• Keine Ergebnisse gefunden

2. Das Genossenschaftswesen in der Bundesrepublik Deutschland

3.3 Genossenschaftsstatistik in der Entwicklung

Auf der Grundlage des neuesten Berichts der DZ BANK(2013)19 werden im Folgenden die aktuellen Neu-gründungszahlen zudem in Kontext zu den allgemeinen Entwicklungen des deutschen Genossenschafts-wesens gesetzt, um auch die übergeordneten Trends des GenossenschaftsGenossenschafts-wesens mit Zahlen zu unter-mauern.

Aufgrund des Neugründungsbooms ist dabei zunächst festzustellen, dass die Gesamtzahl der genossen-schaftlichen Unternehmen – trotz erwähnter starker Konzentrationstendenzen – im vierten Jahr in Folge gewachsen ist. So gab es Ende 2012 insgesamt 7.881 Genossenschaften, Zentralunternehmen und wei-tere Verbundpartner im genossenschaftlichen Verbund mit zusammen 21,5 Millionen Mitgliedern (davon 17,5 Millionen in Genossenschaftsbanken).

Das entspricht einem Nettozuwachs um 14 Genossenschaften und 349.000 genossenschaftliche Anteils-eigner gegenüber 2011. Die DZ BANK stellt hinsichtlich der wachsenden Mitgliederzahlen heraus, dass

19 Die Zahlen des DZ Bank Berichts von 2014 lagen zum Zeitpunkt der Berichtslegung noch nicht vor.

3%

24%

3% 3% 3% 3% 7% 0% 0%

24%

10%

0%

10%

3% 3% 0%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

Genossenschaftsart Anzahl Mitglieder (in Tsd.) Mitarbeiter

Genossenschaftsbanken20 1.119 17.349 189.948

Ländliche Genossenschaften 2.345 519 82.858

Gewerbliche Genossenschaften

2.473 456 586.241

Konsumgenossenschaften 31 342 14.223

Wohnungsgenossenschaften 1.913 2.793 24.551

Alle Genossenschaften 7.881 21.459 906.700

Abbildung 26: Das deutsche Genossenschaftswesen im Überblick (2012), eigene Darstellung auf Basis von Daten der DZ BANK

Die Gesamtzahl der Beschäftigten in genossenschaftlichen Unternehmen ist 2012 branchenübergreifend um 35.400 Personen auf insgesamt 906.700 Mitarbeiter (davon 586.000 in gewerblichen Genossenschaf-ten) angestiegen.

Im Folgenden werden auch die Entwicklungen der einzelnen Genossenschaftsarten (Genossenschafts-banken, ländliche Genossenschaften, gewerbliche Genossenschaften, Konsumgenossenschaften und Wohnungsgenossenschaften) analysiert, um den Beitrag der einzelnen Sparten zur Gesamtentwicklung darstellen zu können.

Kreditgenossenschaften

Genossenschaftsbanken sind die mitgliederstärksten Genossenschaften, wobei Volksbanken und Raiffei-senbanken in 2012 mit 13,3 Millionen Anteilseignern die meisten Mitglieder innerhalb der Genossen-schaftsbanken verzeichneten. Neben dem Zuwachs von neuen Genossenschaftsmitgliedern durch Neu-gründungen führt die DZ BANK die positive Mitgliederentwicklung im deutschen Genossenschaftswesen insgesamt v. a. auf Beitritte neuer Mitglieder bei den Genossenschaftsbanken zurück, die 347.000 neue Anteilseigner gewinnen konnten (hauptsächlich Volksbanken und Raiffeisenbanken).

20 Alle Genossenschaftsbanken, inkl. der genossenschaftlichen Zentralbanken und Verbundpartner.

genden Marktanteilen, insbesondere im Privatkundengeschäft, ausdrücke.

