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Abschließend wurde ein Gesamtwert der Bedieneffizienz erstellt. Ein Vergleich zwischen den Gesamtwerten von Frauen und Männern zeigt, dass die Männer schwachsignifikant niedrigere Gesamtwerte erreichten als die Frauen. Demnach haben Männer eine geringfügig höhere Effizienz in der Spellerbedienung bewiesen als Frauen, da niedrige Werte eine hohe Effizienz wiedergeben und hohe Werte eine geringe Effizienz verdeutlichen.

Bei den Frauen der vorliegenden Stichprobe zeigt sich, dass die freizeitliche Computernutzung positiv mit der Bedieneffizienz zusammenhängt, da zwischen den Antwortpunkten aus der zweiten Fragengruppe (freizeitliche Computernutzung)

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und dem Gesamtwert der Bedieneffizienz eine signifikant negative Korrelation vorliegt.

Bei den Männern korrelieren hingegen die Antwortpunkte der dritten Fragengruppe (allgemeine Techniknutzung) hochsignifikant negativ mit der Bedieneffizienz. Demnach hängt bei den Männern die allgemeine Nutzung von Mobiltelefonen und Navigationssystemen mit einer höheren Bedieneffizienz zusammen.

Zusammenfassend ist deshalb festzuhalten, dass bei den Frauen die freizeitliche Computernutzung und bei den Männern die allgemeine Techniknutzung einen Trainingseffekt auf die Interfacebedienung darstellt.

Zwischen dem Gesamtwert der Bedieneffizienz und den Sekundärfaktoren des arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmusters liegen weder in der Gesamtstichprobe noch in den Einzelstichproben der Geschlechter signifikante Korrelationen vor. Demnach bestehen zwischen dem Arbeitsengagement, der Widerstandsfähigkeit bezüglich Arbeitsbelastung und dem arbeitsbezogenem Wohlbefinden und der Bedieneffizienz des Spellers keine Zusammenhänge.

Zwischen den quantitativen BSRI-Daten und dem Gesamtwert der Bedieneffizienz liegen weder in der Gesamtstichprobe noch in den Stichproben der Frauen und Männer signifikante Korrelationen vor. Jedoch zeigen sich bei den Frauen signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Geschlechtsrollenidentifikationen (qualitative BSRI-Daten). Frauen mit einer undifferenzierten Geschlechtsrolle erreichten einen hochsignifikant höheren Gesamtwert als maskuline und einen signifikant höheren Gesamtwert als feminine Frauen. Das bedeutet, dass undifferenziert typisierte Frauen in der Spellerbedienung bedeutend weniger effizient sind als maskulin und feminin typisierte Frauen.

Weiterhin verdeutlicht sich, dass Frauen mit maskuliner Geschlechtsrollenidentifikation signifikant niedrigere Gesamtwerte erreichten als Frauen mit androgyner Geschlechtsrollenidentifikation. Demnach sind maskuline Frauen in der Spellerbedienung effizienter als androgyne Frauen.

Zwischen dem Gesamtwert der Bedieneffizienz und den Punktzahlen des Schlauchfiguren-Tests besteht bei beiden Geschlechtern und innerhalb der Gesamtstichprobe eine hochsignifikant negative Korrelation; d.h. Personen mit hohen Punktzahlen im Schlauchfiguren-Test sind in der Spellerbedienung effizienter als Vpn mit weniger hohen Punktzahlen im Schlauchfiguren-Test. Deshalb kann davon ausgegangen werden dass bei allen Versuchpersonen ausgeprägte visuell-räumlichen Fähigkeiten mit hoher Bedieneffizienz zusammenhängen.

Die Regressionsanalyse ergab, dass die Varianz im Gesamtwert der Bedieneffizienz der Frauen durch die allgemeine Techniknutzung (dritte Fragengruppe), die visuell-räumlichen Fähigkeiten (Schlauchfiguren-Test), die Widerstandsfähigkeit gegenüber Arbeitsbelastung (Sekundärfaktor 2) und dem Arbeitsengagement (Sekundärfaktor 1) zu ca. 34 % erklärt wird.

Bei den Männern zeigte sich hingegen, dass die Varianz im Gesamtwert der Bedieneffizienz zu 28 % durch die freizeitliche Computernutzung (zweite Fragengruppe) und die visuell-räumlichen Fähigkeiten (Schlauchfiguren-Test) erklärt wird.

Bei beiden Geschlechtern zeigt sich also, dass ausgeprägte visuell-räumliche Fähigkeiten und die häufige freizeitliche Computernutzung bzw. häufige allgemeine Techniknutzung mit einer gesteigerten Bedieneffizienz zusammenhängen.

Vorausgesetzt, dass freizeitliche und allgemeine Nutzung durch Freiwilligkeit ein gesteigertes Motivationspotenzial erfordert, kann vermutet werden, dass ein größerer Trainingseffekt auf die visuell-räumlichen Fähigkeiten und die Interfacebedienung eintritt als bei erzwungener Techniknutzung (z.B. im Arbeitskontext).

Untersuchungen zum Einfluss von Computerspielen auf kognitive Fähigkeiten legen nahe, dass visuell-räumliche Fähigkeiten unter bestimmten Umständen erfolgreich trainiert werden können.

