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3.2 „Generation mobile“ und neue medienpädagogische

3.5 Alles rund um Apps

3.5.4 Geo-Lokalisierung

Wo befinde ich mich gerade? Diese Frage ist für Smart- phone- und Tabletnutzer heutzutage in Windeseile zu be-antworten. Häufig wissen die Geräte genauer als die Nutzer selbst, wo man sich befindet und wie man zu diesem Ort gelangt ist. Die Standortdaten werden jedoch oftmals nicht mehr nur zur Navigation verwendet, denn immer mehr Apps greifen auf die sogenannten Geo-Daten zu. Das Problem:

Allein auf Basis des Aufenthaltsortes kann über eine Person und ihren Alltag sehr viel ausgesagt werden, indem ein Bewegungsprofil erstellt wird. Besonders kritisch wird dies, wenn diese Daten für andere abrufbar sind. Besorgte Eltern können hier an einigen Stellen ansetzen. Zum einen können Einstellungen am Gerät geändert werden, zum anderen sollten Kinder über die Folgen unbedachter Datenpreisgabe aufgeklärt werden.

Wie wird die Position eigentlich bestimmt? Welche Dienste und Apps greifen auf die Standortdaten zu? Was ist ein Bewegungsprofil?

Techniken zur Standortbestimmung

Zur Bestimmung des Standorts benutzen die Geräte ausgefeilte Technologien und kombinieren die Daten aus mehreren Quellen für noch genauere Ergebnisse. Diese werden nachfolgend dargestellt.

GPS

Das Navigationssatellitensystem „GPS“ (Global Positioning System) ist ein globales Satellitensystem zur Positions-bestimmung. Über einen integrierten GPS-Chip können Smartphones und andere mobile Endgeräte ihre Position damit auf wenige Meter genau ermitteln (genaue Erklärung zu den technischen Hintergründen in Kapitel 3.4.2 „Mobile Netze und Funktechnik“).

Assisted-GPS

Obwohl der Name es vermuten lässt, hat „Assisted-GPS“

nichts mit dem GPS-System zu tun, sondern liefert ergän-zende Daten, die die Genauigkeit der Positionsbestimmung und die Geschwindigkeit bei einer Neuberechnung der Position verbessern. Während bei GPS die Signallaufzeit zu Satelliten zur Positionsbestimmung herangezogen wird, passiert dies bei „Assisted-GPS“ mit den Laufzeiten zu den nächsten Mobilfunkmasten.

WLAN-basierte Ortung

Eine dritte Möglichkeit zur Positionsbestimmung ist die Ortung über „WLAN“ (Wireless Local Area Network). Die Idee ist einfach: Vor allem in Ballungsgebieten empfangen Smartphones oder Tablets viele WLAN-Signale von Heim- und Firmennetzwerken oder öffentlichen Hotspots. Die

Kombination aus WLAN-Name, WLAN-Kanal, Anzahl der WLANs und weiterer Parameter ist vermutlich einzigartig.

Ist die Position aller Drahtlosnetzwerke bekannt, kann die Position des Geräts durch eine Abfrage bei einem Online-Server bestimmt werden. Das funktioniert nicht nur im Freien, sondern ist auch innerhalb von Gebäuden möglich.

Diese Technik erlaubt komplett neue Einsatzzwecke, wie die Indoor-Navigation in großen Gebäuden und Museen, was von einigen Kartendiensten auch heute schon angebo-ten wird. Bekannt geworden ist die Ortung per WLAN durch den Google-Dienst Street View. Als dessen Kamera-Autos die Straßen abfotografierten, wurden gleichzeitig auch die Positionen von öffentlichen und privaten Drahtlosnetz- werken gespeichert und mit den GPS-Koordinaten verknüpft.

GSM-Ortung durch Mobilfunkbetreiber

Zuletzt hat auch der Mobilfunkbetreiber die Möglichkeit die Position eines Mobilfunkteilnehmers zu bestimmen. Dies kann relativ ungenau sein, z. B. in welcher Gruppe von Mobilfunkzellen sich der Teilnehmer momentan aufhält bis hin zu einer ähnlich genauen Ortung wie bei „Assisted-GPS“.

Welche Dienste greifen auf Standortdaten zu?

Viele Smartphone-Dienste, insbesondere Apps, greifen auf die Standortdaten zu, um diese im Rahmen ihres Einsatzzwecks zu verwenden. Die Nutzungsmöglichkeiten sind dabei sehr vielfältig. Teilweise werden Standortdaten auch automatisiert und ohne Wissen der Anwender verarbeitet.

So ersetzen Navigations-Apps klassische Navigationsgeräte.