Neben genossenschaftlichen Kreditinstituten, beispielsweise Volksbanken und Raiffeisenbanken, existier-ten 2012 insgesamt 16 spezialisierte Genossenschaftsbanken und zwei genossenschaftliche Zentralban-ken (DZ BANK AG und WGZ-Bank eG). Die Zahl der GenossenschaftsbanZentralban-ken (Kreditgenossenschaften, Spezial-Verbundunternehmen und Zentralbanken) ging 2012 durch einen Rückgang der Kreditgenossen-schaften um 20 auf insgesamt 1.119 genossenschaftliche Banken zurück. 2012 waren ca. 190.000 Perso-nen bei den Genossenschaftsbanken beschäftigt.

Die addierte Bilanzsumme der Genossenschaftsbanken betrug 2012 ca. 1,04 Billionen Euro (ein Plus von ca. 15,5 Milliarden Euro gegenüber 2011) und die Banken erwirtschafteten einen konsolidierten Jahres-überschuss nach Steuern von 6,9 Milliarden Euro (plus ca. 2,4 Milliarden Euro). Der Marktanteil der Ge-nossenschaftsbanken, gemessen an der addierten Bilanzsumme aller Universalbanken in Deutschland, lag, Stand Juni 2012, bei 18,0 Prozent (plus 0,1 Prozentpunkte). Dieser Marktanteilsgewinn wurde sowohl vom Kredit- als auch vom Einlagengeschäft getragen.

Die Kernkapitalquote21 der Genossenschaftsbanken von 10,1 Prozent übertraf die ab 2015 von der Euro-päischen Zentralbank vorgeschriebene Mindestkapitalquote von sechs Prozent deutlich und zeigt, dass die Genossenschaftsbanken solide wirtschaften und die Einlagen von Privat- und Firmenkunden verhält-nismäßig sicher sind.

21 Die Kernkapitalquote ist der Anteil der durch Eigenmittel gedeckten, anrechnungspflichtigen risikotragenden Aktiva (insbeson-dere Kredite). Sie misst, welcher Anteil risikotragender Aktiva ausfallen muss, bis das haftende Eigenkapital eines Kreditinstituts vollständig aufgezehrt ist und somit akute Insolvenzgefahr besteht.

Euro) Universal- banken)

quote22 1.074 Volksbanken und

Raiffeisenbanken

13.281 159.750 750.251 - -

16

Spezial-Verbundunternehmen

- 25.033 - - -

2 genossenschaftliche Zentralbanken

- 5.165 290.319 - -

1.119 Genossenschafts-banken

17.349 189.948 1.040.390 18,0 10,1

Abbildung 27: Genossenschaftsbanken im Überblick (2012), eigene Darstellung auf Basis von Daten der DZ BANK

Ländliche Genossenschaften

Klassische Raiffeisen-Genossenschaften und Agrargenossenschaften werden als ländliche Genossen-schaften bezeichnet. Ihre Gesamtzahl ist in 2012 um knapp 70 auf 2.485 ländliche GenossenGenossen-schaften ge-fallen (davon 825 Agrargenossenschaften). Damit waren ländliche Genossenschaften die zweithäufigste Genossenschaftsart.

Auch ihre Mitgliederzahl ist um knapp 100.000 auf ca. 1,5 Millionen Mitglieder zurückgegangen. Mit 940.000 Mitgliedern waren Kreditgenossenschaften mit Warengeschäft, die zumeist im ländlichen Raum auch einen Handel, beispielsweise für Agrargüter, betreiben, die mitgliedsstärksten ländlichen Genossen-schaften.

22 Gilt für die genossenschaftliche Finanz-Gruppe.

genossenschaften 825 Agrar-genossenschaften

26 19.316 2.077

6 Zentralen - 15.719 14.584

2.485 ländliche Genossenschaften

1.456 94.461 51.481

Abbildung 28: Ländliche Genossenschaften im Überblick (2012), eigene Darstellung auf Basis von Daten der DZ BANK

In 2012 waren ca. 94.500 Menschen in ländlichen Genossenschaften beschäftigt (davon 19.300 in Agrar-genossenschaften) – knapp 900 weniger als in 2011.

