wassergewinnung und – aufbereitung.

Von den in 2010 getätigten Investitionen entfiel mit rd. 4,0 Mio. € der wesentliche Anteil auf die Erneuerung bzw.

Erweiterung des Verteilnetzes. RWW setzt dabei auf eine effektive Netzplanung und entschied sich in 2010 für den Einsatz der Software PiReM (Pipe Rehabilitation Management System) als computergestützte Rehabilitationsplanung im Bereich des (Netz-)Asset Management. PiReM ist ein Entscheidungshilfesystem für die Erneuerungsplanung von Netzsystemen auf Basis effizienter Weiterverarbeitung bestehender GIS-Daten, Schadensstatistiken und verwendeter Rohrnetzmaterialien. Es stellt einen wichtigen Schritt zur Weiterentwicklung der Erneuerungsplanung der sicherheitskritischen Verteilnetzinfrastruktur der RWW dar.

Einen Investitionsschwerpunkt im Bereich der Wasseraufbereitung bildet die Optimierung des „Multi-Barrieren-Konzeptes“ im Rahmen des Mülheimer Verfahrens. Die zentrale Maßnahme stellt der Bau einer unterirdischen Dichtwand im Wasserwerk in Essen-Kettwig dar. Die Errichtung der Dichtwand dient einerseits dem Hochwasserschutz, andererseits wird durch die Dichtwand das Volumen zur Speicherung aufbereiteten Trinkwassers wesentlich erweitert. Im Jahr 2010 erfolgte die Projektplanung und der Projektstart (0,5 Mio. €), die wesentlichen Leistungen fallen jedoch in das Jahr 2011. Mit dieser Investitionsmaßnahme setzt RWW auch bereits einen Schritt der notwendigen Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels um (No regret-Maßnahme), da das Wasserwerk Kettwig wesentlich besser aufgestellt sein wird. Die Gesamtmaßnahme Dichtwand Kettwig ist mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Mio. € geplant.

Die weitreichende Reorganisation des gesamten technischen Bereiches wurde bereits in 2009 erfolgreich abgeschlossen. Im Geschäftsjahr 2010 erfolgte auf dieser Basis eine forcierte Weiterentwicklung. Zielsetzung war, die Aufgabenstellung der geschaffenen Funktionsbereiche detaillierter und operativ nachhaltig festzulegen, Zuständigkeiten zwischen den Organisationseinheiten überschneidungsfrei abzustimmen und damit die Kernkompetenzen des Unternehmens weiter zu stärken. Die sich hieraus ergebenen Anpassungserfordernisse für Aufbau- und Ablauforganisation werden kontinuierlich vorgenommen.

Gesetze, Verordnungen, technische Regelwerke und Sicherheitsvorschriften stellen hohe Anforderungen an die Organisation des Unternehmens. RWW verfolgt daher eine stringente Zertifizierungsstrategie (Bsp. Technisches

Sicherheitsmanagement, DIN 14001, EMAS III und zukünftig DIN16001). Die fachliche Umsetzung der Regeln und Normen soll unter allen Umständen gewährleistet sein. Dies gilt sowohl für Arbeiten an eigenen Anlagen und Netzen sowie für Arbeiten im Rahmen der Erbringung von Dienstleistungen für Dritte. RWW forciert im Rahmen einer Unternehmensinitiative „Sicher vorweg“ die Verringerung bzw. Vermeidung von Gefährdungen und Risiken für Personen und Sachwerte, sowohl für die eigene Mitarbeiterschaft als auch für bei RWW beschäftigte Fremdunternehmen.

RWW verfolgt die Umsetzung einer langfristigen Maßnahmenplanung für den gesamten Bereich der vorhandenen Wasserversorgungsinfrastruktur (Wassergewinnung, -aufbereitung, Verteilnetz und Energieerzeugung).

Die Basis hierfür schafft das in 2010 neu geschaffene RWW Wasserversorgungskonzept, das die zukünftigen technischen Anforderungen spezifiziert sowie einzelne Handlungsoptionen bewertet und entsprechend priorisiert.

