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Im Dokument Drogen- und Suchtbericht (Seite 173-184)

www.de.imagen-europe.com

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Weiterentwicklung des Selbsthilfeportals

Breaking-Meth.de für verschiedene Nutzergruppen Breaking Meth ist ein Selbsthilfeportal für Men-schen mit methamphetaminbezogenen Störungen.

Es wurde vom Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg entwickelt und wird aktuell im Rahmen eines vom BMG geförderten Forschungsvorhabens für unter-schiedliche Nutzergruppen optimiert. Auch die AOK PLUS – Die Gesundheitskasse für Sachsen und Thüringen unterstützt das Projekt. Der Betrieb erfolgt in Kooperation mit dem szenenahen Präven-tionsprojekt „Drug Scouts“ (Träger: SZL Suchtzent-rum gGmbH, Leipzig). Die ansprechend gestaltete Plattform ist auf internetfähige Computer sowie auf Mobilgeräte abgestimmt. Dabei wird besonderer Wert auf den Schutz der Mitglieder gelegt. Die Moderatoren steuern regelmäßig aktivierenden Input bei. Aufgrund verschiedener virtueller Kommunikationsräume können unterschiedliche Nutzergruppen angesprochen werden. Dank der Unterstützung des US-amerikanischen Buchautors Joseph Sharp, eines ehemaligen Crystal-Abhängigen, umfasst das Angebot des Portals nun auch eine online verfügbare deutsche Fassung des Selbsthilfe-buches „Quitting Crystal Meth“.

Die Mitgliedschaft im Portal steht allen Betroffenen offen, ist anonym möglich und selbstverständlich kostenfrei. Aufgrund der sorgfältigen Moderation kann das Angebot sowohl für noch Konsumierende mit Abstinenzwunsch als auch für bereits Abstinen-te zur Rückfallprophylaxe und soziale UnAbstinen-terstüt- Unterstüt-zung empfohlen werden.

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Evaluation eines stationären Modellprojekts (Matrix, Indikativgruppe ATS) bei

Crystal-Konsumierenden

Seit Ende 2016 evaluiert die Psychiatrische Klinik der LMU München in einer Langzeitstudie die Wirksamkeit von stationärer Entwöhnungstherapie bei Methamphetaminkonsumierenden. Hierzu wurden insgesamt 108 Patientinnen und Patienten aus zwei deutschen Suchtfachkliniken rekrutiert und zu Beginn der Behandlung, zum Ende der Behandlung und ein Jahr nach Behandlungsende mittels standardisierter Diagnostikinstrumente untersucht. Die beteiligten Kliniken unterscheiden sich in ihren Konzepten darin, dass ein Zentrum (Bezirksklinik Hochstadt) eine spezifische, am

kalifornischen „Matrix Modell“ orientierte Indi-kativgruppe für Konsumierende Amphetamin-typischer Substanzen (ATS) zusätzlich zur regulären Gruppentherapie anbietet, während die zweite Klinik (MEDIAN Klinik Mecklenburg) den Crystal-konsumierenden eine konventionelle Gruppenthe-rapie anbietet, ohne vorgegebenen inhaltlichen Fokus auf Stimulanzien. Ergebnisse zum mittelfristi-gen Therapieerfolg zeimittelfristi-gen, dass von den 108 Patien-tinnen und Patienten 40,7 Prozent die Therapie vorzeitig beendeten. Die Abbruchrate unterschied sich dabei zwischen den Kliniken nicht. Nach sechsmonatiger Therapie zeigten sich unabhängig von der Behandlungsmethode eine signifikante Reduktion des Cravings und der psy chi atri schen Symptome sowie eine signifikante Verbesserung der

www.breaking-meth.de

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psychosozialen Ressourcen, der kognitiven Flexibili-tät und der Verarbeitungsgeschwindigkeit. Es folgen noch die Katamnese- Erhebungen, die Ergebnisse zum langfristigen Therapieverlauf liefern.