Der Umsatz der ländlichen Genossenschaften ist 2012 um ca. 3,2 Milliarden Euro auf 51,5 Milliarden Euro gestiegen, wobei 14,6 Milliarden Euro Umsatz auf die Hauptgenossenschaften und die Deutsche Raiffei-sen-Warenzentrale entfallen. Sogenannte Primärgenossenschaften, d. h. z. B. Bezugs- und Absatzgenos-senschaften, Milchgenossenschaften und Vieh- und FleischgenosAbsatzgenos-senschaften, kommen auf 34,8 Milliarden Euro Umsatz (plus ca. 1,9 Milliarden Euro).

Gewerbliche Genossenschaften

Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter im Genossenschaftswesen, 586.200 Personen (plus 55.000), waren 2012 in gewerblichen Genossenschaften angestellt, beispielsweise in Genossenschaften des Facheinzel-handels, in Energie- und Taxigenossenschaften.

Die Anzahl der gewerblichen Genossenschaften ist 2012 um 110 auf 2.473 Unternehmen angestiegen.

Vor allem der Zuwachs von Genossenschaften Freier und sonstiger Berufe um 84 Unternehmen hat zu diesem Anstieg geführt. Weitere Schwerpunkte liegen im Bereich der Dienstleistungs- und der Sozialge-nossenschaften.

2.464 Primär-genossenschaften

1.430 59.426 61.355

Davon 609 Wasser-, Elektrizitäts- und Kalthaus-genossenschaften

- - 700

9 Zentralen - 9.416 69.224

2.473 gewerbliche Genossenschaften

456 586.241 130.579

Abbildung 29: Gewerbliche Genossenschaften im Überblick (2012), eigene Darstellung auf Basis von Daten der DZ BANK

Den 163 neugegründeten Genossenschaften im Bereich Energie stehen hingegen zahlreiche Fusionen und einigen Auflösungen gegenüber, die tendenziell bei Verbundgruppen zu beobachten sind, die aus ei-ner Vielzahl kleiei-nerer, weitgehend homogeei-ner Regionalgenossenschaften bestehen (Stappel 2011a, S. 44). Aufgrund dieser Konzentrationstendenzen hat die Nettoanzahl von Wasser-, Elektrizitäts- und Kalthausgenossenschaften nur um 18 Unternehmen zugelegt.

Der Umsatz der gewerblichen Genossenschaften ist 2012 um 3,5 Milliarden Euro auf 130,6 Milliarden Eu-ro gewachsen. Die 54 Genossenschaften des Lebensmitteleinzelhandels, darunter der EDEKA-Verbund und der REWE-Verbund, und ihre Zentralen erzielten einen Umsatz von 95,7 Milliarden Euro. Der genos-senschaftliche Einzelhandel erwirtschaftete einen Umsatz von 14,4 Milliarden Euro, während die Genos-senschaften des Handwerks (inkl. Lebensmittelhandwerk) einen Umsatz von 5,4 Milliarden Euro verzeich-neten.

Konsumgenossenschaften

Die konstant gebliebene Anzahl von 31 Konsumgenossenschaften wurde in 2012 von 342.000 Mitgliedern getragen.23 Das entspricht einem Rückgang um 8.000 Mitglieder. Die Konsumgenossenschaften beschäf-tigten etwa 14.230 Mitarbeiter, wodurch sich der seit mehreren Jahren anhaltende leichte Rückgang der Beschäftigtenzahlen fortsetzte.

23 Nicht alle Konsumgenossenschaften im Lebensmittelhandel wurden in der Statistik der DZ Bank berücksichtigt, da manche den regionalen Prüfungsverbänden des DGRV angehören und unter die gewerblichen Genossenschaften fallen.

gesamt sind 2012 noch 446 Läden vorhanden. Das sind 27 Läden weniger als in 2010.

Anzahl Mitglieder (in

Tsd.)

Mitarbeiter Umsatz (in Mio.