Wie bereits einleitend erwähnt, konnten Subrahmanyam & Greenfield (1994), Masendorf (1993) und Souvignier (1998) Trainingseffekte von Computerspielen auf die visuell-räumlichen Fähigkeiten nachweisen.

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Auch bei Erwachsenen konnte ein Trainingseffekt der Computer-Mensch-Interaktion auf die visuell-räumlichen Fähigkeiten beobachtet werden. In einer Untersuchung verglich Trimmel (1998) die Ergebnisse eines Embedded-Figures-Tests von 40 Informatikstudenten mit den Ergebnissen von 40 Nicht-Informatikstudenten nachdem sie eine ca. 30 Minuten dauernde Trainingstätigkeit entweder in Papier-und-Bleistift-Form oder in Mensch-Computer-Interaktion absolviert hatten. Die Untersuchung ergab, dass die Feldabhängigkeit nach einer Mensch-Computer-Interaktion geringer ist als nach einer Papier-und-Bleistift-Tätigkeit. Die Informatikstudenten zeigten sowohl vor als auch nach der Testaufgabe geringere Feldabhängigkeit als Nicht-Informatikstudenten. Diese Ergebnisse werden von Trimmel als psychologischer Langzeiteffekt der Mensch-Computer-Interaktion interpretiert.

Aufgrund der Tatsache, dass 91,8 % aller Versuchspersonen, die an der vorliegenden Untersuchung teilgenommen haben (90,2 % der Frauen und 93,4 % der Männer), einen Computer gelegentlich oder häufiger freizeitlich nutzen, kann davon ausgegangen werden, dass bei den Versuchspersonen der vorliegenden Stichprobe Trainingseffekte der visuell-räumlichen Fähigkeiten vorliegen und diese entsprechend positiv auf die Bedieneffizienz wirken. Auch von der allgemeinen Techniknutzung kann ein solcher Trainingseffekt bei der vorliegenden Stichprobe vermutet werden, da lediglich 4 Personen (3 Männer und eine Frau) zum Zeitpunkt der Datenerhebung kein Mobiltelefon besaßen.

Bei den Frauen zeigten sich jedoch zusätzlich zur allgemeinen Techniknutzung und den visuell-räumlichen Fähigkeiten ebenfalls Zusammenhänge der Bedieneffizienz mit dem Arbeitsengagement und der Widerstandsfähigkeit bezüglich Arbeitsbelastungen. Frauen, die ihre Widerstandsfähigkeit besonders hoch einschätzen, identifizieren sich ebenfalls sehr stark mit den Items der Femininitätsskala, Frauen mit hohem Arbeitsengagement hingegen mit den Items der Maskulinitätsskala. Von daher können die Ergebnisse der Frauen dahingehend interpretiert werden, dass die Geschlechtsrollenidentifikation indirekt über das arbeitsbezogene Verhalten- und Erlebensmuster auf die Bedieneffizienz wirkt:

Maskuline Frauen hätten demnach durch ihr erhöhtes Arbeitsengagement mehr Computererfahrung und wären deshalb effizienter in der Interfacebedienung.

Feminine Frauen könnten diesen Vorteil der maskulinen Frauen allerdings dadurch ausgleichen, dass sie der Testsituation besser gewachsen wären, weil sie ihre Widerstandsfähigkeit höher einschätzen. Gegen diese Interpretation spricht jedoch die fehlende Korrelation zwischen dem Arbeitsengagement (Sekundärfaktor 1) und der arbeitsbezogenen Computernutzung (erste Fragengruppe) bei den Frauen, welche die Vermutung der höheren Computererfahrung maskuliner Frauen bestätigen würde.

An dieser Stelle soll noch einmal betont werden, dass über die Wirkweise dieser Zusammenhänge keine konkreten Aussagen getroffen werden können, da sich auch hier wieder erb- und umweltbedingte Komponenten gegenseitig auf unbestimmbare Art und Weise beeinflussen.

Die Trainierbarkeit der Interfacebedienung könnte z.B. auch durch hormonelle Einflüsse bedingt sein. Gerade im Bezug auf den Zusammenhang zwischen Hormonen und Verhalten stellt sich immer wieder die Frage, ob eine Verhaltensänderung die Hormonproduktion verändert oder umgekehrt.

Nachgewiesen werden konnte, dass insbesondere die Androgene mit den visuell-räumlichen Fähigkeiten zusammenhängen. So zeigte sich in der Untersuchung von Hausmann (2003), dass Frauen während der Menstruation (2. Zyklustag) bessere Leistungen in Tests zur mentalen Rotation erzielten als in der Phase nach dem Eisprung (22. Zyklustag). Die hohe Konzentration von Testosteron in Verbindung mit niedrigen Östrogenspiegeln sind – so Hausmann – für diese Leistungssteigerung verantwortlich.

Da in der vorliegenden Untersuchung ein starker Zusammenhang zwischen Interfacebedienung und visuell-räumlichen Fähigkeiten nachgewiesen werden konnte, ist anzunehmen, dass die hier angerissenen möglichen Komponenten der visuell-räumlichen Fähigkeiten ebenso wie weitere unbekannte Komponenten auf die Interfacebedienung wirken.