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CaSCH-T1 - Pilotprojekt

Illegaler Substanzkonsum während der Schwanger-schaft und seine Folgen für Mutter und Kind Es gibt für Deutschland keine repräsentativen Zahlen zum Gebrauch illegaler Substanzen bei schwangeren Frauen und Müttern.

Das Pilotprojekt „CaSCH-T1“ (September 2018 bis April 2019) hatte zum Ziel, die Häufigkeit, Folgen und Behandlung des Substanzkonsums bei Frauen während der Schwangerschaft zu ermitteln. Dazu wurde die wissenschaftliche Literatur nach Über-sichtsarbeiten und randomisierten Kontrollstudien systematisch durchsucht (2008-2018). Parallel dazu wurde eine bundesweite, nichtinterventionelle anonyme Online-Befragung durchgeführt.

Die Literaturrecherche ergab, dass nur sieben methodisch akzeptable Publikationen zum Thema vorliegen. Die Daten stammen größtenteils aus den USA. Die Prävalenz des illegalen Substanzkonsums bei schwangeren Frauen ist unklar und reicht von zwei bis 32 Prozent. Einige Arbeiten stellten einen Zusammenhang zwischen Substanzkonsum und Frühgeburten, einem niedrigen Geburtsgewicht und einem erhöhten Risiko für Anämie, bei Sturz-geburten, bei einem kleinen Reifealter, beim Aufenthalt in einer Neugeborenen-Intensivstation nach der Geburt und bei einem reduzierten Aorten-durchmesser fest. Jedoch zeigten nicht alle Studien diese Befunde zu den Folgen des prä- und peri-natalen Substanzkonsums. Es existieren keine

Übersichtsarbeiten zur Behandlung des chronischen Cannabisgebrauchs während der Schwangerschaft.

Bei der Online-Befragung gingen 1.503 statt der anvisierten 200 vollständigen Fragebögen von schwangeren Frauen und Müttern ein. 13 Prozent gaben Substanzkonsum während der Schwanger-schaft an (69 Prozent Nikotin, 31 Prozent Alkohol, 22 Prozent Cannabis, zwei Prozent Opiate, 1,5 Prozent Amphetamine und ein Prozent Benzodiazepine).

Insgesamt wurden 45 Fragebögen vollständig durch medizinisches Fachpersonal ausgefüllt. Hiervon wurden elf von Ärzten beantwortet.

Die publizierte Datenlage zu Prävalenz und Folgen des Substanzgebrauchs während der Schwanger-schaft reicht nicht für evidenzbasierte Aussagen aus.

Die geringe Teilnehmerzahl der Ärzte trotz inten-siver Rekrutierungsbemühungen ist angesichts der gefundenen Risiken von psychotropen Substanzen für Mutter und Kind als „alarmierend“ zu bewerten.

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Evaluation des bedarfsorientierten, interdiszipli-nären und systemübergreifenden „Dresdner Versorgungspfades Crystal“

Im Rahmen der Evaluationsstudie „Dresdner Versorgungspfad Crystal“ wurden zunächst quali-tative Interviews mit betroffenen (werdenden) Müttern sowie Pfadbeteiligten geführt. 2020 werden mittels quantitativer Auswertung von Routinedaten die Durchführbarkeit sowie die Nützlichkeit eines transsektoralen und multiprofessionellen Ver-sorgungskonzepts untersucht, das auf Crystal Meth konsumierende werdende Mütter und ihre Kinder zugeschnitten ist.

Als Zwischenergebnis des von 2017 bis 2020 laufen-den Projekts wurde ein Handbuch zur Implemen-tierung des „Dresdner Versorgungspfads Crystal“ an weiteren Standorten Deutschlands erarbeitet. Darin werden Prozesse des Versorgungspfades beschrieben und Empfehlungen zur transsektoralen

Zusammenarbeit abgeleitet. Unter anderem be-inhaltet das Implementierungshandbuch Informa-tionen zu:

• Fall- und Informationsübergaben an den identi-fizierten Schnittstellen,

• Vorteile des Versorgungspfades und Empfehlun-gen zur Überwindung identifizierter Barrieren im Versorgungspfad,

• Empfehlungen zum Erreichen und Halten von Betroffenen,

• Einschätzung von Nachsorgemaßnahmen und

• Optimierungspotenziale in den Prozessen von

„Mama, denk an mich“ (Versorgungskonzept).