Euro)

Läden

30 Primärgenossenschaften 342 - - -

1 Zentrale - - - -

31 Konsum-genossenschaften

342 14.233 1.855 446

Abbildung 30: Konsumgenossenschaften im Überblick (2012), eigene Darstellung auf Basis von Daten der DZ BANK

Den rückläufigen Mitglieder- und Beschäftigtenzahlen steht ein wachsender Umsatz gegenüber. Die Kon-sumgenossenschaften erzielten ein Umsatzwachstum von 1,4 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Über zwei Drittel des Gesamtumsatzes der deutschen Konsumgenossenschaften entfielen auf die coop eG, die zu den führenden Lebensmitteleinzelhändlern in Norddeutschland zählt und in 2012 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro (plus 1,3 Prozent) erwirtschaftete (siehe Kapitel 2). Die coop eG beschäftigte ca. 5.000 Personen und wurde von knapp 54.000 Mitgliedern getragen. Allein im Jahr 2012 traten ihr 2.500 neue Mitglieder bei.

Wohnungsgenossenschaften

Wohnungsgenossenschaften haben nach Genossenschaftsbanken die zweitmeisten Mitglieder aller deut-schen Genossenschaften. In 2012 waren ca. 2,8 Millionen Mendeut-schen als genossenschaftliche Anteilseig-ner an den 1.913 Wohnungsgenossenschaften beteiligt, die insgesamt ca. 24.600 Personen beschäftig-ten. Dies entspricht einem Rückgang der Mitglieder um knapp 50.000 Personen, der zusammenfällt mit einem Rückgang um acht Wohnungsgenossenschaften gegenüber 2011. Die Mitarbeiterzahl ist hingegen leicht um ca. 130 Personen gewachsen.

Tsd.) gen Fertigstellun-gen)

stand (in Tsd.) 1.913

Primärgenossenschaf-ten

2.793 24.551 4.889 2,4 2.161

Davon 48 mit Spareinrich-tung

- 1.913

Wohnungsgenos-senschaften

2.793 24.551 4.889 2,4 2.161

Abbildung 31: Wohnungsgenossenschaften im Überblick (2012), eigene Darstellung auf Basis von Daten der DZ BANK

In 2012 haben zwei Genossenschaften das Spargeschäft aufgenommen, sodass mittlerweile 48 Woh-nungsgenossenschaften mit eigenen Spareinrichtungen operieren. Dies bietet den Mitgliedern attraktive Anlagemöglichkeiten und den Genossenschaften zusätzliche Finanzierungsquellen für Modernisierung und Neubau. Zusätzlich wird der genossenschaftliche Selbsthilfecharakter gestärkt (Stappel 2011a, S. 19).

Die Wohnungsgenossenschaften haben in 2012 insgesamt 4.889 Wohnungen erstellt und damit den Vor-jahreswert gehalten. Der Marktanteil der Wohnungsgenossenschaften an den im Vergleichszeitraum in Deutschland fertiggestellten Wohnungen ist jedoch leicht um 0,3 Prozentpunkte auf 2,4 Prozent gefallen.

Auf Basis der Daten des GdW kann festgestellt werden, dass der Marktanteil der Wohnungsbaugenos-senschaften an den in Deutschland fertiggestellten Mietwohnungen im Geschosswohnungsbau 13,3 Pro-zent beträgt. Auch der Wohnungsbestand ist von 2,18 Millionen Wohnungen auf 2,16 Millionen Wohnun-gen leicht zurückgeganWohnun-gen.24

Der Rückgang des Wohnungsbestandes geht einher mit einem Rückgang des Geschäftsguthabens um ca. 0,3 Milliarden Euro auf 3,4 Milliarden Euro in 2012. Gleichzeitig haben die Wohnungsgenossenschaf-ten knapp 110 Millionen Euro mehr in ihren Bestand investiert.

24 Diese Auswertung gilt für Wohnungsgenossenschaften, die im GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienun-ternehmen e. V. organisiert sind.

Im Folgenden werden vor diesem Hintergrund die Ergebnisse der Bestandsaufnahme zur Novellierung des Genossenschaftsgesetzes 2006, ihre Hintergründe und Ziele, enthaltene Änderungen und vermutete Auswirkungen im Überblick dargestellt. Anschließend wird der Entwurf zur Einführung der Kooperations-gesellschaft dargestellt.