gebannt
Medizinischp Klinik III und... . a .. . .. Poliklinik der
Uni-Wege der Antigenelimination versität Erlangen
Der zytotoxische T-Lymphozyt
Als erstes soll die zellvermittelte zytotoxische Reaktion beschrieben werden. Sie ist zweifellos die wichtigste Möglichkeit zur Antigenbeseiti
gung im Organismus, wenngleich nicht die häufigste. Aktives Element ist der zytotoxische T-Lymphozyt. Er ist spezialisiert auf die Besei
tigung von virusinfizierten Zellen. Unter dem Einfluß des in das Genom eingedrungenen Vi
rus werden während der aktiven Phase neue Strukturen produziert, insbesondere Viruspar
tikel. Es gibt jedoch auch andere Proteine, die sich im Zellkern, im Zytoplasma und an der Zelloberfläche ausbilden. Die an der Membran erkennbaren Strukturen ähneln für gewöhn
lich dem Virus. Aus diesem Grunde wird die sensibilisierte T-Zelle, nachdem sie durch Präsentation des Antigens aktiviert worden ist, ihr Antigen an der Zelloberfläche wiedererken
nen. Dieser Vorgang findet ebenfalls am T-Zell- rezeptor, also dem korrespondierenden Mem
branmerkmal des T-Zellklones statt. Aber dies allein genügt nicht, es muß wiederum in be
sonderer Form erfolgen.
Stößt eine zytotoxische Zelle auf das virusin
fizierte Ziel, so sondert sie einen Stoff ab, der die Membran der infizierten Zelle lokal zerstört und dadurch den Austritt des Zellinhaltes er
möglicht, was deren Untergang besiegelt. Der Stoff hat enzymartigen Charakter und wird Perforin genannt. Selbstverständlich muß der T-Lymphozyt eine wirksame Gegenmaßnahme treffen, um nicht seiner eigenen mörderischen Substanz zum Opfer zu fallen. Während dieses aktiven Vorganges sondert die zytotoxische Zelle weitere Substanzen ab, die in der Lage sind, Elemente der unspezifischen Abwehr an
zulocken und am Ort des Geschehens festzu
halten.
Dies sind chemotaktische Faktoren und sol
che mit aktivierenden Eigenschaften. Zugleich wird hier auch die Wanderungsfähigkeit der einmal herangeeilten Zellelemente gehemmt, um sie an den Ort des Geschehens zu binden.
Diese Zytokine werden als makrophagenakti
vierende Faktoren oder migrationsinhibie
rende Faktoren bezeichnet.
Die Summe der Einzelvorgänge dient der ra
schen Beseitigung der Zellen, die quasi als Müll nach ihrem Untergang noch vorhanden sind.
Das Immunsystem wird nämlich von phagozy- tierenden Elementen der unspezifischen Ab
wehr bei der Elimination der virusinfizierten Zellen unterstützt. Dies alles ist ein ganz nor
maler und banaler Vorgang, wie man ihn bei jeder Virusinfektion antrifft.
Die verzögerte Reaktion
Ein weiteres Element der zellvermittelten Im
munreaktion ist die DTH-Zelle, was stellver
tretend steht für den deutschen Begriff der ver
zögerten Reaktion (DTR = delayed type of hy
persensitivity). Im Grunde genommen werden auch hier die Antigene von der sensibilisierten T-Zelle erkannt und attackiert. Wiederum scheinen HLA-Gruppen des Gewebes mitbetei
ligt zu sein. Klassisches Beispiel ist das Kon
taktekzem oder die Dermatitis. Die abgegebe
nen Faktoren sind abgesehen vom Perforin identisch.
Bei der Betrachtung von Antigen-Eliminati
onsmechanismen, die von B-Lymphozyten und Plasmazellen ausgehen, können diese Zellen deshalb außer acht gelassen werden, weil sie nicht selbst das Antigen beseitigen, sondern die dafür geeigneten Antikörper produzieren und sezernieren.
Der zytotoxi
sche T-Lym- phozyt ist auf die Beseitigung virusinfizierter zellen speziali
siert
Sogar der tote Zellmüll wird beseitigt
Z. .\llg. Med. 1992; 68: 183-185. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1992
D
Serie (16) ImmunologieIgA soll den Schutz nach außen gewähr
leisten
IgE ist ein Anti
körper, der anaphylakti
sche Reaktio
nen vermittelt
Zumindest der Magen-Darm- Kanal des Säuglings wird durch die IgA aus der Mutter
milch geschützt
Die verschiedenen Immunglobulin- klassen
IgD - klinisch wenig relevant
IgD ist ein Immunprotein, welches aus klini
scher Sicht wenig Bedeutung hat. Zumindest ist keine Erkrankung bekannt, die durch Anti
körper dieser Immunglobulinklasse ausgelöst wird. Es ist nur von Wichtigkeit, wenn ein bösartiger Immuntumor, das Plasmozytom, IgD produziert, so daß es unter den Eiweißkörpern des Blutes hervortritt und als Paraprotein er
kennbar wird.