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Crystal Meth und Familie II - Konzeption und Evaluation einer Intervention für methamphe-taminabhängige Eltern zur Förderung der Familienresilienz und Elternkompetenz (SHIFT-Elterntraining)

Bisher fehlte es an suchtspezifischen, evaluierten Elternprogrammen, welche die besonderen Cha-rakteristika einer Methamphetaminabhängigkeit berücksichtigen. In dem Forschungsprojekt „Crystal Meth und Familie II“ wurde ein derartiges

Programm entwickelt: das „SHIFT-(Suchthilfe- Familien-Training)-Elterntraining“. Es wurde in Sachsen und Thüringen (in Kooperation zwischen Sucht- und Jugendhilfe) implementiert und eva-luiert. Das modularisierte Gruppenprogramm für methamphetaminabhängige Eltern mit Kindern bis acht Jahren zielt darauf ab, die Elternkompetenzen und die familiäre Widerstandsfähigkeit zu stärken.

Gleichzeitig soll es die elterliche Substanzabstinenz stabilisieren und die weitere Inanspruchnahme von

Hilfen fördern. „SHIFT“ beinhaltet acht Module, die wöchentlich durchgeführt wurden. Zur Über-prüfung und Bewertung der Intervention wurde ein multizentrisches Forschungsdesign umgesetzt.

Hierbei wurde eine „SHIFT“-Interventionsgruppe mit einer Kontrollgruppe ohne zusätzliche Inter-vention zu drei Messzeitpunkten verglichen. Die Evaluationsergebnisse zeigen, dass sich SHIFT bezüglich der Förderung positiven Erziehungs-verhaltens und der Reduzierung drogenbezogener Probleme als wirksam erwiesen hat. Beide Gruppen verbesserten sich hinsichtlich Familienfunktiona-lität, psychischer Belastung sowie Elternstress. Auch

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kindliche Problemlagen konnten in beiden Gruppen reduziert werden. Darüber hinaus erzielte „SHIFT“

eine außergewöhnlich hohe Akzeptanz sowohl bei Trainerinnen und Trainern als auch Eltern. Hierbei empfanden die Teilnehmer vor allem ressourcen-orientierte Ansätze als hilfreich.

Das Manual zum Training wurde im Frühsommer 2019 über den psychologischen Fachverlag Hogrefe veröffentlicht.

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SHIFT Plus – Weiterentwicklung und Evaluation des Sucht-Hilfe-Familientrainings für drogenab-hängige Eltern

Das Projekt „SHIFT Plus“ basiert auf den Ergebnis-sen des Vorgängerprojektes „SHIFT-Elterntraining“, das speziell für die Zielgruppe methamphetamin-abhängiger Eltern konzipiert wurde. Das modulari-sierte SHIFT-Programm wird nun für die gesamte Bandbreite der Abhängigkeit von illegalen Subs-tanzen weiterentwickelt, um Module für Angehörige beziehungsweise Kinder ergänzt und somit im Bereich Familienresilienz vertieft. Es werden dabei sowohl der Konsum von Opiaten, Cannabis und

Stimulanzien als auch multipler Substanzkonsum und Mischkonsum berücksichtigt.

Die Umsetzung von „SHIFT Plus“ soll bundesweit an insgesamt zehn Praxisstandorten in Zusammen-arbeit mit der Sucht- und Jugendhilfe erfolgen. Im Rahmen eines randomisiert-kontrollierten Forschungsdesigns wird die Intervention in Bezug auf Akzeptanz und Wirksamkeit überprüft.

