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3  Ausstattung und Zustand des Natura 2000-Gebiets

3.3  Lebensstätten von Arten

3.3.10  Gelbbauchunke (Bombina variegata) [1193]

Erfassungsmethodik

Stichprobenverfahren (FFH-Arten)

Abbildung 4: Probestellen zur Untersuchung der Gelbbauchunke im FFH-Gebiet Glemswald und Stuttgarter Bucht

Eine Geodatenauswertung und Literaturrecherche (QUETZ 2003) sowie eine Befragung von

ze waren zwischen Weilimdorf und Botnang bekannt, weitere Vorkommen existierten im Rotwildpark und im Glemstal bei Büsnau sowie im Greutterwald und am Frauenkopf. Diese Vorkommen waren dann 1999-2001 bis auf wenige Restvorkommen im nördlichen Glems-wald und GreutterGlems-wald alle verschwunden. Im Rot- und Schwarzwildpark existieren nach Aussage des zuständigen Revierleiters (SEIFFERT, mündl. Mitt.) schon seit vielen Jahren keine Nachweise mehr, da die ehemaligen Laichgewässer (wassergefüllte Fahrspuren auf Forstwirtschaftswegen) verschwunden sind. Aktuelle Hinweise gibt es nur noch vom StO-ÜbPl Böblingen (LGA & IVL 2015) sowie dem NSG Neuweiler Viehweide (Revierleiter L AN-GER, mündl. Mitt.).

Ende April 2016 erfolgte daraufhin eine Übersichtskartierung im gesamten FFH-Gebiet zur Ermittlung geeigneter Stichprobenflächen. Es wurden insgesamt sechs Probeflächen in Ab-stimmung mit dem RP Stuttgart ausgewählt: drei im Greutterwald, eine im Sommerhofental, eine im Glemstal nordwestlich Büsnau und eine nördlich von Sindelfingen (vgl. Abbildung 4).

Auf dem StOÜbPl Böblingen lagen bereits umfangreiche aktuelle Daten vor (LGA & IVL 2015) so dass hier nur eine Plausibilitätsprüfung vor Ort stattfand. Der Bereich des NSG Viehweiler wurde erst 2017 als Kohärenzfläche der Deutsche Bahn AG für den Eremiten in das FFH-Gebiet integriert. Hierzu wurden vorhandene Daten des zuständigen Revierleiters Herr BERNER ausgewertet.

Im Rahmen jeweils einer Stichprobenkontrolle wurden die ausgewählten Stichprobenflächen im April/Mai und Juni 2016 überprüft. Hinweise auf Gelbbauchunken konnten dabei nicht ermittelt werden. Bei der Plausibilitätskontrolle im Bereich des StOÜbPl Böblingen am 22.06.

2016 konnten dagegen Adulte und Kaulquappen in zahlreichen Gewässern bestätigt werden.

Im Rahmen der LRT-Erfassung gelang dann noch am 01.06.2016 ein Zufallsfund östlich von Weil im Schönbuch. Dieser Fund ist dem bekannten Vorkommen im Bereich des NSG Neu-weiler Viehweide zuzuordnen.

Nach Abschluss der Kartierungsarbeiten erfolgte 2017 ein Nachweis von drei Individuen der Gelbbauchunke an der Kochenmühle (GASTEL, schriftl. Mitt.). Das Vorkommen wurde 2019 überprüft und bestätigt, so dass eine weitere Lebensstätte im Siebenmühlental abgegrenzt wird. Ebenso erfolgten im Beirat Hinweise auf ein Vorkommen im Mahdental (Gärtnerei kurz vor Leonberg) (KÄSTLE, mündl. Mitt.) sowie nordöstlich der Solitude (GEISMAR, mündl. Mitt.), außerhalb des FFH-Gebietes, die hier nachrichtlich erwähnt werden.

Erhaltungszustand der Lebensstätte der Gelbbauchunke LS = Lebensstätte

am Natura 2000-Gebiet [%]

7,20 1,46 0,79 9,45

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

Es konnte insgesamt 368 ha Lebensstätte der Gelbbauchunke [1193] in drei Erfassungsein-heiten ausgewiesen werden. Die eine Erfassungseinheit erfasst das bekannte Vorkommen im Bereich des StOÜbPl Böblingen, die zweite Erfassungseinheit das Vorkommen im Be-reich des NSG Neuweiler Viehweide inklusive einer feuchten Senke am Rande des FFH-Gebietes nordöstlich von Weil im Schönbuch (siehe oben) und die dritte Erfassungseinheit das Vorkommen im Siebenmühlental.