Diese modulare Adaptionsstrategie soll eine nachhaltige technische Ausrichtung der RWW an zukünftige Entwicklungen und sich hieraus ergebender Anforderungen sicherstellen. Das RWW Wasserversorgungskonzept gibt somit den Leitfaden für das langfristige Investitions- und Instandhaltungsbudget des Unternehmens.

RWW führte in 2010, nach Aussage der angefragten Aktivkohlehersteller, die innovativste Ausschreibung Europas für den Bezug von Frischkohlen und die Reaktivierung von gebrauchten Aktivkohlen zur Wasseraufbereitung durch.

Hierdurch wurde neben einer erhöhten Transparenz der Materialeigenschaften sowie einer Steigerung der Gesamtadsorptionsleistung der Aktivkohlen auch eine wesentliche finanzielle Verbesserung erzielt. Mit der Optimierung des Aktivkohlemanagements konnte darüber hinaus am Standort Wasserwerk Kettwig eine Erhöhung der Filteraufbereitungskapazitäten zwischen 10 -15 % erzielt werden. Die Umstellung der Filter auf einen einheitlichen Aktivkohletyp in allen Wasserwerken vereinfacht die zukünftige Reaktivierung der Aktivkohlen.

Benchmarking hat sich in der Wasserwirtschaft in NRW zu einem festen Bestandteil der effizienz- und kundenorientierten Unternehmenssteuerung entwickelt. RWW betreibt Benchmarking aktiv auf zwei verschiedenen Ebenen. Zum einen auf der Ebene der Landesbenchmarkingprojekte in NRW, zum anderen durch Beteiligung an sich auf einzelne operative Prozesse beziehende Leistungs- und Effizienzvergleichsprojekte.

Das 2009 gestartete NRW-Landesprojekt Benchmarking „Wasserversorgung“ erreichte in 2010 mit 97 Teilnehmern und 81% Abgabequote eine deutliche Steigerung. Erstmals wurden zudem Kundenbefragungen in ein Landesbenchmarking-Projekt aufgenommen. Daran beteiligten sich 31 Unternehmen. Diese Befragungen belegten die einerseits überdurchschnittlich hohe Kundenzufriedenheit im Vergleich zu anderen Branchen, aber auch andererseits die erhebliche Unkenntnis über die Versorgungssysteme und die Wasserpreise. Die Bedeutung des Benchmarking-Projektes hat auch die Landesregierung anerkannt. Das Wirtschaftministerium würdigte diesen Erfolg, in dem es auf kartellrechtliche Preisprüfungen verzichtete, auch um die Modernisierung und Leistungsfähigkeit der Wasserwirtschaft nicht durch Kartellverfahren wie in Hessen zu beeinträchtigen und forderte aber im Gegenzug eine Steigerung der Ergebnisse. Die zwischenzeitlich im Herbst 2010 gestartete dritte Runde konnte mit 101 Teilnehmern (einschließlich RWW) eine weitere Teilnahmesteigerung verzeichnen.

RWW beteiligte sich im abgeschlossenen Geschäftsjahr mit zwei Wasserwerken an dem von IWW bundesweit durchgeführten Prozess-Benchmarking-Projekt Wasserwerke. Gemeinsam mit einem anderen großen Wasserwirtschaftsunternehmen initiierte RWW in 2010 darüber hinaus einen bundesweiten Erfahrungsaustausch für den Bereich Netze, in dem die beteiligten Unternehmen gezielte Themenstellungen erfolgreich bearbeiten konnten. Durch die Teilnahme an einem weiteren Prozess-Benchmarking-Projekt „Verbrauchsabrechung und Zählerwechsel“ erhielt RWW wertvolle Hinweise, um weitergehende Optimierungen durchzuführen.