Die App liefert Kartenmaterial und bestimmt durch die Geo-Lokalisierung den Standort der Nutzer, um daraus eine Route zum Ziel zu berechnen. Auch Foto-Apps können Standortdaten verwenden, um einen genauen Ortsstempel in die Metadaten des Bildes zu schreiben. Viele Bildverwal-tungs-Programme lesen diese Standortdaten aus und stellen die Fotos anschließend auf einer Karte dar.

In Kommunikations-Apps spielt der Standort ebenfalls eine zunehmend wichtigere Rolle. In Sozialen Netzwer-ken wie Facebook können Nutzer mit Hilfe der App eine Statusnachricht veröffentlichen, in der sie ihren Standort angeben, aussagen mit wem sie unterwegs sind und was sie gerade unternehmen. Mit Messenger-Apps wie WhatsApp lässt sich der aktuelle Standort ebenfalls an Kontakte mitteilen.

Zur Protokollierung und Kontrolle eines Fitnesstrainings setzen außerdem immer mehr sportbegeisterte Nutzer auf technische Unterstützung. Fitness- und Sport-Apps sammeln Daten zur Route, berechnen daraus Rundenzeiten

Mobile Geräte und Anwendungen in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen

Doch es ist keine Klage wie bei Malte Spitz nötig, um das eigene Bewegungsprofil entdecken und auswerten zu kön-nen. Nutzer, die auf ihrem Smartphone die Navigations-App Google Maps verwenden und sich in der App angemeldet haben, besitzen vermutlich bereits ein Bewegungsprofil mit zahlreichen Daten im Google Standortverlauf. Hier kann das eigene Bewegungsprofil in Augenschein genommen werden und es gibt die Möglichkeit, die gesammelten Daten zu löschen oder die Erstellung zu deaktivieren (siehe Tipps für Referenten).

Handysektor hat zum Thema Geo-Lokalisierung ein Erklär-video produziert, das sowohl die technischen Hintergründe, als auch mögliche Probleme in den Blick nimmt (siehe Linktipps).

sowie Kalorienverbrauch und bieten umfassende Auswer-tungsmöglichkeiten an, um den Trainingserfolg langfristig zu dokumentieren.

Bewegungsprofil

Ein Bewegungsprofil ist die Verknüpfung von gesammelten Geo-Lokalisierungsdaten zu einem umfassenden Datensatz, mit dessen Hilfe die Bewegungen einer Person nachverfolgt werden können. Dieses Bewegungsprofil kann entweder aus gesammelten Standortdaten einer App oder durch die gespeicherten Standortdaten der Mobilfunkanbieter generiert werden. Doch auch wenn die Bewegungsdaten eines Nutzers auf den ersten Blick wenig brisant erscheinen, verraten diese deutlich mehr, als man vermuten mag. Denn ein Bewegungsprofil verrät nicht nur, wo sich ein Nutzer aufhält, sondern in vielen Fällen auch was er dort macht.

Einige Beispiele:

• Jeden Tag zwischen kurz vor 8 und 13 Uhr befindet sich der Nutzer in der Nähe einer weiterführenden Schule.

• An vielen Nachmittagen sowie abends und in der Nacht befindet sich der Nutzer in einem Einfamilienhaus am Stadtrand.

• Jeden Dienstag und Donnerstag zwischen 18:00 Uhr und 19:30 Uhr befindet sich der Nutzer auf einem Sportplatz in der Nachbarschaft.

Allein aus diesen wenigen Standortdaten lässt sich schon ablesen, dass der Nutzer mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Person im Alter zwischen 10 und 19 Jahren ist, dienstag- und donnerstagabends eine Sportart ausübt und in einem Einfamilienhaus am Stadtrand wohnt. Viele weitere Standort- Puzzleteile können diese Personenbeschreibung immer weiter verfeinern, sodass auch eventuelle Rückschlüsse auf das Geschlecht, den Bildungsgrad und viele weitere Eigenschaften möglich sind. Auch Beiträge in Sozialen Netzwerken können einbezogen werden. In Instagram oder Facebook ist es beispielsweise üblich, dass zu einem Beitrag auch ein Standort mit veröffentlicht wird. Sind diese Daten nicht richtig geschützt, kann es problematisch werden. Denn welche Eltern sähen es schon gerne, wenn alle Welt wüsste, wann sich ihr Kind wo bewegt.

Wenn das Bewegungsprofil mit weiteren öffentlich zugäng-lichen Informationen, z. B. aus dem Internet, kombiniert wird, kann ein sehr exaktes Nutzerprofil erstellt werden.

Dieses kann z. B. eingesetzt werden, um personalisierte Werbung für den Nutzer einzublenden. Der Politiker Malte Spitz, Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen, hat ein solches Bewegungsprofil erstellen lassen. Hierfür klagte er seine Verbindungsdaten bei seinem Mobilfunkanbieter ein und stellte alle Standortangaben, zusammen mit weiteren öffent-lichen Informationen, auf einer interaktiven Karte ein (siehe Linktipps).