IgA - Schutz nach außen
IgA ist eine Antikörperklasse, die wenig patho
genes Potential aufweist. So ist lediglich bei blasenbildenden Hautkrankheiten und bei der IgA-Nephritis dieser Antikörpertyp mit der Er
krankung in einen Zusammenhang zu bringen.
IgA hat aber eine andere wichtige Aufgabe, nämlich den Schutz nach außen zu gewährlei
sten. Es wird in großen Mengen abgesondert vor allem in drüsigen Organen, in deren Sekre
ten es sich findet. IgA kommt vorzugsweise in den Speicheldrüsen, den Tränendrüsen aber auch in vergleichbaren Gebilden der Atemwege und des Magen-Darm-Kanales vor. Einen be
sonders hohen IgA-Anteil gibt es in der Mut
termilch. Auf diesem Wege wird sichergestellt, daß der trinkende Säugling das ihm zunächst fehlende eigene IgA von der Mutter übernimmt und auf diesem Wege zumindest einen Schutz seines eigenen Magen-Darm-Kanals erfährt.
Dies ist auch einer der Gründe, weshalb die natürliche Brustmilchernährung durch nichts anderes ersetzt werden kann und warum auch für eine möglichst lange Brustmilchernährung plädiert wird. Die Leihimmunität soll nämlich so lange aufrecht erhalten werden, bis die Lei
stung des Immunsystems des Säuglings die Aufgaben übernehmen kann.
Damit nun möglichst viel IgA in die Oberflä
chensekrete Übertritt, sind die IgA-bildenden Plasmazellen an der Oberfläche sehr dicht ge
sät. So wird gewährleistet, daß das IgA, wel
ches nur durch Diffusionsdruck oder in der Zirkulation verteilt werden kann, zu einem kleinen Anteil ins Blut und zu einem großen in die Ausführungsgänge der Drüsen gelangt.
ln der Muttermilch ist IgA das einzige Pro
tein, welches nicht verdaut wird und dem Schutz des kindlichen Darmes erhalten bleibt.
Das Sekretorische IgA kann also sogar extra
korporal Antigene binden.
Raffinierter Schutzmechanismus
Bei der Diffusion und Exkretion durch die Epi
thelverbände wird IgA mit einem Protein verse
hen, das die an der Oberfläche gelegenen Zellen produzieren. Es wird als Sekret oder Transport
stück bezeichnet. Das nunmehr vorliegende IgA heißt Sekretorisches IgA und kann von den Ver
dauungsenzymen nicht mehr zerlegt werden.
Die übrigen Immunglobuline, indes, werden verdaut. Dies ist der entscheidende Grund da
für, daß in den Sekreten IgA dominiert.
IgE - wichtig bei klassischen allergischen Reaktionen
IgE ist ein Antikörper, der anaphylaktische Re
aktionen vermittelt. Dazu gehören Asthma bronchiale, Urtikaria und die sogenannten all
ergischen Eormen der Rhinitis, Konjunktivitis und Gastroenteritis sowie der anaphylaktische Schock. Diese dramatischen Ereignisse werden von Mediatorsubstanzen ausgelöst. Das Drama beginnt zunächst damit, daß sich das IgE an Oberflächen von Mastzellen und Basophilen fi
xiert, und zwar in einer Art und Weise, daß die antigenbindenden Arme hinaus ins Freie ra
gen.
Wenn eine Antigenbindung eintritt, dient dies als Signal für die Freisetzung der in der Zelle enthaltenen Mediatoren. Wichtigste Sub
stanz ist hier das Histamin, gefolgt von Leu
kotrienen und Serotonin. Weil die Mediator
substanzen schon fix und fertig in der Zelle enthalten sind und die Ausschüttung sofort ein
tritt, setzt auch die Symptomatik nach Antigen
kontakt blitzartig ein. Bekannteste Beispiele sind etwa Auftreten von Asthma unmittelbar nach Kontakt mit den entsprechenden Antige
nen oder der anaphylaktische Schock nach In
jektion eines Arzneimittels oder nach einem Bienenstich. Dank zahlreicher abbauender En
zyme sind die entsprechenden Symptome ebenso rasch wieder am Abklingen.