Regionale Gegebenheiten prägen die Wasserversorgung stärker als andere Versorgungsleistungen. Das gilt in besonderem Maße für die strukturellen Rahmenbedingungen, also u. a. die naturräumlichen, geologischen, siedlungsstrukturellen und demografischen Gegebenheiten. Preise, Qualität oder auch die Sicherheit der Versorgung sind in Folge dessen mit anderen Unternehmen nur vergleichbar, wenn sie auf gleichen strukturellen Rahmenbedingungen beruhen. Strukturelle Unterschiede führen zwangsläufig zu Unterschieden im Aufwand, den ein Unternehmen zur Erbringung seiner Versorgungsleistung betreiben muss. RWW beteiligte sich in 2010 im Rahmen eines Leitprojektes des Deutschen Verbandes der Gas- und Wasserwirtschaft an einer so bisher noch nicht durchgeführten Untersuchung zur „Vergleichbarkeit von Wasserversorgern“ (DVGW-Projekt W 11/01/10).

Die Wasserwerke an der Ruhr stehen in einem kontinuierlichen Dialog mit Aufsichtsbehörden und Öffentlichkeit

Obwohl nicht unmittelbar betroffen, war auch für RWW bedeutsam, dass Ende April 2010 die schriftliche Ankündigung einer Anpassungsverfügung der Bezirksregierung Arnsberg zur „Ertüchtigung von Wasseraufbereitungsanlagen“ entsprechend dem Erlass des MUNLV vom 01.04.2010 erfolgte. Der Erlass formuliert die Forderungen nach Implementierung eines Verfahrens zur sicheren Partikelabtrennung aus dem Rohwasser (z. B. Mehrschichtfiltration), nach chemischer Oxidation (z. B. Ozonung), nach Adsorption und biologischem Abbau von Schadstoffen (z. B. permanente Aktivkohle-Festbettfiltration) sowie nach sicherer Desinfektion des Trinkwassers (UV-Entkeimung) als Stand der Technik. RWW wendet diese Verfahren seit langer Zeit an.

RWW beschäftigte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr intensiv mit der Entwicklung eines neuen, verursachungsgerechten, solidarischen und nachhaltigen Tarifmodells für Haushalts- und Gewerbekunden. Die Änderungserfordernisse begründen sich in der Entwicklung und Struktur der Kosten und Entgelte sowie der Verursachungsgerechtigkeit der bisherigen Tarifsystematik.

Während mit rund 80% der überwiegende Teil der Gesamtkosten wegen des sehr anlagenintensiven Wassersystems mengenbezogen fix ist („Systemkosten“), liegt der fixe Erlösanteil im Durchschnitt über alle RWW-Kunden nur bei rund 20%. Demzufolge stammen 80% der Umsatzerlöse aus variablen Preisbestandteilen. Diese Dominanz der Mengenpreise hat zu einer zunehmend unausgewogenen Verteilung der Systemkosten bei den Verbrauchern in Haushalt und Gewerbe geführt. Der anhaltende, kontinuierliche Rückgang der Wasserabnahme führt in der Wasserversorgung insgesamt zu betrieblichen und qualitativen Problemen. Die ursprünglich unter den Planungsprämissen des wirtschaftlichen und demografischen Wachstums auf Versorgungssicherheit ausgelegten Versorgungsnetze verzeichnen mittlerweile aufgrund gegenläufiger Entwicklungen in Folge demografischen Wandels, Wassersparens und industrieller Strukturveränderung eine zunehmend reduzierte Auslastung der Infrastruktur. Einerseits können Stagnationen aufgrund zu geringer Durchflüsse Beeinträchtigungen der Trinkwasserqualität nach sich ziehen und andererseits müssen die Gesamtkosten auf immer geringer werdende Abnahmemengen verteilt werden.

RWW will mit einem neu entwickelten Tarifsystem hierauf reagieren. Seit 2009 entwickelt das Unternehmen unter Einbeziehung externer Experten und Erfahrungen anderer Infrastrukturen ein neues Tarifmodell. Im Kern sollen im so genannten Systempreis in stärkerem Maße als im heutigen Grundpreis die Fixkosten abgebildet werden. Der mengenbezogene Arbeitspreis kann im Gegenzug deutlich abgesenkt werden. Damit wird ein Tarifsystem geschaffen, das zu mehr Verursachungsgerechtigkeit und Solidarität beitragen sowie die Tragfähigkeit der Versorgungs- und Entsorgungsinfrastruktur nachhaltig sicher stellen soll.