Verräterisches Handy – Sechs Monate Bewegungsdaten des Politikers Malte Spitze

Quelle: Zeit.de

www.zeit.de/datenschutz/malte-spitz-vorratsdaten (Screenshot vom 12.05.2016)

Abbildung fällt nicht unter CC-Lizenz

Handysektor erklärt: Was ist eigentlich ein Bewegungsprofil Quelle: www.handysektor.de/mediathek/videos (Screenshot vom 12.05.2016)

Abbildung fällt nicht unter CC-Lizenz

Empfehlungen für Eltern

Berechtigung für Standortdaten prüfen oder Ortungsdienste deaktivieren

Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kindern regelmäßig überprüfen, welche Apps auf die Standortdaten des Smartphones zugreifen dürfen.

Android-Nutzer können den Zugriff auf Standortdaten in den Einstellungen regeln. Unter der Option „Standortzu-griff“ kann eine grundsätzliche Erlaubnis zur Nutzung der Daten vergeben oder verwehrt werden. Ebenso können GPS oder WLAN als Quellen hinzugefügt oder entfernt werden.

In iOS findet sich die Übersicht in den Einstellungen un-ter „Datenschutz“ und dem Unun-terpunkt „Ortungsdienste“.

Hier kann für jede App überprüft werden, ob diese auf die Ortungsdaten zugreifen darf oder nicht. Außerdem kann man die Ortungsdienste komplett deaktivieren.

Kinder für Bewegungsprofile sensibilisieren Kinder können die Konsequenzen von öffentlichen Standortdaten noch nicht richtig einschätzen. Eltern soll-ten ihre Kinder deshalb ausführlich darüber informieren, was Standortdaten sind und welche Probleme auftreten können, wenn Fremde an persönliche Standortdaten gelangen. Eine nachträgliche Betrachtung von Orten, die die eigenen Kinder schon einmal besucht haben, und den Schlussfolgerungen, die Fremde daraus ziehen kön-nen, macht auch für Kinder schnell anschaulich, warum Standortdaten problematisch sein können.

Kinder nicht überwachen Mit Hilfe der Geo-Lokalisierung und einiger Apps ist es möglich, die Bewegungen von Kindern zu verfolgen und bei Abweichung aus einem erlaubten Radius einen Alarm auszulösen. Diese Überwachung sollte jedoch kritisch hinterfragt werden, da Kinder Freiheiten brauchen, um sich selbstständig und eigenverantwortlich zu entwickeln.

Dazu empfiehlt sich auch ein Blick in Kapitel 3.2.1

„Medienerziehung im mobilen Zeitalter“).

Tipps für Referenten

Das Thema Geo-Lokalisierung hängt eng mit der verwende-ten Technik zusammen. Für die Zusammenhänge empfiehlt sich ein Blick in Kapitel 3.4.2 „Mobile Netze und Funktechnik“.

Auch der Datenschutz ist ein wichtiges Kriterium, da aus Standortdaten ein Bewegungsprofil erstellt werden kann.

Bewegungsprofil vorbereiten

Um ein Bewegungsprofil vorführen zu können, kann ein Datensatz vorbereitet werden. Dies kann z. B. durch

Nutzung der Navigations-App Google Maps passieren.

Während der Vorbereitung kann die Standorterfassung für einen Tag aktiviert werden, um Daten zu sammeln.

Anschließend kann der Referent die Funktion aus Daten-schutzgründen wieder deaktivieren. Im Google Standort-verlauf können die gespeicherten Daten ausgewählt und anschaulich besprochen werden ( www.google.com/

maps/timeline).

Objektive Betrachtung

Viele Eltern fühlen sich bei dem Gedanken daran, dass jeder Schritt ihrer Kinder aufgezeichnet wird, verunsichert.

Das Thema Geo-Lokalisierung sollte deshalb besonders sachlich angegangen werden, d. h. positive Aspekte und sinnvolle Einsatzmöglichkeiten sollten im Vordergrund stehen, Gefahren von Bewegungsprofilen aber ebenfalls thematisiert werden. Die Referenten sollten die Mög-lichkeiten zur Deaktivierung von Funktionen innerhalb relevanter Apps (z. B. Google Maps, Facebook) aufzeigen oder in Form eines Handouts zur Verfügung stellen.

Links und Materialien zum Thema

www.handysektor.de/videos: Das Kurzvideo für Kinder und Jugendliche informiert über die technischen Möglichkeiten zur Erstellung eines Bewegungsprofils.

www.zeit.de/datenschutz/malte-spitz-vorratsdaten:

Das öffentliche Bewegungsprofil von Malte Spitz ist hier

über einen Zeitraum von sechs Monaten einzusehen. Mobile Geräte und Anwendungen in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen

3.6 Sicherheit auf