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ATTUNE – Understanding Pathways to Stimulant Use: a mixed-methods examination of the indivi-dual, social and cultural factors shaping illicit stimulant use across Europe

Ziel des europaweit durchgeführten Projektes zum Amphetaminkonsum ist es, Konsumverläufe von Nutzenden amphetaminartiger Substanzen (ATS) in fünf Ländern zu untersuchen. Durch die Erhebung und Analyse individueller „Konsumkarrieren“ sollen potenzielle Risiko- und Resilienzfaktoren

identifiziert werden, die mit der Ausbildung be-stimmter Konsummuster (kontrolliert bis abhängig) in Zusammenhang stehen können. Neben aktuellen und ehemaligen Konsumierenden werden auch gezielt Personen rekrutiert, welche die Möglichkeit zum ATS-Konsum hatten (etwa weil in ihrem

ATTUNE

Understanding Pathways to Stimulant Use across Europe

www.shift-elterntraining.de

www.disup.de

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sozialen Umfeld ATS konsumiert werden), diesen aber abgelehnt haben. Dadurch ist es möglich, Umstände und Gründe zu ermitteln, warum manche Personen mit dem Konsum von ATS beginnen, andere wiederum nicht.

Das Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung ZIS) hat die Projektleitung übernommen, weitere Partner des Konsortiums mit eigenständiger

Projektdurchführung und eigenem Budget kommen aus Großbritannien, der Tschechischen Republik, den Niederlanden und Polen.

Für das Projekt wurde ein mixed-methods-basiertes Forschungsdesign entwickelt, das aus zwei Modulen besteht. Im bereits abgeschlossenen qualitativen Modul wurden insgesamt 280 halbstrukturierte Interviews mit unterschiedlichen Konsumenten-gruppen geführt. Die Auswertungen zeigen, dass die Gruppe der ATS-Konsumierenden sehr heterogen ist. Diverse individuelle, soziale und umwelt-bezogene Einflüsse stehen mit unterschiedlichen Konsumverläufen im Zusammenhang. Auch die Art der genutzten ATS spielt eine Rolle. Beispielsweise versuchen Ecstasykonsumierende, die posi tiven Wirkungen der ersten Konsumerfahrungen (zu-meist im Partykontext) zu wiederholen, und intensivieren hierfür teilweise ihren Konsum.

Zeigen sich negative (beispielsweise gesundheitliche) Konsequenzen oder bleibt die gewünschte Wirkung

aus, wird der Konsum verringert oder zeitweise ausgesetzt. Die intensive Nutzung von Ampheta-minen wiederum steht oft mit beruflichem Stress und dem „Funktionieren“ im Alltag im Zusammen-hang. Einschneidende Lebensereignisse, familiäre Veränderungen oder auch Haftstrafen können dazu führen, dass der Konsum reduziert oder ganz eingestellt wird.

Auf Grundlage der aus dem qualitativen Modul gewonnenen Erkenntnisse sowie unter Einbe-ziehung der Ergebnisse eines systematischen Literaturreviews wurde ein standardisierter Frage-bogen für das quantitative Modul entwickelt. Diese tablet gestützte Befragung wird derzeit mit insge-samt 2.000 Personen durchgeführt.

Die Ergebnisse des Projekts, die für Ende 2019 erwartet werden, können dazu dienen, neue Prä-ventionsangebote für ATS-Konsumierende zu entwickeln beziehungsweise bereits bestehende anzupassen.

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Informationssystem zu Neuen psychoaktiven Stoffen und Medikamenten (Phar-Mon NPS) Neue psychoaktive Stoffe (NPS) stellen die

Gesellschaft und die Gesundheitspolitik vor große Herausforderungen. Die Vielfalt der Substanzen, deren schnelle Weiterentwicklung und der ano-nyme Vertrieb über das Internet stellen Gesetzge-bung und Prävention vor ernst zu nehmende Probleme.