Im Rahmen des Monitorings der Amphibien auf den StOÜbPl Böblingen (LGA & IVL 2015) werden in regelmäßigen Abständen viele Gewässerkomplexe kontrolliert. Dabei konnten zahlreiche Laichgewässer festgestellt werden. Insgesamt besiedelt die Gelbbauchunke in einer weit verstreuten Population nahezu die gesamten Wälder und Freiflächen des Standortübungsplatzes. Die Schwankungen der Nachweise von Jahr zu Jahr sind nach LGA

& IVL in erster Linie auf Erfassungslücken zurückzuführen. Gelbbauchunken waren zu Zeiten intensiven Manöverbetriebes mit Panzern und anderen schweren Fahrzeugen wesentlich häufiger als heute. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Angebot an geeigneten Fortpflanzungsgewässern in Form vegetationsloser Fahrspuren seit dem Abzug der Panzer trotz Artenhilfsmaßnahmen drastisch zurückgegangen ist. Der Zustand der Population wird von LGA & IVL insgesamt bestenfalls noch als mäßig beurteilt. Größere Ansammlungen an einzelnen unbewachsenen Tümpeln und Pfützen gab es so gut wie nicht. Die Stetigkeit ist gering. Auch lagen nur wenige Nachweise erfolgreicher Reproduktion vor.

Die Plausibilitätsprüfung vor Ort ergab ein deutlich besseres Bild der Population, was aber ggf. auch mit dem außergewöhnlich nassen Jahr 2016 zusammenhängen könnte. So waren durchaus größere Ansammlungen von adulten Gelbbauchunken besonders im nördlichen Immenkorb festzustellen. Hier konnten auch Kaulquappen nachgewiesen werden. Auch im Bereich der Einsiedelallee und westlich der Mülldeponie gelangen Nachweise von Adulten und Kaulquappen. Die Gewässer waren Ende Juni noch alle optimal mit Wasser versorgt, so dass von einer erfolgreichen Reproduktion in 2016 auszugehen ist. Insgesamt wird diese Erfassungseinheit aufgrund der außergewöhnlich großen Strukturvielfalt, der hohen Dynamik bei der Entstehung neuer Laichgewässer und des steten individuenreichen Vorkommens mit zumindest jahrweiser Reproduktion als hervorragend eingestuft - Wertstufe A.

Bei der zweiten Erfassungseinheit im Bereich des NSG Neuweiler Viehweide handelt es sich um ein zum Teil durch Waldweide aufgelichtetes Waldgebiet mit zahlreichen kleineren Ge-wässern sowie einem kleinen zeitweise überfluteten und voll besonnten Wiesenbereich am Rande des FFH-Gebietes. Es gelang hier ein Einzelfund als Zufallsbeobachtung. Darüber hinaus konnten vom Revierleiter 2 Fundplätze mit aktuellen Nachweisen sowie drei Ver-dachtsflächen benannt werden. Insgesamt wird die Erfassungseinheit als gut eingestuft – Wertstufe B.

In der dritten Erfassungseinheit im Siebenmühlental befindet sich nur ein sehr kleines isolier-tes Laichgewässer mit wenigen Tieren am Rand der Aue des Reichenbachs zwischen Kochenmühle und Walzenmühle. Weitere potenzielle Laichgewässer sind vorhanden aber derzeit unbesiedelt.

Die Habitatqualität wird auf dem StOÜbPl Böblingen als hervorragend eingestuft – Wertstufe A, im Bereich der Neuweiler Viehweide ist die Habitatqualität noch als gut einzustufen – Wertstufe B und im Siebenmühlental wird sie nur als durchschnittlich eingestuft – Wertstufe C. Der Zustand der Population ist aufgrund der Populationsgrößen und der Reproduktion auf dem StOÜbPl Böblingen mit hervorragend – Wertstufe A, im Bereich der Neuweiler Viehwei-de mit gut– Wertstufe B und im Siebenmühlental als durchschnittlich bewertet – Wertstufe C.

Beeinträchtigungen konnten nicht festgestellt werden – Wertstufe A.

Verbreitung im Gebiet

Vorkommen der Gelbbauchunke [1193] sind weitgehend auf den StOÜbPl Böblingen und das Schönbuch im Bereich der Neuweiler Viehweide und Siebenmühlental beschränkt.

Bewertung auf Gebietsebene

Bezeichnend ist im Bereich des Kernvorkommens im FFH-Gebiet eine hervorragende Laich-gewässerstruktur mit ständig neu entstehenden, flachen und offenen, prädatorenfreien Ge-wässern oder durch Fahrspuren und insbesondere durch gezielte Artenhilfsmaßnahmen. Im Umfeld befinden sich zudem hervorragende sehr strukturreiche Landlebensräume. Es gelin-gen regelmäßig Nachweise von zahlreichen Tieren, regelmäßig ist zudem eine erfolgreiche

Gelbbauchunke [1193] auf Gebietsebene aber dennoch nur als gut eingestuft – Erhaltungs-zustand B. Maßgeblich für diese Einstufung ist der starke Rückgang der Gelbbauchunke mit Verlust zahlreicher ehemaliger Vorkommensbereiche im FFH-Gebiet, wo die Art nur noch auf dem StOÜbPl und im Bereich der Neuweiler Viehweide und das Siebenmühlental beschränkt ist. Die Einstufung hat sich gegenüber dem SDB somit verschlechtert.