IgG - der »Allerweltsantikörper«
IgG ist so gut wie überall funktionstüchtig und übernimmt auch den Großteil der Antigenbin
dung. Dementsprechend vielfältig sind die Eli
minationsmechanismen. Um es vorweg zu nehmen, IgG wird sogar in den Kreislauf des Föten transportiert, wozu ein aktiver Mecha
nismus in der reifen Plazenta beiträgt. Es dient hier dem intravasalen und sogar dem generel
len Immunschutz für das Neugeborene, mit Ausnahme des Magen-Darm-Traktes.
Bindet IgG an Membranen von Zellen, so
Immunologie Serie XiFA
durchlöchert die enzymatische Aktivität des nunmehr aktivierten Komplements die Zell
wand mit der Folge des Zelltodes. Auf diese Weise werden Zellverbände zerstört, etwa Membranen in Lunge und Niere beim Goodpa- sture-Syndrom. Häufigstes Beispiel sind jedoch Hämozytopenien, Hämolytische Anämie, Leu
kopenien und Thrombopenien.
Am verzwicktesten wird die Situation, wenn IgG und Antigen sich im freien Raum begegnen und binden. Solange die daraus entstehenden Komplexe nicht an der Wand anstoßen, ge
schieht gar nichts. Erst nach deren Strandung
- (Antikörper) - Immunoglobuline
-Antigen
Antigen Komplementbindung
Lyse Zytoadhärenz Phagozytose
Antigenbindung
. Immunologischer Effekt
= spezifischer Effekt biologischer ^__
Effekt
= unspezifischer Effekt
Abbildung 1
an beliebiger Stelle kommt es zur Aktivierung großer Komplementmengen, zur Anlockung von phagozytierenden Elementen zwecks Be
seitigung der komplexgebundenen Antigene und bei Anfallen und Verarbeitung großer Mengen zum Eintreten einer Entzündung.
Wenn dieses Ereignis in größeren Körperhöh
len geschieht, dann folgt daraus eine Serositis, wie sie die Pleuritis oder Perikarditis darstel
len. Formieren sich solche Immunkomplexe in den Blutgefäßen, so kommt es zur Vaskulitis, wenn sie in die Gefäßwand eindringen. Da die
ses sich am häufigsten in den Bereichen erei
gnet, wo die Blutstrombahn sehr eng wird, finden sich solche Zustände überdurchschnitt
lich im kapillaren Bereich. Dies täuscht eine Erkrankung von Organen vor, obgleich ledig
lich die Gefäße, aber nicht das Parenchym be
troffen sind. Häufigste Beispiele hierfür sind die Glomerulonephritis, Dermatitis, Iridocycli
tis - aber auch Synovitis und Erythema nodo
sum können hierher gehören. Dies alles dient, es soll nicht vergessen werden, der beschleu
nigten Elimination des Antigen. Weil hier auch noch phagozytierende Zellen hinzutreten müs
sen, verzögert sich der gesamte Ablauf Solche Reaktionen werden für gewöhnlich einige Stun
den nach Antigenbindung manifest und bilden sich einige Tage später wieder zurück.
IgG kann auch Rezeptoren besetzen und auf diese Weise irritieren, was auf der einen Seite zu Hyperreaktivität und auf der anderen Seite zu Reaktionslosigkeit führen. Hier geht es al
lerdings nicht um die Beseitigung von Antige
nen, sondern es liegt ein Irrtum des Immunsy
stems vor.
Am Anfang steht das IgM ...
IgM ist ein Antikörper mit ähnlichen Eigen
schaften wie IgG. Er findet sich vergleichsweise früh bei der Immunreaktion und geht der Pro
duktion der anderen Immunglobuline voraus.
Er vermag grundsätzlich das gleiche wie IgG, allerdings verläßt er infolge seiner enormen Größe kaum die Kapillaren und kann auch nicht die Plazentaschranke überwinden. IgM hat als zusätzliche Eigenschaft noch die Fähigkeit zur Agglutination, weil es als Makromolekül selbst große Partikel zu binden vermag. Als früher Antikörper dient IgM auch in der Diagnostik zur Beurteilung, ob eine Immunreaktion frisch oder schon längst abgelaufen ist. Findet sich der IgM-Antikörper, so ist der Antigenkontakt noch jung, bei IgG und IgA liegt der Antigen
kontakt schon länger zurück. Auch bei der In
fektion im Uterus bildet der Föt zunächst IgM, was an einem erhöhten Spiegel im Nabel
schnurblut nachweisbar ist, die derzeit häu- figst geübte Diagnostik bei Verdacht auf intrau
terine Infektion.