Das Projekt Phar-Mon NPS führt seit 2015 ein zielgruppenspezifisches Monitoring in Deutschland

durch und sammelt Daten zum Konsum von NPS in Risikopopulationen. Es stehen Informationen aus Befragungen im Zusammenhang mit Partyprojek-ten, ambulanten Beratungsstellen und der externen Suchtberatung in Justizvollzugsanstalten (JVA) zur Verfügung. Darüber hinaus wurden über eine Giftinformationszentrale und über das HaLT-Projekt in Bayern Daten zu Vergiftungen gesammelt. Zudem wurden das Angebot und die Preise von NPS in Online-Shops ausgewertet. Zusätzlich wurden Informationen des Early Warning Systems (EWS) der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) berücksichtigt.

www.zis-hamburg.de/projekte/

projektdetails/

ATTUNE-Understanding-Pathways-to- Stimulant-Use/

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In den verschiedenen Szenen wurde am häufigsten der Konsum synthetischer Cannabinoide gemeldet, mit Ausnahme der Beratungsstellen, deren Klien-tinnen und Klienten einen häufigeren Konsum von Cathinonen berichteten. Auch in Online-Shops dominierten Kräutermischungen das Gesamt-angebot. Als Hauptmotiv für den Konsum von NPS wurde in der Partyszene sowie in Beratungsstellen und von Insassen der JVA häufig Neugierde genannt.

In der JVA spielten zudem psychosoziale Probleme eine Rolle. Unter den 46 Notfällen, die von deutscher Seite an die EBDD gemeldet wurden, traten zusätz-lich zu synthetischen Cannabinoiden vor allem synthetische Opioide auf. Insgesamt werden

etablierte illegale Substanzen aber viel häufiger konsumiert als NPS. Um Entwicklungen in Bezug auf NPS, aber auch im Konsum und der Verbreitung anderer psychoaktiver Substanzen in Deutschland zukünftig zu beobachten, wird seit Januar 2019 das Anschlussprojekt Phar-Mon plus durchgeführt.

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Vollerhebung zum Substanzkonsum in der Justizvollzugsanstalt Wittlich

Die Untersuchung des Konsums psychoaktiver Substanzen – und damit in Verbindung stehende Angebote der Gesundheitsfürsorge in Haft – hat in der Forschung in Deutschland bisher relativ wenig Aufmerksamkeit erfahren. Zahlreiche verfügbare Daten zu Prävalenzen und anderen drogenbe-zogenen Indikatoren im intramuralen Setting sind veraltet und zum Teil widersprüchlich.

Im Rahmen einer aktuellen Untersuchung wurden basierend auf Selbstauskünften der Inhaftierten der Männerhaftanstalt Wittlich in Rheinland-Pfalz Daten zum Konsum psychoaktiver Substanzen erhoben. Bezogen auf alle Inhaftierten lag die Erreichungsquote bei 41,45 Prozent (n = 193). Der Fragebogen war in vier Themenbereiche unterteilt:

Konsum von Alkohol und Tabak, illegale Drogen, Risikoverhalten und Wissen zu Hilfsangeboten sowie Konsequenzen des Substanzkonsums in Haft.

Über 80 Prozent der Befragten gaben an, aktuelle Raucher zu sein. Dieser Wert liegt 2,6-mal höher als in der männlichen Allgemeinbevölkerung in

Deutschland. Um dieses Problem anzugehen, plant die Leitung der JVA Wittlich, einige der Justizvoll-zugsbeamten zu schulen, um den Insassen Rauch-entwöhnung anbieten zu können.

Unter den Konsumenten illegaler Drogen spielen vor allem Cannabis und Neue psychoaktive Stoffe (NPS) wichtige Rollen. Ein Augenmerk auf diese Substanzen ist daher sinnvoll. Dies geschieht in Wittlich vor allem im Bereich der NPS durch ein Projekt zur Erkennung des NPS-Konsums durch geschulte Justizvollzugsbeamte. Die Lebenszeitprä-valenzen der Inhaftierten lag für jede der abgefrag-ten ille galen Substanzen deutlich über den

Lebenszeit prävalenzen der männlichen Allgemein-bevölkerung in Deutschland. Vor diesem Hinter-grund ist es sinnvoll, fachliche Beratung zu den Folgen des Konsums anzubieten und Behandlungs-angebote zu unterbreiten.

Insgesamt haben die befragten Inhaftierten ange-geben, in Haft mehr Kontakt zu Beratungsange-boten aufgenommen zu haben als in Freiheit.

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www.legal-high-inhaltsstoffe.de/

en/pharmon-nps.html

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Erhebung der in Deutschland abgegebenen Konsumutensilien und ausgebender Einrichtungen Konsumierende illegaler Substanzen haben ein stark erhöhtes Risiko, sich mit Krankheiten wie HIV und Hepatitis anzustecken, wenn sie nichtsterile

Konsum utensilien (zum Beispiel Spritzen, aber auch Röhrchen zum nasalen Konsum und andere) verwenden. Diese Gruppe mit sterilen Konsum-utensilien zu versorgen ist deshalb eine wichtige (drogen-)gesundheitspolitische Maßnahme. Bisher war unbekannt, wo und wie viele Konsumutensilien in Deutschland verteilt werden. Das Forschungs-projekt hat deshalb zunächst eine geografische Verteilung derjenigen Projektträger erstellt, die in Deutschland diese Versorgung übernehmen. Die Ergebnisse können als Grundlage für die Planung zielgruppenspezifischer Maßnahmen und der Sicherstellung der Versorgung dienen.

Es konnten für etwa ein Drittel der deutschen Landkreise und kreisfreien Städte, in denen circa die Hälfte der deutschen Bevölkerung lebt, Ausgabe-stellen recherchiert werden. Städte sind wesentlich besser versorgt als ländliche Gegenden: In fast zwei

Dritteln der kreisfreien Städte, in denen fast 90 Pro-zent der in kreisfreien Städten lebenden Per sonen gemeldet sind, wurden Ausgabestellen registriert. Im Gegensatz hierzu konnte nur in knapp einem Viertel der Landkreise, in denen ungefähr ein Drittel der in den Landkreisen gemeldeten Personen wohnt, eine Ausgabestelle gefunden werden. Verschiedene epidemiologische Indikatoren zeigen, dass der Anteil von Drogenkonsumierenden in Ballungs-zentren höher ist als auf dem Land; somit kann davon ausgegangen werden, dass über die Hälfte der Drogenkonsumierenden Deutschlands in Gegenden mit prinzipiell vorhandenem Zugang zu einer Konsumutensilienausgabe lebt. Gleichzeitig scheint die Versorgung im ländlichen Raum nicht flächen-deckend sichergestellt. Auf den bisherigen Projekt-ergebnissen aufbauend werden abgegebene Konsumutensilien gezählt, um einschätzen zu können, wie gut die Versorgung in den Gebieten mit einer Ausgabe ausgebaut ist.

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Familie und Suchtprävention – Kultursensible Informations- und Präventionsangebote für russischsprachige Eltern und Familienangehörige zur Erweiterung der Angebote der Suchtprävention und der Verkürzung des Zugangs in das deutsche Suchthilfesystem

Russischsprachige Konsumierende von illegalen Drogen weisen im Vergleich zu einheimischen Konsumierenden andere Risikofaktoren und riskantere Konsummuster auf – mit entsprechenden Folgen, zum Beispiel einer überdurchschnittlich hohen Zahl an Drogentoten und überproportional vielen Hepatitis-C- und HIV-Infektionen. Zudem ist belegt, dass das Suchthilfesystem in Deutschland von Russischsprachigen nicht bzw. seltener und später in Anspruch genommen wird als von Menschen ohne Migrationshintergrund. Aufgrund

komplexer migrations- und integrationsbedingter Problemlagen haben russischsprachige Familien einen hohen Informations- und Hilfebedarf im Bereich Sucht und Drogen, der aktuell nicht aus-reichend abgedeckt wird.