Prof. Dr. med. H. W. Baenkler Medizinische Klinik III und Poliklinik der Friedrich-Alexander-Universität Krankenhausstraße 12
8520 Erlangen
IgG übernimmt den Großteil der Antigenbin
dung
IgM ist das Im
munglobulin, auf das bin all die anderen Antikörper ge
bildet werden
Buchbesprechung
Norman Mcl. Johnson
Erkrankungen der Atmung
Kompendium -Übersetzer G. W. Sybrecht
P. B. Kroker Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, New York 1991.
58,- DM.
Inhalt
• Anamnese
• Physikalische Untersu
chung des Patienten
• Untersuchungsmethoden
• Häufige radiologische Be
funde
• Wichtige Erkrankungen
• Besondere klinische Pro
bleme
• Therapie.
Kommentar
Vor jedem Kapitel verhilft eine systematische Inhaltsangabe zu einer umfassenden klaren Übersicht. Das handliche Buch wird dadurch lexikonar
tig benutzbar. Der großzügige Satzspiegel fördert ein ermü
dungsfreies Lesen.
Schon dem ersten Satz des Buches können wir voll zu
stimmen: »Die sorgfältig er
hobene Anamnese ist von zentraler Bedeutung.«
Die 159 Abbildungen stellen zum Teil gute Ergänzungen der schriftlichen Information dar, einige sollten durch Bunt
bilder ersetzt werden. (Die strahlend schön beleuchtete Hausmilbe dient wohl eher der ästhetischen Demonstra
tion als der Sachinformation.) Die 16 Tabellen sind über
sichtlich und informativ.
Bei der Übersetzung ins Deut
sche wurde die neue Nomen
klatur der Lungenneben
geräusche verwendet und deren Entstehung erklärt.
Kleine Schönheitsfehler min
dern den Wert des Schnell- Info-Buches nicht.
Die Legenden der .Abbildungen 64 und 65 wurden vertauscht.
Die zur Verringerung der Schädlichkeit des Rauchens empfohlenen Filtermund
stücke der Zigaretten filtern die Giftstoffe schlechter als eine gleichgroße Strecke Tabak.
Eine Neuauflage sollte trotz der schon gegebenen Übersicht
lichkeit ein Stichwortverzeich
nis bekommen.
Insgesamt stellt das kleine Kompendium eine Bereiche
rung unserer wissenschaftli
chen Bibliothek beziehungs
weise unseres Schreibtisches dar. H. Germeshauseri
Rudolf Hänsel
Phytopharmaka
Grundlagen und Praxis Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1991.
322 Seiten, 2. Auflage, 68,- DM.
Inhalt
• Allgemeines zur Phytothe
rapie, historische Hinter
gründe, Herstellungsver
fahren und Therapiefor
men mit Phytopharmaka
• Pflanzliche Herz-Kreislauf- Therapie
• Pflanzliche Therapie der Erkältungskrankheit
• Pflanzliche Therapie der Magen-/Darmerkran- kungen und Therapie der Leber, Gallenwege und des Pankreas
• Pflanzliche Urologika
• Pflanzliche Gynäkologika
• Pflanzliche Beruhigungs
mittel
• Immunstimulation mit Phy
topharmaka
• Auf jedes Kapitel folgt ein ausführliches Literaturver
zeichnis.
Kommentar
Das Interesse an anderen, alt
hergebrachten Heilmetho
den, die mit weniger Neben
wirkungen belastet sind, wächst in zunehmendem Maße bei Patienten und Ärz
ten.
Rudolf Hänsels Buch über die
»Phytopharmaka« bietet bei
den Zielgruppen, dem Fach
mann und dem Laien, ein um
fassendes und gut geglieder
tes Lehrbuch.
Jedes Phytotherapeutikum wird übersichtlich mit In
haltsstoffen, Wirkung, Neben
wirkung und Anwendungs
hinweisen besprochen, was das Buch auch als schnelles Nachschlagewerk attrak
tiv macht. Der hintergründig interessierte Leser wird eben
falls zufriedengestellt, da der Autor größtenteils auch auf die Biochemie, Pharmakokinetik und Pharmakodynamik der pflanzlichen Inhaltsstoffe ein
geht. Sollten dann immer noch Fragen offenstehen, kann der Leser nach weiteren Informa
tionen in dem umfangreichen Literatuverzeichnis im An
schluß an jedes Kapitel suchen.
Das vorliegende Buch gibt in übersichtlicher und textlich klarer Form einen praxisorien
tierten Überblick über die Mög
lichkeiten und Anwendungsge
biete der Phytopharmaka.
Dr. med. Annette Morisch
Gastkommentar
Wolfgang Hasselkus