Der Bundesverband russischsprachiger Eltern (BVRE) hat sich das Ziel gesetzt, schwer erreichbare russischsprachige Familien über das Präventions- und Suchthilfesystem zu informieren sowie den Familien mit bestehender Suchtproblematik bei

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Jugendlichen von 13 bis 22 Jahren deutschlandweit einen niedrigschwelligen Zugang zu diesen Infor-mationen anzubieten.

Dabei setzt der BVRE auf sein seit mehreren Jahren aufgebautes Multiplikatorensystem, das sich in der sozialen Arbeit mit bestimmten Migrantengruppen bereits als erfolgreich erwiesen hat. Als Multiplika-torinnen und Multiplikatoren werden Personen aus dem Milieu der Projektzielgruppe gewonnen, die das Vertrauen der Zielgruppe besitzen, die Sprache der Zielgruppe beherrschen und mit kulturellen Besonderheiten der Zielgruppe vertraut sind. Die Multiplikatoren werden auf die anstehende Arbeit mit der Zielgruppe professionell vorbereitet und in der Anfangsphase ihrer neuen Tätigkeit begleitet. Sie stellen ein Bindeglied zwischen der Zielgruppe und dem etablierten Hilfesystem in Deutschland dar.

Innerhalb von zwei Jahren (2017-2019) wurden 40 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu

verschiedenen Themen rund um die Prävention von Drogenabhängigkeit geschult und bei Informations-veranstaltungen für Eltern und Angehörige der suchtgefährdeten sowie betroffenen Jugendlichen deutschlandweit begleitet.

Alle Themen werden kultursensibel aufgearbeitet und präsentiert. Ein Handbuch, das theoretische Grundlagen mit den im Projekt erarbeiteten Inhalten verbindet, sichert die Nachhaltigkeit der kultursensiblen Präventions- und Suchthilfearbeit.

Gefördert durch: Bundesministerium für Gesundheit

Diversity orientierte und partizipative Entwicklung der Suchtprävention und Suchthilfe für und mit Migrantinnen und Migranten (PaSuMi)

Das bundesweite Modellprojekt PaSuMi wurde vor dem Hintergrund initiiert, dass nicht alle drogen-konsumierenden oder suchtgefährdeten Menschen einen barrierefreien Zugang zur Versorgung haben.

Es wurde 2017 bis 2019 in acht lokalen Einrich-tungen der indizierten sowie selektiven Sucht-prävention und Suchthilfe in enger Zusammen-arbeit mit sog. „Peers“ partizipativ umgesetzt.

Die Peers sind im gesamten Projektverlauf an den Entscheidungen beteiligt. Ihre Perspektiven resul-tieren aus der eigenen Migrations- oder Flucht-erfahrung. Sie gehören zu oder haben Bezug zu unterschiedlichen Gruppen, die Drogen gebrauchen oder gebraucht haben beziehungsweise suchtge-fährdet sind, sprechen unterschiedliche Sprachen, einige von ihnen sind Sexarbeiter (m, w, trans) und

teilen komplexe Ungleichbehandlungen in der Gesundheitsversorgung.

Ziele:

• gemeinsame Entwicklung und Evaluation neuer Ansätze für selektive und indizierte Maßnahmen der Suchtprävention

• Anpassung der Maßnahmen der Suchtprävention an den Bedarf und die Lebenswelt unterschied-licher Migrantinnen- und Migranten-Communities

www.bvre.de

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• Reflexion und Orientierung der Arbeit in den Einrichtungen am Diversity-Ansatz

• Identifikation von bundesweit anwendbaren und praxisnahen Handlungsempfehlungen

Methoden:

• Community-Map, Videos, Kunst, Sport, Peer-Research

• standortübergreifende Weiterbildungs- und Aus wertungsworkshops für Praktikerinnen und Praktiker sowie Peers zur fachlichen und methodischen Unterstützung

• wissenschaftliche Begleitung

• wissenschaftliche Begleitung

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